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Starrsinnig in Havanna
Starrsinnig in Havanna
Aus der Perspektive eines britischen Diplomaten: Fidel Castros Leben
26. Juli 2005 Leycester Coltman: Der wahre Fidel Castro. Biographie. Aus dem Englischen von Jens Knipp. Verlag Artemis & Winkler, Düsseldorf 2005. 464 Seiten, 29,90 [Euro].
Kein lebender Politiker der Welt hat so lange sein Land regiert wie Fidel Castro die Republik Kuba: seit dem 1. Januar 1959. Das heutige Kuba mit seinen positiven wie auch vielen negativen Seiten ist das Werk einer einzigen Person, des mit Recht "máximo líder" genannten früheren Rechtsanwalts Fidel Castro Ruz. Nichts deutet darauf hin, daß der inzwischen 78 Jahre alte Castro vor seinem Tod auch nur einen Teil seiner Macht abgeben wird. Über Castro sind in dem knapp halben Jahrhundert seiner Herrschaft zahlreiche Bücher geschrieben worden. Die neueste Publikation in Deutschland, geschrieben von dem britischen Diplomaten und früheren Botschafter in Havanna, Leycester Coltman, erweist sich selbst den Kennern der jüngsten Geschichte Kubas von Nutzen. Coltman, lange Zeit auch Leiter der Lateinamerika-Abteilung im Foreign Office, kennt sich in den Einzelheiten des Lebens von Castro sehr gut aus. Er fällt nicht auf Gerüchte - in einem Land ohne Pressefreiheit wie Kuba besonders häufig -, Klatsch oder gezielte Fehlinformationen herein. Er setzt sich mit den Argumenten von Anhängern wie Gegnern der kubanischen Revolution auseinander und hält sich mit eigenen Werturteilen eher zurück. Der Diplomat weist eingehend auf das übertriebene Selbstbewußtsein und die fehlende Sensibilität Castros hin. Optimismus, verbunden mit einem störrischen Charakter, haben ihn für gutgemeinte Ratschläge unzugänglich gemacht.
Sehr genau zeichnet Coltman die ideologische Entwicklung Castros nach, so dessen langen Weg hin zum Marxismus-Leninismus, der in Etappen verläuft und von äußeren weltpolitischen Ereignissen - besonders auch von der Haltung der Vereinigten Staaten zu Kuba - mitbestimmt wird. Die oft gestellte Frage, wann genau Castro sich als Kommunist fühlte und als solcher zu erkennen gab, ist für Coltman von zweitrangiger Bedeutung, zumal die ideologische Entwicklung der kubanischen Revolutionäre nicht geradlinig verläuft und das Verhältnis Havannas zu Moskau von manchen Rückschlägen wie immer neuen Annäherungen gezeichnet ist. Er zitiert Gorbatschow, der nach einem Besuch in Havanna der britischen Premierministerin Thatcher auf deren Bitte, Castro zu Reformen zu bewegen, antwortete: "Wenn Sie glauben, wir könnten Castro kontrollieren, irren Sie sich leider. Er wird einen eigenen Weg einschlagen. Unsere Einflußmöglichkeiten sind gleich Null."
Der Regierungsversion allzu nahe wirkt Coltmans Darstellung des Falles Ochoa. Die Hinrichtung des populären Generals Ochoa und des Obersten de la Guardia im Juli 1989 nach einem Schauprozeß wegen angeblich eigenmächtiger Zulassung der Drogentransporte über Kuba wurde Castro selbst von guten Freunden als schlimmes Vergehen angekreidet. Die zahlreichen Hinweise darauf, daß die Hingerichteten im Auftrage höherer Stellen handelten, werden von Coltman im Gegensatz zu anderen Kuba-Experten nicht ernst genommen. Der ehemalige Botschafter bevorzugt in dem tragischen Fall Ochoa/de la Guardia eine diplomatisch-vorsichtige Version.
Coltman kritisiert die Kuba-Politik der Vereinigten Staaten als ignorant und herablassend. Er verschweigt nicht die zahlreichen Versuche amerikanischer Geheimdienste, Castro zu ermorden. Die letzten Kapitel berichten dann nur noch resümierend über jene Zeit, in der Coltman nicht mehr im auswärtigen Dienst tätig war. Als das Buch 2003 in Großbritannien erschien, war der Autor bereits verstorben. Sein Übersetzer gibt jetzt leider zahlreiche Ausdrücke weder im spanischen Original noch in deutscher Übersetzung, sondern auf englisch wieder. Da wird das berühmte Hotel Nacional zum National-Hotel und La Ciudad de México nicht zu Mexiko-Stadt, sondern zu Mexiko City. Auch ohne die bisher letzten Jahre in Castros Leben erscheint der Máximo Líder am Ende des Buches von Coltman als ein einsamer starrsinniger Mann, in der Weltpolitik alleinstehend, doch noch mit ausreichender Unterstützung im eigenen Land, um sich dort an der Macht zu halten.
WALTER HAUBRICH
http://www.faz.net/s/RubA330E54C3C124107...n~Scontent.html
In Antwort auf:
Der Diplomat weist eingehend auf das übertriebene Selbstbewußtsein und die fehlende Sensibilität Castros hin. Optimismus, verbunden mit einem störrischen Charakter, haben ihn für gutgemeinte Ratschläge unzugänglich gemacht.
Hallo Chris,
Coltman hat das auf den Punkt gebracht. Diese zitierten Charakterbeschreibungen von Fidel Castro treffen auch auf viele andere Kubaner zu, bei denen noch häufig ein übersteigertes Geltungsbedürfnis hinzukommt.
Fidel Castro wird auch vor seinem Tode seine Macht nicht abgeben. Warum sollte er auch ? Sein Halbbruder Raul Castro wird nach seinem Tode der mächtigste Mann sein. Der dürfte vermutlich eine vorzeigbare Marionette als Spitzenfigur vorschieben und weiter im Hintergrund selbst die Geschehnisse steuern.
Castro verhält sich so wie der starrsinnige Bundeskanzler Adenauer. Als der 1956 von Ludwig Erhard auf die in wenigen Jahrzehnten zum Tode verurteilte damalige "Rentenreform durch den sog. Generationenvertrag" hingewiesen wurde, meinte Adenauer nur lakonisch:
"Was interessiert mich das, dann bin ich längst tot!"
Ullli
#4 RE:Starrsinnig in Havanna
In Antwort auf:Aus reiner Machtbesessenheit hat er bereits damals eine deutsche Wiedervereinigung sabotiert, zu einem Zeitpunkt als die Unterschiede zwischen Ost und West noch sehr gering waren und daher dieser Prozess im Vergleich zu 1990 annähernd Null an Kosten und Problemen verursacht hätte.
Ja, der alte Adenauer war heftig drauf, noch so ein richtiger Patriach!
Selbst die Russen waren bereit, der Wiedervereinigung in einen geeinten, neutralen Staat zu diesem Zeitpunkt zuzustimmen. Aber in einem Gesamtdeutschland der 50-er oder 60-er wäre er nicht mehr Kanzler geblieben. Also hat er die Deutsche Vereinigung verhindert, um wenigstens im Westteil seine Machtgier ausleben zu können und hat damit sein Volk verraten, obwohl er den Amtseid geleistet hatte, alles zum Wohle des (gesamten) deutschen Volkes zu tun.
e-l-a
_______________________________________________
Buchtipp http://www.privatreisen-cuba.de/6003/index.html
In Antwort auf:
da hatten wir noch den Juliusturm
Hallo Quesito,
die Japaner - die bekanntlich auch den 2. Weltkrieg verloren - haben die Rentenbeiträge nicht aufgefressen, sondern gewinnbringend angelegt. Dagegen hatte Adenauer (CDU) im Jahre 1956 skrupellos den Generationenvertrag installiert und den Rentnern noch kurz vor der Bundestagswahl eine satte Nachzahlung zukommen lassen. Das Wahlergebnis war entsprechend positiv.
http://www.seniorentreff.de/diskussion/archiv6/a1963.html
Hallo e-l-a,
genauso war es. Über dieses Thema hatte der SPD-Landtagsabgeordnete Willi Sinnecker aus Krefeld seinerzeit ein interessantes Buch geschrieben:
"Konrad Adenauer und Karl V. - zweimal deutscher Nachkriegsseparatismus".
Der Erzkatholik Konrad Adenauer befürchtete, dass die damals überwiegend protestantischen und daher weitgehend links eingestellten Wähler in der DDR die komfortable Mehrheit der katholischen geprägten CDU im Westen zerstören könnten.
Fidel Castro ist noch schlauer: er unterdrückt die Opposition bereits im Keime !
Gruss Ullli
In Antwort auf:... in dieser Attitüde habe ich meine esposa nach der Hochzeit auch erlebt
Der Diplomat weist eingehend auf das übertriebene Selbstbewußtsein und die fehlende Sensibilität Castros hin. Optimismus, verbunden mit einem störrischen Charakter, haben ihn für gutgemeinte Ratschläge unzugänglich gemacht.
.
Ich denke, daß alle Kubaner viel von ihren Maximo Lider haben, das "Delerio de Grandeza" halt - ist wohl langjährige Vorbildfunktion und intensive Schulung. An welchen "Vorbildern" orientieren wir uns?
Das Adenauer machtbesessen war und mit dem Osten (bzw. Mitteldeutschland) nichts am Hut hatte ist zweifelos richtig. Wie ernst es die Russen und Amerikaner aber mit einer Wiedervereinigung hatten, weiß niemand.
Der "Generationenvertrag" (ich kann Adenauer in der damaligen Lage schon verstehen - wer hat damals schon an Massenarbeitslosigkeit und Geburtenverweigerung gedacht), die Plünderung des Juliusturms, die hemmungslose Schuldenmacherei, um das Geld im Gießkannenprinzip als Wahlgeschenke unteres Volk zu streuen, die ungesteuerte Zuwanderung, der 1 zu 1 Umtausch (auch da war ich mit Kohl damals einverstanden)... die Liste der Sünden unserer Politiker, um es sich leicht zu machen einfach, die zukünftigen Generationen zu belasten ist lang. Und wir sind die erste Generation die zahlen muß und unsere Kinder werden bluten müssen. Und da fordert die "Linkspartei" noch mehr!
Interessant, keine Partei war auch nur annähernd so lange mit dabei wie die FDP, die sich heute so unschuldig als Spar- (-und Spaß-)partei präsentiert.
There's no future for you!
In Antwort auf:
als "running system " kann man das doch wirklich nicht bezeichnen, es ähnelt eher einem Microsoft Produkt ...
tausend "bugs" und immer wieder kleine "patches" die es noch schlimmer machen
Jau und trotzdem machen sie weiter, nach dem Motto, bewahrt das Bewährte!
Gibt es eigentlich zur Bundestagswahl (wenn nicht das Verfassungsgericht was dagegenen hat) auch wieder einen Wahlomat?
There's no future for you!
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