Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen

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14.01.2014 10:23
avatar  dirk_71
#26 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Zitat von falko1602 im Beitrag #24
Danke, Sisyphos
falko



Dem schließe ich mich mal hier an..

Nos vemos
Dirk

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14.01.2014 11:21
avatar  jhonnie
#27 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Cubaliebhaber/in

Herzlichen Dank für den Bericht und weiter so!!

Gruss
Barbara y Johannes

"Die Torheit begleitet uns in allen Lebensperioden.
Wenn einer weise scheint, liegt es daran,
dass seine Torheiten seinem Alter und seinen Kräften angemessen sind."
Francois Duc de La Rochefoucauld

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14.01.2014 11:24 (zuletzt bearbeitet: 14.01.2014 11:24)
#28 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Sehr schön, macht einfach Spaß, den Bericht zu lesen Und so unaufgeregt Glaube wirklich, dass Sisyphos gut mit der Mentalität der Cubanos/as zurecht kommt (im Gegensatz zu manch anderen hier im Foro, die sich über Sachen aufregen, wo man nur mit dem Kopf schütteln kann bzw. ein müdes Lächeln übrig hat) Herrlich...

Zitat von Sisyphos im Beitrag #20

Für die Interessenten lebhafterer Unternehmungen bliebe zu sagen, dass die Tänzerinnen dieser Gruppe keine festen Verträge haben und vom Campo in die "große Stadt" Trinidad gekommen sind, um zu arbeiten.

Ich bin auch sicher, dass das Bemühen, zur neuen Inhaberin zu werden, sofort aktiviert würde, gäbe es die Freigabe von novia.



PS: Gibt's eigentlich den Katamaran-Verleih auf der HI Ancon am Hotel noch Und hat abends der Pfarrer der Kirche noch seinen Oldtimer zwar hinter Gittern, aber für alle sichtbar stehen, wenn die Tagestouris verschwunden sind

Toleranz als gesellschaftliche Tugend wird meist von denen gefährdet, die unter ihren Schutz fallen...

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14.01.2014 11:33
#29 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Manzana Prohibida im Beitrag #28
...
PS: Gibt's eigentlich den Katamaran-Verleih auf der HI Ancon am Hotel noch ...


Ja, dazu kommt später noch etwas.

Zitat von Manzana Prohibida im Beitrag #28
... Und hat abends der Pfarrer der Kirche noch seinen Oldtimer zwar hinter Gittern, aber für alle sichtbar stehen, wenn die Tagestouris verschwunden sind


Ist mir nicht aufgefallen. Ich glaube, dass das nicht mehr so ist. Werde darauf achten beim nächsten Mal.

----
Aus aktuellem Anlass: "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Jeder ist überzeugt, er habe genug davon."

La mulata es la mejor creación de los españoles!

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14.01.2014 12:37
avatar  Lothar
#30 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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spitzen Mitglied

Super Reisebericht. Da wäre man gerne mit dabei gewesen... Vielen Dank.


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14.01.2014 14:04
#31 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Sisyphos im Beitrag #20
Damit der Tag nun nicht noch zu belastend werden kann, bleibt nur, novia ins Bett zu schicken und noch eine Weile auf ein oder zwei Bier in der casa de la música vor der Nachtruhe herumzuhängen.

Ganz schön toll-erant für eine Cubana.

--
La vida debería ser amarilla... amar y ya.

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14.01.2014 15:16
avatar  MarionS
#32 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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Forenliebhaber/in

Ganz toll. Wäre schön, den Rest noch vor dem 17. zu lesen, sonst eben im März

Hasta pronto Marion


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14.01.2014 17:39
#33 RE: Über den Jahreswechsel in Kuba, ein paar Notizen
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spitzen Mitglied

"Im März sah ich noch, wie die Bauarbeiter vor dem Objekt saßen und Domino spielten, weil keine Material da war. Irgendwann wurden sie abgezogen, um woanders zu arbeiten, und kurz danach kam das Material an. Als die Bauarbeiter dann wieder auftauchten, war das Baumaterial weitgehend verschwunden. Das Spiel wiederholte sich und bei der dritten Materiallieferung fand die Empresa dann einen Wächter..."



"Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, dass jede Besichtigung Novias Blutdruck kräftig in die Höhe treibt und ihre Stimmung sehr gegenteilig reagiert."

Sei ein Gentleman und kauf Deiner liebsten was ordentliches

Danke,Sisyphos Du hast das Zeug zum Schriftsteller


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14.01.2014 17:54 (zuletzt bearbeitet: 14.01.2014 18:16)
avatar  el loco
#34 RE: Trinidad
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super Mitglied

Zitat von Ralfw im Beitrag #17

meinst Du Alexander von Humboldt? der war auf seinen Reisen wohl auch mal kurz in Trinidad; wäre aber schon ein paar Jähr'chen her


Alexander von Humboldt soll sechs Jahre in Trinidad gelebt Haben.


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14.01.2014 18:43
#35 RE: Trinidad
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Rey/Reina del Foro

Zitat von el loco im Beitrag #34
Alexander von Humboldt soll sechs Jahre in Trinidad gelebt Haben.
Wer sagt das? Er selbst in seinen Tagebüchern jedenfalls nicht...mal kurz 1801 und (vielleicht) nochmal 1804...begeistert war er auch nicht gerade

Toleranz als gesellschaftliche Tugend wird meist von denen gefährdet, die unter ihren Schutz fallen...

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14.01.2014 22:10 (zuletzt bearbeitet: 14.01.2014 22:11)
#36 Trinidad
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Rey/Reina del Foro

Am nächsten Morgen geht es wieder an den Strand. Immerhin ist der Himmel blau, die Sonne gibt sich Mühe, dass Meer ist ruhig...
Erstaunlich finde ich, dass gar nicht so wenige Kubaner von schwimmen nichts halten. Ins Wasser gehen ja, aber höchstens bis zum Hals. Es gibt auch in ganz Trinidad und Umgebung keine Möglichkeit, Schwimmen zu lernen. Was die Kinder nicht von ihren Eltern lernen oder von anderen Kindern, lernen sie halt nicht. So reproduziert sich die Generation der Nichtschwimmer.
Nachmittags eine Lektion Spanisch, der deutschen Spanischlehrerin gefällt die Art der kubanischen auch.

Danach essen gehen, diesmal mit etwas mehr Glück. Wir sind zeitig genug dran und bekommen sowohl kaltes Bier als auch schmackhaftes Essen. Allmählich, poco a poco mit ganz kleinen Schritten, lernen selbst Kubaner, was Essen bedeuten kann, dass es nicht geschmacklos sein muss. Erstaunlicherweise schmecken die Gerichte zu Hause meist besser als in Restaurants.
Danach schlendern wir ganz in Ruhe zum palenque de los congos reales und zur casa der la trova, die dort aufspielenden Bands begutachten. In der casa de la trova treffen sich immer viele Kubaner, um zu tanzen, gelegentlich sind dort mehr Kubaner als Touristen. Das ist zudem der Treffpunkt der älteren Generation, wie auch diesmal.

Danach geht es zur casa de la cultura, da nun die Aufführung der jungen Tanzgruppe ansteht. Aber es regnet! Genauer gesagt tröpfelte es ganz leicht für ca. 15 min. Das reicht aber, um die Aufführung abzusetzen. Die trinitarios fürchten das Wasser, wenn es vom Himmel kommt, wie der Teufel das geweihte. Aber zum Glück lassen sich die Touristen nicht abschrecken und in der casa de la música spielt trotz des (schon wieder beendeten) "Unwetters" Trinidad beliebteste Band.

Dar folgende Tag ist ruhig: Spanisch lernen, durch die Gassen schlendern, Museumsbesuch, schön gewürzten Kaffee trinken im Cafe Don Pepe...

[[File:P1010892.JPG|none|auto]][[File:P1010893.JPG|none|auto]]


zum Nachmittag wird es lauter. In der casa Artex ist wieder Auftritt zweier Tanzgruppen. Neben uns sitzt ein recht schräg wirkender Kubaner, Viel Gold in den Zähnen, viel Raum einnehmend, Schnaps auf dem Tisch und das Bemühen, jedem etwas davon einzuschenken, typischer neureicher Gernegroß. Die gibt es ja nicht nur hier.

[[File:P1010896.JPG|none|auto]]

Irgendwie ähneln sich die verbreiteten afrokubanischen Tänze sehr. Das kann einem nach 20 Minuten schon reichen. Zumal die Musik immer so laut ist, dass die Ohren anfangen zu leiden und zu pfeifen. Farina flüchtet bei Zeiten, mit gutem Grund. Dadurch verpasst sie aber den Höhepunkt des Auftritts. Die männlichen Solisten beider Gruppen und noch 2 Gäste versuchen sich gegenseitig auszustechen und zeigen alle ihr Bestes. Das ist dann wirklich eine gute Show.

Essen gehen in lustiger Runde, Vorführung im palenque mit Mojito würzen, in der casa de la música selber tanzen... Das kann einen Abend in Cuba durchaus angenehm werden lassen.

Am nächsten Tag ist novia ziemlich genervt. Sie hatte für die 500 Jahr Feier von Trinidad mit ihrer Kindergruppe eine Vorführung eingeübt. Ihre Choreographie musste sie der Festivalleitung präsentieren. Das konnte sie nicht vermeiden. 4 Wochen später, also jetzt und viel zu kurzfristig um noch etwas zu ändern, erfährt sie, dass der Festivalleiter für seine Gruppe von Profitänzer nunmehr das gleiche Thema und praktisch die gleiche Choreographie vorgesehen hat. Nur alles eben mit Profis statt mit Kindern und viel pompöser aufgezogen. Netterweise möchte er "seine Kreation" unmittelbar vor ihrem Auftritt vorführen. "Jeder wird denken, die Schülerin kopiert den Lehrer und keiner glauben, dass der Lehrer die Idee der Schülerin stiehlt!" ist ihre berechtigte Sorge. Doch das ist wohl nicht typisch kubanisch. Dass es gestandene Männer gibt, die mit Eifersucht und Neid auf den Nachwuchs sehen, ihn gern ausbremsen, falls es geht, und doch von seiner Kreativität profitieren wollen, das kenne ich aus Deutschland auch. Als jüngste staatlich lizenzierte directora de la arte (was immer das bedeutet), Choreografin und jefa zweier Tanzgruppen in Trinidad hat novia regelmäßig mit den deutlich älteren Kollegen ihre liebe Not. Denn eine Chica mit dem gleichen Rang, das mögen die alten Herren gar nicht.

Das sehe ich dann später an einem anderen Tag noch einmal in ähnlicher Form. Novias Chef Kiki, ein wohl landesweit bekannter Choreograf, veranstaltet eine Probe mit allen für das große Spektakel zum 500. Jahrestag Trinidads und hat 2 junge Choreografen als Hilfe verpflichtet. Männliche wohlgemerkt, novia würde er gar nicht ertragen. Aber auch diese beiden dürfen praktisch nichts beitragen. Wenn sie dann schon mal etwas zeigen springt er sofort dazwischen. Der mir bekannte von den beiden sagt dann irgendwann halb amüsiert, halb resignierend, "Wenigstens bekomme ich mein Geld, wenn er schon meine Arbeit nicht will."

Immerhin halten sich die Herren zurück. Wenn ich erlebe, wie novia ihre Meinung äußert, kann ich verstehen, dass Kiki das nicht zu oft möchte. Sie spricht mit einer Bestimmtheit, dass offensichtlich selbst ihr Chef sich bemühen muss, nicht Haltung anzunehmen. Er schwankt so deutlich erkennbar zwischen Respekt, Akzeptanz ihrer Meinung und Ärger über ihre Anmaßung, dass ich mir das Grinsen immer verkneifen muss.

Amüsant auch immer wieder zu erleben, wie Novia ihre Tänzer und Freunde erzieht. Das muss man der Revolution in Kuba wohl zugutehalten. Die Frauen sind ziemlich selbstsicher, da können die Männer noch so Machos sein. Und novia ist eine von den besonders Durchsetzungswilligen.
Zumindest in Cuba. Schrieb nicht Flipper von seiner novia, die eine schöne karibische Blume wäre und in Deutschland nur ein Stiefmütterchen sein könne. Das fürchte ich von novia auch, die wunderschöne Blume würde in der deutschen Kälte vermutlich rasch welken.

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14.01.2014 22:35 (zuletzt bearbeitet: 14.01.2014 22:38)
#37 RE: Trinidad
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Rey/Reina del Foro

Der 29.12., Farina verabschiedet sich heute Richtung Havanna, passend dazu ist der Himmel grau und verströmt Tristesse. Doch das ändert sich bald, sobald sie erst weg ist. Schon zum Mittag strahlt die Sonne aus blauem Himmel. Allerdings sind heute so viele Fliegen in der Stadt und so aufdringliche, dass ich an Regen oder gar ein Gewitter glaube. Das kommt aber nicht, die Viecher wollen mich nur ärgern.

Dennoch oder daher der übliche Ablauf, spanisch lernen, essen, solange novia arbeitet Mittagsschlaf halten, Kaffee trinken, heute mal durch die Galerien schlendern. Manchmal findet sich unter dem ganzen Kitsch tatsächlich ein Künstler, dessen Kram sich zu kaufen lohnt. OK, das ist selten aber ich hoffe dennoch immer wieder. Dann mal gucken, was novia mit ihrer Kindergruppe so auf die Bühne bringen will. Meine Bekannten in Havanna fragen mich immer wieder, wie ich es in dem langweiligen Nest Trinidad so lange aushalten könne. Ich kann es gar nicht sagen, irgendwie langweile ich mich nicht.

Doch das hätte am 30.12. passieren können. Novia hat wieder den ganzen Tag zu tun, der 31.12. und die 500-Jahr-Feier wollen vorbereitet sein. Manchmal finde ich novias geradezu deutsche Arbeitshaltung echt nervend. Aber heute passt das gut, in diesen Tagen habe ich sowieso etwas vor, bei dem ich mit ihr nichts anfangen kann. Also fahre ich relativ früh, für mich in Kuba, nach Ancon und entere einen Katamaran. Wasser, Schwimmen und Tauchen mag die Cubana sowieso nicht und auf den Katamaran mit Motor dürfte sie nur nach vielen bürokratischen Akten, also praktisch gar nicht.

Dafür ist der Kahn voller Touristen. Der einen hysterischen Italienerin wird schon beim Ablegen schlecht, so dass wir noch mal umdrehen müssen, um sie zu entladen, uns von ihr zu erlösen. Leider bleiben die Kanadier an Bord, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Alkoholbestand möglichst rasch und gründlich zu vernichten.

Ein ziemlich gut aussehender durchtrainierter Weißer beginnt dann, auf dem Katamaran seine Yogaübungen zu machen. Als er damit fertig ist, geht er zu Karate über, "tanzt" verschiedene Katas durch. Die reichen bis in den Dan-Bereich, wenn ich mich Recht erinnere nach langer Zeit. Na klar, ohne Publikum macht das nicht mal halb so viel Spaß. Welche Nationalität der Karateka hat kann ich gar nicht sagen, denn er wechselt während der ganzen Fahrt nicht ein Wort mit seiner Frau, auch auf der Rückfahrt nicht.

An der Zielinsel angekommen schnorchele ich erst mal, aber nicht lange. Das nächste Mal muss ich die Tour im Sommer machen, das Wasser ist mir zu kalt. Schrecklich wie verwöhnt man so wird. Ich entschließe mich, die Insel abzulaufen, bis das Essen fertig ist. Das schmeckt dann gut, Fisch und Langosta vom Holzkohlengrill, Grünzeug als Verzierung, frisch geköpfte Kokosnuss mit einem kräftigen Schuss Rum und erfreulich kaltes bucanero gibt es.

[[File:Katamaranausflug 15.JPG|none|auto]][[File:Katamaranausflug 19.JPG|none|auto]]Katamaranausflug 07.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)[[File:Katamaranausflug 09.JPG|none|auto]]


Abends versucht im Palenque ein alter Kubaner ganz in weiß in einer kurzen Tanzpause, diese afrokubanischen Balztänze selbst aufzuführen. Er bewegt sich eigentlich kenntnisreich und passend, aber Alter und Alkohol gehen eine fatale Allianz ein. Nach dem dritten Sturz wird er höflich von der Bühne geklaubt und erhält Beifall des Publikums.

Nach der Aufführung, also nachdem novia ganz klassischen afrokubanischen Tanz vorführte, gehen wir zu einer anderen Variante der Interpretation. Die Gruppe, deren strombedingt angebrochene Probe wir schon gesehen haben, hat nun ihre Premiere. Novia sieht ständig Fehler und unsaubere Bewegungen, mir fallen mehr die sauberen Figuren, die anregend geschwenkten Brüste und Hinterteile auf. Bei diesen Körpern und Bewegungen kann man schon auf dumme Gedanken kommen. Manchmal könnte ich doch die Enge dieses Nestes bedauern.

90 Minuten Programm sind aber ziemlich lang, für die Hotels muss da noch kräftig gekürzt werden. Wenn das Essen zu Ende ist rennen die Touristen ja doch davon und ein Gast, der kein Trinkgeld gibt, mindert die Abendkasse beträchtlich. Macht die propina doch normalerweise mindestens die Hälfte des abendlichen Verdienstes aus. Aber so hat die Gruppe mit einem Schlag schon 3 verschiedene Programme, das ist sicherlich vorteilhaft.

Danach gehen wir in die la botija essen.

[[File:P1010031.JPG|none|auto]][[File:P1010029.JPG|none|auto]][[File:P1010030.JPG|none|auto]]


Es ist schon wieder Mitternacht und woanders gibt es sowieso nichts mehr. Novia jammert schon vor Hunger, aber wer sich vernachlässigt ist selber schuld. 2 von unseren Freunden wollen auch essen. Das heißt, sie wollen die 7 km bis zum Hotel laufen und wieder zurück, weil sie dort die Reste des Essens für Touristen kostenlos bekommen können. Da entdecke ich doch tatsächlich zur Nacht noch meine rudimentäre großzügige Ader und so sitzen wir zu viert auf der Straße. Die Kneipe ist wieder voll von diesen schrecklichen Touristen aber man stellt uns einen Tisch nach draußen. Autos fahren hier um die Zeit sowieso nicht mehr. Das ist dann noch ein lustiger Abend, weil alle drei Kubis mit ihren Deutschkenntnissen prahlen wollen und sich dabei Knoten in die Zungen radebrechen. Novia kann weit mehr deutsche Vokabeln als sie bislang eingestanden hat, erstaunlich.

Zur Nacht gibt so dann noch eine kleine Diskussion über Arbeitsmoral. Ich finde, sie muss wirklich nicht alles selber machen. Sie meint, dass sonst nichts würde. Auch wenn sie ihre Kubaner kennen dürfte, für den nächsten Tag befehle ich Ruhe. Nach dem ganzen Stress der letzten Tage habe ich mir das verdient, immerhin habe ich Urlaub.

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15.01.2014 00:32 (zuletzt bearbeitet: 15.01.2014 00:32)
avatar  Pauli
#38 RE: Trinidad
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Rey/Reina del Foro

@ Sisyphos danke für deine Berichte , und die Bilder, wirklich klasse
Aber trotzdem zwei Anmerkungen von mir

1 : mir scheint Trinidad ist ein sehr Langweiliger (aber schöner ) Ort

2 : wahrscheinlich der Langeweile geschuldet, nimmt die Nahrungsaufnahme bei dir
einen grossen Raum ein


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15.01.2014 09:42 (zuletzt bearbeitet: 15.01.2014 10:03)
#39 RE: Trinidad
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Rey/Reina del Foro

Nochmal, Einfach Klasse.

An Dir ist wirklich ein "Schriftsteller verloren gegangen". Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich kann mich nicht erinnern, je so ein spannendes Reisebuch/Reisebericht gelesen zu haben.

Ganz besonders an Deinem Bericht gefällt mir die große Sympathie zu den Cubanern, von der Dein Bericht geprägt ist. Dürfen wir doch alle - ich hoffe, auch die "alle Cubaner sind ja so schlecht und faul und bedürfen dringend unserer Anleitung-Fraktion" - durch Deinen Bericht Cubaner und Cubanerinnen kennen lernen , auf die diese Vorurteile in keinster Weise zutreffen.

Und Trinidad sehe ich jetzt mit ganz anderen Augen. Bisher war ich nach Kurzbesuchen eigentlich immer froh, schnell wieder weg zu sein.

Mich hast Du jetzt ganz neugierig auf die Gruppe gemacht. Gibt es Videos, eventuell auf Youtube?

Hast Du vor, Deinen Bericht kompakt zu veröffentlichen? Wenn nicht, hast Du etwas dagegen, dass Dein Bericht auch an Nichtforisten weitergeben wird (natürlich privat!)?

Nochmal DANKE!

Die höchste Aufgabe des Menschen ist zu wissen,
was einer sein muß, um ein Mensch zu sein.
Immanuel Kant


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15.01.2014 12:46 (zuletzt bearbeitet: 15.01.2014 12:50)
#40 RE: Trinidad
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Rey/Reina del Foro

@Pauli

Du hast ja ganz Recht!

Zitat von Pauli im Beitrag #38
...
1 : mir scheint Trinidad ist ein sehr Langweiliger (aber schöner ) Ort
2 : wahrscheinlich der Langeweile geschuldet, nimmt die Nahrungsaufnahme bei dir
einen grossen Raum ein


Trinidad hat ca. 70 000 Einwohner und das Zentrum ist ziemlich klein. Es gibt 4 Stellen zum Tanzen und Musik hören und in denen trifft man oft die gleichen Leute. Das kann man schon langweilig finden, keine Frage. Wer die Großstadt liebt, wird sich in dem Nest nicht wohl fühlen.
Dazu kommt, dass Trinidad den Ruf hat, ziemlich spießig zu sein. Für kubanische Verhältnisse jedenfalls. Es ist auch oft abends/nachts eine erstaunliche Polizeipräsenz dort, für die paar Anwesenden unverhältnismäßig.
Beides führt dazu, dass Jineteros praktisch ausschließlich im "Vertrieb" von Casas tätig sind und Jineteras eher rar und wenig aktiv. Auch das mag manchem langweilig erscheinen.

Wahrscheinlich würde ich ohne Novia dort keine Woche sein wollen, aber da bin ich mir nicht sicher. Ausprobieren möchte ich das jedenfalls demnächst nicht.
Andererseits nervt mich Havanna nach einer Woche auch und ich möchte in der Stadt wirklich nicht lange bleiben. Ohne Novia würde ich sicherlich immer nach ein paar Tagen den Ort wechseln. Wie Du vielleicht meinem Bericht entnehmen kannst, wäre mir dadurch wahrscheinlich einiges entgangen. Denn gerade der Einblick in das Leben und die (Eigen-)Art der Kubaner kommt erst dann, wenn man lange genug an einem Fleck ist und die Menschen allmählich etwas kennen lernt.

Dennoch langweile ich mich nicht sondern genieße es, so ganz in Ruhe sein zu können. Das ist ein Genuss für mich. In Deutschland arbeite ich zur Zeit sehr viel, meist 10 - 12 Stunden am Tag, 6 - 8 Wochen, um dann 2 - 3 Wochen in Kuba zu leben. In diesen Wochen kann ich dann genießen und dazu gehört eine Stunde mit einem spannenden Buch und einem guten Kaffee (mit Rum) genau so wie ein gutes Essen.
Kuba erschien mir nie als ein Land für Gourmets, daher bin ich froh, Restaurants gefunden zu haben, in denen es mir schmeckt. Dabei bin ich nämlich anspruchsvoll, auch in Deutschland spielt niveauvolle "Nahrungsaufnahme" für mich eine große Rolle.

Außerdem bietet Trinidad relativ viel, neben der schönen Stadt praktisch jeden Tag Tanzvorführungen, einen schönen Strand, Bootstouren, Schnorchelreviere, Reitausflüge, Wanderstrecken, Ausflugsziele wie Topes de Collantes, .... Man kann sich also schon beschäftigen, wenn man sich nicht krampfhaft langweilen will. Vergleichbare Angebote findest Du nicht in vielen Städten Cubas.

Nebenbei - um den Jan zu machen: Zu der Verwendung von ß und ss gibt es Regeln. Groß schreibt sich demzufolge mit ß, weil der vorausgehende Vokal lang gesprochen wird. Daher heißt es Maße und Masse.
Gleiches gilt nach einem Diphthong (ei, eu, ...), dort wird auch ein ß verwendet, wie bei heiß. hier gelten allerdings wieder ein paar Ausnahmen, damit es nicht zu einfach wird.
http://www.duden.de/sprachwissen/rechtsc...-und-scharfes-s

@Claudia.A
Sollte ich mich je in Cuba ansässig machen, werde ich über die Schreiberei nachdenken. Irgendeine Aufgabe braucht der Mensch ja. Bis dahin habe ich weder Zeit noch Energie genug dafür. Der Bericht entstand durch tägliche Notizen im Handy, hier in Deutschland hätte ich ihn nie so geschrieben.
Aber eigentlich schreibe ich gern, das stimmt. Meine größte Freude bei der Bewertung meiner Promotion war, dass ein Gutachter neben den fachlichen Punkten schrieb: "Ansonsten ist diese Arbeit ein Lesevergnügen, wie man sich ein solches häufiger wünscht!" Das machte mich stolzer als alle wissenschaftlichen Bewertungen.

Zitat von Claudia.A im Beitrag #39
... Schriftsteller ... kann ja noch werden.
... die "alle Cubaner sind ja so schlecht und faul und bedürfen dringend unserer Anleitung-Fraktion"
... Mich hast Du jetzt ganz neugierig auf die Gruppe gemacht. Gibt es Videos, eventuell auf Youtube?
Hast Du vor, Deinen Bericht kompakt zu veröffentlichen? Wenn nicht, hast Du etwas dagegen, dass Dein Bericht auch an Nichtforisten weitergeben wird (natürlich privat!)?


Ich kenne mittlerweile eine Menge fauler und unselbständiger Cubaner aber auch viele, die wirklich richtig und viel arbeiten. Novia auf jeden Fall arbeitet viel, im Gegenzug dazu ließ sich sich hier in Deutschland gehen und machte gar nichts. Mal sehen, was sie jetzt in den nächsten Wochen hier anstellen wird.

Videos von Novia und ihrer Gruppe gibt es, die habe ich mal gemacht.
https://www.youtube.com/channel/UCSt_3XGZC3HYpFO2zfxmElg

Videos der anderen Gruppe gibt es nicht. Ich werde mal versuchen, eines zu machen im Februar. Da ich aber nur ein paar Tage auf der Insel bin und die Gruppe nicht immer auftritt, kann ich das nicht zusichern.
Was im Internet steht, ist immer öffentlich. Also kann ich gar nichts dagegen haben, wenn man es weiter gibt. Wenn Du meinst, dass so etwas andere interessiert, gib ihnen doch, was Du für wissenswert hältst.

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15.01.2014 14:51
avatar  el loco
#41 RE: Trinidad
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super Mitglied

Zitat von Manzana Prohibida im Beitrag #35
Zitat von el loco im Beitrag #34
Alexander von Humboldt soll sechs Jahre in Trinidad gelebt Haben.
Wer sagt das? Er selbst in seinen Tagebüchern jedenfalls nicht...mal kurz 1801 und (vielleicht) nochmal 1804...begeistert war er auch nicht gerade


Entschuldigung habe mich vertippt es waren knapp sechs Monate


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15.01.2014 15:11
#42 RE: Trinidad
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Rey/Reina del Foro

Zitat von el loco im Beitrag #41
Entschuldigung habe mich vertippt es waren knapp sechs Monate
Du hast dich schon wieder vertippt - keine Ahnung, welche Quellen du benutzt, aber Humboldt war 2x auf Cuba: Dezember 1800 bis März 1801 und März bis April 1804. Das sind INSGESAMT gerade mal 6 Monate, und die hat er NICHT in Trinidad verbacht Verbrieft ist meines Wissens "nur" ein Besuch Trinidads 1801, aber wenn du mehr weißt

Toleranz als gesellschaftliche Tugend wird meist von denen gefährdet, die unter ihren Schutz fallen...

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15.01.2014 15:34
#43 RE: Trinidad
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Rey/Reina del Foro

So, nach dem Intermezzo wieder zum Eigentlichen - dem Reisebericht Kann deinem Gutachter von damals nur beipflichten, Sisyphos Haste denn nun eigentlich 'nen Trago Santero vom Neureichen angenommen Habe das letzte Mal "nur" einen Ausflug mit Katamaran ohne Motor gemacht (durften aber auch keine Cubanas mit)...hoffe, es kommen noch paar Teile

Toleranz als gesellschaftliche Tugend wird meist von denen gefährdet, die unter ihren Schutz fallen...

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15.01.2014 15:42
avatar  iris
#44 RE: Trinidad
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Top - Forenliebhaber/in

Danke Sisyphos für die netten Berichte und Bilder!
Ich liebe Trinidad und war auch mal 10 Tage am Stück da, wir kamen wegen zyclon Gustav damals einfach nicht weiter. Und ich seh es genauso wie du: nur dadurch hab ich einiges vom Leben der Leute mitgekriegt, gelangweilt hab ich mich dank der nächtlichen fiestas auf der escalatera nie.

Nachdem ich in ein paar Videos deiner novias reingeschaut habe, verstehe ich ihren Streit mit ihrem jefe nicht ganz: alles sind sehr traditionelle, fast ein bisschen langweilige Choreographien, die kann sich doch jeder schon seit Jahrhunderten irgendwo abschauen.
Damit will ich deine novia aber nicht beleidigen,ich habe nur gerade den Eindruck, sie überbewertet ihre eigene Arbeit etwas, obwohl ihr Chef natürlich noch weniger eigene Ideen haben kann, das schließt sich ja nicht aus.


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15.01.2014 15:46 (zuletzt bearbeitet: 15.01.2014 16:20)
#45 Wenn es denn sein soll
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Manzana Prohibida im Beitrag #43
...hoffe, es kommen noch paar Teile


dann bearbeite ich meine Notizen so schnell nach, wie ich es neben der Arbeit hinbekomme.


Also verbringen wir den 31.12.2013 am Strand, was mir immer sehr gefällt. Ich schlafe gern dort etwas im Schatten und mit der 5 Jahre alten Göre meiner Novia am und im Wasser zu toben macht mir Spaß.
Der fehlt der Vater ganz offensichtlich sehr und so hat sie mich ganz selbstverständlich geradezu adoptiert und genießt es, wenn ich mit ihr zusammen bin.
Abends nett essen gehen in einem der beiden wirklich guten Restaurants von Trinidad, 21 Uhr liefere ich novia dann im Hotel ab. Jetzt ist wirklich Zeit für sie, sich ihrer Arbeit zu widmen.

Ich setze mich oben auf die Treppe der casa de la música, genieße ein Bier, habe ich doch im Tagesverlauf zu wenig getrunken. Es ist noch früh, kaum Touristen sind da und noch keine Bekannten. Also lasse ich nur die Seele zur Musik baumeln. Daher überrascht mich das "Mi amor" von links. Die Chica kenne ich vom sehen aber sie hat mich wohl bislang immer ignoriert. Doch so habe ich einen Grund zum Staunen und dann zum herzlichen lachen. Sie schlägt mir ein Geschäft vor. Ich solle dólares gegen peso tauschen, 1:1. Erst denke ich, da sie wirklich Dollar will für eine US-Reise. Bis sie mir erklärt, dass das Bier an der Bar nur für dólares zu haben wäre, die sie aber nicht besäße.
Ach so, 10 CUC will sie also gegen 10 Peso tauschen. Das ist die Stelle, an der ich mich so herrlich amüsiere, dass ich überlege, ihr ein Bier zu spendieren. Aber nun ist sie eingeschnappt und schwirrt ab. Ob dieses Geschäft wohl gelegentlich klappt? Da sie aber nur spanisch spricht kann ich mir das nicht vorstellen. Doch wird es wohl so sein, denn eine Zweite kommt ebenfalls mit einem Tauschwunsch. Als ich ihr 10 Peso anbiete, will sie die erstaunlicherweise aber nicht gegen 10 CUC tauschen. Warum denn bloß?

22:30 fahre ich wieder ins Hotel, novia abzuholen. Da Programm hätte eigentlich bis Mitternacht gehen sollen aber weil kein Klient mehr anwesend ist, lohnt sich das wirklich nicht. Jedes betriebswirtschaftlich geführtes Haus hätte bei dieser Auslastung schon lange geschlossen oder etwas gründlich geändert. Doch in Kuba ist das nicht so.

Kurz vor Mitternacht gibt es ein Feuerwerk. Irgendwer hatte wohl irgendwo (bei der Armee?) zwei Leuchtfackeln mitgenommen und schießt die nun ab.

Zum Jahreswechsel allgemeines "felicidades" und Vernichten der Rumvorräte im Freundeskreis, der übliche Ablauf also. Danach läuft die Runde in die Disco ein. Unterwegs torkeln und gröhlen haufenweise "feiernde" Kubaner auf der Straße. Diese Tage mag ich gar nicht, wenn die lebensunzufrieden Saufenden massenhaft auftreten. Die Typen können einem einen Tag vergällen. Aber meine Freunde fühlen sich gemüßigt, mir die schlimmsten Säufer vom Hals zu halten, immerhin kennt man sich, und so muss ich mich nicht aufregen.

Das Jahr endet dann so wie das neue beginnt, wie ich es mir nur wünschen kann.

Am Morgen ist Sachen packen angesagt, denn wir fahren nach La Habana. Das Visum für die nächste Reise von novia muss beantragt werden, sie wünscht sich, den Schnee zu erleben, und ich freue mich, ihr zur Abwechslung mal in den Bergen bewegungstechnisch überlegen zu sein. Es kann gelegentlich wirklich frustrierend sein, mit einer Tänzerin auszugehen.

Die Fahrt ist diesmal problemlos. Allmählich gewöhne ich mich an den Suzuki Jimny. Das kleine Gefährt ist mit seiner großen Bodenfreiheit ideal für die Straßen Kubas, Allradantrieb und gar Geländeuntersetzung habe ich bislang allerdings nur zum Spaß gebraucht, auf Wegen, die man eigentlich nicht fährt. Doch auch dabei bewähren sich die Technik und der kurze Radstand sehr erfreulich.
Auf der Autopista aber ist all das von Übel, wie ich 8 Wochen zuvor merken musste. Auf der Rückfahrt hatte damals ich außer meinem kleinen Rucksack kein Gepäck dabei und der Jimny hüpfte wie ein junges Reh. Ich fuhr schon nur ca. 100 kmh aber bei einer Folge von Bodenwellen geriet mein Kleiner ganz aus der Fassung. Er begann zu schleudern, fuhr vorübergehend auf 2 Rädern und überlegte ganz offensichtlich, ob er einen Purzelbaum schlagen solle. Nachdem ich den Gesellen wieder beruhigt hatte, hielt ich umgehend an und lud die 3 dicksten Kubaner ein, die mitgenommen werden wollten. Das befriedete den Jimny und sein Fahrverhalten gründlich. Diesmal haben wir so viel Gepäck dabei, dass ich ohne Angst und Unruhe 120 kmh fahren kann. Mehr traue ich dennoch nicht.

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Aus aktuellem Anlass: "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Jeder ist überzeugt, er habe genug davon."

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15.01.2014 16:01 (zuletzt bearbeitet: 15.01.2014 16:03)
#46 RE: Trinidad
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Rey/Reina del Foro

Zitat von iris im Beitrag #44
... Nachdem ich in ein paar Videos deiner novias reingeschaut habe, verstehe ich ihren Streit mit ihrem jefe nicht ganz: alles sind sehr traditionelle, fast ein bisschen langweilige Choreographien, die kann sich doch jeder schon seit Jahrhunderten irgendwo abschauen.
Damit will ich deine novia aber nicht beleidigen,ich habe nur gerade den Eindruck, sie überbewertet ihre eigene Arbeit etwas, obwohl ihr Chef natürlich noch weniger eigene Ideen haben kann, das schließt sich ja nicht aus.

Da hast Du Recht. Diese Show ist sehr normal und wenn man so etwas schon mal gesehen hat, muss man es nicht noch einmal ansehen.

Ob meine Novia sich da überbewertet, mag ich nicht beurteilen. Kann so sein.
Tatsächlich ist es so, für uns gar nicht nachvollziehbar, dass praktisch jede Show offiziell abgesegnet werden muss. Es dürfen ausschließlich staatlich anerkannte Tänzer teilnehmen und jede Inszenierung muss man vorstellen und genehmigen lassen. Da sind die Tänze für das Hotel Campesino (Ma. Dolores) zwangsläufig ganz klassisch. In anderen Hotels darf anderes gezeigt werden, aber auch das muss genehmigt werden.

Ich war mal bei so einer Inspektion der Orts- und Regionsverantwortlichen anwesend. Die haben tatsächlich über einzelne Gesten und Handbewegungen, Details der Schrittfolge diskutiert, die nicht den offziellen Vorgaben entsprachen. Dann kommt so etwas dabei heraus.

Tatsächlich ausschließlich die nicht professionelle Truppe, die staatlich nicht zugelassene, erlaubt sich eine erfreuliche Variation. Vielleicht auch, weil der Choreograph keine Ausbildung in Volkstanz sondern in Ballett und modernem Tanz hat.

Ich denke gerade an eine Diskussion über Jugendliche. Heute haben die es schwer, weil sie Grenzen austesten und ignorieren müssen, so als ganz normaler Auftrag an ihr Alter. Wenn die Grenzen aber so weit gesteckt sind, müssen sie schon Extremes unternehmen, um anzuecken.
Wir konnten damals zu DDR-Zeiten mit Levis-Jeans und Plastebeuteln mit Westwerbung rebellieren. Heute müssen die schon die Lehrer richtig provozieren, um eine angemessene Reaktion zu ernten.

In Kuba reichen abwandelnde Kleinigkeiten als Rebellion, um sich mit den Traditionswahrern anzulegen. Hier im Theater müssen die Schauspieler nackt auf der Bühne scheißen, um wahrgenommen werden zu müssen. Manchmal ist so viel Liberalität gar nicht gut.

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15.01.2014 16:45
#47 RE: Trinidad
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Sisyphos im Beitrag #46
Es dürfen ausschließlich staatlich anerkannte Tänzer teilnehmen und jede Inszenierung muss man vorstellen und genehmigen lassen. Da sind die Tänze für das Hotel Campesino (Ma. Dolores) zwangsläufig ganz klassisch.

Wobei ich auf Kuba immer wieder festgestellt habe, dass unter den Tänzern, die man zum Beispiel auch in den Casas de la Música sieht, die größten Cracks die "de la calle" sind - ohne staatliche Ausbildung, aber tänzerisch hammermäßig was drauf. Das musste auch meine damalige Freundin zugeben, die ebenfalls eine in Havanna ausgebildete Tänzerin war.
Bei denen "de la calle" bildeten sich auch immer recht schnell Trauben von staunenden, auch kubanischen Besuchern, von denen kaum jemand mehr auf die gerade spielende Gruppe geachtet hat.

Übrigens auch von mir einen großen Dank für den tollen Beicht und die vielen, schönen Fotos! Das ist ein wenig wir selbst durch Kuba reisen. Echt klasse!!!


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15.01.2014 17:03
#48 RE: Trinidad
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Rey/Reina del Foro

Danke für den Links zu den Video. Also mir gefallen sie sehr gut. Ich werde bestimmt einmal die Gelegenheit haben, die Gruppe persönlich zu erleben. Darauf freue ich mich.

Und auf die Fortsetzung Deines Berichtes freue ich mich auch. Und im Februar geht es wieder los (oder habe ich das falsch verstanden?) Dann gibt es doch bestimmt wieder einen Bericht?

Die höchste Aufgabe des Menschen ist zu wissen,
was einer sein muß, um ein Mensch zu sein.
Immanuel Kant


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16.01.2014 10:43 (zuletzt bearbeitet: 16.01.2014 10:44)
#49 RE: Trinidad
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Rey/Reina del Foro

Nach einer problemlosen Fahrt treffen wir in einer der vielleicht schönsten casas Havannas ein. Ydalgo hat sich das Penthouse eines kurz vor der Revolution gebauten "Hochhauses" mit 7 Stockwerken zugelegt und zu einer wahrlich luxuriösen Pension nach europäischem Geschmack ausgebaut. Diesen kennt er, immerhin lebte er 10 Jahre in der Schweiz. Er ist meist ausgebucht. Aus gutem Grund muss man sagen. Der Service ist besser als in einem Hotel, beispielsweise spricht das Team englisch, französisch und deutsch. Die Zimmer sind mindestens ebenso gut wie in einem Hotel und alles ist viel individueller und persönlicher. Ich liebe seine schönen Zimmer, die wundervolle Dachterrasse und das gesamte Ambiente.



Zur Begrüßung bleibt der Fahrstuhl statt loszufahren erst einmal stehen, was mich ehrlich gesagt erheblich beunruhigt, novia hingegen wegen des Abenteuers herzlichst amüsiert. Sie wird vor Lachen gar nicht wieder. Aber a lo cubano, Innentür mit Gewalt öffnen, Außentür ebenfalls, nichts wie raus... Und der Fahrstuhl fährt los. Also erneuter hoffnungsvoller nächster Anlauf, als der Fahrstuhl wieder erscheint, wenn auch mit erheblichem Unbehagen. Doch wir kommen gut an und genießen den Luxus der casa.

Am nächsten Morgen ist der Weg zur Botschaft nicht weit, zum Glück, denn ich muss ihn gleich mehrfach zurücklegen. Die Botschaft nimmt keine 50 CUC Scheine. Also wieder zurück, zwanziger holen. Der Preis ist gestiegen, jetzt kostet der Visumsantrag 81 CUC. Dann fehlt eine Kopie des Passes, also innerhalb von 15 min. zur La Rampa fahren, Copystudio suchen, für 30 Centavos eine Kopie machen, zurück rasen. Als ob das nötig wäre, ein Kopiergerät steht griffbereit in der Botschaft. Flexibel wie echte Deutsche sind sie wahrlich dort.

Novia wird wenig gefragt, man ist desinteressiert, dass sie schon mal in Deutschland ist wichtig, dass ich der novio bin und wie alt ihre Tochter. Dass in der Urlaubsbescheinigung profesora, músico y directora de la cultura steht, sie aber in dem begrenzten Platz des Visumsantrages nur bailarina angegeben hat, scheint hingegen ein Problem zu sein. Die Dokumente müssen natürlich ganz korrekt ausgefüllt werden, wo kommen wir sonst hin. Dennoch, in Gegensatz zum ersten Antrag geht es schnell, nach wenigen Minuten sind wir wieder raus.

Also auf den ganzen Schreck erst mal einen Mojito im Hotel Nacional, dort schmeckt er mir am besten und man sitzt angenehm im Garten. Danach möchte novia einkaufen gehen, was so halt die Frauen wohl in jeder Hauptstadt der Welt machen, insbesondere wenn ein zahlungswilliger Mann zur Verfügung steht.

Sie läuft durch das Kaufhaus und setze mich auf einen Stuhl, um mit dem Handy ein wenig an diesem Bericht zu schreiben. Sprechen mich doch innerhalb von 10 Minuten tatsächlich dreimal Kunden an, die glauben, ich wäre ein Angestellter des Hauses. Ay, ay, ay, ich muss wohl mehr auf meine Garderobe achten, wenn die Chicas mich weiterhin wahrnehmen sollen. Weißes T-Shirt und lange dunkle Hosen, Chanclettas, dafür bin ich wohl schon zu braun geworden. Novia muss die kurzen Hosen und die bunten Hemden waschen!

Es muss zu Weihnachten oder zum neuen Jahr Geld geregnet haben. Die Kaufhäuser sind voll von Kunden und alle wollen Technik kaufen, Lärmgeräte, Fernseher, Klimaanlagen,...
Und wieder halten mich viele für einen Kubaner, was mein spanisch komplett überfordert.

Zur Erholung will ich in die cervecería an der Plaza Vieja. Was für eine Scheißidee! Die Kneipe ist übervoll und es gibt fast nichts zu essen und auch cerveza rubia - no hay. Ich hasse diesen Massentourismus wirklich!

Also meide ich die Stadt heute, am 03.01, und lege mich lieber an den Strand. So zumindest war der Plan, aber in Kuba sollte man nicht planen. Heute ist es sehr bewölkt, die Luft ist frisch und der Wind kräftig. Es ist geradezu kalt und Jacken, sogar daunenähnliche, bevölkern die Straßen. Also nichts mit Strand heute. Novia freut sich über die Gelegenheit, eine Maniküre heimzusuchen. Ich laufe durch die Stadt. Der Versuch, im Hotel Parque Central online zu gehen, scheitert typisch kubanisch. Die ETECSA-Karte ist nicht gültig. Karten für den Wifi-Zugang gibt es nicht, "tarjetas no hay" schon seit Tagen. Dann eben wieder mal 3 Wochen ohne Internet, es fehlt mir ja nicht wirklich.

Heute habe ich mir eine andere Kleidungsordnung angewiesen und es kommt wie zu erwarten war. Keiner beglückt mich mit spanischem Slang, der mich überfordert. Dafür findet ein besonderer Typ von Chicas erneut Interesse an mir und es zischt wiederholt "amigo" und "amor". Ich bin mir wirklich nicht sicher, was mir besser gefällt.

In einem Restaurant treffe ich einen Süddeutschen. Der berichtet, dass er seit 15 Jahren jährlich zweimal nach Cuba reist. Da bekomme ich doch gleich Respekt vor seiner Erfahrung. Welcher allerdings etwas nachlässt, als sich herausstellt, dass der Kollege kein Wort spanisch spricht. Wie das denn hier gehe, frage ich. Ach, er wäre 13 Jahre immer in Varadero gewesen, dort kam er mit Deutsch und ein paar brocken Englisch zurecht. Jetzt ist sein vierter Besuch in Havanna. Er habe eine Casa gefunden in Vedado, in der man deutsch spreche. Und nein, andere Orte in Kuba kenne er nicht näher. Bei den ersten beiden Reisen habe er sich jeweils für einen Tag Trinidad und Cienfuegos angesehen. Das reiche ihm, Varadero und Havanna würden doch alles bieten, was man wirklich von Kuba kennen müsse.

Dann muss ich zum Geldautomaten, sicherlich will Ydalgo Geld für die Übernachtungen, tanken muss ich noch, essen wahrscheinlich auch...
Der Automat zickt erst einmal. Nach mehreren Versuchen gibt der Klügere nach und ich bekomme Geld. In einer Stückelung von 5CUC! Oh Mann, da brauche ich doch einen Plastebeutel für die notwendige Summe. Auch der benachbarte Automat hat keine größeren Scheine. Jetzt quellen meine Taschen über vor Geld. So habe ich mir das nicht gedacht.

Ich erinnere mich, wie ich bei meinem zweiten Besuch Kubas in Cienfuegos vollkommen abgebrannt war und an so einem cajero verzweifelte. Vor mir hatte jemand Geld abgehoben und mir gelang es nicht. Mit keiner Summe! Also ging ich an den Nachbarautomaten mit gleichem Misserfolg. An dem zuerst genutzten Teil hob wieder jemand Geld ab. Also ich mit neuer Hoffnung zurück zu diesem und... wieder wurde ich frustriert. Leicht verheult stand ich da und sah entgeistert, wie von einer Reisegruppe jemand Geld abhob. Schließlich fragte ich den Reiseleiter dieser Gruppe, der mir half. Des Rätsels Lösung, in diesem dämlichen Kasten waren ausschließlich Scheine zu 3 CUC. Nachdem ich dann eine durch 3 teilbare Summe eingegeben und mitbekommen hatte, dass so ein Apparat nicht mehr als 20 Scheine auf einmal herausrückt, kam ich zu etwas Geld. Das muss einem Dummen doch gesagt werden!

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16.01.2014 11:35
avatar  dirk_71
#50 RE: Trinidad
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Sisyphos im Beitrag #49
Nach einer problemlosen Fahrt treffen wir in einer der vielleicht schönsten casas Havannas ein.



Siehe:
http://www.cubaguesthouse.com/en/home/home.html

Nos vemos
Dirk

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