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nach anderthalb Jahren in Havanna.....
nach anderthalb jahren havanna......
hat europa mich wieder (aber nur für kurze zeit), leben & arbeiten die letzten
1 ½ jahr in havanna gibt stoff für mindestens ein buch wie sich die meisten von euch lebhaft vorstellen können.
hier nur ein paar gedanken dazu.
bevor jetzt wieder viele losschreien, die negativen aus der ecke „haben wir doch gleich gesagt dass du es nicht länger aushältst“ oder die andern „wer solange in havanna bleibt hat ja wohl eine vollmeise“ – diese beiträge könnt ihr euch sparen.
ich hatte nie genau geplant wie lange ich bleiben will, bin sehr froh und dankbar dass ich diese erfahrung machen durfte, mein kubanisches carnet bekommt auch bestimmt einen ehrenplatz an der wand (falls ich mal wieder irgendwo länger bleibe und eine wand habe ;-)....
aber es war jetzt auch genug und ist zeit zu neuen abenteuern aufzubrechen. mein abschied zog sich über etwa zwei wochen party und ich werde kuba bestimmt in zukunft wieder besuchen aber das kapitel bleiben-leben-arbeiten habe ich gesehen.
rückblende: ich besuche kuba seit gut 10 jahren regelmässig und für länger, die meiste zeit in diesen jahren habe ich in trinidad und fernab vom yuma-leben verbracht und mich mit illegalen geschäftchen über wasser gehalten.
die letzten anderthalb jahre nun habe ich in havanna gelebt und für eine europäische firma (devisen gehalt...) legal gearbeitet…
daher kann ich im gegensatz zb. zu ELA keine aufregenden storys zu residencia-beschaffung u.ä. liefern, habe aber doch auch einige kuriositäten erlebt. carnet und permiso de trabajo gingen ganz flott aber alles andere war auch ein stetiger kleiner kampf.
an alle „möchte-gern-kuba-experten“ die nur paarmal im land waren, möchte ich gerne richten: es ist völlig anders wenn du wirklich hier lebst und pausenlos mit dem kubansichen alltag konfrontiert bist! es hat auch kaum viel gemeinsam mit aufenthalten von paar monaten mit gut gefülltem konto. ganz hier leben bedeutet auch dem kubanischen gesetz ausgeliefert zu sein mit rechten & pflichten wie ein cub, wobei sich dies bekannterweise in der realität vorallem auf pflichten und sehr wenig rechte reduziert.
ich habe in dieser zeit viel gelernt, cuba und havanna nochmal mit anderen augen kennengelernt und erfahrungen gesammelt die es mir wahrscheinlich möglich machen überall überlebensfähig zu sein....
am schluss bleibt eine bilanz aus gemischten gefühlen, wie diese ständige hass-liebe zu kuba viele von euch auch erleben. bitter ist, wer hier lebt und eine arbeit verrichtet die dem staat geld einbringt unterstützt das system, ob es einem passt oder nicht, da kommt man schon an die eigenen grenzen.
dass es an vielem fehlt und man stunden damit verbringt etwas zu suchen das man doch nicht findet ist nach wie vor eine tatsache und tagesfüllend. aber damit kann man einigermassen umgehen. immerhin gibt es gerade in havanna heute viel mehr zu kaufen als noch vor ein paar jahren, nur zu völlig überrissenden preisen. in supermärkten mit internationaler ware wie zb. im palco kann fast nur jemand mit diplomatengehalt sinnvoll einkaufen.
dass ich für die firma büromöbel, autos u.v.m. besorgte war auch eine erfahrung die mit einem ikea-besuch gar nichts gemeinsam hat. es ist nicht leicht zu verstehen dass man möbel die in einem legalen geschäft stehen nicht kaufen darf für eine ausländische firma die mit einer staatlichen agentur zusammenarbeiten muss. da wo es was gibt dürfen wir nicht und dort wo wir dürfen gibt es nichts.
die kubanische langsamkeit und orientierungslosigkeit in sachen service und kundenfreundlichkeit ist immer wieder für ein grosses fragezeichen gut. erträglich nur mit einer grossen portion gelassenheit und am besten man setzt ein schmunzeln auf. ein kleines aber typisches beispiel von letzter woche:
ich bezahle im kleinen supermarkt und frage höflich nach einer plastiktüte für meine einkäufe. verkäuferin sagt knapp und grimmig „no hay, no tengo“, sehr schön, ich lächle verständnisvoll und schicke ein „ich verstehe, aber ich brauche eine plastiktüte“ hinterher, sie schaut auf, nickt und sagt „ach so, ja dann, hier hast du eine“ greift unter den tisch und gibt mir aus einer grossen rolle eine normale kleine weisse plastiktüte von denen sie keine hat und es keine gibt! .........
kurz danach versuche in mein kubanisches bankkonto aufzulösen was hier natürlich auch in einen amtsaufwand von zwei tagen ausartet. Ich werde von bank zu bank und schalter zu schalter geschickt, mal fehlt die chica die als einzige den wichtigen stempel machen darf, mal fehlt der stempel zu der chica usw., am schluss fragt der schalterjunge mit dem letzten stempel nach meinem motivo, er bedaure aber er müsse genau angeben warum ich mein konto auflöse, ich gebe ihm freundlich auskunft, er grinst und meint „que suerte tu tienes pa irte mi hija, eso aqui no tiene esperanza ninguna“.
es ist genau diese grundstimmung die ich am häufigsten erlebe in meine engsten kubanischen umfeld. die hoffnung ist klein, der frust riesig. glaubt noch immer jemand es sei irgendetwas besser geworden seit raul ? wer in cuba leben muss sieht es gewiss nicht so. der wunsch zu gehen ist allgegenwärtig, alles geld, kraft, energie und der vielgepriesene ideenreichtum werden in dieses projekt gesteckt, sämtliche gefahren auf sich genommen.
ein guter kumpel hat es vor einem jahr geschafft, nach x-versuchen kam endlich mal eine lancha drüben an mit ihm, nun versucht er in miami auf die beine zu kommen. eine bekannte hat nach jahrelangem einreden einen kollegen soweit dass sie bald heiraten und ausreisen, es geht weder um liebe noch um viel geld, es ist ein gefallen unter freunden. wer hier bleibt (muss) schafft es nur mit finanzieller unterstützung von draussen wirklich einigermassen. ich hätte noch viele beispiele.
ich habe viele erfahrungen gewonnen in meinen anderthalbjahren havanna, ich möchte sie nicht missen. ich erkenne der mensch ist ein gewohnheitstier aber durchaus anpassungsfähig. man kann nervenstärke und geduld zumindest ein stück weit lernen, auf die gegebenheiten so gut eingehen dass man einigermassen damit klar kommt. man nimmt das typische an, dialekt, gestik, sogar bewegungen. nirgendwo sonst auf der welt würde ich dermassen aufrecht, langsam und mit viel hüftschwung gehen.... erstaunlich wie sogar meine kleidung manchmal zu eng, zu kurz und zu bunt ausfällt...ja frau passt sich an....
wer wegen der arbeit in havanna wohnen muss macht auch einiges mit in sachen wohnen, transport etc.
ich habe hier alles ausprobiert, vom illegalen-fast-umsonst-loch bis zum völlig überteuerten staatlichen appartment (für kubanische verhältnisse totaler luxus) und vom botero fahren für die 10peso nacional bis hin zum eigenen (firmen-)
auto, das war schon genial. sich mit einem fahrbaren untersatz flexibel durchs land bewegen zu können hat natürlich grosse vorteile. gross war auch das staunen bei den bekannten auf dem schwarzmarkt wenn ich dann plötzlich mit dem HK zum grosseinkauf kam hehe.....
ich freue mich nun auf freunde und kulinarische abwechslung in europa aber ich weiss schon sehr bald werde ich vieles vermissen aus meinem kubanischen leben, el calorcito de la habana.....todo el cubaneo.....das tanzen, das sein, das ständige „tengo que resolver“.......vermutlich werde ich in europa irgendwo aus purer gewohnheit nach der „guardabolsa“ fragen wenn ich in ein geschäft gehe oder „quien es el ultimo“ beim anstehen oder irritiert zur kenntnis nehmen dass einem die männer in europa nicht so gezielt ungeniert anstarren como en cuba.......ich hoffe ich verliere meinen teil cubaneo nicht völlig, es war ein privileg von vielen nicht als yuma behandelt zu werden. ich wünschte ich könnte die kubanische gelassenheit mitnehmen und gaaanz lang behalten bei allem was nun kommt.
bin mir noch nicht ganz im klaren über den titel meines kuba-buches.....
In Trinidad bist du nicht vergessen
Mein puro-lieferant fragte mich letztens nach der Alemana Claudia.
Vladimir, genannt Mayito.
Ich denke er meinte Dich?
Zitat von claudi
vorschlag für buchtitel ?
"Havanna aufrecht gelebt"
"Havanna unter den Tisch geschaut"
"Ralle, Raul und Revolutionsromatik"
"Der alte Mann und die Mähr"
Was soll es denn für ein Buch werden? Schreib mal und schick mir eine Leseprobe. Den Titel finden wir dann schon.
#8 RE: nach anderthalb Jahren in Havanna.....
Zitat von claudi
habe ich in havanna gelebt und für eine europäische firma (devisen gehalt...) legal gearbeitet…
daher kann ich im gegensatz zb. zu ELA keine aufregenden storys zu residencia-beschaffung u.ä. liefern,
....
an alle „möchte-gern-kuba-experten“ die nur paarmal im land waren, möchte ich gerne richten: es ist völlig anders wenn du wirklich hier lebst und pausenlos mit dem kubansichen alltag konfrontiert bist! es hat auch kaum viel gemeinsam mit aufenthalten von paar monaten mit gut gefülltem konto. ganz hier leben bedeutet auch dem kubanischen gesetz ausgeliefert zu sein mit rechten & pflichten wie ein cub,
Schöner Bericht. Nur sehe ich einen klitzekleinen Widerspruch. Wer wie du ein europäisches Gehalt und einen HK zur Verfügung hat unterscheidet sich in seinen Privilegien nicht sehr von einem Touristen mit dickem Geldbeutel. Ohne dir nahe treten zu wollen möchte ich behaupten, daß allein schon dadurch dein Aufenthalt dort im Hinblick auf Rechte und Pflichen und vor allem auf Entbehrungen immer noch relativ weit entfernt war von dem Alltag eines Normalkubaners.
#11 RE: nach anderthalb Jahren in Havanna.....
bericht sehr gut, aber es fehlen noch die raterías, el trapicheo,el engano permanente,aventuras nunca explicadas y romances acabados con enormes cuernos. dass die habaneros besonders geldgierig und superegonzentrisch sind, ist überall bekannt.interessant wäre es zu wissen, deine entäuschungen bezüglich kontakt-personen, wie du xzig mal geklaut und veräppelt wurdest.
dankeschön, nein santiago war ich länger nicht mehr. meine arbeit hat sich auf havanna konzentriert und privat war ich nach wie vor wann immer möglich in trinidad, de corazon soy trinitaria ! klar, ELA, ich hatte viel bessere bedinungen als ein durchschnittskubaner, ich bezog mich auf den durchschnitts-besucher, resp. langzeit-aufenthalter. ich bin mir bewusst dass ich privilegien geniessen durfte, trotzdem war der harte alltag ganz nah und täglich spürbar. ich hatte stets mehr moneda nacional dabei als cuc......
Zitat von el loco alemán
Ohne dir nahe treten zu wollen möchte ich behaupten, daß allein schon dadurch dein Aufenthalt dort im Hinblick auf Rechte und Pflichen und vor allem auf Entbehrungen immer noch relativ weit entfernt war von dem Alltag eines Normalkubaners.
den du natürlich super beurteilen kannst, gelle?
bericht sehr gut, aber es fehlen noch die raterías, el trapicheo,el engano permanente,aventuras nunca explicadas y romances acabados con enormes cuernos. dass die habaneros besonders geldgierig und superegonzentrisch sind, ist überall bekannt.interessant wäre es zu wissen, deine entäuschungen bezüglich kontakt-personen, wie du xzig mal geklaut und veräppelt wurdest.
ja el-che, das ist teil des buches , muss den engano permanente ja auch erstmal etwas verdauen und die ganzen eindrücke verarbeiten, ein teil davon wird sicher auch wieder hier auftauchen
#16 RE: nach anderthalb Jahren in Havanna.....
Zitat von el-che
bericht sehr gut, aber es fehlen noch die raterías, el trapicheo,el engano permanente,aventuras nunca explicadas y romances acabados con enormes cuernos
Mir gefällt der Anfang deines Berichtes auch sehr gut und ich hoffe auf Fortsetzungen, dann kommen vielleicht auch noch ein paar dieser Aspekte hinzu, aber hoffentlich vor allem viele schöne und lustige Erfahrungen a lo cubano.
Zitat von LuzZitat von el loco alemán
Ohne dir nahe treten zu wollen möchte ich behaupten, daß allein schon dadurch dein Aufenthalt dort im Hinblick auf Rechte und Pflichen und vor allem auf Entbehrungen immer noch relativ weit entfernt war von dem Alltag eines Normalkubaners.
den du natürlich super beurteilen kannst, gelle?
Wenn ELA Recht hat, hat er Recht
#18 RE: nach anderthalb Jahren in Havanna.....
Zitat von el-che
dass die habaneros besonders geldgierig und superegonzentrisch sind, ist überall bekannt..
cuantos habaneros tu conoces personalmente ???
yo no hablo de putas ,jinetreos,pinqueros,chulos ,maricones y faranduleros !!
en la Habana hay mas de 2 millones de Habitantes y yo te aseguro que mas del 70%
son gente normales que luchan dia a dia y no han perdido ni un segundo la Ternura
son gente alegre que pese a todas las adversidades sigue sonriendo
por supuesto que tambien hay otro tipo de gente como en todas partes !
estoy hasta los cojones que ustedes los que van 2 veces al año por 2 semanas a cuba piensan que se la saben todas
y que conocen a los cubanos
ehemaliges mitglied
(
gelöscht
)
#20 RE: nach anderthalb Jahren in Havanna.....
Zitat von kubanonZitat von LuzZitat von el loco alemán
Ohne dir nahe treten zu wollen möchte ich behaupten, daß allein schon dadurch dein Aufenthalt dort im Hinblick auf Rechte und Pflichen und vor allem auf Entbehrungen immer noch relativ weit entfernt war von dem Alltag eines Normalkubaners.
den du natürlich super beurteilen kannst, gelle?
Wenn ELA Recht hat, hat er Recht
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Fehlt natürlich wieder die Aussage was denn ein "Normalkubaner" ist? Ein "Normalkubaner".Wer das wohl beurteilen kann was ein "Normal u. ein Abnormalcubaner" ist.
Ich fand den kurzbericht gut und würde gerne mehr davon lesen. An einem 20er für eine gebundene Ausgabe sollte es nicht scheitern und "Der Alte Mann und die Mähr" finde ich schon prickelnd. Schade das das Buch schon vor der ersten Zeile damit auf dem Index steht.
Wenn die Papierqualität stimmt, die Seiten gut abtrennbar, ein wenig saugfähig, die Kanten gerundet... persönlich bevorzuge ich ja Goldschnitt... die Tinte wenig färbt, könnte auch Cien Horas con Claudi eine Alternative sein. 814 Seiten sollten es jedoch dann schon sein.
#21 RE: nach anderthalb Jahren in Havanna.....
#23 RE: nach anderthalb Jahren in Havanna.....
Zitat von pedacito
Nun, das erste, was du als Tourist von einem wohlwollenden Kubaner hörst, ist doch: Vertraue niemandem!
Und traust du den wohlwollenden Kubaner ???
alles Quatsch ,selbsverständlich kann mann einigen Trauen ,anderen nicht
ich dénke das Problem ist ein Anderes und zwar die meisten Europär werden warscheinlich NIE die Cubis verstehen.
ehemaliges mitglied
(
gelöscht
)
#24 RE: nach anderthalb Jahren in Havanna.....
el tipo lo siento por ti,pero esa es la misma canción de siempre. "nunca conocerás el alma cubana". mis respetos y admiración, pero no creas que con eso los intrusos turistas se chupan el dedo. tan difícil no es discernir entre unos y otros. naturalmente que no se puede juzgar a todos por el mismo rasero....pero existen connotaciones típicas indiscutibles,quiero decir con esto que tu también deberás respetar la opinión de los demás,máxime cuando ésta es relativamente generalizada. no te pongas bravo y saludos
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