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Santiago zum Jahreswechsel
#1 Santiago zum Jahreswechsel
Auf den ersten Eindruck hat sich kaum etwas verändert. Es ist Freitagabend und die Garzon ist gesperrt. Der Taxifahrer flucht vor sich hin. Einerseits weil der Yuma nur zwei Cuc vom Las Americas zum Boulevard zahlt und andererseits weil er sich durch die überfüllten Seitenstraßen quälen muss. Die Kneipen um den Plaza de Dolores haben alle auf. Ein schön restaurierter Willys-Militärjeep steht hier, olivgrün mit weißen Stern. Der Eigentümer ist natürlich ein Deutscher, zumindest deutet ein Aufkleber daraufhin. Ein Forumsmitglied?
Die Enramada ist voller Menschen. Stände sind aufgebaut, die Geschäfte voll. Sogar der deutsche Gartenzwerg hat es nach Kuba geschafft. Wer wohl sowas kauft? Die Italiener hocken wie üblich vor ihrem Café. Lediglich die Leuchtreklame des "La California" ist surrealistisch verbogen. Auch die Uhr und die Schrift des einstigen Hotels "Imperial" hat den Tornado überstanden, ebenfalls – allerdings mit Ach und Krach – das Schild am alten Hotel "Venus" auf der Calle Hartmann. Holandes hat sich dagegen mit seinem Restaurant ausgeweitet, auch wenn die Kubaner über den mit allen Wassern gewaschenen Eduardo und seine überzogenen Preise schimpfen. In anderen Paladares gibt es bis zu drei verschiedene Karten, je nach dem wie man sich auskennt. Falls hier jemand eigene Erfahrungen gemacht hat, die würden mich interessieren. Ich bleibe jedenfalls Stammgast in der Taverna am Boulevard, auch wenn die Hausband nicht mehr spielt, das Essen Glückssache ist und es an einem Tag Faßbier, am nächsten 10-Peso-Bier, am nächste Mayabe, am vierten Bucanero und Cristal, dann wieder Faßbier und schließlich gar kein Bier gibt.
Der Parque Cespedes ist weitgehend abgeholzt, so dass sich die Strukturen des Platzes und die Fassaden ihn säumenden Häuser gut fotografieren lassen. Das Grün fehlt, aber das fehlte auch in früheren Jahren, als die Bäume noch regelmäßig gestutzt worden waren. Schatten gibt es kaum noch, was aber Ende Dezember/Anfang Januar nicht schlimm ist. Die Dichte an Musikern scheint zugenommen zu haben. Im Kulturhaus hat es das Behelfsdach zum Teil weggeblasen. Traurig sieht die Kathedrale mit ihren abgeknickten Kreuzen aus. Der Mitternachtsgottesdienst am Heiligen Abend war spärlicher besucht, als ich es von 2009 in Erinnerung hatte. Aber wenn auf einen Papstbesuch und das Madonnen-Jubiläum ausgerechnet "Sandy" kommt, kann man wohl nichts anderes erwarten. Übervoll dagegen ein paar Tage später ein Gottesdienst bei den Baptisten.
Vergeblich versuche ich im Devisengeschäft Cola und Refresco zu kaufen. Es gibt nur stilles Wasser und Obstsäfte. Cola gibt es dagegen nebenan für 20 MN. Die Palette an verschiedenen Rumsorten für nationale Peso ist ebenfalls umfangreicher als gewohnt.
Wie der Sturm gewütet hat, lässt sich beispielsweise auf dem San-Juan-Hügel erkennen, von dem der Blick weit ins Land und auf die Innenstadt reicht, weil die Bäume fehlen. Ansonsten sind die Schäden nur zu erkennen, wenn man genau hinschaut. Ein paar koloniale Häuser fehlen und natürlich hat es viele illegale Bauten und Dachaufbauten weggeweht. Die Kubaner gehen mit der üblichen Gleichmut über das Naturereignis hinweg. Was sollen sie auch tun? Einen Reisepass beantragen?
Nur wenn man genau nachfragt, erzählen sie oder zeigen auf ihren Handys Fotos von den kaputten Häusern. Vieles haben sie selbst repariert. Die Regierung hat Wellblech geliefert und Kredite ausgereicht. Nun zahlt man eben neben den Schulden für den Fernseher und den Kühlschrank auch die fürs Dach ab. Auf der Avenue Garzon sehe ich einen Krasz-Tieflader mit einem Stapel Wellblech. Größere Schäden haben noch immer die großen, futuristisch anmutenden (Sport-)Hallen. Hier konnte der Wind großflächig angreifen. Auch in San Pedrito sollen die Schäden immens gewesen sein. Ich hatte aber keine Zeit, in Rauls Lieblingsstadtteil zu laufen.
Dafür habe ich mit dem 24er Bus einen Ausflug ins Neubauviertel gemacht. Busse und Lastwagen sind nicht mehr so übervoll wie früher, so dass man sogar einen Sitzplatz bekommt. Für 0,20 Peso mit dem Bus bzw. einen Peso mit dem Lkw zurück zum Plaza de Marte - eine schöne Tour. Es ist viel gebaut worden. Aber wie viele Menschen beispielsweise in einer Zwei-Zimmer-Plattenwohnung leben müssen, ist für heutige deutsche Verhältnisse unvorstellbar. In einer Wohnung, die ich besuche, leben sechs Erwachsene und fünf Kinder. Fließend Wasser gibt es nicht, dafür stehen drei große rostige Fässer in der Küche. Das Wasser aus ihnen dient zum Waschen und Trinken. Damit wären wir schon beim Thema Hygiene. Überall, in Geschäften, Galerien, Gaststätten, Banken und auch vielen Wohnungen stehen Flaschen mit Wasser, Chlorwasser und Reinigungsmittel. Hat man Pech, muss man sich innerhalb einer halben Stunde ein halbes Dutzend Mal die Hände waschen lassen. Mitunter wird auch nur der Vorschrift genüge getan und macht kommt um die Säuberungsprozedur. Jedenfalls ist es lästig und ich habe desöfteren auf den Besuch von Geschäften verzichtet.
Mode sind zurzeit britischen Fahnen. Die Preise für USB-Sticks gefallen. Viele Häuser stehen einschließlich Molibiar zum Verkauf. Das Club-Restaurant am Hafen ist kaputt, wird aber offenbar wieder aufgebaut. Die Pesos-Biergärten dagegen existieren weiterhin und bieten für sechs Peso Bier vom Faß an, an das man sich nach dem zweiten Tag wieder gewöhnt hat. Auf dem Boulevard sind hübsche Chicas Mangelware – die seien alle in Europa schimpfen die Kubaner – dafür sind abends die meisten Bänke mit Schwulen besetzt.
Dann bittet unser Freund Reiner noch darum, die aktuellen Spritpreise bekannt zu geben. Benzin und Diesel kosten jeweils 1,20 Cuc. Ich habe diesmal den Service der Zubringerfahrt mit ihm von und nach Holguin genossen. Eine schnelle, sichere Fahrt und auch einen halben Tag Zeitersparnis gegenüber Viazul und Hotelbus.
Zitat von Jose Ramon im Beitrag #1
Auf dem Boulevard sind hübsche Chicas Mangelware – die seien alle in Europa schimpfen die Kubaner – dafür sind abends die meisten Bänke mit Schwulen besetzt.
danke Jose Ramon jetzt weiß ich ja was mich erwartet.
Zitat von Pauli im Beitrag #2Zitat von Jose Ramon im Beitrag #1
Auf dem Boulevard sind hübsche Chicas Mangelware – die seien alle in Europa schimpfen die Kubaner – dafür sind abends die meisten Bänke mit Schwulen besetzt.
danke Jose Ramon jetzt weiß ich ja was mich erwartet.
Die Normales Chicas möget ihr sowie so nicht
#4 RE: Santiago zum Jahreswechsel
Zitat von Jose Ramon im Beitrag #4
Hallo Pauli, kannst Dir ja ab Ende Januar die bunten Toilettenwagen in Trocha anschauen.
anschauen vielleicht,aber besser nicht benutzen.
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