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Grünen Teppich ausrollen
Grünen Teppich ausrollen
Ein Interviewband mit dem Maximo Leader und Kinderbücher sind die Renner auf der 16. Buchmesse in Havanna
Von Wera Richter, Havanna
Kinder stehen Schlange für Castros Testament
Foto: AP
Bereits eine Stunde vor Messebeginn drängen sich Hunderte Kubaner, vom Kleinkind bis zum Greis, vor den Eingängen auf der Cabana. Entgegen den Gepflogenheiten auf der Insel beginnt der Sturm auf die historische Festung über Havanna um punkt zehn Uhr. Auf der 16. internationalen Buchmesse Kubas, deren Hallen seit vergangenen Freitag geöffnet sind, ist es in erster Linie voll. Einen Stand mit Hilfe des Lageplans zu suchen, ist sinnlos, weil die Masse den Weg bestimmt und man in ihr über das Gelände treibt.
Wo es zu eng wird, helfen die »trabajadores sociales« (Sozialarbeiter) in ihren roten und blauen Hemden. Vor einem Stand haben sie sich eingehakt und eine Kette gebildet, um den Ansturm zu bremsen. »Diciplina, Companeros« schallt es aus dem Megaphon. An dem Stand gibt es nur einen Titel: »Cien horas con Fidel – Conversaciones con Ignacio Ramonet« (100 Stunden mit Fidel – Gespräche mit Ignacio Ramonet). Das politische Testament Fidel Castros, wie die Kubaner den Interviewband nennen, kostet 15 kubanische Pesos. Damit liegt es über dem Durchschnittspreis der Messeangebote, den der kubanische Kulturminister bei der feierlichen Eröffnung auf fünf Pesos geschätzt hatte.
Die Gäste aus Venezuela sorgen für Ausgleich. »Dieses Heft zu verkaufen, ist ein konterrevolutionärer Akt«, steht auf dem Rücken einer kostenlosen Broschüre über die Ziele der bolivarischen Revolution, die auch die Ärmsten lesen sollen. Neben den Gedanken Fidel Castros sind es vor allem Kinderbücher und Spiele, die lange Schlangen und Staus in den Hallen und tiefen Gängen der Festung verursachen. Dabei scheint die Devise: Je bunter, desto besser.
Seit Freitag morgen ist auch die Halle des Büros Buchmesse Havanna aus Berlin geöffnet. Bis zur letzten Minute haben Aktivisten von Cuba Sí, Mitarbeiter der jungen Welt und andere (Vertreter der Rosa-Luxemburg-Stiftung, des CommPress- und des VSA-Verlages) die Angebote von 55 Verlagen aus Deutschland auf zehn Messestände verteilt, die Halle dekoriert und schließlich den grünen Teppich im Lesecafé ausgerollt. Dort steht das runde Leder im Mittelpunkt. Über den Fernseher flimmern die Highlights der letzten Fußballweltmeisterschaft, davor wird ständig um einen Platz am Kicker gekämpft. Von allen angeschriebenen Vereinen der Bundesliga hat zum Leidwesen der Autorin nur Schalke 04 reagiert und zwei Bälle mit Unterschriften der Stammspieler als Spende mit auf den Weg gegeben.
Ein wenig ruhiger ist es am Stand der jungen Welt. Dort sind vor allem die Zeichnungen von Thomas J. Richter begehrt. Zuvor hatten sie für Verzögerungen beim Aufbau in der deutschen Halle gesorgt. Eine größere Lieferung für den Stand des Büros Buchmesse Havanna war vom Zoll beschlagnahmt worden, weil die Spürhunde bei den Kartons mit den Karten und Postern nicht mehr zu halten waren. Nach der Freigabe kamen mehrfach unterschiedlich Uniformierte in die Halle, um die »gefährlichen Objekte« eingehend zu begutachten – und zu fragen, ob sie ein Poster für zu Hause haben können.
Am Samstag begann ...
http://www.jungewelt.de/2007/02-12/014.php
Zitat von ChrisIch hab mir mein Exemplar schon gesichert. Die 15 Peso sind gut angelegt.
Ein Interviewband mit dem Maximo Leader (.....) Renner auf der 16. Buchmesse in Havanna
Zitat von ChrisHoffentlich lesen sie es auch. Dann besteht noch Hoffnung für Kubas Zukunft!!
Kinder stehen Schlange für Castros Testament
In Antwort auf:
Bis zur letzten Minute haben Aktivisten von Cuba Sí, Mitarbeiter der jungen Welt und andere (Vertreter der Rosa-Luxemburg-Stiftung, des CommPress- und des VSA-Verlages) die Angebote von 55 Verlagen aus Deutschland auf zehn Messestände verteilt
Welch eine erlesene Auswahl von Büchern haben sie denn wohl dort verteilt...
Wenn ich mir die genannten Verlage so anschaue dann dürfte die Auswahl recht beschränkt sein...
In Antwort auf:
Ein wenig ruhiger ist es am Stand der jungen Welt.
Wenn deren Bücher die Gleiche Qualität wie die Artikel in ihrer Zeitung haben,
dann ist dies auch kein Wunder
Impressionen aus Havanna zu Beginn der 16. Internationalen Buchmesse
Zweimal Deutschland
Von Harald Neuber
Wenn seit dem Wochenende erneut Hunderttausende die 16. Internationale Buchmesse von Havanna besuchen, können sie Deutschland gleich zweimal treffen. Neben dem »Büro Buchmesse Havanna« ist zum ersten Mal seit drei Jahren wieder die Frankfurter Buchmesse, und damit die Bundesregierung, vertreten.
Mit der Teilnahme der Frankfurter Buchmesse in Havanna solle »im Hinblick auf eine künftige gemeinsame Präsenz das Interesse an deutschsprachigen Publikationen getestet werden«, heißt es in einer auf Spanisch verfaßten Presseerklärung, die in Havanna verteilt wird. Auch sollten mit der vom Auswärtigen Amt, dem Goethe-Institut und der deutschen Botschaft unterstützten Ausstellung die Kontakte »wiederaufgenommen und gepflegt« werden. Keine Erwähnung findet die Vorgeschichte. Im Herbst 2003 hatte die – damals von SPD und Grünen geführte – Bundesregierung die Teilnahme an der zweitgrößten Buchmesse Lateinamerikas kurzfristig abgesagt. Berlin folgte damit der damals aggressiven antikubanischen Politik, die von der rechtskonservativen Regierung Spaniens unter José Maria Aznar forciert wurde.
Daß sich offensichtliche politische Differenzen in einem Boykott der kulturellen Beziehungen niederschlagen sollten, stieß seinerzeit in Deutschland bis weit in das bürgerliche Lager auf Ablehnung – die bis heute anhält. Während die Frankfurter in diesem Jahr in Havanna auf rund 40 Quadratmetern ausstellen, ist die »alternative Präsenz« mit 54 Verlagen fünfmal größer. Wer in der deutschen Verlagsbranche wie auf kubanischer Seite als offizieller Vertreter Deutschlands angesehen wird, ist offensichtlich.
Daß es der Bundesregierung nicht gelingt, einen gemeinsamen deutschen Auftritt zustande zu bringen, liegt maßgeblich an ihrer ungebrochen antikubanischen Haltung. Nach Abzug des deutschen Botschafters Bernd Wulffen im August 2005 entsandte das Auswärtige Amt mit Ulrich Lunscken einen Technokraten nach Havanna, der die Vorgaben aus Berlin williger zu erfüllen bereit war als sein Vorgänger. Tatsächlich hat der 54jährige in diplomatischen Kreisen in Kuba mehr durch sein Privatleben für Gesprächsstoff gesorgt, denn durch politische Akzentsetzung. Eine Annäherung wäre mit ihm jedoch auch nicht möglich gewesen. In einer seiner raren Stellungnahmen verunglimpfte er Kuba noch im Dezember als »totalitären Staat, der seinen Einwohnern die Menschenrechte weitgehend vorenthält«. Einen deutschen Dokumentarfilm, der in das Programm des renommierten Filmfestivals von Havanna Ende vergangenen Jahres unter anderem deswegen nicht aufgenommen wurde, weil in ihm ein baldiger Tod des Staatschefs Fidel Castro positiv bewertet wird, wollte er in der Botschaft zeigen. Im Anschluß sollten »Betroffene des Systems« über den Streifen diskutieren. Der Eklat blieb nur aus, weil Lunscken Anfang des Jahres krankheitsbedingt nach Deutschland zurückkehren mußte und, wie es in Havanna und Berlin einhellig heißt, seinen Platz in Kuba wohl nicht wieder einnehmen wird.
Doch der ehemalige Mitarbeiter der Zentralabteilung 1 des Auswärtigen Amtes hat Spuren hinterlassen. Nachdem ...
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10565
Boykott gescheitert
50 000 Menschen täglich auf der Buchmesse in Havanna
Der Sturm auf die Cabana ist vorüber. Rund 50 000 Menschen waren im Schnitt täglich vom 8. bis zum 18. Februar zu der alten Festung über Havanna auf die 16. Internationale Buchmesse Kubas geströmt. "Diese Buchmesse ist eine Massenveranstaltung, die mehr Menschen anzieht als der Karneval", so Kubas Kulturminister Abel Prieto zur Eröffnung Messe, der auch der amtierende Staatschef Raul Castro beiwohnte. Neben 53 kubanischen Verlagen stellten 82 Aussteller aus 28 Ländern ein Angebot von über 550 Verlagen aus. Die Messe, deren Ehrengastland Argentinien ist, zieht nun durch Kubas Provinzen und ist bis Mitte März in 39 Städten der Karibikinsel zu sehen.
Der Bestseller der Messe in Kubas Hauptstadt war mit Abstand "Cien horas con Fidel" (Hundert Stunden mit Fidel). Der Interviewband, in dem Fidel Castro dem französischen Journalisten Ignacio Ramonet in ausführlichen Gesprächen sein Leben schildert, gilt den Kubanern als politisches Testament ihres "Comandante en Jefe". Wo die "100 Stunden" angeboten wurden, bildeten sich - ähnlich wie an diversen Kinderbuchständen - schnell große Menschentrauben und lange Schlangen.
Die Vertreter der Frankfurter Buchmesse fanden es nicht witzig, dass es die Gedanken Fidels ausgerechnet im Eingangsbereich ihres Messestandes zu kaufen gab, zu dem es zeitweise kein Durchkommen gab. Mit dem durch das Auswärtige Amt finanzierten Auftritt der Frankfurter Buchmesse beendete die deutsche Bundesregierung ihren Boykott der Literaturschau in Havanna. Im Herbst 2003 hatte die damals von SPD und Grünen geführte Bundesregierung die Teilnahme an der zweitgrößten Buchmesse Lateinamerikas, zu der Deutschland als Ehrengastland eingeladen war, "wegen Verstößen gegen die Menschenrechte auf Kuba" kurzfristig abgesagt. Als Antwort auf diesen Kulturboykott gründete sich im gleichen Jahr in Berlin das "Büro Buchmesse Havanna", das in den Folgejahren jeweils mit über 50 Verlagen die Präsenz der Bundesrepublik in Kuba absicherte. Auch in diesem Jahr war der "alternative Auftritt", maßgeblich organisiert von Cuba Sí und dem Verlag 8. Mai, mit 54 Verlagen, darunter auch der CommPress-Verlag, viermal größer als der der Frankfurter Buchmesse. "Offenbar rechnet man in Berlin mit einem politischen Wechsel in Kuba", kommentierte Reinhardt Thiele, einer der Sprecher des "Büros Buchmesse Havanna" die Aufgabe des Boykotts. Für diesen Fall wolle man wohl einen Fuß in der Tür haben.
Der politische Auftritt der Bundesregierung in Havanna geriet allerdings zur Farce. Nachdem der Plan, Günter Grass und Christa Wolf in Havanna auftreten zu lassen, nicht realisiert werden konnte, mobilisierte der deutsche Botschafter in Havanna, Ulrich Lunscken, die zweite Reihe. Die gescheiterte Unionskandidatin für das Bundespräsidentenamt, Dagmar Schipanski, sollte zum Thema "Bildung in Deutschland" sprechen. Bei dem "schlechten Zustand des Bildungssystems" in Kuba sei eine Veranstaltung zu diesem Thema einfach notwendig, hatte Lunscken wiederholt für sein Programm auf der Messe geworben.
Vorgestellt wurde das Buch "Bildung - alles, was man wissen muss" von Dietrich Schwanitz. Dagmar Schipanski, die beeindruckt war, "mit welcher Freude Kubaner ein Buch in die Hand nehmen", war auf deren Diskussionsfreude aber offensichtlich nicht vorbereitet. Zur Freude des Publikums nahmen die kubanischen Podiumsteilnehmer anschließend das "Werk" von Schwanitz´ genüsslich auseinander. Der Untertitel des Buches "Alles, was man wissen muss" hätte durch den Nachsatz "für Deutsche" ergänzt werden sollen, fand Luisa Campuzano von der kubanischen Kulturstiftung "Casa de las Américas". Der kubanische Kulturwissenschaftler Miguel Barnet kritisierte den Eurozentrismus von Schwanitz, mit dem der deutsche Botschafter den kubanischen Gastgebern eine Lehre erteilen wollte. Auch inhaltlich hielt Barnet nicht viel vom in Deutschland verordneten Grundwissen. Schwanitz´ These, Lenin sei grausamer als Stalin gewesen, sei ähnlich absurd wie die Darstellung der Oktoberrevolution als "Staatsstreich gegen Kerenski", so der Kubaner. Frau Schipanski verzichtete auf das letzte Wort und ihr Versuch, mit einem Lächeln abzutreten, misslang deutlich.
Quelle: http://www.dkp-online.de/Kuba-AG/
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