Von unserem Redakteur
Oliver Moje

Wilstedt/Havanna. Eigentlich verbringt man seinen Geburtstag auf einer Party im Kreise von Freunden oder der Familie. Doch davon wollte Jens Höhn nichts wissen. Statt in aller Ruhe Getränke und Snacks auf dem Sofa zu genießen, absolvierte der Wilstedter am Tage seines 34. Wiegenfestes einen Marathonlauf. Um 7.30 Uhr startete er beim "Marabana 2005" durch die kubanische Hauptstadt Havanna.

Jens Höhn ist indes alles andere als ein typischer Marathonläufer. In jungen Jahren war er eins der größeren Wilstedter Fußballtalente, spielte in der Kreisauswahl unter anderem mit dem jetzigen Kölner Bundesligaspieler Matthias Scherz zusammen, musste aber den Sport aufgrund von Knieproblemen 1987 aufgeben.

Doch der Fußball ließ ihn nie ganz los. Nach dem Abschluss des Sozialpädagogik-Studiums 1996, für das der Wilstedter nach Bremen umsiedelte, wurde er Mitarbeiter beim Fan-Projekt von Werder Bremen, für das er seit 2003 hauptamtlich tätig ist. Zwar hatte er so das Privileg, den Bundesligaclub sowohl bei Heim- als auch bei Auswärtsspielen aus nächster Nähe als Fanbetreuer erleben zu können, doch selbst aktiv wurde er trotz des professionellen "Anschauungsunterrichtes" nicht mehr.

"Ab und zu bin ich ein bisschen gejoggt - beispielsweise bei Wilstedt bei Nacht oder der Winterlaufserie - doch das war nichts regelmäßiges", sagt er. Vor drei Jahren begann er dann mit VC-Ving-Chun, einer Selbstschutz-Kampfsportart, die er auch als Konditionstraining zu schätzen lernte. Gleichzeitig nahm er nach mehrjähriger Pause wieder an einigen Zehn-Kilometer-Volksläufen teil.

"Im Dezember 2003 bin zum ersten Mal in Stuhr 20 Kilometer gelaufen und danach mit dem Fahrrad wieder nach Bremen zurückgefahren. Danach war für mich klar, dass ich auch längere Strecken laufen kann und habe mich für den Marathon in Hamburg am 28. April 2004 angemeldet." Trotz extrem weniger Trainingskilometer - rund 70 in vier Monaten - kam er nach 4:52 Stunden erfolgreich ins Ziel. Danach startete er auch im April dieses Jahres in Hamburg (5:07) und am 25. September in Bremen (4:17) über die Marathon-Distanz.

Die Idee, in Havanna über die 42,195 Kilometer zu starten, stammt allerdings bereits aus einem Kuba-Urlaub im November 2001. Dort lernte Höhn damals im Hotel einige Läufer kennen, die sich auf den "Marabana" vorbereiteten. Und so flog der Wilstedter eine Woche vor dem diesjährigen Lauf vom Flughafen Düsseldorf aus nach Kuba, um den Lauf durch die malerische Altstadt und entlang der berühmten Uferpromenade "Malecon" zu absolvieren.

Während der ersten Woche trainierte er mit einer Gruppe von jüngeren Läufern, die täglich früh morgens rund 30 bis 45 Minuten durch Havanna liefen. "Die hohe Luftfeuchtigkeit hat mir anfänglich sehr zu schaffen gemacht", schildert der Wilstedter die besonderen Bedingungen. Auch musste vor allem auf Schlaglöcher geachtet werden, da die Straßen durch den Hurrican Rita schwer in Mitleidenschaft gezogen worden waren.

Beides sollte sich dann auch beim eigentlichen Lauf als besondere Belastung erweisen. Höhn: "Das war die größte sportliche Herausforderung, die ich jemals zu bewältigen hatte."

Die Strecke führte über einen 21,0975-Kilometer-Rundkurs, der zweimal zu durchlaufen war. "Die erste Runde verlief relativ normal. Die Temperatur war mit etwa 20 Grad noch angenehm." Außerdem waren auch noch die Halbmarathonläufer auf der Strecke, so dass bei rund 3000 Teilnehmern noch von einer Laufveranstaltung gesprochen werden durfte.

Doch beim zweiten Durchlauf stieg die Temperatur auf über 30 Grad und ...
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