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Kubanischer Autor Cabrera Infante tot
Kubanischer Autor Cabrera Infante tot
LONDON/MADRID - Der kubanische Autor Guillermo Cabrera Infante, einer der bedeutendsten Literaten der Gegenwart in der spanischsprachigen Welt, ist tot. Er starb nach spanischen Radioberichten in der Nacht im Alter von 75 Jahren.
Infante erlag in London an einer Blutvergiftung, die er sich als Folge mehrerer Krankheiten zugezogen hatte. Der seit Jahrzehnten im Exil in Grossbritannien lebende Autor war eine Symbolfigur des Widerstands gegen das Castro-Regime in seiner Heimat gewesen.
Sein Hauptwerk, der Roman "Drei traurige Tiger", spielt in den letzten Monaten der 1959 von Fidel Castro gestürzten Batista-Diktatur auf Kuba.
http://www.tagi.ch/dyn/news/newsticker/470857.html
Castros schärfster Kritiker
Zum Tode des kubanischen Romanciers Guillermo Cabrera Infante
von Hildegard Stausberg
Wer sich eine Vorstellung vom Kuba der vorrevolutionären Epoche machen möchte, vor allem von den dekadenten, aber überaus kreativen fünfziger Jahren, kommt an Guillermo Cabrera Infante nicht vorbei. Er hat der Zeit unter dem korrupten Diktator Fulgencio Batista - der allerdings durch den Vergleich zu Fidel Castros Dauerdiktatur heute in immer milderem Lichte erscheint - in seinem 1967 veröffentlichten Roman "Tres tristes tigres" ("Drei traurige Tiger", auf Deutsch erschienen 1987) ein bleibendes Denkmal gesetzt.
Die dreibändige "Cambridge History of Latin American Literature" spricht gar von "einem der besten Romane, die jemals in Lateinamerika erschienen sind" und lobt das sprachliche Raffinement, mit dem Cabrera Infante die Dekadenz der Nachtclubs, die Hektik der Hauptstadt Havanna mit ihrer exaltierten Jugend, ihrem unendlichen Talent, ihrer Lust am Sex dargestellt habe. Richtig es allerdings auch, daß dieses Buch für jeden, der Spanisch spricht, eine Herausforderung darstellt, denn die Besonderheiten des kubanischen Spanischs ist Teil seines Charmes, macht es aber auch schwer verständlich.
1929 im kubanischen Oriente, also dem Ostteil der Insel geboren studierte Cabrera Infante an der Universität von Havanna, die damals eine der besten Lateinamerikas war, Journalismus. Nach dem Examen 1956 stieß er in den ausgehenden fünfziger Jahre zu Fidel Castro, unterstützte dessen bewaffneten Kampf gegen Batista und landete deshalb für kurze Zeit im Gefängnis. Nach dem Sieg der Revolution Anfang 1959 wird er Direktor des staatlichen Filminstituts und Chefredakteur der neu geschaffenen Kulturzeitschrift "Lunes de Revolución". Aber dieses anspruchsvolle und deshalb nicht unkritische Blatt wird schon 1962 eingestellt, und Cabrera Infante verschwindet nach Belgien als Kulturattaché.
Anders als viele kubanische Intellektuelle jener Jahre läßt sich der Sohn eines Mitgründers der kommunistischen Partei Kubas von der Revolutionsrhetorik nicht einlullen und bricht mit dem Regime: Im Erscheinungsjahr von "Tres tristes tigres" geht er nach London, wo er sich für immer niederläßt. Er schreibt noch mehrere Bücher, die aber alle nicht an sein Erstlingswerk heranreichen. Erst 2001 veröffentlichte er "Guilty of Dancing Chachachá", drei Kurzgeschichten, in denen er das Thema seines ersten Roman nochmals aufgreift und das Havanna der ausgehenden fünfziger Jahre beschreibt. Im Gedächtnis seiner Landsleute bleibt Cabrera Infante aber nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als einer der profiliertesten und härtesten Kritiker Fidel Castros und seines karibischen Gulag: In Analysen, Kurzgeschichten und Interviews geißelt er die Ereignisse in seinem Heimatland und stand für ein anderes, demokratisches Kuba. Die hispanische Welt ehrte Cabrera Infante mit dem Cervantes-Preis.
Er starb in der Nacht zum Dienstag in London. Sein Tod hat ein Nachspiel, das Licht auf das englische Gesundheitssystem wirft: Cabrera Infantes Witwe hat ein Londoner Krankenhaus für den Tod ihres Mannes verantwortlich gemacht. Er sei bei einer Hüftoperation mit resistenten Bakterien infiziert worden. "Ich will keine Prozesse führen und kein Geld haben", sagte sie. "Aber ich will, daß anderen Patienten ein solches Schicksal erspart wird."
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