Spinnt Fidel? - Deutsche Soz-Psychos in Kuba

26.12.2004 16:47 (zuletzt bearbeitet: 26.12.2004 17:00)
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#1 Spinnt Fidel? - Deutsche Soz-Psychos in Kuba
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Soziale Psychiatrie 4/2003

»Spinnt Fidel?«

Eine Reise durch Kuba

DGSPlerInnen mit Freundes- und Familienanhang auf Gruppenreise durch Kuba! Ihr Weg führte quer über die Insel von Havanna nach Santiago. Ein Reisebericht von Psychiatrie- und Bildungsprojekten, von der Macht des Dollars, von begnadeten Tänzerinnen und der gespaltenen Seele der Insel.


Immer superlustig von den Expeditionen deutscher Revolutionsromantiker zu hören / zu lesen. Würde mich mal echt interessieren, was die Kubis wirklich meinen, wenn wieder so eine Gruppe deutscher Psycho-IdeologInnen in Kuba einmarschiert.

http://www.psychiatrie.de/data/pdf/34/01/00/sp102_32.pdf

Hier best of Ilse Eichenbrenner:

Ein erstes Essen im Restaurant wird zum Abenteuer. Spaghetti, Pizza, beides spottbillig und genießbar. Mit welcher Währung bezahlen wir wo? Unsere Reiseleiterin erklärt uns Dollars, moneda nacional und Pesos und
warnt vor den schnorrenden »Elementen«: Kinder bekommen nichts, »Elemente« sowieso, und bei den Alten sollen wir es halten, wie wir denken. Die Bettler bleiben dezent, meistens wenigstens, denn die Kubaner sind per se immer freundlich und die Polizei allseits bereit.

Ein Patient hat einen großen Stapel Bilder vor sich, und ich bekomme eines geschenkt. Er zeigt mir eine Verpackung für Milchpulver, an der er sich für seine Kreidezeichnung »Mutter mit Baby« orientiert hat. Jedes Kind in Kuba erhält bis zum 7. Lebensjahr täglich einen Liter Milch – darauf sind alle stolz.

Zum Abschluss wird uns auf einer Bühne ein hinreißendes Konzert geboten: Sologesang, Chor, Salsa und traditionelle Trovas. Frauen und Männer tanzen und singen, zum Teil aufreizend gekleidet, aber wir sind ja in Kuba. Dann ist alles zu Ende.

Unsere Versuche, eine der neuen Schulen für Sozialarbeit zu besichtigen, scheitern zunächst. Das Land ist in Alarmbereitschaft. Öffentliche Gebäude sind abgeschirmt und bewacht. Wir kaufen jeden Tag die deutsche Ausgabe der »Granma« und lesen die langen Statements der Regierung zu den Verhaftungen und den drei Hinrichtungen der jungen Entführer der Personenfähre.
Vor einer Fahrt mit eben dieser Fähre nach Regla werden wir, wie alle Passagiere, akribisch durchsucht. Das Zentralorgan »Granma« berichtet Details der Entführung, im Radio hält Castro eine viel beachtete Rede. Das ganze kubanische Volk scheint zu diskutieren, zu debattieren.

Wenn uns eine Einrichtung gezeigt, uns etwas erklärt wird, taucht immer der Hinweis auf die »ganz spezielle, sehr schwierige Situation Kubas« auf. Maria, unsere chilenische Reiseführerin, hält uns weltpolitisch
auf dem Laufenden. Jeden Morgen zur Begrüßung ein kurzes Statement, eine Analyse. Was ist los im Irak? Was beabsichtigen die USA? Welche Pläne schmiedet die Miami-Mafia? Wird Kuba als Nächstes an der Reihe sein? Einige Hintergründe werden deutlicher.


Für Pesos – allmählich kapiere ich es – kaufen die Kubaner Grundnahrungsmittel, denn die Bezugsscheine reichen nicht aus; für Dollars bekommen sie und ich fast alles: ein leckeres Eis, ohne Schlange zu stehen, die neuesten Adidas oder Nikes, Mountainbikes und Drinks ohne Ende. Ich suche nach Obdachlosen, nach potenziellen Klienten. Ich werde nicht fündig; die Alten tun mir am ehesten Leid. Elend, wirkliches Elend habe ich nicht entdeckt.


Tagsüber vergnügen sich hier die kubanischen Frauen, sogar einige Jungs mit ihren hellhäutigen ausländischen Partnern. Eine ungeheure Fröhlichkeit macht sich breit; hier wird nicht Sex verkauft, sondern Zuneigung, Zärtlichkeit und Liebe, denn das Ziel ist die Heirat und nicht der schnelle Dollar.

Wenn sie sich verpflichten, zehn Jahre lang in lokalen Projekten mitzuarbeiten, werden sie zum allgemeinen Hochschulstudium zugelassen. Unterernährung, Arbeitslosigkeit, Kriminalität will man so bekämpfen.

Venceremos!

Was wäre diese Reise ohne Maria. Nachts hört sie die internationalen Nachrichten für uns ab und berichtet morgens von Aufständen gegen die amerikanischen Besatzer im Irak, von den Statements gegen Kuba. Es gelingt mir nicht mehr, zwischen Maria und der Stimmung im Land zu unterscheiden. Ist nicht ganz Kuba tief gekränkt? Sie haben so viel gelitten, so hart gekämpft, so viel solidarisch unterstützt, und nun werden sie eingereiht in die »Achse des Bösen«, verurteilt, sogar von Europa, von den Linken ... Maria platziert uns bei einer kurzfristig anberaumten Solidaritätsveranstaltung der Intellektuellen, der Schriftsteller. Ein Ereignis mit hohem künstlerischem Niveau, aber etwas langweilig.

Da ist der Besuch beim CDR, dem Comité de la Defensa de Revolución. In jedem Häuserblock entdecken wir die provisorischen Schildchen, die Büros mit den Schaukelstühlen und Sitzgruppen. Unser Treffen findet auf der Straße statt, die Vorsitzende berichtet über ihre Arbeit. Sie kümmert sich um die alltäglichen Probleme des Wohnblocks, ehrenamtlich, immer wieder neu gewählt, seit 20 Jahren! Wir fragen nach Streitigkeiten
zwischen Bezirk und Basis, suchen nach Widersprüchen, nach Zeichen einer Diktatur. Man versteht uns nicht, will oder kann nichts anfangen mit unseren Fallbeispielen. Die deutschen Blockwarte fallen uns ein, die DDR mit ihren Komitees. Das Unterhaltungsprogramm des CDR beginnt mit einigen sexy aufgemachten Girlies und einer Art Modenschau, dann Musik aus dem Ghettobluster, Weißbrot, Punsch und heiße Tänze auf der Straße. Verblüfft hampeln auch wir unbeholfen und bemüht ekstatisch herum, sí, das ist Kuba! Nur zwei, drei Männer stehen im Hintergrund, dafür wirbeln die Kinder wie elektrisiert und schon nach wenigen Minuten bittet eine der Tänzerinnen unseren Stefan: »Heirate mich.« Das geht uns dann doch zu schnell. Verwirrt fahren wir ins Hotel und präparieren uns und unser Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom für einen neuen kubanischen Tag.

Wir stehen vor der Moncada-Kaserne, an der Fidel am 26. Juli 1953 scheiterte, weil sich ein Teil der Rebellen in Straßenkreuzern in Santiago verfahren hatte. Da ist der gepanzerte Zug, das Schnellboot »Granma«, Reliquien der Revolution. Die Befreiung Kubas von den Kolonisatoren, den Spaniern, von Batista ist das aktuelle Thema – der Sozialismus scheint ins Abseits zu geraten. Trotzdem fallen mir immer häufiger die RAF-Kämpfer ein. Wollten Sie dasselbe mit ihren Angriffen auf amerikanische Kasernen? Warum verurteilen wir sie ohne Zögern, während uns Kuba ins Grübeln bringt? Irgendwann kippe ich dann doch. Eine Welt ohne Hunger, mit gerecht verteilten Ressourcen – das einzige Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt.

Ich bewundere Maria, die ihr ganzes Leben der Agitation und dem Internationalismus verschrieben hat. Man müsste noch einmal von vorne anfangen, bei Attac vielleicht, wenn die Weltlage nicht so ungünstig wäre ...


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26.12.2004 17:15 (zuletzt bearbeitet: 27.12.2004 02:20)
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#2 RE:Spinnt Fidel? - Deutsche Soz-Psychos in Kuba
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( Gast )

Selten soviel Schwachsinn gelesen. Aber doch sehr lustig.

In Antwort auf:
Wir kaufen jeden Tag die deutsche Ausgabe der »Granma«

Bringt Umsatz und erhöht die Auflage, das wird dem Richert in der kubanischen Kapitale freuen.
Die deutsche Ausgabe erscheint eigentlich monatlich. Ist aber nicht so wichtig, denn es steht eh immer das gleiche drinnen.

http://www.granma.cu/aleman/index.html


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26.12.2004 19:24
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#3 RE:Spinnt Fidel? - Deutsche Soz-Psychos in Kuba
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( Gast )

Spitze!

"Ich möchte nie mehr arbeiten, sondern nur noch am Tresen stehen und saufen."

Erwin Kostedde


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27.12.2004 01:13
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#4 RE:Spinnt Fidel? - Deutsche Soz-Psychos in Kuba
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( Gast )

reisechris kennt sicher noch mehr solch lustiger geschichten ( siehe http://www.cubapsychologie.de und dazu denic.de ).


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27.12.2004 01:47 (zuletzt bearbeitet: 27.12.2004 01:50)
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#5 RE:Spinnt Fidel? - Deutsche Soz-Psychos in Kuba
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( Gast )

Sponsor hier http://rkurschildgen.bei.t-online.de/images/logo.jpg oder da http://www.kuba-fussball.de/images/banne...r_aventoura.gif.

Egal - es hilft jedenfalls den notleidenden Menschen, mehr schreib ich fairerweise nicht!



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27.12.2004 02:03
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#6 RE:Spinnt Fidel? - Deutsche Soz-Psychos in Kuba
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( Gast )

um so schlimmer, dass von quesito und jorge2 die protagonisten von dem einen verein (haller und etmayer) hier in die naehe von 6touris gerueckt werden.
regel nr. 39 wird hier eindeutig verletzt. unfair


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27.12.2004 02:50
avatar  Moskito
#7 RE:Spinnt Fidel? - Deutsche Soz-Psychos in Kuba
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Rey/Reina del Foro


Danke Joaquim, zur Abwechslung ein durchaus lesenswerter Bericht.

Allerdings sind die von dir zitierten Textpassagen etwas - ähm - sinnentstellend.

Macht aber nix. Weiter so!

Moskito


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27.12.2004 02:55 (zuletzt bearbeitet: 28.12.2004 10:40)
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#8 RE:Spinnt Fidel? - Deutsche Soz-Psychos in Kuba
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( Gast )

In Antwort auf:
Beitrag: 2155

Danke, gibt es hier eigentlich keine Spam-Punkte/Maul&More Reise!?

In Antwort auf:
Moskito
Top - Forenliebhaber/in
Beitrag: 2155
27.12.2004 02:50

Edit: Nein nicht provokativ - wiedermal nur belanglos.


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27.12.2004 03:07
avatar  Moskito
#9 RE:Spinnt Fidel? - Deutsche Soz-Psychos in Kuba
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Rey/Reina del Foro

In Antwort auf:
Danke, gibt es hier eigentlich keine Spam-Punkte/Maul&More Reise!?
Ein wenig mehr Pfeffer in der Antwort hätte ich schon erwartet - für hinterbayrische Verhältnisse war mein Beitrag doch recht provokativ - oder??

Moskito


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27.12.2004 07:56 (zuletzt bearbeitet: 27.12.2004 07:56)
avatar  PeterB
#10 RE:Spinnt Fidel? - Deutsche Soz-Psychos in Kuba
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Forenliebhaber/in

moin, moin.

gut erholt?


pb


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27.12.2004 15:46
avatar  Moskito
#11 RE:Spinnt Fidel? - Deutsche Soz-Psychos in Kuba
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Rey/Reina del Foro


In Antwort auf:
gut erholt?
claro...



Moskito


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27.12.2004 21:42
avatar  ( Gast )
#12 RE:Spinnt Fidel? - Deutsche Soz-Psychos in Kuba
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( Gast )

In Antwort auf:
juhu...endlich.. neues und lustiges von Vilmaris

In Antwort auf:
von den Expeditionen deutscher Revolutionsromantiker.????

...warst du auch mit dabei..

In Antwort auf:
Soziale Psychiatrie 4/2003

saludos el C


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