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Impressionen Kuba - Lose Folgen
#1 Impressionen Kuba - Lose Folgen
Fidel als Wanderschau auf dem Cespedes-Platz in Santiago de Cuba
Wie bei einem Elefanten. Faltige Haut um eine Pupille, in der ein historischer Moment der permanenten Revolution festgehalten ist. Der Alte ist nicht tot zu kriegen. Aktuell konkurrieren gleich drei Ausstellungen um die Gunst von Einheimischen und Touristen. Zwei kleine auf dem Podest vor dem Rathaus und eine vielteilige auf dem Cespedes-Platz.
Welche Foto mir am besten gefällt? Der Schwarze mit der Lederhaut, der die ganze Zeit andächtig die Nachtaufnahmen vom Mausoleum Jose Martís betrachtet hat, hat sich umgedreht und schaut mich jetzt fragend an. Ich sinniere eine Weile, sage dann "No se." Ich weiß nicht.
Welches für ihn denn das interessanteste sei? Der Mann beginnt laut nachzudenken und ich bin mir nicht sicher, ob ich hier eine neue Spielart der Bauernfängerei kennenlerne, den Anfang einer kostenpflichtigen Stadtführung.
Das sei das Mausoleum von José Marti, des großen Dichters. Der Schwarze deutet auf das angestrahlte Gebäude mit dem Helden in nachdenklicher Pose. Ein zweites Bild ist ähnlich, nur dass hier auch die ewige Flamme zu sehen ist. Ein anderes Foto zeigt den "Padre de la Patria", den Vater des Vaterlandes: Cespedes. Ein weiteres eine Frauenstatue. Die ist neu. Das muss Mariana Grajales, die Mutter von Antonio Maseo. Da steht es auch: die Mutter des Vaterlandes. "La madre de la Patria", bestätigt der Mann gerade. Diese Figur sei doch sehr schön. Ich nicke überzeugend, habe aber meine Zweifel.
Diese ganzen Denkmäler, die die Parteiführung neben dem imposanten Marti-Memorial hat aufbauen lassen, erinnern mich an die Bausteinsammlung eines Dreijährigen. Da der weiße Stein mit der Bronzeplatte, hinter der Fidels Asche liegt und auf der sein Name steht. Dann diese geköpfte Pyramide mit den Spruch. Dort die beiden Wände mit den Schubladen der Urnen einstiger Kämpfer der Bewegung 26. Juli, die den Granitblock Fidels nach hinten abschirmen. Dazu noch diese verspielte Formen um die Büste des Vaterlandvaters und diese die hypermoderne Vaterlandsmutter, deren Figur an einen verwitterten Baumstamm erinnert. Als hätte da jemand eins ums andere dazugefügt, wie es ihm gerade in den Sinn kam. Auf jeden Fall zeigen die Fotos, dass sich auf dem Friedhof Santa Ifigenia viel getan hat, seit ich kurz nach der offiziellen Zeremonie mir Fidels Granitblock angesehen hatte.
Zum Glück will der Alte mir jetzt was auf der anderen Seite der Aufsteller zeigen und ich verflüchtige mich zu gegenüberstehenden Hängung. Da der Mann nicht folgt, scheint meine Skepsis ihm gegenüber unangebracht gewesen zu sein.
Exakt 130 Bilder zeigen unter dem Titel "Yo soy Fidel" dessen Rückkehr aus Havanna nach Santiago de Cuba, jener Stadt, die er nach der Flucht Batistas zur Hauptstadt der siegreichen Revolution erklärte und von der aus er seinen einwöchigen Siegeszug quer durch das Land nach Havanna antrat. Als Asche kehrte er im Dezember 2016 zurück, diesmal eine einwöchige Reise des Abschieds. Davon erzählen die großformatigen Aufnahmen: auf dem Revolutionsplatz in der Hauptstadt eine schier unendliche Schlange von Menschen, die kondolieren wollen. Berührende Fotos aus der ländlichen Region: Ein Reiter in ordensgeschmückter Uniform salutiert, ein letzter Gruß an den Commandante. Schreiende und weinende Frauen.
"Für alle Zeit mit Fidel", hat ein Mann auf sein Plakat geschrieben. Eine ältere Frau hat ihren Pferdekarren neben der Fernstraße abgestellt und steht jetzt darauf. In beiden Händen hält sie ein Bild des jungen Fidel im grünen Holzrahmen, während der weiße Klepper grast. Neben ihr weht eine große kubanische Fahne. Ein Mann hält ein verblichenes Gruppenfoto: der schwarzbärtige Fidel mit Barret und die Mitarbeiter eines Getränkeladens vor vollen Regalen und einem Werbeplakat "Tome Coca-Cola".
Andere Aufnahmen zeigen einen Alten auf einen Rollador. Einen Heiligenschrein hat eine alte Frau am Straßenrand errichtet: ein Tisch mit weißem Tuch darauf gelbe und rote Blumen in Vasen, Bilder im Rahmen und ein ebenfalls weißes Tuch über den Kakteenzaun gehängt, das wiederum mit einer Nationalfahne geschmückt ist. Ringsherum sind kubanische Fähnchen in die Erde gesteckt. In den Städten warten dagegen die Menschen auf den Konvoi mit gezückten Smartphones.
Ein kleines Mädhen in Pionierkleidung hält ein Schild auf dem das "Soy" sich auf drei Begriffe bezieht: Cuba, Fidel und Revolution. Eine nachträglich gestellte Aufnahme, denn die Kleine steht auf dem menschenleeren, aber mit Demomüll bedeckten Revolutionsplatz in Havanna. Hinter ihr leuchtet das Antlitz Che Guevaras.
Würde mich der Lederhäutige jetzt nach dem besten Foto fragen, ich würde auf einem Hügel stehenden n grünen Chevrolet-Lastwagen zeigen, auf dessen hochgeklappter Motorhaube: "Yo soy Fidel" steht. Kein ausgeschlachtetes Fossil, wie ich im ersten Moment annehme, der Amilastwagen ist abgesehen von den überpinselten Roststellen tipptopp. Sogar die Reifen weisen für kubanische Verhältnisse erstaunliches Profil auf.
Der alte, sich in Privatbesitz befindende, als Bus eingesetzte Ami-Laster ist also auch Fidel. Besser kann man die Hinterlassenschaft des Alten gar nicht darstellen. Dass den Kuratoren der Schau diese, zugegeben böswillige Interpretation, nicht aufgefallen ist.
Ich spüre einen stechenden Blick im Rücken. Zwei Augen starren mich über die Lesebrille hinweg an: Fidel! In seiner rechten Pupille hat er Süd- und Nordamerika auf der Netzhaut, auf der linken den Rest der Welt. Die ganze Ausstellung auf der rechten Seite des Rathauses zeigt die Augenpartien des Verstorbenen. Auf einem spiegelt sich ein junges Mädchen in den Pupillen wieder, auf einem anderen gehen die Rebellen an Land, im Hintergrund dümpelt die Granma. Noch ein anderes Bild zeigt den Russenpanzer in der Schweinebucht.
Vergleichsweise langweilig ist die Exposition auf der rechten Seite des Rathauses. Zwei Dutzend Fotos zeigen Fidel nach dem Sieg der Revolution bei Staatsbesuchen, Reden oder im Gespräch mit Landsleuten. Bemerkenswert: auf vielen Fotos ist Fidel mindestens zweimal abgebildet, einmal wie er spricht und daneben als Foto an der Wand hängend.
#2 RE: Impressionen Kuba - Lose Folgen
Ik denke ik spinne, da looft er doch
Jan. in den Enramadas 2018, lol
fidel,-enramadas.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
#3 RE: Impressionen Kuba - Lose Folgen
Bin ich das, links mit den grande tetas?
Oder: "yo soy fidel"
#6 RE: Impressionen Kuba - Lose Folgen
Nach Dominicana: entspannte Einreise in Holguin
Aus den dichten weißen Wolken taucht plötzlich Land auf. Dichte grüne Wälder. Dann eine graue Landebahn. Die Maschine setzt auf. Es sieht aus wie in Holguin. Nur dass hier plötzlich gelbe Buchstaben auf den Beton gemalt sind: "VIP" und "privat" ist zu lesen.
Auf einem kleinen Platz stehen ein kleiner Jet und zwei Propellermaschinen. Eine sogar nur mit einem Propeller. Die Boenig 707-300 rollt wieder an. Linkerhand strohgedeckte Gebäude. Der Flughafen: Punta Cana, Dominikanische Republik.
Wenn es ihn gebe: Einen besseren Deal als eine Zwischenlandung hier hätte das kubanische Tourismusministerium mit der Condor gar nicht vereinbaren können. Wer das Transitprozedere in der Dominicana hinter sich hat, der staunt wenige Stunden später über die Effizienz der kubanischen Einreisebehörde.
Es dauert schon viel länger, als von Holguin gewöhnt, bis Gangways herangeschoben werden. Auch bei Condor hat man längst den Überblick verloren. Nach widersprüchlichen Borddurchsagen ob der Reihenfolge des Ausstiegs heißt es ausgerechnet in dem Moment, in dem die Gänge schon völlig mit Kuba-Reisenden und deren Handgepäck verstopft sind, dass nun auch für jene Fluggäste, für die in der Dominikanischen Republik Endtstation ist, gleich mitaussteigen können. Erst hieß es, zuerst die Transitpassagiere, die anderen sollten noch sitzen bleiben.
Da sich die hintere Ausstiegstür nichts öffnet – die Gangway ist wohl für das Servicepersonal gedacht – reihe ich mich in die Schlange ein, die den vorderen Ausstieg ansteuert. Eine Fehlentscheidung, denn jetzt wird hinten doch aufgemacht.
Die Gangway vorn ist dafür zweietagig, statt über Treppen geht es über Rampen hinab. Unten warten Busse. Der erste ist bereits so voll. Die Fluggäste stauen sich. Dann öffnet der da hinter stehende Bus die Türen. Die Warteschlange erfasst sofort die Situation und eilt hin, worauf der Busfahrer auf seinen Knopf drück und schnurr, sind die Türen wieder zu. Das Klopfen der Reisenden überhört er.
Dann dürfen wir doch einsteigen und es geht zum Terminal. Dort stehen alle an, die Einreisenden und die Transitleute. Erstere in mehreren Windungen, wir in einer direkten Schlange. Bewegung ist in keiner zu erkennen. Nichts geht vorwärts. Es treffen noch drei, vier Männer aus dem Flieger ein. Die hatten probiert, einfach sitzen zu bleiben. Hat nicht geklappt.
Die erste Kinder beginnen zu weinen. Warum es in der Transitschlange nur unheimlich langsam voran geht, erkenne ich später, als ich selbst bis zu einer Glastür gelangt bin: Wer diese passiert hat, auf den wartet noch eine Warteschlangenwindung hin und zurück. Dann endlich steht er vor einer Sicherheitsschleuse. Das gesamte Handgepäck, Hosentascheninhalte und die im Flugzeug erworbenen Schätze müssen in Schalen gelegt und durch einen Durchleuchtungsapparat geschoben werden, um dann wieder zusammengepackt zu werden, während ein junger uniformierter Schwarzer gelangweilt exakt so an seinem Monitor vorbeschaut, dass er seine aparte Kollegin im Blick hat.
Die Reisenden passieren die Sicherheitsschleuse vor der die üblichen Abtaster – männlich/weiblich - stehen. Erneut eine Glastür, ein Flughafenmmitarbeiter hält das Schild "Condor Frankfurt" mit einem Pfeil nach rechts und der kleinen Aufschrift Gate 7, wie ich im Vorbeilaufen erkenne.
Durch den Dutyfree-Bereich mit seinen Geschäften und der Gastronomie geht ich zum Gate 7, wo schon die bekannte Schlange in Windungen steht. 16.10 Uhr soll die Maschine starten, was nicht mehr zu schaffen ist und die ursprüngliche Ankunftszeit in Holguin sein sollte.
Diesmal werden die Bordkarten eingesammelt. Und zwar das lange Ende, von dem dann noch der Gepäckaufkleber abgerissen und einem in die Hand gedrückt wird. Mit dem Bus geht es zur Maschine und über den vorderen Eingang und die zweistöckige Gangway in die gereinigte Maschine.
Eine neue Besatzung ist an Bord. Die wird in Holguin die Maschine an eine weitere übergeben, die dann direkt nach Frankfurt fliegt. Sehr harte Landung in Holguin. Habe das Gefühl, die Maschine schlingert, halten dann aber glücklich vor dem Terminal.
Wieder müssen alle vorn aussteigen, die hintere Gangway ist diesmal wirklich für den Reinigungstrupp. Zu Fuß geht es vom Flugzeug am Ausreise- vorbei zum Einreiseterminal. Ich kann noch gut 30 Reisende überholen und da die Kubaner alle Stempelbuden aufhaben, stelle ich mich ganz links an der für Rollstuhlfahrer an. Leider kommen tatsächlich zwei mit großen Familien, was bedeutet, dass ich warten muss und es eine Bude rechts neben mir viel schneller geht.
Ich wechsle also. Werde gefragt, ob ich in "Brazil" war. War ich nicht, keine weiteren Fragen. Der Stempel knallt und mir wird eine "schöne Zeit auf Kuba" gewünscht, auf deutsch. Auch bei der Handgepäckkontrolle geht es schnell. Niemand interessiert sich für für die beiden Laptops, die zum Teil originalverpackten Telefone, die USB-Sticks, externen Speicher, Kameras, Ladegeräte und das Kabelgewirr im Stadtrucksack.
Lediglich mein Seesack lässt sich Zeit, sodass ich schon befürchte, er ist in der Dominikanischen geblieben. Aber dann rollte er doch noch auf einen der beiden Gepäckbänder heran, auf denen wechselseitig das Gepäck entladen wird.
Letzte Kontrolle. Ein junger Uniformierter sammelt die Zollblätter ein. Dann beugt er sich nieder, ob nicht auf dem Zettel am Gepäck vielleicht eines der verräterischen blauen Kreuze befindet, die prompt zu einer Tiefenkontrolle führen. Es ist kein Kreuz zu sehen und ich stehe draußen.
Kurze Suche nach Reiner, der umgeben von Gepäckwagen und ob ihrer erfolgreichen Ankunft und der sie erwarteten Novias aufgeregten erzählenden Reisenden wartet. Ein gelber Taxi-Kleinbus fährt vor. Platz für zehn Gäste, Reiner und den Fahrer. Da zu den Passagieren drei Kubanerinnen aus dem Flugzeug gehören, ist die Gepäckanzahl entsprechend groß und es muss mehrfach geschoben und gebastelt werden, bis alles verstaut ist.
Dann Abfahrt nach Santiago de Cuba. Schaffe es, einzuschlafen.
War die Landung in Holguin am 28. Januar 18?
Da landete der Flieger mit hartem Aufsetzen und der neue Captain ließ das Fahrwerk zuerst kontrollieren.
Von wem?
Der Abflug nach FF/M verzögerte sich um knapp 3 Stunden.
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#8 RE: Impressionen Kuba - Lose Folgen
Mit dem Viazul unterwegs
Oh wie mir graut: Erneut mit dem Viazul quer durch diese verdammte Insel. Fünfzehneinhalb Stunden trennen die Heldenstadt Santiago de Cuba vom Paradies von Varadero. Aber die Verabredung steht und ich bin fahre ohnehin auf den letzten Drücker, da am Vortag alles ausgebucht war.
Zumindest bin ich gerüstet: eine große Flasche Wasser, zwei kleine mit Cola-Rum-Gemisch, Kaputzenshirt, Decke und Kekse, Ein-Peso-Stücke für die Toiletten unterwegs, Laptop, Papier zum Verstopfen lästigen Gebläses.
Ich suche mir einen Fensterplatz im hinteren Teil des Busses, überprüfe die beiden Sitze auf ihre Funktionstüchtigkeit. Ja, sie rasten in den verschiedenen Stellungen ein. Gut, von mir aus kann es losgehen.
Geht es aber nicht. Die Busfahrer lassen sich Zeit. Selbst nach der im Bus eingeblendeten Uhr, die ungefähr zehn Minuten nachgeht, starten wir erst mit 15 Minuten Verspätung. Und nach etwa 30 Minuten fragen sich nicht wenige Fahrgäste, ob sie im richtigen Bus sitzen. Denn statt auf kürzestem Weg nach Bayamo und Holguin zu düsen, steuern wir diverse Gemüsestände an. Der Fahrer arbeitet offensichtlich seine Einkaufsliste ab. Dabei entsprechen seine Preisvorstellungen nicht denen der Händler. Wer zuhört, lernt kubanische Flüche.
Früher war alles besser? Klar, da wurden die Reisenden von den beiden Busfahrern begrüßt. Die nannten ihren Namen, erläuterten die Reiseroute. Da gab es noch eine Büchse Tu-Cola und ein belegtes Brötchen für jeden. Da liefen Videos. Jetzt bleiben die Bildschirme an der Decke eingeklappt. Von den Fahrern ist nur einmal etwas zu hören, als es, war es in Santa Clara?, eine 15-minütige Pause gibt. Früher gab es auch eine Expressverbindung. Und "antes" heißt nicht vor der Revolution.
Als wir in den Busbahnhof Varadero einfahren, haben wir knapp eine Stunde Verspätung. Bisher habe ich auf die Pünktlichkeit bei Viazul geschworen. Selbst als einmal kurz nach der Abfahrt in Santiago de Cuba der Bus kaputt ging, und zwei Schichten von Mechanikern verzweifelt den Fehler suchten, fuhren wir am Ende auf die Minute pünktlich an der Station am Zoo in Havanna ein.
Decke und Kaputzenshirt habe ich diesmal übrigens nicht benötigt. Es war eine Fahrt ohne Aircondition, nur mit einem lautstarken Gebläse. Das Rumgemisch war allerdings bei der Ankunft alle.
Was für `n Typ Bus?
Zitat
Ich suche mir einen Fensterplatz im hinteren Teil des Busses
Klo nicht hinten?
#10 RE: Impressionen Kuba - Lose Folgen
#12 RE: Impressionen Kuba - Lose Folgen
Urlaub in Varadero
Der feine weiche Sand schmeichelt den Füßen. Noch 30, 40 Meter und ich stehe im Wasser, das überraschend frisch ist. Aber es ist ja Februar und der Himmel grau über Varadero. Todesmutige Kubaner stehen bis zum Bauch im Wasser und bekommen dafür den Beifall ihrer Familien. Ein paar Ausländer schwimmen. Aber die sind eh "loco".
Nach der Ankunft stand die Casasuche. Ich habe die ideale nicht gefunden. Viel war schon ausgebucht, einiges hat mir nicht gefallen, fast schwach geworden wäre ich, als ich im dritten Stock eines Wohnblocks direkt am Strand das blaue Casa-Zeichen sah: Balkon zum Meer. Bin also dir Treppen hoch und anschließend mit der Vermieterin diese wieder runter. Das zu vermietende Appartement befand sich im Erdgeschoss und auch nicht zur Meeresseite hin, sondern zur Straße. Und dafür wollte die 50 Cuc. Ich trollte mich.
Letztlich in einer Seitenstraße eine Casa genommen, hatte keine Lust auf eine weitere Suche: Schlafzimmer mit Bad, Vorzimmer mit Kühlschrank, Tisch und drei Stühle. Nah dran ein kleines staatliches Restaurant. Gleich danach die 1. Avenue und dann schon der Strand mit ausreichend Schatten spendenden Bäumen für die Badegäste.
Neben mir visiert eine Japan-Kanadierin mit ihrer Nikon Schneckenhäuser und Muschelschalen, die sie in der linken Hand hält. Wahnsinn, wie viel Geduld die Frau hat. Es dauert bestimmt fünf Minuten ehe der Auslöser klickt. Später liest sie "The old man and the sea".
Ich gehe schwimmen. Als ich wieder aus dem Wasser komme, bereue ich es, keine Kamera dabei zu haben. Ein Sonnenanbeter liegt flach auf dem Strand und in seine Blickrichtung – er sieht sie aber nicht, weil er schläft – starren vier Geschwader Möwen aufgereiht und startklar.
Zwei schlaksige schwarze Rettungsschwimmer belästigen zwei junge ausländische Frauen, die bisher friedlich auf dem Sand lagen. Eines der Mädchen springt auf, wehrt ab und schimpft, die andere hat sich aufgerichtet und das Badetuch über ihre Beine gelegt. Das Negro-Duo hat sich aufgeteilt und bearbeitet verbal seine Beute. Versucht es mit Küsschen links und rechts. Der Polizist, der die ganze Zeit im Schatten der Bäume saß, hat sich verdrückt.
Ruhe kehrt für die Frauen erst ein, als zwei andere Frauen vorbeilaufen und eine auf eine flapsige Bemerkung der Schwarzen reagiert. Die beiden lassen von den störrischen Blondinnen ab und wenden sich den schwarzhaarigen Schönheiten zu. Pech nur, dass nach wenigen Metern deren Freunde dazustoßen.
Ein Nachwuchs-Barmann versucht sich am Strand mit Jonglage. Er wird noch viel üben müssen.
W-Lan im Ocio-Einkaufs-Center. Die Internetverbindung funktioniert für kubanische Verhältnisse hervorragend. Die Tische sind vollgestellt mit leeren Bierflaschen. Ohnehin würden die Büchsen- und Flaschensammler Santiagos hier feuchte Augen bekommen und im Handumdrehen ihre Säcke füllen können.
Am ersten Abend ein Essen beim Italiener, mit gutem Angebot, schmackhaften Speisen und stolzen Preisen. Ein Bekannter hat einen Tisch bestellt oder bekommen, jedenfalls sitzt er da. Und die restliche, lose verabredete deutsche Kommune, ignoriert das hübsche Fräulein, das den Eingang mit der Reservierungsliste kontrolliert, mit dem Zauberspruch "Ich suche einen Bekannten." Um den kleinen Tisch wächst die Anzahl der Stühle und der georderten Biere.
Sicher, kein feiner italienischer Lebensstil, aber wer traut das bärtigen Germanen mit Tätowierungen, Bärten und kubanischem Anhang zu sagen, die in keine Varadero-Schublade passen? Dafür wird die erste sich bietende Schwachstelle genutzt: Als einer für sich die Rechnung bestellt, kriegt er gleich die für alle. Verzögerte Abmarsch wegen des Auseinanderklamüserns der einzelnen Verzehrkosten.
Zweiter Abend: Essen am Platz an der 45. Straße: Pollo mit Reis und Bohnen für 30 MN aus der Pappschachtel. Aber das Anstehen hat sich gelohnt. Lecker. Klar, sonst würden sich ja die Kubaner nicht anstellen. David Blanco gibt unter anderem anlässlich seines Geburtstages ein Konzert mit Gästen. Die beiden Sängerinnen haben Stimmen!! Gänsehaut.
Dritter Abend: Erneut 45. Straße. Diesmal geht es aber überhaupt nicht voran mit der Schlange. Entdecke aber Pollo an der Seite des Nachbarstandes. Zwei Cuc kostet das Stück, ist auch o.k. Ein Bucanero dazu und kein weiteres Anstehen.
Vierter Abend: staatlicher Restaunrant neben der Casa. Wunderbares Fleisch. Bis die Rechnung kommt, bin ich hochzufrieden. Die ist aber nach meinem Überschlag mindestens zwei Cuc zu hoch. Frage die Bedienung nach einer Position von sechs Cuc. Das sei das Bier, meint der Kellner. Das koste aber pro Flasche einen und nicht zwei Dollar, entgegne ich. Er soll doch mal seinen Chef mal fragen (den hatte ich drei Tage zuvor genau das gefragt). Der Kellner verschwindet, kommt mit einer um drei Cuc gesenkten Rechnung wieder. Es sei ein Versehen gewesen, es tue ihm leid, was ich ihm glaube. Drei Dollar hat er eingebüßt.
Fünfter Abend: Frittierter Fisch, salzlose kalte Pasta, Reis. Ich bin vom Individualreisenden zum Allinclusive-Touristen im guten alten "Sun Beach" mutiert. Was hier als spanischer Rotwein angeboten wird, ist derart geschmacklos, dass der selbstgekelterte der Santiagueros lecker schmeckt. Dafür ist das Bier besser, als ich es in Erinnerung habe.
Sechster Abend: Was ist passiert? Das Restaurant demonstiert, dass es auch anders kann: eine große Papppyramide mit Lachsscheiben bedeckt, Austern und Muscheln, gebratener Fisch, hauchdünne Schinkenscheiben, Frischkäse – alles nicht nur schmackhaft, sondern auch liebevoll präsentiert. Dazu viele verschiedene Arten von Süßigkeiten, Kuchen in Form eines Herzens. Klar, heute ist der Tag des heiligen Valentin. Selbst der Rotwein beginnt zu schmecken. Nein, letzteres stimmt nicht.
Zu viel Essen rächt sich. Der zweite der beiden Lifte – der erste hat während meines Aufenthalts noch nie funktioniert – ist jetzt auch kaputt. Da heißt es Treppensteigen. Für manche bis in die achte Etage. Selbst die Kinder japsen.
Siebenter Abend: Rückfall in Vor-Valentins-Tage. Die gestrige Anstrengung hat das Küchenpersonal nicht verkraftet. Essen lohnt nicht. Wein gibt es gar keinen. Naja, ich möchte nicht wissen, wie viele Flaschen gestern nach Cardenas transportiert worden sind.
#13 RE: Impressionen Kuba - Lose Folgen
Zitat von cardenas im Beitrag #11
Perfekt vorbereitet Jose
Bis hin zum Klopapier zum Verstopfen der Air Condition...
Und trotzdem haben dir die Cubis wieder einen Streich gespielt
Sie haben sie einfach ausgelassen
Ich finde, dass 1-2 Details zu Viazul Bus reisen noch zu erwähnen wäre.
Hatte letztes Jahr auch das Vergnügen. War dass erste Mal und demzufolge unvorbereitet. Aber durch Erfahrung wird man ja klug.
#14 RE: Impressionen Kuba - Lose Folgen
Zitat von sputnik-wulf im Beitrag #13
Ich finde, dass 1-2 Details zu Viazul Bus reisen noch zu erwähnen wäre.
Die möchtest du aber lieber für dich behalten?
#15 RE: Impressionen Kuba - Lose Folgen
Zitat von cabeza mala im Beitrag #14Zitat von sputnik-wulf im Beitrag #13
Ich finde, dass 1-2 Details zu Viazul Bus reisen noch zu erwähnen wäre.
Die möchtest du aber lieber für dich behalten?
Nee. Hab nur keine Zeit. Wollte eigentlich, damals schon einen eigenen Bericht speziell zu Viazulreisen geschrieben haben. Jetzt ist natürlich schon einiges verblasst und Ramon hat ja sehr schön und sehr gekürzt, das Wichtigste erzählt. Für den Kuba Kenner ja bekannt, aber ein Neuling wird vielleicht nicht ganz die Tücken dieser Reiseart verstehen.
#16 RE: Impressionen Kuba - Lose Folgen
Abschied von Varadero
Es kommt dann doch Wehmut auf, am letzten Nachmittag am Strand von Varadero. Noch zwei Stunden, dann würde die Rettungsschwimmer anfangen, die leeren Plasteliegen einzusammeln, um eine halbe Stunde später, die hartnäckigen Hotelgäste höflich daran zu erinnern, dass der Liegenservice 18 Uhr endet.
Zeit also, noch zur Strandbar zu gehen, sich in die Schlange von durstigen Russen und Kanadiern mit ihren Kunststoffgefässen einzureihen, um brav mit zwei Plastikbechern mit Bier und einem Cocktail abzuziehen. Diesmal ist der Cocktail des Hauses, namens "Sunbeach" aus, dafür vergisst der Barmann den für den ersatzweise gewähten "Gato negro" wichtigen Kaffeelikör beizugeben. So schmeckt er wie alles andere und tut vor allem das, was er soll: Den Hotelgast träge zu machen.
Drei Nächte im "Sunbeach" hätten auch gereicht, hatte ich mir am Vortag noch gesagt. Der "Allinclusive"-Trott stellte sich schneller ein, als gedacht. Vor allem besteht er aus Anstehen: an dem einen funktionierenden – manchmal auch nicht – Lift, am Eingang zum Restaurant für die drei Mahlzeiten und in diesem wiederum am Grill, am Kaffeeautomaten. Dazu das Warten auf Teller, Besteck, Tassen, Wein, Bier... Der Gemeinschaftstoast funktioniert zwar, aber die fertigen Brotscheiben muss man dann mit der Hand aus den Tiefen des Geräts angeln.
In all diesen kleinen Wartegemeinschaften, und abends an der Bar ohnehin, lernt man sich schnell kennen. Da ist die blonde schlanke schöne Shenja aus Moskau, die ihre beiden Söhne zu Hause gelassen hat, um mit ihrem Freund einen Badeurlaub in Varadero zu verbringen. Nur liegt der aktuell mit Sonnenstich im Bett und sie sucht für mich ihre Deutschkenntnisse und ich mein Russisch zusammen. Abgelöst wird sie von einer kanadischen Studentin mit Rosen und einem tätowierten Notenblock auf der Schulter. Sie stamme von den Ureinwohnern Kanadas ab, erzählt sie. Dazu gesellen sich zwei französischsprachige Kanadier.
Die wollen wissen, was ich von der Unabhängigkeit Kataloniens halte. Voller Arroganz entgegne ich, um das zu begreifen, sollten sie "Auf der Placa del Diamant" von Mercé Rodoreda lesen, den Roman einer katalanischen Schriftstellerin, den ich zufällig dabei habe und an dem mir am besten das Nachwort von Gabriel García Márquez gefällt, weil es die einzig leicht verdauliche Kost an diesem hochgelobten 326 Seiten ist.
Damit verlasse ich die Kanadier und stelle mich an der Bar an. Da stockt alles, weil ein kleiner Sachse, Typ des längst verstorbenen Komikers Eberhard Cohrs, gerade den Barkeeper zusächselt. Der Mann ist vielleicht 1,65 Meter groß, trägt kurz unter die Knie reichende Hosen, Strümpfe in geschlossenen Straßenschuhen, ein karriertes Hemd und eine Schiebermütze und spricht das breiteste Dresdner Sächsisch, was ich bisher auf Kuba gehört habe. Zudem spannt der Mann hinter dem Tresen vergeblich, aus dem Gebrabbel einen Getränkewunsch herauszuhören, denn der Kleene hält einen Vortrag über seine neue Armbanduhr.
Ich erlöse alle, in dem ich laut einen Cuba libre verlange und "mas ron". Der Kubaner atmet auf, jetzt hat er wieder eine klare Ansage. Die Schlange wird versorgt und der Dresdner labert weiter. Und er sabbelt auch noch, als alle Getränkewünsche abgearbeitet sind. Der Mann hinter der Bar flüchtet in die Küche.
Irgendwann begreift der Sachse, dass da niemand mehr ist, der ihm zuhört und marschiert zu einem Tisch mit zwei angesäuselten Kanadierinnen, deren Englisch der Kleene für "very british" hält und einen Diener andeutend, um einen Platz bittet. Die dünne Frau mit den roten Haaren wittert die Gefahr und lehnt ab, die etwas dickere, schwarzhaarige lässt ihn dagegen Platz nehmen. Und sofort nimmt der Kleene die Chance wahr, erzählt, dass er ein Fan von britischen Fahrzeugen sei. Nur die Briten könnten Autos bauen.
Beide Frauen hören aufmerksam zu. Sie versuchen herauszufinden, welche Sprache dieser Mann da spricht. Vergeblich. Schließlich entdeckt die eine, dass der Typ seinen Pass in der Brusttasche des karrierten Hemdes trägt und lässt sich diesen reichen. "Europäische Union", entziffert sie. "Deutschland." "Ah, Germany", nickt sie zufrieden. "Sachsen", sagt der Mann und tippt sich auf die Brust.
Stunden später, so erzählt es ein Düsseldorfer am nächsten Tag, soll der Kleene in der Lobby mit sich selbst getanzt und dann umgekippt sein. Vergeblich habe er ihn nach seiner Zimmernummer gefragt, und da die Chipkarten keine aufweisen, habe er den Landsmann dann auf ein Sofa gebettet.
Ansonsten ist da die hellblond gefärbte Kanadierin, die tatsächlich fast so breit ist, wie hoch, und ein Kleid trägt, mit dem man einer kolonialen Villa einen Vorhang spendieren könnte. Und da ist die kleine Grauhaarige mit ihrem zwergenhaften Mann, die am ersten Tag das genau zu ihr passende T-Shirt trug mit der Aufschrift: "I kissed a vampire and I like it".
Ohnehin ist das Hotel nicht etwa wie in anderen Jahren fest in kanadischer Hand: Die Russen haben die Herrschaft übernommen. Meistens sind es glatzköpfige tätowierte Typen mit schlanken jungen Blondinnen, die auch die Töchter sein könnten oder vielleicht sogar sind. Denn Händchen hält hier niemand, sondern mit Essen voll gepackte Teller oder - davor und danach – Getränke.
Dazu kommen kubanischen Großfamilien, die weitere Familienangehörige außerhalb des Hotels versorgen müssen. Und auch das Personal ist darauf bedacht, genügend für die Familie herauszuschaffen. Als es den zweiten Abend weder den beinahe ungenießbaren spanischen Weiß- noch den ebenso leckeren Rotwein gibt, protestiere ich und verlange den Restaurantchef. Wie durch Zauberhand taucht plötzlich eine Flasche auf und fortan steht schon ein gekühltes Reserveglas für mich bereit. Wäre ich ein Spielverderber, würde ich jetzt Bier bestellen.
Der letzte Abend führt mich nach dem Animationsprogramm auf die Straße. In der Eckkneipe tanzt eine wesentlich bessere Gruppe als im Hotel Folklore. Besser müssen sie auch sein, weil sie hier von Trinkgeld leben. Während ich zuschaue, spüre ich, wie mich eine kleine Negra mustert.
Zehn Minuten später sitzt Ariel im kurzen Kleidchen und zugeknöpfter Jeansjacke neben mir, liebt mich von Herzen, möchte mich heiraten, küssen, Kinder haben, ihren Eltern vorstellen, vor allem aber, dass ich mit ihr nach Cardenas fahre und eine Casa für eine Nacht nehme. Als ich dieses Komplettangebot ablehne, erklärt sie sich auch bereit, mit mir hier eine Casa zu suchen oder mit mir ins Hotel zu kommen.
Ich erkläre ihr, dass ihr dazu das Bändchen fehle, und der Sicherheitstyp am Eingang sehr streng sei. Dann frage ich, ob sie schon mal nach oben geschaut habe. Sie schaut prompt und ist begeistert, que rico, so viele Sterne. Ich schüttle den Kopf. Da oben schaue uns gerade das Auge des Gesetzes an, die Überwachungskamera der Polizei. Sie hüpft erschreckt auf und über die Straße zu ihrem Primo.
Fünf Minuten später ist sie wieder da. Wir seien doch verlobt und jetzt sei es Zeit, nach Cardenas gemeinsam zu fahren, sie sei ganz heiß. Und ich sei ganz müde, sage ich. Deswegen werde ich jetzt ins Bett gehen und da sie leider kein Bändchen habe, werde ich das ganz allein tun müssen, was ich dann im Lift nach oben eigentlich doch schade fand.
#17 RE: Impressionen Kuba - Lose Folgen
Wie ich Yu Wang wurde
Morgendlicher Spaziergang zur zehn Blocks entfernten Viazul-Station. Der mir inzwischen schon bekannte Mitarbeiter sitzt an seinem Platz hinter einer "Cerrado"-Schild und hört sich meinen nun zum dritten Mal vorgetragenen Wunsch nach einem Platz im Sonnagabendbus nach Santiago an.
Er tippt auf seinem Computer herum, fragt nach meinem Namen, notiert diesen auf einem leeren Blatt und meint, ich solle pünktlich 20 Uhr da sein. Was für ein Erfolgserlebnis. Damit habe ich im bisher komplett ausgebuchten Bus tatsächlich fast schon ein Ticket.
Rückzu gönne ich meinen Füßen den Strand. Schaue den Möwen zu, bewundere eine aus Sand gebaute Nixe, die aus einer Kokusnuss schlürft.
Zwölf Uhr muss ich aus dem Hotel auschecken. Ich schaffe es, dass der Rezeptionstyp vergisst, mir mein Bändchen abzuschneiden, was mir zumindest für den Fall, dass es mit dem Bus abends nichts wird, noch einen Tag Vollverpflegung sichert.
Als ich halb acht mit dem Gepäck zum Bus laufe, notiere mich für den Fall der Fälle schon mal ein paar Casas an denen ich vorbeilaufe. Dann stehe ich am Schalter und erhalte tatsächlich mein Ticket. Da steht zwar nicht mein Name, sondern Yu Wang, dafür wird es dann auch sofort vom Busfahrer einkassiert, während die anderen Mitfahrer ihres behalten können.
Klar, dass ist wieder so ein kubanischer Zusatzverdienst. Denn die Sitznummer war 1c, und da schläft ja eigentlich der Ersatzfahrer. Andererseits ist der Bus tatsächlich bis auf den letzten Platz besetzt.
#18 RE: Impressionen Kuba - Lose Folgen
Sehr schön geschrieben , ich war die ersten 4 Mal Kuba auch im Sunbeach.
Die kleine Musikbar nebenan ist eigentlich ganz nett.
War das vielleicht unser Forist @carnicero, der den Laden aufgehalten hat?
Wunderschön geschrieben deine Berichte und in einem ganz erfrischenden Stil mit toller Themenauswahl! Vielen Dank, dass du uns so teilhaben lässt an deinen Erlebnissen.
Zitat von Cristal Otti im Beitrag #18
Sehr schön geschrieben , ich war die ersten 4 Mal Kuba auch im Sunbeach.
Die kleine Musikbar nebenan ist eigentlich ganz nett.
War das vielleicht unser Forist @carnicero, der den Laden aufgehalten hat?
Ja war er! Ich hab ihn dann aufs Sofa gelegt.
Zitat von Jose Ramon im Beitrag #6
Nach Dominicana: entspannte Einreise in Holguin
Aus den dichten weißen Wolken taucht plötzlich Land auf. Dichte grüne Wälder. Dann eine graue Landebahn. Die Maschine setzt auf. Es sieht aus wie in Holguin. Nur dass hier plötzlich gelbe Buchstaben auf den Beton gemalt sind: "VIP" und "privat" ist zu lesen.
Könnte auch am 4. Februar gewesen sein? Abflug aus Frankfurt bei Schneetreiben, ruhiger Flug! Landung in Punta Cana, Flughafen total überlaufen, wobei mir dieses Mal auffallend viele Russen aufgefallen sind. Erstmal mit dem Bus quer durch den halben Osten der DomRep, bevor man eine gefühlte Ewigkeit aufs Durchschleusen gewartet hat. Am Flughafen wollte ich mit meinen Mitreisenden mit einem Presidente anstoßen: Fehlanzeige! Am Flughafen nur Budweiser! Fünf USD das Fläscheken
Landung in Holguin: Die Condor 767 war das einzige Flugzeug vor dem Terminal! Ging in der Tat schnell, doch wir hatten 10 Koffer dabei, acht waren zügig da, zwei fehlten. Einer unserer Truppe wurde rausgewunken mit verdächtiger Ware: ein uralt-rauta: Einfuhr strengstens Verboten, es sei denn man hat ein persönlich von Raul unterschriebenes Dokument dabei!
Allerdings ein Koffer von mir fehlte auch: Contenido oscuro! Also aufmachen und was wars? Erst kam der Zettel von der deutschen Flugsicherung, dass der Koffer schonmal aufgemacht wurde, dann waren es zwei Bleischürzen, in der Tat muy oscuro! Ansonsten "durfe" nur ein Herr mit lustigem Hütchen zum Zoll. Sein Kofferinhalt sah aus wieder Musterkoffer eines Strickwarenvertreters aus der Vorachzigerjahrenzeit, ich musste nur grinsen, aber er tat mir Leid.
Ich bin dann am 9. Feb. weitergeflogen in die DomRep. Vor mir ein Flieger nach Haiti, offensichtlich ist das ein Einkaufsparadies für Kuba, die Maschine war voll bis auf den letzen Platz, meine nach Santo Domingo allerdings auch.
Was mir noch aufgefallen ist: für eine Woche Kuba habe ich gerade mal 4 Cuc für Nauta & co gebraucht. An der Uni ***weihnachten*** kostenloses Internet, ich musste mich nur mit allen Daten einloggen, dafür ging allerdings kein Wasap, aber was solls, für kostenloses Internet geschenkt....
#25 RE: Impressionen Kuba - Lose Folgen
Die Revolution der Frauen
Aus einem Kastenwagen heraus lächeln mich am Abend vor dem Rathaus am Cespedes-Park schöne Frauen an. Auf Plakaten. Offenbar ist irgendeinem Verantwortlichen in letzter Minute eingefallen, dass heute Internationaler Frauentag ist und die Fotoausstellung "Mujeres revolucion" noch nicht aufgestellt ist. Denn warum sonst wird die Schau – zwölf Fotografen, fünfzig Fotos – am 8. März kurz vor 18 Uhr aufgebaut und nicht schon einem Abend vorher?
Dass der Feiertag bevorstand, machten am 7. März die vielen Blumenverkäufer dem letzten Passanten klar. Auch an den Schaufenstern waren Sprüche aufgemalt. Und am 8. März marschierte die kommunistische Frauenorganisation unter den Klängen einer Conga-Gruppe die Enramadas herunter. Vor sich her trugen sie eine Fahne ihrer Organisation, der Federación de Mujeres Cubanas (FMC), und nach hinten schwenkten sie ihre Hintern im Rhythmus von Chinatröte und Trommeln. Dazu ließen sie ihre Zungen blitzen. Dafür, dass die Lebensfreude der Damen im mittleren Alter nicht überhand nahm, sorgte dann ein kurzer, aber heftiger Regenschauer, der alle Überdachungen suchen ließ und sichtlich abgekühlt hatte.
Abend und nachts dann überall Konzerte zu Ehren der Frauen: auf der Heredia vor der Casa de la Trova, vor dem Bacardi-Museum, auf dem Plaza de Marté. Und auf ihren Straßen hielten die CDR-Präsidenten ermüdende Ansprachen an die Frauen, die keinen trifftigen Grund gefunden hatten, diesen zu entgehen. Dafür gab es am Ende eklig-süßen Perlwein und süßes Gepäck sowie ein Papier im A6-Format mit aufgedruckten Frauentagsglückwunsch.
Auch in einigen Betrieben wurde seit mittags gefeiert. Der Werksleiter hatte Bier organisiert und Lautsprecherboxen. Dazu wurde getanzt. Überall war zu sehen, dass die Frauen tatsächlich das Sagen haben. Mancher Brigadier saß als einziger Mann mit einem Dutzend gröhlender, ausgelassener Frauen an einem Tisch in einem staatlichen Restaurant und war peinlich berührt von den plötzlich Witze reißenden, ihre männliche Umgebung mit zotigen Sprüchen überschüttenden, sonst so braven Mitarbeiterinnen.
Den passenden Spruch zum Feiertag haben die Verantwortlichen im Jahr 1974 gefunden: "La Revolución tiene en las mujeres cubanas hoy día un verdadero ejército, una impresionante fuerza política, y por eso decimos que la Revolucíon es sencillamente invenscible..." Natürlich stammt er von Fidel Castro.
Sein Bruder Raúl ist in der Fotoschau auf einer historischen Aufnahme als schüchtern lächelnder Milchbart in einem Jeep zu sehen, sichtlich staunend, nun zu den Anführern einer siegreichen Revolution zu gehören. Neben ihm sitzt seine spätere Frau, Vilma Espín Guillois. Auch ein Aufnahme ihres und Rauls Grabstein auf dem Heldengedenkhain in Mayari Arriba ist zu sehen.
Zwei wirklich großartige Porträtsaufnahmen erinnern an Bertha Lidia Hechavarría Heredia, die dicke Schwarze Straßenhändlerin, die bis zu ihrem Tod am 1. Mai 2016 (?) - mit dem Datum bin ich mir sicher, mit dem Jahr nicht - mit ihren bunten, weiten Röcken, dem Korb mit der aktuellen Ware, die sie stets singend ausrief, und der unvermeidlichen Zigarre zwischen den Lippen das Stadtbild im Zentrum bereicherte. Bis zum Freitagabend wächst die Schau dann auf das Doppelte an. Ein paar sehr schöne Porträtfotos sind zu sehen.
Und die jungen Frauen? Am Plaza de Marte zeigt eine, wo es lang geht. Als ihr die tanzenden Burschen zu sehr auf die Nerven gehen, schaltet sie kurzerhand die Musik aus, packt die Powerbox, die die Größe eines Reisetrolleys hat, an ihrem Griff und zieht sie hinter sich her. Ihre Freundinnen folgen, mit lässigen Handbewegungen die Jungs wie lästigen Schmeißfliegen verscheuchend. An einem neuen Ort wird die Box wieder auf- und angestellt. Und schon ziehen die Musikklänge andere Buschen an, reiben sich die Hintern der jungen Frauen ausgiebig an den Vorderfronten der Männer: Mujeres es revolucion.
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