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Mit Bici, Guagua und Lechero...:-)) Kuba 2009
#1 Mit Bici, Guagua und Lechero...:-)) Kuba 2009
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FRA-HOLG Ich möchte nicht mit Details der Anreise langweilen, fliegen ist ein notwendiges Übel und Charterflieger wie Condor sind nun mal nicht gerade für Servicequalitäten und Komfort bekannt. Also schreibe ich nichts über enge, unbequeme Sitze, matschiges Essen, muffelige Stewardessen (wenn ich da an die hübschen, gut ausgebildeten und immer lächelnden Mädels von Singapore-Airline oder Air-India denke), nichts über kribbelnde Beine und zehn unbequeme Flugstunden bis Holguin, nichts über langweiliges Bordkino (Ice-Age-3, gähn) und nichts über zehn Stunden ununterbrochen schreiende Säuglinge ein paar Reihen vor uns.
HOLGUIN In Hoguin werden Reisende von Mundschutz tragenden Inmis und Aduaneros empfangen, ich vermute sie wollen die wertvollen Touris vor ansteckenden Krankheiten schützen. Alle Reisende müssen auf einem Formular unterschreiben („declaro juradamente“), in den letzten Tagen weder an Fieber, Husten noch unter „secrecion nasal“ gelitten zu haben.
Besorgte Aduaneros schützen Touristen vor der Schweinegrippe
Dann die bekannte Holguin-Einreise-Zeremonie. Kubaner dürfen ihr Gepäck wiegen, bei mehr als 25 kg geht's feilschen los... Ich soll den Fahrradkarton öffnen und komplett ausräumen. Nachdem ich diesen geöffnet habe, interessiert sich jedoch niemand mehr für den Inhalt, mach ich ihn halt wieder zu und verzichte aufs ausräumen. Der zu Spendenzwecken mitgeführte Laptop wird aufwändig registriert, zeitweise sind drei Aduaneros damit beschäftigt, nun ja, wir haben ja Zeit. Dann die Ermahnung, den Klapprechner auch wieder auszuführen, sollte ich ihn in Kuba zurücklassen, müsse ich Zoll bezahlen und bekäme obendrein noch eine advertencia. Ich nicke verständnisvoll und denke still für mich: "Zum Glück niemand weiß, das ich von Havanna zurückreis'..."
Kurz vor Mitternacht, nach Casa-Check-In, duschen usw., machen wir noch einen kleinen Rundgang durchs nächtliche Holguin, Moskita möchte unbedingt Kubaluft schnuppern und ich habe Durst. Wenn man ziellos in Holguin herum schlendert und noch Durst hat, landet man fast zwangsläufig im La Begonia beim Parque Central. Ein paar alte Knacker, die wichtigtuerisch auf ihre gelangweilt dreinschauenden Profi-Novias einreden, scheinen zum Inventar zu gehören, jedenfalls saßen die in den letzten Jahren dort auch schon rum.
Während ich an meinem Bucanero nippe, schreitet, nein, wiegt sich hüftenschwingend eine schätzungsweise 190 cm lange (davon locker 130 cm Beine), schlanke mulata, dunkler, afrikanischer Typ, durch die Begonia, die perfekte Top-Model-Figur minimalst bekleidet, als käme sie gerade von einem Badeausflug aus Guardalavaca zurück. Dazu ein Gesicht, neben dem selbst eine Naomi Campbell zum faden Mauerblümchen verblassen würde. Dieser fleisch- und beingewordene Traum weiblicher Erotik und Exotik, würde in der westlichen Welt bei jeder Werbeagentur sofort einen hoch dotierten Vertrag bekommen - hier reicht's bloß für einen halbnackten Auftritt vor den camajanes in der Begonia ... na ja, Kuba halt...
Bevor meine Gedanken zu tiefsinnig werden bekomme ich unterm Tisch einen Tritt von Moskita...
Am nächsten Morgen bin ich um vier Uhr wach. Die Casa liegt an einer lauten Straße (abends war‘s hier ganz ruhig) und ab drei Uhr in der Frühe donnern camiones im Minutenabstand an meinen Ohren vorbei. Aber wegen der Zeitverschiebung kann ich eh nicht länger schlafen.
Nach einem cafecito machen wir also einen kleinen Spaziergang zur Bäckerei (Moskita hat das gute kubanische Brot vermisst :-)) ). Auf der Straße ist es schon recht warm und ziemlich laut, ungewohnte Geräusche dringen an mein Ohr, knatternde Mopeds, Pferdegetrappel, gequälte, bis zum Anschlag überdrehte LKW-Motoren, laute Stimmen, hupen, klingeln, pfeifen, schreien, – "Das habe ich vermisst", sagt eine glückliche Moskita neben mir, während ich mich bemühe beim Überqueren der Straße nicht sofort von einem camion überfahren zu werden und gleichzeitig den diversen Stolperfallen und Löchern am Straßenrand ausweiche...
Bicitaxi
Holguin ist ein relaxtes Städtchen und als Einstig in Kuba optimal. Der Kulturschock bleibt hier weitgehend aus, es gibt kaum nervende jineteros und auch vom Klima ist es angenehmer als andere Städte des orientes. Allerdings vermisse ich Charme und Exotik (und auch ein bischen das Chaos) von Städten wie Santiago, oder die -ähm- touristische Jungfräulichkeit Guantanamos, wenn man etwas erleben will, wird’s in Holguin vermutlich schnell langweilig.
Frühstück finden wir in einem Restaurante für MN in der Fußgängerzone (jedes Jahr gibt’s mehr Fußgängerzonen in Kuba), Brötchen, tortilla, Kaffee, 8 Pesos MN, für zwei Personen. Der Kaffee schmeckt auffallend gut, kein 'cafe con chicharo'. Dass sofort eine Fliege darin landet und im Zucker ein paar Ameisen krabbeln, gehört zu den Dingen, die man in Kuba besser nicht persönlich nehmen sollte.
Auffallend sind die neuen Telefone, manche seltsam kurz, zunächst dachte ich an Materialmangel, oder Berechnungsfehler der Telefongesellschaft, aber wie man auf dem Foto sehen kann, macht das durchaus Sinn.
Kurze Telefone für kurze Menschen
Später heißt es Fahrrad zusammenbauen und mit dem 16.45 Uhr VIAZUL nach Bayamo fahren. Dort sollen sich unsere Wege erst einmal trennen, Moskita will schnellstmöglich nach GTMO zur lang vermissten familia (was ich verstehe), mich zieht‘s (zunächst) mehr in die Einsamkeit der Sierra (was sie versteht). So poco a poco werde ich mich dann von der Sierra zurück Richtung GTMO bewegen, dort den familiären Teil unserer Reise hinter mich bringen, außerdem gibt es ein Jubiläum zu feiern, und zum Schluss geht's Richtung Westen nach Havanna, von wo aus wir zurückfliegen werden.
Zunächst freue ich mich aufs biken.
Fortsetzung folgt...
Besorgte Aduaneros schützen Touristen vor der Schweinegrippe
Steht das blöde Fieberthermometer eigentlich immer noch vor der (S)Paßkontrolle.
#4 RE: Mit Bici, Guagua und Lechero...:-)) Kuba 2009
Zitat von Moskito
In Hoguin werden Reisende von Mundschutz tragenden Inmis und Aduaneros
Bei meiner Einreise lief nur noch höchstens die Hälfte des Personals mit Mundschutz rum. Die Inmi-Beamten in den Kabuffs hatten gar keinen um.
#5 RE: Mit Bici, Guagua und Lechero...:-)) Kuba 2009
Zitat von ElHombreBlanco
Nein.
ERfreulich - also freier Weg zum Aschenbecher. Dacht´ich mir´s doch,das die das Gerät nicht lange am Laufen halten werden.
#7 RE: Mit Bici, Guagua und Lechero...:-)) Kuba 2009
Wozu das neue Einreiseformular mit gelben Durchschlag gut sein soll, wo die Infos die auf den neuen Touristenkarten nicht mehr stehen abgefragt werden, erschloss sich mir auch nicht. Hab es bei der Paßkontrolle mit abgegeben aber wortlos wieder komplett zurückbekommen.
#8 RE: Mit Bici, Guagua und Lechero...:-)) Kuba 2009
Zitat von ElHombreBlanco
Wozu das neue Einreiseformular mit gelben Durchschlag gut sein soll, wo die Infos die auf den neuen Touristenkarten nicht mehr stehen abgefragt werden, erschloss sich mir auch nicht. Hab es bei der Paßkontrolle mit abgegeben aber wortlos wieder komplett zurückbekommen.
schon wieder mal ein neues Formular.
#11 RE: Mit Bici, Guagua und Lechero...:-)) Kuba 2009
Zitat von George1
schon wieder mal ein neues Formular.
Dachte, so neu wäre es nicht. Meine schon im Forum drüber gelesen zu haben.
La vida debería ser amarilla... amar y ya.
IMG_0046.JPG
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Zitat von ElHombreBlanco
Dachte, so neu wäre es nicht. Meine schon im Forum drüber gelesen zu haben.
Neeee - das ist auch nicht neu.
Allerdings lag dieser Zettel bisher immer unbeeindruckt auf dem Tisch der aduana-Tante und wurde nur den PVE-Reisenden aufgedrängelt ( warum auch immer ).
#13 RE: Mit Bici, Guagua und Lechero...:-)) Kuba 2009
Zitat von George1
und wurde nur den PVE-Reisenden aufgedrängelt
Hä? Also den Kubis? Oder meinst du A2? Jedenfalls wurde der Zettel jetzt nebst Gesundheitserklärung, die ja auch allenfalls statistischen Zwecken (Wieviel Prozent füllen den Zettel ehrlich aus?) dienen kann, im Flieger verteilt.
Hab den Wisch immer nur auf dem Tisch der Inmi-Tante gesehen ( zusammen mit den Importzetteln ).
Wenn die den wirklich wiederhaben wollen, werd´ich erst einmal nachfragen,was das Wort "Disembarkatiom" bedeutet.
#15 RE: Mit Bici, Guagua und Lechero...:-)) Kuba 2009
Zitat von ElHombreBlancoZitat von George1
schon wieder mal ein neues Formular.
Dachte, so neu wäre es nicht. Meine schon im Forum drüber gelesen zu haben.
Darüber habe ich doch schon vor über 7 Monaten ausführlich berichtet
Einreise über Holguin jetzt mit DREI Formularen
Zitat von seizi
Zum normalen Visum (Touristenkarte) und zum Einreiseformular ist noch ein Weiteres dazu gekommen:
Eine "Declaracion de Sanidad del Viajero"
#16 RE: Mit Bici, Guagua und Lechero...:-)) Kuba 2009
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In Bayamo steige ich aus, Moskita und VIAZUL fahren weiter Richtung Santiago. Beim Ausladen des bicis aus dem VIAZUL-Laderaum bekomme ich eine kleine Krise. Mein Fahrrad liegt zuunterst unter einem Wust von Koffern und Reisetaschen, die sich zum Teil auch noch im Fahrrad verhakt haben. Grrrr…
Als ich Richtung Innenstadt fahre, ist es schon dunkel (in Kuba wird es früh dunkel). Ich kenne mich einigermaßen in Bayamo aus und vom VIAZUL-Terminal ist es nicht weit ins Zentrum. Natürlich ist die Vorderradbremse beim VIAZUL-Transport beschädigt worden, statt zu bremsen hängt sie bloß schlaff und nutzlos an der Vordergabel. In der Dunkelheit kann ich nicht erkennen woran es liegt, ich verschiebe die Reparatur auf später.
In der Nähe des zentralen Parques tauchen die ersten Casa-Schlepper auf und wollen sich ein paar CUC Kommission mit dem Yuma verdienen. Sehr sportlich sind sie nicht und nach einer cuadra habe ich wieder meine Ruhe. Ich möchte eigentlich zur Casa von Lolita, eine tolerante Casa in der Pio Rosado, die ich von früheren Besuchen kenne. Das Haus ist jedoch dunkel und kein Casa-Zeichen mehr über der Tür. Nachbarn erzählen, dass Lolita krank sei und nicht mehr vermiete. Schade. Ich verbinde manche gute Erinnerung mit diesem Haus... In der Pio Rosado gibt es noch ein paar weitere Casa Particulares und so miete ich mich zwei cuadras weiter ein. In Bayamo war es noch nie ein Problem eine Unterkunft zu finden, auch so ein Städtchen, an dem die meisten Touris nur durchfahren.
Parque
Abends schlendere ich ein bisschen durchs Zentrum auf der Suche nach dem aufregenden Bayameser Nachtleben. Aber was ist los mit Bayamo? Gerade mal 21 Uhr und schon alles geschlossen, kaum jemand auf der Straße, que aburido. Im Parque sitzen vereinzelt Familien mit Kinder, auf den Bänken der Fußgängerzone ein paar superordentlich gestylte Pärchen, Szenen wie aus einem Werbeprospekt zum Thema "Die glückliche Kinder der Revolution" .... Niemand spricht mich an, niemand schaut mich an, keine Jineteros/as, da ist’s ja auf 'ner Schweizer Alm noch lustiger. Bayamo, einst Geheimtipp für kubanisches (Nacht-)leben ohne Nepp und Polizei, scheint heute die langweiligste Stadt im oriente zu sein ...gähn...
Dann treffe ich noch eine negrita die ich von früher kenne, ich glaube von 2006 oder 2007, eine von der netten, unaufdringliche Sorte, die nicht gleich nach einem refresco oder einem CUC schreien, wenn man sich mit ihnen unterhält. Sie erinnert sich sogar an meinen Namen und erkundigt sich nach meinem Kumpel (el borracho), den sie einst nach einer durchzechten Nacht wohlbehalten in seiner casa ablieferte, als der zu besoffen war, um selbst nach Hause zu finden. Aus alter Freundschaft und weil sie Hunger auf Pizza hat, hat schenke ich ihr zwei CUC - und um 22 Uhr liege ich im Bett.
Verschlafenes Nest Bayamo
Um 6 Uhr bin ich wach. Seit einer Stunde kräht ein sadistischer Hahn im Nachbargarten als würde er dafür bezahlt, darüber regt sich ein kläffender Köter auf und so geht das hin und her. Es ist der 20. November, ein Freitag, strahlendblauer Himmel, die Morgensonne noch rot und kraftlos, die Luft angenehm kühl. Ideales Radlwetter. Was kümmern mich da Hahn und Köter. Während ich das Fahrrad bepacke bringt die Casa-Dueña verschlafen schlurfend einen cafecito in einer winzigen Tasse. Er ist schwarz und heiß wie eine negrita aus dem oriente… ..und so stark und süß, dass er ein ganzes Frühstück glatt ersetzt.
Auf der Straße frage ich die Leute nach der caretera Richtung Manzanillo. Es entsteht eine Diskussion. Einer meint: "Eine cuadra die Strasse runter, dann rechts, dann wieder links, dann wieder rechts...". Andere widersprechen, es geht hin und her, irgendwie können sie sich nicht einigen, bis sich einer bereit erklärt mich persönlich auf den rechten Weg zu bringen. Wir laufen also die Pio Rosado zwei oder drei Querstrassen geradeaus, kommen an eine große Strasse, die Strasse die nach Manzanillo führt. Das hätte man einfacher erklären können, ich verkneife mir ein Lachen, bedanke mich und endlich geht’s los. Zunächst noch relativ dichter Verkehr, stinkende camiones und guaguas, langsame Pferdekutschen, überhaupt gibt es in Bayamo Unmengen von Pferdekutschen, dann wird’s ruhiger, ich überhole Ochsengespanne und andere landwirtschaftliche Fahrzeuge, die Luft wird klarer und ist immer noch angenehm kühl, kurz nach 8 Uhr.
Wenig Verkehr auf den Landstrassen
Kubanische Landwirtschaft – Ökologisch effizient
Havana Club Plantage
Kubabikefeeling
Das ist Kubabikefeeling pur, ebene Strecke, kaum Verkehr. Das Radl rollt wie von selbst, kleine Guajiro-Häuser, Guajiro-Zuckerrohrfelder, Guajiro-Kühe und Guajiros flitzen am Straßenrand vorbei, in der Ferne die Silhouette der Sierra Maestra, leichter Rückenwind, einfach geil.
Gegen 10 Uhr bekomme ich tierisch Hunger. Außer dem cafecito in Bayamo habe ich noch nichts gefrühstückt, zum Glück habe ich noch ein leicht angestaubtes Brot aus Holguin dabei und die erste Fischdose von ALDI muss auch dran glauben.
Ich raste auf einem Mäuerchen am Straßenrand, als plötzlich ein Guajiro vor mir steht, sieht aus wie der Primo vom Polo Montañez, und irgendetwas durch seinen zahnlosen Mund nuschelt. Ich verstehe bloß ‚nieto‘ und ‚familia‘, und da ich den Mund mit Brot und Fisch gefüllt habe, nuschle ich freundlich zurück und so nuscheln wir eine Weile hin und her, bis er schließlich ein dickes, leicht ramponiertes Fotoalbum aus seinem Beutel zieht. Es sind unzählige Fotos seiner Sippschaft drin, über Jahrzehnte gesammelte Fotografien von schokofarbenen Babys und Kleinkinder, von Papas und Mamas, Tios und Tias, Primas und Primos und meist sind die Personen um riesige rosarote cakes gruppiert, oder stehen vor kitschigen knallbunten Fotostudiohintergründen, oder einmal, auf das Foto ist er besonders stolz, zwei Kinder im Krabbelalter auf einem Motorrad ("la moto del fotografo") sitzend und grimmig in die Kamera starrend. Auch die Personen auf den anderen Bildern blicken steif und angespannt, auf keinen Bild lacht jemand. Ein Fototermin scheint in Kuba eine ernste Angelegenheit zu sein... Als ich schon befürchte, das Album und die famila würden überhaupt kein Ende nehmen, taucht, GRACIAS A DIOS, ein camion auf dem Strässchen auf, Guajiro winkt, springt auf, und ich sitze wieder alleine, mit meiner nun leeren Fischdose, auf dem Mäuerchen am Straßenrand.
Inzwischen ist es deutlich warm geworden, lästige Fluginsekten nerven zunehmend, kleine, hochfrequent surrende Biester versuchen ständig in meinen Ohren zu landen, keine Ahnung, was die dort suchen...
Die Strecke Bayamo-Maso ist eben und leicht befahrbar
Ich trinke noch schnell einen Liter Micropur getuntes Wasser aus Bayamo und weiter geht's. Die Sierra rückt mit jedem Kilometer näher, ein paar leichte Steigungen lassen mich schwitzen, hin und wieder badewannengroße Löcher in der Straße, Zuckerrohr ohne Ende und gegen 11.30 erreiche ich schon Bartolomé Masó.
Nach der Einsamkeit der Landstrasse wirkt Masó quirlig und voller Leben, aber tatsächlich ist es ein kleines Nest mit einem central, ein paar kioskartigen Shoppies entlang der Hauptstraße und einem Hotel, dem Hotel** Islazul Balcon de la Sierra. Und dort nehme ich mir ein Zimmer.
Hotel Balcon de la Sierra
Das Balcon de la Sierra ist eine angenehme Überraschung. Es liegt am Rande des Städtchens auf einer Anhöhe und man hat einen phantastischen Blick auf die Sierra. Auch das Hotel selber ist schön gemacht, mein Zimmer hat Balkon mit Panoramablick. Und mit 14 CUC/EZ inkl. Frühstück ist es preiswert.
Dachterasse mit Pool
Ich fahre nochmal nach Maso runter, ein paar bocaditos essen und einen Schlummertrunk besorgen. An der Hauptstrasse gibt es alles was es in Maso gibt. Dort finde ich auch eine Art 'Rapido' für MN. Bocadito de Queso kostet 2,50 Pesos, ich verdrücke vier Stück, ein freundlicher Señor in der senfgelben Uniform eines guardia spendiert Yoghurt aus dem Plastikbeutel. Ein Kind ruft: "mira un turista", nicht 'Yuma', wie sonst üblich. Die Menschen hier sind sehr respektvoll, keine Anmache, keine 'hello frengs', niemand will aufdringlich Bekanntschaft mit dem Extranjero machen, sucht man Kontakt, muss man den ersten Schritt selber tun.
Abends, auf der Terrasse des Hotels. Ein paar angetrunkene, aber lustige Kubis mit ihren novias laden mich zum Bier ein. Am nächsten Tag soll ich zum Essen kommen, man kann ihr Häuschen durch den abendlichen Dunst unten im Tal erkennen. Ich kann es allerdings nicht versprechen, ich habe andere Pläne. Es freut mich aber, auch mal eingeladen zu werden, sonst ist es meistens der Yuma, der einlädt.
Sonnenuntergang von der Terrasse
Nacht....
Sonnenaufgang
Fortsetzung folgt...
schöner bericht, macht spass das zu lesen da werden erinnerungen wieder wach
das hotel balcon de la sierra sieht ja jetzt wirklich richtig einladend aus, vor 3 jahren war es eine absolute katastrophe gaaanz schlimm zimmer, essen und publikum..kein wasser weder im pool noch aus der leitung
Zitat
das hotel balcon de la sierra sieht ja jetzt wirklich richtig einladend aus, vor 3 jahren war es eine absolute katastrophe
Vielleicht haben sie es inzwischen renoviert? Mein Zimmer jedenfalls war ordentlich, auf gutem Casaniveau und begeistert hat mich vor allem die Lage. Gegessen habe ich allerdings dort nicht, lediglich 'gefrühstückt' - und das hätte ich mir tatsächlich sparen können.
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Am nächsten Morgen bin ich um 6 Uhr wach. Die Sierra verfärbt sich bereits rosa-orange, die Täler noch dunkel, grau, und mit Dunst gefüllt. Ich plane heute ohne Gepäck ins ca. 23 km entfernte Santo Domingo zu radeln, dem Ausgangspunkt für den Sierra Maestra Nationalpark. Es soll auf der Strecke ein paar knackige Steigungen geben, aber ohne Gepäck sollte ich die Strecke, hin und zurück, an einem Tag gut schaffen können.
Im Zimmerpreis ist noch ein Frühstück inkl., aber das hätte ich mir getrost sparen können. Außer mir wollen noch drei Franzosen ihr Frühstück und dieser Menschenandrang überfordert die zwei Bedienungen und die Köchin hoffnungslos. Nach etwa einer halben Stunde warten gibt’s grottenschlechten Kaffee, kaltes Rührei und altes Brot, alles serviert im Abstand von etwa 10 Minuten und ganz zum Schluss die Milch…
Als ich an der Rezeption mein Zimmer für eine zweite Nacht reservieren will, meint die Rezeptionstusse, heute käme wahrscheinlich ein ‚grupo‘ und das Hotel wäre voll belegt, aber vielleicht käme der ‚grupo‘ auch nicht und ich könne ja bis heute Nachmittag warten und vielleicht bekäme ich doch noch ein Zimmer ..usw.. bla bla bla. Da ich weder Zeit noch Lust habe auf den ‚grupo‘ zu warten packe ich meine Fahrradtaschen, gebe den Zimmerschlüssel ab und mach mich auf den Weg. Als die Rezeptionstusse sieht, dass ich mit Fahrrad nach St. Domingo unterwegs bin, unterbricht sie ihre Nagelmaniküre, blickt mich sehr entsetzt an und piepst: "hay lomas". Ich sage: "Na ja, 23 km, so schlimm kann das nicht sein."
Von Maso nach St. Domingo
Um es kurz zu machen, die ersten 15 km sind relativ locker zu fahren, mal geht’s hoch, dann wieder runter, durch eine faszinierende Berglandschaft. Dass es die Sierra in sich hat, wird mir auf den letzten sieben Kilometer vor Santo Domingo unmissverständlich klar. Was da kommt, sind keine ‚lomas‘, das ist Schinderei vom Feinsten. Ein Anstieg nach dem anderen, einer fieser als der andere. Dazu knallt die Sonne genau von vorne. Habe ich einen Anstieg geschafft, geht’s steil bergab und gleich dahinter wieder hoch. Der Straßenbelag besteht aus waschbrettartigem Beton, ansonsten hätten die camiones mit ihren abgefahrenen Reifen keine Chance. Dann wird es so steil, dass ich schieben muss. Aber selbst das Schieben des beladenen Fahrrades ist unglaublich anstrengend und schweißtreibend.
Da taucht plötzlich ein guajiro aus dem Nichts auf ("cuido animales") und ohne viele Worte zu verlieren hilft er mir beim Schieben. Während wir eine Pause machen erzählt er von Unfällen die sich auf der Strecke in den letzten Jahren ereignet hatten, vor allem camiones, deren Bremsen versagten. Wir essen Käse (dt. Gouda) und Brot aus Maso, dann verschwindet er auf einem schmalen, steilen Trampelpfad.
Vier Stunden für 23 km und davon drei Stunden für die letzten sieben Kilometer. Mehr muss man eigentlich nicht sagen.
Video: Morgens um 8 Uhr fährt ein camion von Santodomingo nach Maso.
In St. Domingo wartet ein nettes Hotel mit sehr netter Empfangsdame ;-)) auf mich. Sie haben schon gehört, dass ich komme. Die kleinen Bungalows kosten 29 CUC, mit Frühstück.
Nachdem ich mich erstmal ausgiebig ausgeruht habe, wandere ich im frühen Abendlicht noch ein bisschen im Nationalpark herum, für größere Exkursionen fehlt mir die Kraft.
Eigentlich wollte ich noch einen Tag in den Bergen verbringen, aber als ich meinen Zeitplan nochmal durchrechne, beschließe ich am nächsten Tag nach Bayamo zurückzufahren und von dort weiter nach Santiago.
Santo Domingo – Bayamo fahre ich am nächsten Morgen in einem Rutsch, lediglich kurzer Stop in Maso um bocaditos de queso und Wasser zu tanken.
#22 RE: Mit Bici, Guagua und Lechero...:-)) Kuba 2009
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Damit ist der 'Fahrradteil' des Reiseberichtes weitgehend beendet. Da die Resonanz bis jetzt nicht sehr groß war (über 350 hits und gerademal sieben (!) haben kommentiert), vielleicht langweilt's die nichtbiker? und das Geschreibsel doch einiges an Zeit und Mühe kostet und die nächsten Tage schon verplant sind, weiß ich noch nicht, ob und wann ich zu Ende schreibe. Frühestens nächste Woche, schauma mal.
Ich habe gerade deinen letzten Teil gelesen, finde ihn auch wieder gut und interessant, dabei bin ich nur Freizeitbikerin. Aber es macht direkt Lust, auch in Kuba mal eins der selbst mitgebrachten Bikes für eigene Touren außerhalb der City zu nutzen.
Ich würde allerdings die Strecke durch die Sierra Maestra wohl nicht mit dem Radl machen.
#24 RE: Mit Bici, Guagua und Lechero...:-)) Kuba 2009
@ Moskito
Schöne Fotos, tolle Gegend. Würd ich auch gern mal lang fahren wollen. Aber auf gar keinen Fall mit dem Fahrrad. Es fährt eben nicht jeder gern Rad nur um des fahrens willen so wie du.
Für mich wie für die meisten Kubaner auch war das Rad in Kuba immer nur ein notwendiges Hilfsmittel, um meine täglich notwendigen Wege in Ermangelung anderer Transportmittel überhaupt erledigen zu können. Diese Strecken zu Fuß gehen zu müssen wäre die Alternative gewesen.
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