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Gegenreformation auf Kuba
Die strengen Unterschiede sind eben so nicht haltbar.
Denn wo ist da Kuba - es wird von der Patriotischen Union auf die Stufe totalitärer Staaten gestellt. Dies ist aber nun auch stark übertrieben.
Ebenso gibt es fließende Übergänge zwischen Militärdiktaturen, teilweise demokratischen Systemen und national-sozialistischen Systemen.
Ganz vergessen wird z.B. Nordkorea, was auch ein totalitärer Staat war und ist...
Auch die Einordnung der Systeme von Franco und Mussolini ist nicht so ganz einfach. Auch Nasser in Ägypten fällt mir ein, mit einer unklaren Einordnung. Die Liste kann man noch verlängern...
Die ganzen Militärdiktaturen in Lateinamerika haben auch etwas das System in Deutschland als Vorbild gehabt - es aber nie geschafft die Bevölkerung in gleichem Umfang zu mobilisieren.
Sogar Peron hat schon ein wenig das Dritte Reich bewundert und Teile versucht zu kopieren.
In der Politikwissenschaft wird aber so unterschieden. Musst du nicht akzeptieren - es wir aber so gemacht.
Hitler, Stalin und Mao gelten als totalitär manchmal auch Nordkorea und Pol Pot. Der rest ist ausnahmslos autoritär - egal was irgendwelche Aktivisten behaupten.
Für die fließenden Übergänge gibt es selbstverständlich die passenden Bezeichnungen.
Dinge wie liberal autocracy, illiberal democracy, bureaucratic authoritarianism etc. zum Beispiel.
Das mag als Laie schwer zu akzeptieren sein - so ist aber der Stand der Wissenschaft.
Wenn man sich wissenschaftlich mit Politik auseinandersetzt sieht man vieles anders als Ottonormalbürger.
Aber mach dir mal nicht zu viel Gedanken Jojo. Wenn du Politikwissenschaft studieren würdest, würdest du festellen dass das mit der Unterscheidung schon seine Richtigkeit hat.
Die Kategorien machen schon sinn.
Der Fehler liegt schlichtweg darin, die Politikgeschichte auf die letzten 100 Jahre zu begrenzen.
Denn tatsächlich waren die echten Menschen schon lange auf dieser weitgehend runden Erde.
Politik wurde im alten China genauso gemacht wie in Ägypten, im römischen Reich oder in einer der ersten europäischen Demokratien in Griechenland.
Wenn man einmal nur 2000 Jahre zurückgeht, wird man feststellen, dass Alles viel schwieriger zuzuordnen ist.
Die Frage ist z.B. wie man Napoleon einordnen will. Demokrat war er keiner, ein totalitärer Herrscher aber irgendwie schon, oder war er doch nur ein normaler Militärdiktator ? Letzteres steht aber im Widerspruch dazu, dass er den Code Civil in Europa eingeführt hat...
#29 RE: Gegenreformation auf Kuba
Zitat
Paso atrás del régimen: no más paladares
El gobierno de La Habana ha suspendido la expedición de licencias para nuevos restaurantes privados
https://www.cubanet.org/destacados/paso-...-mas-paladares/
Tönt fast wie Ende der 90er, als die
Wirtschaftsreformen der Periodo especial wieder großteils erstickt wurden.
Hi@all!
Zitat von Timo im Beitrag #30
Auweia!
Sieht echt nicht gut aus - was ist denn an Paladares schlimm?
Stell Dich nicht so an.
Privatwitschaft bedeutet bei Erfolg des Unternehmers auch Bildung und Konzentration
von Geld. Geld bedeutet auch in Kuba Macht.
Sich an alle Bestimmungen in Kuba zu halten bedeutet die Quadratur des Kreises, so das man
frei der Behördenwillkür ausgesetzt ist.
Beispiel Langusten, trotz Sport Fischerei Lizenz(200 CUC/Jahr) ist es mir verboten diese zu fischen.
Ergo kann ich sie auch nicht legal weitergeben.
Berufsfischer müssen Ihren Fang dem Staat verkaufen.
Meines Wissens kann man nirgend wo in Kuba legal Langusten kaufen.
Der Tourist möchte aber in einem Kubanischen Restaurant Languste essen und ist
auch bereit viel dafür zu bezahlen.
In dem Hotel auf dem Hügel in Baracoa hab ich mal ein "Angebot" gesehen, 37 CUC für eine Portion Languste.
Bei gibt es das 2 mal die Woche.
joerg
#32 RE: Gegenreformation auf Kuba
Zitat
Meines Wissens kann man nirgend wo in Kuba legal Langusten kaufen.
Doch, in der Hauptstadt
Calle Neptuno, Dreieck Ecke Consulado, Kleiner Laden Los Fornos.
Fische, Langusten, Tintenfische usw.
Theke mit Käse usw.
Cola de Langosta ca. 50 CUC das Kilo.
.
#34 RE: Gegenreformation auf Kuba
Zitat von nico_030 im Beitrag #31
Beispiel Langusten, trotz Sport Fischerei Lizenz(200 CUC/Jahr) ist es mir verboten diese zu fischen.
Ergo kann ich sie auch nicht legal weitergeben.
Berufsfischer müssen Ihren Fang dem Staat verkaufen.
Meines Wissens kann man nirgend wo in Kuba legal Langusten kaufen.
joerg
Da staune ich aber! Du zahlst 200 Cuc für einen Angelschein Kuba?
Was meinst Du mir Berufsfischer? Die sind doch alle beim Staat angestellt! Es gibt natürlich auch die illegalen Fischer, aber das ist etwas anderes.
Natürlich kann man gelegentlich Langusten offiziell kaufen!
#35 RE: Gegenreformation auf Kuba
Zitat von jan im Beitrag #33Zitat
Meines Wissens kann man nirgend wo in Kuba legal Langusten kaufen.
Doch, in der Hauptstadt
Calle Neptuno, Dreieck Ecke Consulado, Kleiner Laden Los Fornos.
Fische, Langusten, Tintenfische usw.
Theke mit Käse usw.
Cola de Langosta ca. 50 CUC das Kilo.
.
Dann kaufe ich sie doch lieber bei meinem Fischer nebenan.
Zitat von Cristal Otti im Beitrag #35Zitat von jan im Beitrag #33Zitat
Meines Wissens kann man nirgend wo in Kuba legal Langusten kaufen.
Doch, in der Hauptstadt
Calle Neptuno, Dreieck Ecke Consulado, Kleiner Laden Los Fornos.
Fische, Langusten, Tintenfische usw.
Theke mit Käse usw.
Cola de Langosta ca. 50 CUC das Kilo.
.
Dann kaufe ich sie doch lieber bei meinem Fischer nebenan.
Nachdem suegra in Consulado residiert ist zumindest der Laden nebenan
Zitat
Suspenden licencias de restaurantes privados
El gobierno cubano ha suspendido temporalmente la emisión de nuevas licencias para restaurantes privados, conocidos popularmente como “paladares”, y ha recrudecido el escrutinio sobre los que ya operan en La Habana, advirtiendo a sus dueños que deben obedecer las regulaciones establecidas, según un reporte en inglés de la agencia de noticias Reuters.
En las últimas seis semanas, los dueños de algunas paladares han sido citados por el gobierno municipal para ser instruidos sobre presuntas violaciones que cometen los restaurantes privados, como evadir impuestos, comprar suministros en el mercado negro u operar clubes y bares ilegales.
Quelle: Cartasdesdecuba
Klingt für mich jedoch nicht nach einer baldigen Schließungswelle sondern nach einer Spar- und Kontrollmaßnahme in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Zitat
“Pensé que la reunión iba a ser muy tensa, pero no fue así”, dijo Higueras. “Fueron muy comunicativos. Incluso nos dijeron que nuestros negocios son importantes para la economía y que no sólo se trata de irregularidades en los negocios privados, sino también en los estatales. Básicamente fue para que todo el mundo supiera que ellos sabían que se estaban cometiendo ilegalidades”.
“Es como el viejo dicho de que guerra avisada no mata soldado”, añadió.
Hi@all!
Zitat von Santa Clara im Beitrag #34
Da staune ich aber! Du zahlst 200 Cuc für einen Angelschein Kuba?
Sport Fischerei Lizenz für Spearfishing. Kubaner zahlen 100 CUP/ Jahr für die Provinz
oder 200 CUP/ Jahr national. Yuma zahlen in CUC, in Santiago wurden dieses Jahr 2 Lizenzen in CUC verkauft.
Für das Angeln vom Ufer wird das nicht benötigt, vom Boot aus schon. Da mein Kajak nicht als Boot( embarcación)
gilt, gibt es eigentlich keine Genehmigung, also Grauzone.
Ohne Lizenz werden bei Razzien regelmässig hohe Strafen ausgesprochen und das Equipment eingezogen.
Ob auch Ausländer bestraft würden will ich nicht austesten.
Was meinst Du mir Berufsfischer? Die sind doch alle beim Staat angestellt! Es gibt natürlich auch die illegalen Fischer, aber das ist etwas anderes.
Nein, es gibt Cuentapropistas mit eigenem Boot. Die "müssen" Ihren Fang
bei der staatlichen Aufkauftante der "Genossenschaft?" abliefern.
Die Bezahlung ist aber ok. Für die meisten Großfische gibt es 18 CUP/ lbr.
Dort kann jedermann den frischen Fang auch gleich für ca. 22 CUP/ lbr. kaufen.
Wenn der Staat nicht schon Bedarf angemeldet hat und nicht jemand anderes schneller war.
Die Schwarzmarktpreise für hochwertigen Fisch beginnen in Santiago bei 30 CUP/lbr.
Diesen Preis zahlen Duenos von Paladares gern.
Natürlich kann man in einem Fischerort auch für 10-15 CUP/ lbr.Fisch kaufen.
Dieser wird von den staatlichen Fischerei Angestellten und von illegalen Fischern und Sportfischern
schwarz vertickt.
45km weiter in Santiago ist der Fisch mehr wert, allerdings warten auf dem Weg 2 Punto de Control.
Natürlich kann man gelegentlich Langusten offiziell kaufen!
50 CUC/ lbr?
Tolles und in der Realität funktionierendes Beispiel!
joerg
Es gibt schlicht keine Rwchtssicherheit für private Unternehmen in Kuba.
Bei einem privaten Rwstaurant in Baracoa wurden die Einkommenssteuern jedes Jahr schrittweise erhöht, auf zuletzt 900 CUC pro Monat als Vorauszahlung.
Ebenso sind 1700 private Rwstaurants nicht zuviel, bei eine besseren gesamtwirtschaftlichen Situation könnte es 10mal soviel sein. Private Werkstätten und private Geschäfte aller Art gibt es ach viel zu wenig...
#41 RE: Gegenreformation auf Kuba
Zitat
Auf den Meetings wurde den Besitzern eine Reihe von Gesetzesbrüchen vorgeworfen. So überschreiten viele private Restaurants die maximale Bestuhlungsgrenze von 50 Sitzplätzen. Andere dehnten die Öffnungszeiten auch nach drei Uhr aus und würden unter Restaurantlizenz als Bar funktionieren. Weitere Vorwürfe waren Verwicklung in Geldwäsche, Drogenhandel, Prostitution, Steuerhinterziehung, Einkäufe auf dem Schwarzmarkt und die Verwendung öffentlicher Parkplätze für ihre Kunden.
„Natürlich haben sie technisch gesehen recht, wir alle dehnen die Regeln, wir haben kaum eine andere Wahl“, erklärte der Besitzer eines bekannten Restaurants gegenüber Reuters unter der Bedingung der Anonymität. „Sie waren bei dem ganzen sehr höflich und sagten nicht, was sie vorhaben aber wir gehen davon aus, dass eine große Inspektionswelle bevorsteht.“
Auch Higueras vom „Atelier“ erwartet stärkere Kontrollen. „Das sind Dinge, die wirklich passieren“, sagte sie in Bezug auf die Vorwürfe der Behörden. „Sie machen nun Inspektionen. Ich weiß, dass es mehr Kontrolle geben wird.“ Auf der anderen Seite erwartet sie keinen Kahlschlag der bestehenden Paladar-Landschaft: „Es ist wie der alte Spruch, dass der angekündigte Krieg keinen Soldaten tötet.“
Quelle: Cubaheute
Habe die Lage mal zusammengefasst und beide Seiten zu Wort kommen lassen. Natürlich gibt es viel staatliche Gängelung durch Kontrolleure (die sich allerdings oft genug schmieren lassen und dann beide Augen zudrücken) und es fehlt der Großmarkt.
Auf der anderen Seite sind die erhobenen Vorwürfe keineswegs aus der Luft gegriffen. Was mancherorts Nachts in Havanna passiert geht wirklich auf keine grüne Kuhhaut. Drogenhandel, Geldwäsche, Prostitution und Steuerhinterziehung sind da kaum zu starke Begriffe für den "Modus vivendi" von so mancher privaten Spelunke, die auf ihre "ganz eigene Rechnung" arbeitet und auch mit minderjährigen Prostituierten kein Problem hat um die feuchten Träume von so manchem Besucher aus Miami erfüllen zu können...
Hinzu kommen rassistische Türsteher (ja, die hat der Staat auch, aber das ist macht es nicht besser) und systematische Unterdeklarierung von Einnahmen.
Natürlich trifft das nicht auf alle zu, aber selbst private Restaurantbesitzer wie die vom Atelier sagen gegenüber Reuters, dass die Vorwürfe nicht haltlos sind. Das man hier mal ausmistet, ist wirklich an der Zeit.
#42 RE: Gegenreformation auf Kuba
Und nun kam auch schon eine Klarstellung von offizieller Seite. Es geht nicht um einen "Krieg" gegen die Paladares sondern um die Einhaltung der Regeln...
Zitat
Gobierno de La Habana: Queremos paladares exitosas pero dentro de la legalidad
La vicepresidenta en funciones del Consejo de la Administración Provincial de La Habana, Isabel Hamze, informó que desde el mes de septiembre el Consejo de Administración Provincial de La Habana decidió suspender de manera temporal la entrega de nuevas licencias para la apertura de restaurantes “paladares” a trabajadores por cuenta propia.
“Esta medida es temporal y estará vigente mientras se realice el proceso de fiscalización de sus servicios que se ejecutan en estos momento. Nosotros reconocemos la importancia que tienen para la ciudad estos negocios y el gobierno quiere que sean exitosos pero dentro del marco de la legalidad”
“Nosotros queremos que los titulares de restaurantes estén atentos de que eso no ocurra en el interior de sus locales porque sabemos que hay traficantes que buscan el lugar potencial donde está el consumidor y estos van a moverse a donde piensan que pueden vender drogas. Tampoco debemos permitir que proxenetas “se anclen” a un restaurantes y la gente diga que van a una instalación como esa porque allí se vendan chicas”, explicó la funcionaria.
La directiva aclaró que la limitación temporal de licencias se “ha prestado” para crear estados de opinión negativo a raíz de la publicación por varios medios de prensa extranjeros de esta medida bajo el precepto de que se desataría una guerra hacia los negocios privados en el país.
Quelle: Cubadebate
Es gibt sogar ein Video, wo die Vizepräsidentin von Havanna Stellung bezieht.
Zwei wichtige Erkenntnisse: Man reagiert auf internationale Berichte, und sogar umfassend indem die zuständigen Funktionäre in einem Video die Policy erklären und gleichzeitig auch die Bedeutung der Paladares für die Wirtschaft betonen. Auch wurde klar gemacht: Man geht nicht hinter die Beschlüsse des VI. Parteitags zurück. Allein schon die Kommunikationspolitik ist eine ganz andere als damals Ende der 1990er.
#43 RE: Gegenreformation auf Kuba
So sind die Arbeiter- und Bauernparadiese. Sie wollen die Ausbeutung abschaffen, eine gerechte Gesellschaft schaffen. Die Realität sieht anders aus. Ohne die Privaten wäre die Lage in Kuba noch problematischer. Aber die Ohnmacht des Staates etwas entscheidendes zu ändern, die Korruption und Vetternwirtschaft werden nicht viel bringen. Durch Stundenlanges Gequatsche und Wichtigtuerei bleibt alles beim Alten, ein paar sehr kleine Fortschritte möglicherweise als Ergebnis. Die Partei hat immer Recht.
In der DDR gab es ja mal einen Versuch zu privatwirtschaftlichen Tätigkeiten.
Die alte agressive Rhetorik kehrt auch wieder zurück!
Zitat
Cuba endurece su discurso contra EE UU y pisa el freno de algunas reformas
El retorno al pasado también se aprecia en el plano más ideológico y se recupera la vieja retórica
http://www.14ymedio.com/internacional/Cu...2093190663.html
Schlimm diese Schikanen - schon werden die Speisekarten eingeschränkt weil strengstens kontrolliert wird das alles offiziell in den staatlichen Läden gekauft wurde!
Und das obwohl es keinen Großhandel gibt!
Man ist gerade dabei den erfolgreichsten privaten Wirtschaftszweig abzuwürgen! Ein Zweig der vielen Kubanern Arbeit gibt und zwar zu viel besseren Bedingungen als die maroden Staatsbetriebe mit ihren Hungerlöhnen.
Zitat
La inquietud se extiende entre los propietarios de paladares
La joya de la corona del emprendimiento en la Isla vive momentos de incertidumbre tras la medidas del Gobierno
http://www.14ymedio.com/nacional/inquiet...2093190670.html
Hier noch eine Meinung der Washington Post. Sie hätten lieber, dass Obama mehr Druck auf die Castros wegen der Menschenrechtsverletzungen ausübt.
Meiner Meinung nach Unsinn. Die Kubaner müssen sich selbst überlegen ob sie sich weiter alles gefallen lassen. Das ist deren Problem und nicht das der USA.
Zitat
Obama to the Castro regime: Do whatever you want
We have never opposed a thaw in relations, only Mr. Obama’s decision — contrary to his earlier promise — to exclude from the process all those Cubans who have been bravely fighting for increased freedom. Now Mr. Obama is giving the regime a green light: No amount of repression can derail his policy. That is a strange and unfortunate message.
https://www.washingtonpost.com/opinions/...m=.48d4366fa9a5
#48 RE: Gegenreformation auf Kuba
Grundsätzlich gilt: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Vor allem auf Kuba. Lasst uns abwarten, was das mehr an Kontrollen nun konkret bedeutet. Bisher haben sie nach 30 Kontrollen 1 Geschäft dicht gemacht, eine niedrige Quote, die nicht auf Kahlschlag deutet. Dass jede(r) 30. Bar/Paladar so viel Dreck am Stecken hat, dass es Anlass zum Entzug der Lizenz gibt, scheint mir realistisch. Das sind 3% aller Paladare / Bars.
Trotzdem will ich noch einmal betonen: Dass man den Paladares Einkäufe auf dem Schwarzmarkt vorwirft, während es noch immer keinen Zugang zum Großmarkt für sie gibt (den Großmarkt gibt es nämlich bereits, nur haben darauf bisher vor allem staatliche Geschäfte und einige Kooperativen Zugang), erscheint mir problematisch. Hier muss sich bald etwas ändern, ansonsten schafft man nämlich noch immer nicht die nötige Rechtssicherheit, die Geschäfte nun einmal brauchen. Man kann nicht Regeln versuchen durchzusetzen, die nicht durchsetzbar sind. Trotzdem: Dass gegen Prostitution, fehlenden Arbeitsschutz und Steuerhinterziehung vorgegangen wird, scheint mir höchste Eisenbahn.
"Wir alle beugen die Regeln, uns bleibt keine Wahl" stimmt nur zum Teil. Einkäufe auf dem Schwarzmarkt, geschenkt. Aber viele dubiose Praktiken haben nichts mit Existenzsicherung zu tun. Nachdem ich ein Jahr in Havanna gelebt habe, kenne ich (natürlich unter vorgehaltener Hand) einige Fälle, wo Paladar-Besitzer nicht nur Prostituierte und Drogenhandel dulden, sondern sogar daran verdienen. Hier besteht sehr wohl eine Wahl, nach welchen ethischen Kriterien man sein Geschäft ausrichtet.
Auch Dinge wie Kurzarbeit ohne Arbeitsvertrag gehören in diese Kategorie. Die Nichte meiner Vermieterin hat sich in einer privaten Bar mit 12-Stunden Schichten fast zu Tode geschuftet (in Kuba gilt der 8 Stunden Tag). Sie hatte weder einen Arbeitsvertrag noch irgendwelche Rechte, als sie nach einem Kreislaufkollaps fristlos rausgeschmissen wurde - ihr letzter Lohn wurde einbehalten. Das ist Wildwest-Kapitalismus, der reguliert gehört. Sowas wäre in Deutschland ein Fall fürs Arbeitsgericht.
Sie fühlte sich vom Staat im Stich gelassen, der ihr nicht beistand - und vom Privatsektor verraten, der ihr eine bessere Zukunft versprochen hat. Beeindruckend fand ich die Worte ihrer Großmutter: "Wir haben in Kuba einen 8-Stunden Tag, lass dich nicht erpressen!" In welchem Entwicklungsland bekommt man so etwas zu hören?
Ich finde es peinlich, dass dieses Thema erst jetzt in den Medien diskutiert wird und erst jetzt etwas dagegen unternommen wird.
Und bevor jetzt wieder "Immerhin bezahlt der Privatsektor anständige Löhne" kommt: Bloß weil man besser bezahlt, entbindet einen das den Arbeitgeber nicht von der Pflicht, sich an internationale Arbeitsrecht-Standards und nationale Gesetze zum Arbeitsschutz zu halten. Ansonsten kann man auch gleich Donald Trumps "way of business" verteidigen á la "Mach was du willst, niemand muss bei mir arbeiten", zurück ins 19. Jahrhundert.
Ich würde sogar sagen, der Privatsektor profitiert von den schlechten Löhnen, die der Staat bezahlt. Dadurch steigert sich die Bereitschaft zur Selbstausbeutung und zur Akzeptanz schlechter Arbeitsbedingungen.
#49 RE: Gegenreformation auf Kuba
Schwarzmarkt in Kuba?
wenn ich zu einem Campesino fahre und dort Lebensmittel kaufe, dann ist das doch kein Schwarzmarkt!
In Kuba gilt der 8 Stunden Tag! Lächerlich! Die cubis im Tourismus sind andere Schichten gewöhnt und wenn sie nicht spuren, dann war es das, nach Hause. Und die Pappnasen als Gewerkschaft bezeichnen, das ist Irre!
Was du schreibst klingt zwar logisch reyney aber die Einstellung der Vergabe von neuen Lizenzen ist ganz großer Mist den irgendwelche Betonköpfe durchgesetzt haben.
Den 8-Stunden Tag gab es übrigens schon vor der Castro Diktatur. Haben die Gewerkschaften durchgesetzt- Kuba hatte mit die stärksten und lebendigsten Gewerkschaften Lateinamerikas
Schade dass die Diktatur das auch zerstört hat.
Ich hoffe sie beschädigt jetzt nicht den privaten Restaurantsektor.
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