Nein, wir investieren in das Fass ohne Boden! Wie hat C das eigentlich geschafft? Schick mal ne PM.

Bist eben ein feiner Kerl.

Meine Frau lebt erstens nicht in Santiago de Cuba. Zweitens hatte ich keinen Bock, nach der Zugreise Hamburg Dresden Frankfurt (aus dienstlichen Gründen) und dem Flug Frankfurt Varadero gleich wieder in den Nachtbus nach Santiago zu steigen, zumal ungewiss war, ob es freie Plätze gibt. Ich weiß nicht, was Du für eine schmutzige Phantasie hast, Sputnik.

Im Februar 2018 war ich übrigens zur Harley-Treffen in Varadero, das war richtig gut. Da hatte ich drei Nächte Privatunterkunft und dann fünf Nächte Sunbeach, was in meiner Erinnerung noch viel besser war.

300 Euro sind schon ne Menge Kohle, zumindest für mich.

Keine Angst, die Kalkulation ist aufgegangen. Und hätte ich es so nicht gemacht, könnte ich hier nicht von Varadero schreiben. Übrigens: Was für verlorene Urlaubstage und was für schlaflose Nächte? Du armer Kerl, kannst Du in Bus und Zug nicht schlafen?

Hier übrigens noch die Buchempfehlung ( das Buch aus dem Nachbarhotel), falls es jemanden interessiert: Jean-Michel Guenassia "Der Club der unverbesserlichen Optimisten" - Roman

Wenn in Varadero eine Wohnung günstig im Angebot wäre, würde ich sofort zuschlagen.

Mach Dich nicht verrückt. Dort verhungert niemand. Die sollen lieber Obst und Gemüse essen, statt nach Vitamintabletten schnorren. Und überweise lieber Geld. Damit kommen - außer dem Zoll - alle besser zurecht, als mit Paketen.

Zweiter Badetag. Auf dem Weg zum Strand kommt mir ein angeschlagen wirkender Europäer entgegen. Er wird von zwei Polizisten begleitet, die aufgeregt in ihre Funkgeräte sprechen. Auch der Hotelsicherheitsmann ist erregt. Offenbar ist der Tourist am Strand bestohlen worden. Ich höre irgendetwas von Botschaft und Ersatzpass. Scheiße. Armer Kerl. Ich schnappe mir eine Liege, ziehe diese in den Schatten und gehe Schwimmen. Der Sicherheitsmann schaut genau hin, ob die hier Liegenden das Hotelbändchen tragen. Eine deutsche Familie mit Kleinkind muss ihre Liegen räumen. "Only Sunbeach", sagt der Uniformierte. Die meisten Gäste sind übrigens russische Pärchen unter 35.

Nach ein paar Stunden am Strand suche ich die Badetuch-Chica, gebe mein Tuch ab und erhalte meinen Bon zurück. Wie es dem Zahn gehe, frage ich. Sie verliert sich jammernd in Details und öffnet ihren Mund weit. So genau wollte ich es gar nicht wissen. Dann fragt sie ob ich etwa abreise? Logisch, deswegen habe ich je mein Badetuch abgegeben. Ob ich nicht noch etwas Schokolade für Kind habe. Ich schüttle bedauernd meinen Kopf. Auf Kuba muss man lügen lernen, ohne rot zu werden. Die Schokolade ist für meine eigenen Kinder bestimmt. Die Bonbons auch.

Dann packe ich meinen Kram, schleppe ihn die enge Treppe herunter und checke aus. Als der Mann am Empfang mein Hotelbändchen abschneiden will, erzähle ich von den Kontrollen und dass ich ja erst heute Nacht abfahre. Ich darf es behalten und stelle mein Gepäck in den dafür vorgesehenen Raum. Noch einmal Mittag- und Abendessen. Mittags erlebe ich erneut die Löffelgeschichte, nur in anderer Besetzung und ohne mich. Es gibt Hühnchenbrust und abends Schwein. Die hart gekochten Eier habe ich beim Frühstück für die Busfahrt eingesteckt, dazu ein paar Kekse.

Auffallend in Varadero ist, dass überall leere Dosen herumliegen. In Santiago wären die alle längst aufgesammelt.

Am Pool verteilt die Dicke mit dem goldenen Herzen Spielzeug an die Kinder. Ihre Vorräte scheinen unerschöpflich zu sein.

Fünf Cuc sei der Einheitspreis zur Viazul-Station meint abends der Coco-Taxi-Fahrer. Zwei propere Mulattas schlendern in knappen Shorts die Straße entlang. Auch einem Lkw-Fahrer fallen sie auf. Er hupt anerkennend.

Im Warteraum wird bald darauf der Schalter geöffnet. Ich tausche meinen Schein gegen ein Ticket ein. Eine kleine ältliche Frau deutet mir an, mein Gepäck auf die Waage zu stellen. Der Seesack ist schwerer als die 20 Kilo, die frei sind. Also muss ich eine Übergepäckgebühr von 3,90 Cuc zahlen. Die Frau rechnet es mir mit einem Taschenrechner vor. Ich hole einen Zehn-Cuc-Schein vor. Den kann sie nicht wechseln. Ich krame mein Kleingeld zusammen und komme auf 3,65 Cuc. Sie akzeptiert es.

Ich warte draußen auf dem Bus. Andere auch. Zweimal springen alle vergeblich auf. Es sind andere Busse. Als unserer endlich kommt muss man für eine gute Ausgangslage für sich sorgen: Ich kenne den Ablauf: Zuerst dürfen die Fahrgäste nach Santiago ihr Gepäck in die Fächer schieben, dann heißt es schnell an die Bustür zurückzukehren, um einen guten Platz zu ergattern, also mit verschließbarer Lüftungsöffnung und funktionierender Rückenlehne am eigenen und am Vordersitz. Als Einzelreisender kann man sich ja nicht wie Pärchen aufteilen.

Ich stehe günstig. Ein alter Amerikaner glaubt hartnäckig an die auf seinem Ticket ausgedruckten Platznummern und amüsiert sich lautstark über das Gedränge – er sollte sich mit seiner Frau später in der letzten Reihe vor dem Klo wiederfinden. Ein Kubaner ist clever. Er überzeugt den Busfahrer, dass Familien mit Kindern zu bevorzugen sind, schiebt eine Frau mit zwei Kleinkindern vor und steigt selbst ein. Später stellt sich heraus, dass der Mann mit der Familie nichts zu tun hat.

Pünktlich fahren wir ab. Der Bus ist längst nicht voll. Mein Nachbarplatz bleibt bis Santa Clara leer, was wir 0.10 Uhr erreichen. Zwei Stationen später suche ich die Toilette auf und habe das Problem aller Hoteltouristen. Ich habe keinerlei Kleingeld bei mir. Die letzten Münzen hatte ich ja der Gepäckfrau gegeben. "Kindchen", sage ich zu der Klofrau, "ich habe leider keinen einzigen Peso bei mir". Die Frau ist offenbar Kummer gewöhnt und gibt den Weg frei.