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Neulich in Kuba
Baracoa
Ganz selbstverständlich, so als wären wir mindestens verlobt, beginnt Y. Teile meines Alltages zu managen. Sie kocht, räumt meine Sachen auf, und, obwohl es in meiner Casa eine Waschmaschine gibt, nimmt sie meine Schmutzwäsche zum Waschen mit nach Hause. Am nächsten Tag bringt sie alles gebügelt und ordentlich gefaltet zurück.
Einerseits ist das angenehm, ich lasse mich gerne ein bisschen bemuttern, auf der anderen Seite machen mir ihre Stimmungsschwankungen zu schaffen. Mal ist sie gut drauf, temperament- und humorvoll, dann wieder sitzt sie nur herum, ist streitsüchtig und macht ein finsteres Gesicht. Trinkt sie mehr als ein Traguito Ron wird sie depressiv, manchmal auch aggressiv.
Sie sagt nie ‚te quiero‘ oder ‚te amo‘, sie nennt mich nicht ‚mi amor’, nicht einmal ‚mi vida‘ und wer die Cuibanitas kennt, weiß, dass das ungewöhnlich ist. Ihr Repertoire an Zärtlichkeiten erschöpft sich weitgehend in offensivem Sex.
Das ist anstrengend. Ich brauche eine Pause!
Als ich sage, dass ich nach Baracoa fahren werde, fragt sie:
„Y con quien me puedo fajar si te vas?“
Das ist ihre Art zu sagen: “Ich werde dich vermissen”.
Ich nehme nur einen kleinen Tagesrucksack mit, den Rest meines Gepäcks gebe ich Y. zur Aufbewahrung. Ich bin sicher, dass sie gut darauf aufpassen wird.
Sie begleitet mich zum Terminal de Autobus, der ein paar Kilometer außerhalb Guantanamos liegt. Ich muss versprechen, dass ich spätestens in zwei oder drei Tagen wiederkomme. Und sie warnt mich eindringlich vor den Putas in Baracoa, die es nur auf mein Geld abgesehen hätten.
Die Strecke ist landschaftlich sehr schön. Etwa 25 km hinter Guantanamo erreichen wir den Atlantik. Die Straße führt von da an mehr oder weniger parallel zur Küste. Rechts das offene Meer, links trockene, von Kakteen und Sträuchern bewachsene Hügel, die, je weiter wir nach Osten kommen, allmählich zu Berge heranwachsen. Darüber ein makellos blauer Himmel ohne das geringste Wölkchen.
Hinter dem Örtchen Cajobabo geht es die Farola hoch. Das ist der schönste Abschnitt der Strecke. Die Straße wird steil und kurvig. Die trockene Halbwüste verwandelt sich in eine grüne, subtropische Bergwelt mit Bananenplantagen und regenwaldartigem Bewuchs. Und tatsächlich regnet es leicht, als wir uns dem Paß nähern. Schade, dass der VIAZUL hier nur durchrast, ich wäre gerne an der einen oder anderen Stelle ausgestiegen um die tolle Natur zu genießen.
In Baracoa suche ich eine Unterkunft direkt am Malecon. In der ersten Casa in der ich nachfrage haben sie ein Zimmer mit Fenster zum Meer. Genau was ich wollte. Ich kann auf dem Bett liegen und aufs Meer schauen. Wenn ich die Fenster öffne weht ein kräftiger, leicht salziger Wind durch das Zimmer. Einen Ventilator brauche ich hier nicht.
Casa am Malecon
Der Malecon von Baracoa
Den Rest des Tages vertreibe ich mir mit Sightseeing.
Baracoas Zentrum ist hübsch hergerichtet. Ein kleiner Park mit schattigen Bäumen und eisernen Bänkchen lädt zum Verweilen ein. Dahinter eine Kirche, drumherum bunt gestrichene Kolonialhäuser. Auch gibt es den Boulevard, eine Promeniermeile mit kleinen, recht teuren Restaurants für die Touristen. Und Touristen gibt es reichlich in Baracoa. Welch ein Gegensatz zu Guantanamo.
Ich kenne Baracoa aus einer Zeit, als es in den Reiseführern noch als „Geheimtipp“ angepriesen wurde. Damals, vor etwa 15 Jahren, wurde Baracoa überwiegend von Individualtouristen besucht, oft in Begleitung ihre kubanischen Novias bzw. Novios. Die Inmigracion wachte noch nicht über Sitte und Moral der Chicas, es gab keine Überwachungskameras und die ganzen Probleme mit der Registrierung in den Casas und grundsätzlichem Prostitutionsverdacht bei Kontakten zu Ausländern gab es nicht.
In den Discos, Bierschänken und auf den Straßen wurde heftig geflirtet und gebaggert. War man als Yuma ohne weibliche Begleitung unterwegs, musste man ziemlich standhaft sein, wenn man den Abend ohne Begleitung verbringen wollte.
Heute kann ich den ganzen Nachmittag durch Baracoa laufen und habe das Gefühl unsichtbar zu sein. Niemand spricht mich an, niemand schaut mich an, keine Chica flirtet.
Erst abends sehe ich doch noch zwei, drei Mädels, die offensichtlich auf Yumafang aus sind, aber sie wirken sehr professionell und damit für mich unattraktiv.
Baracoa
Fidel Te Queremos
Jeden Tag regnet es mindestens einmal
El Yunque
El Yunque
Am nächsten Morgen frühstücke ich einer dieser kleinen, privaten Cafeterias in einer Seitenstraße des Boulevards. Pan con Tortilla kostet 3 Pesos, Pan con Jamon 5 Pesos, ein Cafecito 1 Peso. Damit es eine anständige Morgenkaffeportion wird lasse ich mir 4 Cafecitos in einem Glas geben. Das macht mit Trinkgeld zusammen 15 Pesos, oder etwa 0,60 CUC. Dass man bei solch niedrigen Preisen noch Gewinn machen kann ist erstaunlich.
In der Nacht hatte es stark geregnet, jetzt aber blinzelt die Sonne zwischen den Wolken hindurch und es sieht aus, als würde es ein schöner Tag werden. Zufällig komme ich an einem Fahrradverleih vorbei und sie haben tatsächlich ein ordentliches Bike. Der Preis, 3 CUC für den ganzen Tag, ist auch ok.
Eigentlich wollte ich nur ein bisschen in und um Baracoa herumfahren, aber die Landschaft ist toll und das Fahrrad läuft wie von selbst. Kurz nachdem die Stadtgrenzen hinter mir liegen, stelle ich zu meinem Erstaunen fest, dass ich nicht mehr unsichtbar bin. Guajiros grüßen vom Straßenrand her, Mädels winken mir im Vorbeifahren zu, oder rufen etwas hinterher, Kinder legen sich mächtig ins Zeug um mich mit ihren Fahrrädern zu überholen.
Bald bin ich am Rio Toa wo ich ein kurzes Päuschen einlege. Dann weiter bis zur Playa Maguana.
Straße Richtung Moa
Mit dem Fahrrad zur Playa Maguana
Kurz vor Playa Maguana
Playa Maguana
Ich wage mal zu behaupten, die Playa Maguana ist der schönste Strand Ostkubas. Das Wasser schillert in allen erdenklichen Blau- Grün- und Türkistönen, der Sand ist goldfarben und feinkörnig.
Eine Strandverkäuferin kommt vorbei und möchte etwas verkaufen. In ihrem Korb hat sie Süßigkeiten aus Nüssen und Honig. Lecker! Ich kaufe welche und sie fragt, ob sie sich zu mir setzen kann. Nach dem gestrigen Tag der Unsichtbarkeit in Baracoa freue ich mich auf ein bisschen Konversation.
Es dauert nicht lange, da kommt die Frage nach der Chica.
Süßigkeitenverkäuferin: „Tienes una chica?“
Ich: „No, en Baracoa no tengo chica.“
Süßigkeitenverkäuferin: „Quieres una?“
Ich: „Ähm, tu vendes tambien Chicas?“
Süßigkeitenverkäuferin (kichert): „Puedo ser tu chica si quieres“
Das ist Kuba ohne Überwachungskameras und Sittenwächter.
Sie ist um die 30 Jahre alt und eigentlich eine ganz Nette. Sie lacht und kichert und gibt sich alle Mühe mir zu gefallen. Und dann beginnt sie mich mit ihren Süßigkeiten zu füttern. Ich fürchte an diesem Tag hat sie nicht viel Gewinn gemacht.
Fast wäre ich bei diesem süßen Angebot schwach geworden. Aber nur fast. Einerseits ist sie optisch nicht der Typ Frau, bei dem es mir den Atem verschlägt und andererseits wäre es sicher problematisch einen weiblichen Gast in Baracoa in die Casa einzuschleusen. Und nach einem Quickie in einer Guajirohütte steht mir auch nicht der Sinn.
Nach drei Tagen habe ich genug von Baracoa. Außerdem fehlt mir tatsächlich die Loquita aus Guantanamo.
Guantanamo – Havana
Zurück in Guantanamo schaue ich auf meinen Kalender und stelle mit Entsetzen fest, dass mein Flug von Varadero zurück nach Deutschland schon in einer Woche geht. Kaum zu glauben, wie schnell die Wochen in Kuba verfliegen.
Eine Kubareise ohne ein paar Tage Havanna ist nur eine halbe Sache. Von Guantanamo fährt jeden dritten Tag ein Zug in die Hauptstadt. Ich könnte auch den VIAZUL Bus nehmen, aber die Fahrt mit dem Zug macht sicher mehr Spaß.
Ich frage Y. ob sie Lust hat mit nach Havanna zu kommen. Zuerst hat sie Lust, dann wieder nicht, dann wieder doch. Typisch Y. Bis zum letzten Abend bin ich nicht sicher, wie sie sich entscheiden wird. Doch dann steht sie am Morgen des Abreisetages kurz vor 8 Uhr tatsächlich vor meiner Casa. In ihrer gefleckten Tarnhose und mit dem olivgrünen Rucksack sieht sie beinahe wie eine Guerillera aus. Fehlt bloß die Kalaschnikow. Aber ich freue mich, dass sie mitkommt.
Es ist schon nach 8 Uhr als wir die Casa verlassen. Wir sind spät dran. Abfahrt ist 8.25 Uhr. Von der Casa zum Bahnhof sind es etwa 10 Minuten zu Fuß. Unterwegs hören wir das langgezogene Hupen des Zuges. In einem Rapido kaufe ich noch schnell Wasser und ein paar Galleticas Saladas. Wieder hupt der Zug, diesmal deutlich ungeduldiger.
Y.: „Dale Chico, apúrate!“
Menschen beladen mit Koffer, Kartons und anderen Gepäckstücken eilen an uns vorbei. Manche im Laufschritt. Zum dritten Mal tutet der Zug. Jetzt wird es wirklich Zeit.
Kurz darauf sitzen wir im Coche #7. Die Sitze sind ein bisschen ausgeleiert aber sonst ganz bequem und mehr Beinfreiheit als in dem hochmodernen Condor-Flieger hat man allemal. Der Waggon ist erstaunlich sauber, lediglich aus der Richtung wo sich die Toilette befinden muss, stinkt es penetrant. Soweit ich sehe bin ich der einzige Yuma im Zug.
Auf die Minute pünktlich um 8 Uhr 25 setzt sich der Zug in Bewegung. Nachdem wir Guantanamo hinter uns gelassen haben, schaukelt er mit schätzungsweise 30-40 km/h durch Zuckerrohrfelder und an Bananenplantagen vorbei. Bei dieser Geschwindigkeit kann man in aller Ruhe die Landschaft genießen. Zudem hält der Zug öfters an um ein paar Guajiros ein- oder aussteigen zu lassen.
Alle paar Minuten kommen fliegende Händler durch und bieten Cajitas, Bocaditos, Dulces und Refrescos an.
Zug nach Havanna
Bequemer als im Condor-Flieger
Irgendwo Unterwegs
Schon die Kinder lernen den spielerischen Umgang mit Kondomen
Gegen Mittag ist der Zug deutlich schneller geworden und hält auch nicht mehr so oft an. Die Landschaft Mittelkubas ist recht eintönig, flach, ab und zu Palmwäldchen, kleine Ansiedlungen, einzelne Guajirohütten. Und es wird heiß. Wir sitzen auf der Sonnenseite und obwohl ich direkt am offenen Fenster klebe, bekomme ich kaum Kühlung durch den Fahrtwind. Der Schweiß läuft in kleinen Rinnsalen den Körper hinab. Ab und zu trinke ich ein Schlückchen Wasser aus der Plastikflasche. Gerade so viel, dass ich nicht dehydriere, aber so wenig, dass ich nicht allzu oft auf die Toilette gehen muss. Irgendwann muss ich dann doch. Im Baño ist es stockfinster. Es gibt kein Licht und das Fenster ist mit Farbe zugemalt. Der Waggon schlingert heftig hin- und her während ich im Lichtschein meines Handys versuche zumindest ungefähr die Schüssel zu treffen. ..
Es vergehen Stunden, ohne dass viel passiert. Das rhythmische Geräusch der Räder wirkt einschläfernd und ich döse während des Nachmittags die meiste Zeit vor mich hin. In Camagüey haben wir eine halbe Stunde Aufenthalt. Y. besorgt zwei Cajitas mit Reis und Fleisch, aber ich habe kaum Hunger und verfüttere das meiste an einen mageren Straßenköter.
Als es dunkel wird trinken wir den Rest Caney Añejo. Kleine Cucarachas flitzen die Wände hoch und runter. Y. ist brummig und mit jedem Schluck Caney wir ihr Gesicht finsterer.
Erst als ich sage: „Das einzig nette, was du in den letzten zwei Tagen zu mir gesagt hast war: ‚Ponte un Condon ‘“ muss sie lachen und ihre Depression ist vorbei.
Gegen halb 5 Uhr morgens, nach 20 Stunden Fahrt, erreichen wir La Habana. Durchgeschwitzt, schmutzig und müde. Ein bisschen habe ich im Zug geschlafen, erholsam war das nicht.
Wir laufen durch die dunklen Straßen von Havanna Vieja am Capitolio vorbei zum Prado. Dort setzen wir uns auf eines der steinernen Bänkchen, ruhen ein bisschen aus und überlegen, wo wir eine Casa finden können.
Ich würde gerne am Malecon wohnen.
„Vamos pal Malecon“
#105 RE: Neulich in Kuba
Hi@all!
@Mario
Das Gepäck bei Deiner Chiva deponieren: Respekt!
Das Cub. Miet-Bike: kaum zu glauben
PLaya Maguana ist der schönste Strand Kubas: I agree
Schöne Reisebeschreibung, ich könnte sofort wieder los ...
joerg
#113 RE: Neulich in Kuba
#114 RE: Neulich in Kuba
Zitat von hombre del norte im Beitrag #114
Oh Mann, Mario, wie machst du das bloß!?
Er hat es einfach drauf
@ Mario so langsam gehen einem die Superlativen aus.
#117 RE: Neulich in Kuba
Hi@all!
@MArio
Zitat von Mario im Beitrag #118Zitat von nico_030 im Beitrag #109Ich würde sicher nicht jeder Chica meine Sachen so ohne weiteres anvertrauen, aber bei ihr hatte ich das Gefühl, dass sie mich nicht betrügen oder beklauen wird und so war es auch.
Hi@all!
@Mario
Das Gepäck bei Deiner Chiva deponieren: Respekt!
joerg
Ich habe das nur angemerkt, im letzten Jahr hat ein Bekannter seiner neuen Flamme seine Komplette Ausrüstung
wie FAhrrad, Spearfishing Equipment, Kleidung und weiteres über den Sommer zur Aufbewahrung gegeben.
Später hat sich herrausgestellt das es noch einen Yuma und einen Cubanischen Lover gab.
Er hat nichts von seinem Eigentum zurück erhalten.
joerg
#122 RE: Neulich in Kuba
Zitat von Sacke im Beitrag #120Kubanisches morgenZitat von Mario im Beitrag #103
Noch ein bissl Havanna und dann bin ich fertig. Kommt aber erst morgen oder so.
@Mario, war da nicht noch was von Havanna? Oder welches morgen hast du gemeint?
Bin fast fertig mit dem letzten Teil.
Zitat von Che im Beitrag #121
Super Bericht und er hat Lust gemacht, das Land wieder zu besuchen.
Danke
Zitat von HayCojones im Beitrag #122Genau!
Erst der Seitenumbruch, dann die Fortsetzung...
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