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Vorstellung Christian
Hallo,
und erst einmal vielen Dank für eure positiven Reaktionen, damit hatte ich nicht gerechnet und ihr bringt mich damit eigentlich schon in Zugzwang, dem ich aber immer gerne nachkommen werde soweit sich mein Kopf vom Rest des Alltags befreit hat.
Also zu meinen Beweggründen warum gerade Kuba, kann ich soviel sagen, ich wollte weg aus Deutschland, Kuba war nicht geplant. Es hätte Asien sein können, und ich hatte das auch anvisiert, da ich in den Jahren davor viel gereist bin, auch in Asien. Deutschland hing mir nur noch zum Hals raus. Ich bin kein Rucksack Tourist oder Träumer, ich wollte immer alles sicher planen und deshalb musste ich auch finanziell abgesichert sein. Auf die Schnauze kann ich auch in Deutschland fallen, da muss ich nicht erst nach Asien fahren. Ich wollte meinem Leben noch mal eine richte Änderung verpassen und war innerlich zu vielem bereit. Viele Jahre Nachtarbeit, sich verändernde Leistungsansprüche der Arbeitgeber, auch der Umgang mit Menschen in den Firmen, amerikanische Philosophien in Unternehmen die Menschen zunehmend anonymisieren haben meine Sichtweise verändert. Die Politik und ihre Entscheidungen haben mich enttäuscht und bestärkt das zu tun was dann folgte.
Nun also war auch zwischen meiner Frau und mir geklärt, das unsere Reise nur eine Richtung kennt, von Deutschland nach Kuba. Wir kündigten unsere Jobs und begannen mit der Planung unseres Umzuges. Meine Schwiegermutter hatte schon Monate vorher damit begonnen auf ihr Dach, einen Raum mit Bad zu bauen, so das bei unserer Ankunft zumindest ein Schlafzimmer mit Bad vorhanden war. Wir machten ellenlange Listen mit allen Dingen die eine komplette Wohnung so benötigt. Ich habe tatsächlich alles, aber auch alles gekauft. Besteck, Küchengeräte, die ganzen Möbel, Küche Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer, Bad, die Latte wurde immer länger. Viel habe ich im Internet erworben, andere Sachen musste man sehen und vor Ort entscheiden. Ich habe sehr viel Werkzeug und habe dazu noch Materialien gekauft die man in einer Konstruktion immer brauen kann. Das alles wurde bei meiner Mutter, die monatelang nicht da war in der Wohnung gelagert. Zum Schluss war dort alles bis unter die Decke zugestellt. Die Couchgarnitur musste ich auf dem Laubengang unter einer Schutzfolie lagern, sie passte nicht mehr in die Wohnung.
Der nächste Schritt war, eine geeignete Spedition zu finden die einen Container Transport nach Cuba durchführt. Grundsätzlich gibt´s viele Firmen die das machen, aber an dieser Stelle empfehle ich jedem der das vorhat Preisvergleiche anzustellen. Ich habe Unterschiede von bis zu € 5.000.- festgestellt. Letztlich machte es eine Spedition aus der Nähe für € 3.500.- mit Versicherung (sehr wichtig).
Am vereinbarten Wochenende stand der 20 Fuß Container vorm Haus und ich und ein kubanischer Freund aus meiner Firma mit Verstärkung begannen mit dem verladen. Wenn ich eins bei dieser Aktion gelernt habe, dann folgendes, das Kubaner noch mal einen Kubikmeter mehr in den Container bekommen wie du oder irgendjemand sonst. Die haben jedes noch so kleines Loch, jede Lücke, da wo noch Luft war zugepackt. Ich habe nicht schlecht gestaunt. Alles ging rein, plus eine Kiste meines Freundes mit einem zerlegten Chevrolet Motor, den ich als Dank für seine Hilfe mitnahm. Um den Motor wird es noch einmal gehen in der Geschichte.
Montag Morgen wurde der Container wieder abgeholt und ging nach Bremerhaven und dann auf´s Schiff nach Kuba. Er war 12 Tage später schon in Havanna.
Uns blieb nur noch die Wohnung am Abflugtag zu räumen und uns nach Frankfurt aufzumachen. Eigentlich könnte ich jetzt schon die Ankunft beschreiben, aber da gab es eine Kleinigkeit die alles etwas verzögerte. Nach dem Check In wollten wir in den Wartebereich und mussten unsere Bordkarte mit Pass vorzeigen. Neben der deutschen Condor Dame stand noch ein schwarzer Herr, Kubaner. Der kontrollierte meine Frau und nickte dann mit dem Kopf. Nicht rauf und runter, sondern links und rechts.
Warum? Wir hatten die Prorroga für meine Frau nicht bezahlt. Aber wir wussten das auch nicht. Weder ich noch Sie, noch Irgendjemand hat uns das gesagt und wir haben auch nie danach gefragt.
Wie dem auch sei, wieder zurück, auf die Koffer warten und dann zusehen wie man nach Stuttgart kommt, da kamen wir her. In den Tagen danach hat mir meine Mutter glücklicherweise noch Ihre Wohnung zu Verfügung gestellt und so konnten wir auf die Botschaft um die Prorroga zu bezahlen, neue Tickets buchen und mit zweiwöchiger Verspätung dann noch mal einen Anlauf nach Kuba nehmen.
Wir kamen in Varadero an, nahmen uns eine Casa Particular für einige Stunden um uns zu erholen und sind dann abends mit ViaZul nach Holguin losgefahren.
Trotz der ganzen Strapazen in den Wochen vorher mit Möbel Kauf ect. dem Container Transport, der misslungenen ersten Abreise habe ich mich wohl gefühlt. Das war schon was ziemlich endgültiges was man da macht, plötzlich entfernt sich alles was man so immer im Kopf hat, was man täglich mit sich rumschleppt und als normal ansieht. Auf einmal muss man an viele Dinge gar nicht mehr denken. Das öffnet nach vorne einen sehr großen weiten Blick, ich kann es nur so beschreiben.
Als wir morgens in Holguin ankamen, da stand die Schwiegermutter, der Stiefvater und die Halbschwester meiner Frau an der Busstation und haben uns begrüßt um uns abzuholen.
Tja und ab hier beginnt jetzt das kubanische Kapitel, das, was mich acht Jahre lang so intensiv und massiv beschäftigt hat das es mich bis heute nicht loslässt.
Für heute lasse ich aber mal los, ich muss meine Kinder von der Kita/Schule abholen.
Bis morgen
Tschüss
#27 RE: Vorstellung Christian
nico_030
(
gelöscht
)
#30 RE: Vorstellung Christian
Zitat von Puncher im Beitrag #26
Hallo,
und erst einmal vielen Dank für eure positiven Reaktionen, damit hatte ich nicht gerechnet und ihr bringt mich damit eigentlich schon in Zugzwang, dem ich aber immer gerne nachkommen werde soweit sich mein Kopf vom Rest des Alltags befreit hat.
Es geht doch nichts über ein ordentliches "Chisme"da stehen wir Deutsche
den Cubaner um nichts nach.
Seit langem DER Thread, und toll geschrieben, spannender als die kleinen Filmchen auf SF1 damals.
In Holguin gelebt ?! Und kennt er unseren LangzeitHolguinero ??? (und umgekehrt )
In der Geschichte erkenne ich mehrfach Paralelen zu meiner, wir sind alle gespannt wie es weitergeht.
Suerte
Hallo,
an Alle die mich bisher begleitet haben, den Männern und Vätern wünsche ich heute einen schönen Vatertag, hier im Osten wo ich gerade lebe sagen sie Männertag dazu.
Nico, ich hätte natürlich nichts dagegen würde sich Jemand für die Geschichte interessieren, manchmal passieren ja die unglaublichsten Dinge.
Timo,lass mich deine Idee wissen
Christal Otti,das muss jetzt Eingebung von dir gewesen sein, du nennst die Spedition Emons. Da war ich zwar nicht, ich war aber 20 Jahre als Berufskraftfahrer für die Firma KNO/KNV in Stuttgart tätig und das wie gesagt ausschließlich Nachts.
Cardenas, ich gebe dir Recht mit dem chisme. Vielleicht bekomme ich in ein paar Sätzen eine nette Story erzählt, und die geht so:
2004 war ich Mitglied im Web Portal von Mail to Cuba. Es war praktisch meiner Frau auf Englisch zu schreiben und die Leute von Mail to Cuba, sie sitzen in Kanada, alles Cubaner, übersetzen in Spanisch. Bezahlt hatte man mit virtuellen Briefmarken die man kaufen musste.
Dezember 2004 gab es einen Wettbewerb für die Mitglieder, wer schreibt den schönsten Liebesbrief. An sich mach ich bei so was nicht mit, aber der erste Preis war was handfestes und brauchbar für jeden Kubaner, ein Geschenkkorb mit Essen und Trinken im Wert von 150.-
Also fing ich an zu schreiben, ich habe da meinen ganzen Schmelz und meine Sehnsucht und mein verliebt sein reingelegt und habe das gesendet.
Eine Woche vor Weihnachten wurde der Gewinner veröffentlicht. Ich rief die Web Site auf, loggte mich ein, ging auf Wettbewerb und las……..meinen Namen. Ich glaube so dämlich habe ich noch nie vor einem Rechner gesessen.
Ich konnte es nicht glauben, ich hatte immer so eine unterschwellige Zurückhaltung wenn ich in Deutschland mal mit einigen Kubanern zusammen kam. Für mich hatten die was, was wir Deutschen nicht hatten. Diese Leichtigkeit wie sie Frauen ansprechen, tanzen können sie sowieso besser, also mir hatten sie immer was voraus, da strahlte das Bild des Latinos, da konnte ich nur noch verblassen.
Und jetzt hatte ich tausenden von diesen Jungs und noch einigen mehr aus Europa und den USA/Kanada was über Gefühle erzählt.
Ich war wirklich stolz wie ein kleines Kind, und seit dem war mir klar, die Cubanos / Latinos kochen auch nur mit Wasser. Zumindest dieses mal war mein Wasser aber heißer.
Meine Frau hat sich natürlich wahnsinnig über diesen Geschenkkorb gefreut, den sie noch pünktlich vor Weihnachten zusammen mit diesem Liebesbrief bekam, und wie sie mir später sagte, war sie wirklich beeindruckt und stolz.
Tja, wir kamen also in Holguin an und ich freute mich, ich fühlte mich wohl, ich kannte die Stadt ja schon und ich hatte mich auch irgendwie in sie verguckt. Sie ist nicht so groß für einen Deutschen, aber groß genug das sich ein Stadtkind wie ich dort einleben konnte. Wir fuhren nach Hause, sahen was die Schwiegermutter gebaut hatte und waren zufrieden und konnten jetzt alles Weitere planen. In den Tagen danach holte ich mein Carnet de Identidad auf der Imnigracion ab, wurde belehrt über meine Rechte und Pflichten und fühlte mich mit zunehmender Dauer immer besser. Ich ließ mein seitheriges Leben immer etwas mehr fallen und stieg immer mehr in das Neue ein.
Meine Frau besorgte mir einen Spanisch Lehrer, einen Freund, der sich als wahrer Glücksgriff erwies und auch zu meinem Freund wurde mit dem ich heute noch Kontakt habe, er lebt jetzt in Kanada.
Er spricht neun Sprachen und hat mir zwei Jahre lang geholfen Spanisch zu lernen. Oft saßen wir zusammen und haben über Kuba und das System gesprochen, er hat es abgelehnt und dagegen gekämpft. Er hat seinen Job an der Uni deswegen verloren und danach auch den an einer staatlichen Privatschule, weil er sich geweigert hatte Fragen im Prüfungskatalog zu Che und anderen Revolutionären zu verwenden. Er unterrichtete dann privat und ich denke er hatte ein besseres Einkommen wie vorher.
Ich erinnere mich noch wie wir bei geöffnetem Fenster diskutierten und er sich in Rage über Fidel Castro redete. Er war laut und mir lief der Schweiß die Stirn herunter, wenn das jemand hört dachte ich, ein Nachbar, ein Spitzel, die schmeißen mich doch gleich wieder raus aus Kuba.
Ja, und dann ging es an den Hausbau. Also ich muss das konkretisieren, es war kein Hausbau, denn wir haben auf das Dach der Schwiegermutter gebaut. Aber diese Etage für uns und hinter dem Haus eine Verlängerung die anschloss, das war vom Aufwand her fast mehr wie ein Hausbau.
Cohiba, ja, der Hausbau ist ein eigenes Kapitel, in jeder Hinsicht, das sollte ich auch erfahren in der Zeit die kam. Meine Frau hat viel getan in der Anfangsphase um die richtigen Leute zu finden, die uns Material liefern konnten. Regulär haben wir in Tiendas nur wenig gekauft, der Quittungen wegen. Am Anfang den Zement, danach aber alles von der Straße. Einmal haben wir 150 Sack, die doppelten, bekomme. Danach 3000 Blocksteine, die 15cm breiten, den Feinkies, arena artificial, cabilla, alles wurde in einer Art Keller unter dem haus gelagert. Ich weiß noch wie sie die Blocksteine abgeladen haben und die Schwiegermutter stand im Portal und hielt sich den Kopf, oh mios dios Christian, son los bloques de Fidel, no sirve, no sirve.
Zu der Zeit waren die Blöcke gar nicht offiziell zu bekommen, nur über Beziehungen von Baustellen. Wir haben auch größere Mengen an Ziegelsteinen verbaut um die Materialien etwas zu vermischen, aber nachweisen hätte man uns illegales Material immer. Vor allem in der Zeit um September 2006 kauften wir wieder viel Zement von der Straße, die Zementfabrik in Santiago stand 2 Monate still weil sie defekt war. Ich erinnere mich als wir einmal vom Meer zurückkamen und in unsere Straße einbogen, da lagen auf einmal die 15 Kubikmeter Sand die wir bestellt hatten, die hatten das einfach abgekippt und fertig, da ging kein Fahrrad mehr durch. Wir mussten Helfer organisieren und haben bis nachts um 1:00 den Sand weg geschafft, was habe ich mich gut gefühlt als ich da ins Bett gefallen bin.
Aber der Bau ging gut voran, der Grundriss lag ja fest, durch die Wohnung unter uns wurde immer Mauer auf Mauer gebaut. Sicher, die Maurer waren nicht ausnahmslos pünktlich. Es gab Tage da kamen die einfach nicht, aber wir haben daraus keine Affäre gemacht, es waren gute Maurer. Und nach einigen Monaten stand dann das Gemäuer, es hat deshalb so lange gedauert weil wie schon gesagt an der Rückseite zweit Etagen hochgezogen wurden, damit wir ein Schlafzimmer bekamen, wir schliefen ja bisher im Wohnzimmer.
Dann folgte das Dach, was immer viel Arbeit bedeutet, Mengen von Material nach oben ziehen, per Seil und Eimer. Die Mischung herstellen, der Maurer hatte alles gut vorbereitet und dann wurden, dann wurden knapp 70 Quadratmeter Dachplatte gegossen. Hat alles gut geklappt bis hierher. Bei einer größeren Konstruktion ist es eher so, jedenfalls bei uns war das so, das alles langsam geht und wächst. Man ist täglich mit dabei, ein absolutes Muss, el ojo del amo engorda el caballo, jeder Kubaner weiß was damit gemeint ist.
Die Probleme bekam ich vielmehr bei kleineren Bauten die im Lauf der Zeit folgten.
Und nach 10 Monaten hatten wir tatsächlich unsere Etage mit allem drum und dran fertig gestellt. Dafür das es Holguin war und für die Zeit 2006/07 sogar recht zügig wie uns von einigen Seiten gesagt wurde.
Fast hätte ich unseren Container vergessen, der stand ja schon lange in der Hitze Havannas im Zollgelände der Aduana. Den haben wir während des bauens schon nach Holguin geholt und komplett in der Wohnung der Schwiegermutter verstaut, wie es da ausgesehen hat kann man sich vorstellen. Ein Sattelzug brachte die ganzen Sachen und man musste im ersten Stock die Gitter aus dem Portal raussägen, so das über das Dach des Aufliegers alles nach oben gehievt werden konnte. Die ganze Strasse hat zugesehen, das war eine Schau.
Der Ablauf eines Containertransportes von Deutschland nach Kuba sieht so aus. Container wird in Deutschland abgeholt und nach Kuba verschifft. Du hast eine Auftragsbestätigung und schon alles bezahlt. Ist der Container in Havanna angekommen, kommt er auf das Zollfreigelände und bleibt da stehen. Du bekommst in den nächsten Wochen ein Dokumentenumschlag aus Deutschland von deiner Spedition, wo dir unter anderem die Kontaktdaten der Firma NaveMar mitgeteilt werden, sowie Daten zum Container und zum Inhalt. NaveMar sitzt in Vedado wenn ich mich noch recht entsinne und ist für den Transport vom Freigelände in das Zollgelände verantwortlich. Man ruft dort an und kann in der Regel auch sofort kommen um die fällige Transportgebühr zu bezahlen, hält sich aber in Grenzen.
Hier bekommt man einen Beleg mit dem man nun zum Hauptgebäude der Aduana am Hafen geht und dort versucht einen Termin zu machen für die Übergabe des Containers. Das muss nicht immer gleich klappen. Wenn die viel zu tun haben muss man immer wieder anrufen. Wichtig auch, am besten alle Dokumente und Unterlagen was den Container betreffen mitnehmen. Mit dieser Terminvereinbarung hat es nun noch folgendes auf sich, ich erzähle das, weil auch wir erst beim zweiten kleineren Container diese Möglichkeit genutzt haben.
Sitzt man bei der Dame die Terminiert, dann sollte man erklären, also auf keinen Fall der Extranjero sondern der Kubaner, das man einige Dinge im Container hat die vielleicht problematisch sein könnten. Ein Stromgenerator, oder ein Heißwasserboiler, oder ein Motorroller. Man möchte die nicht verlieren und vielleicht gibt es ja ein Möglichkeit dafür.
Die Dame wird vermutlich jetzt schon versuchen einen Termin zu machen und sie wird noch was machen, zwei Inspektoren für deinen Container einteilen, das obliegt ihr nämlich auch. Und diese Inspektoren werden dann sehr wohlwollend die Kontrolle durchführen. Es werden aber mehr wie diese zwei Beamten eingeweiht sein, der Dritte sitzt in der Röntgenhalle und wird nichts sagen wenn er deinen Generator sieht. Und der Vierte wird der Chef der Truppe sein der im Büro sitzt. Also Fünf Personen, der nette Dame hast du schon mindestens 20.- CUC für Ihre Freundlichkeit gegeben. Rechnen tut sich das aber nur, wenn von der Menge und vom Wert dem gezahlten Honorar einiges gegenübersteht. Mit 300.-CUC muss man für so eine Aktion schon rechnen. Gezahlt wird außerhalb, die Inspektoren sind nach Dienstschluss mit uns raus gefahren und haben dann ihr Geld erhalten. Wir hatten ein wirklich gutes Verhältnis zu denen. Immer wenn wir in Havanna waren, haben wir uns mit einer Inspektorin getroffen die uns Tipps gab und uns wörtlich sagte, wenn wir wollen, dann bekommst du auch einen Elefanten rein. Schon auf dem Zoll Gelände hörte ich sie zu einer Kubanerin sagen die zuviel über ihre illegalen Waren redete, die gerade gebracht wurden, hier auf diesem Hof sind wir die Chefs, wenn du heute noch nach hause willst, dann setz dich jetzt hin und sei ganz ruhig. Andernfalls kannst du sofort gehen und brauchst nicht mehr wiederzukommen. Beim Motorroller übrigens sollte man den Tank ausbauen damit man das Teil als Elektroroller deklarieren kann, eine Roller Batterie reicht um das zu legalisieren, sagte sie noch.
Weil wir aber diesen Kontakt beim ersten Container noch nicht hatten, lief es etwas anders ab. Container steht auf dem Hof, der Beamte öffnet mit einem Bolzen Schneider mein Schloss, es war verrostet und die Türen öffneten sich. Dann sagte er zu uns, wir haben zwei Möglichkeiten, wir kontrollieren jetzt jede Kiste, oder wir laden alles auf Paletten und röntgen es. Wir ließen röntgen. Auf einmal kamen vier-fünf Arbeiter und begannen alles auf Europaletten zu setzen. Irgendwann später dann stellte sich der Inspektor neben meine Frau und sie tuschelten. Meine Frau kam zu mir und sagte, er fragt ob wir was dabei haben was verboten sei. Ich sagte natürlich, der Generator, der Chevi Motor, dessen Empfänger schon draußen am Zaun stand. Sie sagte, zeig ihm wo die Kisten sind. Ich ging durch die Reihen und zeigte mal hier und mal da und der Inspektor zeigte dem hinter ihm stehenden Staplerfahrer ebenfalls die Kisten. Er fragte mich noch ist, das alles, ich nickte. Dann zog der Staplerfahrer diese Kisten heraus und stellte sie ruck zuck in die Reihe der schon geröntgten Kisten. Ich war baff.
Und dann kam das, von dem wir erst später erfuhren wie es passierte. Der Container war durchgeröntgt, alles stand akkurat in mehreren Reihen, da kam der Chef der Inspektoren aus seinem Büro, ein schwarzer Hüne, der nicht so aussah als ob er viel Spaß verstand.
Er fragte einen Mitarbeiter ob alles geröntgt sei, und was in der Holzkiste ist, keine Antwort. Schraubenzieher, jetzt fing der an die Kiste mit dem Motor aufzustemmen. Als der Deckel ab war sieht er uns an, das geht nicht, einen Motor können sie hier nicht mitbringen, nein, nein. Nächste Kiste, jetzt war mein Generator weg, geht auch nicht. Die Inspektoren standen daneben und guckten in die Luft. Kurze Befehle, alles in mein Büro bringen. Ich bekam eine Art Quittung, ich könne Einspruch einlegen usw, aber mir war es nach Stunden in der Hitze wurstegal .
Jetzt durfte der Sattelzug auf das Gelände und alles wurde verladen, fast alles, den wir sahen wie einer der Helfer mit einer Video Kassette von mir verschwand. Auch noch einer besonderen, Muhammad Ali, Rumble in the Jungle. Der erste Diebstahl an unseren Sachen, es sollte nicht der letzte bleiben.
Zu der Aktion des Chefs haben wir dann erfahren, eine weitere Inspektorin, die nicht in diese Aktion eingeweiht war, also auch nichts erhalten hätte wenn es denn geklappt hätte, hat ihre Kollegen einfach verpfiffen um ihnen das Geschäft zu versauen.
Nun ja, das war geschafft und einen Tag später kam der Lkw in Holguin an und wir konnten alles wie schon gesagt bei der Schwiegermutter verstauen.
Bis hierher haben wir eigentlich alles gut geschafft was wir uns vorgenommen hatten, es war teilweise sehr anstrengend, aber man macht plötzlich Energien frei um das zu erreichen was man möchte. Kleinere Rückschläge schulen einen eher darin nicht alles mit der Brechstange zu versuchen. Ich musste mich immer wieder bremsen, ich wollte wie ein Deutscher in Deutschland nur noch arbeiten und alles schnell erledigen, dabei vergaß ich häufig das sich die Räder auf Kuba viel langsamer drehen. Mir tat es manchmal leid, wenn ich Jemand aus der Familie angeschnauzt hatte weil Zusagen nicht eingehalten wurden. Mehr wie einmal habe ich mich danach entschuldigt und war dann erst recht beschämt, wenn sie sagten, ist doch nicht schlimm, vergesse es, wir sind nicht so.
Tja, die Wohnung steht, die Sachen sind im Haus, jetzt könnte man anfangen das zu tun was man möchte dachte ich. Das andere Menschen schon viel länger dachten, das man was tun könnte, wusste ich nicht, aber in der Fortsetzung erfahrt ihr es dann.
Für Heute einen schönen Tag noch und Tschüss
Christian
Hallo,
ich will versuchen meine Geschichte etwas zu straffen um mich nicht zu sehr in Details zu verrennen. Die gehören natürlich auch dazu, aber das würde dann schon ein Buch ergeben und das wollte ich jetzt noch nicht schreiben.
Ab hier sollte die Sache dann Fahrt aufnehmen und eine gewisse Spannung entstehen, neue Akteure tauchen auf.
Meine Frau hat einen Cousin der in der Familie hoch geachtet ist. Selbstständig, immer hilfsbereit, viele Verbindungen, jeder hat nur Gutes zu berichten. Dieser Cousin hielt sich schon von Anfang an immer in unserer Nähe auf, das war das einzige was mir auffiel. Immer sehr freundlich und immer bemüht mit mir irgendwie über Englisch ins Gespräch zu kommen. Dann wieder lange Gespräche mit meiner Frau usw. Eines Tages saß er mit einem Blatt Papier und meiner Frau zusammen. Ich wurde dazu geholt und dann erklärte mir meine Frau das Julio uns einen geschäftlichen Vorschlag unterbreiten wollte. Er war selbstständig, kaufte den Bauern Erdnüsse ab und entschälte sie bei sich mit von ihm selber konstruierten Maschinen. Ich habe mir das mal angesehen und muss sagen, das sah schon richtig gut aus. Er verkaufte dann die Nüsse an die maniceros der Stadt. Die klopften alle paar Minuten an die Tür als ich mir das mal angesehen hatte. Das Geschäft lief gut.
Jedenfalls war der Vorschlag folgender; wir geben CUC 6000.- und er kauft davon große Mengen Erdnüsse. Die werden solange gelagert, bis die Erntezeit vorbei ist. Dann steigt der Preis und er kann seinen Vorrat gut abstoßen. Wir bekommen monatlich zwischen CUC 120.- und 180.- ausgezahlt. So bekommen wir unser Geld zurück und können darüber hinaus weiter mit ihm zusammenarbeiten.
Ich sagte meiner Fau das kann ich nicht entscheiden weil ich ihn nicht wirklich kenne. Ich sehe nur das das was er macht scheinbar funktioniert. Es ist dein Cousin, wenn du das willst, dann machen wir das, frag deine Mutter die weiß sicher auch noch was dazu zu sagen.
Julio bekam das Geld und die Zahlungen liefen immer pünktlich in der vereinbarten Höhe bei uns ein. Ich war nun des Öfteren bei ihm und konnte nur feststellen, das er jetzt deutlich größere Mengen Nüsse gelagert hatte. Auch fiel mir auf, das jetzt eine ziemlich große Pressmaschine dastand. Das war eine Maschine um Öl herzustellen, er erklärte mir das Teil und ich muss sagen auch das sah gut aus. Da lief astreines Erdnussöl raus. Er wollte jetzt auch Öl produzieren und erzählte uns das er schon mit einem Labor gesprochen hatte über eine entsprechende Analyse seines Öls. Er könne dann mit einer Erlaubnis auch in anderen Provinzen Öl verkaufen auch in Havanna.
Mittlerweile begann er auf seiner Finka die er hatte Erdnüsse anzupflanzen, auch das habe ich gesehen, sah auch gut aus.
Und nun nach einem Jahr saß er wieder bei uns und hatte eine neue Idee, er wollte Schweine züchten. Auf Kuba ein Thema für sich selbst. Er erklärte seinen Plan, zeigte uns seine Kalkulation und seine Materialliste. Für ihn war klar, das kann nur ein Erfolg werden. Er wollte jeweils 100 Schweine großziehen und dann an den Staatsbetrieb Porcino verkaufen. Porcino ist auf Kuba das Unternehmen, das Tiere aufkauft und verwertet aber auch Tiere großziehen lässt von Campesinos, die dann Verträge mit Porcino eingehen müssen. Aber sie kaufen auch von freien Anbietern Tiere wenn diese schwer genug sind.
Seine Vorstellung dieser Zucht war schon beeindruckend, was er alles kaufen wollte, machen wollte, ich hatte den Eindruck da entsteht eine High Tec Aufzucht für Schweine.
Er bekam noch einmal CUC 8000.-
Von da an wurden wir über alles unterrichtet was er machte, kaufte, installierte, er war sehr bemüht aale Fragen zu beantworten. Immer wieder mal fragte ich nach wie es denn aussieht auf der Finka, wie weit ist den der Bau der Stallung schon gediehen, immer gute Antworten. Der Aushub für die Metallträger der Dachkonstruktion ist gemacht, nächste Woche kommt der Schweißer usw. Ich hatte ihm einmal meine Kamera mitgegeben damit er mir Fotos vom Kauf eines Siloaufliegers machen sollte. Ich staunte nicht schlecht. Da wurde ein 12 m langer Siloauflieger von einem Schwerkran auf einen Tieflader gehoben und diese Kolonne fuhr dann auf die Finka um den Auflieger abzuladen, der ihm als Futtersilo dienen sollte.
Er dokumentierte alles mit Stolz und detailliert.
Er war häufig bei uns und so konnte ich immer fragen wie der Stand der Dinge war. Zu meinem Geburtstag schenkte er mir dann eine Flasche Whisky, ich weiß noch genau wie mich das befremdet hat. Ich trinke keinen Whisky und ich fragte mich auch wo hat er das Geld her. In der Tienda kostet der Whisky CUC 35.- sagte ich zu meiner Frau. Wir ließen das erstmal so stehen. Dann kam der 15. Geburtstag von der Halbschwester meiner Frau. Großes Fest viele Menschen ausgelassene Stimmung, die kleine Lili war jetzt eine Frau und bekam hier und dort einige Scheine zugesteckt. Von Julio bekam sie CUC 50.- Wir wunderten uns, für einen Kubaner ist das richtig viel Geld, er hatte auch Kinder, seine Wohnung sah trotz seines Geschäftes nicht nach Wohlstand aus.
Julio fuhr auch immer öfter mit Privatfahrzeugen auf die Finka, er machte an Fasching richtig ein Fass auf und wenn seine Frau mal Durst hatte, dann fuhren sie schon mal mit dem Taxi die kurze Strecke zum Kiosk. Das alles haben wir erfahren, auf Kuba erfährt man immer etwas, wenn man fragt. Kubaner reden für ihr Leben gern. Und dann kam sein Geburtstag, es sollte ein großes Fest auf der Finka geben, fast 50 Leute waren eingeladen, wirklich alles was zu Familie gehört. Ich fragte meine Frau wann ist das Fest denn, wer geht von uns? Bis jetzt noch Niemand meinte sie, noch keine Einladung da. Aber wie ich gehört habe, holt Julio die Gäste teilweise sogar mit dem Auto ab.
Der Geburtstag kam und wir waren nicht eingeladen. Niemand von der Familie. Ab hier begann mein Kopf nun auf Hochtouren zu arbeiten. Da war nun wirklich Jeder dabei, der zu seiner Familie gehörte und ausgerechnet die, die ihm finanziell das alles ermöglichten was er nun tat, die blieben außen vor! Warum?
Wir gingen einige Tage später zum Onkel meiner Frau, der auch auf der Feier war. Ich fragte ihn, was er auf der Finka gesehen hatte, war die Stallung fertig? Also gesehen habe ich nicht viel sagte er, sechs Löcher im Boden, das war alles und einen Container und viele Tanks. So langsam kam uns ein Verdacht, wir wollten mit Julio sprechen, aber dann passierte etwas was alles zum kippen brachte. Der Mann meiner Schwiegermutter ist Schwarzer und macht seine Geschäfte in Havanna. Er und Julio können sich überhaupt nicht riechen, der eine neidet dem anderen sein Geschäft, dies nur zu Info.
Wir sitzen also da und überlegen uns was wir mit Julio machen, da ruft uns die Schwiegermutter nach unten, Polizei sei da. Ich habe den Mann nicht gekannt der da saß, aber er war der Familie scheinbar nicht fremd. Er kam von der DTI, dem Departamento Técnico de Investigaciones. Ich setzte mich in die Ecke, meine Frau neben den Mann. Dann sagte er, das er Informationen erhalten habe, das in San Andre ein Deutscher, eine größere Tierzucht betreiben will. Da sollen unter anderem illegale Materialien liegen. Ausländern ist es untersagt derartige Geschäfte zu betreiben. Scheinbar soll über Kubaner diese Sache abgewickelt werden. Er sei mit dem Mann meiner Schwiegermutter befreundet und gibt uns deshalb diese Information, was er eigentlich nicht dürfte. Er könne nur raten diese Sache fallen zu lassen bevor es sich zu etwas Größerem ausweitet.
Das saß, aber so richtig satt. Ich weiß noch wie ich zu meiner Frau sagt, das war es. Wir hören sofort auf mit dieser Sache weiter zu machen.
Ruf deinen Cousin an, wir werden mit ihm sprechen. Die DTI ist nicht irgendeine Polizeitruppe sonder operiert in Zivil und löst bei der Bevölkerung ein ziemliches Unwohlsein aus. Ihre Spielräume sind fließend und sie ermitteln verdeckt.
Tage später saß Julio bei uns auf der Couch, ich hatte mir eine Liste mit Fragen geschrieben die er mir beantworten sollte, dann konfrontierten wir ihn mit dem Besuch des DTI Mannes. Ich sagte ihm, Julio, die Sache hat sich für mich erledigt. Was du von dem Geld noch hast, gebe es uns zurück, alles was in Material da ist verkaufe es. Das auf der Finka bis heute noch nichts gebaut wurde könnte jetzt sogar ein Vorteil sein sagte ich, aber dann hast du noch mehr Geld übrig was auch wieder gut ist. Er wollte mir eine Aufstellung aller Kosten in den nächsten Tagen vorbeibringen.
Dies geschah auch mit einer weiteren Überraschung. Dem guten Julio liefen jetzt Tränen über das Gesicht und er sagte, das er Nachts nicht mehr schlafen konnte, er hat sich den Kopf zermartert wie er uns das Geld zurückzahlen könnte. Da hat er seinem Cousin, der vor einigen Tagen nach den USA abgereist sei CUC 5000.- mitgegeben damit dieser das Geld für ihn dort anlegt. Der Ertrag soll so gut sein, das ich pro Jahr CUC 3000.- zurückbekommen werde. Als ich diesen Unsinn gehört habe dachte ich, das kann doch nicht wahr sein.
Ich sagte Julio, was für einen Scheiß erzählst du mir hier. 60% Rendite, gibt’s nirgends auf der Welt, höchstens im Spielcasino. Glaubst du ich hätte mein Geld nicht schon längst in so eine Anlage gesteckt wenn es sie denn gäbe?
Der hatte unser Geld einfach einem anderen Kubaner mitgegeben und saß jetzt auf unserer Couch uns schluchzte sich einen ab. Er zeigte mir noch die Flugverbindung seines Cousins um die Wahrheit seiner Aussage zu bestärken. Meine Frau und ich waren fertig.
Wir fassten uns nach Tagen wieder und beschlossen mit Julio eine Rückzahlungsvereinbarung zu treffen. Ich war fest entschlossen nicht locker zu lassen. Ich weihte meinen Sprachlehrer ein, ich brauchte ihn jetzt als Übersetzer. Die nächsten Wochen und Monate war ich fünf mal im Haus von Julio und versuchte eine Lösung zu finden. Er willigte schließlich ein uns monatlich einen bestimmten Betrag zu bezahlen. Alles sollte korrekt ablaufen. Mit Unterschrift über den Erhalt usw.
Das waren im Übrigen nervenaufreibende Gespräche. Dieser Julio hörte sich selber gerne reden. Er konnte fast wie Fidel ohne Pause referieren und gestikulierte dabei mit den Armen, er phrasierte, und es war schwer ihn zu stoppen.
Aber in diesen Gesprächen machte er einige Fehler, ich erfuhr, wer ihm beim Transport der Materialien geholfen hatte. Der Präsident der Kooperative in San Andre, ich kannte auch den Fahrer des Lkw, ich hatte die Fotografien des Transportes und Sechs Seiten handschriftlicher Kostenaufstellung bis ins Detail. So langsam reifte in mir ein Entschluss.
Das Geld kam mal pünktlich, mal nicht, dann wieder gar nicht, man musste immer Druck machen. Julio verkaufte so nach und nach die Tanks und was er sonst noch alles angeschafft hatte. Aber wir hatten immer dieses schlechte Gefühl mit uns, wir hatten Geld zum leben, aber wir wollten auch den Rest noch haben, denn ich hatte immer eine Reserve eingeplant. Dadurch das er nicht immer zahlte, nahm man auch immer was von der Reserve.
Man schläft schlechter und ärgert sich noch lange später über diese Sache. Der Kontakt zu diesem ach so geachteten Familienmitglied wurde dann auch abrupt beendet, die Geschichte verbreitete sich und wir bekamen dann Informationen, die alles erklären sollten.
Julio hatte Schulden, erhebliche. Es sollen ca. CUC 30.000.- gewesen sein und sein Leben bestand eigentlich nur aus Geld beschaffen und Schuldenlöcher stopfen. Wir waren ihm da ein willkommenes Opfer. Wir sprachen dann mit anderen Gläubigern, überall die Selbe Geschichte. Geschäfte machen monatliche Zahlungen erhalten usw.
Auch erfuhren wir wer uns den Mann der DTI geschickt hatte, der Ehemann meiner Schwiegermutter. Als der sah wie wir seinem Intimfeind Geld gaben, da musste er was machen um Julio eins auszuwischen. Also sprach er mit seinem Freund und der besorgte durch seinen Auftritt den Rest.
Nach den Jahren Heute, muss ich fast froh sein das es so kam, wir hätten möglicherweise noch mal Geld gegeben, so kam es am Ende nur zu zwei blauen Augen.
Es war Ende 2007 und wir mussten immer wieder Druck auf Julio machen damit Geld floss. Die Familie meiner Frau hat sehr gute Beziehungen in der Stadt, was auf Kuba bekanntermaßen sehr wichtig ist. Als Julio wieder nicht bezahlen konnte/wollte, wurde ein guter Freund seines Zeichens Major bei der Polizei eingeladen und meine Frau erklärte die Sachlage.
Er wollte bei Julio vorbeigehen und mit ihm sprechen. Er nahm auch die Unterlagen mit die wir hatten um ihm einiges darüber zu erklären.
Dieses Gespräch war insofern gut, weil nun wieder Geld floss und wir waren uns fast sicher, das unser Geld nicht in den USA war sondern immer noch in der Tasche von Julio.
So nach und nach kamen wir an die CUC 7000.- Marke. Aber musste weitergehen. Und immer wieder diese Verzögerungsspielchen, ich konnte manchmal nicht mehr schlafen weil ich mich so aufregte. Und dann kam uns der Ehemann der Schwiegermutter zu Hilfe.
Sein Schwager ist der zweite Staatsanwalt in Holguin. Als ich das hörte, waren meine Augen gleich hellwach. Ich sagte wir werden Julio jetzt das Messer auf die Brust setzen. Ich gehe zu ihm und fordere regelmäßige Zahlung oder wir hängen das bei der Fiscalidad an die große Glocke. Und noch eine Karte hatte ich ihm Ärmel. Der DTI Mann hatte sich mit uns ein bisschen angefreundet, auch weil er hin und wieder vorbeikam um mit seinem Freund zu sprechen, dem Ehemann meiner Schwiegermutter. Und wir haben ihm dann den ganzen Fall erklärt und die Unterlagen gezeigt. Er wollte versuchen bei seinem Chef eine Untersuchung zu erreichen, die auch den Präsidenten und den Fahrer sowie Julio mit einschloss. Sie mussten dann im Hauptquartier der DTI erscheinen. Alleine das löst bei Kubanern schon Ängste aus. Den die DTI ermittelt nur und stellt die Ergebnisse der Polizei zu Verfügung, so das diese Ergebnisse direkt der Staatsanwaltschaft als Anklage dienen.
Und so kam es auch, alle drei bekamen Termine bei der DTI. Das machte gewaltig Wind in der Kooperative wo Julio gerne den großen Investor spielte mit unserem Geld.
Kurz darauf rief uns seine Frau an, völlig von der Rolle sprach sie mit meiner Frau.
Das könnt ihr doch nicht machen, wir sind doch Familie wie ihr, wir wollen doch bezahlen, wir verstehen euch nicht, wir machen was wir können usw. Dieser Schlag saß jedenfalls und wir machten immer weiter Druck
Julio sagte uns ja anfangs, wenn alle Stricke reißen, verkaufe ich mein Haus um euch alles zurück zu bezahlen. Das verlangte ich jetzt von ihm.
Sollte das nicht erfolgen geht die Sache zum Staatsanwalt, wir haben den Kontakt.
Zwischenzeitlich kamen zwei Gläubiger direkt zu ihm nach hause einer campierte mehrere Tage auf einer Liege im Hof und schrie immer wieder, ich gehe erst wenn ich mein Geld habe. Der andere schmiss stundenlang Steine gegen seine Metalltür und erzählte Jedem was für ein Typ der da drin ist. Tage vorher hatte ihn ein anderer Gläubiger auf der Strasse angegriffen und ihm ein blaues Auge geschlagen.
Sein Schwiegervater sagte mir einmal, für ihn gibt es nur drei Möglichkeiten, entweder er geht nach Amerika, seine Schwester lebt da, er bezahlt seine Schulden, oder Jemand bringt ihn um.
Für mich, für uns war klar diese Sache war noch lange nicht beendet. Aber ich konnte sie jetzt nicht weiterverfolgen, ich wollte nach Deutschland fliegen um meine Mutter zu besuchen. Auch hatte die Geschichte mich mental ziemlich beansprucht. Ich sprach Spanisch, aber noch lange nicht gut genug um mich in solchen Szenarien zu behaupten.
Meine Sichtweise hatte sich dadurch verändert, ich sah und sehe heute die Menschen auf Kuba immer noch positiv. Ich erkenne nur viel früher wie damals wenn jemand etwas von mir möchte. Viele Verhaltensweisen sind mir nicht mehr fremd, ich habe auch Verständnis für Menschen, die versuchen mich zu übervorteilen in dem Glauben ich würde es wegen meines angeblichen großen Reichtums schon nicht so eng sehen.
Ich habe immer versucht zu verstehen, warum Menschen so handeln oder reagieren. Das erleichtert einem ein eigenes angemessenes Verhalten zu entwickeln.
Also stieg ich Anfang 2009 ins Flugzeug und schaltete meine Gedanken aus.
Ich werde jetzt in die Küche gehen und mir einen Kuchen backen, auf den freue ich mich schon.
Nico: Es muss natürlich staatliche Sprachschule heißen. Die Schüler werden an drei Tagen unterrichtet, Englisch, Russisch, Deutsch, waren damals die Fächer, am Ende gibt´s ein Diplom mit dem die Schüler sich zum Beispiel in Hotels oder am Flughafen oder in der Gastronomie bewerben könne. Ähnlich wie bei der VHS in Deutschland. Meine Frau war auch dort und hat ihre ersten Deutsch Lektionen gelernt, ich wurde mal eingeladen um von den Schülern über das Leben in Deutschland befragt zu werden, war wirklich interessant.
Ich wünsche euch einen schönen Tag Tschüss
Christian
#45 RE: Vorstellung Christian
Danke Christian für die umfangreiche Schilderung.
Mir ist ähnliches in Venezuela passiert wo ich mir sagte das glaubt mir so wieso keiner der spinnt der Extranjero.
Wie sich die Bilder gleichen und die Moral von der Geschicht hat meine Grundfeste doch erheblich erschüttert.
Leider ist das zugeben von Fehlern nie unsere(Deutsche)Stärke gewesen aber diese Geschichten sind die besten Beispiele
wie man es nicht machen sollte
Allen ein schönes Wochenende mit viel Sonne
Los Delfines.
Hi@all!
Es ist schon schwer in Kuba Vertrauen auf zu bauen.
Mein Spearfishing Lehrer, ein geachteter Mann unter
den Harpunenfischern dort, hatte von mir eine komplette Ausrüstung
geliehen bekommen nach er sich um mich 6 Monate gekümmert hatte.
In der nächsten Wintersaison dort angekommen war alles noch vorhanden und
ich belies die Ausrüstung bei ihm. 2 Wochen später eröffnete er mir
das er wegen Nachtfischen von der Polizei angehalten wurde und die Ausrüstung
wurde konfisziert.
Pech für uns beide.
Einige Wochen später rase ich mit meinem E-Bike Richtung Asseradero durch sein KuhDorf Cojimar.
Wer latscht da mit dem Angeblich konfisziertem NeprenAnzug, Harpune, Maske, Apnoe-Flossen usw.
in Richtung Meer?
Ich bin dann wohl etwas grob und laut geworden, das ganze Dorf kam zusammen.
Ich hab Ihm nur die Unterhose gelassen.
joerg
Hallo,
heute werde ich etwas weniger schreiben, an so einem schönen Tag muss ich etwas für meinen Körper machen um mein Gewicht unter Kontrolle zu halten.
Ich flog also nach Deutschland, wurde am Flughafen in Frankfurt von einem Ex Kollegen abgeholt und stand drei Stunden später vor meiner Mutters Haustür. Ich läutete, sie öffnete und sah mich an als ob ich gerade eben erst gegangen sei, nach drei Jahren war das irgendwie befremdlich. Ich wollte eintreten, das ging aber nicht so richtig, der ganze Boden und alles was sich irgendwie als Abstellfläche verwenden ließ, war voll gestellt mit Unmengen von Hausrat. Sie wolle ein bisschen aufräumen sagte sie. Es dauerte dann bis ich zur Couch vorgedrungen war und mich setzen konnte.
Nun, ich half ihr später noch alles irgendwie wieder auf die Reihe zu bekommen bevor ich mich dann auf der Couch schlafen legte. Die Tage danach sprachen wir mal mehr mal weniger, wir gewöhnten uns langsam wieder aneinander.
Meine Absicht war, das ich ca. 6 Monate in Deutschland blieb und nach Möglichkeit in meiner alten Firma nachfragte wegen eines Aushilfsjobs, so das ich nicht nur Geld ausgab, sondern auch was mitnahm, Schwabe eben!
Nach einem Gespräch mit meinem alten Personalchef war das auch kein Problem. Probleme tauchten aber so langsam meine Mutter betreffend auf. Ihr Verhalten war etwas sonderbar und ich musste genauer hinsehen damit mir das auffiel. Mal kam sie aus dem Schlafzimmer und fragte mich wo denn die Toilette sei. Ging sie aus der Wohnung stand sie in der Tür uns sah lange nach rechts und nach links bevor sie sich für eine Richtung entschied. Mal kaufte sie ein und bezahlte nicht, dann wieder wollte sie Sonntags zum Einkauf oder der Friseur brachte sie nach Hause weil sie den Weg nicht mehr wusste. Sie stellte Ihre Einkaufstüten auf die heiße Herdplatte usw. Auch viel mir auf das in der Wohnung massenhaft Tempo Taschentücher, Kosmetikartikel oder Zahnbürsten original verpackt lagen.
Ihre Hygiene, auf die sie immer sehr viel Wert gelegt hatte musste in den letzten Jahren schwer gelitten haben. Sie sah mit Ihrer Frisur eigentlich aus wie eine Klobürste. Jeden Tag die selbe Kleidung, die selben Schuhe, mir dämmerte, das das möglicherweise Anzeichen für Demenz waren. Ich schaffte es sie zum Arzt zu bringen und nach einer Stunde und einem Test bestätigte er mir meine Befürchtung. Eine Dementielle Anfangsphase. Ich sagte meiner Firma wieder ab, ich konnte sie nicht mehr alleine lassen. Es schien als ob ich gerade rechtzeitig zurück gekommen war.
Ich teilte das meiner Halbschwester mit und entschied von nun alles was für meine Mutter zum Besten war.
Vor allem fragte ich mich, was mit ihr machen wenn ich wieder zurückfliege? Der Zufall kam mir zu Hilfe, der Sohn einer der Schwestern meiner Mutter rief mich eines Tages, weil er erfahren hatte das ich da sei und wir sprachen über meine Situation. Er sagte, gleich in der Nähe bei uns, das war in Salzgitter/Bad gibt es einen sehr schönen Wohnstift, auch bezahlbar und ich würde meine Mutter gerne dort einquartieren. Wenn deine auch noch da ist, dann wäre es doch optimal.
Also machte ich einen Termin, fuhr mit meiner Mutter dorthin und wir sahen uns den Stift an. Ich war angenehm überrascht, eine Einrichtung mit Hotelcharakter. Auch meiner Mutter sagte das zu und sie war bereit dorthin zu ziehen. Gut war auch, sie hatten eine Spezielle Abteilung für Demenzfälle.
Tage später kam der Vertrag nach Hause sie unterschrieb und ich organisierte den Umzug.
Dann, eine Woche vor Einzug sagte sie mir dann so nebenbei, ach was ich noch sagen wollte, wenn du mich in dieses Heim bringst, dann springe ich vom Balkon, nur das du Bescheid weißt. Ich stand da wie mit Eiswasser übergossen. Ich versuchte sie umzustimmen tagelang, aber vergebens, sie wollte nicht mehr dorthin.
Also wurde der Vertrag storniert und der Umzug abgeblasen. Ich lebte nun so in den Tag, ich wusste nicht wie es weitergehen sollte. In ein Altenheim brachte ich meine Mutter auf keinen Fall, das hatte ich mir schon lange geschworen. Aber wohin dann? Wochen vergingen und ich dümpelte so vor mich hin. Und dann eines Nachts, ich lag wieder mal wach, kam mir die Idee, ich nehme sie einfach mit nach Kuba. Ich fühlte mich wie nach einer Überdosis Adrenalin. Das war die Lösung.
Am nächsten Tag unterbreitete ich ihr das ganz nebensächlich und sanft, ob sie sich vorstellen könne auch mal nach Kuba zu reisen. Sie kann dann auch ihr Enkelkind sehen und das Wetter sei in jedem Fall besser. Sie müsse jetzt noch nichts sagen, überlege es dir und ich frage dich dann noch mal. Aber sofort kam es herausgeschossen, oh ja Kuba, da gehe ich gleich mit.
Ich hatte nun eine neue Aufgabe, alle nötigen Schritte einzuleiten, das sie mitkommen und auch bleiben konnte. Ich rief die Botschaft an und erklärte mein Vorhaben und bekam alle Informationen für eine Beantragung der Residencia und der Einreise, die ja dann in einen unbefristeten Aufenthalt münden sollte.
Ich war nun voll damit beschäftigt alle Papiere und Dokumente beizubringen um möglichst schnell wieder zurückreisen zu können. Ich kontaktierte meine Frau, das ich meine Mutter mitbringen werde und wir einen Anbau benötigen. Ein schönes Zimmer mit Bad. Ich schickte ihr einen Grundriss, damit sie besser verstand und überließ ihr dann den Bau. Die Familie auf Kuba war natürlich sehr überrascht aber auch erfreut das ich meine Mutter nun dabeihatte.
Innerhalb von zwei Monaten hatte ich alle Papiere zusammen, fehlten nur noch die Röntgenbilder der Lunge und eine Blutuntersuchung auf HIV.
Ich muss sagen ich war dann aber auch ziemlich geschafft. Abends lag ich nur noch auf meiner Matratze und wollte nichts mehr wissen. Du bist fast täglich unterwegs, kümmerst dich um diese bürokratischen Dinge, dann einkaufen, Essen machen, sich noch mit der Mutter beschäftigen, am nächsten Morgen wie immer Wohnung sauber machen, meine Mutter hatte Probleme mit der Blase und das war im Bad natürlich sichtbar. Auch gab es immer wieder Zankereien wegen der Kleidung, sie wollte einfach immer nur das selbe anziehen. Sie konnte nicht mehr richtig laufen ich fragte warum, das wisse sie nicht. Sie zog die Schuhe aus und ich sah ihre Fußnägel in Überlänge. Ich musste meine Mutter sprichwörtlich in den Wochen wieder in eine gepflegte Frau verwandeln.
Aber ich sollte in der Zukunft noch viel mehr über Demenz erfahren um das Verhalten solcher Menschen besser zu verstehen.
Der Tag der Abreise kam näher und ich musste beginnen einen exakten Ablauf zu erstellen, damit beim zumachen der Haustür die Wohnung besenrein war, und alle Einrichtungsgegenstände verschwunden waren. Über eine bestellte Sperrmüllabholung wurden am letzten Tag die Betten, Matratzen und sonstige Kleinmöbel die ich schon zerlegt hatte entsorgt. Alles neu gestrichen hatte ich schon eine Woche vorher. Viele Dinge hatte ich verschenkt an meinen Ex Kollegen oder in Ebay verkauft.
Am letzten Tag nach dem aufstehen nahm ich die Betten auseinander und stellte sie raus auf die Straße, die Wohnung war leer. Schlüssel noch in den Briefkasten schmeißen, Koffer in den Mietwagen gelegt und ab ging´s nach Frankfurt. Mir fielen tausend Steine vom Herz, scheinbar hatte ich alles gut gelöst, ich wollte jetzt nur weg und wieder nach Hause. Mein zu Hause ist auch Heute noch Holguin und nicht Stuttgart oder Dresden wo ich momentan wohne.
Der Flug verlief fast reibungslos, nur einmal kam meine Mutter nicht mehr aus der Toilette raus, weil sie vergessen hatte wie die Tür aufgeht. Nach einigen Minuten aber hatte sie endlich den Riegel in die richtige Richtung geschoben. Wir haben die Tür dann nicht mehr verriegelt, nur noch angelehnt und ich stand davor. Alles so kleine Dinge die sich ändern wenn man es mit Demenz Kranken zu tun hat.
Wir landeten in Holguin und ich hatte meine Mutter nach der Passkontrolle an die Wand gestellt bei der Gepäckausgabe und hoffte ohne Kontrolle raus zukommen, war aber nichts. Sie hatten natürlich meine Festplatten und PC Teile entdeckt und den Koffer markiert.
Ich sollte mich jetzt mit fast 10 Leuten in der Kontrollreihe anstellen, das wollte ich aber nicht, ich weiß wie lange das dauern kann. Ich bin einmal tatsächlich als letzter Passagier aus dem Terminal raus. Ich sagte dem Offiziellen, meine Mutter da an der Wand ist krank, sie fühlt sich schlecht, sie ist 81 Jahre alt, bitte, können wir das schneller abwickeln. Er beschwichtigte, das geht jetzt nicht ich müsste schon hier……usw, ich wurde etwas lauter das das nicht sein kann. Ein alter Mensch muss doch berücksichtigt werden. Innerhalb von Augenblicken war plötzlich eine Krankenschwester mit Rollstuhl da und meine Mutter saß drin.
Mittlerweile war der zweite Beamte da und ich sagte, es muss doch möglich sein das ich wegen meiner Mutter Priorität habe. Ich tat aufgeregt und der Beamte bat mich um Ruhe. Aber sie besprachen sich und ich kam an einen Nebentisch und sollte meine Koffer aufmachen, aber das wollte ich ja gerade vermeiden. Der Koffer gehört mir der meiner Mutter usw. Dann sagte er sie haben Festplatten und elektronische Teile im Koffer ich sagte ja, was genau und wie viel, ich sagte drei Festplatten, ein Mainboard, eine Grafikkarte, Lüfter, Netzteil usw. das reichte ihm zum Glück. Das Formular wurde ausgefüllt die Koffer noch gewogen und dann ging´s zum zahlen. Für alles zusammen habe ich 180.- Peso Cubano bezahlt. Das macht den Unterschied mit Residencia.
Meine Mutter wurde raus geschoben und wusste wohl nicht so recht was sie in dem Rollstuhl zu suchen hatte, das verriet mir ihr Blick, ich beruhigte sie, alles in Ordnung, die sind nur sehr freundlich hier.
Meine Frau war, mein Töchterchen , die Schwiegermutter und alle strahlten bis auf den Himmel, der war schwarz wie die Nacht. Und als ich meine Frau im Arm hielt da begann es teuflisch zu regnen, war uns egal. Es war fast wie in einem Film, sie halten sich im Arm und küssen sich und werden nass bis auf die Haut. Jetzt noch die Koffer und die Leute ins Auto und ab nach Hause, ich war wieder da wo ich sein wollte.
Hallo,an Alle,
ich werde noch ein bisschen weiter schreiben um auch mir selber das ein oder andere wieder in Erinnerung zu rufen.
Ja Nico, das Thema vertrauen auf Kuba ist wahrlich ein Thema zum Bücher füllen. Deine Geschichte ist bezeichnend für viele ähnliche Vorfälle die auch ich erlebt habe. Meist sind es kleinere Dimensionen in denen sich das abspielt, aber es kann einen auch richtig deftig erwischen.
Ralf, hätte ich gewusst was mich mit meiner Mutter alles erwartet, ich wäre mir nicht sicher gewesen ob ich den Mumm aufgebracht hätte sie mitzunehmen. Es ist in solchen Fällen auch besser denke ich, das man nicht weiß was auf einen zukommt.
Und so fuhren wir also nach Hause und meine Mutter bezog ein wirklich schönes Zimmer mit Bad. Aussicht über die Stadt, schöne Zedernmöbel, alles gefliest und gestrichen, ich war mir sicher alles richtig gemacht zu haben. Gemacht hatte es natürlich meine Frau, die alles organisieren musste.
Wir waren bemüht sie überall mit einzubeziehen, die Frauen nahmen sie mit in die Stadt zum Cafe trinken, schminkten sie, machten sie im Aussehen jünger und gaben sich Mühe mit ihr. Sie sah ihre Enkelin, und ich stellte fest wie sich auch körperliche Probleme langsam in Nichts auflösten, durch die Wärme und die Sonne. Es gab ein Fest vom CDR in der Strasse, für Kinder wurde was organisiert und ich ging mit meiner Mutter runter und sie saß dann bei den Nachbarn und sah sich alles an. Eigentlich hätte es so weitergehen können.
Dann kam der Tag an dem ich einen Eintopf kochte, er war definitiv zu salzig, aber ich mochte das, ich gebe immer zuviel Gewürze beim kochen oder zuviel Zucker beim backen dazu.
Wir alle aßen das ohne etwas zu bemerken. Am nächsten Morgen als wir nach meiner Mutter sahen, lag sie regungslos im Bett, geöffnete Augen, verkrampftes Gebiss, kalt nicht ansprechbar. Meine Frau rief sofort einen befreundeten Arzt an der schnell kam und dann sagte, sieht aus wie ein Schlaganfall. Jetzt wurde ein anderer Bekannter im Krankenhaus angerufen, ein Gynäkologe, der uns einen Krankenwagen organisierte, die sind in Holguin eigentlich kaum zu bekommen. Die Sanitäter machten gleich ein EKG, spritzten ihr ein Mittel und trugen sie dann unsere schmale Wendeltreppe (Caracol) was schon eine ziemliche Action war. Man musste sie in eine Decke legen, weil es in der Treppe kaum Platz für zwei Personen nebeneinander gab.
Dann ging´s in Hospital Lenin. In der Notaufnahme wurde sie untersucht, bekam einen Tropf und wartete das ein CT gemacht wurde. Auch der Arzt dort vermutete einen Schlaganfall. Meine Mutter war zwischenzeitlich wieder etwas ansprechbar.
Nach dem CT bestätigte sich der Verdacht, es war ein Schlaganfall und ein Blutgerinnsel im Gehirn. Sie hatte am Morgen als wir sie fanden einen Blutdruck von 220/140. Der Arzt sagte, normalerweise würde man jetzt operieren, aber wegen ihres hohen Alters versucht man das Gerinnsel mit Medikamenten aufzulösen. Sie wurde direkt auf die Abteilung tourismo de salud verlegt, wo nur Ausländer/Touristen lagen, die mussten dann bar in CUC bezahlen.
Von nun an machte ich mich jeden Tag auf den Weg zum Hospital und brachte ihr was zum Essen, das Essen dort kriegt ein Deutscher auf Anhieb nicht runter. Selbst Ärzte sagten mir das sei ungenießbar. Aber sie wollte selten mal was davon haben. Im Nachbarzimmer lag auch ein Deutscher, der wegen Herzrhytmusstörungen eingewiesen wurde. Bei der Entlassung bekam ich mit das ihn die Woche in der Klinik CUC 2.200.- gekostet hatte, ich erschrak, meine Mutter war auch schon so lange da. Also sprach ich mit meiner Frau und die wollte dann auf die Imnigracion und erklären das sie ja Residencia bekommen wird, so das man diese Zahlung bei Ihr nicht erhebt.
Meine Mutter wurde nun zusehends renitenter in ihrem Bett. Sie wollte aufstehen, sie riss sich den Infusionsschlauch heraus, essen wollte sie gar nichts und begann jetzt täglich sehr laut mit sich zu sprechen und zu singen. Die Folge war, sie bekam die Infusion nun in eine Halsarterie und die Hände wurden fixiert. Jeden Tag und jede Nacht musste jemand von der Familie am Bett sitzen, auf Kuba eigentlich eine Selbstverständlichkeit, ich war danach immer fertig.
Als meine Mutter nach zwei Wochen entlassen wurde hatte sich das Gerinnsel schon deutlich verringert und sollte sich mit entsprechenden Medikamenten völlig auflösen laut den Ärzten.
Also brachten wir sie wieder nach hause, eine Rechnung gab es auch nicht, die Imnigracion bescheinigte der Klinik das sie Residente sei und deshalb nichts bezahlen muss.
Zu Hause stellten wir dann in den Tagen danach fest, wo ihre Beeinträchtigungen lagen. Sie konnte das Besteck nicht mehr richtig halten, laufen ging nur ganz langsam und schleppend mit Hilfe.
Erst dann dämmerte uns das sie sich ja auch nicht mehr waschen kann und was ist mit der Toilette und wer zieht sie an und aus?
Wir versuchten das erst einmal selber. Morgens wurde sie im bett ausgezogen, ich hatte einen Stuhl genommen und hatte Rollen darunter angebracht. Dann eine starke Folie drüber gezogen und da setzten wir meine Mutter drauf. Der Stuhl ging gerade so in die Dusche rein.
Meine Frau duschte und wusch sie und dann wieder zurück und auf das Bett gelegt. Wir waren der Meinung das es besser sei sie in eine Windel zu packen und so hatte ich eine Großpackung gekauft die es zum Glück gerade gab. Als sie angezogen war wurde sie in einen Schaukelstuhl gesetzt und auf die Terrasse in den Schatten gezogen. Sie spielte sich das jeden Tag auf´s neue ab. Erst kam meine Mutter dran, dann konnten wir frühstücken und hatten etwas Ruhe. Natürlich war die Windel jeden morgen voll, was auch gut war, ihr Darm funktionierte und wir versuchten das Essen so zu wählen das es leicht verdaulich war. Aber mit den Tagen stellten wir fest, das wir es so nicht schaffen würden. Ich war nach einer Woche eigentlich mental und körperlich am Ende, mit meiner Frau sah es ähnlich aus. Ich hätte mir nie träumen lassen, das mich das so belastet und mir die ganze Kraft entzieht. Aber ich war nur noch für meine Mutter da. Meine Frau kochte und ich brachte es meiner Mutter und fütterte sie. Sie wurde nun auch zynisch gegen mich. Ich habe Hunger wo bleibt das Essen rief sie. Ich brachte es ihr, friss den Scheißdreck alleine du Teufel, du bist Schuld das ich hier bin sagte sie dann. Und das war erst der Anfang. Sie beleidigte mich nun jeden Tag bei jeder Gelegenheit. Meine Nerven lagen irgendwann blank, ich kam damit nicht mehr zurecht. Einmal schmiss sie mir das Essen ins Gesicht, ich habe dann den ganzen Tisch mit einer Armbewegung abgeräumt und sie angeschrieen, du verdammte Hexe, ich schmeiß dich jetzt auf die Straße runter, ich hatte meine Hände an ihrem Hals und habe sie richtig geschüttelt. Meine Frau kam dazu und hat nur geschrieen um Gotteswillen hör auf du bringst sie um.
Ein anderes mal hat sie mich angespuckt, da habe ich ihr ein Glas Wasser ins Gesicht geschüttet, sie spuckte noch mal und wieder ein Schluck Wasser ins Gesicht.
Mehrmals am Tag machte sie die Windel voll und man musste sie sauber machen, ich schaffte das jetzt nicht mehr und wir überlegten was man tun konnte.
Die Lösung war eine Frau die zum erweiterten Familienkreis gehörte und von nun an Tag und Nacht bei meiner Mutter war. Sie bekam CUC 100.- pro Monat und sie kümmerte sich um alles meine Mutter betreffend. Von da an normalisierte sich unser Leben. Zwischenzeitlich war auch unsere zweite Tochter geboren und so hatte man für´s erste eine Entspannung erreicht. Ich half noch beim tragen meiner Mutter, ins Bett, ins Bad usw. aber den Rest erledigte die Hilfe.
Wir mussten nun auch wieder bei Julio vorbeigehen, seine Zahlungen kamen wieder ins stocken. Meine Frau war zwischenzeitlich beim 2. Staatsanwalt gewesen und hatte alle Papiere vorgelegt, die wir über diese Angelegenheit hatten. Ich schwärzte den Namen und die Ortsangaben heraus, weil ich erst wissen wollte was da auf Julio zukam und auf uns natürlich auch.
Der Staatsanwalt war sehr interessiert und sagte ich kann dir jetzt nur eins empfehlen, nimm Geld von Ihm solange er bezahlt. Wenn ich zu ermitteln beginne, ist das nicht mehr zu stoppen. Er hatte zu der Zeit viel auf dem Land zu tun, der Hurrikan Ike war erst über die Region gerast und das Chaos das er verursacht hatte nutzten viele Elemente zum Diebstahl.
Julio hätte definitiv eine Anklage wegen Aneignung von Staatseigentum erwartet, er hatte Dinge gekauft die dem Staat gehörten um mit ihnen Geschäfte zu betreiben. Ebenfalls seine Ölpressen, da wurde das Material und die Teile erst gedreht und dann aus der Fabrik gebracht um dann privat von einem Ingenieur wieder zusammengebaut zu werden. Ich hatte noch Tonaufzeichnungen die ich im Haus von Ihm gemacht hatte, in denen er im wesentlichen alles bestätigt hat was ich ihm vorwarf.
Als wir in sein Haus kamen viel uns sofort auf, das da kaum mehr was war. Ein paar Stühle, ein Tisch, zwei Etagenbetten. Alles was er mal hatte und besaß war verkauft. Nur das Haus gehörte ihm noch. Das wollte ich eigentlich haben. Aber schon nach wenigen Minuten nahm alles eine andere Wendung. Er eröffnete uns, das er nicht mehr bezahlen könne, er habe kein Geld mehr und alles verkauft. Und wie willst du mich nun bezahlen fragte ich? Ich werde meine Finka verkaufen. Wir wussten das er daran sehr hing, wieviel ist sie wert fragten wir CUC 5000.- vielleicht etwas mehr.
Ich besprach mich mit meiner Frau, wir hatten CUC 7000.- bisher erhalten, die Hälfte also.
Dann sagte ich, hör zu; überschreibe die Finka auf den Namen von meiner Frau. Sobald ihr Name auf der Urkunde steht hast du Ruhe vor mir. Von all denen, denen du Geld schuldest, werde ich der bösartigste sein, den ich habe am meisten Geld. Ich sagte das auch deshalb, weil sich noch vor meiner Abreise nach Deutschland eine kleine Begebenheit zugetragen hatte mit der Julio versuchte mich aus dem Weg zu räumen. Beim letzten Treffen in seiner Wohnung habe ich ihm gesagt, das ich gehört habe, das er vielleicht nach Amerika gehen wolle. Ich würde das nicht machen Julio sagte ich, ich weiß in zwei Tagen wo du dich aufhältst glaub mir. Der beste Platz für dich ist Kuba, hier passiert dir gar nichts, hier bist du sicher. Wären wir in Deutschland, ich hätte dir schon lange die Beine brechen lassen und mein Geld hätte ich auch wieder.
Tags darauf ruft er meine Frau an und teilt ihr mit, das er sich gestern mit seiner ganzen Familie beraten hätte wegen meiner Morddrohung gegen ihn und man beschlossen hätte zur Imnigracion zu gehen.
Ich war platt. Da ging nun also Julio mit seinem Schwiegervater zur Imnigracion und denunzierten mich. Wir haben eine befreundete Nachbarin die dort arbeitet, meine Frau sprach mit ihr und nach zwei tagen wussten wir was da abgelaufen war. Es wurde gesagt das ich ihn mit dem Leben bedroht hätte für den Fall das er Kuba verlassen würde. Der Chef der Imnigracion sagte darauf, auch wenn das so vorgefallen ist, sind sie bei mir falsch. Sie müssen Anzeige bei der Polizei erstatten und erst wenn diese ermittelt bekommen wir die Information ob ein Delikt vorliegt oder keins. Solange machen wir gar nichts. Das passiert übrigens einige Male im Jahr das Ausländer auf der Imnigracion denunziert werden in dem Glauben sie dann loszuwerden. Julio hat natürlich keine Anzeige erstattet, er hätte dann fürchten müssen, das seine ganzen Geschäfte aufgeflogen wären.
So saßen wir also vor ihm und er willigte in die Umschreibung ein. Ich nahm noch die zwei Kanister Öl a 20L mit, schönes Erdnussöl und wir machten uns aus dem Staub.
Mir schien das ich auf Kuba alles bekam, nur nicht das weswegen ich eigentlich da war.
So heftige Szenenwechsel habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Das war vielleicht aufregend und interessant, aber ich hätte gerne darauf verzichten können.
Jetzt also sollten wir bald eine Finka besitzen, was alles sollte denn noch kommen fragte ich mich?
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