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"Damas en blanco" im Zwist mit neuer Kuba-Politik der USA
Zitat
[…] Einen Tag nach den Gesprächen sorgte die Leiterin der US-Delegation jedoch bereits für Aufsehen, als sie mehrere kubanische Oppositionelle in die Residenz von Jeffrey DeLaurentis, dem Leiter der US-Interessenvertretung in Havanna, zum Frühstück einlud. Unter den Gästen fanden sich vor allem Mitglieder der Patriotischen Union Kubas, die jüngst im Zuge eines Deals mit den USA freigelassen wurden. Andere Oppositionellengruppen kritisierten das Treffen und ignorierten die Einladung demonstrativ.
#2 RE: "Damas en blanco" im Zwist mit neuer Kuba-Politik der USA
Welche "jüngst im Zuge eines Deals mit den USA freigelassenen" UNPACU-Mitglieder haben denn nach deinen Informationen "vor allem" an dem Treffen mit Roberta Jacobson teilgenommen??? Und (von Berta Soler abgesehen) welche Oppositionellengruppen (Mehrzahl) haben das Treffen kritisiert oder demonstrativ ignoriert?
#3 RE: "Damas en blanco" im Zwist mit neuer Kuba-Politik der USA
Zu den UNPACU-Mitgliedern, die bei dem Treffen teilgenommen haben zählen unter anderem Jose Daniel Ferrer. Ob auch jüngst freigelassene Mitglieder der UNPACU dabei waren ist (mir) nicht bekannt. Besser müsste es also heißen: "… von denen einige Mitglieder jüngst im Zuge eines Deals mit den USA freigelassen wurden."
Wie bei allen wichtigen Fragen, ist auch hier die kubanische Opposition in ihrer Haltung gespalten, sagt Elizardo Sánchez.
#4 RE: "Damas en blanco" im Zwist mit neuer Kuba-Politik der USA
Die Namen der aus der Haft entlassenen politischen Gefangenen sind bekannt. Definitiv keiner von ihnen war unter den sieben Teilnehmern (bei acht Eingeladenen) an dem Gespräch mit Roberta Jacobson, deren Namen ebenfalls bekannt sind. Und "vor allem Mitglieder der Patriotischen Union Kubas" soll bei insgesamt sieben Personen wie viele bedeuten? Einer? Mehr als die Hälfte? Ist ja auch egal, aber wenn du schon die "im Zuge eines Deals mit den USA Freigelassenen" erwähnst: warum informierst du deine Leser mit keinem Wort darüber, weswegen diese 53 politischen Gefangenen überhaupt hinter Gittern saßen?
Zitat von reyney im Beitrag #3In dem von dir verlinkten Artikel sagt Elizardo Sánchez exakt das Gegenteil des von dir Behaupteten: Er sagt keineswegs "wie bei allen wichtigen Fragen, ist auch hier die kubanische Opposition in ihrer Haltung gespalten," sondern "in den wesentlichen Dingen herrscht innerhalb der unabhängigen kubanischen Zivilgesellschaft zu 90 % Übereinstimmung." Die Unterschiede seien von den Medien übertrieben worden. Wie kommst du darauf, ihm etwas völlig anderes in den Mund zu legen?
Wie bei allen wichtigen Fragen, ist auch hier die kubanische Opposition in ihrer Haltung gespalten, sagt Elizardo Sánchez.
Wer sind die "anderen Oppositionellengruppen", die "das Treffen kritisiert und demonstrativ ignoriert" haben? Wenn du das im Qualitätsmedium Amerika21 schreibst, dann wirst du doch sicher wissen, woher du die Information hast, oder? Mich interessiert einfach, wie solche Artikel entstehen.
#5 RE: "Damas en blanco" im Zwist mit neuer Kuba-Politik der USA
Zitat
Andere Oppositionellengruppen kritisierten das Treffen und ignorierten die Einladung demonstrativ.
Dieser Satz bezieht sich auf die "Damas en blanco", auf die im folgenden Abschnitt eingegangen wird. Im wesentlichen stützt sich der Artikel übrigens auf die Reuters-Meldung.
Mea culpa, was das Zitat von Elizardo Sánchez angeht – habe es nur flüchtig gelesen.
#6 RE: "Damas en blanco" im Zwist mit neuer Kuba-Politik der USA
Also wird bei dir aus einer einzigen Organisation ("Damas de Blanco") auf wundersame Weise die Mehrzahl "andere Oppositionellengruppen". Vielleicht hast auch die Reuters-Meldung nur ganz flüchtig gelesen und sehr frei dazuerfunden, denn dort war zwar von anderen Dissidenten die Rede, die Soler unterstützten, allerdings unter ausdrücklichem Bezug auf den späteren Empfang, dem sie fernbleiben wollten. Keine Rede vom Treffen zum Frühstück, von dem auch aus der Reuters-Meldung nicht hervorgeht, dass daran "vor allem UNPACU-Mitglieder" teilgenommen hätten. Auch Reuters erwähnt als ausdrückliches UNPACU-Mitglied nur Ferrer.
Man könnte noch ergänzen, dass von den sieben oppositionellen Teilnehmern des Arbeitsfrühstücks sechs schon als politische Gefangene eingesperrt und davon fünf zu langjährigen Haftstrafen (zwischen sechs und zwanzig Jahren) verurteilt worden waren. Und wenn man auf UNPACU eingehen wollte, könnte man die interessante Information ergänzen, dass sie mit über 8000 bereits deutlich mehr Mitglieder haben soll als die Bewegung des 26. Juli vor der Flucht Batistas. Das könnte man Frau Vidal entgegenhalten, wenn sie den Oppositionellen jede Relevanz abspricht.
Du nimmst es mir nicht übel, dass ich deine Arbeitsweise kritisch hinterfrage, oder? Okay, über den einen oder anderen Flüchtigkeitsfehler könnte man ja noch hinwegsehen. Aber das mit dem Wahrheitsgehalt der Artikel bei Amerika21 und RTdeutsch ist doch insgesamt ein so auffälliges Problem, dass ich nicht recht an Zufall glauben mag, dass du z.B. Elizardo Sánchez' Aussage "aus Versehen" ins Gegenteil verdrehst.
#7 RE: "Damas en blanco" im Zwist mit neuer Kuba-Politik der USA
Habe noch einmal alle Quellen geprüft.
Die Formulierung "Andere Oppositionsgruppen" verweist auf eine unbestimmte Anzahl und kann man getrost als Floskel abhaken. Ähnlich wie die die Wendung "Kritiker halten dagegen", die ebenfalls immer im Plural steht. Dennoch sehe ich die Ungenauigkeit und habe an Amerika21 die Korrektur des betreffenden Satzes übermittelt. Wenn der Artikel morgen auf "Cuba heute" erscheint, wird es heißen: "Kritik kam dagegen von einer anderen Oppositionsgruppe, die der Einladung demonstrativ fernblieb."
Auch ist richtig, dass nur Ferrers Teilnahme gesichert ist. Deswegen wird es an der Stelle heißen: "Unter den Gästen befand sich auch Jose Daniel Ferrer, Gründer der "Patriotischen Union Kubas" (UNPACU). Im Zuge eines Deals mit den USA wurden jüngst einige Dutzend Aktivisten der Gruppe freigelassen."
Tatsächlich bin ich dankbar für sachdienliche Hinweise und muss mich für die schlampige Recherche entschuldigen. Die von dir angemerkten Fakten sind alle sehr interessant, aber haben mit dem Inhalt des Artikels (der sich den verschiedenen Aspekten der jüngsten Gespräche widmet) nur bedingt zu tun. Nur ein Teil des Artikels behandelt die Opposition und es geht mir in den betreffenden Abschnitten vor allem darum, die Distanzierung von Seiten der "Damas de blanco" aufzuzeigen. Die Andeutung "absichtlicher" Recherchefehler weise ich entschieden zurück. Mit solchen Absichten hätte ich den Artikel sicher nicht in diesem Forum gepostet, um mich dann mit Kritik auseinanderzusetzen die im Ergebnis zur Umformulierung des Artikels führt. Sind damit alle inhaltlichen Fehler aus der Welt?
#8 RE: "Damas en blanco" im Zwist mit neuer Kuba-Politik der USA
Ob damit alle inhaltlichen Fehler aus der Welt sind? Hm, ich weiß ja nicht, woher du diese Aussage hast: "Die Wiedereröffnung der US-Botschaft war das dringlichste Ziel der US-amerikanischen Delegation." Ich musste da etwas stutzen, denn das war mir neu. Ich kann mich zumindest nicht erinnern, dass die US-amerikanische Verhandlungsführerin die Wiedereröffnung der Botschaft zum dringlichsten Ziel erklärt hätte, aber wenn du dafür eine Quelle hast, dann bitte. Im Reuters-Artikel wird Jacobson anders zitiert: "There is no doubt that human rights remains the center of our policy." Ohne Quelle würde ich es eher rausnehmen -- wie ich überhaupt keine Angaben in einen Artikel schreiben würde, für die ich keine einigermaßen verlässliche Quelle habe. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand den Text aufmerksam und kritisch durchliest, wäre mir einfach zu hoch.
Wenn du darauf bestehst, dass es ein Versehen war, dass du Elizardo Sánchez' Aussage (zufällig zum Nachteil der Opposition) in ihr Gegenteil verdreht hast, dann will ich dir glauben. Aber ein starkes Stück ist es schon. Dass du die Fehler nachträglich korrigierst, ehrt dich jedenfalls.
#9 RE: "Damas en blanco" im Zwist mit neuer Kuba-Politik der USA
Dass die Botschaft im Vordergrund der Gespräche am Donnerstag stand entnahm ich dem ersten Satz einer anderen Reuters-Meldung. Dies, und die Statements der beiden Verhandlungsführerinnen zeigen meiner Einschätzung nach, dass es bei den konkreten Gesprächen vor allem um die diplomatischen Beziehungen bzw. für die USA konkret um die Etablierung einer Botschaft geht (zusammen mit der Aufhebung der Diplomatenrestriktionen in beiden Ländern). Menschenrechte werden weiterhin innerhalb der "Kuba-policy" die zentrale Rolle spielen. Mit dem Begriff Policy ist allerdings eher die strategische Ausrichtung gemeint, während es am Donnerstag doch eher um das konkrete Thema der bilateralen Beziehungen ging (deswegen auch dringlichstes Ziel der Delegation, nicht der gesamten Kubapolitik der USA).
Mir liegt sehr daran, dass meine Artikel bei den Fakten bleiben und mögliche inhaltliche Unklarheiten ausgeschlossen sind. Allerdings passieren doch immer wieder Nachlässigkeiten, zumal wenn man es mit einer Vielzahl von verschiedenen Akteuren und Quellen zu tun hat. Und ja, bei der zitierten Aussage im Forum bestehe ich darauf, dass es ein Recherchefehler war – zugegebenermaßen der dümmste, der hätte passieren können – aber da war wohl die Schnelligkeit der Antwort höher als die Sorgfalt der Lektüre.
Aus diesem Grund begrüße ich sachliche Hinweise und konstruktive Kritik, mit der ich mich auch in Zukunft auseinandersetzen werde. Amerika21 ist schließlich nicht Russia Today. Bei fundierter Kritik kannst Du dich auch jederzeit per eMail direkt an die Redaktion wenden, ich bin mir sicher, dass dem dort nachgegangen wird. Die Änderungen sind übrigens bereits bei Amerika21 eingefügt.
Deshalb würde ich das Thema auch wieder auf seinen ursprünglichen Zweck zurückführen und die Frage aufwerfen: Wie ist die Stellungnahme von Berta Soler zu bewerten?
Lieber HayCojones,
lieber reyney,
Eure Diskussionen gehören für mich zum besten, was dieses Forum zu bieten habt. Ihr seid deutlich unterschiedlicher Meinung, aber argumentiert beide sachlich und kommt weitgehend ohne Polterei aus; davon könnten sich einige andere eine Scheibe abschneiden. Macht bitte weiter so!
Ich glaube, wer Eure Beiträge liest, kann sich bereits eine fundierte eigene Meinung zu aktuellen Themen bilden, die Kuba betreffen, ohne weitere Quellen zurate zu ziehen.
Dir, HayCojones, vielen Dank für Deine unermüdliche, präzise Recherchearbeit!
#11 RE: "Damas en blanco" im Zwist mit neuer Kuba-Politik der USA
Vielen Dank für die Blumen! Ich könnte ja einen Konkurrenz-Blog eröffnen ("Kuba morgen" oder so), aber ich fürchte, für das Thema Kuba gibt es einfach nicht genügend interessierte Leser -- schon gar nicht außerhalb des Publikums, das eine linksautoritäre Politik bevorzugt und dessen verzerrte Erwartungen ja schon von Amerika21, RTdeutsch, junge Welt und dergleichen bedient werden. Wer sich ernsthaft für Politik rund um Kuba interessiert, der wird außerdem nicht auf Deutsch lesen, sondern früher oder später auf Spanisch oder zumindest Englisch, wo es ja ein vielfältiges Informationsangebot gibt (14ymedio, Diario de Cuba, Havana Times, OnCuba etc.).
Zurück zur Textkritik: Dass die Wiedereröffnung der Botschaft "dringlichstes Ziel" der US-amerikanischen Verhandlungsseite gewesen sein soll, kann ich der Reuters-Meldung nicht entnehmen. Klar ist, dass das Thema der Wiederaufnahme vollständiger diplomatischer Beziehungen zentraler Gegenstand der Gesprächsrunde vom Donnerstag war, dass am Ende dieses Prozesses die Wiedereröffnung beider Botschaften stehen wird, und dass beide Seiten unterschiedliche Vorstellungen davon haben, welche Schritte in welcher Reihenfolge und in welcher Geschwindigkeit zu diesem im vergangenen Dezember vereinbarten gemeinsamen Ziel führen. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann hat die US-Seite vorgeschlagen, schon mal mit der Erweiterung der Bewegungsfreiheit der in den beiden Interessenvertretungen beschäftigten Diplomaten zu beginnen, während die kubanische Seite Wert darauf legt, zuerst von der Terrorstaaten-Liste gestrichen zu werden.
Zu reyneys Frage zu Berta Solers Stellungnahme: Meine Meinung habe ich ja schon im anderen Thread zum Thema geschrieben:
Zitat von HayCojones im Beitrag RE: Wer sind die relevantesten Köpfe der kubanischen Opposition?Auf Spanisch habe ich zu dem Thema u.a. zwei interessante Wortmeldungen gelesen: Emilio Ichikawa (Philosoph/Journalist/Blogger, bis 2000 Havanna, heute Miami) erklärt Berta Solers Position mit ihrer Nähe zu den Republikanern in Florida und ihrem Streit mit der heute eher den Demokraten nahen Cuban-American National Foundation -- nicht ganz unplausibel, aber vielleicht doch etwas zu simpel? José Daniel Ferrer (UNPACU/Santiago de Cuba) weist auf zwei wichtige Punkte hin, nämlich dass die Opposition sich immer der Interessen und des Meinungsbilds der großen Bevölkerungsmehrheit bewusst sein muss (und die ist in der Frage des Embargos sicher nicht auf Seiten Solers) und dass die Frage Pro oder Contra US-Embargo oder überhaupt die Positionierung zu den Beziehungen zwischen Kuba und den USA die kubanische Opposition niemals von ihrer Hauptaufgabe ablenken sollte, die Bevölkerung zu informieren und zum friedlichen Kampf für einen politischen Wandel in Richtung Freiheit und Menschenrechte zu mobilisieren.
Ich fürchte, mit der Frau ist kein Staat zu machen. Es geht ihr mehr um billige Effekte als um konstruktiven Dialog. Der Applaus von Marco Rubio und Co ist ihr sicher...
#12 RE: "Damas en blanco" im Zwist mit neuer Kuba-Politik der USA
Zitat von Quimbombó im Beitrag #10
Lieber HayCojones,
lieber reyney,
Eure Diskussionen gehören für mich zum besten, was dieses Forum zu bieten habt. Ihr seid deutlich unterschiedlicher Meinung, aber argumentiert beide sachlich und kommt weitgehend ohne Polterei aus; davon könnten sich einige andere eine Scheibe abschneiden. Macht bitte weiter so!
Ich glaube, wer Eure Beiträge liest, kann sich bereits eine fundierte eigene Meinung zu aktuellen Themen bilden, die Kuba betreffen, ohne weitere Quellen zurate zu ziehen.
Dir, HayCojones, vielen Dank für Deine unermüdliche, präzise Recherchearbeit!
Ja, das finde ich auch!
Die von dir HayCojones neu eingestellten Vermutungen zur Haltung B. Solers bieten auch meiner Meinung nach denkbare Begründungen.
Insbesondere Ferrers Aufruf, nie mit dem Hauptanliegen der Oppositionellen nachzulassen, egal welcher Wirbel momentan um die neue Annäherung gemacht wird halte ich für sehr wichtig.
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