Fidel und Raúl Castro: Brüder, zur Sonne (SZ)

29.12.2008 16:16
#1 Fidel und Raúl Castro: Brüder, zur Sonne (SZ)
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Rey/Reina del Foro

Artikel von Carlos Widmann auf sueddeutsche.de vom 29.12.08

Zitat von SZ
Fidel und Raúl Castro
Brüder, zur Sonne

(...) Nur sterben darf er nicht. Es ist nicht vorgesehen. Kein Mensch weiß, was dann passieren würde. Implosion in Zeitlupe? Kleine Meutereien, die in Bürgerkrieg ausarten? Sollte "letztendlich" einmal Staatstrauer für Fidel verkündet werden, mag es zu Szenen kommen wie 1953 in Russland. Als Stalins Tod gemeldet wurde, weinten sogar Gefangene im Gulag.


kompletter Artikel hier


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29.12.2008 16:23
avatar  dirk_71
#2 RE: Fidel und Raúl Castro: Brüder, zur Sonne (SZ)
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Rey/Reina del Foro

In Antwort auf:

Bärtiger Museumswärter
Gemessen am bärtigen Bruder, wird dem jüngeren Castro seit jeher Pragmatismus nachgesagt. Aus den Streitkräften entwickelte Raúl eine Holding, die im Morast der Planwirtschaft einen Archipel funktionierender Betriebe unterhält. Mit westlichen Touristik-Konzernen betreibt er den florierenden Fremdenverkehr, ohne den das sozialistische Kuba zu existieren aufgehört hätte. 110 000 Barrel Erdöl pro Tag kommen - Insch'allah! - von Oberstleutnant Hugo Chávez in Venezuela.

Damit könnte das sozialistische Kuba sich abermals durchwursteln - weil die Kubaner sich kaum vermehren, weil der Bevölkerungsüberschuss in die USA abgewandert oder im Golf von Mexiko ertrunken ist, weil die meisten darben, aber niemand friert, weil Bürgerrechtler in Umerziehungslagern verschwinden, weil die besten Strände - wie unter Batista - für Ausländer reserviert sind, weil die Salsa zündet und die Prostituierten einen guten Ruf haben. Havanna, die einst so reiche Millionenstadt, lebte während der letzten Jahrzehnte von der fotogenen Exotik des Verfalls, mit Fidel als grimmigem Museumswärter, der für seine gescheiterte Revolution Eintrittsgeld verlangte.


Nos vemos
Dirk

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29.12.2008 17:14 (zuletzt bearbeitet: 29.12.2008 17:31)
avatar  santiaguero aleman ( gelöscht )
#3 RE: Fidel und Raúl Castro: Brüder, zur Sonne (SZ)
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santiaguero aleman ( gelöscht )
"...Ein halbes Jahrhundert an der Macht, und das im sprichwörtlich labilen, einst so putschfreudigen Lateinamerika, stellt eine imponierende Leistung dar. In deutschen Kanzlern gemessen, regieren die Castro Brothers schon etwas länger als Hitler, Adenauer, Erhard, Kiesinger, Brandt und Schmidt zusammen..."

Hatte der Autor einen Aussetzer oder ist das die west-(neu-)deutsche Geschichtsschreibung?


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29.12.2008 17:30
#4 RE: Fidel und Raúl Castro: Brüder, zur Sonne (SZ)
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Forums-Senator/in

In Antwort auf:
Diese männerbündische Elite von Geheimnisträgern und Sondermissionaren hatte "von allem zwei": zwei Frauen, zwei Wohnungen, zwei Autos, zwei Pistolen, zwei Reisepässe. Als Moskau unter Gorbatschow sparsamer wurde, machten die Büffel sich als rettende Devisenbringer verdient. Ihr Revier war der Kokainschmuggel von Kolumbien in die USA.

Gabriel García Márquez ist es 1994 gelungen, den Schriftsteller Norberto Fuentes aus kubanischen Kerkern ins Ausland zu retten. Diesem früheren Revolutionär und Raúl-Intimus ist der Einblick in die Geheimoperationen zu danken, die das Castro-Regime in den achtziger Jahren vor dem Untergang bewahrten.

Laut Fuentes war es Raúl, der den Rauschgiftschmugglern die ideologische Rechtfertigung des großen Bruders beibrachte: "Fidel sagt, wir müssen diese Sache mit sehr viel Takt anpacken. Aber Fidel sagt auch, die Kolonialmächte hätten schließlich alle ihre Kriege in Asien durch den Opiumhandel finanziert. Insofern stellt unsere Aktivität im Grunde die historische Vergeltung der unterdrückten Völker dar."

Eine Rechtfertigungsrede vor der UN-Vollversammlung hätte Fidel damit wohl kaum bestreiten können. Weshalb der Comandante - als die Amerikaner 1989 die Beweise vorlegten - zum altbewährten Mittel griff: einem Schauprozess in bester stalinistischer Tradition, Erschießungen im Morgengrauen inbegriffen.

Die Sündenböcke waren Raúls engste Freunde und Saufkumpane, Divisionsgeneral Arnaldo Ochoa und Geheimagent Tony de la Guardia. Ihre Selbstbezichtigungen hatten sie angestimmt in der Hoffnung, man werde, wie versprochen, ihr Leben schonen. Doch Raúl tat nichts dergleichen, sondern trat als Belastungszeuge auf.



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