Aus zahlreichen Kubareisen meine Eindrücke zum Land:

Es wird von der großen Mehrheit landesweit zumindest die wirtschaftliche Situation beklagt, dies mit Recht, bei 10 bis max. 40 CUC Monatsgehalt pro Monat.

Das Land hätte aber Perspektiven, nur müsste sich die Einstellung ändern, man kann jedes System grundlegend verbessern. Typisch ist aber die Aussage: "Ich will ins Ausland gehen, dort arbeiten, hier ist ohnehin keine Zukunft für mich / für uns... " So verständlich dies auch ist, es führt zu keiner Verbesserung oder gar Lösung im Land, oder soll ganz Kuba ein Naturpark werden mit ein paar Touristen an der Küste

Das staatliche System ist wirklich nicht effektiv, schafft es aber die Kotrolle zu behalten. Typisch sind Kurzzeitinhaftierungen ohne rechten Grund, die dann aber die Wirkung nicht verfehlen. Grundsätzlich ist die Offenheit der Kubaner gegenüber Ausländern aber schon gegeben.
Dies gilt auch für offizielle Stellen und Personen, bis hin zu den Mitarbeitern der staatlichen Sicherheitsdienste, welche man schnell bei einem offiziellen Interview kennenlernt, wenn man sich gezielt auffällig verhält . Trotzdem wird man persönlich üblicherweise korrekt behandelt, auch in Fällen wo auch in Europa eher mit stärkeren Repressionen rechnen müßte. Dies gilt sicherlich solange man für harmlos gehalten wird und eine grundsätzlich positive - aber differenzierte - Einstellung zum Land darlegt.

Meines Erachtens ist die hinreichend schlechte Produktivität der kubanischen Landwirtschaft ein gutes Beispiel für sinnvolle und notwendige Verbesserungen im Land. Vermutlich könnte das Land ansonsten Lebensmittel exportieren, stattdessen schafft man es nicht die Grundversorgung sicherzustellen.

Es gibt einige Bereiche die gut bis sehr gut funktionieren ( Forschungseinrichtungen in Havanna, Zivilschutz usw... ) und natürlich auch die teil-privatisierten Firmen.

Das Bildungswesen ist nicht optimal, aber immerhin, besser als in vergleichbaren Staaten.
Das kostenlose Gesundheitswesen funktioniert, aber nur auf niedrigem Niveau ( fehlende Medikamente, keine ausreichende Einrichtung in Krankenhäusern ). Aber es ist sicherlich viel besser als in extrem armen Ländern wie in Haiti usw...

Auffällig sind die auf großen Plaketwänden angebrachten Hinweise von Präsidenten dass man hart arbeiten sollte. Auch sein Hinweis, dass viele Kubaner glauben in den einzigen Land zu leben, wo man ohne Arbeit leben kann ist richtig. Nur es ist im Land sehr unbeliebt, viele Kubaner möchte seine Wahrheiten nicht hören. Und die wenigen Kubaner, die hart arbeiten, bis zu 14 h in Verwaltung und anderen staatlichen Firmen fühlen sich ungerecht behandelt und sind massiv verärgert, da Sie durch Ihre Arbeit keinen Vorteil erlangen, gegenüber den Kubanern, die am Strand auf Touristen warten.

Dann gibt es noch eine kleine Elite im Land, die in der Regierung in sehr guten Positionen arbeitet, welche einige Vorteile haben, wie Auslandsreisen, Fahrzeugnutzung und bevorzugte medizinische Behandlung.

Und natürlich gibt es auch Korruption im klassischen Sinne

Ich habe mich nur bemüht sachlich zu bleiben. Die Verärgerung vielen Kubaner kann ich verstehen, aber es tut mir leid: Man muss wirklich mehr ( und effektiver ) arbeiten und nicht nur sich beschweren. Ein höheres Gehalt kann man auch erst dann zahlen, wenn die Produktivität besser wird und überhaupt Geld vorhanden ist.

Raul Castro hat einfach in diesem Punkt Recht, wenn er sein Volk kritisiert. Das er auch nicht alles richtig macht, bestreite ich nicht.

Ich darf aber schon darin erinnern, dass die Regierung in Kuba sich immer noch bemüht, die absolute Grundsicherung zu garantieren und dafür sogar die Guthaben ausländischer Firmen letztes Jahr kurzzeitig verwendet hat. Man muss Kuba durchaus mit Haiti vergleichen, dann sieht man, dass alles noch viel schlimmer werden kann.

Das es auch im politischen System vieles zu verbessern gibt, mag richtig sein, aber wie soll dass funktionieren, mit der kubanischen Einstellung ? Der einzelne Kubaner hat kein persönliches Verschulden, es ist eher die Gesamteinstellung

Und der Hinweis mit der schlechten Bildung stimmt so nicht, es gibt sehr gut ausgebildete Kubaner in Kuba, man muss diese nur suchen und finden.

Dies ist schon richtig, die Gesamtwirtschaftsleistung (also BSP) in Cuba würde ich auf ca. 200 CUC pro per Person schätzen. Davon werden maximal 20 % als Gehalt gezahlt. Dieser Anteil ist bei uns in Mitteleuropa höher. Allerdings ist unser System auch nicht wirklich gerechter, wir leben nur auf einem um ca. den Faktor 20 höherer wirtschaftlichen Niveau. Natürlich orientiert sich auch bei uns die Vergütung oder das Gehalt nicht primär an Leistung oder Qualifikation, sondern ist von der Marktlage, vom Beruf, von der Region und auch sehr stark von Beziehungen abhängig.