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Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
Ponte - Oder die Vermarktung der Ruinen geht weiter...
In Antwort auf:
9. Juni 2008, 04:00 Uhr
Von Britta Bode
Ganze Arbeit, Fidel: Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
Antonio José Ponte rechnet mit den Schwärmern ab, die mit verklärtem Blick auf sein Land blicken, und rekonstruiert die Geschichte einer Zerstörung
[...]
http://www.welt.de/wams_print/article215...ufen_macht.html
#2 RE: Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
habe die rechte bevor sich wieder jemand beschwert,
FEUILLETON Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.06.2008, Nr. 150, S. 36
Literatur
Ruinen schaffen ohne Waffen
Ausblicke von Kubas Eiffelturm: Antonio José Pontes zornig-satirische Abrechnung mit dem moralischen Fundamentalismus der Revolution ist zugleich eine unerwartete Eloge auf die Rückkehr der Fiestas nach Havanna.
Auch Havanna hat sein Stasi-Museum. Wer dort allerdings Aufschluss über die Bespitzelung der Bürger erhalten möchte, über willkürliche Verhaftungen, Folter oder auch nur einen Hinweis auf die zahllosen Aktenkilometer, die ein halbes Jahrhundert der Volksüberwachung durch das kubanische "Ministerio del Interior" zusammentrug, sucht vergeblich.
Schmuggelt man sich hingegen, wie "Der Ruinenwächter von Havanna" aus Antonio José Pontes gleichnamigem Buch, verkleidet als solidaritätsbewegter Revolutionstourist in das Museum ein, kann man dort, zwischen Konsternierung und Kicherreiz schwankend, Beweise für Glanz und Gloria der kubanischen Sicherheitsbehörden finden: Fotos von vorbildlichen Hotelvollzugs-Gefängnissen mit glücklich zu staatstragenden Bürgern geläuterten Häftlingen; heldenhafte Zeugnisse aus dem Kampf gegen den Terror des "Yankee-Imperialismus" - und leibhaftig sogar den einst ruhmreichen, mittlerweile ausgestopften deutschen Schäferhund, der zu Lebzeiten als bester Freund des Revolutionspolizisten noch den letzten konterrevolutionären Konspirator aufspürte. Er hieß übrigens Dan. Der Hund, nicht der Verschwörer, versteht sich.
Vor allem aber fällt dem Undercover-Besucher aus Pontes Buch dort eine bange Erkenntnis wie Schuppen von den Augen: dass nach einem plötzlichen Ende der kubanischen Revolution ein Stasi-Museum mit umgekehrten Vorzeichen oder eine karibische Birthler-Behörde, die den Verfolgten Aufschluss über Identität und Arbeitsweise ihrer Peiniger und Spitzel bietet, nie existieren wird. Denn Kuba ist das einzige Land des Ostblocks, das sich in die digitale Ära hinüberretten konnte. Und so werden sich alle inzwischen elektronisch archivierten Akten per Knopfdruck in Sekundenschnelle selbst vernichten. Kollektive Amnesie durch eine Festplattenformatierung.
Dieser gespenstische "Besuch im Geheimdienstmuseum" bildet das Schlusskapitel von Pontes Buch - und zugleich seinen unausweichlichen, ebenso phantasmagorischen wie bedrückend realen Fluchtpunkt. Bis in dies Ende zwischen Realsatire und Sciencefiction hinein widersetzt es sich der Kategorisierung: essayistischer Roman? Halbfiktionaler Essay? Autobiographie? Oder tragikomische Chronik einer untergegangenen Utopie oder eines Überwachungsapparats, der so sehr zur Karikatur seiner selbst geworden ist, dass er von ganz allein die Grenze zwischen Fiktion und Realität bricht?
Im Zentrum der Handlung steht jedenfalls eine Figur, die recht deutlich die Züge des Autors Ponte trägt. International hoch angesehen und häufig als Gast ins Ausland geladen, wird er zugleich von den kubanischen Behörden gehasst und gefürchtet: auf Grund seiner "ideologischen Diversion" und seiner "feindlich-negativen" Äußerungen, aber auch wegen seiner Weigerung, mit den Überwachungsbehörden zusammenzuarbeiten. So trachten diese danach, den Querkopf sozial zu isolieren - mit Erfolg. Ihn schließt sogar der Schriftstellerverband aus. Im offiziellen Jargon freilich heißt das "deaktivieren", denn man mag die Unesco-Förderung als Nichtregierungsorganisation nicht aufs Spiel setzen.
In einem neofeudalen System, das darin der mittelalterlichen Stände- und Zunftordnung gleicht, ist derjenige, der keinem staatlichen "organismo" mehr angehört, sozial gestorben; er existiert nicht mehr, hat im Inland keine Rechte mehr, darf aber auch nicht ins Ausland reisen. Doch was die Behörden ratlos macht: Auch wenn sie alles daransetzen, dem Erzähler das Leben in Kuba so unbequem zu machen, dass er freiwillig geht, zieht es ihn immer wieder magnetisch nach Havanna zurück. Die Suche nach Erklärungen für dies Paradox bildet das Leitmotiv des Buches. Eine Lösung sucht der Erzähler etwa, indem er in die Maske Guy de Maupassants schlüpft. Obwohl dieser eine militante Kampagne gegen den Bau des Eiffelturms angezettelt hatte, war er schließlich ein Dauergast des verhassten Bauwerks. Seine Begründung: Der Eiffelturm "sei der einzige Punkt der Stadt, von wo aus man den Eiffelturm nicht sehen könne". Nicht anders geht es dem Erzähler: "Genau wie bei Maupassant in der Anekdote war mein Verbleib in Kuba von dem Wunsch diktiert zu vergessen. In Kuba sah ich Kuba nicht."
Jenseits der Verbiesterung, die politische Abrechnungen von Dissidenten zuweilen an sich haben, schwingt das Buch sich zu einer irrwitzigen, zuweilen unbändig komischen Maskerade voller Esprit und überraschender Wendungen auf. Ponte scheint geradezu Vergnügen daran gefunden zu haben, mit der allgegenwärtigen Überwachung zu spielen, sich selbst hinter ständig wechselnden Rollen zu verstecken, in mäandernden Exkursen, scheinbar peripheren Episoden, die insgeheim doch das Herz der Handlung bilden. So etwa treten uns als Protagonisten der Handlung Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir entgegen, wie sie kurz nach der siegreichen Revolution zweimal im Abstand von wenigen Jahren die Hauptstadt Havanna besuchen - und dabei Zeuge des plötzlichen Verschwindens der Bordelle und Vergnügungen werden. Oder eine Gruppe von Filmemachern, die im Jahre 1962 von den Behörden dafür bestraft werden, dass sie schwarze Hafenarbeiter beim Trinken und Tanzen filmten. Oder Wim Wenders und Ry Cooder beim Dreh von "Buena Vista Social Club". Dessen Musiker schrammeln zugleich den Soundtrack einer Wirtschaftskrise, die mitten in den von Stromsperren verdunkelten Nächten Havannas nach Jahrzehnten revolutionärer Sittenstrenge plötzlich wieder bunte Motten um das Licht der alleine noch erleuchteten Hotelbunker für ausländische Devisenbringer schwirren lässt: die "Jineteros" - die "einzigen wahren Ästheten der Revolution", die für ein wenig Schönheit und Luxus bereitwillig ihren Körper hingeben.
Seinen wahren Seelenverwandten findet der Erzähler jedoch bei Graham Greene: den Staubsaugerverkäufer Wormold aus dem Roman "Unser Mann in Havanna". Wie dessen Zeichnungen von zeitgenössischen Nachkriegsstaubsaugern für die Geheimdienste zu Planskizzen gigantesker Raketenbasen werden und Wormold in die Fänge des hobbyfolternden Hauptmanns Segura gerät, wie die Obrigkeit schließlich Opfer der eigenen Paranoiamaschine wird und nicht vor Morden an Unschuldigen haltmacht - all dies wirkt wie ein verzerrtes Ebenbild der eigenen Existenz Pontes, der von den Behörden als Spion der CIA und ganz und gar ironiefrei als deren "Mann in Havanna" bezichtigt wird.
Was all diese erzählerischen Masken verbindet: Sie sind Element einer Art ebenso bizarrer wie brillanter Kulturgeschichte der Überwachung in all ihren grotesken Facetten. "La fiesta vigilada" ("Das überwachte Fest") heißt nicht zufälligerweise das Werk des Erzählers, Lyrikers und messerscharfen politischen Analytikers Ponte im spanischen Original. Ihr intellektuelles Herzstück ist dabei in Pontes Theorie der allenthalben in Havanna wuchernden Ruinen zu finden. Dieser ist der deutsche Titel des Buches geschuldet. Vorgeblich als Exkurs gehalten, ist Pontes "Parenthese der Ruinen" in Wahrheit der dramaturgische Höhepunkt des Buches.
Anders als in den Theorien Benjamins oder Simmels ihrer ästhetischen Idealität entkleidet, werden Ponte die bewohnten Ruinen seiner Stadt zum Sinnbild des gesellschaftlichen und politischen Verfalls des Landes. "Ruinen schaffen ohne Waffen" lautete ein satirischer Slogan in der verflossenen DDR. Er könnte heimliches Leitmotiv Pontes sein, der sich voll Ironie selbst die Berufsbezeichnung "Ruinologe" gibt. Denn um den künstlichen Kriegszustand zu legitimieren, der mit Warnungen vor einer amerikanischen Invasion seit einem halben Jahrhundert aufrechterhalten wird, müsse die Stadt, so Ponte, aussehen, als wäre sie bereits bombardiert worden. Schließlich stößt der Erzähler auf einen Satz seines vorrevolutionären Alter Ego, der die scherenschnitthafte Analogie von Sozialismus und Ruinenbau selbst subvertiert: "Es war an der Zeit, dachte Wormold, seine Sachen zu packen und die Ruinen Havannas zu verlassen."
Vielleicht war es Ponte beim Schreiben nicht bewusst, dass er sich damit das Stichwort für seine eigene Zukunft gab. Wenige Monate nach dem Fertigstellen ausgerechnet des Manuskripts, das sein Bleiben in Kuba zu ergründen versuchte, verließ auch er die Ruinen Havannas. "Für immer", wie offizielle Stellen das zu nennen pflegen. Doch als Erbe der Ruinologen früherer Epochen besitzt Ponte wohl zumindest die Zuversicht, dass ein vom Menschen gebautes "Immer" nur von beschränkter Dauer ist. Oder, wie sein barocker Ahne es ausdrückte: "Nichts ist / das ewig sey / kein Ertz / kein Marmorstein."
FLORIAN BORCHMEYER
Antonio José Ponte: "Der Ruinenwächter von Havanna". Aus dem kubanischen Spanisch übersetzt von Sabine Giersberg. Verlag Antje Kunstmann, München 2008. 234 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. (c) F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zitat von pepino
Alle Rechte vorbehalten. (c) F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Alle Rechte by pepino
sag ihnen sie sollen (c) F.A.Z. streichen
hab nur geschrieben das ich das recht habe das hier zu veröffentlichen
Von wem?
Von der FAZ oder von Herrn Borchmeyer?
Von deinem Regisseur sicher, da er es geschrieben hat.
Aber von der F.A.Z.???
santiaguero aleman
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#6 RE: Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
Don Arnulfo
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#7 RE: Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
Zitat von santiaguero aleman
Hier wird ja wieder gelöscht was das Zeug hält.
PS: Ist das hier ein Gurkenschutzverein?? Die EU-Gurkenverordnung soll ja nun auch wieder geändert werden.
hast Du noch nicht die Werbung "mach´s mit" gesehen dort ist doch so eine Gurke mit übergestülpten Verhüterli zu sehen
Also ein Gurkenschutz
santiaguero aleman
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#9 RE: Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
Don Arnulfo
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#10 RE: Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
Zitat von santiaguero aleman
Ich hab aber nicht doppelt gepostet.
Ne aber Dein Posting bezog sich halt auf das Doppelposting (welches durch ein doppeltes klicken auf "Beitrag speichern" ausgelöst wird) und hatte nach dem Löschen des Doppelposting seinen Bezug verloren. Sollte es so bezugslos hier im Forum "rumgammeln"?
santiaguero aleman
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#12 RE: Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
Zitat von dirk_71Zitat von santiaguero aleman
Ich hab aber nicht doppelt gepostet.
Ne, aber Dein Posting bezog sich halt auf das Doppelposting (welches durch ein doppeltes klicken auf "Beitrag speichern" ausgelöst wird) und hatte nach dem Löschen des Doppelposting seinen Bezug verloren. Sollte es so bezugslos hier im Forum "rumgammeln"?
Komma fehlte!!
Diese Löschfritzen!!
ein doppeltes klicken
das Klicken
Wenn schon, denn schon
halt
nutzloses Füllwort
das unbekannte Mitglied
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#14 RE: Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
Zitat von santiaguero aleman
Hier wird ja wieder gelöscht was das Zeug hält.
PS: Ist das hier ein Gurkenschutzverein?? Die EU-Gurkenverordnung soll ja nun auch wieder geändert werden.
..tatsächlich? Dürfen Gurken künftig wieder Geschmack haben, ist GERADE nicht mehr oberstes EU-Diktat ?
santiaguero aleman
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#16 RE: Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
Zitat von KaroZitat von santiaguero aleman
Hier wird ja wieder gelöscht was das Zeug hält.
PS: Ist das hier ein Gurkenschutzverein?? Die EU-Gurkenverordnung soll ja nun auch wieder geändert werden.
..tatsächlich? Dürfen Gurken künftig wieder Geschmack haben, ist GERADE nicht mehr oberstes EU-Diktat ?
Es soll auch wieder krumme Gurken geben. Frag mal lieber pepino. Er muß sich da auskennen. Seit wann hat eine grüne Salatgurke Geschmack?
Mir schmecken nur eingelegte Gurken.
.
Übrigens werden kubanische Ruinen nicht bloß von dt. Filmemachern und kubanischen Exilanten vermarktet, auch die kubanische Regierung hat inzwischen den Trend erkannt und so entstehen landesweit neue Discos, Casas de la Musica, Restaurantes usw. in beinahe naturbelassenen Ruinen, dort kann dann Tourist im original Ambiente den "morbiden Charme" eines vom bloqueo gebeutelten Kubas genießen, gegen devisa selbstverständlich...
#19 RE: Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
santiaguero aleman
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#20 RE: Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
santiaguero aleman
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#22 RE: Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
Don Arnulfo
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#23 RE: Wie man aus einem Land einen Trümmerhaufen macht
Zitat von Moskito
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Übrigens werden kubanische Ruinen nicht bloß von dt. Filmemachern und kubanischen Exilanten vermarktet, auch die kubanische Regierung hat inzwischen den Trend erkannt und so entstehen landesweit neue Discos, Casas de la Musica, Restaurantes usw. in beinahe naturbelassenen Ruinen, dort kann dann Tourist im original Ambiente den "morbiden Charme" eines vom bloqueo gebeutelten Kubas genießen, gegen devisa selbstverständlich...
ach gab´s bereits 1977, da war ich im Restaurant "Las Ruinas" in Havanna. Habe gehört, das gibt es immer noch.
Also, alles Trittbrettfahrer neuerdings
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