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Ein paar Tage in Kuba
Mich hatte es wieder mal nach Cuba getrieben. Zeit hatte ich, eingeplant war eine Kongressteilnahme, also hatte ich keine anderen Aufgaben. Aber dann fragte ich mich, was ich eigentlich wollte und die Antwort die ich mir gab war klar, in einer kalten nassen deutschen Stadt herumsitzen und Selbstdarstellern bei der Präsentation ihrer mehr oder weniger neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Einsichten zu lauschen gehörte nicht zu meinen größeren Wünschen.
Also hatte ich die Qual der Wahl, was mir denn anziehender erschiene. Nun gut, so groß war die Qual nicht und weil Air Berlin noch einen erschwinglichen Platz nach Varadero anbot, fiel Entscheidung rasch.
Mein erstes Mal Air Berlin, nicht so schlimm wie erwartet, auch wenn das Essen noch schlechter war als das von Condor. Die Sitzreihen sind auch enger, aber immerhin stimmte das Ziel.
Mein gebuchter Kleinwagen stand auch bereit, mich nach Trinidad zu tragen. Leider hatte ich ganz trottelig meinen Führerschein vergessen. Das ergab dann eine längere Diskussion mit dem Vermieter, der auf ganz tieftraurige Augen und leise Klagen, wie schrecklich traurig meine Novia sein würde, schließlich sein gutes Herz entdeckte. Telefonisch wurde die Nummer der Fahrerlaubnis abgefragt und ich durfte in das Auto steigen. Diesmal hatte ich einen ziemlich neuen Kia, ziemlich das beste Auto bislang in Cuba. Dass es kein ABS hatte, erwies sich als spannend, als ein wild gewordener Knoblauchverkäufer auf die pfützenbedeckte Autobahn sprang und nur noch bremsen half. Nachdem der Wagen wieder in Fahrtrichtung stand, Blutdruck und Herzfrequenz wieder erträgliche Werte erreicht hatten und meine Hände nicht mehr zu Fäusten geballt waren, lud ich ein paar amüsierte Hitchhiker ein und fuhr weiter. Das mache ich meistens, man kann ein wenig reden und hilfsbereit bin ich gelegentlich. Nicht immer ist so etwas unproblematisch, aber dazu später.
In Trinidad ist eine kleine Stadt an der Südküste, wurde 1514 gegründet Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Trinidad eine der bedeutendsten Zuckermetropolen Kubas. Dann wurde sie offensichtlich vergessen und es passierte nichts mehr dort, insbesondere baulich. Erst nach der Revolution wurde in dem Nest wieder etwas gemacht, vorsichtig und langsam allerdings und seit 1988 ist die Stadt Weltkulturerbe der UNESCO, gemeinsam mit den 20 km außerhalb liegenden Zuckerrohrplantagen von Valle de los Ingenios. Mittlerweile ist fast alles restauriert und Trinidad ist die besterhaltene Kolonialstadt Cubas, hat den größten gut erhaltenen zusammenhängenden kolonialen Ortskern Cubas. Das hat sich herum gesprochen und daher gibt es wohl keine cubanische Stadt mit einer höheren Touristendichte.
Ich bin dennoch gern dort, nicht nur weil meine Novia dort haust. In der kleinen übersichtlichen Stadt mit den schönen alten Häusern und den Kopfsteinpflasterstraßen fühle ich mich wohl. Kneipen gibt es genügend und Essen kann man erstaunlich gut.
Dort kam ich also nach ein paar Stunden Fahrt an. Langsam über die holprigen Kopfsteinpflasterstraßen rollend sah ich meine Liebste am Straßenrand. Sie wollte zu einer Geburtstagsparty, dass ich sie dabei sah war reiner Zufall. Ach ja, dass das diesmal ein Überraschungsbesuch war, hab ich euch ja noch gar nicht verraten. Anhalten und rufen ging schnell, das erstaunte Freudengeschrei und den Freudentanz auszuhalten dauerte deutlich länger. Mir ging nur durch den Kopf, gut dass wir in Cuba sind und sie das jetzt nicht in Dresden macht. Die Nachbarn …. Die hier grinsten nur belustigt.
Geburtstagsparty also, die Zeit reichte nur zum Frischmachen und zur Übergabe eines kleinen Geschenkes. Ich hatte von einer Zusammenstellung verschiedener ihrer Fotos ein A2-Poster machen lassen. Das fand helle Begeisterung und wurde gleich mit zur Party genommen. Die Freundinnen und Kollegen mussten natürlich neidisch gemacht werden und das wurden sie auch.
Nur so als Tipp – für 20 Euro macht ihr mit so einer Kleinigkeit bleibenden Eindruck. Man beweist, dass man sich für das Mädel interessiert und kreativ dabei sein kann. Wirkt besser als eine ungleich größere Menge Geldes oder praktische Geschenke. Dass der Neidfaktor bei den anderen Chicas eine Riesenrolle spielt, nun gut, das wäre in Deutschland wahrscheinlich ähnlich. Zumindest meine Nichten schwärmten alle bei der Vorstellung, ihre Freunde würden ihnen ähnliches schenken.
Die Geburtstagsfeier war gar nicht so fremd. Das Geburtstagskind war angespannt, bemühte sich um das Wohl der Gäste und war ständig auf den Beinen. Die Gäste aßen, tranken viel, schwatzten und lachten, ganz wie Zuhause. Dass die anwesenden Damen dann einen Wettbewerb im Hüftwackeln veranstalteten und die kleinen Mädchen dabei unterwiesen wäre in Deutschland eher nicht zu erwarten. Nach einigen Bucanero, Rum und Cocktails zog es mich ins Bett, immerhin ist so ein Reisetag lange und anstrengend.
Am nächsten Tag war nur Einkaufsbummel angesagt, etwas ausruhen von der Reise. Abends führte der Weg dann ins Palenque de los Congos Reales. Die Gruppe Ache Chure von Kiki (Jose Tamayo Ortiz), der wohl recht bekannt ist, zeigt dort am Wochenende traditionelle afro-kubanische Tänze. Mir gefällt es. Auch solche modernen kubanischen Tänze einer Gruppe Imagenes, die ich am folgenden Abend sah.
Jeweils danach Tanz auf der Treppe vor der Casa de la Musica. Die Casa macht an den Wochenenden auf dem Platz davor immer Konzert und Tanz, dort sammeln sich meist jede Menge Leute, bunt gemischt Einheimische und Touristen. Das ist dann auch in dem Nachtclub der Casa de la Musica so und in der etwas außerhalb der Stadt gelegenen Höhlendisco Las Cuevas. Es finden sich auch immer genügend Chicas, wenn man tanzen oder reden möchte.
Prinzipiell jedenfalls, wenn auch nicht für mich. Trinidad ist ein Nest mit ca. 70 000 Einwohnern und jeder kennt jeden. Als interessierter Touri muss man also damit rechnen, dass es sich herum spricht, wenn man die „Tanzpartnerinnen“ häufiger wechselt. Mit welcher Auswirkung weiß ich allerdings nicht. Möchte ich vorerst auch nicht herausfinden.
Wird in einer Ruhepause fortgesetzt
Auf meinem Weg nach Trinidad hatte ich, weil ich ja ein so freundlicher und liebenswürdiger Mensch bin, immer wieder Tramper mitgenommen. Drei Tage nach meiner Ankunft in Trinidad fand ich nach einem Spaziergang eine Horde grinsender Cousins und Cousinen vor und konnte einem spanischen Wortschwall meiner Novia kaum folgen. Wieso ich über meine Herfahrt und die mitgenommenen Cubaner Auskunft geben solle, erschloss sich mir gar nicht. Erst ganz langsam konnte ich das Grinsen verstehen und mitlachen. Mit einer der mitgenommenen Cubinen hatte ich mich unterhalten, über Trinidad, die Discos dort und was man so am WE unternehmen könne. Diese hatte nun mein Auto vor dem Haus gesehen und sich eingehend bei den Nachbarn bei mir erkundigt. Die Lieben gaben natürlich umgehend alles haarklein und sicherlich ein wenig aufgebauscht weiter und meine Liebste zeigte ein ganz neues Gesicht. Aus der sonst fast immer heiter ausgeglichenen Frau war eine mulata celosa in schönster Ausprägung geworden. Das gab für mindestens 2 Stunden Grund allgemeiner Erheiterung und ich habe mich letztlich auch köstlich amüsiert.
Aber wer so etwas nicht fürchten muss, findet auch in Trinidad Gesellschaft, allerdings rennen die Frauen einem nicht nach. Das ist in dem naheliegenden Cienfuegos anders, dort muss man sich schon mal seiner Haut wehren als Touri.
Reizvoll ist der Club Artex, vorwiegend gefüllt mit Cubanern, die dort gern tanzen. Es spielen oft gute Livebands und regelmäßig sind die Profitänzer da, die als Eintänzer fungieren und die Cubaner bespaßen, auch wenn ich nicht weiß, warum das in Cuba notwendig sein sollte.
Die Tanzenden neben der Band jedenfalls sind alle Profitänzer.
Allerdings stirbt in Trinidad fast das gesamt Nachtleben wenn es regnet. Die Läden sind meist Open air und die Cubaner dort sehr wasserscheu. Bei ein paar Tropfen in der Luft wird anscheinend generell nicht mehr gearbeitet und getanzt schon gar nicht.
Tagsüber zog es mich dann an den Strand. Der ist ganz angenehm aber irgendetwas war im Wasser. Jedenfalls biss und piekste es an meiner Haut, dass ich nicht froh wurde bevor ich mich nicht einer ausgiebigen Dusche im nächstliegenden Strandhotel unterzogen hatte.
Ich zog es daher am nächsten Tag vor, einen Ausflug zu Pferd zu machen. Mittlerweile lernte ich, dass es da sehr verschiedene Anbieter gibt mit sehr verschiedenen Pferden und Gepflogenheiten. Es empfiehlt sich über den Preis nachzudenken. Bei einigen ist der Eintritt in den Nationalpark mit einem Wasserfall im Preis inbegriffen, bei anderen soll man diese 8 CUC (wofür eigentlich?) an die „Parkwächter“ gesondert entrichten, obwohl die den gleichen Preis verlangen. Dieser Wasserfall ist aber nur in der regenreicheren Jahreszeit wirklich sehenswert. Wenn es trocken ist tröpfelt er nur müde vor sich hin.
Nein, das Video habe ich nur bei Youtube gefunden, das ist nicht von mir. Tut mir ja Leid, aber die Beschwerden betreffen mich nicht. Beim nächsten Mal filme ich selber, dann kann ich mich bei Kritik auch angemessen schlecht fühlen.
Weil Trinidad aber ein sehr begrenztes Angebot an Zerstreuungsmöglichkeiten hat, wollte ich das Auto etwas mehr nutzen und entführte meine Novia Richtung Pinar del Rio. Über Viñales muss ich wahrscheinlich nicht viel Worte verlieren. Wir hatten Quartier in einer CP bei einem Arzt. Das bewährte sich, denn Novia bekam erhebliche Bauchschmerzen und ich bestand auf einer Arztvorstellung. Unser Gastgeber half uns auch gern aus und so verkürzte sich die wohl sonst übliche lange Wartezeit deutlich. Letztlich kam nicht viel bei der Vorstellung dort heraus. Blutbild wurde gemacht und trotz meiner Hinweise auf eine Symptomatik wie bei einer Nierenkolik interessierte der Urinbefund niemanden. Eine körperliche Untersuchung fand uach nicht statt, lediglich die Befragung in einem kleinen Zimmer, in dem an einem winzigen Schreibtisch 3 Ärzte gleichzeitig mit 3 Patienten sprachen. Also Intimsphäre und ärztliche Schweigepflicht sind Dinge, mit denen man in Kuba nicht rechnen sollte. Die professionelle Schlussfolgerung war dann nur, Schmerzmittel nehmen und abwarten. Hmm, mit ein wenig mehr hätte ich schon gerechnet.
Aber die Schmerzen klangen wieder ab und an einem der folgenden Tage konnten wir erneut einen Reitausflug unternehmen. Dafür ist die Landschaft dort tatsächlich ideal, ein wunderschöner Ausblick löst den nächsten ab und man kann die Zeit auf dem Pferderücken wirklich genießen. Abend hingegen war nicht viel mit genießen. Es gibt zwar eine Disco mit Tanzvorführung, aber die war nichts besonderes und Stimmung kam vergleichsweise nicht auf. Auch ist der Jardin Botanico de Vinales, ein kleiner privater Garten, die zwei alte Schwestern gepflegt hatten und der immer noch die Touristen kostenlos empfängt zwar ganz nett aber bietet nicht so sehr viel. Man kann ihn sich aber ansehen, sonst hat der Ort ja kaum Reiz. Dieser liegt ganz und ausschließlich in der Umgebung, in der Natur.
Das gilt auch für die beiden großen Hotels dort. Wenn schon würde ich das Hotel Los Jazmines bevorzugen. Das ist zwar auch nicht toll, bestenfalls kubanischer Durchschnitt aber das Hotel La Ermita ist ziemlich herunter gekommen. Beide Hotels leben von der tollen Aussicht über das Tal, ob man für diese allerdings dort wirklich schlafen muss, lasse ich mal lieber dahingestellt.
Am letzten Tag wollten wir eine Höhlenbesichtigung unternehmen. Weil ich die cueva del indio schon kannte, drängte ich auf einen Besuch der Cuevos de Santo Tomas. Die cueva del indio ist zwar viel bekannter aber deswegen auch sehr sehr touristisch und ich konnte ihr nicht viel abgewinnen. Die Cuevos de Santo Tomas sind etwas ganz anderes. Um hinein zu kommen muss man sich im "Höhlenforschungszentrum" anmelden. Dort bekommt man dann Helm und Lampen und trifft den Guid. Der blickt dann sinnvollerweise erst einmal ganz kritisch auf die Schuhe. Wer dorthin will, sollte tatsächlich brauchbare wandertaugliche Schuhe anhaben. Von Flipflops oder Highheels ist dringend abzuraten, weswegen unser erster Anlauf auch scheiterte. Cubana von ihren hohen Schuhen abzubringen ist manchmal gar nicht so einfach. Um zur Höhle zu gelangen muss man einen steilen Aufstieg bewätigen, der auch im Winter ziemlich feucht und glitschig sein kann. Das Höhleninnere ist einfach gigantisch. Überall riesige Stalagmiten und Stalagtiten, auch einige quer liegende, so etwas kannte ich noch nicht. Das ist nicht nur für Liebhaber der Geologie wirklich sehenswert. Wir sind insgesamt über zwei Stunden in der Höhle umhergewandert und haben letztendlich nur einen kleinen Teil davon erkundet (das ganze System umfasst wohl insgesamt 45 km und unzählige Ebenen). Unsere Gruppe war klein, wir waren ca. 10 Personen aus verschiedenen Nationen unterwegs. Die Erklärung war englisch und spanisch und halbwegs verständlich. Fotos hatten wir hinterher massenhaft. Ein insgesamt nicht ganz leichter aber sehr schöner Ausflug und eine angenehme Abwechslung.
Zitat von Sisyphos im Beitrag #8
Nein, das Video habe ich nur bei Youtube gefunden, das ist nicht von mir. Tut mir ja Leid, aber die Beschwerden betreffen mich nicht. Beim nächsten Mal filme ich selber, dann kann ich mich bei Kritik auch angemessen schlecht fühlen.
Deine Geschichten sind wirklich sehr Glaubwürdig ,bist schon ein ganzer Kerl.
Danach fuhren wir zum Hotel Soroa. Dort kamen wir einen Tag verspätet an, wegen des schon erwähnten Harnwegsinfektes meiner Liebsten, und man erklärte uns, dass wir kein Zimmer bekommen könnten. Wer nicht kommt zur rechten Zeit, ….
Nun hatte ich das Zimmer ja aber von Deutschland aus schon gebucht gehabt und natürlich auch bezahlt. Das „erklärte“ ich den Damen in aller Gemütsruhe und erklärte auch, dass es nicht mein Problem wäre. Sie könnten mir das Geld wieder geben oder mir ein Zimmer besorgen. Eher würde ich das Hotel nicht verlassen.
Nach längerer interner Diskussion und x Telefonaten "fand" sich dann ein Zimmer in einer Außenstelle, ca. 600 m entfernt bergauf. Das Zimmer war sauber und ordentlich. Aber das Bad ließ sehr zu wünschen übrig, die Toilettenbrille zerbrochen und unbrauchbar. Reparieren war nicht drin, im ganzen Hotel gäbe es keinen Ersatz.
Wasser gab es nicht nur kein warmes, sondern gar keines. Dass ich mich in Kuba nicht immer warm duschen kann stört mich wenig. Aber gerade noch zum Zähneputzen reichte das Getröpfel, Duschen fiel aus und das stört dann doch ziemlich. Ansonsten gefiel mir von dem ersten Eindruck das Hotel gut. Eine ordentliche Anlage, Pool mit für Cuba guter Poolbar, nichts Lautes, Störendes, keine Nachbarschaft, nur Natur und Grün herum.
Die Umgebung ist traumhaft schön. Das Orchidearium haben wir besucht, das ist wirklich etwas für Blumen- und Pflanzenliebhaber und man kann es wirklich besuchen, der Wasserfall ist angenehm aber auch wieder kein echtes Highlight. Niagara oder ähnliches hat Kuba eben nicht zu bieten und verkauft daher etwas, das in der sächsischen Schweiz größer vorhanden ist als Wasserfall. Weil wir neugierig waren sind wir einmal neben dem Orchidearium den Berg hinauf gefahren. Dort oben war etwas wie eine Burg zu sehen. OK, der Weg ist wahrlich schlecht aber er lohnt sich. Wenn man es geschafft hat kann einen sehr schönen Ausblick in die Umgebung genießen und dort oben gibt es auch eine kleine Bar mit Pool. Man kann brauchbar essen mit wunderbarem Ausblick, Baden wenn man denn will und insgesamt ist es romantisch und sehr schön dort oben. Die kleine „Burg“ wird gerade rekonstruiert. D.h. es sind Bauschilder dort und die Fertigstellung ist für 2013 angekündigt aber es hat noch keiner einen Handgriff getan. Wie man Kuba kennt und mag eben. Man kann also hinein gehen. Das Ganze war wohl mal ein Hotel oder ähnliches, sehr schön angelegt und als mein Haus könnte ich es mir sehr gut vorstellen. Aber es ist eben vollkommen verwahrlost und wenn die Bauarbeiter noch ein wenig warten können sie es en toto abreißen statt sich mit dem Wiederaufbau abzuplagen.
Weil wir mit der Villa Soroa nicht warm wurden, am Duschen liegt mir schon viel, wechselten wir in das Hotel La Moka. Das ist wesentlich schöner, ansprechend gestaltet und liegt oben auf einem Hügel, man hat einen schönen Blick über die Gegend. Das ist vom Balkon sehr nett aber auch aus der Badewanne. Die gesamte Außenwand des Bades ist ein großes Fenster mit Blick über die Landschaft, da macht das Waschen und Duschen richtig Spaß.
Allerdings litten wir im Restaurant. Das Personal war sehr kubanisch desinteressiert und das Essen ebenfalls sehr kubanisch. Hartes Schwein, gewürzloser Reis und lieblos verteilte Grünattrappen auf dem Teller. Am nächsten Abend gingen wir lieber in das kleine vegetarische Restaurant im Ort. Dort schmeckt es geradezu gut wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig. Insbesondere die Grünzeugsäfte und Cocktails entlockten meiner Novia nur ein gequältes Lächeln, ich fand sie eher amüsant als wohlschmeckend aber das Essen war besser.
Auch hier ein Reitausflug, um nicht aus der Übung zu kommen, und dann unternahmen wir eine Seiltour über das Tal. Wer das nicht kennt – es werden lange Drahtseile über das Tal gespannt und man bekommt ein Klettergeschirr mit Roll um den Bauch gebunden. Die wird dann im Seil eingehakt und man rollt so vor sich hin über die Gegend, kann sie dabei ein wenig umsehen, nach 1-3 Minuten ist die Tour aber schon wieder vorbei und es geht zum nächsten Seil. Insgesamt mag ich das und auch Novia ließ sich anstecken von meiner Freude und genoß den Trip. Was man von der kubanischen Familie nicht sagen kann, die parallel zu uns dort war. Der Vater drängte wohl auf dieses Vergnügen und die drei Töchter zwischen 10 und 16 hatten Angst und waren genervt. So viel Geschrei, Gequietsche und Geheule erinnerte an einer Folterkammer aber nicht an ein Freizeitvergnügen. Also die Zicklein alles hinter sich gebracht hatten strahlten sie. Ich weiß aber nicht, ob sie doch noch Gefallen gefunden hatten an den „Flügen“ oder ob sie nur erleichtert waren, dass sie alles hinter sich gebracht hatten.
Zitat von Sisyphos im Beitrag #13
Weil wir neugierig waren sind wir einmal neben dem Orchidearium den Berg hinauf gefahren. Dort oben war etwas wie eine Burg zu sehen. OK, der Weg ist wahrlich schlecht aber er lohnt sich. Wenn man es geschafft hat kann einen sehr schönen Ausblick in die Umgebung genießen und dort oben gibt es auch eine kleine Bar mit Pool. Man kann brauchbar essen mit wunderbarem Ausblick, Baden wenn man denn will und insgesamt ist es romantisch und sehr schön dort oben. Die kleine „Burg“ wird gerade rekonstruiert. D.h. es sind Bauschilder dort und die Fertigstellung ist für 2013 angekündigt aber es hat noch keiner einen Handgriff getan. Wie man Kuba kennt und mag eben. Man kann also hinein gehen. Das Ganze war wohl mal ein Hotel oder ähnliches, sehr schön angelegt und als mein Haus könnte ich es mir sehr gut vorstellen. Aber es ist eben vollkommen verwahrlost und wenn die Bauarbeiter noch ein wenig warten können sie es en toto abreißen statt sich mit dem Wiederaufbau abzuplagen.
Meinst Du diese Burg?
Dann weiß ich, wo Du warst.
Ja, genau die war es. Richtig idyllisch gelegen und eigentlich sehr schön, mit einem tollen Blick über die Gegend, in der oberen Etage einen Raum mit Kamin, viel Platz und stabil gebaut, ... ein Prachtstück, das nicht nur langsam verfällt. Allerdings muss man schon die Einsamkeit lieben, wenn man dort wohnen möchte.
Ja, es gibt immer einen ortskundigen Führer. Ich würde nicht mit einem fremden Pferd in einer unbekannten Gegend reiten wollen. So leichtsinnig bin ich nicht mehr.
Kostenpunkt - meist pro Person und Stunde 10 CUC, wenn man längere Ausflüge nimmt wird es billiger. In Trinidad liegen die Preise ohne eindeutige Zeitbegrenzung zwischen 25 und 35 CUC, in Vinales haben wir 35 CUC bezahlt und in Soroa 30 pro Person.
Der Weg führte uns weiter in die Zapata. Die soll mal irgendein Graf gleichen Namens anvertraut bekommen haben. Ich frage mich immer wieder, was der wohl angestellt hat, dass ihm sein König diese Ciénaga aufhalste. Viel Glück und Geld ließ sich da sicherlich nicht finden. Dafür ist die Landschaft schön und unser Ziel war ein besonderes Hotel, die Villa Guama. Um dorthin zu kommen muss man sein Auto stehen lassen und sich einem Bootführer anvertrauen, der einen samt dem sinnvollerweise zurückhaltend gewählten Gepack durch Kanäle und über einen See in das Hotel schippert. Die letzte Tour ist gegen 16 Uhr, also sollte man sich auch auf ein ausreihend zeitiges Ankommen einstellen. Wir waren sehr zeitig da und besuchten erst einmal den kleinen aber netten Zoo und die Krokodilfarm. Letztere war schon interessant, wie die Krokodile gezüchtet und gehalten werden ist vielleicht nichts für Tierfreunde, aber das ist in Kuba ja auch eher nicht zu erwarten.
Das Hotel selber besteht aus Holzhütten, die auf Pfähle gesetzt und mit Holzstegen und Brücken verbunden sind. Fast so ein wenig romantisch ist das, vor allem wenn man im Dunkeln von/zum Restaurant geht und die Natur, ihre Geräusche und die Gesamtsituation eine sensible Frau ängstigen.
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Das Essen war mäßig wie überhaupt der Pflegezustand des gesamten Hotels. Das Hotel ist also wieder mal typisch kubanisch, eine Anlage wird neu gebaut, ist gut geplant und gut gemacht und nach ein paar Jahren der fehlenden Sorge um das Objekt lässt die Qualität so nach, dass die Gäste Schritt für Schritt wegbleiben. Das ist schade, denn die Natur dort ist wirklich schön und wenn man sich aufraffen kann …
Wir standen jedenfalls am Morgen gegen 5 Uhr auf und warteten auf das Boot. Mit diesem wurden wir dann durch die Kanäle des Sumpfes gerudert und sahen den Sonnenaufgang von einer schönen größeren Wasserfläche aus.
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Viele Vögel sind zu sehen und viele Sumpfpflanzen. Eine angenehm Stunde, die das frühe Aufstehen wirklich lohnt.
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Nachdem wir mit dem Boot wieder an Land gebracht wurden führen wir wieder Richtung Autopista und dem nächsten Abenteuer entgegen, dass diesmal außergewöhnlich war und nicht ganz so angenehm.
Die Bilder hatte ich vergessen. Ich hänge sie einfach hier noch nachträglich an.
Das ist Trinidad, im historischen Zentrum kann man sich wirklich in das 19. Jahrhundert zurückversetzt fühlen. Die Straßen sind interessant, Kopfsteinpflaster mit einer Mittellinie von deutschen Steinen, die ihren Weg als Ballast der Schiffe nach Kuba fanden.
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Die Taverna La Botija ist eine angenehme kleine Kneipe in Trinidad, in der man gut essen kann und die tatsächlich jeden Tag der Woche 24 Stunden lang geöffnet ist. Wenn einen nach Mitternacht der Hunger oder der Durst quält ist das perfekt.
[[File:Trinidad 67.JPG|none|auto]] [[File:Trinidad 124.JPG|none|auto]][[File:Trinidad 128.JPG|none|auto]]
Ah das habe ich vergessen. Auf dem Ritt bei Trinidad machten wir an einer kleinen Hütte halt.
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Dort wohnt ein alter Kerl, der halbwegs brauchbar Gitarre spielt und singt.
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Dort wurde uns Zuckerrohr frisch gepresst und ein Ständchen gesungen. Wir trafen 3 deutsche Mädels Mitte 20, die auch einen Ritt unternahmen. Eine von denen brachte einen schönen Spruch: „Hier fühle ich mich wohl, das ist toll hier. Wir werden nur auf hübsche Gesichter und Titten reduziert und nicht mehr auf eine volle Geldtasche!“
Auch eine Art, an einer Situation Genuss zu finden.
Im Winter ist das nicht so, aber wenn man im Sommer bei Trinidad reiten will, sollte man einplanen, dass man Flüsse durchqueren muss und sich dabei auch mal nasse Füße holen kann. Mir macht so etwas ja Spaß aber in unserer Gruppe war eine Engländerin, die sehr darunter litt, dass ihr das Wasser von oben in die edlen Reitstiefel lief.
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Ansonsten ist die Gegend für Reiter ideal und zum Teil recht idyllisch. Ach ja, auf einem der beiden Fotos bin ich. Dreimal dürft ihr raten.
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Der Wasserfall bietet tatsächlich fallendes Wasser und das Becken unten ist zum Baden sehr gut geeignet. Allerdings nicht für Cubis, die würden nie in soooo kaltes Wasser gehen.
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Zitat von Sisyphos im Beitrag #19
Wir waren sehr zeitig da und besuchten erst einmal den kleinen aber netten Zoo und die Krokodilfarm. Letztere war schon interessant, wie die Krokodile gezüchtet und gehalten werden ist vielleicht nichts für Tierfreunde, aber das ist in Kuba ja auch eher nicht zu erwarten.
Gibt es in der Gegend noch frei lebende Krokodile?
Sollte es geben. Denn die züchten die Tiere, um zumindest einen Teil im Sumpf auszusetzen. Der Rest wird als Handtasche und Steak verwendet, aber die Mehrzahl soll wieder ein glückliches Leben führen und den Sumpf besiedeln.
Es war die Rückfahrt nach Havanna geplant, also wieder auf die Autopista. Die war normal schlecht, dreispurig und leer. Wie das oft so in Kuba ist. Also probierte ich aus, wie schnell der kleine Hyundai so rollen würde. Gar nicht übel so eine kleine Karre, die kann fast schnell fahren, jedenfalls schneller als der Rest der Gefährte so vorlegt. Also gab ich ein wenig Gas, so sehr liebe ich Autofahren in Kuba wahrlich nicht, um es langer als notwendig auszudehnen.
Das ging dann auch eine Weile gut, wie gesagt, die Straße war ja auch fast leer. Leider nur fast, denn auch die Polizei war unterwegs. Deren Jeep fuhr brav auf der mittleren Fahrspur und ich fuhr lieber ein wenig langsamer, um die Genossen nicht zu Misstrauen und Kontrollhandlungen zu provozieren. Das nutzte aber nicht viel. Unmittelbar vor mir zog dieser blöde Kubabulle plötzlich seinen Jeep auf die linke Fahrspur und alles Bremsen half nicht viel. Wie schon gesagt, der kleine Wagen hatte kein ABS und ich fuhr nicht ganz 100 km/h. So kam es, wie es kommen musste, die linke hintere Ecke des Polizeijeeps war plötzlich da, wo auch die Front meines Hyundai sein wollte. Schöne Scheiße!
Meine Novia erwachte erschreckt, passiert war uns beiden aber ncihts. Keine Beule, kein blauer Fleck, keine Schramme. Jedenfalls was die Menschen betraf. Auch die beiden Polizisten, die natürlich alsbald ausstiegen, hatten keinen Schaden genommen. Der Jeep schon, sein links Rücklicht war zerbrochen. So weit so gut, aber die Front so eines Kleinwagens ist deutlich weicher als die hintere Ecke eines Jeep. Beide Lampen waren noch heil aber dazwischen war eine deutliche Kerbe, die zu allem Unglück bis zum Kühler reichte. Das kleine Car pinkelte als auch ganz betrübt Kühlwasser auf die Straße. Dass damit keine Weiterfahrt mehr möglich war, daran bestand kein Zweifel. Aber wir mussten ja auch auf die Polizei warten, denn der Unfall musste aufgenommen werden.
Eigentlich hatte ich es ganz geschickt gemacht, dass ich mir einen Polizeiwagen zum Crashen aussuchte. Dort und in einem größeren Umkreis war kein Handyempfang möglich. Ohne das Funkgerät der Polizei wäre es also recht schwierig geworden, diese zu rufen.
Wir warteten also auf die Vorgesetzten der beiden Kollegen, die schon nach einer Stunde eintrafen. Die nahmen erst einmal meine Personalien auf und die meiner Cubana. Dass eine Negra mit einem Yuma im Auto saß, fand keinen Kommentar. Doch dann war noch einmal warten angesagt, denn der Fotograf musste noch kommen. Wie lange der auf sich warten ließ weiß ich nicht mehr. Aber der Abschleppwagen traf erst mehr als eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit ein. Das war dann die Zeit, in der es mir nicht mehr gut ging. Mit einem kaputten Wagen ohne Beleuchtung auf der nachtdunklen Autobahn zu stehen behagte mir wenig. Die Polizisten standen ungerührt auf der Autobahn herum und gingen wohl davon aus, dass ihre Position sie unverletzlich machen würde auch gegenüber schnellen Autos und unaufmerksamen Autofahren. Wobei man gar nicht so sehr unaufmerksam hätte sein müssen, um eine Reihe unbeleuchteter Fahrzeuge und noch weniger beleuchtete Negros in dunkler Uniform in der Nacht zu spät zu bemerken.
Aber letztlich kam dann doch der Abschleppwagen, zerrte meinen Kleinen auf den Hänger und bot uns beiden in der Kabine Platz zum Mitfahren. So weit so toll, endlich geht es weiter. Das hätte ich mir nicht so laut sagen sollen, denn es ging nicht lange weiter. Kaum hatten wir die Autobahn verlassen, wollte der Abschleppwagen nicht mehr. Der vorher schon röchelnde Motor krächzte gar gruselig um dann ganz zu verstummen. Ich fand das schon fast wieder lustig und konnte mir ein Grinsen nicht verkeifen, als 3 Autoprofis (falls sie es waren) in der Nacht unter Mithilfe einer Taschenlampe mit einem Notbesteck versuchten, ihren Motor wieder zu beleben. Ich hätte ja wetten können, dass wir einen weiteren Abschleppwagen brauchen würden, um den Abschleppwagen abzuschleppen. Aber irgendwann rasselte der Motor dann doch mehr und mehr und schließlich ließ er sich bewegen, sich wieder in den Dienst seiner Herren zu stellen. Also kamen wir doch noch mitsamt unseres Wracks zu der Polizei von Jagüey grande. Das Nest soll 90 000 Einwohner haben, aber das kann ich mir gar nicht vorstellen. Ein Hotel gibt es jedenfalls dort nicht. Ach doch, ein Pesohotel gibt es, aber das entpuppte sich später als voll.
Erst einmal saßen wir bei der Polizei und warteten wieder. Geradezu hektische Betriebsamkeit war ausgebrochen, anscheinend hatten die Genossen keine Erfahrung mit Unfällen von Ausländern und wollten alles ganz richtig machen. Das dauerte und dauerte und dauerte. Ein Toilettengang, nach den Stunden der Warterei einfach notwendig, erwies sich als die schlimmste Prüfung dieses Tages. Noch nie habe ich eine Toilette erlebt, die schmutziger war als die in dieser Polizei. Die Schwingtüren vor den Klobecken hingen schief in den Angeln, zwei von drei Becken waren verstopft und mehr als randvoll mit sehr braunem bröckligen Wasser, so dass man sich nur mit Gummistiefeln hätte in ihre Nähe gewagt. Das dritte Becken war nur deswegen nicht überlaufend voll mit irgendetwas weil es zerbrochen war und seinen Inhalt noch weitaus großzügiger auf dem Boden verteilt hatte als seine Kollegen. Ich flüchtete als sehr rasch und war überglücklich über die Dunkelheit und einen Baum in der Nähe des Polizeigebäudes. Dummerweise war der in Nähe des Hundezwingers und dieser nicht geschlossen. Ach nein, dass mir ein zu klein geratener Polizeihund beim Pinkeln am Hosenbein schnüffelt hätte ich wirklich nicht gebraucht. Hatte ich doch große Sorge, dass er sich weitergehend für mich und mein Pinkeln interessieren würde oder sich gar angesteckt fühlen würde, mich nachahmen würde. Doch er blieb neugierig friedlich und ließ mich gelassen wieder zurückgehen.
Die Wartezeit verkürzte sich etwas, weil im Flur der Wache eine Personenkontrolle durchgeführt wurde. Die Kollegen hatten eine Cubana am Wickel, die offensichtlich aus dem Ausland zurück gekommen war. Sie hatte jedenfalls 8 (ACHT) große Beutel und Koffer bei sich, jeder schätzungsweise zwischen 15 und 25 kg schwer, wie die Uniformierten sich abrackern mussten beim Tragen dieser Teile. Warum sie nun die Chica kontrollieren wollten, erschloss sich mir nicht. Jedenfalls musste sie jedes Teil aus jeder Tasche auspacken und vorweisen. Der neugierig schnüffelnde Hund erwies sich als Drogenspezialist und schnüffelte auftragsgemäß an all den Sachen herum, war jedoch nicht sonderlich interessiert und fand nichts Spannendes. Dafür sahen sich die Kontrolleure ganz intensiv jedes Kleidungsstück an und jede Sache, tasteten die Nähte der Klamotten ab und versuchten, alle Technik so weit wie möglich auseinander zu nehmen. Warum auch immer.
Schließlich hatte sich in unserer Angelegenheit etwas getan und wir wurden in einen Jeep verfrachtet. Wir? Nein, eigentlich nur ich, meine Novia drängte sich einfach mit in den Wagen. Es ging dann zu einem Krankenhaus. Dort befragte mich eine junge Ärztin, korrekte Anemneseerhebung, oberflächliche Untersuchung. Man wollte sich eben absichern, dass dem Ausländer nichts passiert wäre. Nach meiner Examination fragte ich ob sie meine Novia nicht auch untersuchen wolle. Mich traf nur ein verständnisloser Blick und kopfschüttelnd ging die Kollegin mit einem brummigen „Por que?“ voni dannen. Entweder ging sie davon aus, dass eine Cubana viel strapazierfähiger ist als ein Deutscher oder sie hielt meine Liebste für nicht wichtig genug, um sich auch noch um sie zu kümmern. Das ist ein Rassismus, der mir wirklich übel aufstieß.
Wieder bei der Polizei zurück war inzwischen eine offizielle Chica, die wohl die Staatsanwaltschaft oder so etwas vertrat. Ganz zuvorkommend wurde mir auch eine Rechtsanwältin zur Seite gestellt, was sich als sehr gut erwies. Wir sprachen kurz über den Unfall und meine Aussage. Als sie den Hergang gehört hatte, brummte die Dame nur und gab mir ganz klare Ansagen. Ich könne natürlich die Wahrheit sagen. Wenn ich das aber machen würde, solle ich mich darauf einstellen, ein paar Tage in Jagüey Grande aufzuhalten, bis die Angelegenheit abschließend geklärt wäre. Wenn sich das über 2 Wochen hinzöge, würde es sie nicht wundern.
Also sagte ich der Staatsanwältin, dass ich mich nicht mehr richtig an den Unfallhergang erinnern würde. Kein Alkohol, keine Geschwindigkeitsüberschreitung, kein Sekundenschlaf, aber vielleicht sei ich abgelenkt gewesen, ich wisse es nicht. Daraufhin las mir die Staatsanwältin (irgendwie sprachen die Typen immer vom fiscal, kann das stimmen?) das Protokoll vor. Die hatte mal ein tolles Spanisch drauf, ich verstand fast jedes Wort. Außerdem sah sie toll aus. Chinesische und afrikanische Vorfahren waren deutlich zu erkennen aber das in einer Mischung, die ein Model ausgezeichnet hätte. Aber Flirten verbot ich mir, nicht nur weil meine Novia neben mir saß. Man sollte die Offiziellen ja nicht unnötig provozieren.
Trotz aller meiner Befürchtungen enthielt das Protokoll keine Aussage über eine Multa und auch später hörte ich nichts davon. Nicht nur das, gegen 1 Uhr nachts kam dann eine Mitarbeiterin von Cubacar und brachte mir den Ersatzwagen. Ich musste mich gar nicht umstellen, es war der gleiche Typ in der gleichen Farbe, nur ganz ohne Beule in der Front. Also sehr viel besser geeignet als Begleiter für die nächsten Tage als der vorherige.
So war nach fast genau 12 Stunden alles überstanden und ich konnte mich gegen 2 Uhr nachts auf den Weg machen, ein Nachtquartier zu suchen. Zu dieser stunde erwies sich das als schwierig und in Jagüey Grande fand sich nichts. Ich möchte wirklich Jagüey Pequeno nicht kennen lernen, wenn das Nest schon der große Bruder ist.
Als wir uns von der Polizei entfernen konnten, waren die Genossen immer noch beschäftigt, das Gepäck der Chica zu filzen. Das zog sich also über mehr als 6 Stunden hin. Mit welchem Recht und welchem Anliegen die nach der normalen Zollkontrolle noch einmal einen solchen Aufriss machen, möchte ich wirklich einmal wissen.
Am nächsten Tag kamen wir dann gut und ohne weitere Probleme nach Havanna und nahmen die nächste Etappe unserer Reise in Angriff.
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