Der Alte, die Macht und die Insel

14.08.2002 21:16 (zuletzt bearbeitet: 14.08.2002 21:30)
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#1 Der Alte, die Macht und die Insel
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Anbei nachträglich zum Geburtstag des Maximo Líder ein Porträt Kubas unter Castro: (aus der Sicht eines Oppositionellen - des kubanischen Biographen und Exilautors Carlos Alberto Montaner)

Der Link "ABC " - spanische Zeitung

http://abc.es/Internacional/noticia.asp?id=120966&dia=13082002

Und die Übersetzung:

Der Alte, die Macht und die Insel
von Carlos Alberto Montaner

Heute wird Fidel 76 Jahre alt. Er ist alt und krank, redet ohne Unterlass, wie er es immer gemacht hat, aber nun schleichen sich einige Inkohärenzen in dieses verbale Martyrium, und einige merkwürdige Kunststücke seines lockeren, rebellischen künstlichen Gebisses.
Es gibt keine Zweifel: Er ist senil. Hat sich diese Prachtexemplar eines Mannsbildes in einen schwachen Diktator verwandelt? Ich fürchte nein. Seine Macht ist noch intakt. Niemand in der Regierung und nicht einmal seine Familie - Schwiegersöhne, Enkel - nehmen ihn ernst, aber niemand wagt ihm in der Öffentlichkeit zu widersprechen. Hinter vorgehaltener Hand machen die Arbeiter nichts anderes als sich über die schwierigen Bedingungen, unter denen sie arbeiten und über die Misere, in der sie leben, zu beklagen, aber niemandem fällt es ein, einen Streik zu organisieren oder zu protestieren. Die Akademiker, überzeugt davon, dass Kuba ein Land ohne Zukunft ist, träumen davon ins Ausland zu gehen, aber niemals erheben sie ihre Stimme, um gegen die Situation der Angst und Verzweiflung in der sie leben, anzugehen. Es sind nur eine Handvoll von Dissidenten, permanent von der Polizei überwacht und drangsaliert, welche den Mut haben, das auszusprechen, was dort passiert. Sie machen dies ohne grossen Erfolg.

Das Mysterium der Macht
Dieses Phänomen muss erklärt werden. Wie kann eine greise Person, mit offensichtlichen Zeichen des Verfalls, ein Volk kontrollieren und es an den Abgrund führen? Vor einigen Wochen gelang es Castro wieder einmal das halbe Land für Aufmärsche und das Brüllen von Parolen zu mobilisieren. Danach unterzeichneten neun Millionen von den elf Millionen Kubanern eine flammende orthodoxe kommunistische Petition. Der Kommunismus - so hat es Fidel in die Gesetzesvorlage schreiben lassen - ist das Ziel der Geschichte. Kuba wird für alle Zeiten kommunistisch bleiben. In Havanna begann man von "Fukucastro" zu sprechen. Andere bevorzugten "Castruyama". (Joaquin: Anspielung auf den aus dem Amt gejagten ehemaligen peruanische Präsidenten Fujimori) Trotz dieser Scherze ist es wahr, das Millionen von Kubanern einen Text unterzeichneten, den sie nicht glauben. Später sahen und hörten sie im Fernsehen die hysterischen und einstimmigen Äußerungen der Parlamentarier hinsichtlich dieses totalitären Einheitsbreis. Auch Silvio Rodriguez, der Liedermacher von das "Blaue Einhorn" (Joaquin: populäre kubanische Schlager; Inhalt: Verteidigung der Revolution), stimmte ein. Eine anonymes Schreiben wurde (später) auf dessen Sitzplatz gefunden: "Die Unterwürfigkeit dieses Typs war so gross, dass er in seiner letzten Agonie noch sagte, dass er glaubt, das Einhorn sei rot." Die Polizei ermittelt ...
Der Schlüsse zu dieser unbeschränkten und zügellosen Macht liegt in der Persönlichkeit Castros und in der Form, mit der sich dieser Diktator mit den Strukturen der Macht und dem Volk verbindet.
Das erste war die physische Einschüchterung. Castro war größer und korpulenter als die meiste Kubaner und seit seiner Jugend pflegte er ein Art martialische und prahlerische Blutrünstigkeit. Mit 18 Jahre versuchte er seinen Mitstudenten Leonel Gómez zu töten, in dem er ihn "wegen Verrat" anschoss und erheblich verwundete. Zu diesem Charakterzug kam eine politische Komponente. Von den Anfängen der Revolution an, der Periode in der Sierra Maestra, setzte sich Castro aufgrund eines Artes Machorechtes an die Spitze seiner Männer. Er war immer eine Spur kaltblütiger und fordert eine bedingungslose und archaische Unterwerfung unter das "Alpha-Tier". Das entspricht durchaus der Tradition des Landes, welches die Werte des Machismo und des Kriegers pflegt.
Wenn er mit Untergebenen zusammen ist, welche diese Art des hierachischen Vorrechtes nicht akzeptieren, wie zum Beispiel Hubér Matos, sind der Bruch und die Auseinandersetzung unvermeidlich. Es gab und es gibt nur eine Art sich Castro anzunähern: den Kopf senken und ohne Widerspruch zu handeln, ohne eine Abweichung und ohne das leiseste Anzeichen von Unabhängigkeit, ihm immer eine Spur von übernatürlicher Genialität und Allwissenheit zubilligend.

Das Recht auf Tod und Leben
Um diese enormen Machfülle zu behalten braucht es mehr als die Fähigkeit und den Willen zur Einschüchterung. Castro lernte von Macchiavelli, dass der Fürst das Monopol der letztendlichen Macht haben muss. Er behält sich das wichtigste Attribut dieser Macht vor: töten zu lassen. Castro ist der einzige Kubaner, der das Leben seiner Landsleute auslöschen oder der einem seiner Schergen erlauben kann, jemanden umzubringen. Im Argentinien oder Chile der Diktatur konnte ein einfacher Kommandant diese Entscheidung treffen. In Kuba ist dies undenkbar, weil Castro überzeugt ist, dass dieses Privileg, dieses wichtigste Symbol der Macht, - über fremdes Leben zu entscheiden - nur ihm zusteht. Dies trifft sowohl auf die Kubaner zu, die er auf der Insel erschiessen liess - wie General Arnado Ochoa, Oberst Tony de la Guardia und andere - als auch auf solche, welche seine Geheimagenten im Ausland ermordeten: Aldo Vera, José de la Torriente, Rolando Masferrer. Seine Überlegungen sind klar: an dem Tag, an dem ein Militär ohne seine vorige Zustimmung töten kann, kann er selbst, Castro, das nächste Opfer sein.
Das Gegenstück zu diesem finsteren Recht über den Tod ist das Recht über das Leben. Was ist das? Castro ist derjenige, der Vergünstigungen und Privilegien verteilt. Niemand der nicht das Wohlwollen von Fidel hat, kann einen auch nur einen mittelmäßig wichtigen Posten besetzen. Und wenn eine Person, wie es mit Robaina passiert ist, diese göttliche Gunst verliert, verwandelt er sich umgehend in einen Paria. Aus diesem Grunde gibt es in Kuba keine Machtzentren. Um Teil des Staatsapparates zu sein, muss man immer einen totale Loyalität zum Kommandanten zeigen. Man kann ein falscher Marxist sein wie Abel Prieto, man kann die Rolle eines faden Bürokraten annehmen wie Carlos Lago; man kann ein schillernde Figur sein wie Felipe Pérez Roque; Aber was man immer und jederzeit muss, auf überschwengliche Weise, ist Fidel-Anhänger. Was heisst das? Ganz einfach, es bedeutet die Worte des Kommandanten zu irgendeiner Sache aufzunehmen und zu wiederholen, und wenn der "Maximo Líder" es getan hat, auch bereit zu sein, seine Meinung zu ändern.
Fidel-Anhänger heisst die Fähigkeit zum eigenen Denken aufzugeben und in den Chor der Schmeichler einzustimmen.
Daraus resultieren die Privilegien: Die Luxus-Rolex, die Autos, die Wohnungen. Sogar das Essen: die Mitglieder des Zentralkommitées, zum Beispiel, erhalten pünktlich einen Korb mit Milch, Fleisch, Früchten und Gemüse die eine speziell für diesen Zweck arbeitende Farm produziert.

Die erworbene Wehrlosigkeit
In Kuba gibt es keine Institutionen, welche unabhängig vom Wille Castros funktionieren, es gibt keinen Politiker oder Funktionär, der Macht hat, die Castro ihm nicht delegiert hätte und die ihm dieser nicht wieder entziehen könnte, wenn er wollte. Und zu dieser Tatsache kommt noch die konstante Präsenz der Geheimpolizei, deren Zahl nach Angaben von Deserteuren auf ca. 60.000 geschätzt wird. Dies bedeutet dass es niemand von Bedeutung gibt, auf dessen Kopf nicht die Auge eines Spions gerichtet sind oder zu dem in irgendeinem Archiv nicht ein ausführlicher Bericht existiert. Fakten die ein gut informierter Kubaner nicht ignoriert und die zu einem Klima des Misstrauens und der Paranoia beitragen, welches zu einer völligen Erstarrung führt. Wie kann (dabei) man denken, dass Kritik nicht gleich Provokation ist? Wie kann man die Möglichkeit der Rebellion glauben wenn die gesamte Gesellschaft und unveränderliches unterwürfiges Verhalten zeigt?
Ein brillanter Priester, José Conrado, der dieses Phänomen studiert hat, kommt zu dem Schluss , dass die Kubaner von ihrer Kindheit an, das Syndrom "der erworbenen Wehrlosigkeit" aufnehmen und zeigen. Dies heisst, die melancholische Überzeugung, dass sich nichts ändern kann, dass es keine gemeinsames Aufbegehren geben kann, und das angesichts dieser Realität vernünftig ist, die zynische Haltung des Gehorsams und des Simulierens von Militanz zu zeigen, die notwendig ist, um inmitten von Zwang und Not zu überleben.

Nach dem Kommandanten
Wie lange wird diese Farce dauern? Das wahrscheinliche ist, dass nach dem Tod von Fidel Castro der Alptraum enden wird. Lüge ist unangenehm und das Leben damit zu verbringen eine Rolle vorzutäuschen kann schmerzhaft sein. Carl Rogers, der grosse amerikanische Psychologe, führt das Auftreten von Neurosen auf den Widerspruch zurück zwischen dem, was man glaubt, was man sagt und was man tut. Mag sein. Vielleicht kann man so erklären, dass Kuba die höchste Sebstmordrate der Welt aufweist.
Vor mehr als zwanzig Jahren, als Reinaldo Arenas von Kuba fortging, formulierte er eine schöne und traurige Antwort, die unvergesslich ist. Man fragte ihn: "Warum haben Sie Ihr Land verlassen?"
Er antwortete: "Weil ich endlich mein wahres Gesicht zeige wollte."

Übersetzung: Joaquin

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14.08.2002 21:39 (zuletzt bearbeitet: 14.08.2002 21:41)
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#2 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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( Gast )
Gracias Joaquim,
das was du im allgemein hier an Meldungen bringst gehört zum gehobenes Niveu.. Bleib sauber, halte die Hören Steif und mach weiter so.
Saludos


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14.08.2002 22:03
avatar  jeff
#3 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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spitzen Mitglied
In meinen Augen eine nüchterne und weit gehend von übler Polemik freie Analyse. Bin am Schluß über folgendes gestolpert:
In Antwort auf:
Vielleicht kann man so erklären, dass Kuba die höchste Sebstmordrate der Welt aufweist.

Hat da wieder ein debiler Mensch Statistiken erfunden? Und hat er das vielleicht sogar in diesem Forum gelernt?

Joaquin, herzlichen Dank für die Übersetzung!


Rettet dem Dativ!


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14.08.2002 22:34 (zuletzt bearbeitet: 14.08.2002 22:35)
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#4 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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( Gast )
In Antwort auf:
Er ist alt und krank, redet ohne Unterlass, wie er es immer gemacht hat, aber nun schleichen sich einige Inkohärenzen in dieses verbale Martyrium, und einige merkwürdige Kunststücke seines lockeren, rebellischen künstlichen Gebisses.


Buenas,

erst mal vielen Dank für die Übersetzung. Ist nur komisch das man dies erst nach fast 50 Jahren feststellt. In Deutschland reden die Möchtegern-Politiker doch schon bevor sie Politiker werden ähnlichen Quatsch. Eins ist ihnen zu Gute zu halten. Sie reden keine 7-8 Stunden.



Uwe

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14.08.2002 22:46
avatar  Alfred
#5 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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spitzen Mitglied
In Antwort auf:
Sie reden keine 7-8 Stunden.

Die Zeiten sind vorbei, aber vier schafft ER noch

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15.08.2002 03:41
#6 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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Rey/Reina del Foro

und wenn der alte meister dann mal den löffel abgegeben hat, werdet ihr euch alle wundern, was danach passiert. nämlich nichts von dem, was sich diese selbst ernannten dissidenten erträumen.

e-l-a

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15.08.2002 08:11
avatar  PeterB
#7 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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Forenliebhaber/in
Ich werd da sein..
pb

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15.08.2002 08:29
avatar  ( Gast )
#8 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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( Gast )
joaquin, das ist ein faszinierender Bericht. Dass Kuba die höchste Selbstmordrate der Welt hat, wusste ich auch nicht. Und das in einem Land, das bei Touristen wegen seiner Musik und seiner Lebensfreude so beliebt ist ...

Elisabeth 2

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15.08.2002 09:23
avatar  jeff
#9 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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spitzen Mitglied
In Antwort auf:
Dass Kuba die höchste Selbstmordrate der Welt hat, wusste ich auch nicht.


Achtung Elisabeth, das ist erstmal nur eine Behauptung, keine Tatsache. Vielleicht kann das ja jemand widerlegen oder auch untermauern.


Rettet dem Dativ!


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15.08.2002 10:06
avatar  pedrito
#10 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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Cubaliebhaber/in
extrem hohe Selbstmordraten sind mir eher aus Russland, Iran und Samoa bekannt.


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15.08.2002 10:46
avatar  Locke
#11 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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super Mitglied
Besonders der Abschnitt zur erworbenen Wehrlosigkeit hat m.E. Parallelen zur ostdeutschen Vorwendezeit. Auch hier hat die Staatssicherheit zur Erstarrung und Fassungslosigkeit beigetragen. Gott sei Dank gab es Dissidenten, die sich unter Einsatz ihrer Persönlichkeit engagiert haben!

Danke für die Übersetzung!

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15.08.2002 12:22
#12 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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Rey/Reina del Foro

In Antwort auf:
Gott sei Dank gab es Dissidenten, die sich unter Einsatz ihrer Persönlichkeit engagiert haben!

die aber allesamt mittlerweile entweder ins soziale abseits und in die bedeutungslosigkeit versunken sind oder sich in den etablierten opportunistischen einheitsparteien der brd-mitte ihr pöstchen gesichert haben.
die revolution frisst ihre kinder. wie immer.


e-l-a

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15.08.2002 12:53
avatar  pedrito
#13 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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Cubaliebhaber/in
Hier eine Statistik der WHO über Todesursachen in Cuba:
http://www3.who.int/whosis/whsa/whsa_table1_process.cfm?path=whosis,whsa,whsa_table1,endpoint&language=english

und hier die Selbstmordraten in Europa:
http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/tabellen/selbstmorde_europa.html

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15.08.2002 13:38 (zuletzt bearbeitet: 15.08.2002 13:45)
avatar  derhelm
#14 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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Forums-Senator/in
Wenn die Daten in den von pedrito angegebenen Quellen annähernd korrekt sind, ist die Behauptung, dass Cuba die "höchste Selbstmordrate der Welt" hat, schlichtweg falsch.


Suizid/100.000 EW

Cuba(1996): Männer 24,5 - Frauen 12,0
D-Land(1998): Männer 21,5 - Frauen 7,3
Litauen(1999): Männer 73,8 - Frauen 13,6 (Spitzenreiter in Europa)
Griechenland(1998): Männer 7,1 - Frauen 1,7 (Schlusslicht in Europa)

Auffallend in Europa ist das Nord-Süd-Gefälle, die Südländer begehen seltener Selbstmord.
Und für ein südliches Land ist die Quote in Cuba wieder relativ hoch; auch wenn es nicht unbedingt möglich ist Cuba mit den europäischen Südländern zu vergleichen.

Trotzdem: Schlecht recherchiert, ABC.es!

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15.08.2002 18:34 (zuletzt bearbeitet: 15.08.2002 18:48)
avatar  ( Gast )
#15 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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( Gast )
@pedrito

gut recherchiert, Señor Montaner hat sich offensichtlich etwas geirrt.

Ich habe die WHO-Statistik ausgewertet, folgende Auffälligkeiten sind sichtbar:

Kuba steht weltweit an Position 21 von 100 Ländern in der Statistik. Ich habe hier den gewichteten Durchschnitt zwischen Männlein und Weiblein genommen, in der Annahme, dass die Zahlen sich jeweils auf 100'000 Individuen beziehen und Gleichverteilung vorliegt.(keine Summe!)
(also 50.000 mal F, 50.000 mal M)
Von den 20 ersten Positionen sind 7 Länder Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Würde vermuten dass die Kombination "russische Seele" mit "Väterchen Wodka" sowie depressive klimatische Verhältnisse stark zuschlagen. Auch die Wirtschaftslage dürfte nicht wirklich zur Erheiterung beitragen.

Von den restlichen 13 Staaten sind die zwei Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien (Bürgerkriegsgreuel) zu nennen, weiterhin die bekannten Problemfälle Finnland (vermutlich Wodka + Wetter), Ungarn und Japan.(19,0/HT) (übrigens nur hauchdünn vor Kuba (18,3/HT)

Generell sind in den Industrienationen die Raten höher als in den Entwicklungsländern, deswegen ist auch nicht verwunderlich, dass mit F, A, CH, B und LUX einige (Nord-)Europäer vor Kuba sind.(allerdings nur ganz knapp)

Es ist auffällig dass Kuba die höchste Selbstmordrate aller amerikanischer Staaten sowie aller Entwicklungsländer aufweist, selbst USA und Kanada sind weit hinter Kuba. (bitte jeweils gewichteten Durchschnitt verwenden)

Im karibisch-lateinamerikanischen Kulturkreis ist das Herausragen Kubas gerade zu auffällig. Mit 18,3/HT liegt die Rate beinahe doppelt so hoch wie die nächsten Nationen Surinam, Trinidad (ca. 11-12). Das erste spanischsprechende Land ist Puerto Rico mit 9,0 pro HT. Argentinien (6,5), Venezuela (5,1) sowie Brasilien (4,2) liegen weit dahinter.

Auffällig auch die hohe Frauenrate in Kuba. (weltweit Nummer 8) Das Verhältnis von Männern zu Frauen liegt bei 2:1, während weltweit eher die Quote 4:1 bis 5:1 beträgt. Nur Indien zeigt ein ähnlich "ausgewogenes" (etwas makaber) Verhältnis der Selbstmorde. Über die Situation der Frau in Indien müssen wir nicht sprechen.

Noch einige Hinweise zu den Statistiken:

- Suizid ist in einigen Kulturen ein Tabu, deswegen wird eine hohe Dunkelziffer zu vermuten sein
- Bei niedriger Lebenserwartung ist die Wahrscheinlichkeit an Selbstmord zu sterben viel geringer

schliesslich gilt: Statistiken kann man nur glauben, wenn man sie selber gefälscht hat !!

Joaquin



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18.08.2002 11:06
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#16 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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( Gast )
In Antwort auf:
Statistiken kann man nur glauben, wenn man sie selber gefälscht hat !!


Ich würde jedenfalls keine kubanischen Statistiken nicht glauben, in tarnen, tricksen, (selbst-)täuschen ist Kuba schließlich Weltklasse.

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20.08.2002 22:46 (zuletzt bearbeitet: 20.08.2002 22:52)
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#17 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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( Gast )
el loco alemán : die revolution frisst ihre kinder
Hallo e-l-a,
auf die hohe Qualität dieses Berichtes und der Übersetzung brauche ich nicht noch einmal einzugehen.
Was mich wundert ist die Tatsache, dass Fidel nach seinem Tode ein Machtvakuum hinterläßt. Zwar hat sein Halbbruder Raul Castro die entscheidenden Machtpositionen inne: Geheimdienst, Polizei und Innenministerium (in demokratischen Ländern würde die Reihenfolge umgekehrt sein). Aber Raul hat überhaupt kein Charisma, was Fidel früher in grossem Maße besaß. Falls Raul von einem - noch unbekannten - Thronfolger Fidels erschossen werden sollte, dürften die Tränen in Kuba keine Flut verursachen.
Wenn das Ableben von Fidel mit dem Ende der Amtszeit von Bush zusammenfallen sollte, könnte ich mir doch noch einen Einmarsch der Exilkubaner in Kuba vorstellen.
Das sind ja die allerbesten Freunde von Bush: richtige Vasallen!
Ich muss aufhören, sonst bekommt Uwe L. vor seinem Abflug am 28.8. doch noch die Gicht?
ulli

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21.08.2002 00:35
#18 RE:Der Alte, die Macht und die Insel
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Rey/Reina del Foro

hallo ulli,
darüber haben wir ja schon vor einem jahr hier alle spekuliert, was denn wäre, wenn der fidel mal nicht mehr ist. mittlerweile ist wohl alles denkbar. auch das schlimmste.

e-l-a

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