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Havanna zu Fuß/November 2009
#27 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Havanna/3. Tag
Am Morgen erwartet mich ein dampfendes Kännchen mit Kaffee, Zucker und eine Staude gelber Bananen. Letztere sind zwar klein, aber um so süßer. Ich schwatze ein wenig mit Maria. Beide müssen wir uns konzentrieren. Sie sich auf mein primitives Spanisch, ich mich auf ihre schnelle Redeweise. Dann starte ich in einen verhangenen, grauen Morgen. Ich laufe die Campanario entlang und zwar weg vom Malecon. Eines der spezifischen Lieblingsmotive der Propagandamaler Havannas scheint das Jose-Marti-Memorial zu sein. Ich finde es immer wieder an den Wänden, meist verbunden mit der kubanischen Flagge. Überprüfe eines der hohen, fünfetagigen Gebäude des Jahrhundertwende an einer Straßenecke: Ja, tatsächlich es ist in der Mitte des Treppenhauses ein Fahrstuhl vorhanden. Der ist zwar arg verrostet, funktioniert aber. Vor ihm steht ein alter Plastestuhl für die Fahrstuhlführerin, von der aber weit und breit nichts zu sehen ist. Das Hausflur ist noch mit schönen alten Fliesen geschmückt. Auch hier sind die Fenster des Treppenhauses oval und von Gipswappen geschmückt. Einen Block nimmt eine einst weiß verputzte Kirche ein, an die sich ein schmales Wohnhaus schmiegt. Dann wie ein Bruch ein ehemaliges Warenhaus (?) aus dem Anfang der 50er Jahre. Ein weißer Klotz. Jetzt quert die Zanja, eine belebte Geschäftsstraße. Die Devisen-Geschäfte sind weihnachtlich geschmückt.
Immer wieder spannend, wie phantasievoll Balkone gestaltet werden können. Schon allein die je nach Geschick, Finanzkraft und vorhandenem Material gebauten Markisen. Andere Balkons sind völlig zugebaut, der eine mit alten Holztüren, der andere mit Fenstern aus einem Gewächshaus. Ersterer hat sogar noch einige Kistenartige Anbauten. Grünpflanzen in Töpfen und Vogelkäfige hängen herab. Das „Edificio Aitz“ ist ein weißes Eckgebäude im späten Jugendstil und von außen gut erhalten.
Ein Geschäft hat seine Schaufenster mit zwei alten Zeitungsseiten gestaltet. Auf der einen ist Camilo zu sehen „Siete dias de luto por Camilo“, auf der anderen ein junge Fidel Castro unter der Schlagzeile „Ni un paso atras!: Libertad o muerte.“ Das zweite Fenster zeigt mehr als hundert Porträts von „Héroes eterns de la patria.“
Ich befinde mich jetzt an der Ecke San Rafael/San Nicolas, also zwei Blocks von der Campanario abgewichen. So wird es nie was mit dem kontinuierlichen Ablaufen des Quartiers. An einer Wäscheleine hängen riesige, rosafarbene BHs. In einem vergammelten Hausflur mit weißen Marmortreppen hockt zwei junge Frauen mit zwei Kleinkindern. Auch hier hängt im Hof Wäsche. Im nächsten Hausflur bewundere ich das wüste Gestrüpp von Stromleitungen, die zu 33 Zählerkästen verlaufen. Ein Stück weiter schafft ein Tischler, den Bleistift hinter das Ohr geklemmt, in seiner kleinen Werkstatt. Die Bretter werden imprägniert. In der Ecke steht eine Heiligenfigur. Nebenan befindet sich ein kleines Café. Die Preise: Limonada 2, Cafe 1, Refresco Mandarina 1, Jugo Guayaba 2, Pan con Perro Caliente 6, Pan con Matequeilla 3, Chicharrones 5, Pan con Pasta 3, Pan con Hamburqueza 5, Pudin 2, Pan con Empella 5 MN. Auffallend lecker und vielfältig das Kuchenangebot für nationale Pesos. Das kenne ich so aus Santiago nicht.
Jetzt geht es ins chinesische Viertel. Die San Nicolas trägt plötzlich rote Buchstaben auf weißem Grund sowie chinesische Schriftzeichen und den Kopf eines Drachens. Zusätzlich wird dem Touristen noch erklärt, dass das hier das „Barrio Chino“ von Habana ist. Poller sperren die Straße für Autos. Zwei kleine Lösenstandbilder säumen die gepflasterte Straße. Hier ist offenbar unlängst saniert worden. Entlang des Gehwegs stehen Palmen in Töpfen. Die Gebäude stammen aus den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die geschäftstüchtigen Chinesen wenden sich natürlich sofort an die Touristen und die Einheimischen: Das Restaurante „Huans Hu“ lockt mit „Precios en CUC y m/n“. Es gibt Huang Hu Especial für 6, Rollitos Primavera für 1,2; Cóctel de Pescado für 2, Espaqueti Camarón für 4, Uruguayo für 3,85 Cuc. Dazu werden Arroz Blanco (0,70), Arroz Moro (1), Arrozs Frito Especial (2,50) angeboten. Ein Haus, es beherbergt das Restaurante Pacifico, ist mit einem Aufbau aus Holz auf „typisch chinesisch“ getrimmt worden. Ein seltsamer Kontrast zu den Stuck der Fassade. Eine Bronzetafel berichtet über die Geschichte der Chinesen auf Kuba. Schräg gegenüber befindet sich die „Sociedad Chang“. Große schwarze Metallbuchstaben sind an der weißen Fassade angebracht „Chang Wenig Chung Tong, Sociedad de Recreo „La Union de la Familie““ eingerahmt von den Jahreszahlen 1919 und 1947. Am Nachbargebäude steht ein Gerüst. Es tut sich was im Barrio. Um so mehr fällt einem der Verfall außerhalb des chinesischen Viertels wieder in die Augen. Von einem Eckhaus stehen nur noch das Erdgeschoss. 50, 60 Meter kann man über Trümmer blicken. Ganz hinten dann hängt Wäsche.
Ein grob aus Betonsteinen aufgebaute Mauer nimmt die halbe San Nicolas ein. Das ganze sieht aus wie ein Sichtschutz. Jemand hat mit großen weißen Buchstaben darauf geschrieben: „Comandante: !Ordene!“ Einen Nebenverdienst versucht sich eine Familie zu sichern, in dem sie an das Fenstergitter ihres Hauses ein Pappschild gehängt hat. Auf dem sind Tasse und Untertasse zu sehen und daneben steht kunstvoll verschnörkelt geschrieben „Café“.
Die Häuser werden wieder höher und luxuriöser. Ich bin auf der Reina (Salvador Allende) gelandet. Architekt Jose Marcos hat jedenfalls seinen Namen für alle Zeiten im Sockel des von ihm gebauten Hauses hinterlassen und für eventuelle Interessenten sogar die Telefonnummer X 1708. Das Gebäude ist schmal weist drei Stockwerke auf. Das Treppenhausfenster im Erdgeschoss ist rund, die anderen achteckig.
Ein alter Russenlaster liefert große Papierrollen für eine Druckerei an. In deren Obergeschoss öffnen sich große Metalltore. An einem Eisenträger fährt ein Kran heraus, an dem ein Gestell mit acht Metallösen hängt. Ein Haus weiter wieder bunte Kacheln im Flur. Ein Hausbewohner bleibt stehen und schaut, wie ich ein Foto mache. Schön sei das, meint er. Ich nicke. In der Hausnummer 622 befand sich einst die „Asociascion de Detallistas de Tabacos y Cigarros“. Buchstaben künden noch davon. Auf der Ferne ist eine Kirche zu erkennen. Ein alter Mann sitzt auf einem Hausvorsprung neben einem zugenagelten Laden und verkauft „Granmas“. Hinter ihm steht mit Bleistift geschrieben, wer wen liebt. Die Kirche Corazon de Jesus y San Ignacio de Loyola leuchtet weiß.
#28 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Wo einst ein Gebäudekomplex stand, ist ein Gemüsemarkt untergebracht. Reste der Treppe stehen noch. An der Wand wird an die fünf in den USA inhaftierten „Helden“ erinnert und ihre Freilassung verlangt. Ich bin jetzt auf Höhe des „Almacenes Ultra“, eines imposanten Gebäudes namens „Edificio Reina“. Ich stehe an der Ecke Reina/Galiano (Ave Italia). Letztere heißt auf der anderen Straßenseite dann Calle Angeles. Auf dem Platz hier stehen zahlreiche Amischlitten. Es scheint einer der zentralen Taxistandorte zu sein. Eines der Häuser birgt das „Oficina de control y cobros de Multas“.
Hier stehen sie, die unterschiedlichsten Modelle der 40er und 50er Jahre von Oldsmobile, Buick, Desoto, Chevrolet, Ford, Chrysler, Pontiac, Plymouth sogar ein Cadillac ist dabei. Frauenfiguren, der Häuptling Hatuey sowie echte und nachgebastelte Chevi-Schwäne zieren die Kühlerhauben. Von der anderen Ecke des Parks, aber ihm eigentlich nicht mehr zugehörig, grüßt das Hochhaus einer Telekommunikationsgesellschaft (?) mit seinem neugotischen Turm. Mitten im Park sitzt eine Gruppe Pioniere auf dem Fußboden vor ihrer Lehrerin, die selbst auf einer Bank Platz genommen hat. Dies scheint fesselnd zu erzählen, denn die Kleinen lauschen ihr gespannt. Ob es um das Leben von Che geht? „Ernesto Rafael Guevara de la Serna, argentino, hereo...“ Seine Eigenschaften, Hobbys... Eine andere Kinder treibt Gymnastik. Während eine Frau Wäsche aufhängt, beobachte ich aufmerksam eine schwarze Wand, die sich über die Stadt schiebt. Fünf Minuten später setzt ein leichtes Tröpfeln ein, das schnell in einen Guss übergeht. Ich flüchte unter die Kolonnaden und laufe von diesen beschirmt die Straße Aguila entlang, bis diese auf die Monte (Maximo Gómez) stößt. Ich stehe unter der „Ferreteria Las Americas“. Das über der Straße hängende Reklameschild zeigt eine Weltkugel. Das Bekleidungsgeschäft im Erdgeschoss trägt den Namen „Vision“. Hier sausen ohne Ende Oldtimer vorbei. Ich fühle mich wie im Havanna der 50er Jahre. Amüsiere mich über ein staatliches Cabrio-Taxi, dessen Verdeck trotz des Regens offen ist. Die Touristen darin geben sich mühe, gute Mienen zum bösen Spiel zu machen. Der Regen dreht noch einmal auf. Schade, dass die Bar an der Ecke eine Baustelle ist, sonst hätte man hier Bier trinken und die sich unter den Kolonnaden drängenden Menschen beobachten können.
Nach einer halben Stunde nimmt der Regen ab. Ich laufe weiter, zum Parque al Inmigranze Arabe und von da in eine kleine Seitenstraße hinein. Hier sind allen Fassaden im Erdgeschoss bemalt. Gesichter von Maschinenmenschen, Zahnräder mit Ketten, Leitungen, Rohre. Eine Figur schreitet mit einer Machete die Hauswand entlang, als würde er einen Säbel halten. Auf eine andere Wand ist eine blaue Frau in langem Kleid gemalt, dass bis auf die Straße zu fließen scheint. Am blau getünchten Gebäude gegenüber steht „Cabildo Quisicuaba“. Daneben winden sich schwer an Kokosnüssen tragende Palmen anscheinend die Wand hinauf. Ein Garagentor ist in ein Landschaftsbild verwandelt worden. Ich stehe und staune: Wie man mit ein wenig Farbe und Phantasie ein ganz anderes Havanna zaubern kann.
Um so schmerzlicher die Trümmerlandschaft, als ich nach links abbiege. Eingestürzte Häuser, notdürftig mit Brettern vernagelt. Zwischen gusseisernen Trägern ein Juwelier (!). „Juyero se reparan todo tipo de Joyas oro y plata.“ Noch ein Blick in einen Uniform-Laden für Armee und Polizei. Hier gibt es von Rangabzeichen über Koppel bis zur Unterwäsche alles. Ich habe einen Bogen geschlagen und stehe wieder auf der Reina. Ein großes Wandgemälde mit Che und Camilo zieht mich an, aber irgendwie sieht es langweilig aus. Eine Negra im tief ausgeschnittenen Shirt fällt mir auf. Leider ist die gerade mit ihrem Gespräch fertig und wechselt die Straßenseite. Als sie drüben ist, winke ich ihr zu. Ob sie mal rüberkommen könne? Und da ist sie schon. Ich bitte sie, sich vor das Guevara-Bild zu stellen. Madame ist um die Zeit noch schüchtern, wehrt ab, lässt sich dann doch hinstellen, schielt links und rechts nach Polizisten und steckt die Zunge raus. Danke. Ich verabschiede mich und widme mich wieder den Oldtimern. Auch nach vielen Kuba-Besuchen kann ich die Typen noch immer nicht auseinanderhalten. Offenbar hat ein Konstrukteur vom anderen die Ideen geklaut. Die Baujahre lassen sich ungefähr bestimmen, aber die Typen? Ganz abgesehen davon, dass die Kubaner Logos bunt durcheinander geklebt haben. Der Ford stellt sich als Desoto heraus. Wenigstens ein Buick bleibt ein Buick. Ich bewundere die Hinterteile der alten Autos. Das sind Formen! Zwei alte Parkplatzwächter wünschen sich ein Foto, bitte schön.
Jetzt will ich mir die alten Lokomotiven an der Dragones ansehen, dem Haupteingang zum chinesischen Viertel, aber es fängt schon wieder zu regnen an. Werde also Mitglied einer Unterstell-Gemeinschaft. Die meisten warten allerdings auf die Busse zweier Linien, die von hier abfahren. Regen, Regen, Regen. Langsam wird es langweilig. Dann lässt der Regen aber etwas nach und ich laufe zum ehemaligen Hotel New York. Auf der anderen Seite hat sich ebenfalls eine Verkaufsstelle in den Ruinen eines Bürgerhauses eingerichtet. Hell leuchten die Farben des Wellbleches, blaß leuchten die Fassaden des alten Hauses. Es ist, als würden zwei Kulturen aufeinander stoßen. Das Telekommunikationshochhaus - ich komme nicht auf den Namen -weist nicht nur eine einzigartige, an einen Kirchenbau erinnernde Fassade auf, sondern auch im Inneren eine prächtige holzgetäfelte Decke mit Intarsienarbeiten, Kronleuchtern und zahlreichen Wappen. Geht man rechts um das Haus herum, stößt man auf eine Straße, der auf der linken Seite alle Häuser abhanden gekommen ist. Die Fläche wird als bewachter Parkplatz genutzt. Dafür sind auf die die Straße begrenzende Mauer Bilder gemalt: Ein züngelnder Drache, eine rothaarige Schwarze mit einem Flammenschwert. Dann eine sanierte Straße. Die Fassaden sind bunt gestrichen, eine Frauenskulptur in einem kleinen Park. Erneut eine Ruine an der Ecke Amistad/Barcelona, aber ein Schild macht Hoffnung „Rehabilitacion Calle Barcelona“. Erneut schließt sich der Kreis und ich gelange wieder bei den alten Lokomotiven an. Seit dem Sommer 2008 scheinen es noch mehr geworden zu sein. Und wieder beginnt es zu regnen. Nach einer halben Stunden Warterei reicht es mir. Ich will zurück in die Casa und gleichzeitig testen, wie weit man trocken unter den Kolonnaden durch die Stadt kommt. Ich sprinte über die Reina und laufe los. Unterwegs ein schnörkellos Haus mit tollen Reliefs, die von der Technikgläubigkeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts künden. Pause machen ich in einem modernen Antiquariat kurz vor der Campanario. Eine Leninbüste wacht über den ausgaben von Marx und Engels. Es gibt einige interessante Bücher, letztlich kaufe ich einen Thriller in Spanien gedruckten Thriller.
Bisher verlief der Weg recht trocken, abgesehen von ein paar Sprints wegen eingefallener Häuser. Diese Strecken reichten aber aus, um nass zu werden. Vor der Herz-Jesu-Kirche muss ich die Straßenseite wechseln, weil hier gleich einige Kolonnaden fehlen. Ich biege auf die Belascoain ab und frage einen der Fahrradtaxifahrer, der mich schon die ganze Zeit belauert, was er für die Strecke bis zur Casa haben will. Zehn Cuc. Mir bleibt die Spucke weg. Ich hatte maximal mit zwei gerechnet. Empört drehe ich mich um laufe weiter. Prompt hört der Regen auf. Ätsch. Das Häuserquartier am Krankenhaus-Hochhaus, das vor zwei Jahren noch als Fassade stand, ist komplett verschwunden. Jetzt ist hier ein großer Parkplatz, auf dem sich ein paar Autos verlieren. Denn Bedarf ist keiner, weil unmittelbar vor dem Krankenhaus eine Hochgarage existiert.
Die kleine Eckkneipe verspricht Faß- und Flaschenbier, hat dann aber weder das eine noch das andere, sondern nur Büchsenbier für Devisen. Da mich außerdem Typen mit Goldkettchen und Goldzähnen nerven, gehe ich weiter. Auf einer weiteren Brachfläche sind mit Trümmersteinen einstöckige Häuser errichtet worden. „Ideas Fidel“ steht in roter Schrift auf weißer Wand. Im Vergleich zu den einst prachtvollen Häusern aus amerikanischer Zeit wirkt der Spruch wie Hohn, als ich aber die Grünpflanzen, die Teppichklopfstange und die Grünpflanzen für den Türen der kleinen Häuser sehe, begreife ich, dass das wohl doch ehrlich gemeint ist. Für die Bewohner der Häuser hat sich vielleicht doch etwas verbessert, auch wenn den Touristen die verlorene architektonische Qualität der einstigen Bebauung schmerzt.
In der nächsten Querstraße demonstrieren junge Frauen, was wirklich zählt.: Jeans mit Drachen-Stickereien und viel Glimmer. In einer Seitenstraße ein roter, zweitüriger Chevrolet mit einem kunstvoll gezogenen, verchromten Heck. Diesen Typ habe ich bewusst noch nie gesehen und 1a in Schuss. Ein älteres, blaues Modell sucht dagegen einen neuen Besitzer. Falls jemand Interesse hat: 8673366 anrufen und Carlos verlangen oder unter 6637061 Arlela. Ich entdecke ein neues Kunstwerk von „Leo“ und fotografiere noch ein bisschen Architektur.
Da der Regen aufgehört hat, lasse ich Casa Casa sein und laufe weiter. Entdecke das Hotel „Lincoln“ auf der Calle Virtudes 157. Hier wollte die Chica vom Vorabend mit mir Biertrinken gehen. Ein Bier sollte einen Cuc kosten, was ich mit einem Blick auf die Hotelboys anzuzweifeln wage. Woher die wohl das Hotel kennt? Ich lande wieder auf der Italia und kaufe Wasser. Erneut ist ein Oldtimer im Angebot - ein weißer MG, der von außen topgepflegt aussieht. Diesmal lautet die Telefonnummer 05-2840350. Während ich interessiert das Auto ansehe, werde ich ebenfalls interessiert gemustert: Zwei Chicas und ein Chico wittern Solo-Touristen. Ich tue als würde ich nichts bemerken und knipse zwei andere Chicas, die diagonal gegenüber auf einen Balkon stehen und mich ihrerseits mustern. Wo bin ich denn jetzt gelandet? Eine der anderen beiden Chicas baut sich vor mir auf. Eine dicke Weiße mit ärmellosem, drachenbestickten gelben Polo-Shirt, pickliges Pfannenkuchengesicht. Ob ich mit ihr wolle? Konzentriert sich hier alles Hässliche auf mich? Die andere hält sich im Hintergrund und ist im Vergleich viel interessanter. Eine gelangweilt blickende dunkle Mulata mit großen Brüsten. Eine tätowierte Bärentatze auf dem Busenansatz. Wenn man dem glauben darf, was der Top verspricht. Was stört, sich juckt sich dauern unter den Achseln. Hautenge kurze Jeans trägt das Mädchen. Die koste 40 Cuc, erläutert die Weiße. Und, frage ich. Wie laufe das Geschäft? 30 koste die Chica, zehn die Casa, heißt es. Und die sei sauber, mischt sich ein Typ ein. Ich zeige mich nicht interessiert. Überdies sind die beiden Chicas von gegenüber eingetroffen. Ein Disput beginnt, in deren Mittelpunkt ich stehe. Es ist also das Beste diesen zu verlassen. Ich erkläre den Damen, unbedingt eine Dodge fotografieren zu müssen, der gerade 100 Meter weiter angehalten hat.
Über dem Dodge befindet sich allerdings ein Balkon. Von diesem winkt eine junge Weiße. Fünf Sekunden später steht sie vor mir. Sie sei eigentlich aus Holguin und arbeite in Havanna in einer Pension als Putzfrau, um Geld für ihren Sohn zu verdienen. Ob ich heute am Abend mit ihr tanzen gehen wolle? Ich bekomme eine Handvoll Discos aufgezählt. Ich bedauere, ich sei verheiratet. Inzwischen haben vier Männer im Hausflur einen Klapptisch aufgebaut und spielen Domino. Touri und Chica sind für sie keinen Blick wert. Ob ich ein Foto machen darf? „Claro.“ Das sagt auch der Schuster hundert Meter weiter, der auf wenigen Quadratmetern Dutzende von Schuhen hängen hat. Und ob ich nicht auch die Chica fotografieren wolle? Klar, aber erst ihn. Die Chica ist eine pummelige weiße im hautengen kurzen blauen Stretchkleid. Ein Handy steckt zwischen ihren großen Brüsten. Also auch ein Foto von ihr. Jetzt spricht mich ihre blondgefärbte weiße Freundin an, ob ich nicht mit ihr schlafen wolle? Nein, meine ich. Sie tut empört, ob ich ihr nicht gefalle? Das schon, griene ich, aber ich habe nur 20 MN dabei. Ich wedle mit einen blauen Schein vor ihrer Nase - zum Glück hatte ich den richtigen erwischt. Mehr habe mir meine Frau nicht mitgegeben. Ich werde bedauert.
Aber irgendwie haben jetzt alle Putas Lunte gerochen. Kurz vor dem Prado steht die nächste vor mir. Schwarz, lange dunkle Haare, tief ausgeschnittenes Top, die Handtasche unter die Achseln geklemmt. „Ich würde wohl bloß fotografieren wollen?“. Genau, endlich eine Frau, die mich versteht. Ich schieße aus dem Bauch heraus das - aus meiner Sicht - beste Foto des gesamten Havanna-Aufenthalts und führe Smaltalk. Was wir erst Sekunden später aufgeht, die ganzen anderen Damen sitzen auch hier. Nur einige Meter entfernt: Die blond Gefärbte, die im kurzen blauen Kleid und drei andere. Würden da nicht auf Typen sitzen, hätte ich mich glatt dazu gesetzt. Für Havanna-Kenner: es ist eine kurze enge Straße, die vom Prado abgeht. An der Front befindet sich eine Boutique. Geht man in die linke Straße ist rechter Hand ein rot angestrichenes einstöckiges Fabrik/Lagerhaus. Linker Hand sind Wohnhäuser, wo angeblich die Blondgefärbte wohnt. Werde nächstes Jahr mal vorbeischauen und Fotos verteilen, bin jetzt schon gespannt.
Auch weiterhin bleibe ich nah am Volk. Eine Tänzerin spricht mich in gutem Englisch an. Wir schwatzen ein wenig. Keine Anmache oder sagen wir, es bleibt mir überlassen. Aber ich verzichte. Dann winkt mir eine Familie zu, ich soll hochkommen. Die Tochter holt mich ab. Ich steige schmale Treppen hinauf. Sitze dann einer Mitvierziger gegenüber, die mich ihren beiden Töchtern vorstellt (eine in Pionieruniform). Ich bekomme einen Kaffee angeboten. Im TV läuft über Video Reggaeton. Wir fachsimpeln und schwatzen ein wenig. Nette Leute, die Langeweile macht aufeinander neugierig. Bekomme erzählt, wer von der Familie wo wohnt.
Inzwischen ist es dunkel geworden. Ich esse in einem MN-Restaurant kurz vor dem Prado. Das Bier kostet zehn MN. Die ganze Zeit zwinkert mir eine Chica zu, die mit einem anderen Chica bei einem Typen am Tisch sitzt. Ein preisbewusster Tourist oder ein Kubaner, ich weiß es nicht. Das Essen ist richtig gut, aber als ich die Rechnung verlange, meint Kellnerin, was ich denn bezahlen wolle. Ich merke, dass das kein Scherz ist, habe aber die Preise am Aushang im Gedächtnis. Ich lächle freundlich. „Nunca“, sag ich. Dann verlange ich eine Rechnung aus Papier. Die bekomme ich mit einer Phantasiezahl. Ich verlange den Restaurantleiter und von diesem eine Speisekarte und eine Rechnung. Plötzlich stimmt wieder alles. Ich bezahle, gebe Trinkgeld plus 10 MN für ein weiteres Bier. Als das alle ist, zwinkere ich der Chica zurück und laufe heimwärts.
Stopp. Es geht nicht heimwärts. Das Nachtfoto vom Capitolio fehlt noch. Laufe also den Prado entlang. Es ist kurz nach 19 Uhr und stockdunkel. Nur eine Handvoll Lampen brennen vor dem Bauwerk. Ich bin enttäuscht. Auf dem Rückweg treffe ich dann noch die Chica vom Che-Guevara-Bild. Diesmal ist sie richtig aufgebretzelt und mit einer Freundin unterwegs. Wir winken uns über die Straße zu wie alte Bekannte.
Ich laufe in die Casa und tausche die Kamera gegen Rum und Cola. Morgen ist der letzte Havanna-Tag. Also beschließe ich die Chica von gestern Abend zu besuchen. Ich finde den richtigen Hauseingang und taste mich über den dunklen Gang. Aber es ist niemand da. Laufe an den Malecon.
Noch mal mein Lob! Ich finde deinen Bericht sehr unterhaltsam und anschaulich!!!
Viele der Straßenzüge kenne ich, aber es ist doch aus anderen Perspektiven geschrieben worden.
Hast du denn jeden Tag gleich alles aufgeschrieben? Oder schon während des Rundgangs?
Oder konntest du es aus den Fotos rekonstruieren?
#32 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
#35 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Zitat von Jose Ramon
Klar, Kurzfassung: Havanna lohnt einen Besuch, man muss sich nur auf die Stadt und ihre Einwohner unvoreingenommen einlassen.
Siiiiiiiiiiii
Mi Habana es un Sueño !!!
Egal welche andere Stadt dieser Welt du besuchst ...la Habana hat ein einzigartigen Swing...
#37 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
#39 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
#41 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
#43 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Zitat von el loco alemánZitat von mango
........was mir auch an dir gefällt , ist , dass du bei all den vielen Negritas und Mulatas so enthaltsam bist und sie alle wegschickst ..Was ihn ein ganz klitzekleinwenig unglaubwürdig macht.
ich glaube, er hat kein geld, weil ihm das essen zu mn sehr gut schmeckt.
#46 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
Havanna/4. Tag
Der letzte Tag in Havanna. Ich trinke meinen Kaffee. Bananen gibt es heute keine. Maria will wissen, man ich vom Rundgang zurückkomme. Ich glaube erst, dass sie eine Reservierung hat und biete an, meinen Kram gleich zusammenzupacken, aber es geht um etwas anderes. Sie will in die Stadt und da sich Touristen nicht allein in Pensionen aufhalten dürfen, will sie den Zeitpunkt meiner Rückkehr wissen. Mit 15 Uhr ist sie zufrieden.
Der Himmel ist heute wieder blau und nur von ein paar weißen Wolken durchsetzt. Auf nach Habana-Vieja. Die Hausfrauen waren schon fleißig, denn überall hängen große Bettbezüge von den Balkonen und werden vom Wind zerzaust. Fidel, Rául, Che und Hugo lächeln mir von Plakaten entgegen, die die Sicht in eine Näherei verdecken. Es wird alles gut mit Kuba. Claro. „Fieles a sus Ideas“, steht über den Gebrüdern Castro. Auf der Italia ein ganz mit spanischen Fliesen bedecktes Haus. Oben ist es mit dem Stadtwappen Havannas geschmückt, das eine Krone trägt und von zwei Schwänen (?) beschützt wird. Auf der anderen Seite gibt es Haushaltwaren, Kleidung und Baseball-Ausrüstung. Und zwar nicht nur die blauen T-Shirts für die Mannschaft aus der Hauptstadt, sondern auch die roten mit dem weißen „S“ für Santiago de Cuba. Ich laufe an der „Casa de la Música“, dem „La época“ und einem Bankgebäude vorbei, das einst „The Bank of Nova Scotia“ beherbergte. Wenn man die Menschen treffen könnte, die hier einst gearbeitet haben, und die würden vom Wandel der vergangenen sechs Jahrzehnte erzählen, das wäre bestimmt spannend.
Eine Reihe Häuser ist saniert. Die Fassaden sind weiß, hellblau, gelb, rosa getüncht. Auf dem kleinen Park stehen vielleicht 60 Menschen in drei Reihen und üben sich in chinesischen Entspannungsmethoden. Von hier führt ein Fußgängerboulevard direkt zum Prado. Ein Schmuckband über dem Erdgeschoss eines Geschäfts wirbt für Produkte von „Philips“. Die Schrift ist mit kleinen gelben Mosaiksteinchen in das sonst blau gehaltene Mosaik eingesetzt. Ist das neu oder stammt der „Philips Hotpoint“ aus den 50er Jahren? Nach den zahlreichen Adidas-Geschäften bin ich mir nicht sicher. Ein bunter Paradiesvogel ist auf eine Wand gemalt. Daneben hat ein Künstler eine grüne Landschaft mit einer riesigen gelben Sonne gemalt und davor parkt - nicht gemalt - ein knallrot lackierter Plymouth, bestens erhalten. Sein Chrom glitzert in der Sonne und das Schiff auf der Kühlerhaube hat alle Segel gesetzt. Vor dem Hotel Sevilla stauen sich erneut die Oldtimer, einige mit staatlichen blauen und andere mit privaten gelben Nummernschildern. Es ist eine Farborgie. Ein dunkelgrüner Pontiac spiegelt einen violetten Chevi auf seinem Lack wieder. Dann schiebt sich ein hellgrüner Chevrolet mit dunkelrotem Nummenschild vorbei. An der Fahrertür trägt er das Symbol „Grancar, rentar una fantasia“. Aber die Farbe des Nummernschildes irritiert mich, ist rot nicht das Militär? Jetzt rollt ein dunkelroter Desoto heran. Die Kühlerhaube schmückt eine schwebende Frau. Vor dem Hotel stehen bereits ein gelber Desoto-Carbio von 1955 und ein weißer Chevrolet.
Aus meinen Autoträumen reißt mich eine junge Frau. Ob ich nicht ein Foto von ihr machen wolle. Aber klar. Damit hatte sie nicht gerechnet. Unter dem Gejohle ihrer Kollegen, die aus dem ersten Stock eines Restaurants muss sie setzt sich auf die Motorhaube eines Peugeots setze. Jetzt spielt sie richtig mit und lehnt sich zurück, ein perfektes Modell.
Ein großes Gebäude ist in eine Ballettschule umgewandelt. Prächtiger Eingangsbereich und in einem der großen Spiegel ist wunderbar die sich nach oben windende Marmortreppe festgehalten. Das Haus 109 mit dem Pappschild „Comite de Defensiva de la Revolucion“ ist dagegen verfallen. Erwähnenswert ist es nur, weil eine Marmortafel ein Relief zeigt und mit der Aufschrift versehen ist: „Local de Partido Ortodoxo, donde al mando de: Fidel Castro Ruz se organizaron jovenes dignos de la generacion del centenario“. Ich laufe den Prado in Richtung Malecon. Rechter Hand sind zahlreiche Wandbilder zu bewundern. Ein fliegender Haifisch trägt Havanna auf seinem Rücken, Säulen verneigen sich vor einer Kirche, vom Himmel fallende Kisten mit Pistolen, Bomben und Spielwürfeln landen in einer Toilette, ein Kind mit einer Nikolausmütze. Jede Zeit hat ihre Kunstwerke, denke ich. Dazu gehören auch die prächtigen Laternen, die den Boulevard schmücken. 10. Oktober 1868 steht neben den Engelsfiguren am Sockel. Das Wappen trägt die Jacobinermütze. Laut Reiseführer wurden die Laternen aber schon 1834 aufgestellt.
Am Ausgang der Allee ein Mamordenkmal für den Dichter und Märtyrer Juan Clemente Zenea (1871 hingerichtet). Zenea, selbst in Bronze ausgeführt, hockt auf seinem Mamorstein und schaut nachdenklich zum Meer und dem Denkmal eines bronzenen Mannes, hinter dem die Gischt meterhoch in die Höhe spritzt. Miranda steht auf dem Sockel. Dahinter das Castillo de San Salvador de la Punta. Der Blick von der Ufermauer zum Hotel Nacional und den Hochhäusern aus den 50er Jahren ist beeindruckend. Zumal alles aller 10, 20 Sekunden in einer Gischtwolke verschwindet.
Ich drehe eine Ehrenrunde um das an Details reiche Reiterstandbild von General Máximo Gómez. So bricht eine Gruppe bronzener Pferde im vollen Galopp unter dem Denkmal hervor. Neben den Tieren schweben zwei nackte Frauen.
Vor der spanischen Botschaft steht wie immer eine Schlange von Kubanern, die ihre spanischen Vorfahren entdeckt haben und ein Visum für die alte Heimat haben wollen.
Auf der Ferne ist das Gebäude des Revolutionsmuseums zu sehen. Neu scheint mir der Schmuck eines Hochhauses, das jetzt im vorletzten Stock die Köpfe von Che, Camilo und den mir nicht bekannten Studentenführer (?) zeigt. Während Camilo Cienfuegos wie immer grient, scheint mir Che Guevara etwas sorgenvoll und zweifelnd zu schauen.
Auch hier wird auf dem Platz Sport getrieben. Ein alter Mann sitzt auf der Bank und ist völlig in die „Granma“ vertieft. Vor dem Museum, dem einstigen Präsidentenpalast von Fulgencio Batista, steht ein russisches Sturmgeschütz auf einem Sockel. Davor wiederum stehen amerikanische Limousinen.
Der Panzer soll an die Invasion in der Schweinebucht erinnern. Glaubt man dem bronzenen Schild am Sockel hat Fidel Castro mit dem Geschütz die us-amerikanische „Houston“ im April 1961 versenkt: „Sau-100 soviético. Conel cual Fidel logró impactos directos sobre el buque „Houston“ equipado por la agencia central de inteligencia yanqui (CIA) para la invasion mercenaria por Giron en abril 1961.“
#47 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
4.Tag, Teil2
Vor dem Museum spielt ein Militärorchester in weißen Paradeuniformen. Ich drehe eine Runde um die Freiluft-Ausstellungsfläche. Der alte Ford-Lasten mit dem die Studenten unterwegs waren, um Batista zu stürzen ist frisch lackiert. Fast hätte Fidel damals verloren, denn während er in den Bergen am anderen Ende der Insel kämpfte, gelang es den Studenten in den Präsidentenpalast einzudringen. Nur knapp konnte der Diktator fliehen. Anschließend sorgte Fidel dafür, dass es nur noch einen Revolutionsführer gibt. In einem Glaspavillon steht die Yacht „Granma“ mit der Fidel Castro 1956 auf Kuba landete, um den bewaffneten Aufstand zu beginnen.
Von der Revolution berichtet auch ein verblichenes Wandbild. Das nächsten zeigt ein Ehepaar, beide sitzen in gemütlichen Sesseln und lesen. Im Hintergrund ist eine Spüle zu sehen, eine Pfanne und ein Teekessel. Ich tauche jetzt in die Altstadt ein. Im Erdgeschoss sind viele Ateliers eingerichtet. Völlig abstrakte Gemälde sind zu sehen, ein Zigarre rauender Alter mit Strohhut und immer wieder Oldtimer. Ein verrosteter VW Käfer steht vor einem Haus mit der Aufschrift „RCA Victor“. Die Utensilien des Malers liegen auf einem Tischchen.
Auf Frauenporträts hat sich ein anderer Maler spezialisiert. Schöne Bilder. Eine Fassade ist mit bunten Katzenfrauen bemalt. Der Stil kommt mir sehr bekannt vor. Ist hier noch jemand von Santiago in die Hauptstadt umgezogen? Eine kleine Galerie schaue ich mir genauer an. Hier sind Fotos ausgestellt, überwiegend schwarz-weiß Aufnahmen. Zwei Fotografen haben ausgestellt. Dummerweise ist nur der da, dessen Bilder mich weniger faszinieren. Ich verabschiede mich höflich.
Eine richtige Entdeckung ist für mich die Aguiar. Eine schmale Straße, die zurzeit noch in einer Sackgasse endet. Alle Hauseingänge sind mit kleinen Kunstwerken geschmückt, die alle irgendetwas mit Haarschneiden zu tun haben. Auch eine Schule für Barbiere und Friseure befindet sich hier. Auf dem Bild eine Mulata im langen Kleid. Sie reicht einem jungen Mann ein Duftwasserglas. Der Mann selbst hält eine große Schere in der Hand. Auch andere Kunstwerke sind zu sehen, sogar eine Fahne aus Ziegeln von „Leo“. Am Ende der Straße steht ein Haus mit orangener Fassade. Das Treppenhaus ist sorgfältig ausgemalt und ebenfalls mit Malereien versehen. Auch hier dreht sich alles um Frisuren.
Im ersten Stock befindet sich ein Friseurmuseum. Eine nette Frau hat mich hierher geführt und an einer Tür geklingelt. Ein junger Mann öffnet und bietet mich herein. Whow, eine Pracht. Überall stehen und liegen Frisierutensilien. Die Wände sind mit Bildern vollgehängt. Die Friseurstühle stammen aus den USA, England, Japan. Zahllose Spiegel an den Wänden lassen die Räume noch größer erscheinen. Ich bin tief beeindruckt von diesem privaten Museum. Bekomme sogar einen Katalog geschenkt und darf nicht einmal eine Spende da lassen. Der Chef des Hauses nimmt landesweit an Friseurwettbewerben teil. Auch von Santiago hängt ein Plakat an der Wand. Weiß hier jemand aus dem Forum was Näheres?
Draußen wieder Alltag. Die „Comandancia General“ der „Policia Nacional Revulúcionaria“ ist einem spanischen Fort nachempfunden und in Schuss. Kurz vor dem Esucela Primaria Jose Antonio Machado amüsieren mich zwei Verkehrsschilder. Das erste (und neuere) zeigt zwei Schulkinder, die rennend mit Taschen in den Händen die Straße queren, dass andere ein Kind, das ein kleineres gemächlich über die Straße führt. Wird das Leben in Havanna hektischer.
Überhaupt scheint der Staat in Verkehrszeichen investiert zu haben. Eine neu gepflasterte Straße ist nicht nur durch drei in die Erde eingelassene Kanonen für Autos gesperrt, sondern überdies versehen mit einem Einbahnstraßeneinfahrtverbotsschild, einem Verbotsschild für Motorräder und Fahrräder, ausgenommen Bicitaxis und Rollstühle.
#48 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
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Der Gentleman geniesst und schweigt - schon klar.
Aber ein bisschen was andeuten könnte er ja schon mal, der Jose Ramon.
Bei den Gewaltsmärschen sind ihm doch sicher mehrere Hundert chicas über den Weg gelaufen, die
er doch nicht alle nur fotografiert oder abgewimmelt hat?
Vielleicht liest ja seine daheim gebliebene Frau/Freundin hier mit.
#49 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
#50 RE: Havanna zu Fuß/November 2009
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