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Wandel auf Kuba? Hasta que se seque el Malecón
Ich komme gerade von der real existierenden Insel, 2 Monate der Dezember und der Januar komplett Holguin und Umgebung und wollte mal von der aktuellen Situation und Stimmung berichten.
Frustration und Depression. So schlecht und frustriert habe ich die Stimmung auf Kuba in den letzten 10 Jahren noch nie erlebt. In den letzten Jahren war ja eine unglaublich Aufbruchstimmung zu spüren bis hin zu einer Hysterie nach und um den Obama Besuch. Alles weg. Weil sich in der Realität eben nichts ändert bzw. noch schlechter wird.
Im Dezember konnte man hingehen wo man wollte und quasi jeder redete von „Salir“. Ah, dein Sohn ist über Russland raus; ich versuchs über Ecuador. Die beiden meistgenannten Ziele (Russland weil visafrei), mit Endziel USA, natürlich. Ganz offen auf der Strasse und in den Bars oder im Taxi.
Am Sonntag 2. Advent wurde erstmal der alte Fidel über die Strasse gekarrt eine Militäreskorte mit Urne komplett über die ganze Insel. Da waren alle unterwegs, wie eine Karnevalsumzug in Rio. Die gesamte Carretera Central rechts und links mit Menschenmengen und Kriegsbemalung „Yo soy Fidel“. Nicht etwa weil sie es mussten, das gab es auch über die Betriebe, wo Werktätige mit Bussen und LKWs zum Ort des Geschehens geschickt wurden, nein, weil sie es wollten.
Ich bin so traurig unser Präsident ist tot „Yo soy Fidel“. Einzig meine Tochter fragte, als man sie auch bemalen wollte, „Por que Yo soy Fidel? Yo soy Helena?“ Was mir einige Hoffnung für ihren weiteren Lebensweg gab. Zum Rest der Sippschaft fiel mir ein: Nur die dümmsten Kälber applaudieren ihren Schlächtern selber.
Es war ein echter Schock für mich so hätte ich das nicht erwartet. Eine Ideologie dieses Kuba.
Trotzdem wollen wie gesagt alle weg, bringen ihre Lebenssituation aber nicht in Verbindung mit der Politik des gestorbenen Übervaters. Tzz, verstehe wer wolle.
In den ersten Tagen des Januar gingen viele gar nicht zur Arbeit in den Betrieb, oder schauten nur mal so vorbei. Meine Frage, ob sie denn Urlaub hätten. Nein, es gibt kein Benzin. Alle hatten kein Benzin oder Petrolio also blieb die Flotte im Hangar. Und die Administrationsabteilung hat geplant und überlegt was mit dem zugeteilten Treibstoff am besten anzufangen wäre (nachdem der eigene Wagen vollgetankt ist, natürlich).
Das ging so bis zum 12. Januar. Der Tag des Schocks. Am Abend nach 8 wurde die allabendlich Telenovela unterbrochen für eine wichtige politische Ankündigung. Das Aussenministerium informierte über „Neue Verabredungen mit der Vereinigten Staaten zur Normalisierung der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten“. Im Kern: die Wet feet - dry Feet Politik wird ab sofort beendet, der Familiennachzug für in den US lebende Kubaner ebenfalls und alle die ab dem heutigen Tage illegal die USA betretenen werden umgehend zurück geschickt. Wurde hier im Forum sicher diskutiert.
Die Politiker verkauften das ihrem Volk, als wären es ihre mit den USA ausgehandelten Verträge, geschickt machen die das und schnell. Eine ausgeklügelte Operette die, weiß man es aus Europa nicht anders, schwer zu durchschauen ist.
Die einhellige Meinung am nächsten Tag: Jetzt sind wir wieder in einem Gefängnis, una otra vez.
Der Stiefsohn vom Nachbarn hatte sich über Guyana weg gemacht (keine Ahnung wo das ist) und dann über 10 Grenzen illegal und nachts bis er schließlich in Mexiko vor verschlossener US-Tür stand. Er kam genau am 12. Januar dort an. Jetzt versucht er sein Glück in Mexiko und ist als kubanischer Medizinmann dort sehr willkommen. Zurück. Nur über seine Leiche.
Tausende Kubaner stehen jetzt irgendwo in der Wüste Mexikos mit nichts und müssen sehen wo sie bleiben. Die meisten haben ja ihr Haus und Gut dafür verkauft.
Der Rest des Januars schleppte sich so dahin mit frustrierten Kubanern, die gar nicht mehr lachten, selbst Musik hörte man selten auf den Strassen und viel Aggressivität.
Viel Kubaner warten seit Monaten auf ihre Löhne. 2 Monate, 3 Monate ist fast die Regel. Das bisschen was sie verdienen wird nicht ausgezahlt, die Verwaltung sagt: Wir haben kein Geld. Ist mir schleierhaft wie man in so einem System kein Geld haben kann; wird doch einfach zugeteilt, dachte ich immer.
Ein Wandel auf Kuba das sieht wirklich anders aus. Die ganze Euphorie der letzten Jahre ist eingeschlafen. Man muss jetzt glaube ich erstmal abwarten was mit diesem Land überhaupt passiert. Hasta que se seque el Malecón
Wie gesagt, das ist die Situation in und um Holguin, vielleicht ist es ja woanders auf Kuba etwas besser. Aber ich glaube nicht.
Zitat
Die Politiker verkauften das ihrem Volk, als wären es ihre mit den USA ausgehandelten Verträge, geschickt machen die das und schnell.
Genau!
Habe es mir 10 Min. angetan.(insgesamt 20-30 Min.?)
Hinter dem Vorleser, offizielle Bekanntmachung, die kubanische und die US-Flagge.
Tenor, als wäre es ein zwischen beiden Staaten verhandelter Vertrag.
Es wurde darauf hingewiesen, dass die 20-tausend Visa weiterhin ausgestellt würden.
Und die zurückgeschickten Kubaner Willkommen sind, da gebraucht würden.
#4 RE: Wandel auf Kuba? Hasta que se seque el Malecón
Zitat von tom2134 im Beitrag #1
Am Sonntag 2. Advent wurde erstmal der alte Fidel über die Strasse gekarrt eine Militäreskorte mit Urne komplett über die ganze Insel. Da waren alle unterwegs, wie eine Karnevalsumzug in Rio. Die gesamte Carretera Central rechts und links mit Menschenmengen und Kriegsbemalung „Yo soy Fidel“. Nicht etwa weil sie es mussten, das gab es auch über die Betriebe, wo Werktätige mit Bussen und LKWs zum Ort des Geschehens geschickt wurden, nein, weil sie es wollten.
Ich bin so traurig unser Präsident ist tot „Yo soy Fidel“. Einzig meine Tochter fragte, als man sie auch bemalen wollte, „Por que Yo soy Fidel? Yo soy Helena?“ Was mir einige Hoffnung für ihren weiteren Lebensweg gab. Zum Rest der Sippschaft fiel mir ein: Nur die dümmsten Kälber applaudieren ihren Schlächtern selber.
Es war ein echter Schock für mich so hätte ich das nicht erwartet. Eine Ideologie dieses Kuba.
Trotzdem wollen wie gesagt alle weg, bringen ihre Lebenssituation aber nicht in Verbindung mit der Politik des gestorbenen Übervaters. Tzz, verstehe wer wolle.
Vergiß nicht die lebenslängliche Gehirnwäsche die ein Cubaner vom
Kindergarten ab ausgeliefert ist.
Und auch wenn jetzt wahrscheinlich wieder Protestrufe kommen,Fidel
hat Cubanern eine Identität gegeben.
Und wer hat noch auf der Welt den Amys so lange den Mittelfinger gezeigt?
Und zu den "dümmsten Kälbern".
Wenn man selbst nicht unter solchen Bedingungen leben muß
kann man leicht auf einem hohen Ross sitzen.
#6 RE: Wandel auf Kuba? Hasta que se seque el Malecón
Zitat von cardenas im Beitrag #5
Fidel hat Cubanern eine Identität gegeben. Und wer hat noch auf der Welt den Amys so lange den Mittelfinger gezeigt?
Ersterem stimme ich dir, inklusive Gehirnwäsche, vollumfänglich zu. Beim letzten Satz frage ich mich, wieso alle, wie Tom schrieb, in das Land, dem Fidel ständig den Mittelfinger zeigte, auswandern wollen?
Zitat von cardenas im Beitrag #5
Und auch wenn jetzt wahrscheinlich wieder Protestrufe kommen,Fidel
hat Cubanern eine Identität gegeben.
Und wer hat noch auf der Welt den Amys so lange den Mittelfinger gezeigt?
von all denen in Lateinamerika die die Amis wirklich loshaben wollten war er der Einzige (bis Chavez kam ) der sich nicht wegputschen liess. Dazu ist er im Guiness Buch als "der Überlebenskünstler"
https://www.welt.de/vermischtes/prominen...anschlaege.html
dies sind durchaus Fakten die auch einen gewissen Mythos kreieren.
Ich war fast 6 Wochen über Jahreswechsel in Kuba und gebe Tom recht , viele sind schon weg aus unserer Nachbarschaft und viele wollen noch weg-
Das es im Dezember wenig Gasolina oder Benzin gibt ist ja nichts neues , viele Betriebe schaffen zu der Zeit halt wenig und somit wird auch wenig verkauft.
Aber irgendwann sollte mal der Wandel los gehen , ich denke wir warten alle drauf
Zitat von ElHombreBlanco im Beitrag #6
wieso alle, wie Tom schrieb, in das Land, dem Fidel ständig den Mittelfinger zeigte, auswandern wollen?
mindestens meine Schwiegermutter denkt nicht ans auswandern , das wären dann "alle minus eine Person"; sie ist Fidelista und sagt immer, dass sie alles was sie habe Fidel verdanke, was dann aber öfters zu einer Diskussion zwischen ihr und meiner Frau führt, dass sie ja eigentlich alles was sie haben mir zu verdanken hätten.
Zitat von cardenas im Beitrag #5
Vergiß nicht die lebenslängliche Gehirnwäsche die ein Cubaner vom
Kindergarten ab ausgeliefert ist.
Meine Gehirnwäsche fing im Buchloer Kindergarten an.
Das Elternhaus hatte auch gewisse Bleichmittel, die mich bis jetzt geprägt haben.
Aber das castro-kubanische hat die Menschen zumindest sexuell befreit.
#12 RE: Wandel auf Kuba? Hasta que se seque el Malecón
#14 RE: Wandel auf Kuba? Hasta que se seque el Malecón
Zitat von Ralfw im Beitrag #7
ist er im Guiness Buch als "der Überlebenskünstler"
https://www.welt.de/vermischtes/prominen...anschlaege.html
dies sind durchaus Fakten die auch einen gewissen Mythos kreieren.
Naja, auch eher "hecho alternativo" (alternative fact) der kubanischen Propaganda. Von den angeblichen 638 Mordanschlägen bleiben laut Historiker Zeuske "nur" ca. 30 übrig.
Kennedy beispielsweise wurde hingegen ganz real erschossen (Gerüchten zufolge von Castro initiiert - was ich nicht glaube, ich halte die Mafia-Theorie für wahrscheinlicher) und Reagan angeschossen, in jeweils viel kürzerer Amtszeit.
Ralfw
(
gelöscht
)
#15 RE: Wandel auf Kuba? Hasta que se seque el Malecón
Zitat von ElHombreBlanco im Beitrag #14
Naja, auch eher "hecho alternativo" (alternative fact) der kubanischen Propaganda. Von den angeblichen 638 Mordanschlägen bleiben laut Historiker Zeuske "nur" ca. 30 übrig.
schon 30 wären doch wohl mehr als die meisten anderen überdauert haben ; wenn dann noch ein paar dabei sind die Zeuske nicht auf seinem Radarschirm hatte (innerkubanische Versuche, gescheiterte CIA Versuche die aus Peinlichkeit geheim gehalten wurden, etc.), dann ist dies durchaus beachtlich.
Zitat von cardenas im Beitrag #5
[quote=tom2134|p8009175]
Und zu den "dümmsten Kälbern".
Wenn man selbst nicht unter solchen Bedingungen leben muß
kann man leicht auf einem hohen Ross sitzen.
Das sollte kein hohes Ross sein, aber du hast das ja nicht erlebt, aber ich, es war ein Schock. Obwohl ich ja seit mehr als 10 Jahren da unterwegs bin und mit einer Kubanerin verheiratet und dachte ich kenne die Psyche der Kubaner. Aber nein.
#17 RE: Wandel auf Kuba? Hasta que se seque el Malecón
Zitat von Ralfw im Beitrag #15
schon 30 wären doch wohl mehr als die meisten anderen überdauert haben ;
Wie schon geschrieben: Fidel war nicht der einzige Staatschef, dem man nach dem Leben trachtete, und zwei seiner Gegenspieler hat es ganz real getroffen. Einer überlebte es nicht. Keiner davon war 50 Jahre im Amt und hätte auch nur die politische Chance dazu gehabt.
Zitat von ElHombreBlanco im Beitrag #6Zitat von cardenas im Beitrag #5
Fidel hat Cubanern eine Identität gegeben. Und wer hat noch auf der Welt den Amys so lange den Mittelfinger gezeigt?
Ersterem stimme ich dir, inklusive Gehirnwäsche, vollumfänglich zu. Beim letzten Satz frage ich mich, wieso alle, wie Tom schrieb, in das Land, dem Fidel ständig den Mittelfinger zeigte, auswandern wollen?
Ganz einfach, weil viele Cubaner, die es in die USA geschafft hatten, auf Heimaturlaub mit viel BlingBling die Kohle nur so raushauen und die Daheimgebliebenen aushalten. In Wirklichkeit schuften sie in den USA mit 2-3 Jobs und Putzen, McDoof und Ähnliches.
Zitat von Matti im Beitrag #8
Aber irgendwann sollte mal der Wandel los gehen , ich denke wir warten alle drauf
Überlege doch mal: warum sollten die denn wirklich einen Wandel einleiten? Es gibt eine kleine Kaste von Politikern und Militärs die leben da in Saus und Braus. Ich war im Hotel in Guadalavaca. Dort scheffeln die Millionen und 3 km weiter stehen wunderschöne Strandhäuser, top renoviert. Wem gehören die? Waren wohl noch ein paar Sack Zement übrig.
Meine These: Solange die Kubaner nicht den Mut aufbringen auf die Strasse zu gehen und für ihre Rechte einzustehen. Passiert da nix.
Zitat von ElHombreBlanco im Beitrag #14Zitat von Ralfw im Beitrag #7
ist er im Guiness Buch als "der Überlebenskünstler"
https://www.welt.de/vermischtes/prominen...anschlaege.html
dies sind durchaus Fakten die auch einen gewissen Mythos kreieren.
Naja, auch eher "hecho alternativo" (alternative fact) der kubanischen Propaganda. Von den angeblichen 638 Mordanschlägen bleiben laut Historiker Zeuske "nur" ca. 30 übrig.
Kennedy beispielsweise wurde hingegen ganz real erschossen (Gerüchten zufolge von Castro initiiert - was ich nicht glaube, ich halte die Mafia-Theorie für wahrscheinlicher) und Reagan angeschossen, in jeweils viel kürzerer Amtszeit.
Ich glaube, da wird (wie auch bei den Schwiegermüttern, meine nämlich auch nicht = -2) auch hier etwas 'nicht genau' verglichen.
Meines Wissens gab es so um diese 638 PLÄNE, ihn umzubringen, zu denen auch etliche Kuriositäten zählten, davon wurden aber auch viele wieder verworfen.
Die 50 sind dann die de fakto Mordanschläge - sind aber eben auch 50 zuviel für einen sich als zivilisiert darstellenden Staat.
Dass die Anschläge in den USA (Kennedy und Reagan) kaum was mit Kuba zu tun haben glaube ich auch.
Zuviel Tag X von Philip Kerr gelesen
Zitat von Ralfw im Beitrag #10Zitat von ElHombreBlanco im Beitrag #6
wieso alle, wie Tom schrieb, in das Land, dem Fidel ständig den Mittelfinger zeigte, auswandern wollen?
mindestens meine Schwiegermutter denkt nicht ans auswandern , das wären dann "alle minus eine Person"; sie ist Fidelista und sagt immer, dass sie alles was sie habe Fidel verdanke, was dann aber öfters zu einer Diskussion zwischen ihr und meiner Frau führt, dass sie ja eigentlich alles was sie haben mir zu verdanken hätten.
Zitat von jan im Beitrag #2
Hinter dem Vorleser, offizielle Bekanntmachung, die kubanische und die US-Flagge.
Tenor, als wäre es ein zwischen beiden Staaten verhandelter Vertrag.
Verstehe ich nicht ganz. Ok, ein Vertrag war es bestimmt nicht, sondern eine Vereinbarung
Die Zurücknahme dieser Bestimmung ist doch sicher das Ergebnis von bilateralen Gesprächen. Und das da vorher niermand unterrichtet wurde wurde, ist doch klar. Stellt euch mal den Run auf die US-Grenzen vor, wenn die diesbezüglichen Gespräche in die Öffentlichkeit geraten wären.
Gruß
kdl
#25 RE: Wandel auf Kuba? Hasta que se seque el Malecón
Also ich denke, dass diese neue Regelung von den USA ausgeht, einseitig, um das Problem der illegalen Einwanderung einzudämmen (Grenze Mexiko). Es ist aber natürlich auch im Sinne des Regimes in Havana, denn jetzt ist Schluss mit abhauen und man kann seine Kubanitos wieder besser strangsalieren. Die USA stellen weiter pro Jahr 20.000 Visa aus, können sich die Leute aber jetzt "aussuchen". Ist ja völlig verständlich die Position der Amis...
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