»La vida dulce« - Paar Kilo Fett

29.04.2005 07:17
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#1 »La vida dulce« - Paar Kilo Fett
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Paar Kilo Fett

Potsblitz 5
Einmal im Jahr sind nicht nur die Potsdamer »Sehsüchte« mit über hundert Filmen und ihren weitgereisten Machern – einmal im Jahr muß auch jede Mutter und jede Oma in Havanna mit einer riesigen rosa, himmelblauen oder giftgrünen Torte beglückt werden, handverziert mit fetter Buttercreme, am besten mit dem elegant geschwungenen Schriftzug »Mamá« oben drauf. Dafür steht ein Kubaner schon mal sechs Stunden Schlange, dafür schreitet auch gelegentlich die Staatsmacht ein, wenn es brenzlig wird, wenn die Torten alle sind – und noch viel Muttertag übrig. Aber wer es geschafft hat, ist überglücklich.

Große dunkle Kinderaugen starren durch die Fliegengitter in die Backstube, wenn der Konditor mit der Zigarre im Mundwinkel seine fetten, süßen Herrlichkeiten kreiert. Ausgelassen wie Halbwüchsige jonglieren zwei braungebrannte Bauarbeiter ihre Torten wie Piraten die Schätze eines gelungenen Fischzuges heim. Ich werde die unangenehme Vision nicht los, daß die beiden ihre inzwischen kalorienreduzierten Torten in ein paar Jahren gelangweilt aus der anonymen Tiefkühltruhe irgendeiner Kaufhauskette holen müssen, daß der Bäckermeister dann schon arbeitslos ist. Und daß die fröhlich aufgebrachten Menschen, die sich in diesem Film noch für ein paar Kilo Fett die Beine in den Bauch gestanden und die Seele aus dem Leib diskutiert haben, kaum noch miteinander reden und sich auf nichts mehr freuen werden. Bei uns ging das alles so schnell – für hundert Mark Begrüßungsgeld.
Ich treffe im vielsprachigen Gesumme der Fachsimpeleien in der »Konsum«-Kneipe des Festivalkinos Rouven Rech, den Regisseur, Produzenten und last not least Tonmann von »La vida dulce«, und er erzählt mir, wie es zu dem Tortenfilm kam. Nach seinem Abschuß in Medienwissenschaft an der HFF Babelsberg und anderthalb Jahren in Argentinien, wo er einen Film über ein Armenviertel gedreht und spanisch gelernt hatte, bekam er Lust, noch ein Jahr in Havanna zu studieren und erhielt tatsächlich die Zusage. Als er eines Tages seine Drehgenehmigung nicht dabei hatte, war er froh, nur mit einer kleinen Videokamera zu drehen – die ging als Touristenkamera durch, und er durfte weitermachen.
In einer Rikscha sitzt ein gut gekleideter Mann, die quadratmetergroße Torte auf dem Schoß, die Rikscha steckt in einem Riesenschlagloch, der Fahrer zerrt an dem Gefährt, ohne es vor oder zurück bewegen zu können, und ohne daß der Mann aussteigt. Beinahe fällt ihm schon die Torte herunter, der Fahrer zerrt immer mehr. Ein namenloser Passant hilft, schlendert weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen, die Rikscha bekommt einen Ruck, und es geht irgendwie weiter – Kuba heute.

Quelle:http://www.jungewelt.de/2005/04-29/026.php


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29.04.2005 13:35 (zuletzt bearbeitet: 29.04.2005 13:36)
avatar  Socke
#2 RE:»La vida dulce« - Paar Kilo Fett
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Oh ja, wie schön war doch die Zeit vor der Wende!

Kein Warten auf DSL, kein Frust mit dem Programm der Privatsender im Kabel und auf Satelit, kein Gejammer wegen Feinstaub aus Dieselmotoren, kein Baumsterben, kein Ärger mit Computerprogrammen die ständig neue Hardware brauchen, keine Probleme mit Motorradfahrern die auf der Landstrasse 175 KM/h fahren, keine Probleme mit der Entscheidung welches Handy man den nun nehmen soll.

Alles war so schön in der DDR!

Und wir haben wirklich nicht damit gerechnet, dass ihr euch für lausige 100 DM kaufen lasst. Hättet ihr das doch blos nicht gemacht.

Oder wenn die CDU/CSU damals wenigstens die von der SPD/FDP betriebene Anerkennung der Eigenstaatlichkeit der DDR nicht verhindert hätte.

Tut mir leid!


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29.04.2005 20:49
avatar  jan
#3 RE:»La vida dulce« - Paar Kilo Fett
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jan
Rey/Reina del Foro

Dafür haben sie den Verzicht auf die Ostgebiete , damals zähneknirschend anerkannt.
Heute?
Was uns das kosten würde
Mit den blühenden Landschaften sind wir schon geschlagen.

Und ich bekomme meine Latifundien nicht zurück
jan


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30.04.2005 10:08
avatar  Garnele
#4 RE:»La vida dulce« - Paar Kilo Fett
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schon im Forum:

Apropos DDR:
Mit DDR-Botschaftern auf Reisen, von Havanna bis Santiago, vom 16.10.-30.10.2005
Dabei ist Ihnen Heinz Langer, Botschafter der DDR in Havanna bis 1986, ein besonders kompetenter Reiseleiter. Flug ab/an Berlin.
Kontakt: Touristik und Kontakt International, Danziger Str. 168, 10407 Berlin


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30.04.2005 10:34
avatar  Socke
#5 RE:»La vida dulce« - Paar Kilo Fett
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Top - Forenliebhaber/in

Matanzas Oktober/November 2004


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