Ich erzähle mal weiter:

Nach meiner zweiten Cuba-Reise, nachdem ich meinen novio und damit alle Heiratspapiere (incl. Papier für die residencia, zusammen ca. 1500€) meiner independencia geopfert hatte, blieb mir allein der gute Wille, um ein weiteres Mal alle Einkünfte für einen weiteren Aufenthalt in Cuba zu veranschlagen.
Natürlich wurde ich für solche Standfestigkeit reich belohnt, nämlich mit meinem zweiten Novio, der mich ZUFÄLLIG vor einer Cadeca aufgabelte, wo ich eine (welche, weiß ich nicht mehr) immerhin für cubanische Verhältnisse bedeutende Summe an € in CUC getauscht habe.
Bis heute streitet er vehement diesen Kausalzusammenhang ab.
Naja, jedenfalls startete er das ganze necesidades-Programm, um 15 CUC zu ergattern, die er aber von mir nicht gekriegt hat, obwohl er der schönste Mann im ganzen Vedado ist.
Irgendwann bekannte er, dass es verdammt schwierig sei, mir einen Dollar zu entlocken, aber genau das schien ihn zu beflügeln, und das beflügelt ihn bis heute, wo er leider vollständig die Waffen streichen muss.

Zunächst jedoch hat er mir die volle Breitseite an cubanischem machismo offeriert, die nur vorstellbar ist:
Du bist hier und du bleibst hier und verlässt diesen Ort hier nur mit meiner Zustimmung oder unter meiner Begleitung. Zwischendurch verschwinde ich wann und wieoft mir danach der Sinn steht, was nicht heißt, dass du berechtigt bist, dasselbe zu tun.
So also geriet ich, unverhofft, zwischen dem Einkauf von einem halben Pfund Schinken und einer Dose Mangomarmelade, an meinen neuen Bestimmer.

Saludos Dagmar

@ Daniela:

"Zickig bin ich auch ab und zu, wenn auch nicht in diesem Forum."

- Natürlich hast du mich angezickt, deshalb hab ich ja zurückgezickt.
Und natürlich ist es ein nobler Zug von dir, dass du deine Geschichte mit dir selber ausmachst.
Aber von nobler Zurückhaltung nährt sich kein Forum nicht.
Hinsichtlich der PDS (ab heute DIE LINKE):
- In dieser Partei habe ich alles gelernt, was fürs Überleben zählt:
unverbrüchlichen Optimismus, Standfestigkeit auch bei ständigem äußeren Widerstand, viel Kritik zu vertragen und
- trotzdem zu lachen.
Das Grauen natürlich auch.

@ alle, die noch mehr von meiner Geschichte erfahren wollen:

Also fast exakt nach einem Jahr hatte ich bereits meinen zweiten novio, obwohl das ganz anders geplant war. Aber das Leben ist erfahrungsgemäß nicht sehr geneigt, so zu verlaufen, wie man es plant, und in Liebesdingen schon garnicht.
Es ist wohl der machismo, das Prahlsüchtige, die oberflächlich getarnten Lügen und die Parfumverliebtheit die mich bis heute davor bewahrt haben, mich wirklich in einen Kubaner zu verlieben.
Obwohl, in novio Nummer zwei war ich schon ganz schön verliebt, oder jedenfalls verknallt, denn er ist einer von denen, bei denen sich Charme, Intelligenz, persönliche Ausstrahlung, Redegewandtheit, Talent und attraktive Erscheinung zu einer unheilvollen, hurrikan-artigen Auswirkung auf sämtliche Personen des weiblichen Geschlechts vermischen.
Einer, vor dem sowohl Bankdirektoren als auch Gang-Leader ihre Gefährtinnen in Sicherheit bringen müssen.
Unsere ersten vier Wochen waren wunderbar und schrecklich. Bei der Abreise habe ich geweint.

Beim dritten Anruf ging eine Frau ans Telefon. Es war nicht seine "prima", mit der er zusammenlebt sondern eine andere Frau. Wer das war, weiß ich bis heute nicht, denn er hat es mir einfach nicht gesagt.
Derweil ich in Deutschland, nichts als Arbeit, Arbeit, Arbeit, Sparen, Sparen, Sparen. Kriege nicht mehr soviele Aufträge, weil ich zu oft in Kuba bin.
Ziehe in Erwägung, Kuba doch lieber zu vergessen. Ziehe in Erwägung, in einer Kommune zu leben, kann mich dann doch nicht dafür begeistern, ziehe in Erwägung, nach Berlin zu ziehen, fahre dorthin für eine Woche und merke dort, grade weil Berlin äußerlich einiges gemeinsam hat mit Havanna, dass Havanna doch unvergleichlich anders ist.
Also vergesse ich Berlin und logge mich ein weiteres Mal für Havanna ein, obwohl die Zweigleisigkeit, mit der Unsicherheit der Perspektiven, das Nervenkostüm schon arg strapaziert haben.
"Wenn ich diesmal keine sicheren Perspektiven für ein Leben in Kuba finde, war diese Reise meine letzte", so schwöre ich mir schon das drittemal vor der Abreise.
Am 11. Sewptember flog ich nach Kuba und konnte hinten Mitte auf vier Plätzen ausgestreckt schlafen.
Im Gepäck hatte ich brilliante Ideen, die zum Erhalt der sozialistischen Idee und deren Weiterentwicklung beitragen sollten.
Warum im Sommer, wenn Tomaten und Zwiebeln so elend teuer sind, nicht einfach auf den ganzen techos jede Menge Tomaten und Zwiebeln gezogen würden, so eine meiner Ideen, inspiriert dadurch, dass ich mal eine Tomatenpflanze mit fetten roten Früchten aus einem Abwasserfallrohr hab wachsen sehen.
Zur Außenpolitik hatte ich auch allerhand anzumerken.
In Varadero akklimatisierte ich mich zwei Tage in einem schlechten Hotel, bis die gähnende Langeweile des Touri-Alltags meine Furcht vor den Gefahren Havannas überwog, und reiste daraufhin, mit guter Laune und einer sorgfältig erworbenen Grundbräune ausgestattet, in Richtung Abenteuer.

Mehr schaff ich heute nicht.

Genießt die frische Luft Dagmar

Zitat von pepino

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"- In dieser Partei habe ich alles gelernt, was fürs Überleben zählt:
unverbrüchlichen Optimismus, Standfestigkeit auch bei ständigem äußeren Widerstand, viel Kritik zu vertragen und "
so standtfest wie euer oskar eine versammlung toller leute

In Antwort auf:

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Ja, Oscar wird als Verräter dargestellt, dabei hat er sich nur nicht korrumpieren lassen...
So leicht gehen die Leistungsträger billiger Propaganda auf den Leim.
Mein Tip: Selberdenken ist zwar anstrengender, führt aber durchgehend zu besseren Ergebnissen.

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. wenn ich deine geschichte lese hast du dich seit 2005 in cuba nur mit
männern und poppen beschäftig. .......

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Hallo Paul aus Dänemark,

danke für deine nette Nachricht.
Kann heute leider nicht weitererzählen, aber irgendwann in den nächsten Tagen werde ich die Geschichte zuende bringen, für alle, die sich darüber freuen, und für alle, die sich über mich ärgern.

Genießt die frische Luft und denkt an alle, für die in Cuba das große Schwitzen anfängt.

Saludos,

Dagmar

@Jogni:

Glaube (hoffe, bilde mir ein), deine message verstanden zu haben.

Auch wenn der Online-Translator seine Ohnmacht deutlich unter Beweis gestellt hat.

Seguimos con esperanza.

Saludos

Dagmar

@chulo:

Eines verstehe ich wirklich nicht:

Das Streben nach Profit auf der Grundlage der gegebenen Möglichkeiten, das hierzulande sich vornehm z.B. an der Börse abspielt, mit allem gesellschaftlichen Respekt (DAX legt innerhalb von 6 Wochen um 1000 Punkte zu !!!),
wird in armen Ländern, wo sich diese gegebenen Möglichkeiten auf das Anzapfen eines ausländischen potentiellen Partners beschränken, angeprangert.

Herrliches Beispiel von Doppelmoral.

Saludos

Dagmar