In Kuba machte Noel die Dürre vergessen

08.01.2008 09:06
avatar  user ( gelöscht )
#1 In Kuba machte Noel die Dürre vergessen
avatar
user ( gelöscht )

http://www.neues-deutschland.de/artikel/121990.html

In Kuba machte Noel die Dürre vergessen
Doch für die Zukunft bleibt Hitze angesagt
Von Leo Burghardt, Havanna
Auf Kuba machte sich das Jahr 2007 davon, wie es sich zwölf Monate lang aufgeführt hatte: unberechenbar und wärmer als alle seine Vorgänger seit Mitte des 19. Jahrhunderts.
Zwar lag das Jahr nur 1,3 Grad über dem historischen Limit, das aber war Grund genug für die kubanischen Klimatologen, eine hitzegeladene Zukunft zu prophezeien. Die Laien lächelten. Wobei für Kubaner die Temperaturen eigentlich das ganze Jahr über entweder viel zu hoch oder viel zu niedrig sind, was sie – ebenfalls das ganze Jahr über – in jede Unterhaltung einfließen lassen.

Am 31. Dezember mittags 29 bis 31 Grad im Schatten! Sie beflügelten natürlich die Notwendigkeit, die Kehlen angemessen zu befeuchten, obgleich es in diesem Jahr zu Silvester für kubanische Verhältnisse ungewöhnlich ruhig zuging. Selbst die großen, meilenweit hallenden Santerotrommeln, die normalerweise bis zum frühen Morgen den afrikanischen Gottheiten ihre Ständchen darbringen, verstummten gegen 3 Uhr. Boris Leboda, ein 30-jähriger Automechaniker, glaubte den Grund zu kennen: Die ein wenig bedächtigeren alten Kubaner und Kubanerinnen beginnen zu dominieren. Lärmendes junges Volk wächst nur langsam, zu langsam nach. Ob diese Beobachtung wissenschaftlichen Kriterien standhält?

Für 2007 hatten die Meteorologen ihrer Kundschaft gehörigen Schrecken eingejagt mit der Voraussage, Hurrikans und tropische Gewitter würden geradezu in Schwärmen über die Region herfallen. Aber am Ende war das für Kuba fast eine Fehlanzeige. Nur das Niederdruckgebiet Noel streifte die Insel. Allerdings zog es vor allem vom Osten bis zur Mitte eine Schleppe von Sturzbächen hinter sich her, die die Jahrhundertdürre, die diesem Teil Kubas neun Jahre lang zugesetzt hatte, vergessen machte und an Wohnstätten, Straßen, Eisenbahnlinien, Fabriken und in der Landwirtschaft 500 Millionen Dollar Schaden verursachte.

Aber nie zuvor waren Kubas gestaute Wasserreserven so groß wie nach Noel. Ausgerechnet in dieser Zeit, als es mehrere Wochen in Strömen goss, kommentierte die Presse eine Untersuchung karibischer Wetterforscher mit den Worten: »Sie (die Studie) ist nicht der Fantasie von ein paar Verrückten entsprungen und ebenso wenig Teil einer Science-Fiction-Novelle: Doch die Wissenschaftler gehen davon aus, dass unser Wetter auf lange Sicht, vielleicht für immer, von langen Dürreperioden und kurzen, aber um so heftigeren Niederschlägen geprägt sein wird.«

Gelassen reagierte darauf die Vizepräsidentin des Instituts für Wasserwirtschaft: »Wir sind gewappnet.« Jedenfalls wird seit zwei Jahren gebaut, erweitert, modernisiert, wo Gefahren drohen könnten. Von dieser Seite müssen die Kubaner keine tödlichen Überraschungen erwarten, wie sie bei den Nachbarn immer wieder vorkommen. Noel beispielsweise tötete in der Dominikanischen Republik und Haiti 118 Menschen.

In der Nacht vom 2. zum 3. Januar kam derweil wie angekündigt eine polare Kaltfront über Kuba, mit Nachttemperaturen immerhin um 8 bis 12 Grad.


 Antworten

 Beitrag melden
Seite 1 von 1 « Seite Seite »
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!