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Havanna zu Fuß/November 2009
#51 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Die Plaza Vieja: Das Tor zum Hauptschiff der Kathedrale ist weit geöffnet und lädt zur Besichtigung ein. Ich drehe eine Runde, bestaune die bunten Glasfenster, die für Farbspiele auf dem Fußboden sorgen. Dann laufe ich an der Casa del Conde Jaruco vorbei zum Palacio de los Marqueses de Lombillo. Eine kleine Straße führt hier auf das Palacio de los Condes Bayano zu. Bisher hatte ich sie nie betreten, weil mich in den vergangenen Jahren immer die bis auf Straßenmitte geräumten Auslagen eines Andenkenladens angestoßen hatten. Che-T-Shirts bis zum Abwinken. Diesmal will ich mir den Nepp ansehen. In Bann zieht mich aber dann die „Taller experimental de Grafica“ und ein davor geparktes Motorrad. Ein Oldtimer aus dem Jahr 1956, blau gespritzt und verchromt. Lederne Seitengepäcktaschen, zwei Auspuffrohre. Den Typ kenne ich nicht. Vielleicht kennt sich jemand aus. Die Maschine trug ein blaues M mit Flügeln
Neben den Eingang zur Galerie ist ein Skelett in löchrigen Jeans, aus denen die Knochen hervorragen, und mit einem Bauarbeiterhelm auf dem Kopf gemalt, das zwei Eimer hält, gemalt. Ich stehe in einer Grafikwerkstatt und der ältesten Druckerei Kubas. Es wird gearbeitet. Besucher sind aber willkommen. Ich bekomme auch gleiche ein Tässchen Kaffee in die Hand gedrückt, der auf einen Tablett hereingebracht wird. Ein tätowierter Typ mit einem Kopftuch und langen blondierten Haaren nickt mir zu, bevor er sich wieder über einen Linolschnitt beugt. Im Mundwinkel hängt eine Zigarette. Auf die fensterlose Wand sind zwei Fenster mit Fensterläden und Gitter gemalt. Aus einem schaut neugierig ein Skelett in die Werkstatt, hinter dem anderen hängt die kubanische Fahne. In einer Galerie, die am Rande der Werkstatt im ersten Stock zu finden ist, können Bilder erworben werden. Mir gefällt das hier Angebotene nicht, das dagegen unten gerade Produzierte sehr gut.
Weiter geht es. Ich laufe an mit Schnickschnack voll gestopften Geschäften vorbei. Komme zu einem Neubau. Hinter den Fenstern sitzt ein Mann und bastelt an kleinen Menschen und Pferden. Ich werde herein gewunken, lerne Orlando Martorell Diaz kennen. Leim, Farbe und ein Pinsel liegen neben ihm. Mit einer Pinzette richtet er gerade ein Miniatur-Kutschpferd. Daneben steht ein Model der „Marqueta de convento de Santo Domingo“. Die wichtigsten Bauten der Altstadt werden hier als Modell gefertigt.
Ich bin an der Ecke Calle Mercaderes/O`Reilly. Jetzt weiß ich, wo die Casa sich befindet, die die Damen mir am ersten Tag als in der Nähe des „Capitolio“ empfohlen hatten. Komme am Hotel Ambos Mundos vorbei, von dessen Dach einst im deutsch-französischen Krieg die deutsche Kolonie in Havanna dem Kampf zwischen einem deutschen (der „Meteor“ glaube ich) und einem französischen Kanonenboot beobachtet haben sollen. Auf dem deutschen Schiff sollen drei Matrosen umgekommen sein, die in Havanna beerdigt wurden. Ein Mann aus dem Team des Stadtkonservators führt ein Kamerateam durch die Straßen.
Auf dem Gehweg steht ein Sofa mit einer Schutzdecke über den Polstern. Darauf sitzt ein Bauarbeiter in verdreckten Gummistiefeln und liest andächtig eine Zeitung. Scheint ein Wochenblatt zu sein, denn für die „Granma“ und die anderen Tageszeitungen ist es zu dick. Ein alter Havanna-Chinese mit einem Kinnbart hockt auf einem Drehstuhl und schläft selig.
Dabei ist er augenscheinlich der Wächter der Baustelle und müsste aufpassen, dass niemand die Stahlrohre des Gerüsts und den Kieshaufen klaut.
Ich laufe zur Post. Die bunten Marken zeigten Automobile, Eisenbahnen, Tiere und immer wieder Che Guevara. Natürlich kosten die alle Cuc, aber es gibt auch ein paar hübsche Motive für MN. Jetzt stehe ich auf dem Platz vor dem Terminal Sierra Maestra San Francisco. Ein kleiner Junge in Pionierkleidung füttert die Tauben vor der Kirche. Teilweise landen sie sogar auf seiner Hand. Eine der bunt gekleideten Blumenfrauen will unbedingt, dass ich ein Foto von ihr mache. Sie wedelt mit Fächer und Zigarre. Ich wehre zweimal ab, kenne ich doch das anschließende Theater dieser staatlichen Touristikmitarbeiterinnen, wenn die ihren Dollar nicht kriegen. Schließlich gebe ich nach, wenn sie unbedingt will. Und natürlich will sie Geld. Aber erst einmal verstehe ich die Forderung mit Absicht falsch. Nein, sie müsse mir wegen des Fotos kein Geld geben. Die Frau ist verdutzt, zückt dann ihren am Schlüsselanhänger im unter der Bluse verborgenen Arbeitsausweis. Interessant, sage ich. Zücke einen Stift, um mir den Namen zu notieren. Schwups, der Ausweis ist wieder weg. Die Frau will kein Geld mehr. Das Bild sei ein „regalo“. Ich bedankte mich höflich.
#52 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Zitat von Jose Ramon
Die Plaza Vieja: Das Tor zum Hauptschiff der Kathedrale ist weit geöffnet
An der Plaza Vieja gibts aber keine Kathedrale, dort ist neben dem "Brunnen des Papstes" hauptsächlichstes Merkmal meine Lieblingskneipe die Hausbrauerei "Taberna de Muralla" nach der dort einmündenden Straße "Muralla" benannt.
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Zitat von el loco alemánZitat von Jose Ramon
Die Plaza Vieja: Das Tor zum Hauptschiff der Kathedrale ist weit geöffnet
An der Plaza Vieja gibts aber keine Kathedrale, dort ist neben dem "Brunnen des Papstes" hauptsächlichstes Merkmal meine Lieblingskneipe die Hausbrauerei "Taberna de Muralla" nach der dort einmündenden Straße "Muralla" benannt.
das bier dort ist sehr gut. du meinst doch die kneipe, in der man diese bierröhren mit dem eis in der mitte bestellen kann?
#54 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Zitat von gringo09
das bier dort ist sehr gut. du meinst doch die kneipe, in der man diese bierröhren mit dem eis in der mitte bestellen kann?
Genau diese!
Hier ein Bild, damit zur Auflockerung architektonischer Ergüsse in dem Bericht wenigstens mal ein paar Fotos auftauchen.
0500153.jpg
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#55 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Danke für die Hinweise und die fotografische Auflockerung. Ich scheitere am Hochladen der Fotos. Dafür der hier der nächste Teil.
Zwei ältere Frauen, beide in Uniformen des „Ordnungsamtes“, sitzen auf Plastestühlen und schwatzen angeregt. Sie sitzen genau unter einem Plakat, das lauter glückliche Menschen zeigt. Alle tragen ein T-Shirt mit der Aufschrift „Rutas andares“. Den Weg gehen? Kann mir keinen Reim darauf machen. Laufe zur „Capitania Habana“ und weiter am Hafenbecken lang. Eine russisch-orthodoxe Kirche fällt durch ihr knallendes Weiß und die golden blinkenden Kuppeln und Kreuze auf. Das muss aber ein Neubau sein. Bisher nie gesehen. Nebenan ein Kaffee mit einem Mosaik, das den Roten Platz in Moskau mit Spaski-Turm und Kathedrale zeigt. Eine Fähre kommt. Im Hintergrund wird Öl abgefackelt. Ein Polizeiboot kreuzt. Auf Höhe des Hotels „Armadores de Santander“ biege ich wieder in das Häusergewirr der Altstadt ein.
Sieben Paar Schuhe hängen an den Schnürsenkeln über einer Straßenlaterne. Ein Lebensmittelladen für MN, traurig leer. Erneut hat sich der Himmel verdunkelt. Gerade als ein Komödiantengruppe unter Trötenklängen und Trommelschlägen die Straße entlang läuft, fängt es wieder einmal an zu gießen. Ich flüchte mit den Stelzenläufern in den Vorraum einer Bank. 20 Minuten später lässt der Regen ein wenig nach. Ich laufe weiter, um den nächsten Guss in einem Café abzuwarten. Das Hotel „Raouel“ besticht durch seine Architektur.
In der Calle San Ignacio verhindern quer über die Straße angebrachte hölzerne Verstrebungen, dass die Häuser nach vorn kippen. Ich laufe erst an einem kleinen Park mit einem Denkmal für den Mediziner Carlos J. Finlay und dann am Museum „Historico de las Ciencias“, das ebenfalls den Namen dieses Mannes trägt. „Academia de Ciencias“ steht über dem mächtigen Portal und ein Wächter beeilt sich sofort, mit die Geschichte des Hauses und seines Namenspatrons zu erzählen.
Ein paar Straßen weiter wächst mitten in der Wand eines Hauses ein Baum. Und schon wieder gießt es. Als ich noch unentschlossen an der Ecke stehe, winkt mich eine junge Frau in ihre Wohnung. Ein großer Raum mit afrokubanischen Symbolen an den Wänden. Ein hölzernes Kinderbett, ein anderes Bett, ein Tisch, ein paar Stühle, ein türenloser Kleiderschrank und ein großer Spiegel. Letzterer ist hier wohl das Wichtigste. Da sich die Wohnung in der ersten Etage befindet, bietet sich ein schöner Blick auf die Straße. Hier hat man tatsächlich alles im Blick.
Der Regen lässt nach und ich bummle die Habana entlang. Der ständige Regen nervt und bringt alle Zeitpläne durcheinander. Die Straße führt durch einen Torbogen durch. Wohl ein Kirchengebäude. Es folgt eine Kirche und ein Wohnpalast. Ich schaue mir den großen Innenhof an. Der Zugang zu den Wohnungen des Vorderhauses führt über eine Treppe im Hof. Das Metallgeländer ist intakt, aber ein Teil der Treppen von unten durch hölzerne Stempel gestützt. Es folgt schon wieder eine Kirche, das „convento de Belén“.
An der Ecke zur Calle Muralla lockt eine schlanke schwarze Frau. Mit der einen Hand winkt sie, in der anderen balanciert sie ein Tablett mit einem Cocktail und einer Flasche Rum. Leider hat die Kneipe, für die sie Reklame macht, nur zwei Brötchen mit einem undefinierbaren Fleischersatz in einem Plastekasten liegen. Auch die Dame selbst ist nur auf die Wand gemalt. Wie auch auf der anderen Straßenseite ein blauuniformierte, einbeiniger Pirat, der ebenfalls eine Flasche schwenkt.
Längst habe ich mich in den Einbahnstraßen verlaufen. Ich bemerke das, als ich das Capitolio plötzlich aus einer Richtung erblicke, wo ich es nicht erwartet habe. Also noch ein paar Häuser angesehen und dann wieder in Richtung Centro. Auch an einem anderen Haus - es trägt ein verwittertes Blechschild mit der Aufschrift „La Maravilla“ kämpfen zwei große Bäume mit der Bausubstanz. Die beiden haben sich offenbar auf dem Dach angesiedelt und die Wurzeln haben sich erfolgreich in die zweite Etage durchgekämpft und stecken erste zarte Triebe und kräftige Luftwurzeln in die erste Etage aus. Die Mieter freuen sich sogar an dem Grün.
Ein russischer Sil-Lastwagen voller lose gestapelter Bananenstauden fährt vorüber. Über einem dicht umlagerten Geschäft steht groß „Viva el 26 de Julio“. Was wird es da wohl geben? Zuckerrohrsaft zieht die Leute magisch an. Ich würde ihn gern probieren. In Santiago wäre das auch kein Problem, aber hier? Ich will meinen Magen nicht auf dumme Ideen bringen und verzichte.
#56 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Zitat von Jose Ramon
Danke für die Hinweise und die fotografische Auflockerung. Ich scheitere am Hochladen der Fotos. Dafür der hier der nächste Teil.
Gern geschehen. Für Fotos einfach unten auf "Datei anhängen" klicken und Fotos von deiner Festplatte auswählen und per Klick hochladen. Ist ganz einfach.
Zitat
Als ich noch unentschlossen an der Ecke stehe, winkt mich eine junge Frau in ihre Wohnung. Ein großer Raum mit afrokubanischen Symbolen an den Wänden. Ein hölzernes Kinderbett, ein anderes Bett, ein Tisch, ein paar Stühle, ein türenloser Kleiderschrank und ein großer Spiegel. Letzterer ist hier wohl das Wichtigste. Da sich die Wohnung in der ersten Etage befindet, bietet sich ein schöner Blick auf die Straße. Hier hat man tatsächlich alles im Blick. Der Regen lässt nach und ich bummle die Habana entlang.
Respekt für die Mühe die du dir machst. Und sehr schön und ausführlich beschreibst du so viele Details in Havanna, welche die meisten nur so im vorübergehen wenn überhaupt wahrnehmen.
Allerdings drängt sich mir immer stärker der Vergleich auf zu einem Restauranttester, der akribisch die Schönheit der Bestuhlung und des Geschirrs beschreibt, dabei aber das Essen vergißt bzw. nur beiläufig erwähnt.
Havanna - das sind doch nicht nur Steine, sondern in erster Linie die Menschen die darin wohnen und deren Lebensgefühl, deren denken, reden und handeln. Das alles vermisse ich bei deinen Berichten.
#57 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Die Kontakte zu den Menschen waren sehr oberflächlich, aber das kann vielleicht auch gar nicht anders sein, wenn man in erster Linie die Stadt besichtigen will. Ich bin ja eigentlich in Santiago zu Hause. Von da gebe es auch Geschichten über Personen, aber andererseits muss man diese auch schützen. Ich fand es beispielsweise nicht gut, dass hier plötzlich das Foto vom Geldwechsler als Gay auftauchte. Und der war entsetzt, als er das hörte.
#58 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Es geht zum Capitolio. In der Post nebenan will ich ein Aerograma kaufen. Blöd nur, dass mich keiner versteht. Male schließlich ein A4-Blatt in die Luft, tue so, als würde ich es voll schreiben, falten, zukleben. Die beiden Schalterfrauen starren mich wie einen Irren an. Der einzige Mann kapiert dann aber. Es gibt gleich mehrer Motive: Ein neues gelbes mit aufgedruckter Che-Briefmarke und ein blaues mit den fünf Helden. Letzteres habe ich schon. Das schicke ich bevorzugt in die USA, wofür es ja auch gedacht ist.
Schließlich Oldtimer-Knipsen vor dem Capitolio. Diesmal steht ein schmucker roter Oldsmobile-Cabrio Baujahr 1952 da. Auf dem Kühlegrill trägt er richtigerweise die Weltkugel, darüber aber einen Chevi-Schwan. Kein Wunder, dass die Chrom-Verzierungen über den Scheinwerfern so wirken, als würde sich das ganze alte Auto dafür schämen. Der Chevi, auf den der Stadtplan gespritzt ist, steht auch da. Stelle mir vor, dass der Fahrer unterwegs hält und seinen Fahrgast heraus bittet, um zu zeigen, wo man sich gerade befindet. Ha, der Chevrolet ist gar keine. Jetzt erst sehe ich die charakteristischen Luftschächte. Es ist ein Buick Centur.
Der Himmel mahnt zum Weitergehen. Schnell am Centro Gallego vorbei. Hinter dem Capitolio steht eine lange Schlange von Metrobussen. Ist eine Demo angesagt, für die man Leute herangekarrt hat? Schräg gegenüber die leeren Fensterhöhlen de „Campoamor“. Das Dach fehlt längst. „Teatro Capitolio“ steht noch ganz oben. Das sei mal ein schönes Haus gewesen, erzählt mir ein Mann mit Goldzahn und tollen Tätowierungen. Als ich mich für die auf seinem Oberarm interessiere, zeigt er mir begeistert eine andere über seiner Brust: Eine nackte Frau mir Teufelsschwanz, Hörnern und einem Zepter.
Nebenan ein Schießstand. Schaue zu, wie die Männer mit den Luftgewehren Bleikugeln verschießen. Als der Standbetreuer hört, dass ich Deutscher bin, will er mir gleich eine Runde Schießen spendieren. Ich lehne dankend ab. Vor dem kleinen Boulevard, der vom Prado wegführt, haben die Chicas ihre große Stunde. Sie verteilen kleine Papierzettel mit aufgedruckten Hinweisen auf Musikveranstaltungen.
Dass das nicht die auch in Deutschland übliche PR ist, begreife ich jetzt erst. Die Putas tarnen sich so vor der Polizei. Denn als ich der jungen Frau sage, dass ich heute Abend keine Zeit habe, nimmt die mich am Arm: Wir könnten auch gleich was trinken gehen.
Eine andere Hübsche, im engen schwarzen Top wird wohl heute nicht mehr ausgehen. Sie steht bedrückt da und ich sehe auch warum. Ein paar Meter weiter steht ein Polizist, hat ihren Ausweis in den Händen und gibt gerade die Daten durch.
Ich fotografiere die Auslagen einer teuren Devisen-Boutique und noch ein paar hübsche Wandmalereien. Tätowierungen scheinen bei den jungen Kubanerinnen Mode zu sein. Sie tragen sie auf den Händen und Füßen. Da ich auf die Pfützen aufpassen muss, fällt mir insbesondere letzteres auf. Bummle noch ein wenig über die Italia.
Erneute Anmache durch zwei Chicas. Ich will mir aber nicht die beiden ansehen, sondern die hinter ihnen im Hausflur befindlichen spanischen Kacheln. Zum Glück werden die beiden von einem anderen Touris abgelenkt. Man kennt sich offenbar. Eine andere Frau kommt mir nach. Ob ich das Haus sehen wolle. Sie klingelt und eine weitere Chica öffnet. Ich werde in einen nach oben offenen Innenhof gebeten. Ein paar Ecken sind mit einem Dach versehen. Offenbar ist der Hof bewohnt. In der Kochecke sind tatsächlich noch schöne Kacheln angebracht. Ich bedanke mich, will gehen, aber die Frau hält mich fest. Ob mir ihre Nichte nicht gefalle, ich könne mit ihr schlafen. Ich lehne dankend ab.
Das hat mich jetzt doch etwas genervt. Also keine Seitenstraßen mehr. Gehe die Zanja entlang. Hier sehe ich endlich das Atelier des Künstlers „Leo“. Leider ist der Rollladen unten. Es ist geschlossen. Ein modernes Antiquariat verkauft Revolutinsliteratur.
Ich biege in „meine“ Straße ein. Maria ist da, es ist ja auch schon 16 Uhr durch. Sie schaut mit ihrem Mann fern. Ich dusche und packe meine Sachen. Dann verabschiede ich mich und laufe wieder los. Erwische ein paar neue Straßen und entdecke ein paar schöne Jugendstildetails. Sogar die Originaltüren sind noch vorhanden.
Ein Gebäude, das wie eine neogotische Burg mit Erkern und Türmchen aussieht, ist eine Polizeiwache. Drei Frauen wollen fotografiert werden und scherzen herum. Man merkt gleich, dass hier ein Viertel ist, durch das eigentlich keine Touristen kommen. Einige Flachbauten im us-Stil stehen hier und Plattenbauten. Aber ich muss aufpassen, dass ich mich nicht verlaufe. Also nach links und wieder zu den vertrauten - in Deutschland würde man von Gründerzeitbauten sprechen - Häusern.
An der Ecke Salvador Allende/Calzado de Infanta steht ein prächtiges, die ganze Kreuzung dominierendes Gebäude. Leider sieht gerade der Eckteil aus, als sei gerade eine Bombe hochgegangen. Es ist inzwischen 17.15 Uhr und ich sehe mich nach einem Taxi um.
#59 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Der letzte Teil. Vielleicht schreibt ja jemand anders noch einmal Geschichten über Habana und die Habaneros. Es würde mich freuen.
Ein Coco-Taxi hält und ich handle den Preis zum Viazul-Bahnhof aus. Dort angekommen, bekomme ich keine Fahrkarte. Der Nachtexpress sei ausverkauft. Damit hatte ich nicht gerechnet. Stehe zwar auf der Warteliste und habe mich auch auf der Liste für den „normalen“ Bus eintragen lassen, aber ich habe keinen Bock, die ganze Nacht über immer wieder aufgeweckt zu werden.
Die Warteliste wird immer länger. Plötzlich gibt es Streit. Eine aufgedonnerte Kubanerin will ihr Hündchen mit in den Bus nehmen. Es wird ihr klar gemacht, dass das nicht gestattet ist. Sie benötigt eine Transportkiste, die sie nicht hat. Ihr Man n greift ein. Droht mit Freunden, will bestechen. Klappt nicht. Madame kriegt ihr Gepäck wieder ausgehändigt und verlässt empört und mit dem Hintern wackelnd samt Anhang das Gebäude. Ha, drei Personen weniger. Ich richte mich bereits gedanklich im Express ein.
Dann wird die Warteschlange an die Ablösung des Schalterbeamten übertragen. Brav wackeln wir dem Typen hinterher. Sollen in den großen Warteraum. Dann steht der Bus da. Jetzt müssen wir wieder zum Schalter zurück. Großes Gedränge. Wer der erste sei, wird die Schlange gefragt. Ich, sagte ich. Stehe ohnehin als erster am Schalter. Das wird auch allgemein akzeptiert. Hinter mir streitet man sich aber. Kriege meine Platzkarte und verscheuche einen Kubaner von meinem Platz. Der deutet erst, ich soll mich auf einen anderen freien setzen, aber er weiß ja nicht, was ich weiß. Dass nach mir noch mindestens ein Dutzend Leute kommt.
Letztlich kommen wohl alle mit, aber drei müssen stehen. Das habe ich bisher noch nicht erlebt, Stehplätze im Nachtexpress. Der Bus fährt pünktlich ab. Wir erhalten unsere Dose Cola und das Brötchen, während wir bereits die Vororte passieren.
Adios, Habana. Wir sehen uns wieder. Ich habe noch längst nicht alles gesehen. Übrigens hat mich die ganze Busfahrer eine Regenwolke begleitet und den nächsten Tag sollte es in Santiago nahezu ununterbrochen regnen, während die Tage zuvor kein einziger Tropfen vom Himmel gefallen war.
#60 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Zitat von el loco alemán
die Hausbrauerei "Taberna de Muralla" nach der dort einmündenden Straße "Muralla" benannt.
Hab auch noch ein paar Bilder. Dort gibt es neben lecker Bier auch lecker zu essen.
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#62 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Zitat von Jose Ramon
Die Plaza Vieja: Das Tor zum Hauptschiff der Kathedrale ist weit geöffnet
Das ist die Plaza de la catedral. Hier bei Nacht und tagsüber.
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#63 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
#64 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Zitat von Jose Ramon
Platz vor dem Terminal Sierra Maestra San Francisco ...
Eine der bunt gekleideten Blumenfrauen will unbedingt, dass ich ein Foto von ihr mache. Sie wedelt mit Fächer und Zigarre.
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Zitat von seizi
Und die Transe da auf dem letzten Bild?
Da hab ich ne ganze Serie von!
#66 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
#67 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
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