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Wie viel verdienen die Kubaner wirklich? – Auf den Spuren des Realeinkommens der sozialistischen Insel
#176 RE: Durchschnittslohn
Zitat von Timo im Beitrag #173
Und Ralf mein Pawlowscher Reflex lässt mich noch was fragen:
Was bringt es denn wenn man dank Fidel zur Uni gehen kann und mit dem Abschluss trotzdem arm bleibt?. Abschlüsse kann man leider nicht essen.
Also wenn ich dies richtig verstehe steht die Frage im Raum ob lieber „ignorant/ungebildet und arm“ oder „gebildet und arm“? Ich werde mal meine Schwägerin fragen, ob sie es vorziehen würde bei selbem Gehalt etwas zu machen was sie überhaupt nicht interessiert und herausfordert und das ganze dann natürlich ohne Studium vorher. Oder ob sie die momentane Situation besser findet (Studium und danach cubanischer Hungerlohn) Ich nehme hier bewusst die Antwort nicht vorne weg.
P.S. die Option "Studium" und dann "Kohle scheffeln" wäre keine Option gewesen, da sie aus einem wirtschaftlichen Umfeld kommt welches sich in Lateinamerika keine höhere Schulbildung leisten kann.
Zitat von Timo im Beitrag #167
Nur finde ich es eben zynisch aus einer guten wirtschaftlichen Position heraus eine Diktatur zu verteidigen und zu beschönigen die ihr Volk seit Jahrzehnten in Armut hält.
In Wirklichkeit ist es ein schwieriges Thema - und die ganzen Vergleiche mit anderen Ländern lenken nur ab von der Situation im Land.
Sobald eine kubanische Familie in Kuba kein Geld aus dem Ausland bekommt oder bekommen hat - und kein Devisengeschäft wie die Vermietung von CPs betreiben kann - hat sie ein großes Problem. Eine Ausnahme ist die kleine Minderheit, die zur Nomenklatura in Kuba gehört.
In der Regel können sich die vielen Touristen in keiner Weise in die Lebensumstände der einfachen Kubaner ohne Devisenzugang hineinversetzen. Und es besteht oft auch kein rechtes Interesse daran.
Grundsätzlich steigen in Kuba die Gegensätze beim Einkommen und den Lebensbedingungen immer weiter. Und dies ist bei einem armen Land immer viel schlimmer als in einem reichen Land. Die Massenentlassungen in den Staatsbetrieben führen auch dazu, dass das reale Einkommen vieler Familien auf ( zumindest zeitweise ) identisch Null gesunken ist. Vor Kurzem habe ich einen Bericht vom Vorsitzenden der deutsch-kubanischen Juristenvereinigung gelesen: Er hat sinngemäß geschrieben, dass 3 bis 4 Millionen Beschäftigte in den Staatsbetrieben entlassen werden oder werden müssen. Wenn man die Rentner und Kinder abzieht, wäre dies fast die halbe Bevölkerung...
Richtig ist aber auch, dass in Kuba 1000 CUP zum Überleben pro Person ausreichen - plus den notwendigen Geschenken aus dem Ausland für ein ansatzweise auskömmliches Leben... Ganz grob würde ich einmal schätzen, dass mindestens 50% der Kubaner Geld- und Sachleistungen aus dem Ausland erhalten. Denn jeder Auslandskubaner versorgt in der Regel eine ganze Familie in Kuba.
Das für ein armes Land gute Bildungssystem ist aber schon ein Pluspunkt. Innerhalb von Kuba bringt aber auch die beste Ausbildung nicht viel - besser man arbeitet gleich als Kellner oder Kofferträger für Touristen... Ebenso ist es auch in Kuba so, dass es bildungsferne Familien gibt, wobei dies in Kuba nicht unbedingt ein Nachteil sein muss.
Schlussendlich muss man die Situation jeder Einzelperson beurteilen und wird extremste Unterschiede feststellen. Den Menschen, die z.B. in den Nickelfabriken in Moa Ihre Arbeitsplätze verloren haben kann man nur schwer helfen. Falsch ist es auch, dass man durch noch radikalere Änderungen in der Wirtschaftspolitik kurzfristig eine Verbesserung erreichen könnte. Die in Kuba immer noch gelehrten Theorien von Marx und Lenin helfen aber auch nicht.
Zitat von jojo1 im Beitrag #178
In Wirklichkeit ist es ein schwieriges Thema - und die ganzen Vergleiche mit anderen Ländern lenken nur ab von der Situation im Land.
das ist schon so; aber was ohne einen Vergleich mit anderen Ländern in der Region dann implizit gemacht wird ist eine Projektion unserer eigenen Lebensumstände auf Cuba. Dies ist ja sicherlich noch "falscher" als ein Vergleich mit Ländern aus der Region.
Zitat von jojo1 im Beitrag #178
In der Regel können sich die vielen Touristen in keiner Weise in die Lebensumstände der einfachen Kubaner ohne Devisenzugang hineinversetzen. Und es besteht oft auch kein rechtes Interesse daran.
dafür soll es Foristen geben, die dies durchaus können
Zitat von jojo1 im Beitrag #178
Vor Kurzem habe ich einen Bericht vom Vorsitzenden der deutsch-kubanischen Juristenvereinigung gelesen: Er hat sinngemäß geschrieben, dass 3 bis 4 Millionen Beschäftigte in den Staatsbetrieben entlassen werden oder werden müssen. Wenn man die Rentner und Kinder abzieht, wäre dies fast die halbe Bevölkerung...
Du übernimmst unkritisch jeden Mist wenn er Dir ins Weltbild passt:
Laut Statistiken soll es in Cuba leicht über 5 Mio Erwerbstätige geben (z.B.):
http://www.laenderdaten.de/wirtschaft/erwerbstaetige.aspx
davon sollen etwa 0.5 Mio Cuentapropistas sein:
http://cubaynegocios.com/negocios-autori...-propia-en-cuba
D.h. es bleiben etwa 4.6 Mio Cubis welche eigentlich im Staatsdienst untergekommen sein müssen.
Wenn nun der "Vorsitzenden der deutsch-kubanischen Juristenvereinigung" von bis zu 4 Mio Beschäftigten schreibt die von den 4.6 Mio zuviel sind, dann spricht dies erstens nicht für diesen Vorsitzenden, höchstens für seine Ignoranz . Er scheint nicht wirklich der Realität verpflichtet zu sein und behauptet irgendetwas unbelastet von der Wirklichkeit. Zweitens spricht dies auch nicht für jeden der dies unkritisch übernimmt und weiterverbreitet nur weil es ihm in sein Weltbild passt; womit wir wieder im Forum angelangt sind.
Und ich dachte wir hätten hier ein Zahlengenie unter den Foristen, der bei jeder Nummer gerade sieht ob diese überhaupt Sinn machen kann?
Zitat von Ralfw im Beitrag #179Zitat von jojo1 im Beitrag #178
Vor Kurzem habe ich einen Bericht vom Vorsitzenden der deutsch-kubanischen Juristenvereinigung gelesen: Er hat sinngemäß geschrieben, dass 3 bis 4 Millionen Beschäftigte in den Staatsbetrieben entlassen werden oder werden müssen. Wenn man die Rentner und Kinder abzieht, wäre dies fast die halbe Bevölkerung...
Du übernimmst unkritisch jeden Mist wenn er Dir ins Weltbild passt:
Da muss ich dem Schutzbedürftigen helfen - er hat sich nur verlesen oder phantasievoll hineininterpretiert ...
Noch die klare Quelle!
#181 RE: Durchschnittslohn
Zitat von condor im Beitrag #180
[quote=Ralfw|p7992332]Noch die klare Quelle!
Danke, Ralf!
Allerdings ist das Interview schon fast drei Jahre alt, einige der genannten Fakten/Einschätzungen sind schon überholt, z. B.
Handeln und makeln darf man mit Immobilien allerdings weiterhin nicht.
Zitat von jojo1 im Beitrag #178
Innerhalb von Kuba bringt aber auch die beste Ausbildung nicht viel - besser man arbeitet gleich als Kellner oder Kofferträger für Touristen...
Diese Frage stellte sich bei meiner Tochter auch, nachdem sie die 9. Klasse abgeschlossen hatte. Entweder weiterhin zur Schule mit Abschluss 12. Klasse und danach auf die Uni, oder einen Beruf erlernen, der ein einigermaßen finanzielles Auskommen sichert. Töchterchen hatte aufgrund ihrer schulischen Leistungen ideale Voraussetzungen, die Schule fortzusetzen, aber angesichts der geringen Verdienstmöglichkeiten mit Hochschulabschluß kamen wir überein, dass sie eine Fachausbildung als Friseuse absolvieren sollte, was auch ihren Neigungen und Interessen entsprach. Nun hat sie ihr Facharbeiterzeugnis und arbeitet seit ca. 3 Monaten in einem renommierten Friseursalon in Holguin mit ca. 80-100 CUC Monatsverdienst. Damit ist sie mit ihren 18 Jahren schon mal ganz gut abgesichert. Die Entscheidung, diesen Weg einzuschlagen, hat sie eindeutig nicht bereut. Sehr viele UNI-Abgänger suchen sich nach Beendigung ihres Sozialjahres einen Job in der Privatwirtschaft, bei dem sie ein vielfaches des Lohnes verdienen, der im staatlichen Sektor bezahlt wird. Wenn man bedenkt, dass z.B. ein guter Facharzt, wenn es hochkommt, 1000 - 1200 CUP verdient und dafür fast 10 Jahre studieren muss, ist es nicht verwunderlich, dass viele von denen sich, wenn sie die Möglichkeit haben ins Ausland absetzen oder eine beruftsfremde Tätigkeit (z.B. als Taxifahrer) aufnehmen. Ich kenne da so einen Fall eines inzwischen 50-jährigen Onkologen, der seit 5 Jahren Taxi fährt. Der ist richtig sauer, dass er seinen geliebten Beruf nicht mehr ausführen kann, aber er muss ja seine Familie ernähren und Verwandte im Ausland hat er leider nicht.
Gruß
kdl
Zitat von falko1602 im Beitrag #183
Eine handwerkliche Ausbildung ist nie schlecht.Kann sie denn jetzt nicht studieren?
Kann sie. Sie müsste auf der Abendschule ihre 12. Klasse machen und kann sich danach an der Uni bewerben. Hat aber im Moment kein Bock auf so etwas. Und mit der verfügbaren Zeit wird es auch etwas knapp. Vor 18 oder 19.00 Uhr hat die nie Feierabend und samstags muss sie auch arbeiten.
Gruß
kdl
Zitat
Also hier wird ja zurecht gesagt, Bildung ist das Kapital der Zukunft.
Sicher hast du recht. Eine höhere Bildung ist i.A. die Voraussetzung für ein berufliches Weiterkommen. Ich hatte vor meinem Studium auch erstmal einen Beruf erlernt. Aber da nun mein Töchterchen mit Herz und Seele Friseuse ist, soll sie ihr Ding machen. Jetzt will sie fleißig auf einen eigenen Salon sparen, und wenn es soweit ist, steuert Papa bestimmt auch etwas zur Einrichtung bei. Und außerdem finde ich, dass Friseuse ein ehrenwerter Beruf ist, bei dem es keine Zukunftsängste geben wird. In dem Salon, in dem sie arbeitet, werden noch einigermaßen zivile Preise verlangt (Provinzpreise). In Havanna z.B. werden in Salons dieser Katagorie ganz andere Preise aufgerufen, dem entsprechend verdienen die Damen dort auch mehr. Es kann verdienstmäßig für's Töchterchen also in Zukunft nur noch besser werden. Ist ja nicht wie in Deutschland, wo Friseusen, wenn sie nicht gerade einen eigenen Salon und einen großen festen Kundenkreis haben, auf der Einkommensskala ganz unten angesiedelt sind. Und Geld regiert die Welt, und in Kuba ganz besonders, und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.
Gruß
ksl
Ich finde das super was deine Tochter macht! Das hat sie/habt ihr genaz richtig entschieden - warum Jahre in ein Studium investieren wenn man keinerlei Perspektive hat.
Und wenn sie Spaß am Beruf hat ist das ja mal die Hauptsache! Und das Gehalt von 80-100CUC lässt sich im Oriente ja auch sehen.
Richtig gut ist natürlich die Idee auf einen eigenen Salon zu sparen - ich wünsch ihr dass das klappt. Damit hat sie auch in Zukunft ein gutes Einkommen.
Denn Kuba wird sich irgendwann mal ändern und dann eher dem Rest der Welt entsprechen - wo Friseusen eben nicht so gut verdienen.
Ausser die Frisöse von Ralfw die verdient im Schweizer Turbokapitalismus bestimmt 4000€
nico_030
(
gelöscht
)
#188 RE: Durchschnittslohn
Hi@all!
Zitat von el prieto im Beitrag #185
Also hier wird ja zurecht gesagt, Bildung ist das Kapital der Zukunft.
Das mag auf Kuba im Moment sicherlich anders sein, ob das in Zukunft aber so bleibt, wage ich zu bezweifeln.
Leider hat das System da ganze Arbeit geleistet. Obwohl bei meiner liebsten der Wunsch besteht im "Westen" zu wohnen,
sperrt sie sich jeder Aufforderung etwas Sinnvolles zu lernen.
Da wird lieber den ganzen Tag vor der Glotze gehockt.
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.
joerg
Zitat von Timo im Beitrag #187
Ich finde das super was deine Tochter macht! Das hat sie/habt ihr genaz richtig entschieden - warum Jahre in ein Studium investieren wenn man keinerlei Perspektive hat.
Und wenn sie Spaß am Beruf hat ist das ja mal die Hauptsache! Und das Gehalt von 80-100CUC lässt sich im Oriente ja auch sehen.
Richtig gut ist natürlich die Idee auf einen eigenen Salon zu sparen - ich wünsch ihr dass das klappt. Damit hat sie auch in Zukunft ein gutes Einkommen.
Denn Kuba wird sich irgendwann mal ändern und dann eher dem Rest der Welt entsprechen - wo Friseusen eben nicht so gut verdienen.
Die aktuelle Situation ist nur nicht gut für die Entwicklung im Land.
Die Massenentlassungen in den Staatsbetrieben sind auch ein Fakt, und auch ohne rechte Alternative, da die Staatsfirmen trotz niedrigster Löhne in der Regel Verluste machen, von wenigen Ausnahmen abgesehen.
In manchen Bereichen ist Kuba dennoch ganz gut, wie bei der Entwicklung neuer biologischer Medikamente. Vermutluch sind die Löhne dort aber genauso niedrig, wie sonst an den Hochschulen.
Kuba bleibt somit in vielen Bereichen weiter ein Entwicklungsland, welches tatsächlich auf Zahlungen aus dem Ausland angewiesen bleibt.
kdl, das ist natürlich richtig - in Deutschland verdient man nur mit einem eigenen und gutgehenden Friseurgeschäft Geld. An meinem Wohnort sowie in den Nachbarstädten sind die Friseursalons fest in türkischer Hand. Bei mir am Ort hat eine Türkin 2 super Läden (10 EUR Do und Fr.).In Münster (gegenüber vom Bahnhof/Baustelle) ist ein türkischer Friseuerladen. Sie arbeiten auch toll (immer 9 EUR), ständig auch knüppelvoll. kdl, kann deine Tochter auf Cuba die Meisterprüfung ablegen und an Fortbildungen teilnehmen? Gruß
"...da die Staatsfirmen trotz niedrigster Löhne in der Regel Verluste machen, von wenigen Ausnahmen abgesehen. "
@jojo Woher hast du diese Info? Gibt es da eine Quelle? Würde mich sehr interessieren. Danke
Ralfw
(
gelöscht
)
#192 RE: Durchschnittslohn
Zitat von Varna 90 im Beitrag #190
...kdl, kann deine Tochter auf Cuba die Meisterprüfung ablegen und an Fortbildungen teilnehmen? Gruß
Eine Qualifizierung zum Meister ist in Kuba nicht möglich, da im Bildungssystem nicht vorgesehen. Eine Fortbildung wäre evtl., sich zum Stylisten ausbilden zu lassen. Da gibt es aber seit Jahren keinerlei Angebote.
Gruß
kdl
Zitat von kdl im Beitrag #193
Eine Qualifizierung zum Meister ist in Kuba nicht möglich, da im Bildungssystem nicht vorgesehen. Eine Fortbildung wäre evtl., sich zum Stylisten ausbilden zu lassen. Da gibt es aber seit Jahren keinerlei Angebote.
Gruß
kdl
Wie wird man denn dann Friseurin in Kuba bzw. wer erklärt Deine Tochter zur Friseurin?
So eine Art Ausbildung gibt es doch, oder?
Interessante Frage!
Vielleicht wir ihr einfach gezeigt wie man Haare schneidet und fertig ist es?
Würde mich aber auch interessieren wie es wirklich ist.
Margot Honnecker wollte Fidel wohl dazu überreden ein Berufsausbildungssystem a la Deutschland einzuführen.
Der bärtige Sturrkopf wollte aber wohl nicht so recht....
Zitat von Flipper20 im Beitrag #194
Wie wird man denn dann Friseurin in Kuba bzw. wer erklärt Deine Tochter zur Friseurin?
meines Wissens mit Kursen welche am Schluss wohl auch ein Diplom geben. D.h. ähnlich wie im Mexico oder in den USA. Coiffeur als Beruf ist wohl kaum geschützt, aber wenn jeder Kunde genau einmal kommt und danach , dann ist das Geschäft nicht nachhaltig.
Zitat von Timo im Beitrag #195
Interessante Frage!
Vielleicht wir ihr einfach gezeigt wie man Haare schneidet und fertig ist es?
Oh nein, so ist das auch nicht. 2-jährige Ausbildung mit Facharbeiterabschluss an einem Politécnico (Berufsschule)! Dort werden auch Klempner, Tischler, usw. ausgebildet.
Gruß
kdl
#199 RE: Durchschnittslohn
Los Barbudos?
Nee
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