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Seelische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
Hallo, kann jemand sagen, wie in Kuba mit Kindern und Jugendlichen mit seelischen Krankheiten umgegangen wird? Ich meine damit z.B. ADHS, Angststörungen, Depressive Störungen, Verhaltensstörungen, Autismus-Spektrum-Störungen oder PTBS.
Seelische Krankheiten oder Behinderungen gibt es bei Kindern und Jugendlichen vielleicht mehr, als man denkt, sicher auch in Kuba.
Mein Stiefsohn musste als Kind mitansehen, wie ein Familienmitglied (Tío oder Primo oder so) ein anderes Familienmitglied mit dem Messer angegriffen und schwer verletzt hat. Ich vermute, dass sich das seelisch und psychisch bei ihm festgesetzt hat. Ich bin kein Arzt, aber ich denke an PTBS. Eine psychologische Aufarbeitung gab es wohl nicht.
Insbesondere interessiert mich auch der Umgang mit Entwicklungsstörungen wie etwa ADHS, Rechenschwäche, Lese-Rechtschreibschwäche oder Lernbehinderung.
Wie sieht es bei integrativer Bildung (siehe UN-Behindertenrechtskonvention) bzw. Inklusion in den Schulen aus?
Meine Cousins waren als Kinder/Jugendliche bei einem Psychologen wegen der (durchaus schmutzigen) Scheidung ihrer Eltern. Gibt es also durchaus in Kuba. Logopädie und Ergotherapie ist in Kuba auch bekannt. ADHS habe ich in Kuba so noch nicht kennengelernt, bei auffälligeren Kindern meinte man immer, das würde sich verwachsen bzw. haben die im Zweifel halt oft rigerosere Erziehungsmethoden zu spüren bekommen, wenn sie den Bogen überspannen. Chancleta oder schlimmeres.
Autismus bzw Formen von geistiger Behinderung habe ich in Kuba gefühlt öfter erlebt, als sonst irgendwo auf der Welt. Ganz schlimme Fällen gingen einfach nicht zur Schule und wurden komplett der Obhut der Familie überlassen. Aber keine Ahnung, ob das allgemein so üblich ist oder nur in den mir bekannten Fällen. Leichtere Fälle gehen durchaus normal zur Schule. Wie damit umgegangen wird, dass sie das Klassenziel nicht erreichen, weiß ich nicht. Vermutlich werden die aber einfach durchgereicht. Später haben die oft einfache Hilfsarbeiterjobs, staatlich, sind aber gesellschaftlich integriert. Wenn die Pech hatten und der Familie zunehmend egal waren bzw eine Last, leben die später auch obdachlos oder beinahe obdachlos, mit Gelegenheitsarbeiten und oft auch abhängig vom billigen selbstgebrannten Rum. geistige Behinderungen wurden mir auch immer als leicht abwertend "mongolicos" erklärt, wobei sie trotzdem immer integriert schienen.
da in kuba sowieso kaum Medikamente gegen chronische Krankheiten vorrätig sind, viele ärzte usw. das Land verlassen haben, ist die Lage im Moment vermutlich denkbar schlecht. Ähnlich wie bei Kranken, Pflegebedürftigen und Alten.
Danke loqui für Deine Antwort und sorry, dass ich jetzt erst reagiere.
Hintergrund meiner Frage ist mein Sohn. Er kam vor 11 Jahren in Kuba zur Welt und lebt seit 7,5 Jahren bei mir in Deutschland. Ich habe ihn damals gegen den Willen meiner Ex hierbehalten. Ich berichtete: Gründe nach Kuba zu reisen
Ich frage mich, was aus ihm geworden wäre, hätte ich das damals nicht getan.
Bei meinem Sohn wurde im Alter von 7 Jahren ADHS festgestellt. Seit der 2. Klasse hat er Integrationsbegleiter und auch die Medikamente sind mittlerweile gut eingestellt. Es war mit dieser Krankheit oft nicht einfach und ist es auch heute nicht immer. Die Pandemie und das Home Schooling waren herausfordernd. Dazu kommen noch eine Rechenschwäche, sozial-emotionale Störung und eine Bindungsstörung. Die Ursachen liegen vermutlich in seiner (eigentlich immer schon) ambivalenten Beziehung zu seiner Mutter.
Mittlerweile hat Cris die Grundschule hinter sich gelassen und geht in die 5. Klasse einer integrierten Gesamtschule. Das war seine und meine Wunschschule. Wir (einschließlich Cristian) haben darum gekämpft, dass er in dieser Schule aufgenommen wurde. Der Start dort war super. Die anderen seelischen Störungen sind noch zu bearbeiten, sonst werden sie in der Pubertät, sagen wir mal, interessant. Aber auch da geht es voran.
In Kuba hätte er sich sicherlich anders, aber bestimmt nicht gut entwickelt.
Die Liebe zu meinem Sohn gibt mir Kraft.
#4 RE: Seelische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
Hallo Juan, vorab : ich finde es super, wie du dich für deinen Sohn engagierst. Bei dem Sohn meines Ex wurde in Kuba ADHS diagnostiziert und er hat auch jahrelang Medikamente genommen, welche weiß ich allerdings nicht. Ich habe ihn erst im Alter von 22 kennengelernt und keinerlei Symptome (mehr) erkennen können. Ich war viele Jahre an einer Sonderschule in MA tätig und hatte einige Schüler, die wegen diagnostiziertem ADHS meistens Ritalin genommen haben. Va in den 00 Jahren war das in Deutschland häufig die gängige Behandlungsmethode. Als Lehrerin war es natürlich einfacher, wenn diese Schüler mehr oder weniger ruhiggestellt wurden. Ich hatte aber schon damals meine Zweifel an der medikamentösen Behandlung. Mittlerweile wurde hier ein Paradigmenwechsel vollzogen, Medikamente werden weniger eingesetzt und Langzeitstudien liegen vor, die darauf hinweisen, dass speziell Ritalin oft zu späterem Suchtverhalten führt. Bleib also bitte wachsam. Auch die Sonderbeschulung ist heute nicht mehr zwangsläufig, da auch hierzulande jetzt Inklusion praktiziert wird. Ich persönlich denke, dass die Konzepte dafür noch nicht besonders ausgereift sind und viele Grundschullehrer angesichts der großen Klassen mit diesen besonderen Schülern überfordert sind. In meinen Klassen waren meistens nur 12 Schüler mit sehr verschiedenen Problematiken. Das macht es leichter zu differenzieren und die Schüler individuell zu fördern. Schulbegleiter waren immer sehr hilfreich. Insofern denke ich, habt ihr gute Chancen, dass dein Sohn die schulischen Anforderungen bewältigen kann. Zur Ursachenforschung kann ich nur sagen, dass ich im Laufe der Jahre und stets in engem Kontakt mit den Eltern den Eindruck bekam, dass genetische Faktoren doch häufiger als noch in meiner Ausbildung vermutet, eine mitentscheidende Rolle spielen. Das macht allerdings im täglichen Umgang mit den Betroffenen letztlich keinen Unterschied. Meiner Erfahrung nach profitierten die Schüler sehr von familientherapeutischer Begleitung. Das ist natürlich insbesondere für Alleinerziehende oft nur schwer zu leisten. Aber ich denke, dass auch die Eltern damit gut unterstützt werden. Alles Gute
Bei meiner Tochter kann ich praktisch zusehen, wie sie in eine ADHS hineinmanövriert wird (geht man mal davon aus, dass es keine angeborene Sache ist, wie einige Wissenschaftlicher, z.B kürzlich auch dieser merkwürdige Fernsehoberarzt Hirschhausen ja behaupten). Tägliches, unbegleitetes Fernsehen ohne zeitliche Grenzen, mit drei Jahren ein eigenes Handy ohne limitierten Zugriff, keinerlei Alltagsorganisation. Schlafengehen wann immer sie will, Aufstehen wann immer sie will. Essen wann immer sie will, vorzugsweise Süßigkeiten ohne Ende. Keine Kita. Die Kommunikation erfolgt auf dem Niveau, als ob sie erwachsen wäre. Sie wird ausgeschimpft, angeschrien, wenn sie sich kindlich verhält. Die Sprache ist hochgradig sexualisiert und mit Schimpfwörtern gespickt.
Bei den zwei Besuchen bei mir im letzten und diesem Jahr musste ich mit ansehen, wie sie auf dem Spielplatz mit den anderen Kindern innerhalb kürzester Zeit einen Streit anfängt, weil sie sie wegschubst, oder sie ihnen ihren Willen aufdrängen will und sie schlägt, wenn diese ihr nicht gehorchen. Noch war es so, dass sie, wenn ich mich intensiv mit ihr beschäftige, sie ruhiger wird. Hier war sie schon so weit, auf ihren Schnuller zu verzichten. Jetzt muss ich in unseren Videollamadas mitansehen, wie sie den ganzen Tag mit einem Teto im Mund ruhiggestellt wird.
Was klar ist, sie weiß schon viel zu viel von dieser Welt und wird sich in der Schule gnadenlos langweilen, in Folge sich nichts mehr von den LehrerInnen sagen lassen wollen... und dann?
#6 RE: Seelische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
... wie wir wohl früher alle ohne Ritalin aufwachsen konnten ?! (Das ist als rhetorische Frage zu verstehen). Ich habe den starken Verdacht, dass das auch mit den heutigen Erziehungsmethoden bzw. zutreffender "Nicht-Erziehungsmethoden" zusammenhängt. Wenn man alleine sieht, wie sehr Eltern heutzutage an ihren Handys wie die Zombies kleben, dann bekomme ich das kalte Grausen. Und Erziehung - die gibt es in Cuba weitgehend nicht. Von Pädagogie hat da so gut wie niemand der "normalen" Bevölkerung auch nur einen Hauch Ahnung ...
#7 RE: Seelische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
Zitat von El_Cubano_Siempre im Beitrag #6
Und Erziehung - die gibt es in Cuba weitgehend nicht
Aber du weisst schon von was du babbelst.
#8 RE: Seelische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
Ja, ich babbel, ganz sicher. Es wäre ggf. sinnvoller gewesen, mit ein paar Gegenargumenten zu kommen, anstatt mich zu diffamieren. Aber ich werde mich ganz sicher nicht mit jedem hier austauschen, dazu ist mir meine Zeit zu schade, denn in Foren gibt es immer eine -Menge- Hansel zu finden. Und nach so einer Antwort bzw. Wortwahl, habe ich ehrlich gesagt keine Lust mehr weiter zum Thema zu schreiben. Einen schönen Tag Dir noch.
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