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Vorstellung Christian
#126 RE: Vorstellung Christian
Das ist für mich nicht nur der interessanteste, sondern auch der authentischste Bericht, den ich hier bisher über Kuba gelesen habe - und das, obwohl ich mich im Gegensatz zu anderen nicht damit identifizieren kann, da es mir unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht im Traum einfallen würde, auf Kuba leben zu wollen.
Und zudem alles sachlich und sehr persönlich geschrieben.
Ich meine, dass es eine wirkliche Ehre für dieses Forum ist, dass Christian uns an seiner kubanischen Geschichte teilhaben lässt! Nochmals vielen Dank!
Danke el prieto,
ich wollte eigentlich erst gar nicht schreiben, habe mich aber dann zunehmends damit konfrontiert gesehen, das die Leser das wollten und jetzt bringe ich das natürlich auch zu Ende. Wenn gleich es mir manchmal schwer fällt, das alles nochmal vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen zu lassen,die letzten acht Jahre haben mein Denken und auch mein Handeln deutlich verändert. Das Drama ist nicht das ich nicht mehr auf Kuba lebe, das empfinde ich wie einen Schmerz, das Drama ist, das ich wieder in Deutschland bin.
Christian
Zitat von el prieto im Beitrag #126
Das ist für mich nicht nur der interessanteste, sondern auch der authentischste Bericht, den ich hier bisher über Kuba gelesen habe - und das, obwohl ich mich im Gegensatz zu anderen nicht damit identifizieren kann, da es mir unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht im Traum einfallen würde, auf Kuba leben zu wollen.
Und zudem alles sachlich und sehr persönlich geschrieben.
Ich meine, dass es eine wirkliche Ehre für dieses Forum ist, dass Christian uns an seiner kubanischen Geschichte teilhaben lässt! Nochmals vielen Dank!
TIDO
DEM KANN ICH MICH NUR ANSCHLIEßEN
Gruß Murci
Das Leben ging weiter und ich war lange Zeit nicht fähig noch irgend etwas zu entscheiden oder mich zu irgend etwas zu äußern, ich war nur noch da, nicht mehr, nicht weniger.
Ich gab der Rentenversicherung über den Tod meiner Mutter Bescheid und erhielt noch nicht einmal eine Bestätigung darüber. Obwohl sie meine Mail Adresse hatten und in den Jahren häufig mit mir kommunizierten. Bezugsberechtigter verstorben, Akte zu, fertig. Wenn ich so überlege was das für ein Aufwand war die Lebensbescheinigungen für meine Mutter zu besorgen. Sie bekam drei Renten, zwei von der RV und eine von der Stadt Stuttgart. Die wollte alle sechs Monate eine Bescheinigung, die RV einmal im Jahr. Die Anwältin der Consultoria kam extra zu uns nach hause um meine Mutter in Augenschein zu nehmen und dann eine Bescheinigung auszustellen. Später glaubte sie uns dann einfach das meine Mutter noch lebte.
Die Formulare bekam ich von der RV per Mail zugeschickt und musste die dann ausfüllen. Die Consultoria aber darf grundsätzlich keine ausländischen Formulare benutzen, unterschreiben oder bestätigen, also verwenden sie ihre eigenen Schriftsätze. Lediglich einen Stempel bekam ich auf das RV Formular, das wurde akzeptiert.
Und dann haben zweimal diese Stempel gefehlt. Jetzt hat die RV die Bescheinigung nicht anerkannt und hat mir andere Formulare geschickt, ich musste jetzt nach Havanna fliegen auf die Botschaft und das Leben meiner Mutter bestätigen lassen. Die aber konnte ja nicht mehr laufen, geschweige den fliegen. Ich telefonierte einige male mit dem Honorar Konsul wie man das regeln könne und er war bereit mir eine Bescheinigung zu erstellen die zwar nicht aufgrund persönlicher Inaugenscheinnahme erfolgte sondern augrund der Vorlage ihrer Ausweise und eines Schreibens mit aktuellem Datum und ihrer Unterschrift. Das wurde zum Glück von der RV akzeptiert. Das ist mir zweimal passiert. Mit der anderen Rente gab es dann auch Probleme, die wollten plötzlich eine Bestätigung ihrer Formulare die ich als Deutscher noch nicht mal verstand. Ich glaubte das die Bank auf die ihre Rente einging das bestätigen sollte, mit einem Stempel usw. War aber nicht so. Ich erklärte jetzt, das die Consultoria die einzige Institution auf Kuba ist die dazu autorisiert ist und ich im Übrigen die ganzen Jahre so verfahren habe. Jetzt kam wieder ein Schreiben das man das auch die ganzen Jahre so akzeptiert hat und ja alles in Ordnung sei wie ich ersehen könne. Warum dann so eine Bürokratenkacke dachte ich mir?
Wer glaubt nur auf Kuba sei die Bürokratie lästig, der beschäftige sich mal intensiv mit der deutschen, ich musste das erst vor einigen Wochen hier in Heidenau erfahren und war ziemlich perplex was da von mir gefordert wurde.
Ich widme dem einige Sätze, weil ich glaube das das vielleicht schon einigen Mitgliedern mit Kindern so ergangen sein könnte und somit auch in das Forum gehört.
Ich wollte den Reisepass unserer älteren Tochter erneuern lassen, der alte in Havanna ausgestellt, war abgelaufen. Ich ging auf das Bürgerbüro hatte Pass, Foto und Wohnsitzbescheinigung dabei und die Dame wollte das schnell erledigen. Sie kam aber scheinbar nicht mit dem System zurecht und holt ihre Chefin. Die sah schnell drüber und meinte, ist ja klar, ihre Tochter ist ja Kubanerin, und Deutsche fügte ich noch hinzu. Moment, Moment sagte sie, es wird vermutet das sie Deutsche ist. Wie bitte, vermutet? Dann wurde mir auf der Botschaft in Havanna also nur aufgrund einer Vermutung ein deutscher Kinderpass ausgestellt? Obwohl sämtliche Dokumente auch dort geprüft wurden? Sie müssen verstehen das da ja jeder kommen könnte und sagt, das er Deutscher sei, zum Beispiel aus der Ukraine oder sonst wo. Das müsse man schon nachweisen. Ich müsste jetzt auf die Ausländerbehörde Referat Staatsangehörigkeit gehen und die Anträge holen anhand derer und der benötigten Unterlagen ich nachweisen kann, das ich, mein Vater, mein Großvater schon deutsche Staatsangehörige waren. Kann man das nicht, hat man wirklich ein Problem. Die Behörden sind zwar gehalten nach allen Kräften zu unterstützen, auch auf dem Weg der Amtshilfe, aber in meinem Fall wären das dann die Ämter im heutigen Polen gewesen.
Herrgott noch mal dachte ich, da stand ich wieder in einer deutschen Amtsstube und musste mir diese Sch….anhören und konnte überhaupt nichts dagegen sagen oder machen.
Ich las mir erstmal alles Greifbare durch was ich im Internet dazu finden konnte und bald war klar, das ist eine richtig kitzlige Sache. Noch nicht einmal Fachanwälte gehen da so ohne weiteres ran weil der Ausgang eines Verfahrens überhaupt nicht absehbar ist.
Ich wusste, das meine Tochter, automatisch die dt. Staatsangehörigkeit nach dem Abstammungsprinzip erhält, wenn der Vater dt.Staatsangehöriger ist. AUTOMATISCH!!! So steht es im Staatsangehörigkeitsgesetz.
Was jetzt von mir verlangt wurde war eine Staatsangehörigkeitsurkunde. Meiner Mutter sei dank das sie alle Familienurkunden gesammelt hatte und ich die auch mit nach Deutschland genommen hatte. Ich konnte eine Abstammung bis 1876 nachweisen, mit original Urkunden.
Der Antrag verlangt einen Nachweis bis mindestens 1914, den aus diesem Jahr stammt das noch immer gültige Gesetz. Berücksichtigend, das Deutschland immer noch kein Souveräner Staat ist, ist das schon außerordentlich bemerkenswert, das so etwas überhaupt verlangt werden darf. Pro Urkunde sind das 25.- € ich habe sie für beide Kinder machen lassen, ich habe jetzt offiziell deutsche Kinder. Hätten sie nur die kubanische Staatsangehörigkeit ich hätte überhaupt kein Problem damit.
Im Gegensatz dazu stelle ich gegenüber, die Ausstellung des Carnets meiner Mutter. Der Offizielle von der Imnigracion kam zu uns nach hause, weil wir ihm sagten, das meine Mutter nicht mehr laufen kann. Wir waren da in ihrem Zimmer und er fragte, warum meine Mutter denn auf Kuba leben möchte. Ich übersetzte und sie sagte, weil mein Sohn hier ist und ich Land und Leute liebe, das genügte ihm schon. Sie sollte ihr Carnet unterschreiben, aber sie konnte nicht. Die Unterschriften auf Cuba sollen sich ja immer gleichen, eine wie die andere. Sie brachte nur eine wilde Kritzelei aufs Papier. Dann sagte er zu mir, unterschreiben sie, versuchen sie das es so aussieht wie die von ihrer Mutter. Ich übte einige male und der Mann war zufrieden. Mach das mal auf einer deutschen Behörde!
Die Zeit verging, das Leben wurde ruhiger, wir waren wieder alleine in unserer Wohnung, ich begann irgendwann wieder zu denken. Aber erst kam das nächste Problem aus Deutschland. Die RV hatte trotz pünktlicher Meldung von mir noch eine Rente überwiesen, die aber schnell wieder zurückbuchen lassen, mit dem Vermerk, Kontoinhaberin verstorben. Jetzt wusste auch die Bank bescheid. Ich und meine Mutter nutzten Ihr Konto für alle Überweisungen, ich war über den Tod hinaus als bevollmächtigter eingesetzt, hatte also eine sog. Transmortale Vollmacht. Schnell hatte die Bank mich kontaktiert, ihr Beileid ausgesprochen und dann gebeten, einen Erbschein vorzulegen, da sie ansonsten die monatlichen Überweisungen einstellen müsste. Ich erklärte meine Situation und erreichte, das ich unter der Angabe aller Kosten für meine Familie weitere Überweisungen über genau diese Höhe erhielt. Meine Frau fragte mittlerweile immer öfter, wann ich den nach Deutschland fliegen werde, ich hatte das noch gar nicht in meinen Überlegungen. Wir mussten uns erst einmal um einen offiziellen kubanischen Totenschein bzw. Sterbeurkunde bemühen. Dazu mussten wir auf das Registro Civil wo alle Stammdaten meiner Mutter vorhanden waren. Dort gibt es eine Bescheinigung, das sie verstorben ist. Mit der kann man seit einiger Zeit jetzt direkt auf die Consultorias gehen die das dann zu MINREX schicken wo es beglaubigt wird. Dann geht es nach Santiago zu Esti wo es übersetzt wird. In Havanna machen sie das für Holguin nicht mehr hat man gesagt. In Santiago haben sie erstmal große Augen gemacht, so einen Fall hatten sie hier noch nicht, ein verstorbener Ausländer. Sie können das jetzt unmöglich bearbeiten. Meine Frau sollte in der nächsten Woche wiederkommen. Sie hatte schon dem Übersetzer ein Begrüßungsgeld gezahlt und der war jetzt doch bemüht was zu erreichen. Meine Frau war schon auf dem Rückweg, da klingelte ihr Handy, sie solle zurückkommen. Er hat in Havanna angerufen und sie schicken ihm den Schriftsatz auf den PC, mit dem kann er eine Urkunde erstellen. So geschah es auch. Später dann, wir waren wieder in Havanna, gingen wir auf die Botschaft um das Papier legalisieren zu lassen. Alles andere hatte ich zur Hand.
Es war ein Fehler wie ich jetzt feststellen musste, das ich das Konto meiner Mutter und nicht ein neues oder mein altes Konto für den Geldverkehr benutzte. Ich war noch einige Male mit der Bank in Kontakt, aber die Forderung nach einem Erbschein blieb. Ich wendete mich noch an einen Notar, um diesen Vorgang bestätigt zu bekommen und hoffte nun, das meine Halbschwester das für mich erledigen konnte. Sie hatte aber keine große Interesse an diesem Anliegen und rief mich später an , das das nicht möglich sei, das könne nur ich, ihr Anwalt habe das gesagt, Ich habe zu diesem Zeitpunkt vielleicht auch übersehen, das es sich um die Testamentarische Erbfolge gehandelt hat, es gab ein Testament, handschriftlich, aber nicht von einem Notar aufgesetzt. Hier bin ich als Alleinerbe benannt und deshalb kann auch nur ich den Erbschein beantragen. Bei der gesetzlichen Erbfolge hätte dies meine Schwester auch können.
Meine Frau wurde langsam fordernder, ich wusste, das sie ihre Zeit kommen sah, sie wollte wieder nach Deutschland. Und dann kam der Tag wo ich sah, das es wenig Sinn macht eine Entscheidung immer weiter raus zuschieben.
Wir hatten unsere finanzielle Reserve, wenn wir nun davon leben würden, dann mussten wir uns deutlich einschränken. Und ob wir es dann bis zu meinem Renteneintritt geschafft hätten wäre auf einem anderen Blatt gestanden. Wenn nicht, dann hätte zumindest ich Kuba pur erlebt. Ich habe mich manchmal gefragt, ob es Menschen gibt die nach Kuba ziehen um dann zu leben wie die Kubaner? Eigentlich wären Sie doch die, die uns wahnsinnige Geschichten erzählen könnten, oder? Ich war auch nur einer, der sich abgesichert hat, weil er wusste, das er so ein Leben nicht übersteht. Ich habe es zwar täglich gesehen und es war vor meiner Nase, aber ich wusste auch, das mir nichts passieren kann.
Ich buchte einen Flug, ich musste zurück nach Deutschland um diese Bankgeschichte zu erledigen. Ich packte alle Koffer mit Kleidung, ich fühlte mich elendig. Ich wusste nicht wie ich mich letztlich entscheiden werde. Dort bleiben oder wieder zurück kommen.
Ein Freund von uns ist Supervisor bei Condor am Flughafen Holguin und hatte Dienst, meine 3 Koffer mit fast 60 Kilo liefen problemlos auf´s Band. Als ich schon durch die Passkontrolle war, wurde ich ausgerufen, ich ging noch mal zurück, da stand er und sagte, hier eine andere Bordkarte, du sitzt jetzt in der Premium Class, da gibt´s besseres Essen. Obwohl mir nicht zum lachen zumute war, habe ich ihn noch mal fest gedrückt. Und dann habe ich Kuba verlassen.
Tja,Ralf,
ich kann meiner Frau nur bescheinigen, das sie mir bei allen nur erdenklichen Dingen Ihre Unterstützung gegeben hat. Vor allem am Anfang war das häufig der Fall, sie war sehr beweglich und ging die Probleme an um sie sie zu lösen. Wenn ich nur bedenke, das sie alleine in meiner Abwesenheit, den Anbau für meine Mutter machte, das ist schon bemerkenswert. Das machen auf Kuba die Männer und schon die sind von dem Hickhack um Material und Unpünktlichkeit genervt. Jetzt taucht eine Frau auf, du kannst dir vorstellen wie erstmal gucken.
Meine Frau hat das sicher auch aus einem sicheren Gefühl heraus gemacht, das uns finanziell nicht gleich was passiert wenn mal nicht alles so läuft. Diese finanzielle Absicherung oder dieses Polster halte ich auf Kuba für unerlässlich, wenn du nicht plötzlich in Schieflage kommen möchtest. Bist du alleine da, bist du auch nur für dich verantwortlich, ich kenne einige Gestalten, die leben seit der Wende auf Kuba, haben in der DDR noch einen Kubaner geheiratet und sind dann mit ihm zurück. Eine Frau so alt wie ich lebt seit 28 Jahren nur eine Straße weiter und ich habe sie erst zum Schluss kennen gelernt. Sie lebt wie Kubaner. Sie hat kaum Einkommen, sie verkauft so einen frittierten Schmalzteig vor den Schulen für ein paar Peso am Tag. Sie ist spindeldürr, da siehst du das kubanische Leben in jeder Falte ihres Gesichts. Zurück kann sie nicht mehr, kein Geld. Ihre Geschwister legen auch keinen besonderen Wert mehr sie zu sehen, habe mal versucht da zu vermitteln, aber vergebens.
Und was meine Kinder betrifft, ich hätte mir gewünscht wir wären dageblieben, sie waren zufrieden, die Ältere ging zur Schule und hatte ihre Freundinnen, die Kleine wäre jetzt in der Prescolar. Danach gingen sie täglich noch in ein Gymnasio zum trainieren. Mir hat das sehr gefallen, mit Uniform zu Schule, kein neid, auf ein Handy oder die Kleidung, alle waren erst mal gleich. Jeden Tag die Hymne singen vor der Schule, das ist keine Gehirnwäsche sondern versucht die Jüngsten schon zu einer Identifikation mit ihrem Land anzuhalten, was ist falsch daran? Nichts. Wer von den Schülern in Deutschland kennt denn schon das Deutschlandlied auswendig und wenn interessiert es denn wirklich?
Die Kinder dort wachsen mit sehr wenigen materiellen Anreizen auf, auch das ist gut so. Die Begehrlichkeiten werden automatisch kommen. Ich bin in den 50igern und 60igern ähnlich aufgewachsen, ich hatte nicht sehr viel, aber ich bin heute froh, das es so war. Ich kann heute die Dinge schätzen die ich besitze, oder ich sehe den Wert der Dinge mit realistischen Augen.
Meine Töchter wären dort ihren Weg auch gegangen, schulisch wie sportlich. Ich hätte es mir gewünscht das sie in die Sportförderung gekommen wären, da stellt das kleine Kuba das große Deutschland immer noch in den Schatten. Da wird in abbruchreifen Sporthallen der Nachwuchs trainiert der immer wieder überrascht. Schule Studium frei. Sie müssen ein soziales Jahr ableisten, sie müssen schon als Schüler auf dem Land z.B. bei der Ernte mithelfen. Was soll daran schlecht sein?
Seit wir in Deutschland sind, entwickeln sich meine Kinder zu Deutschen, es fällt mir schwer das mit anzusehen, dieser Massenkonsum, diese beknackte und hirnlose Werbung, mir geht´s manchmal nicht sehr gut wenn ich das alles mit ansehen muss.
Aber jetzt verliere ich mich schon wieder im politisieren.
Die Auswirkung des kubanischen Lebens auf meine Familie habe ich immer positiv gesehen, wir waren prädestiniert, sicher, aber so war es auch geplant und trotzdem bin ich und musste ich mit viel weniger auskommen wie in Deutschland. Wir hatten Antrieb und Lust Dinge zu machen und zu planen. Die ganze Familie war da der Motor, ich empfand das als wirklich schön, wenngleich es manchmal auch knallte. In Deutschland hatte ich nie dieses soziale Zusammengehörigkeitsgefühl, da hatte jeder für sich in seiner Nische gelebt und wollte das auch, eben typisch deutsch.
Sicher war der finanzielle Aspekt ein maßgeblicher Motor, hast du Geld, dann kannst du auch an den Rädern drehen und wir haben gut gedreht. Ich denke, wir haben fast alles richtig gemacht,die ein oder andere Entscheidung hätte anders fallen müssen, dann wäre ich durch gewesen wie man so schön sagt. Aber nun ist es wie es ist.
Vorbei ist es noch nicht, die Boxer sagen ja, your´ll never come back, ich bin mir da nicht so sicher.
Ich grüße Dich
Christian
#135 RE: Vorstellung Christian
Hola Christian!
Nach Deinen einmaligen Berichten hier würde mich natürlich brennend interessieren, was schlussendlich das Fass zum Überlaufen und Euch zur
Rückkehr nach D bewogen hat! Kam das "poco a poco" oder gab's etwas Entscheidendes dass Euch zu diesem Schritt veranlasst hast?
Hallo Trabuquero,
da ist eigentlich nichts übergelaufen, jedenfalls nichts menschliches oder familiär bedingtes. Da macht sich der Deutsche einfach nur Gedanken, ob das Geld noch bis zum Renteneintritt reicht oder nicht. Das Risiko war schon da, und wie ich es in meinem letzten Bericht geschrieben habe, du musst dann abwägen ob du was riskierst oder nicht. Mit Kindern hast du eine andere Denkweise. Und ich habe immer gesagt, ich werde nicht wie ein Kubaner mit CUC 30.- im Monat leben. Dafür sind viele Ausländer, Abenteurer, Idealisten und Träumer nicht gemacht. So ehrlich muss man schon sein. Alleine hätte ich möglicherweise anders entscheiden können. Zurück musste ich auch wegen der Probleme mit der Bank. Und dann war ich ja schon mal in Deutschland. Dann sitzt du in so einem kleinen Ferienzimmer hier in Dohna bei Dresden und fängst an zu denken, das kommt ganz langsam ins rollen, Tag für Tag, Woche für Woche.
ich könnte jetzt sagen, wenn meine Frau mich nur unterstützt hätte es mit weniger Geld zum Leben zu versuchen, dann wäre ich wohl mit ziemlicher Sicherheit wieder zurück geflogen, hat sie aber nicht, da hat mir der Rückhalt völlig gefehlt. Und somit bin ich auf die Seite gekippt, in Deutschland zu bleiben. Ich mache ihr das nicht zum Vorwurf, nur jetzt hing das ganz alleine an mir und wie gesagt, es betraff nicht nur meinen Wunsch auf Kuba zu leben, sonder meine Kinder und meine Frau und das heißt Verantwortung und eine sichere Lebensgrundlage zu schaffen.
Wie schwer mir das gefallen ist kann ich noch nicht mal heute richtig beschreiben, das war eine innere Katastrophe für mich und sie ist es heute auch noch, wenngleich eine Gewöhnung eingesetzt hat. Womit man erahnen kann wie sehr ich mich von Deutschland schon abgewendet habe.
Gruß an Dich
Christian
Ich denke, Du hast für Deine Kinder das richtige gemacht!
Egal, wie die Ausbildungsmöglichkeiten drüben sind, seien wir mal ehrlich,
kaum ein "normales" Land erkennt die Abschlüsse gebührend an.
Abschlüsse von hier, kann man später bestimmt leichter für Cuba anerkennen lassen, wenn ihr zurück wollt....
Hallo,
ja, da saß ich also im Flugzeug und es ging zurück. Hier sollte dieser Bericht eigentlich enden, die Geschichte geht natürlich noch weiter, aber sie würde Kuba nur noch am Rande betreffen, und vermutlich in eine andere Art von Forum passen.
Sicher, ich bin mit einer Kubanerin verheiratet und meine Kinder sind auf Kuba geboren, aber das würde für einen Forumsbeitrag wenig hergeben. Wir verstehen uns, haben versucht uns aufeinander einzustellen, und jeder hängt momentan seinen Vorstellungen von einem Leben hier oder dort nach.
Meine Frau realisiert langsam, das die Verhältnisse in Deutschland andere sind, wie sie das eigene Wunschdenken möglicherweise suggeriert hatten. Ich sage das überhaupt nicht mit Schadenfreude, sondern mit einer gehörigen Portion Respekt. Denn sie geht unbeirrt einen Weg, dessen Verlauf ich als Deutscher vermutlich besser übersehen kann wie sie. Sie arbeitet in einer geringfügigen Beschäftigung, unterrichtet Spanisch als Nachhilfe und hat ein Ehrenamt als Spanisch Lehrerin inne. Sie verbesserte Ihre Deutschkenntnisse in weiteren Sprachkursen und
fängt jetzt an den Führerschein zu machen. Sie glaubt an ihren deutschen Traum, das ist in Ordnung so. Sie muss selber erleben was ich ihr alles über dieses Land gesagt habe und sie wird irgendwann ihre eigene Meinung dazu haben.
Es macht keinen Sinn jemand totreden zu wollen um ihm seine eigene Meinung aufdrücken zu wollen. Ich war genau so. Ich habe sie mir alle angehört und habe dann trotzdem gemacht was ich wollte. Der Mensch glaubt nur, was er glauben will.
Tja, wenn man jetzt noch die vielen Ereignisse und Erlebnisse und vor allem die interessanten Menschen die ich in meiner Zeit auf Kuba kennen gelernt habe nimmt und zwischen die Sätze und Abschnitte meines Berichtes packt, dann würde in der Tat vermutlich ein Buch entstehen, aber das würde den Rahmen dann doch sprengen denke ich.
Es hat mir jedenfalls Spaß gemacht darüber zu schreiben auch wenn es manchmal etwas schmerzlich war,ich danke euch auch für euer Interesse und die Fairness, ich konnte zwischenzeitlich erkennen, das sich der Ton bei euch in anderen Threads ja durchaus verschärfen kann.
Ich werde weiter mit Interesse mitlesen und trete dann mal wieder ins Glied zurück.
Ich grüße herzlich
Christian
Danke auch hier für. Über den "Ton", solltest Du Dir nicht zu viel Gedanken machen. Wir kennen uns hier recht lange und die Mehrheit steht auf klare Worte, deshalb vermute ich, haben wir auch alle interessiert Deine Berichte gelesen und nicht "zerfetzt"!
Auch das Leben von Cubis hier in D, gehört in ein Cuba Forum.
Also mach keinen Mist und bleib uns erhalten...
Tolle Geschichte und recht angenehm lesbar geschrieben.
Bei dem derzeitigen Cuba-Hype könnte ein Buch von Einem der dort gelebt hat und den Alltag beschreibt, ganz gut ankommen. Ein paar Extra-Kröten kannst Du ja bestimmt gerade gut brauchen. Wenn ich es richtig interpretiere hast Du wohl nicht mehr allzulange bis zur Rente. Geht's dann wieder rüber? Deinen Frust gegenüber Deutschland kann ich ebenfalls gut verstehen.
#141 RE: Vorstellung Christian
@Christian
Das sehe ich genauso wie unser Herr Glasermeister hier; bleib uns nur erhalten! Du hast bestimmt noch
zig Anektoten; Geschichten und Tipps im Petto! Auf die möchten wir nicht verzichten!
Und zum Ton hier: Wer so was wie Du hinter sich hat; der kann als gestandenes Mannsbild über manche
vielleicht etwas derbere Kommentare hier nur !
Hi@all!
Zitat von Castaneda im Beitrag #140
Tolle Geschichte und recht angenehm lesbar geschrieben.
Bei dem derzeitigen Cuba-Hype könnte ein Buch von Einem der dort gelebt hat und den Alltag beschreibt, ganz gut ankommen.
Sehe ich auch so.
Auch der ehemalige deutsche Botschafter in Havana hat seine Erlebnisse und Gedanken auf geschrieben und daraus ein
Buch gemacht.
joerg
#143 RE: Vorstellung Christian
Granioser Bericht den ich verschlungen habe.
Respekt vor deinem Mut dieses Abenteuer Cuba einzugehen genauso wie vor dem Schritt wieder zurück zu gehen.
Du machst wirklich den Eindruck, das dir dieses Erlebnis unbezahlbare Erfahrungen beschert hat.
Der Tod der Mutter ist schon schwer genug, aber dann noch den Traum begraben, das ist gemein.
Danke
Bisher hatten wir diese Qualität (Ausdruck u.authentizität)nur
in den Berichten von Guzzi.
Ich möchte dir auch noch mal danken Christian.
Und ich hoffe auch wie meine Vorredner, das du dich weiter an diesem
Forum beteiligst.
Zum Thema:Kinder aus Cuba nach Deutschland importieren.
Ich bin mir bis heute nicht sicher ob wir unserer Tochter damit was gutes
getan haben.
Sicher,heute Studiert sie und stellt ihre Weichen für eine erfolgreiche Zukunft,
aber was sie es gekostet hat mit der emotionalen Kälte in Deutschland fertig zu werden....!
No me pregunta
Ps.Guzzi
In Gedenken an Guzzi
Lieber Christian
Mit viel Begeisterung habe ich deinen Berichten über Kuba gelesen! Letzten Samstag bis 3 Uhr nach! Heute bin ich ziemlich kaputt von die Arbeit nach Hause gekommen und als erste deine "Abschluss" gelesen! So toll hast du das alles geschrieben!
Weil du neue bist, sage ich dir, ich bin Kubanerin und lebe seit 22 Jahre in Deutschland. In Kuba habe ich Geschichte an der Universität Oriente in Santiago studiert, und als ich fertig war musste ich in einen Gymnasium Geschichte unterrichten, obwohl ich keine pädagogische Ausbildung hatte, ich wurde nach Camagüey geschickt und meine sozial Arbeit und mein Kompromiss mit der Revolución zu erledigen, also nicht aber absolut nicht wofür ich 5 Jahre lang studiert habe! Als ich hier gekommen bin habe ich nach und nach gemerkt das fast jeder zweite deutsche mehr über Geschichte wusste wie ich, kein Wunder, in Kuba hatte ich nur Zugang zur Bücher das die Revolution nicht Schaden konnte, also einseitige Geschichte so Zusagen, ich habe nie die Möglichkeit gehabt meine einige Meinung zu bilden! Mein Diplom wurde hier nicht anerkannt, was ich auch richtig findet weil in Weltgeschichte war ich eine Analphabetin, ganz einfach! Also man kann nicht die Ausbildung das hier Deutschland gibt mit der Ausbildung aus Kuba vergleichen!
Ich kann 4 sprachen, aber besitze kein Diplom, ich muss mich heute mit einen Job als helferin zufrieden geben, soviel zum kubanische Bildungssystem!
Du wirst Zeit und Abstand brauchen, aber ich bin mir sicher, das dass ihr jetzt in Deutschland seid, nur das beste für die Zukunft deine Kinder seien wird!
Liebe Grüße an deiner Familie
Chepina
#148 RE: Vorstellung Christian
#149 RE: Vorstellung Christian
Zitat von chepina im Beitrag #147
Du wirst Zeit und Abstand brauchen, aber ich bin mir sicher, das dass ihr jetzt in Deutschland seid, nur das beste für die Zukunft deine Kinder seien wird!
Dieser Meinung bin ich auch und man sollte als Vater diese Meinung, gerade weil sie von jemand wie Chepina kommt, ernst nehmen!
Zudem glaube ich - emotionale Kälte hin oder her - wenn man selbst nicht gerade herzenskalt ist, kommt man auch in Deutschland gut zurecht, denn dann findet man auch hier immer die passenden Menschen; erst recht, wenn man jung ist!
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