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Santiago vor Ostern/Teil 2
#1 Santiago vor Ostern/Teil 2
Poolsuche in Santiago
Poolsuche in Santiago
Ein Badetag ist angesagt. Ich rufe im Hotel San Juan an. Ja, der Pool sei offen, heißt es. Nein, man könne nicht reservieren und es sei auch gar nicht nötig. Also breche ich in den Tag auf. Es geht Richtung Plaza de Marte. Ich nehme die Calle Bayamo, die schön steil ist. Halte mich dann links und komme seitwärte vom Krankenhaus auf den Platz. Dort ist nichts weiter los und so laufe ich die Aquilera herunter. Immer geradeaus, an der Polizeistation vorbei, in der ich mal mehrere Stunden verbracht habe.
Vor Jahren hatte man mir in einer Menschenmenge die Armbanduhr geklaut. Der Täter war aber ein Anfänger und so spürte ich den Diebstahl. Zwar konnte ich die Uhr nicht retten, hatte aber den Dieb am Handgelenk gepackt. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Uhr, eine billiges Ding aus dem Discounter, weiter gereicht wurde. Ich tat das Richtige und hielt den jungen Typen weiterhin fest und brüllte. Sofort bildete sich um mich ein Kreis neugieriger Kubaner, der Dieb kam nicht mehr weg und die Polizei traf ein. Letztlich wurden Dieb und ich im Polizei-Lada in eben jene Polizeistation gebracht, wo man für mich einen Dolmetscher suchte, um dann ein Protokoll aufzunehmen. So hatte man mir letztlich nicht nur die Uhr, sondern auch mehrere Stunden geraubt. Interessant war es trotzdem.
Ich biege aus Santa Barbara in Richtung Melia ab und begebe mich seitlich vom Las Américas in den Stadtteil Vista Alegre. Laufe hoch zum Schulinternat und bewundere einen Spielplatz an einer Ecke. Alles ist wunderschön gestaltet , nur ist kein Kind zu sehen. Das ist aber auch kein Wunder, es gibt keinerleich Schatten. Dann geht es kreuz und quer durch das Viertel, in dem einst die gehobene Mittelschicht Santiagos lebte. Viele der Villen beherbergen heute staatliche Organisationen. Es gibt den Pionierpalast mit einer alten russischen Mig davor und einen Hochzeitspalast. Einige der in privater Hand gebliebenen Villen sind arg verfallen. Teilweise haben sich die Bewohner kleine Behausungen seitlich angebaut, ein seltsamer Kontrast zu den einst herrschaftlichen Anwesen, mit kleinen Springbrunnen und im Garten verlegten Sprengleranlagen.
Eine Handvoll Häuser ist aufwendig saniert worden. Pensionen für Cuc gibt es hier ohne Ende. Viele Häuser stehen zum Verkauf. Beim Spazieren überlege ich mir, welches Haus mir so gefällt, dass ich es kaufen würde. So richtig finde ich keins: Das eine ist zu groß, um es zu unterhalten, das andere zu kaputt, das dritte steht an der Hauptstraße... Oft ist nur die Straßenfassade angestrichen. Dann zwingt mich ein Schlagbaum, nach links abzubiegen. Ich gerade in ein Neubaugebiet mit prächtigen Wandbildnissen von Che, Chavez und Fidel an den Eingängen. Auch hier wieder Schlagbäume. Ein Quartier der Armee? Ich frage nicht nach, sondern laufe wieder zurück. Ich bin ja schon weit über die Höhe des San Juan hinaus.
Eine steinerne Säule erinnert an die Schlacht zwischen US-Amerikanern und Spaniern. Wie die Kavallerie, die mangels Pferden zu Fuß stürmte, trolle ich mich den Hügel herunter und auf der anderen Seite wieder hinauf. Frau, Kind und dessen Freund erwarten mich mit langen Gesichtern. Der Pool hat wegen Überfüllung geschlossen. Der Chef habe das so kurz nach meinem Anruf festgelegt, sagt die Frau an der Rezeption und bittet um Entschuldigung. Was solls? Also zurück zum Hotel "Las Américas". Dort werden gerade zwei Riesentorten, die eine mehrstöckig, von einem Willys-Jeep herunterbalanciert. An der Rezeption heißt es, der Pool sei wegen einer "Maßnahme" heute nicht geöffnet.
Der dritte Versuch ist das Melia. Hier hat der Pool auf und man kann Eintrittskarten kaufen, zehn Cuc pro Nase, kein Rabatt für Kinder. Dafür kriegt man dann 50 Prozent auf die Hotelpreise bei den Speisen, nicht auf die Getränke. Dass ist ganz schön teuer. In den anderen Hotels zahlt man pro Erwachsenen 10 Cuc und pro Kind fünf Cuc, wobei dann acht bzw. vier Cuc mit Speisen und Getränken gegengerechnet werden. 40 Cuc sind mir zuviel, zumal da noch mal locker 40 Cuc fürs Essen dazukommen. Also wird ein vierter Versuch gestartet. Mit einem Taxi geht es für vier Cuc zum Versailles. Ein Novum, dieses Motel kenne ich nur aus Paulis Erzählungen.
Diesmal eine Stadtrundfahrt im Taxi. Vor dem Hotel, das hoch über der Altstadt liegt, schwant mir Böses, denn die Zufahrt ist gesperrt. Der Taxifahrer steuert durch enge Nebenstraßen mit Wohnbebauung, aber dann stehen wir vor der Rezeption, der Pool hat offen und wir dürfen rein. Allerdings sind wir die letzten, denn ich höre wie der Rezeptionist eine Minute später am Telefon sagt, der Pool sei überfüllt. Zuvor gab es noch etwas Probleme, weil uns ein ein Kinderausweis fehlte.
Die eigentliche Entdeckung ist das köstliche Wandbild in der Hotelhalle. Auf diesem sind alle kommunistischen Führer der 70/80er Jahre verewigt: Breschnew, Honecker, Allende, Arafat... Auch einige für die kubanische Revolution wichtige Typen sind zu sehen, sogar die Ostdeutsche Tamara Bunke. Im Pool dann großes Hallo, der "König" von San Pedrito, ein großer, muskulöser Schwarzer, hockt auf einer Liege und winkt. Wunderbar der Blick vom Pool auf die Stadt.
Der Pool ist wirklich voll. Ich ergattere zwar zwei Liegen, aber keinen Sonnenschirm. Dafür benötige ich zwei Stunden. Die Nachbarin stellt sich als Kubanerin mit deutschem Pass heraus. Es wird also ein interessanter Nachmittag, bis wir brav, kurz vor fünf unsere Sachen packen. Vor dem Motel steht eine Reihe Taxis. Die Fahrer kennen die Schließzeit.
Abends geht seit langem mal wieder ins "1900". Die Kleiderreglung ist derzeit mal wieder gelockert, man kommt also mit Sandalen, kurzen Hosen und T-Shirt in die ehemalige Barcadi-Villa, allerdings nicht in die Salons, sondern kann zwischen Innenhof und Terrasse entscheiden. Wir setzen uns auf die Metallstühle der Terrasse. Was die Speisekarte (für MN) zu bieten hat, erfreut mich wenig. Languste und Camarons, aber keinen Reis als Beilage. Zum Glück erinnere ich mich an die irrwitzige Reglung, dass derartige Restaurants meistens zwei unabhängig voneinander arbeitende Küchen haben. Tatsächlich ist das auch hier der Fall. Wir wechseln nach oben, wo es sogar die Auswahl zwischen Schweinefleisch, Hammel und Hühnchen gibt und Reis als Beilage. Das Essen ist gut, ich bin zufrieden.
Weniger zufrieden bin ich diesmal mit dem Nachtleben in Santiago. Der Biergarten "Las Enramadas" am Boulevard schließt neuerdings spätestens 23 Uhr. Das wird so durchgesetzt, dass zwischen halb und um zehn die Musik abgestellt wird und es ab 22 Uhr keine Getränke mehr gibt. Jeder geräumte Stuhl wird hochgestellt, das rote Metallgitter zum Ausschank geschlossen und zwischen den letzten Gästen wird bereits gewischt. Damit wird es ab 23 Uhr langweilig und es bleibt nur der Gang in die Casa. Denn auch die Restaurants auf der Enramada schließen spätestens 24 Uhr. Ursache ist angeblich irgendeine Schlägerei im Februar, bei der mehrere Scheiben zu Bruch gegangen sind. Aber im "Las Enramadas" hatte man schon Ende Dezember mit diesem zeitigen Ausschankschluss angefangen und ich vermute, dass eine neue städtische Reglung dahinter steckt.
Fasziniert hat mich, wie rasch eine bunte, lustige Party mit hippen, tanzenden Kubanern abbricht, in dem man ihr einfach die Grundlage, die Musik, entzieht. Einen Abend setze ich mich zu den Schwulen auf die Bänke am Boulevard. Einige der Transvestiten kenne ich ganz gut, da ich sie einmal für eine Ausstellung fotografiert habe, und es macht Spaß, sie zu beobachten und ihrem neuesten Klatsch zu lauschen. Ursprünglich wollte ich auch mal die Schwulen- und Lesbendisko am Boulevard (Eintritt drei Cuc, ab ein Uhr morgens ein Cuc) besuchen, aber als ich die Typen in der Schlange stehe, lasse ich es dann doch. In Nachbargebäude gibt es im ersten Stock ein neues, privates Restaurant, was ich aber nicht ausprobiert habe.
Zitat
Dann zwingt mich ein Schlagbaum, nach links abzubiegen. Ich gerade in ein Neubaugebiet mit prächtigen Wandbildnissen von Che, Chavez und Fidel an den Eingängen. Auch hier wieder Schlagbäume. Ein Quartier der Armee?
Das ist richtig, Rajayoa ist ein Quartier der Armee, resp. mit Wohnblocks die nur Armeeangehörige bewohnen dürf(t)en. Ich war ein paar mal zu Besuch dort, aber eigentlich hätte ich als Ausländerin gar nicht hineingelassen werden dürfen. Na ja, es war ein Wohnblock ganz am Rande. Der Eingang schön geschützt durch vielen Bäumen.
Ein nächstes Mal hättest du noch das Schwimmbad der Rancho Club versuchen können. Versalles ist aber auch schön. Wir gehen eigentlich immer dorthin oder ins Melia Santiago.
Ansonsten finde ich auch deinen 2. Bericht wieder sehr gelungen und informativ, Jose Ramon!
#3 RE: Santiago vor Ostern/Teil 2
#6 RE: Santiago vor Ostern/Teil 2
#7 RE: Santiago vor Ostern/Teil 2
#9 RE: Santiago vor Ostern/Teil 2
Im Prinzip ja. Mal sehen ob es funktioniert.
P1640282.JPG
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#10 RE: Santiago vor Ostern/Teil 2
#11 RE: Santiago vor Ostern/Teil 2
Zitat von Jose Ramon im Beitrag #1
Weniger zufrieden bin ich diesmal mit dem Nachtleben in Santiago. Der Biergarten "Las Enramadas" am Boulevard schließt neuerdings spätestens 23 Uhr. Das wird so durchgesetzt, dass zwischen halb und um zehn die Musik abgestellt wird und es ab 22 Uhr keine Getränke mehr gibt. Jeder geräumte Stuhl wird hochgestellt, das rote Metallgitter zum Ausschank geschlossen und zwischen den letzten Gästen wird bereits gewischt. Damit wird es ab 23 Uhr langweilig und es bleibt nur der Gang in die Casa. Denn auch die Restaurants auf der Enramada schließen spätestens 24 Uhr. Ursache ist angeblich irgendeine Schlägerei im Februar, bei der mehrere Scheiben zu Bruch gegangen sind. Aber im "Las Enramadas" hatte man schon Ende Dezember mit diesem zeitigen Ausschankschluss angefangen und ich vermute, dass eine neue städtische Reglung dahinter steckt.
Fasziniert hat mich, wie rasch eine bunte, lustige Party mit hippen, tanzenden Kubanern abbricht, in dem man ihr einfach die Grundlage, die Musik, entzieht. Einen Abend setze ich mich zu den Schwulen auf die Bänke am Boulevard. Einige der Transvestiten kenne ich ganz gut, da ich sie einmal für eine Ausstellung fotografiert habe, und es macht Spaß, sie zu beobachten und ihrem neuesten Klatsch zu lauschen. Ursprünglich wollte ich auch mal die Schwulen- und Lesbendisko am Boulevard (Eintritt drei Cuc, ab ein Uhr morgens ein Cuc) besuchen, aber als ich die Typen in der Schlange stehe, lasse ich es dann doch. In Nachbargebäude gibt es im ersten Stock ein neues, privates Restaurant, was ich aber nicht ausprobiert habe.
Im Biergarten "Las Enramadas" ist es wirklich amüsant.Einmal hatte ich bestimmt" 10 Freunde" um mich.Da sie so nett waren habe
ich Rum und Cola spendiert.Später sind wir weitergezogen an einen anderen Biergarten an der Ecke beim Hotel Las Americas.
In meine Casa durfte aber nur eine Chica
Jose Ramon,ich bin gespannt auf Teil 3!
#15 RE: Santiago vor Ostern/Teil 2
Super Schreibstil, da gibts garnichts. Aber viel scheinst du in Kuba diesmal nicht erlebt zu haben. Die einzige halbwegs interessante Story war die im zweiten Teil mit der Uhr, allerdings ist die schon paar Jahre her.
Ich steh nunmal nicht so auf Architektur-Lyrik in Reinstform.
Hinzukommt, daß es auch nicht meine Gegend ist, deren Gebäude und Straßen du so eifrig beschreibst.
#16 RE: Santiago vor Ostern/Teil 2
#17 RE: Santiago vor Ostern/Teil 2
Zitat von el loco alemán im Beitrag #15
Super Schreibstil, da gibts garnichts. Aber viel scheinst du in Kuba diesmal nicht erlebt zu haben. Die einzige halbwegs interessante Story war die im zweiten Teil mit der Uhr, allerdings ist die schon paar Jahre her....
Und ich hoffe, so gern ich seine beiden Berichte gelesen habe, dass er allfällig erlebte Zweisamkeiten nicht in ähnlicher Ausführlichkeit beschreibt. Da ist mir mehr von seinen Berichten im seichten Stil schon lieber.
#18 RE: Santiago vor Ostern/Teil 2
Zitat
Also komplett gesperrt für Yumas scheint das Reparto nicht zu sein.
Ist es auch nicht, EHB, aber die Leute die dort wohnen dürfen offiziell keine Kontakte zu Ausländern pflegen weil sie in Prinzip alle Militärs sind. Deswegen müssen sie die Haustür denn auch schön zuhalten wenn du, Ausländer vor derselben Tür stehst.
Allerdings wohnen schon seit Jahren nicht mehr nur Militärs dort. Es gab solche, die selbst was Schöneres gefunden haben und ihre Wohnung vermieten (was sie ja eigentlich auch nicht durften!), so wie im Falle eines nahen Familienmitglieds damals. Die hat jetzt aber ihre eigene Wohnung in der Stadt.
#20 RE: Santiago vor Ostern/Teil 2
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