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Neulich in Kuba - Teil 2
Das war der erste Teil von Februar-März 2015: Neulich in Kuba
Inzwischen gibt es eine Fortsetzung. Muss nur noch geschrieben werden. Bevor mein letzter Cubay Añejo Suave 'alle' ist.
Habt ihr Lust auf die Fortsetzung?
#2 RE: Neulich in Kuba - Teil 2
#3 RE: Neulich in Kuba - Teil 2
Zitat von ElHombreBlanco im Beitrag #2Zitat von Mario im Beitrag #1
Habt ihr Lust auf die Fortsetzung?
Aber ja!!
jaaaaa und wie und keiner macht bessere Bilder
Bisher war ich meistens mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Kuba unterwegs, Bus, Zug, Taxi und gelegentlich mal ein Camion. Diesmal wollte ich einen schon länger gehegten Traum verwirklichen und mit der Bicicletta eine Runde durch den Osten der Insel drehen. (Mein absoluter Megatraum, mit dem Motorrad durch Kuba zu fahren, wird wohl noch eine Weile Traum bleiben müssen.) Kein stressiges Kilometerfressen, vielmehr ein gemütliches cruisen ohne strenge Zielvorgaben. Vor allem die einsamen Küstenstraßen entlang der Sierra Maestra westlich von Santiago, sowie die Gegend zwischen Baracoa und Guantanamo sind Landschaftlich sehr interessant und für eine Fahrradtour ideal. In meiner Phantasie sah ich mich kurvige Landstraßen entlangradeln, Übernachtungen an einsamen Stränden oder in gastfreundlichen Guajirohütten, wo abends wunderschöne Töchter meine von anstrengender Fahrt verkrampften Waden massieren würden . Am Schluss würde ich das Fahrrad meiner Lieblingschica schenken, die mich dafür bis in alle Ewigkeit lieben würde - oder zumindest bis zu meiner Abreise.
Es ist Mitte November 2015. Das Fahrrad steht verpackt in der Garage. Der Flug ist gebucht. München – Holguin und Havanna – Frankfurt. Dazwischen 28 Tage Kuba. Soweit mein Plan. Aber wie so oft kommt es anders als man denkt. Ein paar Tage vor dem Abflug verletze ich mich so blöd, dass der Arzt rät, mindestens vier Wochen auf Radfahren zu verzichten. Mierda! Ich überlege den Flug umzubuchen, oder zu stornieren. Den AGBs der Condor zufolge käme das so kurz vor dem Abflug beinahe einem Totalverlust der Flugkosten gleich. Ich füge mich meinem Schicksal und reise mit leichtem Gepäck und ohne konkrete Pläne nach Holguin. Irgendwie werde ich die vier Wochen Kuba auch so rumbringen.
Holguin - Santiago de Cuba
Santiago
Am Flughafen Holguin wartet Reiner Ast mit seinem Kuba-Sammeltaxi. Außer mir haben sich noch ein paar weitere Fahrgäste Richtung Santiago angemeldet. Zu viele für ein einziges Fahrzeug. Deshalb ist ein kubanischer Kollege mit einer geräumigen Maquina mitgekommen. Es dauert eine Weile bis alle verstaut sind und es ist später Nachmittag, als wir losfahren.
Ich sitze am offenen Fenster und lasse mir den warmen Fahrtwind um die Ohren streichen. In einer Maquina nach Santiago zu fahren vermittelt gleich zu Beginn das angemessene Kubafeeling. Dazu passen auch die stinkenden Camiones, hinter denen wir herfahren und die den Innenraum der Maquina bisweilen in eine Gaskammer verwandeln, bis der Fahrer endlich überholt. Das weiche Licht der Abendsonne lässt die Gegend schöner aussehen, als sie tatsächlich ist.
Als wir die ersten Häuser Santiagos sehen, ist es bereits dunkel. Ich habe keine Casa reserviert und so müssen wir ein bisschen herumfragen. Die ersten Casas und Hostales sind alle ausgebucht. Schließlich bekomme ich im Reparto Vista Alegre eine Unterkunft. Die Casa ist eine alte Villa mit Innenhof. Das Zimmer ist etwas schäbig, die Einrichtung spartanisch. Ich bin zu müde um länger zu suchen und der Preis, 15 CUC inkl. Frühstück ist ok. Die Besitzer der Casa, ein offensichtlich schwules Pärchen, wirken etwas seltsam in ihrem Gehabe, aber sie sind nett und kümmern sich um mich. Den Hinweis, dass sie Massagen anbieten, ignoriere ich.
Vista Alegre - Schäbiges Zimmer in neokolonialer Villa
Trotz der langen Anreise bin ich noch nicht müde. Ich sitze ein Weilchen im Patio und trinke mit den Leuten einen Scotch aus dem Duty-Free Shop München. Stolz zeigen sie mir die alte Villa mit den hohen Räumen, den gekachelten Böden und den bunten Glasfenstern. So ein Häuschen würde mir auch gefallen. Allerdings, ein paar Eimer Farbe würden hier nicht schaden.
In der Nacht stelle ich die Aircondition aus. Sie macht einen furchtbaren Krach und bringt kaum Kühlung. Dafür wache ich am nächsten Morgen ziemlich verschwitzt auf. Ich stelle mich erstmal unter die Dusche. Wie in Kuba weitverbreitet ist es eine Elektrodusche vom Typ entweder kochend heiß oder kalt. Um im Mittel halbwegs warm zu duschen muss man ständig am Duschkopf zwischen Stufe 2 und 3 hin und her schalten. Dabei entstehen kleine, blaue Blitze unter der Plastikverkleidung. Irgendwie unheimlich, wenn man nass unter dem Wasserstrahl steht.
Mein schwules Casabesitzerpärchen serviert mir im schattigen Patio der Casa ein kubanisches Frühstück. Zwei schwabbeligen Spiegeleier, ein fettiges Würstchen und ein überwiegend aus Luft bestehendes Weißbrot. Beim Versuch das Brot in Scheiben zu schneiden zerbröselt es zu Paniermehl. Nicht mein Traumfrühstück, aber ich bin noch hungrig von der Reise und nach dem gestrigen Condor-Fraß erscheint mir das Angebotene durchaus ansprechend. Obwohl noch nicht mal 10 Uhr, ist es schon ganz schön warm und ich muss gelegentlich ein paar Schweißperlen von meiner Stirn wischen.
Die ersten Tage einer Reise haben für mich immer etwas Besonderes. Zum einen ist da der radikale Bruch mit der heimischen Alltagsroutine, zum anderen der nicht weniger radikale Wechsel in eine andere Kultur, eine andere Sprache, eine andere Klimazone. Es riecht anders, es schmeckt anders, die Geräuschkulisse ist eine andere. Obwohl mir Kuba aus vielen Reisen vertraut ist, verspüre ich jedes Mal einen leichten Kulturschock.
Während ich die schwabbligen Spiegeleier mit den Brotbröseln bestreue, schwirrt der jüngere der beiden Casawirte graziös um mich herum, bemüht mir jeden Wunsch zu erfüllen, noch bevor ich ihn habe. Dabei erzählt er unentwegt wie wunderschön Vista Alegre sei und welche Sehenswürdigkeiten ich unbedingt anschauen müsste.
Vista Alegre
Vista Alegre ist tatsächlich eine angenehme, ruhige Gegend. Vor der Revolution residierte hier die High Society Santiagos. Heute sind viele der alten, villenartigen Gebäude in Staatsbesitz und werden als Ämter, Schulen oder Museen genutzt. Manche wirken Top-restauriert, andere hätten dringend ein Facelifting nötig. Lediglich die Entfernung zum Stadtzentrum empfinde ich als Nachteil. Nach einem ausgiebigen Spaziergang entschließe ich mich, im Zentrum nach einer alternativen Casa zu suchen.
Gegen Nachmittag schnappe ich ein Moto und lasse mich zum Cespedes fahren. Mit den Motorradtaxis kommt man überall hin, und das schnell. Manchmal, wenn sie mit hoher Geschwindigkeit durch die löchrigen und verkehrsreichen Straßen brettern, brauche ich starke Nerven. Die engen Straßen der Innenstadt sind mehr oder weniger schachbrettartig angeordnet, die Kreuzungen unübersichtlich. Mein Fahrer verlässt sich darauf, dass alle Verkehrsteilnehmer die Vorfahrtsregeln einhalten und fährt ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren über nicht einsehbare Kreuzungen.
Obwohl noch nicht Weihnachtshochsaison ist, sind im Zentrum ungewöhnlich viele Touristen unterwegs. Viele Gruppen mit Guide, meist ältere Herrschaften, aber auch jüngere Paare, die sich mit Lonely Planet Reiseführer in der Hand durch die Stadt kämpfen. Der einst typische alleinreisende ‚Kulturtourist‘ mit Chica, noch vor ein paar Jahren häufig anzutreffen, scheint seltener zu werden.
Ich frage in ein paar Casas nach einem Zimmer, aber ich bekomme immer wieder zur Antwort: "ocupado". Ende November und Santiago schon ausgebucht? Es scheint etwas an dem Gerücht dran zu sein, dass jeder nochmal vor der “großen Wende“ oder dem “Einfall der US-Amerikaner“ Kuba besuchen möchte.
Casa mit Dachterrasse und tollem Blick über Santiago
Endlich, nach der fünften oder sechsten Casa habe ich Glück. Nicht weit vom Parque Cespedes, in der Calle San Carlos, wird morgen ein Zimmer frei. Die Casa liegt etwas erhöht, man muss von der Straße kommend eine steile Treppe hinauf, um zur Eingangstür zu gelangen. Der Hammer ist die Dachterrasse mit dem wunderbaren Blick über die Stadt. Perfekt!
Der Abend dämmert schon, als ich wieder am Cespedes ankomme. Die tiefstehende Sonne taucht die den Platz umgebenden, schön restaurierten kolonialen Gebäude in ein warmes Licht. Im Parque ist eine Veranstaltung mit adrett gekleideten, Fähnchen schwenkenden Chicas und Chicos im Gange. Irgendwas politisches, das mich aber nicht sonderlich interessiert. Ich bleibe nicht lange. Ein Bucanero oder Cristal wäre jetzt das richtige. Die Bierschänke am Dolores ist nicht weit, also vamos!
In der Cafeteria Piropo an der Plaza Dolores ist wenig los. Die meisten Tische sind leer, die Kellner sitzen gelangweilt herum. Aber kaum habe ich es mir mit einem Bucanero gemütlich gemacht, setzt sich ein fetter, schwarzer Chulo uneingeladen an den Tisch. Um den Hals trägt er ein Goldkettchen, im Gesicht ein Dauergrinsen. Sofort beginnt er mich vollzulabern.
„Wheryufrom?“
„Chica?“
„bla bla bla“
Obwohl ich ihm deutlich die kalte Schulter zeige, winkt er eine Chica heran, die sich ebenfalls uneingeladen an den Tisch setzt. Immer wieder deutet er auf das Mädchen, grinst schmierig und sagt:
„Chica, Chica, you like?“
Obwohl ich ihm auf Spanisch antworte, quatscht er mich ständig in seinem Pseudo-Englisch an.
Das Mädel, Anfang 20, mittelhübsch, nicht besonders intelligent wirkend, wäre ja für den Anfang ganz ok gewesen, aber sie bekommt nicht mal die einfachste Konversation auf die Reihe. Nur dasitzen und dämlich grinsen turnt mich ab. Zudem hat sie eine Zahnlücke, was ihr Grinsen nicht attraktiver macht. Außerdem nervt der aufdringliche Chulo. Ich spendiere ihr ein Refresco und mache mich alsbald aus dem Staub.
Ein Moto bringt mich in rasanter Fahrt durchs inzwischen nächtliche Santiago zur Cafeteria Palmares beim Hotel Melia. Das Palmares ist eine Art umzäunter Biergarten. Man sitzt im Freien unter schattigen Bäumen an wackligen Tischen. Außer Bier und Chicas gibt es auch was zu essen.
Es ist deutlich mehr los als im Piropo. Fast alle Tische sind besetzt. Dabei sind nicht mal viele Yumas unter den Gästen. Ich sehe vor allem Kubaner, darunter etliche Chicas, alleine, oder mit Freundin an den Tischen sitzen. Ich hole mir ein Bier am Tresen und schaue mich nach einem freien Platz um. Während mein Blick über das Gelände streift, nehmen mehrere Augenpaare von verschiedenen Tischen aus Blickkontakt mit mir auf.
Nicht weit sitzt eine junge Frau alleine am Tischchen, vor sich eine ungeöffneten Dose Refresco de Naranja. Als ich in ihre Richtung schaue lächelt sie, winkt und deutet auf den leeren Stuhl neben sich.
„Porque no?“ denke ich.
Ich werde nicht alle Tage von einer hübschen, jungen Frau angelächelt und eingeladen. Und, ehrlich gesagt, in Deutschland passiert mir das so gut wie nie.
„Siéntate conmigo“ sagt sie und lächelt schon wieder.
Und hübsch ist sie tatsächlich. Ich schätze sie auf Anfang 20, Typ hellhäutige Mulata, schlank, bernsteinfarbene Augen, lange Beine und mit den richtigen Proportionen. In ihrem linken Mundwinkel blitzt ein winziges Piercing, auf ihrem rechten Oberschenkel, halb verdeckt von den sehr knappen Shorts, ein sternenförmiges Tattoo.
Ihr Name sei Jessica sagt sie. Und obwohl sie offensichtlich eine Jinetera ist, versucht sie sich seriös zu geben. Sie sei Lehrerin und betreibe darüber hinaus einen Paladar, dort könne ich jederzeit essen... usw. Ich glaube zwar kein Wort, freue mich aber trotzdem über ihre Gesellschaft und das Gespräch.
Dann kommt die Frage: „Me llevas a tu casa?“
„Porque no?“ sage ich.
Wir gehen zu Fuß durch spärlich beleuchtete Straßen. Es ist nicht weit zu meiner Bleibe, der Casa de los Maricones. Der ältere Maricon öffnet das Tor und schaut sehr streng als er das Mädel sieht. Ich befürchte schon, dass es Probleme geben wird. Im Befehlston eines Feldwebels sagt er nur ein Wort:
„Carnet“
Er wirft einen kurzen Blick auf das Plastikkärtchen und läßt sie dann eintreten. Bloß der jüngere der beiden Maricones schaut mich irgendwie missbilligend an, aber vielleicht bilde ich mir das nur ein.
Leider wird das Mädel zur Enttäuschung. Kaum sind wir im Zimmer liegt sie schon nackt auf dem Bett und hält ein Kondom in der Hand. Vielleicht bin ich hoffnungsloser Romantiker, aber wenn ich mit einer Frau zusammen bin, auch wenn es nur für eine Nacht ist, geht es mir nicht um schnellen Sex. Ich möchte mich unterhalten, Spaß auf zwischenmenschlicher Ebene haben, Gedanken austauschen, den Menschen ein bisschen kennenlernen. Worauf ich überhaupt nicht stehe sind nuttige Quickies bei denen ich das Gefühl habe, das Mädel möchte so schnell wie möglich wieder verschwinden. Und genau das möchte Jessica. Die Show die sie mir liefert ist die 20 CUC nicht wert, die ich ihr in die Hand drücke als sie geht.
Am nächsten Morgen serviert mir der ältere des Casabesitzerpaares das Frühstück. Der jüngere, der mir gestern noch jeden Wunsch von den Augen ablas, hält sich auffallend im Hintergrund. Nur ab und zu wirft er mir kurz einen vorwurfsvollen Seitenblick zu. Ob meine nächtliche Besucherin etwas mit seiner Verhaltensänderung zu tun hat?
Fortsetzung folgt
#13 RE: Neulich in Kuba - Teil 2
@all: Danke fürs Interesse, das fördert die Motivation
Zitat von carlos primeros im Beitrag #13
vor allem die letzten Aufnahme ist supergelungen - leichte (gewollte?) Bewegungsunschärfe im Vordergrund, dafür glasklare Konturen im Hintergrund geniales Licht - super simmungsvolle Atmosphäre im Hintergrund. Bist du Profi? Welche Kamera hattest du dabei?
Ich bin kein Profi, ich fotografiere rein aus Spass. Das genaue Kameramodell (in diesem Fall Panasonic GX-7) ist gar nicht so wichtig, im Fall der Nachtaufnahmen ist ein lichtstarkes Objektiv wichtiger (in diesem Falle wars ein 1.7/20mm Lumix)Wenn ich mir Mühe gebe nicht zu wackeln, kann ich noch mit Belichtungszeiten bis ca. 1/3 s aus der Hand fotografieren, die Umgebung wird dann relativ scharf, bewegende Objekte unscharf. So ist auch das Nachtfoto aus Santiago entstanden.
Ein Moto bringt mich von Vista Alegre zur neuen Casa. Während der ziemlich junge Fahrer unbekümmert durch dichten Stadtverkehr kurvt, habe ich auf dem wackligen Moped mit meinem Packsack Mühe das Gleichgewicht zu halten. Mein Helm, mehr Attrappe als Schutz, rutscht den Beschleunigungs- bzw. Verzögerungskräften folgend, mal nach vorne, mal nach hinten. Die Umgebung nehme ich schemenhaft wahr, Fahrzeuge, Menschen, Geschäfte flitzen vorbei. Als wir in der Calle San Carlos ankommen drücke ich ihm 10 Pesos in die Hand und bin froh die Fahrt heil überstanden zu haben.
La Russa, die Casawirtin, hat ihr Versprechen gehalten und das Terrassen-Zimmer für mich freigehalten. Das ist in Kuba nicht selbstverständlich. Es ist mir in der Vergangenheit mehrmals passiert, dass ein fest reserviertes Zimmer anderweitig vergeben wurde. Kubanische Casabesitzer sind in diesem Punkt nicht zuverlässig.
Während der folgenden Tage fasziniert mich immer wieder der Blick über das Häusergewirr der Altstadt bis hin zu den Türmen der Kathedrale am Parque Céspedes. Dahinter die Ausläufer der Sierra Maestra, links die Bahia de Santiago mit den rauchenden Schloten des thermoelektrischen Kraftwerks "Antonio Maceo".
Je nach Tageszeit wechseln Licht, Schatten und Farben und so entstehen unablässig neue Variationen des Panoramas.
Que lindo!
Früher Nachmittag
Später Nachmittag
Kurz vor Sonnenuntergang
Kurz nach Sonnenuntergang
Bahia de Santiago und Central Termoeléctrica
Den Rest des Tages verbringe ich mit herumbummeln. Ich besuche den neuen Malecon, der bei meinem letzten Besuch im März noch im Bau war. Jetzt ist er fertig und wie ich finde, ganz hübsch geworden. Das einzige was wirklich fehlt, ist ausreichend Schatten. Die wenigen Schattenplätze sind alle besetzt. Die neu gepflanzten Pälmchen noch zu kümmerlich. Lange hält man die pralle Sonne nicht aus. Vielleicht sind deshalb wenig Menschen unterwegs. Da ich schon mal hier bin setze mich auf das Malecon-Mäuerchen und lasse mir ein Weilchen die Sonne aufs Hirn brennen.
Wifi Publica Parque Alameda, Malecon
Malecon Mäuerchen
Mercedes (unweit Malecon)
Es ist erst mein zweiter Tag in Kuba und ich habe noch mit dem Jetlag zu kämpfen. Das bedeutet, morgens um drei Uhr bin ich hellwach, abends um acht Uhr hundemüde. Deshalb gehe ich früh auf ein Bucanero ins Piropo. Ich setze mich an ein Tischchen im hinteren Teil, wo man etwas abgeschirmt von der Bar ist. Dort sitzt die Chica mit der Zahnlücke und dem fetten Chulo. Ich möchte eine Fortsetzung unserer Bekanntschaft vermeiden.
Am Nebentisch sitzt eine XXL-Negrita. Gekleidet ist sie in Lycra, Shorts und Blusita aus dünnem, enganliegendem Stretch-Stoff. Diese Lycras sind bei vielen kubanischen Frauen beliebt. Sie liegen wie eine zweite Haut am Körper und betonen somit jede Rundung, jedes Speckröllchen. Und von beidem hat sie reichlich. Ich bewundere kubanischen Frauen, die zeigen was sie haben, statt sich verschämt in Schlabberkleidung zu verstecken. Aber vom erotischen Aspekt ist es nicht das, was mich antörnt. Soweit ich es im Halbdunkel beurteilen kann, hat sie oberhalb ihres Doppelkinns ein hübsches Gesicht.
Sie flüstert mir ein "Hola' zu. Normalerweise hätte ich sie ignoriert, aber da die Chica mit der Zahnlücke gerade auf meinen Tisch zusteuert, frage ich sie schnell, ob sie sich zu mir setzen möchte.
Natürlich möchte sie und setzt sich zu meiner Rechten. Um keine falschen Erwartungen zu wecken, sage ich ihr gleich, dass ich keine Chica suche, "solo conversación". Wir quatschen also ein bisschen über dies und das. Sie stammt aus einem Randbezirk Santiagos, arbeitet in einem medizinischen Labor, ist 24 Jahre alt. Ich frage, ob sie ein Refresco möchte. Sie bestellt tatsächlich ein Diät-Cola. Wegen ihrer langen Fingernägel kann sie die Dose nicht selbst öffnen.
Dann taucht ihre Freundin auf. Von Leibesumfang, Hautfarbe und Kleidung her könnten sie Zwillingsschwestern sein. Auch die Freundin arbeitet in dem Labor. Auch sie wünscht sich eine Diät-Cola. Auch ihre Fingernägel taugen nicht zum Öffnen einer Refresco Dose. Fast habe ich das Gefühl doppelt zu sehen. Sie setzt sich zu meiner Linken.
Drei oder vier Bucaneros und einigen Diät-Colas später beginnt die Unterhaltung eintönig zu werden und ich beschließe mich zu verabschieden. Die auf meiner rechten Seite sitzende Negrita gordita legt plötzlich ihre Hand auf meinen rechten Oberschenkel und sagt: "Llévame a tu casa". Ich antworte, dass ich sie sehr attraktiv fände, aber heute keine Chica suche, da ich noch müde von der Reise sei usw. Doch meine Einwände interessieren sie nicht.
In sehnsüchtig verlangendem Ton: "Porfavor, llévame, llévame"
Ich schüttle bedauernd den Kopf. Darauf fragt sie, ob ich stattdessen lieber ihre Freundin mitnehmen möchte...
Ihre Freundin legt eine Hand auf meinen linken Oberschenkel und sagt in gleichem, fast flehenden Ton: "Ay si, porfavor llévame a tu casa"
Das geht so eine Weile hin und her, mal von links, mal von rechts: "llévame, llévame", die zärtlichen Hände rutschen immer weiter nach oben. Einerseits tun mir die Mädels irgendwie leid, was treibt sie dazu, sich einem wildfremden Yuma derart aufzudrängen? Darum zu betteln, mitgenommen zu werden? Zum anderen muss ich gestehen, dass mir die skurrile Situation durchaus Spaß macht.
Ein Kubaner kommt vorbei und sagt: "Regalame una Chica"
Ich antworte: "Te regalo las dos".
Er grinst und geht weiter.
Nur zum Spaß sage ich zu den Mädels:
"Me llevo las dos".
Statt zu protestieren, stimmen sie sofort zu:
"Si, si, llévate las dos."
Dabei schauen sie mich von beiden Seiten so bittend an, dass ich sie beinahe aus Mitleid doch noch mitgenommen hätte. Aber die Vorstellung, mit den zwei Negritas gorditas in der Casa aufzutauchen und sie an La Russa vorbeizumanövrieren, ist mir dann doch zu abschreckend. Ich vertröste sie halbherzig auf ein anderes Mal und reiße mich los.
Sie starten einen letzten Versuch: "No queremos tu dinero, solo es por amor"
Ich sage „Ay que lindo“ und mache mich auf den Nachhauseweg.
Cespedes in der Nacht
Cespedes in der Nacht
Cespedes in der Nacht
Unterwegs kaufe ich an einem Straßenstand eine Pizza-Queso für 3 Pesos. Die Pizza ist ziemlich scheiße, weicher Teig, dünnflüssiger Käsebelag. Eigentlich ist es kein richtiger Käse, mehr eine Tomatenkäsesoße, die wässrig von der Pizza tropft, als ich sie gemäß kubanischer Esskultur zusammenrolle.
Beim zweiten Biss, ich überlege gerade ob ich die Pizza den Strassenhunden spenden soll, taucht eine Chica aus der Dunkelheit auf. Sie schaut auf die tropfende Pizza in meiner Hand und fragt, ob sie was abhaben kann. Sie ist recht schick gekleidet, Goldkettchen, Handtäschchen, Stöckelschühchen, Miniröckchen.
Ich schenke ihr die Pizza, die sie gierig verschlingt. Sie bedankt sich mit einem „muchas gracias“ und verschwindet wieder in der Dunkelheit. Ich bin verdutzt. Ich habe eine Anmache in irgendeiner Form erwartet, aber sie wollte nichts weiter als Pizza. Hat sie keine drei Pesos um sich eine zu kaufen?
#21 RE: Neulich in Kuba - Teil 2
Zitat
Leider wird das Mädel zur Enttäuschung. Kaum sind wir im Zimmer liegt sie schon nackt auf dem Bett und hält ein Kondom in der Hand. Vielleicht bin ich hoffnungsloser Romantiker, aber wenn ich mit einer Frau zusammen bin, auch wenn es nur für eine Nacht ist, geht es mir nicht um schnellen Sex. Ich möchte mich unterhalten, Spaß auf zwischenmenschlicher Ebene haben, Gedanken austauschen, den Menschen ein bisschen kennenlernen.
Eigentlich sind die Frauen da zum Geniessen , nicht zum Philosophieren....
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