Kubas Provinzen ohne Wasser

24.07.2005 16:44
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#1 Kubas Provinzen ohne Wasser
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http://www.liberalismus.at/Blog/2005/03/...konsumenten.php

Kubas Provinzen ohne Wasser

Die Dürre führt zu landwirtschaftlichem Umdenken

Kubas verarmte Ostprovinzen leiden unter einer seit Jahren andauernden Wassernot. Felder liegen brach, Brunnen versiegen, und Stauseen sind leer. Die aufgeblähten Staatsfarmen sind verschwunden, die Zuckerindustrie wird redimensioniert. Marktwirtschaftlich ausgerichtete Familienbetriebe und Kooperativen blühen trotz der Dürre.

[...]

Die Stimmung ist schlecht in der kubanischen Provinzhauptstadt Holguín. "Hier ist es kaum mehr auszuhalten", sagt, in Schweiss gebadet, eine jüngere Frau. Nichts funktioniere mehr: kein Wasser, kein Transport, keine Eier. Im Hader mit Gott und der Welt balanciert sie auf einem Mäuerchen im Vorgarten und versucht, ihrem Mann einen hundertmal geflickten Gartenschlauch auf die Veranda im Obergeschoss zu reichen. Heute habe es etwas Druck in der Leitung, davon müsse man profitieren. Je höher der Schlauch steigt, umso armseliger das Rinnsal, mit dem Plasticeimer und Blechkanister gefüllt werden. Maria und Luis haben Glück. Sie leben in einem der zweistöckigen Häuser, die aus vorrevolutionärer Zeit stammen. "In den oberen Etagen eines Wohnblocks bekommst du Wasser weder vom Himmel noch von der Erde", witzelt Luis und zeigt auf ein verlottertes Wohnsilo im Plattenbaustil der alten DDR, einer der zweifelhaften Segnungen der Revolution.

[...]

Nicht nur in Holguín, auch in den zum Oriente zählenden Provinzen Las Tunas, Santiago de Cuba, Granma und Guantánamo, im Ostzipfel der Zuckerinsel gelegen, herrschen Wassermangel und Dürre. In den Strassen Holguíns zirkulieren in dunkle Abgaswolken gehüllte Zisternenwagen, die nicht chloriertes Wasser verteilen. Aus privat betriebenen, von Pferden gezogenen Tankwägelchen beziehen die Nachbarn für ein paar Pesos sauberes Trinkwasser. Der 400 000 Einwohner zählenden Stadt fehlen zwei Drittel des unter normalen Umständen benötigten Wassers. Eine 58 Kilometer lange Rohrleitung, die in aller Eile gebaut wurde, um Flusswasser herbeizuschaffen, brachte nichts als Klagen. Die aus Italien beschafften Rohre wurden wohl unsachgemäss verlegt und platzten in regelmässigen Abständen.
In Holguín fielen im vergangenen Jahr gerade noch 700 Millimeter Regen, etwa die Hälfte des langjährigen Durchschnitts. Die Meteorologen sprechen vom trockensten Jahr seit einem halben Jahrhundert, auf ganz Kuba übertragen sogar von einer Jahrhundertdürre.

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Das Rad wird zurückgedreht

Mitten in einer trostlosen versengten Ebene leuchtet ein grünes Kleinod: Zwiebeln, Maniok und Mais wachsen dank künstlicher Bewässerung. Sprinkler, Schläuche und Rohre hat Rodríguez im Rahmen eines Entwicklungsprojekts der Deutschen Welthungerhilfe, einer seit zehn Jahren in Kuba engagierten Nichtregierungsorganisation, erhalten. Wie jeder Kleinbauer in einem kapitalistischen Land der Karibik besitzt Rodríguez ein paar Rinder, Ziegen, Schweine und Hühner, vorwiegend für den Eigenbedarf. Im Alter kehrt er zur Lebensweise seiner Familie vor der Revolution von 1959 zurück. 1963 hatte der Hurrikan "Flora" Haus und Hof seiner Eltern zerstört und die Tiere weggespült. Als junger Mann begann er in einem der neu entstandenen staatlichen Viehzuchtbetriebe zu arbeiten. Nach der Zerschlagung der unrentablen Grossfarmen in den neunziger Jahren versuchte er mit 22 Arbeitskollegen, die alte Kälberzucht als staatsunabhängige Genossenschaft weiterzuführen. Als Rentner ist er jetzt wieder sein eigener Herr und Meister, hat sich ein kleines Haus gebaut und steckt voller Pläne für den Ausbau des Hofes.
Noch nie in seinem Leben habe er so gut verdient wie jetzt, sagt der frühere Landarbeiter, der seine Freiheit wiedergewonnenen hat. Sein Gemüse ist begehrt und kann ohne staatliche Kontrolle über die Strasse oder auf Bauernmärkten verkauft werden. An Hotels und Restaurants, wo harte Devisen zu verdienen wären, darf er allerdings nicht liefern. Da wird ein staatlicher Zwischenhändler eingeschaltet, denn noch gilt die verquere sozialistische Doktrin, wonach alle gleich arm bleiben sollen. Knapp die Hälfte seines Peso-Einkommens muss Rodríguez in die neue Parallelwährung zu Dollar und Euro, die Chavitos, eintauschen, um all das zu kaufen, was die Rationierungskarte nicht hergibt. Dazu gehören Speiseöl, aber auch Shampoo, Zahnpasta und Babynahrung für den Enkel.

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Die Ostprovinzen, der Oriente, sind für Kuba, was früher der Mezzogiorno für Italien war: das von der Hauptstadt vernachlässigte rurale Hinterland. Daran haben auch Revolution und gigantische Landwirtschaftsprojekte im Stil sowjetrussischer Kolchosen nichts ändern können. Seit Jahren versucht die Regierung, den Zustrom von Migranten aus dem Oriente in die Hauptstadt Havanna mit bürokratischen Schikanen einzudämmen. Wer aus der Provinz kommt, muss nachweisen, dass er eine Arbeitsstelle hat oder studiert, und sich um eine formelle Aufenthaltsgenehmigung in der Hauptstadt bewerben. Despektierlich bezeichnen die Habaneros die Zugewanderten als "Palestinos", denn wie palästinensische Flüchtlinge ziehen die Bauern in die Grossstadt, mittellos auf der Suche nach einem vergleichsweise besseren Auskommen.

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Die mit Dünger und Pestiziden voll geladenen Schiffe blieben aus. Zuvor habe Kuba mehr Traktoren und Kunstdünger pro Hektare eingesetzt als die USA, erinnert sich ein Landwirtschaftsexperte.

Wohl sind die schlimmsten Jahre der Not und Entbehrung vorbei, doch aus den staatswirtschaftlichen Ruinenbetrieben blüht noch lange kein neues Leben, die marktwirtschaftlichen Reformen stagnieren. Riesige Produktionsanlagen, wo früher Batteriehühner gackerten, aber auch Maschinenhallen, wo heute Traktoren reihenweise verrosten, liegen als stumme Zeugen einer fehlgeleiteten Landwirtschaftspolitik am Wegrand. Hunderte von Pferdefuhrwerken und -kutschen sowie mit behelfsmässigen Leitern ausgerüstete Lastwagen gehören zum Strassenbild der Provinz. Sie dienen, neben den aus China importierten Fahrrädern, als Ersatz für öffentliche Busse.

[...]

Massenarbeitslosigkeit

Der zweite Schicksalsschlag für die der Landwirtschaft verpflichtete Region kam Ende 2002, als in ganz Kuba knapp die Hälfte der 156 - meist hoffnungslos überalterten - Zuckermühlen stillgelegt wurden. In Holguín traf das Todesurteil 3 der 10 Betriebe. Die Zuckerproduktion ging von einst 800 000 auf 250 000 Tonnen zurück. Gewährsleute vor Ort schätzen, dass in der ganzen Provinz, die rund eine Million Einwohner zählt, über Nacht 300 000 Arbeiter der Zuckerindustrie ihre Arbeit verloren. Sie erhalten vom Staat weiterhin ihr kaum existenzsicherndes Grundgehalt und werden in hastig aufgebauten Dorf-Universitäten umgeschult.

[...]

Der vorläufig letzte Schlag ist die andauernde Trockenzeit. Sie nervt nicht nur die Menschen, sondern droht auch der zaghaft auf privatwirtschaftliche Modelle umgepolten Landwirtschaft den Garaus zu machen. Der Regen blieb ausgerechnet zu dem Zeitpunkt aus, als private Kooperativen zu entstehen begannen und Kleinproduzenten ihre Betriebe aufbauten. Der junge Agraringenieur im Hinterland von Holguín beispielsweise, der auf dem Gehöft seines Vaters ein solides Gewächshaus errichtete, wollte Setzlinge ziehen und diese an andere Kleinbauern und private Gärtner in der Provinzhauptstadt verkaufen. Jetzt fehlt ihm das Wasser, um anzupflanzen. Mit einem Wünschelrutengänger zusammen will er beim ausgetrockneten Flussbett eine neue Wasserader entdeckt haben. Seit Tagen wird jetzt im felsigen Untergrund mit Hammer und Brecheisen versucht, den Brunnen anzuzapfen. Anderswo erleben die alten, von den Amerikanern in Kuba eingeführten und vom revolutionären Modernisierungseifer weggefegten Windmühlen ihr ökologisch sinnvolles Comeback. Mit Unterstützung der Welthungerhilfe und der EU wurden in den letzten drei Jahren neue Wasserquellen erschlossen und rund 300 Windmühlen in Betrieb gesetzt.
Wie viel Land in der Provinz Holguín zurzeit aufgrund von Trockenheit und "reconversión" brachliegt, weiss niemand. Für Richard Haep, den Projektverantwortlichen der Deutschen Welthungerhilfe im Osten Kubas, beschleunigen der Zerfall der Staatsfarmen und die lang andauernde Dürreperiode das Umdenken in der kubanischen Agrarpolitik. Zur Zeit der sowjetischen Unterstützung habe die Regierung sehr intensive Produktionssysteme in Land- und Viehwirtschaft gefördert, die alle auf Zuschüssen von aussen basierten, sagt Haep. Die "Sonderperiode in Friedenszeiten" der neunziger Jahre habe die Kubaner auf harte Weise gelehrt, dass dieses Modell wirtschaftlich nicht tragbar sei. Jetzt erfinde man die Landwirtschaft neu. Haep beobachtet, wie sich die tropische Landwirtschaft in eine Bewirtschaftung zu verwandeln beginnt, die eher mediterranem Klima entspricht. Man versucht, sich der Umwelt anzupassen und vor allem mit weniger Wasser auszukommen. Extensive Viehwirtschaft oder Schaf- und Ziegenhaltung sind angesagt. Im Feldbau sucht man nach neuen resistenten Sorten für trockenes Klima.



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25.07.2005 00:43
#2 RE:Kubas Provinzen ohne Wasser
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Rey/Reina del Foro

Muß wohl ein älterer Beitrag sein. Stammt wahrscheinlich noch von vor der Regenzeit und vor dem letzten Zyklon.

e-l-a
_______________________________________________
Buchtipp http://www.privatreisen-cuba.de/6003/index.html


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25.07.2005 00:59
#3 RE:Kubas Provinzen ohne Wasser
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Rey/Reina del Foro

In Antwort auf:
Muß wohl ein älterer Beitrag sein. Stammt wahrscheinlich noch von vor der Regenzeit und vor dem letzten Zyklon.
Lies mal hier:
http://www.granma.cubaweb.cu/2005/07/24/...articulo14.html
A pesar de la magnitud de las lluvias, es notable que las regiones más afectadas por la sequía (zonas centrales de Camagüey, Holguín y Las Tunas) no recibieran aportes significativos que se revirtieran en escurrimiento hacia las cuencas de abasto de estas ciudades, explicó.

El Hombre Blanco
La distancia no es la causa para que nazca el olvido.


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25.07.2005 07:22
avatar  Moskito
#4 RE:Kubas Provinzen ohne Wasser
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Rey/Reina del Foro

In Antwort auf:
Muß wohl ein älterer Beitrag sein.
Das war vor der Revolution...

Moskito


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