Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen

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04.01.2014 18:53
#1 Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Hallo Leute, in Moment ist der Himmel in La Habana gerade bewölkt und es tröpfelt so vor sich hin. Da habe ich mich in das Hotel parque central zurückgezogen, sehe nach der Post und beschloss, euch mit dem zu behelligen, was ich zwischendurch als Tagebuch meinem Handy anvertraute, einem kleinen Reisebericht über die Zeit vom 20.12.2013 bis zum 10.01.2014.



20.12.2013
Der Flug ist eigentlich wie immer aber Condor hat die Zeit umgestellt. Abflug war zeitiger anberaumt, daher muss ich schon 3.30 aufstehen. Das ist eigentlich schon das Schlimmste der ganzen Reise. Hatte ich doch am Vortag noch bis 22 Uhr gearbeitet. Aber wer viel unterwegs ist, muss an den restlichen Tagen mehr arbeiten, das ist eben so.

An der Gepäckaufgabe wird teuer deutlich, dass ich einen Fehler gemacht habe beim Koffer packen. 3 Kilo sind zuviel, man kann aber nur in 5 kg-Schritten bezahlen, Kostenpunkt 80 Euro. Aber mehr als 20 kg Übergepäck will man eigentlich gar nicht vorher buchen. Dann verlangt Condor irrwitzige Preise, die mehr als Erziehung des Kunden denn als wirkliche Gewinnsteigerung interpretiert werden können.

In Frankfurt kümmere ich mich gleich um das Upgrade, wie immer am Flughafen oder im Flugzeug erhalte ich für 100 Euro den letzten Platz in der Premium Economy. Vorab hatte Condor zum Jahresende Mondpreise veranschlagt für einen dieser Plätze. Zum Jahresende reisen einfach zu viele Leute, das ist offensichtlich. Das Flugzeug ist bis zum Anschlag voll.

Neben mir sitzt leutseliger Österreicher, den ich gleich beleidige. Woher ich komme, fragt er. "Aus Sachsen." "So sprechen Sie gar nicht!" reagiert er. "Und sie sind aus Bayern?" vermute ich. Das krängt ihn offensichtlich. "Ich bin aus dem Burgenland" kommt die Replik ziemlich barsch und ganz offensichtlich gar nicht begeistert. Ich will es nicht noch schlimmer machen und verkneife mir jeden Kommentar, dass mir der Unterschied lokal nicht ganz klar ist aber vor allem klanglich unbedeutend erscheint.

Seine Frau kommt gelegentlich aus den hinteren Reihen der Economy vor. Halb entschuldigend sagt er "Sie hat doch alles gebucht. Das ist sowieso meine letzte Reise. Nächstes Jahr werde ich 60, dann ist Schluss damit, dann bleibe ich zu Hause." Nun ja, das Alter wird anscheinend sehr unterschiedlich bewertet.

Im Verlauf des Fluges klärt ihn dann sein Nachbar zur Linken, auch keinesfalls jünger als der Beihnahbayer, ausführlich und wortreich über Kuba auf und über die Vor- und vor allem Nachteile des Reisens mit Ehefrau. Ob das etwas ändert an der Einstellung des Burgenländers?

Das Flugzeug braucht fast 12 Stunden bei Gegenwind, das Essen ist wie bei Condor immer. Die ändern die Speisekarte auch höchsten von Jahr zu Jahr. Aber irgendwann kommen wir doch an und ich bin der Erste in der Schlange bei der inmigración. Was letztlich nur heißt, dass ich besonders lange auf meine Koffer warten muss. Im Terminal 2 werden dann auch noch beide Bänder für den gleichen Flug genutzt, was dem Einsamen ein spannendes Springen von Band zu Band abverlangt, um sein Gepäck nicht zu verpassen. Aber irgendwann habe ich die Koffer zusammen und Geld getauscht und La Habana steht mir endlich offen. Mittlerweile weiß ich auch, wie man an dem Getümmel der Touristen und ihrer Empfangsgarde vorbei relativ rasch zu einem Taxi kommt.

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Aus aktuellem Anlass: "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Jeder ist überzeugt, er habe genug davon."

La mulata es la mejor creación de los españoles!

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04.01.2014 22:40
#2 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Super, Sisyphos, hab' mich echt amüsiert, schöne stilistische Bonmots, freue mich auf die nächsten

Toleranz als gesellschaftliche Tugend wird meist von denen gefährdet, die unter ihren Schutz fallen...

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04.01.2014 22:43
avatar  Pauli
#3 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Manzana Prohibida im Beitrag #2
Super, Sisyphos, hab' mich echt amüsiert, schöne stilistische Bonmots, freue mich auf die nächsten


Was sind Bonmots ?? gibt es dafür auch ein Deutsches Wort ??


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04.01.2014 22:52 (zuletzt bearbeitet: 04.01.2014 22:53)
#4 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Geistreicher Wortwitz oder Esprit (ne, Letzteres ist ja auch französisch) Schau' dir mal "Ridicule" an - ein wortgewandtes Fest, wenn auch in diesem Fall die Bonmots eher dazu verwendet werden, andere niederzumachen - trotzdem herrlich...

Toleranz als gesellschaftliche Tugend wird meist von denen gefährdet, die unter ihren Schutz fallen...

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04.01.2014 23:07
avatar  Pauli
#5 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Manzana Prohibida im Beitrag #4
Geistreicher Wortwitz oder Esprit (ne, Letzteres ist ja auch französisch) Schau' dir mal "Ridicule" an - ein wortgewandtes Fest, wenn auch in diesem Fall die Bonmots eher dazu verwendet werden, andere niederzumachen - trotzdem herrlich...


Mein lieber Schwan, Deutsch,Spanisch,Französisch,und die Homepage in Englisch,
du hast es drauf


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05.01.2014 20:35
#6 Weiter geht's in Havanna
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Rey/Reina del Foro

Nachdem ich mich gereinigt und stadtfein gemacht habe führt mich mein Weg in mein Stammrestaurant. Auf dem Balkon sitzend kann man schön von oben auf die Passanten in der Obispo hinab sehen und wie jedesmal ringe ich mit der Phantasie, dem kindlichen Wunsch, einmal hinab zu spucken. Das Personal muss noch länger arbeiten und so flaniert ich gesättigt ein wenig durch La Habana Vieja. Ich finde es immer wieder spannend, mit den so freundlichen und oft überaus hübschen jungen Damen zu plaudern, die Gesellschaft so dringend vermissen. Die Palette der Lebensgeschichten ist stets erstaunlich. Eine ganz liebe Tochter muss diese Möglichkeit des Kontaktes nutzen, da sie allein mit ihrer Mutter lebt, diese schwer krank ist und sie selbst als Kellnerin nicht genug zum Leben verdiene. A veces la vida es dura.
Eine ganz bezaubernde blanquita mit echt blondem Haar erklärte mir hingegen ganz gelassen, dass sie Ökonomie studiert habe, aber für das Geld nicht arbeiten wolle. Ein einziger Touristenkontakt brächte mehr ein als ein Monat Arbeit. Manchmal kann das Leben auch recht einfach sein.

Schließlich ist es Mitternacht und ich gehe mit meinen Bekannten aus der Gaststätte noch auf einen Drink. Mich interessiert die Bar Sloppy Joe´s, den Laden kenne ich noch nicht. Ist gar nicht schlecht die Kneipe, wenn man so etwas mag. Ganz neu eingerichtet, viele Flaschen an der Wand, hochbeiniges Gestühl und Getisch, ewig langer Tresen, insgesamt gut gekühlt. Die Kubaner leiden schon mitten beim ersten Drink unter der Kälte. Aber die Toilette ist wohl die sauberste von ganz Kuba.
Es sind natürlich auch noch andere Gäste anwesend, was ja meist kein Drama ist. Aber diesmal hat sich eine fröhliche Truppe von sehr afrikanisch aussehenden Negras eingefunden, aus Kanada oder den Staaten. Ich kann die Dialekte nur selten auseinander halten. Die finden großes Gefallen an den Drinks und an der Musik, beginnen dann zu singen und zu tanzen. Was betrunkene Nordamerikaner halt so für Singen und Tanzen halten. Jedenfalls war es laut und unübersehbar.

Recht schnell beschließen wir also, doch besser einen andren Ort aufzusuchen. Weil aber ab Mitternacht praktisch alle Kneipen in La Habana Vieja geschlossen sind (Hat das wirklich Fidel mal angeordnet?) ziehen wir zu meinen Freunden in die Wohnung. Großmütterchen war da und die sollte mir gezeigt werden. Oder ist es eher umgekehrt? Wer weiß.
Außerdem gibt es ein neues Computerspiel, das sehr stolz macht. Also verbringen wir dann einen Teil der Nacht damit, Zombies zu töten, wobei zumindest mir der Rum nicht sehr dabei half. Oft scheinen Kubaner recht kleine Kinder zu sein. Dass Männer über 30 so eine Freude an diesen PC-Spielen haben können... Doch haben sie genügend Rum, der weg muss, und so komme ich dann irgendwann ziemlich mühsam in meine casa und ins Bett.

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11.01.2014 10:30
#7 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Am nächsten Tag treffe ich mich mit Farina, die hier im Forum Kontakt gesucht hatte. Das ist eine sehr nette junge Frau und wir verbringen den Tag angenehm plaudernd und durch Habana laufend. Ist doch toll, wenn einem jemand die Möglichkeit gibt, mit dem eigenen Wissen und den Erfahrungen glänzen (prahlen) zu können. Da fühlt man sich doch gleich viel besser.
Irgendwann trennen wir uns dann und nach einem kleinen Streifzug durch die nächtlichen Straßen komme ich weit nach Mitternacht ins Bett und finde, dass La Habana durchaus Reize hat aber auch ziemlich anstrengend sein kann, laut, schmutzig, alkoholreich...

Der nächste gemeinsame Tag am Strand ist dann ein wunderbares Kontrastprogramm. Es sind sogar einige Kubaner da, trotz des winterlichen Klimas und des kalten Wassers von vielleicht 22-23°. Wir unterhalten uns wieder sehr angenehm und ich stelle fest, Glück mit dieser Verabredung gehabt zu haben.

Am 23.12. werde ich von Gebrüll auf der Straße wach. Auf der rechten Seite der Straße die füllige Dame in Orange, auf der Linken die nicht ganz so wohlbeleibte in Rosa. Es geht um einen Mann aber Genaueres kann ich den tobenden Äußerungen nicht entnehmen.
Als Keifen nicht mehr auszureichen scheint, greift die Dame in der linken Ecke zu dem Gemüseangebot des Wagens neben ihr und versucht, Zwiebeln, Kohlköpfe und Orangen mit ihrer Konkurrentin auf der anderen Straßenseite zu teilen. Diese begreift das Anliegen allerdings nicht richtig, weicht den Würfen immer aus statt zu fangen, klaubt die Früchte dann wieder von der Straße und gibt sie zurück. Das bringt den Händler dazu, sich über die Missachtung seiner Auslagen zu grämen und an dem Disput zu beteiligen. Nachdem der Dialog nun zu einem gemischtgeschlechtlichen Trialog geworden ist, bemühen sich Nachbarn, einer weiteren Ausdehnung vorzubeugen. Hatten sie sich zuvor noch köstlich amüsiert, greifen sie nun ein, um die Kontrahenten zu trennen, und diese ziehen sich in der Begleitung ihrer Adjutanten laut murrend zurück. Der Gemüsehändler sammelt die missachten Dinge von der Straße wieder auf und schimpft nicht wenig.

Das ist das Signal zum Frühstück, denn mein Wagen will abgeholt werden. Der Wagen wohl, der Angestellte zog es aber vor, sich zum Essen zurück zu ziehen und ward lange nicht gesehen. Nach nur anderthalb Stunden taucht er dann zufrieden auf. Ich bin alles andere als das!

Doch was soll´s, dafür bin ich in Kuba. Die Fahrt nach Trinidad verläuft dann erfreulich angenehm, mit Farina schwatzend vergeht die Zeit rasch. Wir machen noch eine Rundtour mit dem Auto durch Cienfuegos, die Stadt mag ich auch und den Unterschied zu dem deutlich älteren Trinidad will ich doch präsentiert haben. Abends dann die casas beziehen, rasch frisch machen und ab zur casa de la música. Die Freunde und Bekannten will ich natürlich begrüßen, auch wenn ich mir wiederholt anhören darf:"Eres loco, otra vez estas aquí? No tienes que trabajar?? Da zu widersprechen ist wirklich etwas schwierig. Der erste Mojito ist für einen Touristen, nach einem Kommentar gegenüber dem Kellner folgen echte Mojito, die mit jedem Glas besser schmecken und mich später sehr gut schlafen lassen, auch wenn durch das offene Fenster lautes Schnarchen eines Nachbarn erklingt.

Am nächsten Tag laufen wir durch Trinidad und ich krame aus dem Gedächtnis, was ich von Geschichte und Gegenwart dieses Nestes so weiß.
Irgendwann schmerzen uns die Füße, das Kopfsteinpflaster kann belastend sein, und die Ruhepause auf einer Dachterrasse mit einem kühlen Cristal ist das das Beste, was mir passieren kann. Die zweite Pause legen wir im Cafe Don Pepe ein, wo es außergewöhnlich guten Kaffee gibt und ebenso interessante wie wohlschmeckende Mixturen aus Kaffee, Alkohol und anderen Ingredienzien kreiert werden.

Abends führt uns der Weg in das Hotel Maria Dolores in der Nähe der Stadt. Es ist ja Heilig Abend und novia hat Auftritt, wie immer an Feiertagen.
Aber diesmal ist, warum auch immer, ein besonderes Spektakel geplant, der gemeinsame Auftritt zweier Gruppen. Also war ein Teil der Tänzer schon ab 11 uhr im Hotel und bereitete alles vor, novia auch. Wenn es um Arbeit geht, schreit die immer hier! 21 Uhr war der Auftritt geplant, 20.45 kommt der alte Herr des afrokubanischen Tanzes Trinidads, aber ohne Musik. Nach vielen Basteleien an dem Laptop, meinem alten, soll dann ich die Songs von der zerkratzten CD kopieren, immerhin spricht der PC ja zum Teil noch Deutsch, aber da ist nichts zu machen. Die CD sperrt sich und will nicht mitspielen. Also beginnt die Aufführung mit viel Improvisation ca. 1 Stunde später als geplant. Was ja nicht so schlimm wäre, wenn nur das Publikum für solche Mätzchen genügend Geduld hätte. So verläuft der Auftritt vor fast leerem Saal. Was auch für die Touristen bedauerlich ist, denn die veränderte Choreographie ist wirklich gut. Das kann novia, fast noch besser als Tanzen.

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11.01.2014 12:32 (zuletzt bearbeitet: 11.01.2014 12:35)
#8 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Top - Forenliebhaber/in

Nett geschrieben, kapier allerdings nicht alles...hast du nicht ein paar foticos?
o.k. sehe grad du bist heute erst zurück.
Danke für den Bericht!

Alles wird gut, immer nur lächeln!

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11.01.2014 14:44
#9 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Super! ich will mehr!! :-)

Carnicero


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11.01.2014 15:33
#10 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Klasse Bericht......
Macht Lust auf mehr und verstärkt die Vorfreude auf die nächste Cubareise.

Die höchste Aufgabe des Menschen ist zu wissen,
was einer sein muß, um ein Mensch zu sein.
Immanuel Kant


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12.01.2014 01:07
avatar  Luisa
#11 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Forenliebhaber/in

hi, sisyphos, freue mich auf den nächsten Teil der Reise


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12.01.2014 01:31
#12 Trinidad
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Rey/Reina del Foro

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Quince in Trinidad

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12.01.2014 01:39
#13 afrokubanische Tänze
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Rey/Reina del Foro

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12.01.2014 01:40
#14 RE: afrokubanische Tänze
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Rey/Reina del Foro

Weihnachten ist in Kuba auch ein Fest, das aber anders als hier in Deutschland vor allem ein guter Grund für eine alkoholgeschwängerte Party ist. Die Jugendlichen haben sich heraus geputzt und stehen auf den Straßen und Plätzen, um ganz besonders schön gemacht mit denen zu schwatzen, mit denen sie jeden Tag reden.

Unsere Truppe zieht es in die casa de la música. Vom Tanzen erholt man sich wohl am besten tanzend. Die Disco ist heute wesentlich voller als normal, alle stehen und tanzen sehr gedrängt und das Barteam hat alle Hände voll zu tun.
In dem Gedränge begrüßt eine ziemlich kleine süße Chica die abgebrochenen Riesen neben mir mit Küsschen und ich bekomme aus unerfindlichen Gründen auch eines ab. Was immer die Kleine bezweckt haben könnte, sie erntet seitens meiner novia das sehr bedrohliche Grollen einer hungrigen Löwin, an deren Beute sich eine Hyäne zu schaffen macht. Wie das überhaupt ein Abend von besonderer Eifersucht ist, warum auch immer.

Was novia hingegen ziemlich wehrlos macht, ist das begeisterte Flirten eines total aufgestylten schwulen Tänzers, der mich schon wiederholt anbaggerte und auch jetzt wieder, heftig geschminkt und geschmückt und gekleidet als Frau, seine Augen nicht von mir lassen will. Höhepunkt der Diskussion ist, als er zu meiner Liebsten sagt: "Kaufst du mir ein Bier? Wenn nicht muss ich deinen Mann ganz lieb darum bitten." Ich hab sie noch nie so bereitwillig auf Bettelei eingehen sehen.

Später werde ich auf Englisch angequasselt, weitgehend unverständlich aber mit einem Tonfall, den ich kenne. Es entspinnt sich ein kurzer Dialog.
"Mit mir kannst du Deutsch reden!" "Ooohr ey, bisde ooch aus Deutschland?" "Ja, und du bist aus Sachsen!" "Nu gloar, ech bin aus Leipzsch, un der ooch un der is aus Halle." "Wie zu hören ist. Ich bin aus Dresden."
Dreistimmiges Jubeln! Dann schwärmt der Eine von den Cubanas und wie die tanzen und der Neid, als meine novia kommt und mit ihrem süßen Hintern wackelt, ist unübersehbar.

Aber ich bin doch ein Lieber und ein Guter. Drei unserer Bekannten, wahrlich unermüdlich hüftwackelnde Tänzerinnen, fragen novia, ob sie Rechte auch an diesen yumas hätte. Daraufhin sage ich ihnen, dass die drei alemanes die Cubanas toll fänden und gern tanzen würden aber schüchtern wären. Was den erwartungsgemäßen Erfolg hat, dass die drei Sachsen große Augen bekommen, als die drei süßen negras vor und an ihnen mit ihren Hüften machen, was die Cubanas so gut können.
Die Mädels bemühen sich sehr, meine neuen Freunde zu tanzähnlichen Bewegungen zu animieren, was ihnen allerdings nur andeutungsweise gelingt. Wie der Abend wohl ausgegangen sein mag?

Mittlerweile ist es 3:30 Uhr geworden und mein Kopf ist voll, vor allem aber meine Blase. Irgendein Genie hat das Klo der casa de la música abgesperrt und weder novia noch ich wollen uns zu denen gesellen, die eine Straßenecke oder einen Baum als Ersatz nutzen. Na ja, ich könnte mir das ja noch vorstellen ...
So wird der zum Glück kurze Heimweg zu einem kleinen Wettbewerb, wer am natürlichsten gehen kann und wer als erster in der Casa ist, um das Klo zu okkupieren.

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12.01.2014 01:51
#15 Valle de los ingenios
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Rey/Reina del Foro

Heute ist der 25.12., wir sind alle ein wenig energiearm und wollen wenig machen. Also unternehmen wir nur einen kurzen Ausflug nach Manaca Iznaga, das Valle de los ingenios ansehen, vor allem den Turm dort, der einen fantastischen Blick über die Landschaft ermöglicht, wenn man sich die 136 nicht DIM-gerechten Stufen hoch müht. Das Herrenhaus ist schön, doch bei der Architektur und vor allem der Anordnung der Innenräume haben sich die alten Spanier dazumal nicht viel einfallen lassen. Die Aufteilung ist fast immer absolut identisch.
[[File:P1010838.JPG|none|auto]]
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12.01.2014 01:51
avatar  Luisa
#16 RE: Trinidad
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Forenliebhaber/in

Trinidad, die Beschauliche, als wäre alle Entwicklung an diesem Ort vorübergegangen

wahrscheinlich ist es das auch...was ihren Charme noch unterstützt

gegenüber dem Museo (Bild 1) hatte ein weltberühmter Forscher seinen Wohnsitz genommen


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12.01.2014 08:40 (zuletzt bearbeitet: 12.01.2014 08:45)
avatar  Ralfw ( gelöscht )
#17 RE: Trinidad
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Ralfw ( gelöscht )

Zitat von Luisa im Beitrag #16
Trinidad, die Beschauliche, als wäre alle Entwicklung an diesem Ort vorübergegangen

wahrscheinlich ist es das auch...was ihren Charme noch unterstützt

gegenüber dem Museo (Bild 1) hatte ein weltberühmter Forscher seinen Wohnsitz genommen


weltberühmt und dann noch Trinidad
was forschte der forsche Forscher dann?

meinst Du Alexander von Humboldt? der war auf seinen Reisen wohl auch mal kurz in Trinidad; wäre aber schon ein paar Jähr'chen her


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12.01.2014 13:44
avatar  suizo
#18 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Cubaliebhaber/in

Sehr schöner Bericht. Obwohl Trinidat nicht mein Fall ist, trotzdem sehr schöner Erinnerungen. Wie ich dieses Kopfsteinpflaster hasste...


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12.01.2014 17:00
#19 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Casa von novia vorbei, was sie sehr leiden lässt.
Ich weiß gar nicht, kennt ihr die Geschichte schon?
Novia kaufte sich eine Wohnung, die von einem staatlichen Betrieb erst gebaut werden musste. Irgendwann gab es andere Vorhaben und die Käufer durften die Wohnungen beziehen, auch wenn diese noch nicht ganz fertig waren. Nicht ganz fertig heißt genauer gesagt, Dach, Wände und Fußboden existierten. Keine Fenster, keine Türen, kein Strom, kein Wasser, keine Fliesen auf dem Fußboden, keine Farbe an den Wänden, kein Bad/Klo; die Zwischenwände waren nicht bis zum Dach hin fertig, ein Behelfsdach gab es aber schon. … Eine Bauruine war das, die die Eigentümer dann in Eigenregie halbwegs bewohnbar machten.

Im März 2013 erfolgte dann die Ankündigung, wir bauen jetzt fertig! In einer Woche geht es los, zieht aus bis dahin, wohin auch immer. Nehmt aber alles mit, was ihr nicht verlieren wollt. Also wurden alle Lampen abgebaut, alle Steckdosen und Schalter entfernt, …

Im März sah ich noch, wie die Bauarbeiter vor dem Objekt saßen und Domino spielten, weil keine Material da war. Irgendwann wurden sie abgezogen, um woanders zu arbeiten, und kurz danach kam das Material an. Als die Bauarbeiter dann wieder auftauchten, war das Baumaterial weitgehend verschwunden. Das Spiel wiederholte sich und bei der dritten Materiallieferung fand die Empresa dann einen Wächter, der einer unendlichen Wiederholung dieses Ablaufes vorbeugen sollte. Das gelang auch und schon im Mai begannen die Bauarbeiten.

Zuerst wurde das Dach gedeckt. Als ich im Juni mal nach dem Rechten sah, wurde dieses gerade wieder abgerissen. Die verwendeten Träger wären nicht stabil genug, hatte der zuständige Bauingenieur festgestellt. So zog sich das Ganze hin und die Hütte, die im Mai 2013 fertig sein sollte, befindet sich jetzt im Stadium fortgeschrittenen Baus.

Wenn der Zustand diesen Begriff denn rechtfertigen würde. Ich bin wahrlich kein Bauarbeiter, aber so schlecht zu putzen und die Fußbodenfliesen so miserabel zu verlegen, das traue ich mir auch zu. Die Wände sind zwar jetzt gestrichen, aber alles andere als glatt. Viele Ecken sind ausgebrochen und/oder schlecht gearbeitet, im Fußboden weisen die Fliesen Höhenunterschiede von bis zu einem cm auf und das fast überall.

Die von Novia bereits eingezogenen 220V-Kabel hat irgendjemand heraus gezupft und dafür eine billige Kabelage eingezogen, von der wohl unklar ist, ob sie 220V überhaupt zulässt. In die gemauerten Schränke eingemauerte Stahlstangen, die als Kleiderstangen dienen, wurden entfernt und durch schwabbelige Plastestangen ersetzt, an die man nicht ein Hemd hängen könnte.
Dass die Maler die Wände in der Farbreihenfolge gestrichen haben, in der sie die Eimer öffneten, ein Zimmer also an jeder Wand unterschiedliche Farben und an der Decke die fünfte hat, fällt da schon gar nicht mehr ins Gewicht.
Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, dass jede Besichtigung Novias Blutdruck kräftig in die Höhe treibt und ihre Stimmung sehr gegenteilig reagiert.

mala casa 202.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
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Wieder zurück von dem Ausflug nach Manaca Iznaga legen wir uns auf der Halbinsel Ancon in den Schatten und genießen die Ruhe an Strand.

Trinidad 95.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

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14.01.2014 00:42
#20 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Abends essen wir dann im restaurante museo, das seinen Namen ganz zu Recht trägt. Eine ganz romantische Atmosphäre, die Tische voller altem Porzellan, schönen Gläsern und Silberbesteck. Das Essen wird auf einem gemauerten Herd über Kohlefeuer gekocht, der Service ist gut, Musik und Tanz läuft nebenbei... die Canchanchara als Nachtrunk schmeckt.

2013-12-25 18.35.17.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)[[File:P1010819.JPG|left|auto]][[File:P1010820.JPG|left|auto]][[File:P1010821.JPG|left|auto]][[File:P1010822.JPG|none|auto]][[File:P1010823.JPG|left|auto]][[File:P1010824.JPG|none|auto]] [[File:Trinidad 79.JPG|left|auto]][[File:Trinidad 82.JPG|left|auto]]


So ist die folgende Stunde in der casa de la cultura bei vollem Magen sehr angenehm. Es hat eine Gruppe Generalprobe, die ich bislang nur von einer kleinen Probe kenne, die noch keine offizielle Zulassung und Arbeitserlaubnis hat. Um so mehr engagieren sich die Tänzer und bieten eine tolle Show, afrokubanisches Tanzerbe modern interpretiert, gemischt mit Anteilen klassischen Balletts - sehr erfreulich für den, den so etwas reizt. Die Männer der Gruppe sind technisch deutlich besser als die Frauen, deren Qualitäten hingegen strahlen, wenn es richtig latino wird. Total Vorurteile bestätigend ist dabei, dass die Hüften der einen und einzigen und wirklich attraktiven blanquita weitaus weniger geschmeidig sind und ein deutlich geringeres Bewegungsausmaß haben als die der negritas. An den Gerüchten ist einige Wahrheit, könnte man fast glauben.

Für die Interessenten lebhafterer Unternehmungen bliebe zu sagen, dass die Tänzerinnen dieser Gruppe keine festen Verträge haben und vom Campo in die "große Stadt" Trinidad gekommen sind, um zu arbeiten. Sie haben also wenig Geld, fühlen sich oft recht einsam und freuen sich über nette Gesellschaft. Man muss sie halt nur treffen, um ihnen hilfreich zur Seite zu stehen. Da die necesidades in Trinidad aber nicht so laut und offensiv geäußert werden, wie das beispielsweise in Havanna der Fall ist, wird das für ganz Ungeübte gar nicht so einfach.

An diesem Abend komme ich trotz des Tanzes und der netten Gesellschaft rasch zu Bett, weit vor dem vorgesehenen Zeitpunkt, als mitten in der Probe der Strom ausfällt. Gut so, der nächste Morgen soll zeitig beginnen.

Novia muss in die "Hauptstadt" nach Sancti Spiritus. Die Stadt bietet ja nicht wirklich viel, aber ihre Urlaubsbescheinigung für die nächste Reise bekommt sie nun mal dort und mit dem Auto reist es sich angenehmer als mit dem Bus. Die eine Stunde Fahrweg ist nicht so belastend aber erweist sich als unerwartet spannend. Die Polizei wird moderner ausgerüstet und erhält Fahrräder, Elektroroller, neue Autos, ... aber vor allem Geräte für die Geschwindigkeitsmessung. Ich sehe mir eine Gruppe von Polizisten an, die mit einer Radarpistole spielten und die Geschwindigkeit der vorbei fahrenden Ochsenkarren und Lkws messen. Die "idyllische" Zeit der Geschwindigkeitsschätzung dürfte sich allmählich den Ende zuneigen.

Die Fahrradtruppe der Polizei wirkt bestenfalls drollig. Nicht alle Fahrräder sind gleich, der Eine hat einen aus Holz gebauten Kindersitz an seinem Gefährt, viele andere Einkaufskörbe an den ihren und fast alle sitzen wie die Affen auf einem Schleifstein, denn die optimale Sitzhöhe einzustellen macht sich kaum einer die Mühe.
Standard ist jetzt, wenn die Truppe aktuell ausgestattet ist, ein blaues Mountain Bike mit Vollfederung und einem Körbchen für die Frühstücksschnitten am Lenker.

Weil novia einmal in der Verwaltung ist, wird sie auch gleich noch als Bote eingesetzt. Das Gehalt für die Künstler Trinidads für November steht noch aus und sie soll den Scheck und die Abrechnungsunterlagen mitnehmen. Immerhin ist heute der letzte Arbeitstag der lokalen Banken für die Abrechnung mit kulturellen Einrichtungen. Wenn der Scheck nicht bis Mittag in Trinidad ist, könnte die Auszahlung erst irgendwann im nächsten Jahr erfolgen. Wer den Umgang der Kubaner mit Geld kennt, kann sich deren Freude vorstellen, dass sie nicht 2 Wochen länger auf ihr Geld warten müssen.

Was technisch so schwer ist, einen Scheck in Empfang zu nehmen und das Geld als gesamte Summe auf einmal auszuzahlen, kann mir niemand erklären. Aber für die Kubaner ist schon meine Nachfrage unverständlich. Es müsse doch so viel an Papieren dabei bearbeitet werden, das ginge natürlich nicht so einfach und schnell.

Nach diesem harten Vormittag habe ich ja wohl das Recht, den Rest des Tages ruhig anzugehen. Ein Kaffee mit Rum, eine angenehme Unterrichtsstunde Spanisch zum warm werden, sogar Farina lernt wohl etwas, obwohl novia meint, die spricht doch besser spanisch als gar nicht so wenige Kubaner. Novia gibt noch eine ergötzliche Salsalektion in einem Hotel, für mich als Zuschauer, sonst wäre es ja nicht so lustig gewesen...

Dann ist schon die Zeit zum Abendessen gekommen. Frisch vom Spieß geschnittenes cerdo asado. Das ist mal ein Fleischgericht, welches die Kubaner nicht verderben. Bringen sie doch das Fleisch üblicherweise zweimal um, einmal beim Schlachten und ein zweites Mal in der Pfanne.
So ist zumindest mein Plan. Aber das gewünschte Restaurant ist übervoll, wie auch die beiden Alternativen. Im dritten werden wir dann gründlich ignoriert, gehen an der Bar vorbei, kommen bis zur Küche, sehen dem eine Bestellung aufnehmenden Kellner über die Schulter, aber niemand nimmt uns zur Kenntnis oder bietet uns gar einen Platz an.

So landen wir wieder im restaurante museo und was soll ich sagen, das ist dann fast schlimmer als woanders keinen Platz zu finden. Wir werden nett begrüßt und mit einem Willkommensrum empfangen, freundlich an den Tisch begleitet. Der Versuch, etwas zu bestellen, ist dann hingegen recht frustran und frustrierend. Fisch? Se acabo! Pollo? Se acabo! Langosta? No hay! Bucanero? Se acabo! Cristal? Hoy no! Der servierte Fruchtsaft schmeckt mehr nach Wasser als nach Mango. Vor 22 Uhr ist alles ausgegangen, typische gute kubanische Planwirtschaft, auch in einem paladar. Dass zum Jahresende mehr Gäste kommen, fiel dem jefe wohl noch nicht auf. Manchmal hasse ich solche Feiertage und den Massentourismus und finde tief in meiner schwarzen Seele Verständnis für Ull.

Aber es gibt allemal genug Restaurants in Trinidad. Die Kellnerin in dem Nächsten blickt allerdings ein wenig verschreckt bei meiner Frage, ob sie denn überhaupt Bier und Essen hätten.
So eine Reihe von Fehlschlägen bekommt novia gar nicht. Die kommt nur schlecht damit zurecht, wenn etwas nicht nach ihrem Vorhaben läuft. Da ist sie sehr wenig Cubana. Wehe wenn sie sich etwas in den Kopf setzte und das dann scheitert!

Damit der Tag nun nicht noch zu belastend werden kann, bleibt nur, novia ins Bett zu schicken und noch eine Weile auf ein oder zwei Bier in der casa de la música vor der Nachtruhe herumzuhängen. Ich genieße die Kommunikation ebenso wie den Anblick der Tanzenden. Dass auch andere meinen Anblick „genießen“, muss wohl auch gesagt werden. Die Augen so einiger trinitarias folgen mir und die Gedanken sind Ihnen geradezu auf die Stirn geschrieben. "Ay, yuma suelto sin su dueña, que paso?" Ich bin sicher, dass jede meiner Unterhaltungen und jeder meiner Blicke am nächsten Tag mit novia ausgewertet werden wird. Ich bin auch sicher, dass das Bemühen, zur neuen Inhaberin zu werden, sofort aktiviert würde, gäbe es die Freigabe von novia. Zumindest in Trinidad ist der gegenseitige Respekt vor den Rechten an einem yuma noch groß.

An die "Langeweile" von Trinidad kann man sich gewöhnen. Der Klatsch und die soziale Kontrolle in so einem Nest können hingegen ziemlich belastend sein.
Wer sich an meinem Wortgebrauch stören möchte, ich habe die Ausführungen meiner kubanischen Bekannten und Freunde nur so wortgetreu übernommen, wie es mir möglich ist. Wer yumaentwertenden Rassismus lesen mag, könnte Recht haben. Aber es ist nicht der meine!

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Aus aktuellem Anlass: "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Jeder ist überzeugt, er habe genug davon."

La mulata es la mejor creación de los españoles!

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14.01.2014 01:25
avatar  Luisa
#21 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Forenliebhaber/in

bin ein echter Flohmarktgänger und -sammler, ohne süchtiges Verhalten..

aber diese Bilder, diese Gläser, könnten mich schon herausfordern...


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14.01.2014 02:32
#22 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Forenliebhaber/in

Wow, was ein genialer Reisebericht... Danke

Folgender Satz hat mich besonders zum schmunzeln gebracht....

Zitat von Sisyphos im Beitrag #20
...Damit der Tag nun nicht noch zu belastend werden kann, bleibt nur, novia ins Bett zu schicken und noch eine Weile auf ein oder zwei Bier in der casa de la música vor der Nachtruhe herumzuhängen...


Ich war vor bald 10 Jahren das letzte mal in Trinidad. Man, was muss sich da verändert haben. Schön, Deinen Bericht darüber gelesen zu haben.


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14.01.2014 07:04
avatar  suizo
#23 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Cubaliebhaber/in

Wir waren in einem Restaurant das La Ceiba hieß. Restaurant ist draußen unter einem sicher 500 Jahre alten Ceiba Baum. Dort habe ich wohl das beste Pollo in meinem Leben gegessen. Dem Koch kann man direkt zuschauen und der kocht himmlisch.


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14.01.2014 07:46
#24 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Danke, Sisyphos
falko

Von der Entlarvung des Scheinwissens ausgehend gelangt Platon in den mittleren Dialogen zu einer Dialektik, die sich als diskursive Methode mit der Erkenntnis an sich befasst.

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14.01.2014 10:18
avatar  Mario
#25 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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spitzen Mitglied

Zitat

Total Vorurteile bestätigend ist dabei, dass die Hüften der einen und einzigen und wirklich attraktiven blanquita weitaus weniger geschmeidig sind und ein deutlich geringeres Bewegungsausmaß haben als die der negritas.

Das sind keine Voruteile. Keine blanquita kommt jemals an die Beweglichkeit und Geschmeidigkeit einer mulatica oder negrita heran, und das nicht nur beim tanzen...


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