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Wie ist Cuba heute? Wieder mal ein kurzer Reisebericht.
Doch nicht alle sind so ignorant. Eine Gruppe von Jugendlichen sieht mich und widmet mir aufopfe-rungsvoll ihre Zuwendung. Sie möchten mir gern eine Karte für den Internetzugang verkaufen, für einen statt regulär zwei CUC. Freundlich wie sie sind, haben sie auch schon die Versiegelung der Karte entfernt, damit ich den Zugangscode problemlos lesen kann. So großzügig aber auch, richtiggehend schade, dass ich gar nicht surfen will.
Wir gehen abends dann in ein chinesisches Restaurant. Hier ist eine Reihe von Schriftzeichen und Symbolen an die Wand gemalt, die an China erinnern, sind die Lampenschirme Lampions, hängt das Bild eines Samurei an der Wand. Sehr kubanisch feinsinnig finde ich es, so an die wiederholte bösartige Okkupation Chinas durch Japan zu erinnern, auch wenn Samurai dabei keine Rolle mehr spielten.
Ich bin sicher, dass die Chinesen sehr erstaunt sein dürften, was es alles an Speisen in ihrem Lande gibt und wie wenig sie sich von kubanischen Gerichten unterscheiden. Den Kubanern gefällt der Abend dennoch oder vielleicht deswegen sehr. Ist doch wahrlich jeder mehr als gesättigt bei dem Umfang der Speisen, die auf den Tisch kommen. Dass von jedem Gericht ein Teller in die Mitte des Tisches sollte, damit jeder von allem naschen kann, hat das Verständnis der Kellner überfordert und hätten wir sie nicht irgendwann gebremst, hätte jeder von jedem Gericht einen vollen Teller bekommen.
Der folgende Tag ist dem Familienklatsch gewidmet, mir werden stolz der Fortschritt im Bau des Hauses vorgeführt und betrübt die Arbeitsmoral der Kubaner und die Arbeitsbedingungen hierzulande geschildert. Der Architekt geht nach der Methode vor, komme ich heute nicht, komme morgen schon gar nicht sondern vielleicht übermorgen. Das Holz für die Schalung ist noch mindestens 3 Wochen schwer beschäftigt, so dass die Decke der neu gebauten Zimmer in der ersten Etage noch nicht gegossen werden kann. Das nervt den Bruder von novia (Ich weiß wirklich nicht, wie ich sie nennen soll. Novia stimmt nicht mehr, Ex- ist auch nicht ganz richtig. Unsere Beziehung ist gerade verworren.) enorm. Ist er doch genau deswegen 5 Wochen aus der Schweiz hierher gekommen, um am Ort den Baufortschritt zu fördern. Erreicht hat er weit weniger als er sich gewünscht hatte und sogar weniger als er befürchtete. Anscheinend hat er in den Jahren in der Schweiz schon verdrängt, was in Cuba alles so (nicht) läuft.
Klar dass ich mich für die Einladung revanchieren möchte und so lade ich die Familie auch zum Essen ein, immerhin ist heute mein Geburtstag. Ein gutes aber echt kubanisches Restaurant soll es sein und so sitzen wir unter einem riesigen Blechdach an erstaunlich schön dekorierten Tischen, das Menü kostet pro Person 8 CUC und der Koch macht seine Sache gut. OK, das Rind ist fest wenn auch nicht so hart wie gewöhnlich. Das Schweinefleisch ist erstaunlich gut gewürzt, und die Menge der kubatypischen Gemüsevarianten schmeckt gut, der Eintopf mit schwarzen Bohnen ist lecker. Die Cocktails komplett mit der Hand frisch zubereitet, schmecken besser als in den meisten Bars der Touristengegenden. Novias Töchterchen kann sich vor den zahlreichen Aquarien aufhalten und in der Hüpfeburg toben. Musik zum Tanzen gibt es auch und so vergeht der Abend ganz angenehm.
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Was auffällt ist, dass jetzt mehr und anders über Politik diskutiert wird, heute Abend wie auch zu anderen Gelegenheiten. Welche Änderungen die Annäherung an die USA bringen könnte, ist allgemeines Thema. Es gibt eine ganze Menge Diskutanten mit der typisch kubanischen Hoffnung, die Staaten würden jetzt zum Sponsor von Cuba wie die Sowjetunion es früher war, es würde alles so weiter gehen wie bisher nur mit deutlich mehr geschenktem Geld. Andere hoffen auf die Exilcubaner, die mit Geld kommen würden, um alles zum Guten wenden. Der in der Schweiz lebende Bruder novias bringt die möglichen Probleme in die Diskussion, die Millionen von Exilkubanern, die ihr früheres Eigentum wieder haben wollen, die mit einer Öffnung zum Kapitalismus zwangsläufig verstärkte Kriminalität und das Arbeitsausmaß, das zur Norm werden könnte, wenn wirklich in Zukunft Leistung gefragt sein sollte.
Wenn ich das sage, denken alle, dass der Ausländer ja keine Ahnung von Kuba hat. Aber wenn das ein in der Welt erfahrenerer Kubaner sagt, kommen doch einige ins Grübeln. Tatsächlich finde ich die Frage des Alteigentums in Kuba sehr spannend. Eine Rückübertragung zu vermeiden dürfte zukünftig schwierig sein. Sie umzusetzen aber noch viel schwieriger. Das hieße, dass von den 11 Millionen Kubanern geschätzte 50 – 75 % Häuser und Wohnungen für ihr Eigentum halten oder mindestens dauerhaft nutzen, auf die Exilkubaner Ansprüche erheben. Eine Situation weitaus schwieriger als sie Anfang der 90er Jahre in der Ex-DDR war.
#29 RE: Wie ist Cuba heute? Wieder mal ein kurzer Reisebericht.
Zitat von Sisyphos im Beitrag #28
Tatsächlich finde ich die Frage des Alteigentums in Kuba sehr spannend. Eine Rückübertragung zu vermeiden dürfte zukünftig schwierig sein. Sie umzusetzen aber noch viel schwieriger.
Darf ich mal eine Prognose wagen? Das Prinzip "Rückgabe vor Entschädigung" wie in der DDR wird bei Wohneigentum nicht gelten. Die Neubewohner dürften ihr Wohneigentum, sofern redlich erworben, wohl behalten. Das scheint mir die überwiegende Meinung politischer Beobachter nördlich der Insel zu sein. Entsprechendes ist wohl auch Grundlage der Verhandlungen USA-Kuba.
Zitat von ElHombreBlanco im Beitrag #29Zitat von Sisyphos im Beitrag #28
Tatsächlich finde ich die Frage des Alteigentums in Kuba sehr spannend. Eine Rückübertragung zu vermeiden dürfte zukünftig schwierig sein. Sie umzusetzen aber noch viel schwieriger.
Darf ich mal eine Prognose wagen? Das Prinzip "Rückgabe vor Entschädigung" wie in der DDR wird bei Wohneigentum nicht gelten. Die Neubewohner dürften ihr Wohneigentum, sofern redlich erworben, wohl behalten. Das scheint mir die überwiegende Meinung politischer Beobachter nördlich der Insel zu sein. Entsprechendes ist wohl auch Grundlage der Verhandlungen USA-Kuba.
eine sehr schwierige jusristische Frage.
Nicht von ungefähr viele "MULAS" bzw.Auftragnehmer aus USA (Miami) viel Geld bezahlen für Kopien / Fotokopien des Zivilregisters / Grundbuces über die Besitze, Häuser, Wohnungen, etc. der ehemaligen Vorbesitzer und Familienangehöriger. So eindeutig klar ist die Rechtslage nicht. abwarten wie die Sache sich entwickelt... media habana vieja debería ser desalojada según se expresan desde Miami!
#31 RE: Wie ist Cuba heute? Wieder mal ein kurzer Reisebericht.
Zitat von el-che im Beitrag #30
media habana vieja debería ser desalojada según se expresan desde Miam
Auch in anderen Städten dürfte es abseits der Plattenbau-Wohnklos, die nach der Revolution entstanden sind, ähnlich sein. Soweit ich weiß, ich weiß aber nicht alles , wollen nur ein paar Hardcore-Exilanten eine vollständige Restaurierung alter (Wohn-)Besitzverhältnisse von vor 59. Es wird wohl auf eine Entschädigungszahlung für die Alteigentümer hinauslaufen. Ist nur unklar, wer die bezahlt: Kuba wegen der Enteignungen oder USA wegen der Embargo-Schäden.
Aber sicher ist bekanntlich nur die Rente.
Zitat
De donde eres?
De Alemania.
Quieres companía?
Soy alemán!
Cómo?
Mira, nosotros los alemanes tenemos siempre mal humor, todos somos rudos y tacaños.
Aja, puedo sentarme?
Si quieres todavía.
Me regalas una Cola?
Hmmm, soy alemán.
Qué?
Claro que no te regalo nada, soy alemán y todos los alemanes son tacaños!
ARRGGGGHHHH - CHAO!
Eigentlich,der Ruf der deutschen in Kuba ist anders..ihr gilt als Malos ,sehr super malos
Um mit (Ex-)Novia wieder mal ein paar Tage in Ruhe zu reden, fahren ich auf den Cayo Maria in das Hotel Buenavista. Das habe ich mir gestern selber zum Geburtstag geschenkt. Beim letzten Mal in Kuba hatte ich aus Abneigung gegen den Weg hierher einen Aufenthalt im Melia-Hotel Princesa del Mar Varadero gewählt und war schwer enttäuscht gewesen. Zwar vom formalen Anspruch und Preis her vergleichbar, ist die Umsetzung dieses Versprechens auf besonderen Luxus dort gründlich gescheitert. Die Zimmer sind wahrlich nicht vergleichbar mit dem Schwesterhotel auf dem Cayo, die Möbel zeigen dramatische Alterserscheinungen. Uns fiel jeden Tag die Schranktür entgegen und die Tür des Kühlschrankes war so verklemmt, dass gar nicht ins Gewicht fiel, dass er nicht wieder gefüllt wurde, wenn wir etwas entnahmen. Dass die Restaurants bestenfalls durchschnittlich sind, passte zur gesamten Umsetzung des Konzeptes. Da lobe ich mir wirklich das Buenavista. Da bekommt man den Service, der versprochen wird.
Unterwegs auf der Fahrt dorthin ist Zeit zum Reden. In den letzten Monaten hatten wir zwar per Mail Kontakt, aber Novia schrieb selten und wenig. Jetzt erklärt sie mir dies. Es gab Probleme mit der Bürokratie. Die Verwaltung der Tanzgruppen füllte einige Formulare nicht so aus, wie der neue ökonomisch gebildete Chef des Hotels wollte. Dieser gab daher die Checks für die Arbeit der Tänzer nicht frei. Bis alles geklärt war, vergingen Wochen. Dann waren die Checks verfallen und Novia musste nach La Habana, die alten Checks vorlegen, die Situation (er-)klären und sich neue ausstellen lassen. Alles in allem verging so fast ein Vierteljahr, bis die Einnahmen wieder flossen und in der Zwischenzeit war das Geld ziemlich knapp geworden. Damit die Tänzer sich ernähren konnten, zahlte Novia erst einmal aus der eigenen Tasche und schließlich hatte sie kein Geld mehr, um ihr Telefon aufzuladen. Davon hatte sie mir nichts geschrieben, um nicht den Eindruck zu erwecken, sie wolle mich um Geld bitten. So gut kenne ich sie aber, dass ich ihren seltsamen Mails entnahm, dass irgendetwas nicht stimmte. Ergo verschlechterte die Stimmung zwischen uns sich erneut deutlich, denn sie bestand darauf, dass ich mich irren würde, es sei alles in Ordnung. Auf solche Negation meiner Wahrnehmungen reagiere ich allerdings ziemlich ungehalten, das kann ich wahrlich nicht leiden. Nun gut, wir haben erst einmal ein paar Tage, um uns in Ruhe zu unterhalten.
Zum Thema der Bürokratie schildert sie noch ein wenig von ihrem Alltag. Ich hatte ja angenommen, dass Deutschland viel davon zu bieten habe. Aber die Kubaner sind wirklich in vielerlei Hinsicht nicht zu schlagen, so auch in der Bürokratie.
Novia tritt mit ihren Tanzgruppen in Hotels auf. Dazu gibt es Verträge zwischen der Vermarktungsfirma für Kultur „Artes Escénicas“, die als offizieller Vertreter fungiert, der Tanzgruppe und den Hotels. Zum Monatsende stellt das Hotel einen Check über die vereinbarte Summe aus. Dafür sind 3 Anhänge notwendig.
1. eine Auflistung der Tanzveranstaltung pro Tag mit teilnehmenden Tänzern, Name, Nummer der Identität, prozentualer Verteilung des Geldes auf die Tänzer und jeweils zu beziehendem Geld.
2. eine Auflistung des Hotels mit Bankverbindung, der vertretenden Kulturgesellschaft mit Bankver-bindung, der abzurechnenden Auftritte, des Anteiles der Gesellschaft und der Steuern an dem Geld und
2. eine Faktura mit Nummer des Checks, Ausstellungsgrund, Zahlungsverpflichtetem und Begünstigtem.
Alle 3 Bescheinigungen müssen von dem Gruppendirektor unterschrieben werden, von dem Chef der Animation des Hotels und von dem Vertreter der Gesellschaft. Da dieser in Sancti Spiritus sitzt, fährt Novia erst einmal zum Monatsende dorthin, um sich die Unterschrift zu holen. Wenn dann der Vertreter der Gesellschaft, der Gruppendirektor und der künstlerische Verantwortliche des Hotels alle 3 Dokumente abgezeichnet und gesiegelt haben, stellt der Finanzleiter des Hotels einen Scheck aus. Diesen erhält der Direktor der Gruppe aber tatsächlich nur, wenn alle 3 notwendigen Dokumente mit allen Unterschriften und Stempeln vorliegen. Den Scheck mit den Dokumenten bringt er dann die Papiere nach Sancti Spiritus. Von dort aus bringt ein Mitarbeiter der künstlerischen Gesellschaft dies alles nach La Habana. Dabei ist es wichtig, dass nur ein Einziger in der Gesellschaft dafür berechtigt ist, um alles besser kontrollieren zu können. Wenn dieser Urlaub hat oder krank ist, ruht die ganze Angelegenheit erst einmal bis zu seiner Rückkehr. Wenn er aber da ist, bringt er die Papiere in die Hauptstadt und kehrt mit dem Geld in bar zurück. Novia fährt nun zum dritten Mal nach Sancti Spiritus, immerhin ca. 80 km, um das Geld abzuholen, nach Trinidad zu bringen und auf die Künstler zu verteilen. Dafür muss sie eine Bescheinigung abgeben, dass sie berechtigt ist, das Geld zu erhalten und es angemessen auf alle Künstler verteilen wird. Wie unkompliziert ist doch die Gehaltszahlung in Deutschland.
#36 RE: Wie ist Cuba heute? Wieder mal ein kurzer Reisebericht.
Das Hotel Buenavista ist wie ich es in Erinnerung habe und wie es mir gefällt. OK, mehr als 3 Tage in einem solchen Hotel, in dem man nichts tun kann als zwischen Zimmer, Strand, Schwimmbecken, Bar und Restaurants zu pendeln, wäre sicher langweilig. Aber so lange halte ich es gut aus, zumal die Gesellschaft durchaus angenehm ist.
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Natürlich vermeide ich diesmal die Konfrontation mit den Jejenes und ziehe es vor, bei geschlossenem Fenster und Klimaanlage zu schlafen. Das rächt sich auf andere Weise. Zwar werde ich nicht wieder durch die kleinen Mistviecher bis aufs Blut gepiesackt, doch bekomme ich gleich nach der ersten Nacht einen Schnupfen. Schlafen mit verstopfter Nase ist wohl jedem recht gut bekannt. Draußen, in der feuchtwarmen Luft und gar am Strand ist meine Nase frei. Aber sobald ich klimatisierte Räume betrete verschließt sie sich komplett, am ausgeprägtesten zeigt sich dies in unserem Zimmer. So sind die Nächte und mein Schlaf schrecklich beeinträchtigt. Da ziehe ich mir wirklich einen Knochenbruch vor.
Dass wir nach 3 Tagen wieder abreisen wollen, passt gut. Novia hat erneut Arbeitsprobleme, die ihre Anwesenheit in Trinidad erfordern. Eine ihrer Gruppen hatte komplett ein Haus im Ort gemietet, weil alle zusammen wohnen wollen. Leider haben sie den Vertrag nur mündlich mit dem alten Mann ab-geschlossen, der das große alte Haus zuvor allein bewohnte und nun gemeinsam mit den Tänzern dort lebt. Seine Schwester hat die alte Hütte und ihren hilfsbedürftigen Bruder bislang ignoriert. Dass dieser aber nun finanziellen Gewinn aus dem gemeinsamen Eigentum ziehen solle, geht ihr absolut zu weit. Also rief sie die Polizei und die Tanzgruppe verbrachte erst einmal eine Nacht im Gefängnis wegen unbefugter Nutzung eines Hauses und nach kubanisch typisch geruhsamer Klärung der Angelegenheit müssen sich alle eine neue Unterkunft suchen. Wie heißt es doch, es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es der bösen Schwester nicht gefällt? Nun haben die Tänzer ein großes Problem und brauchen eine neue Unterkunft, der alte Mann ist wieder allein, hat weder jemanden, der ihn unterstützt, noch Geld in der Hand. Seine Schwester hat auch nichts außer der Genugtuung, ihrem Bruder geschadet zu haben. Freunde sind Gottes Kompensation für die Familie. Dieser Spruch ist wahrlich zutreffend, nicht nur in Deutschland.
Aus aktuellem Anlass: "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Jeder ist überzeugt, er habe genug davon."
La mulata es la mejor creación de los españoles!
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Ich fahre also allein weiter nach Camagüey. Diesen Ort mag ich immer mehr. Man kann gut wohnen, gut essen, angenehm ausgehen, er ist nicht so überschaubar und der häufiger anwesende Tourist nicht so kontrolliert wie in Trinidad. Wenn es noch einen Strand in der Nähe gäbe … aber nichts ist vollkommen.
Leider verbringe ich einen Tag dort komplett im Bett. Bei fast jedem Aufenthalt in Kuba passiert mir dies, es trifft mich eine Infektion. Ich habe Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und fühle mich nicht wohl. Zum Glück dauert das Ganze genau einen Tag, am nächsten bin ich noch etwas schwach und am übernächsten ist alles wieder wie zuvor.
Weiter geht es später in Richtung Osten. Natürlich mache ich Halt in Guáimaro, gibt es dort doch eine Sehenswürdigkeit, zumindest für mich. Aber was muss ich sehen, die chica befindet sich ganz offen-sichtlich in einer Phase des Figurwechsels. 5. oder 6. Monat schätze ich. Auf die Frage, wer denn der zukünftig glücke Vater wäre, kommt das Mädel arg ins Schleudern. Ein Kubaner, das sei sicher. Aber welcher? Das geht mich ja auch nicht wirklich etwas an, also bleibt mir nur, ihr alles Gute zu wünschen und einen Vater, der etwas mehr Verantwortungsbewusstsein hat als der gemeine cubano. Wenn sie aber nicht mal sicher ist, wer denn der Vater ist, wird dieser kaum sicherer sein, dass er es auch sein möchte.
Las Tunas ist mein nächstes Ziel, wo ich eine andere Chatbekanntschaft treffen möchte. Auch sie eine intelligente studierte Frau, deren Aufgabe unter anderem die metrología im Krankenhaus ist. Ich habe einige Zeit gebraucht, um das zu verstehen. Mittlerweile weiß ich, dass meteorología eine ganz andere Sache ist, die in einem Hospital tatsächlich von geringerem Nutzen ist, metrología hingegen sehr wohl notwendig. Meine Bekannte hat sich stets als atypische cubana geschildert, die abends kaum ausgeht, Plätze mit vielen Menschen meidet, ihre Zeit mit lernen und lesen verbringt, keinen Alkohol trinkt, nicht raucht und von Männerbekanntschaften nicht viel hält. Daher ist sie mit 30 Jahre auch schon länger ohne Partner und natürlich ohne Kind. Dafür wolle sie einen dauerhaften Partner und cubanos …. (no sirven). Sie ist nett und wir verstehen uns gut.
#38 RE: Wie ist Cuba heute? Wieder mal ein kurzer Reisebericht.
#39 RE: Wie ist Cuba heute? Wieder mal ein kurzer Reisebericht.
Zitat von Sisyphos im Beitrag #33Zitat von ull im Beitrag #32
Eigentlich,der Ruf der deutschen in Kuba ist anders..ihr gilt als Malos ,sehr super malos
Was meinst Du? Von malo in welchem Sinne sprichst Du denn?
Welche denn
Keine Haare im Kopf, und Baseballschläger in der Hand und auf der Jagt nicht Eingeborener , sowie jetz in Ostdeutschland.
Aber keine Sorge, wenn due keine blauen oder grünen Augen und nicht blond bist , giltst du nicht in Kuba als deutscher...
Que mala suerte!
Ich habe blaue Augen, keine Haare auf dem Kopf und mein Akzent ist typisch deutsch. Den Baseballschläger verstecke ich aber ständig in der Tasche, um nicht ganz so negativ aufzufallen.
#41 RE: Wie ist Cuba heute? Wieder mal ein kurzer Reisebericht.
Für eine Weile fahren wir dann nach Gibara. Es gibt ein Forumsmitglied, das mir das Hotel Ordoño dort sehr empfohlen hat. Durchaus zu Recht, wie sich heraus stellt. Das Hotel ist wunderbar rekonstruiert. Alles sehr liebevoll und überaus gut gemacht, alles sehr gepflegt. Obwohl es nicht wie brandneu wirkt sind doch keine Abnutzungsspuren zu sehen, alles ist sauber und sehr ansprechend. Schon das Standardzimmer ist sehr groß mit einem überaus erfreulichen Bad. Am Hotel und am Service gibt es nichts auszusetzen, am Frühstück hingegen schon. Das ist bestenfalls durchschnittlich. Daher werden wir auch nicht im Hotel zu Abend essen.
Was mein Freund nicht verraten hat ist, dass Gibara ein überaus ruhiger Ort ist. So eine Ruhe habe ich in einer Stadt in Cuba noch nicht erlebt, nur auf dem Dorf. Als ich wie gewohnt die Scheibenwischer abmachen will, damit sie nicht wieder einmal gestohlen werden, beruhigt mich das Hotelpersonal. Hier würden keine Scheibenwischer entwendet, hier würde überhaupt nicht gestohlen. Tatsächlich sehe ich auch keine der sonst in Kuba so charakteristischen Kunstschmiedearbeiten, die jedes Wohnhaus in ein gefängnisähnlich vergittertes Objekt verwandeln. Das Zentrum ist schön renoviert, die Häuser gepflegt und ansprechend. Es gibt einige Geschäfte, ein paar Restaurants, einen Malecon, der nur diesen Namen und die Nähe zum Meer, sonst aber nichts mit seinem Pendant in Havanna gemein hat. Weder tagsüber noch des Nachts sind dort Menschen zu sehen.
Im Hotel sagt man uns, dass die Bademöglichkeiten des Ortes eher zu meiden seien. Die Bucht sei kontaminiert mit Bakterien, die nicht mal vor Kubanern Halt machen würden, vor Ausländern mit Sicherheit nicht. Wir sollten besser nach Caletones fahren, dort sei der Strand auch viel schöner. Also fahren wir dorthin. Der Name des Ortes ist leicht erklärlich, ich habe noch nie Uvas Caletas in solcher Ausdehnung und Größe gesehen wie auf dem Weg dorthin. Über die gesamten 16 Kilometer hinweg nur diese Pflanzen, die die Straße auf beiden Seiten säumen und sich weit in die Ebene hinein erstrecken. Die Straße selber verdient diesen Namen wieder einmal nicht. Es handelt sich um einen Feldweg aus festgefahrenem Staub, garniert mit einer Unzahl von zum Teil gefährlich tiefen Löchern. Ein LKW hätte sicherlich keine Probleme, wir aber mit dem Kleinwagen kurven im Zickzack die Straße entlang.
Caletones erweist sich dann als Urlaubsort, es gibt ein großes Ferienheim für Mitarbeiter von EGREEM. Aber wieso denn nur? Es gibt 3 playas, die größte mit einer Länge von knapp 100 Metern und 8 Sonnenschirmen. Die beide anderen haben 2 bzw. 3 Schirme und sind wirklich winzig. Reizvoll sind die beiden posas die wir sehen. Eine, die kleinere, mit warmem Meerwasser ist leider so voller Menschen, dass wir uns dazwischen drängen müssten, was wir lieber vermeiden. Ein vollbesetzter Whirlpool erweckt einen ähnlichen Eindruck. Das größere Wasserloch, ca. 100 Meter von der Küste entfernt, ist noch schöner. Es ist so groß wie ein Schwimmbecken, zum Teil auch so tief, dass man schwimmen muss. Es ist gefüllt mit ganz klarem Brackwasser, das deutlich kälter ist als das Meer. Leider sind nicht nur einige Kubaner darin, die uns nicht stören würden. Nicht einmal dass sie zum Aufwärmen alle engen Kontakt zu Rumflaschen halten, würde mich abschrecken. Aber die 4 oder 5 herumschwimmenden und eindeutig benutzten Menstruationsvorlagen, die ansonsten keinen interessieren, stören mich doch etwas. Offensichtlich bin ich für Kuba zu mäklig.
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Auf der Straße spricht uns eine Frau Mitte 40 bis Mitte 50 angesprochen und ihren privaten und inoffiziellen Paladar angepriesen. Ein Garten hinter dem Haus mit einem Pavillon aus Bananenblättern und 3 Tischen erwartet uns, idyllisch und gemütlich wirkend. Dort gehen wir hin und essen am ersten Abend sehr gut. Fisch und Hühnchen sind sehr gut gewürzt und der Salat hervorragend zubereitet. Die Wirtin hüpft vor Freude, Kunden zu haben, durch die Gegend wie ein aufgescheuchtes Huhn. Der Ehemann dagegen ist von einer stoischen Ruhe und lässt sich auch durch die ständigen Rufe und Kommandos seiner Angetrauten nicht dazu bewegen, etwas schneller zu machen. Die Dame des Hauses stellt eine eigene Würzsoße her, die tatsächlich ziemlich pikant ist. Es schmeckt wirklich alles sehr gut.
Also essen wir am zweiten Abend noch einmal dort, panierte Camarones sind überaus schmackhaft, fritierter Tintenfisch mit Gemüsepaprika ebenfalls. Der Preis ist mit insgesamt jeweils unter 15 Euro einschließlich von Getränken sehr akzeptabel. Doch irgendetwas von diesen Gerichten ist wohl doch kontaminiert gewesen und so mache ich unangenehme Bekanntschaft mit einem kubanischen Bakterium, dass sich mit mir wesentlich wohler fühlt als ich mich mit ihm. Daher halte ich für die nächsten 2 Tage lieber engeren Kontakt zu einer Toilette und hüte ansonsten das Bett.
Die Chica liest, sieht Telenovelas, blickt an die Zimmerdecke und langweilt sich nicht. Mir ginge es an ihrer Stelle deutlich schlechter. Ich bewundere wirklich die Kubaner, die ihre Zeit problemlos mit Nichtstun verbringen und dabei gar kein Problem haben, Langeweile nicht zu kennen scheinen.
Das Hotel kann man bei Google Maps/Earth ganz gut besichtigen.
Du hast Recht: Es sieht wirklich ganz ansprechend aus, was man tatsächlich nicht von den Bademöglichkeiten dort sagen kann.
Auch der "Strand" bzw. die Küste bei Caletones würde mich nicht zum Baden einladen.
Schließlich wage ich es, das Hotel zu verlassen und wir fahren wieder Richtung Westen. Der Empfehlung zum Trotz nehme ich nicht dem Weg über die carretera central sondern an der Küste entlang. Die Straßen sind der Warnung entsprechend eine wilde Aneinanderreihung von Löchern und freie Interpretationen einer Gebirgslandschaft. Entsprechend langsam kommen wir voran. Dennoch habe ich so viel mehr Spaß und wir sehen auch mehr.
Unser Weg führt uns bis nach Playa Santa Lucia. Nach dem Ruf dieser Gegend bei dem Cubanern hatte ich anderes erwartet. OK, die Strände sind gar nicht übel. Nicht überwiegend Gestein, das nicht zu Unrecht den Namen dientes de perros trägt, wie in Gibara, sondern wirklicher feiner und sehr angenehmer Sand. Aber von diesem ist kaum etwas zu sehen, denn jeder Quadratzentimeter ist belegt. Auch das Meer ist voll von Menschen. Es ist nicht zu übersehen, dass gerade Ferienzeit ist und auch Cubaner gern am Meer Urlaub machen. Die drei Hotels dieses Ortes sind mit 3 Sternen ausgeschildert, was das in Kuba bedeutet, möchte ich nicht ausprobieren.
Wir fahren weiter nach La Boca. Dort ist es bei weitem ruhiger und schöner, alles nicht so voller leerer Getränkedosen und sonstigem Müll, besser gepflegt. Es gibt sogar 2 casa particulares hier, die hübschere ist belegt, die andere beherbergt uns für eine Nacht. Mehr Zeit hier im Ort zu verbringen ist nicht erstrebenswert und die casa auch nicht. Wieso die Cubaner beispielsweise durchgehend eine Klobrille für absolut unnötigen Kram halten, wird sich mir wohl nie erschließen. Das Bett besteht anscheinend aus einer dünnen Roßhaarmatratze auf Holzbohlen. Ich erinnere mich in der Nacht an meine Studentenzeit, als ich auf einer solchen Pritsche schlief. Mit der Zeit gewöhnt man sich auch daran, das weiß ich von damals noch. Heute aber möchte ich mich gar nicht an so etwas gewöhnen. Das Frühstück ist von ähnlicher Rustikalität. Wenn ich länger bleiben wollte, würde ich wahrscheinlich doch eher in ein Hotel gehen, ganz gleich wie viele Sterne es hat.
Auf dem Weg zurück möchte meine Begleitung dann auch mal fahren, sie will es lernen. Nun gut, andere Autos sind hier sowieso nicht zu erwarten, die „Straße“ ist breit festgefahrende Landschaft und Probleme sind wohl sehr unwahrscheinlich. Also tauschen wir die Plätze. Anfahren und Bremsen, auch Schalten gelingt meiner neuen Fahrerin sehr rasch sehr gut. Sie ist ganz stolz und meint schließlich, dass Autofahren viel leichter sei, als sie es sich vorgestellt hätte. Dabei wird mir unbehaglich. Dass sich Kubaner gnadenlos überschätzen, ist ja nichts Seltenes. Also schlage ich vor, doch einmal das Wenden zu probieren. Nachdem die chica den Wagen zweimal auf der wirklich breiten und vollkommen leeren Straße um 180% gedreht hat, ist eine halbe Stunde vergangen, sie selber trotz Klimaanlage vollkommen verschwitzt und gewillt, mich wieder an das Lenkrad zu lassen. Es sei wohl doch nicht alles leicht beim Autofahren, ist ihre Feststellung.
In Las Tunas gehen wir dann am Abend noch mal aus. Es ist Freitag und viele Leute sind auf der Straße. Wir setzen uns in eine bar und lassen das Leben auf der Straße an uns vorüberziehen. Wieder einmal bedauere ich, dass ich optisch so offensichtlich Ausländer bin. Das provoziert unweigerlich die Frage, woher ich denn komme. Auch heute Abend habe ich wieder einmal das Glück, dass der Fragesteller auch aus einem deutschsprachigen Land kommt. Weder ich noch die Chica haben Freude daran, der Selbstbeweihräucherung zuzuhören, die gnadenlos auf uns einströmt. Immerhin war mein „neuer Freund“ schon fünfmal in Kuba, kennt sich absolut und total aus, hat bereits die dritte novia hier, und ist überhaupt und in allem der Größte. Im Gegensatz zu den Einheimischen, von denen er nicht viel hält, weder von den männlichen noch von den weiblichen (vom Sex wahrscheinlich abgesehen). Dabei versteht meine Begleitung noch nicht einmal etwas von dem ganzen Wortschwall. Hat die chica ein Glück. Wir flüchten nach dem Austrinken, um das öffentliche WiFi zu nutzen.
Wieder einmal ist der Platz voll von Kubanern, die auf Handy, Tablett und Laptop starren. Ich möchte das gar nicht machen, nur meine Mails abrufen. Aber Etecsa ist eben eine kubanische Firma, was nicht immer gut ist. Ich kann mich problemlos einloggen und die Mails abrufen, kann auch im Forum eine PN lesen. Aber die Seite 1.1.1.1 zum Ausloggen öffnet sich nicht. Also läuft die Stunde unweigerlich ab. Das ist zwar nicht teuer für mich, aber dennoch ist es eine Schweinerei. Der normale Kubaner ist bestimmt nicht glücklich, wenn er die gesamte Investition auf einmal abnutzen muss.
Danach gehen wir noch in die Disco des Ortes. OK, das kann man machen, muss man aber nicht. Es ist mäßig voll, wenige Touristen erfreulicherweise und eher wenige jineteras, die chicas durch die Bank weg bei weitem nicht so attraktiv wie in Havanna. Ob wirklich alle hübschen Mädchen zum Geldverdienen in die Hauptstadt abwandern? Hier scheint es mir so.
Schließlich ist die Zeit der Trennung gekommen. Die Cubana meint, dass es ja schöne Tage gewesen wären. Aber sie würde in wenigen Wochen auf Mission nach Venezuela gehen und was danach sei, immerhin sind wohl 2 Jahre geplant, wisse sie nicht und wolle sie auch nicht planen. Also wünsche sie mir noch eine angenehme Reise. Wir könnten uns ja weiter schreiben und vielleicht nach der Mission wieder treffen, wenn ich dann noch wolle. Tatsächlich eine atypische cubana, ihre Selbstbeschreibung stimmt allem Anschein nach wirklich.
Ich fahre wieder weiter Richtung Westen und halte noch einmal für eine ganz süße Kleine an. Vielleicht zwei Jahre alt ist die Prinzessin und von einer ganz süßen Mischung aus schüchtern, neugierig und draufgängerisch. Die Mutter ist bei weitem nicht so reizvoll aber mindestens ebenso gesprächig und so habe ich für einige Kilometer nette Unterhaltung. Stolz wird mir ein spanischer Pass präsentiert. Die Urgroßmutter der kleinen Prinzessin reiste damals aus Spanien ein, um hier zu heiraten. Nun hat Spanien die gesamte Familie als spanische Bürger anerkannt und sie mit einem Pass versehen.
Das wäre eigentlich die ideale Freundin für einen Liebeskasper. Sie kann mit dem kubanischen Pass ausreisen und mit dem spanischen in Deutschland einreisen und bleiben, solange sie möchte oder der Verehrer sie erträgt. Der ganze Ärger mit der deutschen Botschaft ist hinfällig, wenn man sich eine solche „Spanierin“ anlacht. Sie möchte auch gern reisen, hat nur niemanden, der sie einlädt. Ausgehen sei nicht ihre Sache, in die Disco gehe sie gar nicht. Alkohol mag sie nicht, Rauchen auch nicht, einen Mann hat sie seit kurz nach der Entbindung nicht mehr und auch zwischenzeitlich nicht mehr gehabt. Da würde ihre Mutter zudem viel zu gut auf sie aufpassen, die habe sie auch ganz anständig erzogen. Köchin ist sie und verdient knapp 10 CUC monatlich. Ich frage mich immer, wie Kubaner von einem solchen Gehalt leben und denke mir, dass sie ziemlich lange sparen muss, um sich eine Reise leisten zu können, wenn sie nicht doch zufällig jemanden findet, der sie einlädt.
Tatsächlich hat das Mädel eine ziemlich spanische Anmutung. Schönes glattes langes Haar und auch sonst viele Haare, wie sie sehr oft die Abkömmlinge der Spanier in Kuba aufweisen. Vielleicht Mitte 20 hat die chica einen rechten Damenbart und auch die Arme sind üppig dunkel behaart. Die Beine auch und mich fasziniert wieder einmal die eigentlich schon längst verblichene Mode, sich die Beine bis zur Mitte des Oberschenkels zu rasieren. Wenn man so viele und so dunkle Haare hat wie diese Chica und die Shorts 10 cm weiter oben enden, ergibt sich ein interessantes Streifenmotiv. Nicht spanisch sondern typisch kubanisch ist allerdings die Figur der chica. Ca. 155 cm, schlank und geradezu zierlich ist sie. Dennoch trägt sie einen derart prominenten Bauch vor sich her, wie ihn sich ein stark übergewichtiger Deutscher mit vielen Bratkartoffeln und Bieren mühsam erarbeitet. Frauen mit derartiger Betonung des Bauchfettes und trotz schlanker Figur dermaßen auffällig hervorragenden Bäuchen sieht man in anderen Teilen der Welt kaum, hier aber regelmäßig.
Als ich sie dann nach einem kleinen Umweg in ihrem Dorf abliefere, ist ihre Mutter erst besorgt, was Töchterlein in dem Auto eines Yumas macht, dann aber sehr freundlich und dankbar, dass ich ihren Nachwuchs nicht missbraucht oder sonst in irgendeiner Form geschädigt habe, was man von Ausländern ja immer erwarten müsse. Beschenkt mit einem großen Beutel gefüllt mit Avocado, Ananas, Mango und Mamey, die Frucht kenne ich noch gar nicht, trete ich dann die Weiterreise an.
nico_030
(
gelöscht
)
#47 RE: Wie ist Cuba heute? Wieder mal ein kurzer Reisebericht.
Diese führt mich nach Trinidad. Auch wenn die Beziehung zu Novia unverändert erheblich gestört ist, in dieser kleinen, idyllischen und gemütlichen Stadt fühle ich mich weiterhin sehr wohl. Ich laufe durch die Gassen, schwatze mit Bekannten, liefere ein Paket ab, besuche Novia und ihre Familie in der Wohnung. Noch weit glücklicher als der Rest der Familie empfängt mich der Chow Chow. Ein halbes Jahr haben wir uns nicht gesehen und die Hündin begrüßt mich voller hemmungsloser Begeisterung. Sie erinnert sich sehr wohl an unsere Spaziergänge und drängt zu einem solchen. Wir gehen ein wenig gemeinsam auf die Straße und als ich etwas aus dem Auto nehme, sitzt sie schneller im Kofferraum als ich blicken kann, offensichtlich einen Trip an die die playa erwartend. OK, dazu bin ich leicht zu überreden, bugsiere noch novias Töchterchen ins Auto und wir verbringen einen schönen Tag am Strand. Abends fällt mir auf, dass ein neuer Hof eröffnet ist, der zum Tanzen einlädt. Im mir bereits bekannten „Rincon de la salsa“ trifft sich die wohlhabende Jugend der Gegend. Deren Gesellschaft suche ich wahrlich nicht. Jugendliche Klugscheißer sind schon in der deutschen Version keine wünschenswerte Gesellschaft, in der kubanischen noch weniger erquicklich. Der neue Ort heißt „Cuba Libre“ und ist 24 Stunden am Tag geöffnet.
Bis gegen 1 Uhr ist es noch total leer. Wahrscheinlich muss der Laden erst bekannt werden oder sich etwas anziehender geben. Vielleicht füllt er sich ja auch erst, wenn die casa de la música und die Disco „Las Cuevas“ schließen, das warte ich aber nicht ab.
3 Tage bleibe ich hier in der kleinen Stadt, die immer noch mein absoluter Lieblingsort in Kuba ist. Es stimmt schon, sie ist touristisch entdeckt, um nicht zu sagen tagsüber überlaufen, das hat sich aber in einer Menge guter Pensionen und Restaurants niedergeschlagen und in einem Nachtleben, welches das vergleichbarer und größerer Städte Kubas bei weitem in den Schatten stellt. Außerdem ist der schöne Strand nur 15 km entfernt, die Landschaft bietet mit den umgebenden Bergen und Wasserfällen auch sehr reizvolle Aspekte. Ein Ausritt lohnt sich wieder einmal.
Eine von novias Tänzerinnen bitte mich, ihr Nauta im Handy einzurichten. Die „Profis“ nehmen dafür tatsächlich 3 CUC, für eine Arbeit von 2 Minuten. Damit könnte ich auch mein Geld verdienen auf der Insel, zumindest solange wie Technikkenntnisse in der Massen fast komplett fehlen. Stolz berichtet mir, dass sie demnächst in die USA reist. Sie hätte eine Einladung. Die Erklärung verstehe ich erst nach einer Weile, denn der Reiseweg ist kompliziert. Es geht nach Ecuador, dort wird sie von der Familie abgeholt, der große Teil der Verwandten lebt schon in Miami. Dann sei die Einbürgerung schon geregelt, zurückkommen möchte sie nicht mehr. Englisch? Nein, Englisch könne sie nicht. Man komme doch auch mit Spanisch gut zurecht in den Staaten. Ich würde sie gern in einem Jahr mal treffen, diese süße, 20 Jahre alte und sehr naive chica, die nicht gern denkt und nichts kann außer Tanzen. Wie sie wohl in den USA zurechtkommen wird?
Wieder geht es auf die Landstraße, wieder zurück nach La Habana. Unterwegs beschließt die Klimaanlage, nun endgültig zum Heizen überzugehen. Alle meine Versuche, zu einer anderen Haltung zu bewegen, scheitern kläglich und so komme ich im eigenen Saft gesotten in der Hauptstadt an. In La Habana bin ich eigentlich gar nicht so gern. Natürlich gibt es viele Straßen, viele Menschen, viele Möglichkeiten zu allem Möglichen. Aber dennoch fühle ich mich im campo oder in den kleineren Städten wie Trinidad oder Camagüey deutlich wohler.
Auf dem Weg und in der Hauptstadt grüßen viele Autos mit Lichthupe und stets steht dann ein Polizist am Wegesrand mit einer Radarpistole. Heute ist wohl ein Tag des Testens der neuen Technik. Auch Alkoholtestgeräte soll es mittlerweile geben, das kann ich aber nur von Berichten her sagen, habe ich nicht erlebt.
Zu meinem Erstaunen ruft mich abends Y., meine Gesprächspartnerin aus der casa de la música an. Warum habe ich der eigentlich meine Nummer gegeben, wenn ich das noch so genau wüsste. Die ersten beiden Tage nach der Ankuft in Cuba sind wirklich immer seltsam und anstrengend für mich. Sie hat sich jedenfalls gemerkt, wann ich wieder in der Stadt sein wollte und fragt mich, ob wir uns nicht treffen wollen. Jedenfalls nicht in der casa de la música, das ist für mich sicher. Für sie auch, denn sie hat ihr Tätigkeitsgebiet in die Bar „Don Cangrejo“ verlegt, das sei viel schöner dort. Sie sei mit Freundinnen unterwegs heute Abend, ich solle sie doch einfach begleiten. Don Cangrejo“ ist ein Open-air-Restaurant direkt am Meer. Ab 23 Uhr wird das Restaurant zu einer Bar oder besser Disco, am Wochenende spielt Livemusik. Heute ist eine recht jazzbetonte Variante angesagt, die weniger Anklang findet. Wenn der Wind stärker ist, dürfte der Aufenthalt dort ähnlich feucht sein wie am Malecon, schon heute ohne erkennbaren Wind schlagen die Wellen unverkennbar an die Mauer des Ortes. Eine Regenvariante ist auch nicht vorgesehen. Aber heute ist es ja schön. Ich bestehe auf einem Tisch ganz hinten am Meer, die Lautstärke in der Nähe der Lautsprecherboxen ist für meine alten Ohren absolut unbekömmlich. So sitze ich an dem Tisch direkt am Meer und ausreichend weit von der Bühne entfernt, hier kann man es aushalten. Es ist im Hause untersagt, dass die chicas die Männer so offensichtlich anbaggern und nerven wie in der casa de la música. Die Atmosphäre gewinnt dadurch finde ich und tatsächlich ernte ich außer ein paar neugierigen Blicken keine Reaktion der anwesenden Ladyschaft. Was allerdings möglicherweise auch daran liegt, dass ich mit 4 jungen hübschen cubanas an einem Tisch sitze und wir ziemlich viel reden und lachen.
Wir treffen gegen 23 Uhr ein, gegen 24 Uhr füllt sich das Haus langsam, gegen 1 Uhr beginnt das Konzert. Der Eintritt kostet 5 CUC und meine Gesprächspartnerin bittet mich, ihr das Geld zu borgen. Die Frage und die zustimmende Antwort sind naheliegend. Gar nicht naheliegend finde ich, dass sie tatsächlich borgen meinte und mir das Geld im Laufe des Abends wiedergibt. Ebenso will sie nicht, dass ich ihre Freundinnen oder mehr als einmal zu einem Bier einlade, die 3 anderen bezahlten ihren Eintritt auch selber. Ich staune und meine Verblüffung wird im Laufe des Abends immer größer. Die chica bedenkt mich mit einer Zuneigung, die ich nicht erwartet hätte. Offensichtlich kennt sie es kaum, dass ein Mann lange mit ihr redet, ihr zuhört und dann nicht mit ihr ins Bett will. Dass ich in der casa de la música weder für ihre Dienstleistung noch für die ihrer Kolleginnen bezahlte, hat sie erstaunt und sie hat ziemliches Vertrauen gewonnen. So komme ich in den Genuss einer ausführlichen und anscheinend ziemlich ehrlichen Unterhaltung. Heute jährt sich auch noch der Todestag ihrer Tochter, das betrübt sie offensichtlich. So mischen sich traurige Themen mit (mich bedrückender) Lebensgeschichte und auch viel Alberei und Spaß. Ich liebe es, den Witz über den Kubaner zu erzählen, der vom Himmel in die Hölle umzieht. Der findet immer wieder eine typische Antwort in dem Mix aus zustimmendem Lachen und bedrücktem „Ja, so ist es!“
Die chica ist 23 Jahre alt. Mit 13 verliebte sie sich das erste Mal in ihrem Leben, in einen 10 Jahre älteren verheirateten Mann. Sehr schnell wurde sie schwanger und bekam das erste Kind mit 14 Jahren. Dieses war noch kein Jahr alt, als der Vater sich entschloss, lieber nichts mehr mit seinem Sprößling zu tun haben zu wollen und jegliche finanzielle Unterstützung einstellte. Chica ohne Ausbildung, Eltern ohne Geld, eine „hilfsbereite“ Freundin vermittelte den ersten Ausländer. Da war die Kleine gerade 15 Jahre alt, der Mann zwischen 60 und 70, glaubt sie sich zu erinnern. Diese Nacht sei fürchterlich gewesen aber das Geld sehr erfreulich und so prostituiert sie sich seitdem. In den knapp 3 Jahren, in denen die Ehe mit dem Kanadier gut lief und er ihr Geld sandte, wäre sie der Straße und den Bars fern geblieben. So viel Spaß mache es ihr nicht, mit irgendwelchen meist weniger angenehmen Fremden ins Bett zu gehen. Aber jetzt, wo die Scheidung läuft und der Kanadier nicht mehr zahlt, auch nicht für sein Kind, macht sie es halt wieder.
Das mit dem Alter erschreckt mich aber die chicas erschrecken mich gleich darauf noch mehr. Alle scheinen im gleichen Alter zu sein, aber das scheint nur so. Die Freundin meiner Gesprächspartnerin ist 20 und hat auch schon 4 Jahre Erfahrung im Gewerbe. Die anderen beiden Mädels sind 15 und 16. Das ist nicht zu sehen, ich hätte sie auch für 20 gehalten. Aber sie zeigen mir ihre carnés und auch die Ausweise ihrer Freundinnen, die sie nutzen, um durch die Alterskontrolle kommen. Alle meinen, dass ein großer Anteil der jineteras in den Bars und auch jetzt hier unter 18 seien. Da hilft es dem vorsichtigen yuma nicht einmal, wenn er sich den carné zeigen lässt. Die Fotos sind ja oft so schlecht, dass man die eine mulata nicht von der anderen unterscheiden könnte. Ich möchte gar nicht wissen, welche Folgen es haben kann, falls die Polizei mal wirklich kontrolliert und eine 15-Jährige im Bett eines Ausländers findet.
Nach einer Weile setzen sich 3 Italiener zu uns an den Tisch und bald darauf bin ich 3 meiner 4 neuen Freundinnen wieder los. Nur die 16-jährige ist mir geblieben, das nehme ich als Grund, mich Richtung Bett abzusetzen. Ist es doch schon 3.30 Uhr geworden und ich bin ziemlich müde.
Ansonsten verläuft das letzte Wochenende in Havanna recht ruhig, eine durchgemachte Nacht reicht mir mittlerweile, mehr muss es nicht sein pro Wochenende. Mich verblüfft nachmittags eine Menschentraube in der Obispo. Ein Japaner verschenkt Kalligrafie, das interessiert offensichtlich viele.
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Meine Lieblingsbaustelle existiert auch noch. So ein schönes grünes Gebäude aber auch, es wäre richtig schade, wenn dies irgendwann anders würde.
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