Trotz Embargo erholt sich Kubas Wirtschaft

08.08.2006 16:37
#1 Trotz Embargo erholt sich Kubas Wirtschaft
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Forums-Senator/in

Trotz Embargo erholt sich Kubas Wirtschaft

Venezuela, China und Iran als unverhoffte Retter in der Not

Neue Investitionen und Handelskredite sowie ein robustes Wachstum sprechen gegen eine rasche Liberalisierung des sozialistischen Wirtschaftssystems in Kuba. Vor allem das Bündnis zwischen Fidel Castro und dem venezolanischen Präsidenten Chávez ist Gold wert.

bau. Mexiko-Stadt, 8. August

Mehr Erdöl aus eigenen Bohrlöchern, mehr Nickel aus neu erschlossenen Gruben, mehr Touristen an den Palmenstränden der Karibikinsel und unvermindert fliessende Rimessen aus Miami, all das lässt die selbstsicheren Machthaber in Havanna nach der «Sonderperiode in Friedenszeiten» aufatmen. Handels- und Investitionsabkommen mit Venezuela, China und dem Iran versprechen zusätzlich Besserung. Nach internationalen Massstäben gerechnet, dürfte das kubanische Bruttoinlandprodukt dieses und nächstes Jahr jeweils um mehr als 5% zunehmen - eine gute Startbasis für Raúl Castro, der seit der Operation von Bruder Fidel interimistisch die Staats- und Parteigeschäfte führt.

Sabotierte Blockade

Zur Verzweiflung des anticastristischen Exils in Miami und der Kuba-Strategen der Regierung in Washington ist es nicht nur den spanischen Hotelkönigen der Gruppe Sol Meliá, sondern neuerdings auch den unorthodoxen Handels- und Investitionspartnern aus Caracas, Peking und Teheran gelungen, das 45 Jahre alte Wirtschaftsembargo der USA gegenüber Kuba weiter auszuhöhlen und de facto die Position der früheren Sowjetunion und ihrer Satelliten einzunehmen. Sabotiert wird damit der Versuch der Administration Bush, durch erhöhten wirtschaftlichen Druck das Regime in Havanna zu einem Kurswechsel in Richtung Demokratie und Marktwirtschaft und, im besten Fall, sogar zu Fall zu bringen.

Was Kubas Wirtschaft über Jahre knebelte, war das Fehlen von Handelskrediten und Kapital für Neuinvestitionen. Das hat sich in letzter Zeit gründlich geändert und Spekulationen über eine Transformation des Wirtschaftssystem sind verfrüht. Die wenigen liberalen Reformen der neunziger Jahre wurden verwässert oder zurückgenommen. Bezeichnend ist, dass im Zuge der erneuten Zentralisierung der Wirtschaftsentscheide die Zahl der Joint venture mit ausländischen Firmen im letzten Jahr von 313 auf 258 reduziert wurde und nur gerade 7 neue Vereinbarungen in Kraft traten. Dabei lautet die offizielle Devise, venezolanische oder chinesische Geschäftspartner zu bevorzugen.

Patenonkel Chávez

Aus Venezuela erhält Kuba gegenwärtig zu Vorzugsbedingungen täglich 98 000 Fass Erdöl, 10% mehr als 2005. Bei einem auf 170 000 Fass pro Tag geschätzten Minimalverbrauch des Landes deckt der Import das Defizit gegenüber der lokalen Produktion und macht Kuba von Einkäufen auf dem Weltmarkt unabhängig. Ein Teil der Erdölrechnung wird gegen Honorare für das Heer von 20,000 Ärzten und Krankenschwestern aufgerechnet, das Kuba in Venezuela stehen hat.

Über Joint ventures mit ausländischen Firmen, neuerdings auch der venezolanischen Staatsgesellschaft PdVSA, sind Erdölprospektionen im Gang. In den letzten Jahren ist es Kuba gelungen, die Erdölgewinnung massiv zu steigern. Es wird erwartet, dass in den nächsten Jahren weitere Erdölfelder in Produktion gehen. Dank einer Investitionsspritze von PdVSA soll mit grossem Aufwand die aus dem Ende der Sowjetzeit stammende und seither nie in Betrieb genommene Erdölraffinerie von Cienfuegos rehabilitiert werden. Sie wird den kubanischen Markt mit Benzin, Diesel und Jet fuel versorgen und den Überschuss im Rahmen von Petrocaribe, der Erdöl- und Erdgasinitiative von Chávez, in die Karibik exportieren.

Nickel, Strom und Zement

Das rohstoffhungrige China hat sein Auge auf die kubanischen Nickelvorkommen, die zu den grössten der Welt zählen, geworfen. Mit einem Investitionsvolumen von 500 Mio.$ will die staatliche chinesische Minmetals einen vor sich hinrostenden Grubenbetrieb in der Provinz Holguín - ebenfalls ein weisser Elefant aus der Zeit der kubanisch-sowjetischen Freundschaft - wiederaufbauen und ausbeuten. Man rechnet mit einer Jahresproduktion von 21 000 t Nickel. Allerdings scheint das Projekt unter Verzögerungen zu leiden. Inzwischen haben der kanadische Bergbaukonzern Sherritt zusammen mit der staatlichen kubanischen Gesellschaft Cubaniquel eine Erweiterung der gemeinsamen Operationen für 450 Mio.$ angekündigt. Damit dürfte der Nickelausstoss, der letztes Jahr bei 76 000 t lag bald einmal auf 100 000 t steigen.

In den letzten Monaten und im Gleichschritt, wie sich das Verhältnis des Iran zu den USA verschlechtert, verbessert sich die Zusammenarbeit Teherans mit Kuba. Der Iran finanziert den Bau einer Zementfabrik für 200 Mio.$ sowie ein thermoelektrisches Grosskraftwerk, das 1500 MW Strom produzieren wird und damit die bisherige Kapazität auf der Insel verdoppelt. Im April hat die iranische Bank zur Förderung des Exports die frühere Kreditlinie von 20 auf neu 200 Mio. Euro erweitert und eine Aufstockung um das Doppelte in Aussicht gestellt. Im Gegenzug steigert Kuba den Transfer von Biotechnologie in den Iran, unter anderem an das staatliche iranische Pasteur-Institut . Noch dieses Jahr soll auch ein pharmazeutisches Unternehmen mit kubanischer Beteiligung im Iran eingeweiht werden. Der bescheidene Handelsaustausch zwischen den beiden Ländern von 20 Mio.$ im Jahr 2004 soll schon bald auf 600 Mio. $ steigen.

Hähnchen aus den USA

Trotz günstiger klimatischer Bedingungen für die Landwirtschaft kann sich Kuba nach wie vor nicht selber ernähren. Seit ein paar Jahren provoziert Castro die Regierung Bush mit Einkäufen, die einem offiziell sanktionierten Unterlaufen des Embargos gleich kommen. Auf Druck der Agrarlobby in den USA musste Washington dem Export von Sojabohnen, Mais, Reis, Geflügel und Fleisch zustimmen, sofern die Güter bar bezahlt werden. Gouverneure aus Nebraska oder Alabama sind inzwischen gern gesehene Gäste an der Landwirtschaftsausstellung in Havanna und bei der kubanischen Importgesellschaft Alimport. Im Jahr 2005 kaufte Kuba für 540 (i.V. 474 Mio.$) landwirtschaftliche Nahrungsmittel in den USA.

Kuba profitiert von der günstigen linkslastigen politischen Konjunktur in Lateinamerika. Dank Fürsprache Uruguays und Schützenhilfe aus Caracas unterzeichnete Kuba kürzlich ein Abkommen mit den Ländern des Mercosur, das Handelserleichterungen bringt. Die Vereinbarung hat vorderhand kaum wirtschaftliches Gewicht, weil es Kuba an Geld für Importe fehlt. Umso grösser ist die politische Signalwirkung in der Region, wo man den unfreundlichen Akt gegenüber den USA vielerorts mit hämischem Lächeln quittiert.

Stärkung des Regimes

Vor allem der venezolanische Präsident Chávez ist ein bedingungsloser Anhänger der kubanischen Revolution und Bewunderer Fidel Castros. Zusammen haben die beiden Staatschefs Ende 2004 ein auf Komplementarität und Solidarität basierendes Handels- und Integrationsbündnis ins Leben gerufen, die «Alternativa Bolivariana para las Américas“ (Alba), dem inzwischen auch der Andenstaat Bolivien unter dem neuen Präsidenten Evo Morales beigetreten ist.

Dank seinem Erdölreichtum ist Chávez in der Lage, Kuba auch in Notzeiten beizustehen, was die Überlebenschancen des Regimes in Havanna erheblich erhöht. Washington wird sich hüten, das Idyll der kubanisch-venezolanischen Sonderbeziehung zu torpedieren und Caracas zur Ordnung zu rufen. Bis auf weiteres sind die USA auf die Erdöllieferungen aus dem geographisch nahe gelegenen Venezuela angewiesen. Eine mögliche Abkühlung des Verhältnisses zwischen Chávez und Fidel Castros Statthalter Raúl dürfte ohne wirtschaftliche Konsequenzen bleiben, weil der Autokrat in Caracas zur eigenen Machterhaltung auf die kubanischen Gegenleistungen in Form von Medizinalpersonal und aller Art technischer und militärischer Berater angewiesen ist. Zudem sieht sich der sendungsbewusste Chávez als Sachwalter des revolutionären Erbes Kubas in ganz Lateinamerika, sollte Fidel Castro doch eines Tages sterben.

ENDE


Saludos

El Cubanito Suizo


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08.08.2006 16:57
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#2 RE: Trotz Embargo erholt sich Kubas Wirtschaft
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( Gast )

Quelle vergessen, was???


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08.08.2006 17:05
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#3 RE: Trotz Embargo erholt sich Kubas Wirtschaft
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( Gast )

@ scheizer ......

wird wohl doch nix mit der Siegesfeier und der Einladung an alle Forumsmitglieder


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08.08.2006 17:13
#4 RE: Trotz Embargo erholt sich Kubas Wirtschaft
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Forums-Senator/in

In Antwort auf:
Quelle vergessen, was???


von Dasu, vor 14 Minuten


ev. morgen in der NZZ..... reicht das! Im übrigen steht "bau" (steht für Bauer, korrespondent der NZZ für Mittel- und Zentral- Amerika, einst in Havanna stationiert nun in Argentinien)


Saludos

El Cubanito Suizo


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08.08.2006 17:16
#5 RE: Trotz Embargo erholt sich Kubas Wirtschaft
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Forums-Senator/in

In Antwort auf:
@ scheizer ......

wird wohl doch nix mit der Siegesfeier und der Einladung an alle Forumsmitglieder




Wer ist "scheizer"??? Im Falle, dass du ein "w" vergessen hast und mich, der 6. Mio CH's gemeint hast, dann frage ich mich wo du das mit der Einladung aller Forumsmitglieder her hast?? Ich bin sehr grosszügig würde mir aber überlegen dich und weitere Linke einzuladen.


Saludos

El Cubanito Suizo


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08.08.2006 18:16
avatar  elcrocoloco ( gelöscht )
#6 RE: Trotz Embargo erholt sich Kubas Wirtschaft
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elcrocoloco ( gelöscht )

Das sind ja erfreuliche Nachrichten.

Da freut sich der Croco


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08.08.2006 20:24
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#7 RE: Trotz Embargo erholt sich Kubas Wirtschaft
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( Gast )

In Antwort auf:
Ich bin sehr grosszügig würde mir aber überlegen dich und weitere Linke einzuladen.



Sorry, habe aber mit meiner Zeit besseres anzufangen, als in die Schweiz zu fahren; da fahre ich doch nur hin, um ab und an Schwarzgeld anzulegen..... Ob ich das wohl bei der gleichen Bank mache, wie FC ? Was meinst Du??


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