Zitat von Karo

---

Zurück zu Moskitos Bericht:

- Von Bayamo nach Bartolome Maso, bist Du da " über Eck" via Yara gefahren oder relativ recto über Bueycito?

(die Frage weil ich habe die gleiche Karte wie Du, aber zudem auch das Kartenheft 1: 300'000, wo die recto-Strecke gar nicht vorhanden ist ! )

---

Hallo Karo,
ich bin ncht die Strasse über Yara gefahren, sondern Bueycito, Canabacoa. Warum das auf manchen Karten nicht drauf ist, weiß ich nicht.

Zitat

---

- Hast Du ( hoffentlich ) noch Bilder von ganz oben, Santo Domingo oder La Plata ? Ist ja alles schon nahe am Pico, einzige Höhenangabe auf meinen Karten.

---

Ich war nicht viel höher als St. Domingo. St. Domingo ist bloß ein kleines Dorf, eingekeilt von schroffen Bergen. Kurz vor dem Eingang zum Nationalpark liegt das Hotel. Dort geht es dann auch hoch zur comandancia und für andere Touren. Mein Zeitplan war etwas knapp bemessen, ich hatte nur drei Wochen für Kuba und musste noch nach Santiago, Guantanamo und Havanna, deshalb habe ich den ursprünglichen Plan aufgegeben weiter in die Berge vorzudringen und ev. noch die Runde nach Pilon zu machen.

Fotomäßig kann ich bloß noch das Panaorama kurz (ca 3 km) vor St. Domingo anbieten.



Kurz vor St Domingo (flash)
Kurz vor St Domingo (mov)

Auf dem großen Pano sieht man rechts vom Fahrrad die Strasse am Berghang entlangführen, kurz danach geht es tierisch steil bergab nach St. Domingo.

Zitat

---

- Für die VIAZULStrecke nach Stgo, nehmen die ohne weiteres ein unverpacktes Bike mit ?

---

Bislang hat jeder VIAZUL mein unverpacktes Fahrrad mitgenommen. Allerdings hatte ich auch mehrmals Probleme mit Beschädigungen durch den Transport, denn meistens steht es nicht, sondern wird gelegt und dann kommt noch jede Menge Gepäck oben drauf. Ich passe jetzt immer auf, wenn es eingeladen wird um das schlimmste zu verhindern.

P.S. Heute Abend geht es weiter im Bericht mit Santiago.

test

.
Santiago

Ich war oft genug in Santiago und ich erinnere mich noch gut an die anfängliche Begeisterung, die diese 'ciudad caliente' auslöste, vermittelt Santiago doch von allen kubanischen Städten am meisten von dem afro-kubanischen Lebensgefühl, welches man als Europäer mit Kuba verbindet. Inzwischen hat sich meine Begeisterung zwar etwas neutralisiert, ein paar Tage verbringe ich auf meinen Kubareisen dennoch immer wieder gerne dort. Ich plane zwei Tage/Nächte zu bleiben, hauptsächlich möchte ich durch die Gassen schlendern, ein paar Orte und Plätze mit denen ich Erinnerungen verbinde besuchen, fotografieren, vielleicht Bekannte treffen, Santiago-Flair schnuppern und ein klein wenig auch die Ankunft in Guantanamo, und den damit verbundenen familiären Teil meiner Reise, hinausschieben.


Parque Cespedes von der Casa Granda Dachterrasse

Meine Casa wähle ich etwas entfernt vom Zentrum, bergauf, unweit der Plaza de Marte. Da ich mein bici dabeihabe, ist das nicht weiter schlimm. Dafür habe ich einen schönen Blick über das Gassengewirr Santiagos, bis hin zu den Bergen.



Das warme Licht des frühen Nachmittags ist sehr schön zum fotografieren, also mache ich mich gleich auf die Socken. Ich habe extra ein Fischauge dabei, um 360° Panoramen aufzunehmen. Diese Technik erweitert die Fotografie um eine faszinierende vierte Dimension.

Ich verlinke hier ein paar Beispiele, jeweils im .mov und flash-Format. Wer nix sehen kann, sollte sich den aktuellen player installieren. An den stiching-Fehlern muss ich noch arbeiten, lange Winterabende sind bestens geeignet.



Santiago-Pano flash
Santiago-Pano mov




Santiago-Pano mov
Santiago-Pano flash

Richtig gut kommen die Panos auf einem 25 oder 26 Zoll Bildschirm.


Santiago-Pano mov
Santiago-Pano flash

Nachdem ich ein paar Panoramen in der Altstadt nördlich des Stadtzentrums geschossen habe, kämpfe ich mich durch das Gewühl der Enramada Richtung Parque Dolores, um dort meine trockene Kehle wieder zu befeuchten. Die Enramada ist auf diesem Stück eine quirlige Fußgängerzone und man muss achtgeben, nicht von den zahlreichen Passanten zertrampelt zu werden. Überhaupt meide ich in Kuba dichtere Menschenansammlungen, mehrmals passierte es mir schon, dass in einer plötzlich provozierten Enge fremde Hände versuchten in meine Hosentaschen zu grapschen und meine Taschentücher zu klauen.

In diesem Gewühl treffe ich Marco. Wir kennen uns seit neun Jahren und jedes mal, wenn ich in Santiago bin, läuft er mir garantiert über den Weg. Das ist erstaunlich, da ich meistens nur zwei oder drei Tage in der Stadt bin und wir uns noch nie verabredet haben. Ich lernte ihn 2001 kennen, als ich auf der Suche nach einer Rumtränke war und er mich in eine Pesobar abschleppte. Er ist ein netter, ehrlicher Kerl, 'luchando' wie alle Kubaner, aber einer, der ohne ständiges Jammern und die alltäglichen kleinen oder größeren Betrügereien durchs Leben kommt. Marco ist hauptberuflich Strassen-Verkäufer von 'Di‘co y Di-Wi-Di de Musica y Video', aber er vermittelt auch alles andere was man so brauchen könnte, weiß genau wo was los ist und wo man besser nicht hin gehen sollte, ... usw.

Wir gehen ein Bierchen trinken. Zu unseren gemeinsamen Erinnerungen gehören auch ein paar chaotische Tage im Jahre 2005, die mit seiner Verhaftung und einer Nacht auf der Polizeiwache endeten, aber das ist eine andere Geschichte und nicht unbedingt forumstauglich. Ich frage, was macht die Familia und Marco erzählt von seiner Tochter, die zur Zeit die Escuela de Campo besucht, dort auf Ernteeinsatz ist, und, dass er und seine Frau (und die anderen Eltern)jedes Wochenende mit dem camion zu diesem campo bei Guantanamo fahren um das Mädel zu besuchen und um 'comida‘ zu bringen. Der camion benötigt schlappe fünf Stunden bis zum campo und ebenso fünfe wieder zurück. Dann kaufe ich ihm die obligatorischen zwei Di-Wi-Dis mit den aktuellen Videoclips ab, schön schnulziges Zeug, das richtige Geschenk für die Schwiegermama in Guantanamo. Als Touristen auftauchen muss er weiter, das Geschäft ruft...





Abends am Boulevard. In der Open-Air Tränke (Cafeteria Piropo) am Plaza Dolores trifft sich wer und was in der Chulo- und Jineteraszene Santiagos Rang und Namen hat, oder sich etablieren möchte – und natürlich auch die Zielgruppe, die Yumas. Es ist nicht möglich dort tagsüber im Schatten der Bäume, oder gar am Abend, ungestört ein Bierchen zu trinken. Kaum sitzt der arglose Tourist an einem der Tische, zischelt es mal von links, mal von rechts, zzzsss, zzzsss, amigo sssszzz.

Dunkel-, mittel-, und hellhäutige Grazien, und solche, die sich dafür halten, lächeln von benachbarten Tischen herüber, ganz dreiste Exemplare setzen sich gleich an den Tisch und suchen, ganz ohne verbales warming-up, sofort Körperkontakt. Und draußen vor dem Piropo stehen policias und passen auf, dass nichts Verbotenes passiert.

Ich setze mich also mit meinem Bucanero an ein freies Tischchen und schon nach 43 Sekunden bin ich so gut wie verlobt . Dass ich mit einer cubana verheiratet bin, stört die 'Verlobte' nicht weiter. Ich freue mich auf etwas Unterhaltung, aber nach ein paar Minuten wird mir klar, Konversation ist nicht ihre Stärke. Dafür steckt sie mir ihre Zunge ins Ohr, was mich dann doch etwas befremdet, schließlich kennen wir uns erst ein paar Minuten.

Natürlich hat die ‘novia‘ Geburtstag und so spendiere ich eine canequita ron, an meine Ohren lasse ich sie nicht mehr ran. Als es langweilig zu werden beginnt, das Mädel hat wirklich nicht mehr als drei Sätze drauf, kommt ein Holländer (mit novia) an den Tisch. Mit dem Holländer läuft die Kommunikation besser. Spanisch spricht er nicht, wir unterhalten uns auf Englisch. Er ist zum ersten Mal in Kuba und von der spontanen zwischenmenschlichen Kontaktfreude der Kubanerinnen beeindruckt und amüsiert. Ich frage ihn, ob er seine novia schon länger kenne. Er: "She's not my novia, I dont' know her, I sat down and she started to kiss me“ , Er wollte eigentlich am nächsten Tag nach Camaguey weiterfahren, aber Santiagos Reize fesseln ihn so sehr, dass er sein Busticket verfallen lässt. Gute Entscheidung denke ich, langweilen kannst du dich, wenn du wieder in Holland bist.

Später kommt ein Italiener im Rentenalter mit Strohhut und zwei novias (die Italiener müssen es immer übertreiben) zu uns an den Tisch, er wirkt etwas senil und abwesend, aber offenbar ganz zufrieden. Ich frage die Mädels, ob es keine Probleme mit der policia gäbe, wenn sie hier mit extranjeros abfeiern, es stehen immer genug Uniformierte am Boulevard herum, aber sie sagen bloß: „No te preocupes, son amigos nuestros“. Wir amüsieren uns prächtig.




Policias passen auf, dass nichts Verbotenes passiert.

Dann wollen die chicas in die Disco geführt werden. Ich will jedoch nicht und der Holländer hat auch keine Lust. Das enttäuscht die novias für einen Moment (Quengelton: "dale chico, vamos a la di'coteca"). Bevor das Gequengel zu nervig wird, lässt sich der Italiener Richtung Richtung discoteca abführen, vier chicas und zwei chulos im Schlepp. Das macht die novias wieder glücklich und wir haben Ruhe. Ich muss 'meiner' versprechen, keinesfalls eine andere chica auch nur anzuschauen....DIOS mio, haben die nur Stroh im Kopf?

Kaum sind sie weg, sitzen gleich wieder zwei ‚Studentinnen‘ an unserem Tisch und wollen unsere neuen novias sein. Na ja gut, warum auch nicht? Die neue novia hat auch Geburtstag (ich lasse mir das carnet zeigen) und ich spendiere eine weitere canequita ron. Sie ist weitaus kommunikativer als die Erste, sie studiert Biologie, spricht fließend Englisch und entpuppt sich als intelligente Gesprächspartnerin. Mit ihr macht es richtig Spaß zu diskutieren, sie verteidigt das sozialistische System, Kuba ist das beste und sozialste Land der Welt usw., ich provoziere sie ein wenig mit antirevolutionären Thesen und so amüsieren wir uns alle prächtig.

Plötzlich kommen die ersten novias zurück, ohne den italienischen Rentner, ob er wohl in der Disco geblieben ist? Da die Plätze am Tisch mit den neuen novias belegt sind, setzen sich die frechen chicas kurzerhand zu uns auf den Schoß. Die neuen novias machen sehr finstere Gesichter und ich höre was von "problema, problema" in mein Ohr zischeln. Ich sehe mich schon als unschuldiges Opfer scharfer Fingernägel und spitzer Absätze, da kommen, bevor das ganze eskaliert, Gracias A DIOS, die chulos der Mädel, reißen die kampfbereiten chicas von unseren Knien und führen sie Richtung Ausgang ab. Ordnung muss sein, und selber schuld, man lässt einen Yuma nicht einfach im Piropro sitzen um mit 'nem senilen Italiener in die di’coteca zu ziehen, lernt was draus…

Um Mitternacht ertönt plötzlich ein "feliz cumpleaños" über die Musikanlage und ebenso plötzlich steht eine Flasche Schampus auf unserem Tisch, gespendet von einem Bekannten der 'novia', welcher zwei Tische entfernt sitzt und uns zuwinkt. Die Flasche Schampus wird übrigens nicht getrunken, sondern kräftig geschüttelt und in die Menge gespritzt und irgendwie nehmen das alle als Aufforderung ihr Bier oder Refresco über das Geburtstags-Mädel (und uns) zu schütten, die, tropfnass und klebrig, glücklich jauchzt: „Sooo feliz war ich noch nie in meinem Leben“. Das ist nicht gespielt, ich habe selten einen Menschen so intensiv glücklich strahlen gesehen wie dieses Frau in diesem Moment, sie ist die Inkarnation der Glückseligkeit schlechthin. Da bleibt mir gar nichts anderes übrig, als auch feliz zu sein, nass und verklebt bin ich schon und borracho sind wir alle…



Kurzvideo: Fumigacion in Santiago

Moskitos leben gefährlich in Kuba...

Zitat

---

SCHATTENRÄTSEL

---

Hast du Recht, Karo. Das Filmchen entstand auf der Rückfahrt Richtung Bayamo. Deshalb ist die Sierra auch rechts zu sehen.

Es gab noch keine Kommentare zu den Panoramen.
Wie kommen die rüber? Ladezeit, Eindruck etc?
Funktioniert es überhaupt?
Ist für mich auch noch relatives Neuland.
Bitte sagt doch was....

Zitat

---

Des trotz ein paar Anmerkungen bezüglich deiner Meinung über Holguin (meinerseits)

---

CariBeso, du hast sicherlich recht bezüglich meines Vorurteils über Holguin (langweilig). Ich gebe zu, noch nie länger als zwei oder drei Nächte dort verbracht zu haben und das auch nur, weil der Flieger dort landet oder startet. Wenn man dort Bekannte und Freunde hat, die einem in die lokale Szene einführen, ist das bestimmt was ganz anderes.

Zitat

---

...die strecken dir beim Kennenlernen ihre Zungen auch nicht in die Ohren.....

---

Dieser Typ aufdringlicher Jinetera ist ja absolut nicht mein Fall, vor allem, da so ein Verhalten meist mit einer aufdringlichen Dummheit gepaart ist. Ich suche keine Jineterabekanntschaften in Kuba, bin ja verheiratet und seriös , aber ich mische mich gerne unter's Volk und spiele auch mal einen Abend, wie am beschriebenen in Santiago, die Yuma-Pepe-Rolle, die einem an manchen Orten geradezu aufgedrängt wird. Auch das ist ein Teil Kubas, dem man als (alleinreisender) Ausländer kaum entziehen kann. Und man kann tatsächlich viel Spaß dabei haben. Bei aller Oberflächlichkeit und Kommerzialität der Bekanntschaften trifft man in dieser Szene hin und wieder auf erstaunlich interessante Menschen.