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Vorstellung
#1 Vorstellung
Hallo zusammen,
bin hier zum zweiten Mal angemeldet daher nunmehr meine zweite Vorstellung. Ich bin vor kurzer Zeit von meinem ersten Kuba-Besuch (Rad-Rundreise im Westen/ Zentralkuba) sehr begeistert zurückgekehrt und lese hier seither in vielen für mich interessanten Themen mit. Da mich auch Dinge beschäftigen, auf die ich bislang keine hinreichende Antwort gefunden habe, habe ich mich angemeldet. Ich werde Euch also in Kürze mit einigen Fragen "belästigen" und hoffe auf hilfreiche Beiträge Eurerseits.
Danke und viele Grüße
sunnykatti
Zitat von sunnykatti im Beitrag #1
Hallo zusammen,
bin hier zum zweiten Mal angemeldet daher nunmehr meine zweite Vorstellung. Ich bin vor kurzer Zeit von meinem ersten Kuba-Besuch (Rad-Rundreise im Westen/ Zentralkuba) sehr begeistert zurückgekehrt und lese hier seither in vielen für mich interessanten Themen mit. Da mich auch Dinge beschäftigen, auf die ich bislang keine hinreichende Antwort gefunden habe, habe ich mich angemeldet. Ich werde Euch also in Kürze mit einigen Fragen "belästigen" und hoffe auf hilfreiche Beiträge Eurerseits.
Danke und viele Grüße
sunnykatti
Hallo sunny - lich willkommen hier, vllt wäre es auch ganz interessant wenn du von deinem 1. Kuba-Urlaub etwas berichten würdest
#3 RE: Vorstellung
Hallo Villacuba,
danke Dir! Okay, mein erster Aufenthalt war mit einer Deutschen Reisegruppe. Wir haben 2 Wochen lang eine Rundtour mit Fahrrad und Bus gemacht. Von Havanna ging es über Soroa und Vinales nach Pinar del Rio. Später nach Cienfuegos, Trinidad, Santa Clara, Mantanzas und zurück nach Havanna. Besonders auf den Rad-Etappen haben mich die Landschaft und die Herzlichkeit der Kubaner sehr begeistert. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Kubaner trotz Ihrer eingeschränkten Lebensverhältnisse viel Lebensfreude ausstrahlen und mit dem wenigen zufrieden sind, das sie haben. Dies kann natürlich ein oberflächlicher Eindruck sein, aber so wurde es uns vermittelt. Insbesondere in den ländlichen Gegenden wurden wir sehr herzlich aufgenommen. Wir haben mehrfach in Bauernhäusern Rast gemacht und konnten uns dadruch auch einen guten Eindruck von den Lebensumständen der Menschen auf dem Land verschaffen. Bei meiner Rückkehr in Deutschland war ich sehr nachdenklich und habe teilweise mein stressiges Alltagsleben sehr in Frage gestellt und mir immer wieder vor Augen gehalten, dass viele Dinge, die uns hier beschäftigen, selbst geschaffene Luxusprobleme sind und man sein Leben durchaus auch anders gestalten kann. Insgesamt wurde mein Interesse an Kuba sehr geweckt, so dass ich hier in viele Themen interessiert reingelesen habe.
#5 RE: Vorstellung
Zitat von sunnykatti im Beitrag #5
Danke Pauli! Ja, vielleicht hast Du Recht. Ich bin seit nicht ganz 3 Wochen zurück, aber Kuba lässt mich nicht mehr los und beschäftigt mich jeden Tag in Gedanken.
ist normal,daß ist der Kubavirus
Zitat von sunnykatti im Beitrag #3
... und mit dem wenigen zufrieden sind, das sie haben. Dies kann natürlich ein oberflächlicher Eindruck sein, aber so wurde es uns vermittelt.
Das ist definitiv ein falscher Eindruck. Richtig ist wohl: ... sich mit dem wenigen, das sie haben, irgendwie arrangiert haben, in der Hoffnung, dass sich irgendwann - hoffentlich bald - mal was zum Besseren ändert.
Und sie wissen auch, dass sich nichts ändert, solange Familie Castro noch die Zügel in den Händen hat.
#8 RE: Vorstellung
#10 RE: Vorstellung
Zitat von la pirata im Beitrag #9
Deine Nachdenklichkeit nach der Rückkehr aus Kuba und dass du hier an unserem Leben erstmal manches anders einschätzt bzw. relativierst, kenne ich auch, kann ich sehr gut nachvollziehen.
Kenne ich auch zur Genüge nach meinen Rückkehren aus Cuba, hielt meist ein paar Wochen an, nutzte aber in den meisten Fällen nicht sehr viel, weil sich bei uns eben eine Stress- und (Über)Leistungsgesellschaft entwickelt hat, in der melancholische Momente sehr rar geworden sind!
Andererseits hat es dann auch wieder was Gutes, denn wenn wir hier so in den Tag reinleben würden wie die Cubis, wer weiß wo unsere Wirtschaft bald enden würde?
Zitat von sunnykatti im Beitrag #10
Ja, mich hat der Eindruck von Kuba auf jeden Fall sehr bereichert und ich sehe einige Dinge hier jetzt anders. Ich hoffe nur, dass mich der Stress hier nicht wieder voll und ganz vereinnahmen wird. :-)
Wird er aber, trotzdem behalte diese schönen Momente und Erinnerungen für dich persönlich, sie werden dich emotionell bereichern und vllt. kann es dir in manchen Situationen sogar helfen!
#13 RE: Vorstellung
Zitat von villacuba im Beitrag #11
Andererseits hat es dann auch wieder was Gutes, denn wenn wir hier so in den Tag reinleben würden wie die Cubis, wer weiß wo unsere Wirtschaft bald enden würde?
Ja, das stimmt natürlich. Unser "Wohlstand" ist natürlich auch nicht vom Himmel gefallen, aber ich finde es trotzdem schade, dass inzwischen viele Menschen sich nur noch vom Stress und Geld treiben lassen und gar keinen Blick mehr für die wesentlichen Dinge im Leben haben. Mir persönlich hat es auf jeden Fall einmal mehr vor Augen gehalten, dass ich auf eine ausgeglichenere Work-Life-Balance achten sollte.
Und ich befürchte auch, dass sich die Menschen in Kuba verändern werden, wenn dort mal irgendwann der Kapitalismus kommen sollte. So sehr ich mir für die Kubaner eine Verbesserung der politischen Lage und der wirtschaftlichen Verhältnisse wünsche, fände ich es auch schade, wenn sie dadurch ihre tranquilidad und ihren Gemeinschaftssinn verlieren und zu egoistischen Einzelgängern werden, wie es in der "modernen Welt" heute schon oft zu beobachten ist.
#14 RE: Vorstellung
Zitat von sunnykatti im Beitrag #13
wenn sie dadurch ihre tranquilidad und ihren Gemeinschaftssinn verlieren und zu egoistischen Einzelgängern werden, wie es in der "modernen Welt" heute schon oft zu beobachten ist.
Wer Kuba intensiver kennt wird längst festgestellt haben, daß es mit der tranquilidad und dem Gemeinschaftssinn in Wirklichkeit nur oberflächlich so aussieht. Innerhalb der Gesellschaft herrscht dort oft sogar ein ziemlich harter Kampf jeder gegen jeden, und das tägliche Leben verläuft wahrlich nicht so tranquilo wie es den Anschein hat. Sobald jedoch Touristen anwesend sind, wird sich meist zurückgehalten und ein freundliches Gesicht gezeigt. Daher diese Trugschlüsse bei Erstbesuchern.
#15 RE: Vorstellung
Zitat von sunnykatti im Beitrag #13
Und ich befürchte auch, dass sich die Menschen in Kuba verändern werden, wenn dort mal irgendwann der Kapitalismus kommen sollte. So sehr ich mir für die Kubaner eine Verbesserung der politischen Lage und der wirtschaftlichen Verhältnisse wünsche, fände ich es auch schade, wenn sie dadurch ihre tranquilidad und ihren Gemeinschaftssinn verlieren und zu egoistischen Einzelgängern werden, wie es in der "modernen Welt" heute schon oft zu beobachten ist.
Fände ich auch irgendwie schade, verbringe mal einige Zeit in Havanna, dort spürt man schon wie es dann im übrigen Land zugehen würde, wenn einmal der Kapitalismus einzieht !
Zitat von sunnykatti im Beitrag #13
...
Und ich befürchte auch, dass sich die Menschen in Kuba verändern werden, wenn dort mal irgendwann der Kapitalismus kommen sollte. So sehr ich mir für die Kubaner eine Verbesserung der politischen Lage und der wirtschaftlichen Verhältnisse wünsche, fände ich es auch schade, wenn sie dadurch ihre tranquilidad und ihren Gemeinschaftssinn verlieren und zu egoistischen Einzelgängern werden, wie es in der "modernen Welt" heute schon oft zu beobachten ist.
Wenn Du wissen möchtest, wie es einmal in Cuba aussehen könnte, brauchst du nur nach "unseren Brüdern und
Schwestern" im Osten schauen- SG alleine wegen Dir, habe ich nicht DD geschrieben
falko
#19 RE: Vorstellung
Zitat von villacuba im Beitrag #16
verbringe mal einige Zeit in Havanna, dort spürt man schon wie es dann im übrigen Land zugehen würde, wenn einmal der Kapitalismus einzieht !
Ja, ich hatte in meinen ca. 4 Tagen in Havanna auch den Eindruck, dass dort eine andere Stimmung herrscht. Aber ich denke, es ist in jedem Land so, dass sich Stadt- und Landleben unterscheiden.
Zitat von la pirata im Beitrag #18
Was ist denn das schon wieder für ein "qualifizierter" Beitrag von dir, Falko?
Dann helf ich Dir mal auf die Sprünge:
Du weisst ja hoffentlich, das die DDR früher sozialistisch war ( wie Cuba noch heute)!?
Zu der Zeit haben viele gemeckert Reisefreiheit, Versorgungslage etc ( wie in Cuba heute).
Heute meckern sie genau so, nur zu anderen Themen ( wie in Cubas Zukunft).....
Haste es jetzt begriffen??
falko
P.S Piss mich nicht so von der Seite an, daß kann ich gar nicht leiden
Nicht immer, wenn man ein Komma setzen kann, wird "das" mit ß geschrieben, Herr Glasermeister
Der Kapitalismus ist in Kuba schon eingezogen.
Warum sollte es sonst 2 Zahlungsmittel geben?
Für arbeitssame Kubaner und für yuma-Interessierte?
Zitat von falko1602 im Beitrag #20Das wesentlichste in diesem Teil Deutschland ist das Meckern gewesen und ist es noch. Schön, dass ich das erfahren durfte.
... DDR ...
Zu der Zeit haben viele gemeckert Reisefreiheit, Versorgungslage etc ( wie in Cuba heute).
Heute meckern sie genau so, nur zu anderen Themen ( wie in Cubas Zukunft).....
...
Aber tatsächlich kann man das als Beispiel und Modell sehen für das, was in Cuba ist und passieren dürfte.
Bei so manchem fühlt sich der gelernte DDR-Bürger in Cuba erinnert.
die Polizeipräsenz
der Mangel an schwereren Straftaten
die verfallenen Häuser
die leeren Geschäfte
die zwei Währungen mit hohem Wertunterschied
das kommunikative Verhalten
die Freizügigkeit in der Sexualität
Tatsächlich war das Miteinander in der DDR anders als im Westen Deutschlands. Zum Teil wegen der Notwendigkeit von Beziehungen und Nachbarschaftshilfe, weil vieles eben nicht offiziell zu kaufen sondern man jemanden kennen musste, der jemanden kannte, der hatte was man brauchte. Das ist in Cuba jetzt immer noch so.
Aber nicht nur das, tatsächlich waren die Beziehungen anders strukturiert, deutlich weniger von Besitz und Besitzgier geprägt, deutlich weniger oberflächlich und smalltalk-behaftet. Die Notwendigkeit des Miteinander brachte auch ein tatsächliches Miteinander zustande, das in dieser Form im Westen keinesfalls die Regel war.
Natürlich waren deswegen die Menschen keinesfalls besser oder edler als in anderen Teilen der Welt, Deutschlands.
Bei dem Kontakt mit der Weiblichkeit aber zum Beispiel spielte Geld praktisch nie eine Rolle und auch ein Auto nicht. Wir hatten ja beides nicht und die die so etwas hatten, waren eher a priori verdächtig. Wir punkteten mit Büchern zu Hause, mit Bildung und mit Kontraposition gegenüber dem Staat. Der Friedhofsgärtner, der nur noch diesen Job bekam, weil er ausreisen wollte, war mindestens so angesehen wie ein Student, oft auch nicht weniger intellektuell.
Dieses Art der Beziehung hat die Wende nicht lange überlebt. Es ist einiges geblieben, wenn ich die Hauseingänge sehe, in denen seit Anfang der 80er Jahre die gleichen Leute leben, miteinander, sich gegenseitig helfend und in trauter Gemeinschaft. Das ist nicht mehr häufig aber so etwas gibt es noch.
Auch das Gesprächsverhalten ist noch anders und wenn hier eingereiste Ärzte das nicht schnell mitbekommen, kriegen sie keinen Fuß auf die Erde.
Aber vieles hat sich ganz schnell nach 89 an die Gepflogenheiten des Westens angepasst.
Die gelernten DDR-Bürger unterscheiden sich noch etwas von den Wessis, ihre Kinder aber schon kaum noch.
Solche Veränderungen brauchen anscheinend eine Generation, dann haben sich die Leute angepasst.
Das wird auch in Cuba passieren, wenn das Castro-Regime zerfallen ist. Das heiter wirkende, relativ sichere Land, die Art der Kommunikation, der gegenseitigen Hilfe und die Beziehungen werden sich ändern. Geld wird eine noch größere Rolle spielen, um so mehr um so größer die Unterschiede im Besitz werden. Der Neid zerfrisst unweigerlich andere Gefühle.
Fragt sich nur, in welcher Richtung es gehen wird. Ähnlich wie in der DomRep oder wie Puerto Rico? Oder eher wie in Haiti?
Zitat von el loco alemán im Beitrag #14Zitat von sunnykatti im Beitrag #13
wenn sie dadurch ihre tranquilidad und ihren Gemeinschaftssinn verlieren und zu egoistischen Einzelgängern werden, wie es in der "modernen Welt" heute schon oft zu beobachten ist.
Wer Kuba intensiver kennt wird längst festgestellt haben, daß es mit der tranquilidad und dem Gemeinschaftssinn in Wirklichkeit nur oberflächlich so aussieht. Innerhalb der Gesellschaft herrscht dort oft sogar ein ziemlich harter Kampf jeder gegen jeden, und das tägliche Leben verläuft wahrlich nicht so tranquilo wie es den Anschein hat. Sobald jedoch Touristen anwesend sind, wird sich meist zurückgehalten und ein freundliches Gesicht gezeigt. Daher diese Trugschlüsse bei Erstbesuchern.
Amen
#25 RE: Ah ein Fachmann für die DDR!
Zitat von Sisyphos im Beitrag #23
Bei so manchem fühlt sich der gelernte DDR-Bürger in Cuba erinnert.
die Polizeipräsenz
der Mangel an schwereren Straftaten
die verfallenen Häuser
die leeren Geschäfte
die zwei Währungen mit hohem Wertunterschied
das kommunikative Verhalten
die Freizügigkeit in der Sexualität
Ein ganz starker Beitrag, Sisyphos! Wie lange hast du daran gesessen? Das ist druckreif.
Bei allen Gemeinsamkeiten zwischen der Mentalität von DDR-Bürgern und Kubanern in einem äußerlich reglementierten Alltag gibt es aber auch Unterschiede; ich greife nur mal einen heraus, auf dem ich nicht nur hier immer wieder gern verwundert "herumreite", den du hier auch erwähnst, freilich nicht als Unterschied, sondern als ein Charakteristikum von DDR-Bürgern:
Zitat von Sisyphos im Beitrag #23
Wir punkteten mit Büchern zu Hause, mit Bildung und mit Kontraposition gegenüber dem Staat. Der Friedhofsgärtner, der nur noch diesen Job bekam, weil er ausreisen wollte, war mindestens so angesehen wie ein Student, oft auch nicht weniger intellektuell.
Es gibt leider nur wenige kubanische Haushalte, die hinsichtlich des Bücherbestandes mit einem DDR-Haushalt mithalten könnten. Oft gibt es sogar kein einziges Buch. Leider besteht zwischen den gelesenen Büchern und der Bildung und einem kritischen Standpunkt auch ein Zusammenhang ... Ein Friedhofsgärtner oder Fensterputzer ist in Kuba mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich auch "nur" ein Friedhofsgärtner oder Fensterputzer und vermutlich weniger angesehen und intellektuell, als er es in der DDR gewesen wäre.
Wie auch immer, ich möchte gern noch mal dein Schlusswort hervorheben, weil es sehr gut einen möglichen traurigen Ausblick für Kuba zusammenfasst:
Zitat von Sisyphos im Beitrag #23
Das wird auch in Cuba passieren, wenn das Castro-Regime zerfallen ist. Das heiter wirkende, relativ sichere Land, die Art der Kommunikation, der gegenseitigen Hilfe und die Beziehungen werden sich ändern. Geld wird eine noch größere Rolle spielen, um so mehr um so größer die Unterschiede im Besitz werden. Der Neid zerfrisst unweigerlich andere Gefühle.
Fragt sich nur, in welche Richtung es gehen wird.
Wer hätte 1989 gedacht, dass man 23 Jahre später einmal so mit den Erfahrungen aus diesen 23 Jahren bange auf ein anderes, in seiner Mentalität aber ähnliches Land schauen würde?
hdn
@sunnykatti, bitte entschuldige den Exkurs in deinem Thread.
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