Che-Guevara-Tours in Bolivien

06.09.2004 11:14
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Rey/Reina del Foro


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nebensachen aus vallegrande

Che-Guevara-Tours in Bolivien

Die Bewohner von Vallegrande sind schon vielen begegnet, die es gut mit ihnen meinten. Um das Jahr 1967 waren es die Guerilleros von Ernesto Che Guevara, die in dem verlorenen Ort mit der Weltrevolution weitermachen wollten. Allein verstanden haben sie sich nicht. Der legendäre Guerillero Che Guevara geriet in einen Hinterhalt und wurde ermordet. Seine Knochen verscharrten die Militärs irgendwo in Vallegrande. Und seither ist der Mythos des Che in dem Dorf unsterblich.

Im Jahr 1997 kamen kubanische und argentinische Anthropologen in den Ort, um nach den Knochen zu graben. Mehrere Monate lebten sie in Vallegrande, an Sonntagen aßen sie im "Mirador" zu Mittag, das einem Deutschen names Erich gehört. Mit dem Fernglas blickte er von seinem Hügel hinunter auf die alte Landebahn, wo Kubaner und Argentinier mit eigenartigen Instrumenten den Boden untersuchten. "Sie werden nichts finden", sagte er immer. Mit den Knochensuchern kamen die Filmteams in das Dorf. Sie befragten die Bewohner, was sie davon hielten, wenn die Knochen wegkämen. "Nicht gut" - und Schnitt. Abends trafen sich die Filmer bei Erich, aßen Steak oder Huhn, wahlweise mit Pürree oder Pommes. Und Erich sagte wiederholt: "Die suchen am falschen Ort."

Aber sie fanden sie schließlich doch. Kaum waren die Che-Knochen identifiziert, waren sie auch schon in Kuba, was nicht zu verhindern war. Ohne die Knochen, so fürchtete man in Vallegrande, könnte der Ort seine Anziehungskraft verlieren. Wer würde sich künftig in den Mauern des Waschhauses hinter dem Hospital verewigen, wo der Leichnam des Che einst aufgebart war? Und wer würde sich künftig vor der Che-Büste in La Higuera verneigen? Würde Vallegrande wieder von der Welt verlassen werden?

Das zu verhindern, versucht die Che-Guevara-Stiftung im nahe gelegenen Santa Cruz. Revolutionstouristen bietet sie jetzt in Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation Care, Che-Touren an. "Bolivien hat ein breites Angebot für den Tourismus", heißt es in einer Infobroschüre. Zu den Sehenswürdigkeiten des Landes zählen jetzt auch die Stelle, wo der edle Guerillero am Fluss festgenommen wurde; das Häuschen, das dort steht, wo er in La Higuera gefangen gehalten und erschossen wurde; und das Krankenhaus und Grab in Vallegrande. Man kann aber auch wahlweise die ganze Tour machen: Von Sucre geht es dann nach Santa Cruz, nach Camiri, Vallegrande und La Higuera.

Auch Reisebüros haben die Tour inzwischen im Angebot. "Foto-Tour im Jeep auf den Spuren von Che", heißt es im Werbeprospekt eines Veranstalters. Auch ohne Knochen im Boden verliert der Ort nicht seine Anziehungskraft für Touristen in der Rebellenklasse. Auch die Filmkameras sind wieder zurück. Mit einer 50-köpfigen Crew fiel erst kürzlich der bolivianische Regisseur Fernando Vargas in Vallegrande ein, um einen Film zu drehen, wie das Leben dort so ist. Die Bewohner sind dabei wieder nur Ausstattungsobjekt für einen gut gemeinten Film. Sehen können werden sie ihn ohnehin nie. In Vallegrande gibt es seit 20 Jahren kein Kino mehr. " INGO MALCHER

taz Nr. 7454 vom 6.9.2004, Seite 10, 102 Zeilen (Kommentar), INGO MALCHER,


Was für's Sommerloch...

Moskito


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