Che, der Ökonom

03.11.2007 14:33
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#1 Che, der Ökonom
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Cubaliebhaber/in

Quelle: 06.10.2007 / Kapital & Arbeit /

Che, der Ökonom
Vor 48 Jahren wurde Ernesto Guevara, Kommunist und Comandante der Revolution, zum Präsident der kubanischen Nationalbank berufen

Von Mario Arcadi, Havanna
Auch als Industrieminister cool:
Ernesto Guevara zeichnet vorbildliche Arbeiter aus, Als die sterblichen Überreste Ernesto Guevaras vor zehn Jahren in Bolivien entdeckt und nach Kuba überführt wurden, löste dies
erneut eine weltweite Medienkampagne aus. T-Shirts, Armbanduhren und sogar Werbung für Bier, Zigaretten und Mietwagen wurden mit seinem Porträt und Namen versehen.
Mehrere neue Biografien erschienen, die wohl eher dazu dienen sollten, mit Legenden und Lügen die Person des Revolutionärs zu diskreditieren. Mit dem ersten Präsidenten der Nationalbank des revolutionären Kuba setzt sich das bürgerliche Lager selten inhaltlich
auseinander. Guevaras marxistisch-leninistische Weltanschauung dürfte Grund
genug sein, daß es in der BRD kaum Literatur zu diesem Thema gibt. Auf Kuba
wurden in den zurückliegenden zehn Jahren verschiedene Bücher über seine
ökonomischen Ideen und sein Wirken als Ökonom veröffentlicht.

Wirtschaftsfachmann
Als Ernesto Guevara am 7. Oktober 1959 seine Arbeit als Direktor der Abteilung
Agrarindustrialisierung der Landwirtschaftsbehörde aufnahm, wurde er gleichzeitig
zum Präsidenten der kubanischen Nationalbank ernannt. Weltweites Aufsehen
erregte damals, daß er die Banknoten mit der Unterschrift seines Rufnamens »Che«
bedrucken ließ und so seine Abneigung gegenüber dem Geld als Symbol des
Kapitalismus demonstrierte. Daß die Ernennung Produkt eines Mißverständnisses
gewesen sein soll, ist eine selbst in der kubanischen Literatur verbreitete Legende. In
einer Versammlung soll Fidel Castro die Anwesenden gefragt haben, ob es unter
ihnen einen Ökonomen (»Economista«) gebe. Che meldete sich, da er glaubte, daß
ein Kommunist (»Comunista«) gesucht werde. Castro hat in einem 2006
erschienenem Buch diese Legende selbst widerlegt. Die Ernennung sei erfolgt, weil
Guevara der einzige Guerillakommandant mit ökonomischem Grundwissen war. Im
Februar 1961 wurde der Arzt und Kommunist, Comandante der Revolution und
ehemalige Führer der II. Kolonne der Rebellenarmee neuer Industrieminister Kubas.

»Che war in erster Linie Romantiker und Vagabund.
Er war kein Ökonom. Seine Arbeit als Industrieminister auf Kuba war von praktischen Notwendigkeiten und nicht von einer Theorie beeinflußt.«
Diese Aussage des Che-Biographien Paco Ignacio Taibo II. gehört zu den weiteren, gern wiederholte Legenden bzw. Diffamierungen, die über Ernesto Guevaras ökonomisches Wissen und Wirken verbreitet wurden und werden. Denn das Gegenteil war der Fall.
Seine Erfahrungen und seine Analysen der sozialistischen Wirtschaftssysteme bildeten den Ausgangspunkt einer neuen Theorie. Das sowjetische »Lehrbuch der politischen Ökonomie«, gewissermaßen Richtschnur für andere sozialistische Länder, wurde von ihm ebenfalls analysiert und als untauglich befunden. Im Zentrum seiner Kritik standen dabei die wirtschaftliche Rechnungsführung zwischen den staatlichen Betrieben, die Nutzung des
Wertgesetzes, die Rolle des Geldes als Kredit und das System der ausschließlich
materiellen Stimulierung. Als Gegenentwurf stellt er das sogenannte
haushaltsmäßige Finanzierungssystem vor. Darin entwickelt er u. a. die Idee, daß bei
der Transformation der kapitalistischen zur sozialistischen Gesellschaft alle Bereiche
betroffen sind und der Mensch bzw. sein Bewußtsein im Zentrum der Veränderungen
stehen mußten. Der Kommunismus werde, wenn er sich nicht um das Bewußtsein
kümmert, lediglich zu einer Methode der Verteilung, so Che. Zu einer »revolutionären
Moral« werde er sich so nie entwickeln.

In knapp fünf Jahren errichtete Minister Guevara die Basis für den Aufbau der
kubanischen Wirtschaft. Gleichzeitig entwickelte er seine theoretischen Grundlagen
für die Transformation der kapitalistischen Gesellschaft weiter. Allerdings ließen ihm
die Ausgangsbedingungen kaum eine Chance: Das neokoloniale Kuba (1902–1959)
war nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich fast vollständig von den USA
abhängig. Die Schlüsselindustrien (Zucker, Nickel) befanden sich fast
hundertprozentig in den Händen nordamerikanischer Firmen. Als die revolutionäre
Regierung die großen Industriekonzerne und Ländereien nationalisiert, antworten die
USA mit einer bis zum heutigen Tag andauernden Wirtschaftsblockade. Der Angriff in
der Schweinebucht 1961, die Raketenkrise im Oktober 1962 und der Wirbelsturm
Flora, der 1963 den östlichen Teil Kubas verwüstete, behinderten zusätzlich den
erfolgreichen Umbau. Zudem war es damals nicht leicht, die Wirtschaftspolitik der
UdSSR zu kritisieren, die sich fast schon in der kommunistischen Gesellschaft
angekommen wähnte.

Guevaras Erbe
Guevaras Kritik, der sich zwischen 1962 und 1965 auch Persönlichkeiten wie Charles
Bettelheim oder Ernest Mandel anschlossen, wurde als Idealismus, Trotzkismus oder
gar als Dilettantismus bezeichnet. Ihm wurde auch die Schuld für Mißerfolge bei der
Industrialisierung gegeben. Schließlich war, unabhängig vom Streit über den
richtigen Weg, das tägliche Überleben Kubas immer mehr vom Erdöl und von der
militärischen Hilfe der UdSSR abhängig. Das dürfte ausschlaggebend dafür gewesen
sein, daß die ökonomischen Spielregeln der Sowjetunion letzten Endes doch
angenommen werden mußten. Ein Fehler, wie sich später zeigte. Mitte der 80er
wurden die negativen Auswirkungen, die Guevara fast 20 Jahre vorher erkannt hatte,
zu korrigieren versucht. Allerdings führte Kubas »Perestroika« nicht zum
Zusammenbruch des Sozialismus auf der Insel und zurück zum Kapitalismus. Nach
der Auflösung des sozialistischen Weltsystems überlebte die kubanische Revolution
unter extremen wirtschaftlichen und politischen Bedingungen. Dies lag, bzw. liegt
zweifellos auch an der Orientierung der kubanischen Politik an den Prinzipien
Ernesto Guevaras.

wo wohl gefunden ?
Natürlich bei
http://www.cubafreundschaft.de/Che/Che.html

Gruss Johannes

Gruss
Barbara y Johannes

"Die Torheit begleitet uns in allen Lebensperioden.
Wenn einer weise scheint, liegt es daran,
dass seine Torheiten seinem Alter und seinen Kräften angemessen sind."
Francois Duc de La Rochefoucauld

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