Café Cuba

03.07.2004 17:19
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#1 Café Cuba
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Rey/Reina del Foro

«Café Cuba»
Literatur & Lesen - Vitrine Kleinod Verlorenes Paradies

Frankfurt/Main (AP) Das Leben ist hart. Marcela muss diese schmerzliche Erfahrung immer wieder machen, denn das Schicksal meint es wirklich nicht gut mit ihr. Die dreissigjährige Kubanerin, Hauptfigur in Zoé Valdés drittem auf Deutsch erscheinenden Roman «Café Cuba», ist unglücklich. Allein ihre Familiengeschichte besteht aus Dramen und Tragödien: Die ältere Schwester wird als Teenager nach Amerika ausquartiert, die Eltern folgen Jahre später - ohne die jüngste Tochter mitzunehmen. Die schlägt sich in Havanna durch, eskortiert von einem bunten Freundeskreis.

Sie alle wollen raus aus Kuba, manche schmieden ernsthafte Fluchtpläne, andere feiern in exzessiven Partys ihren Frust. Bei Marcela geht irgendwie alles schief. Ihre Defloration gestaltet sich als infantiler Gruppensex, und mit ihrer ersten grossen Liebe hat sie als Fünfzehnjährige lediglich Blickkontakt, bevor der wesentlich ältere Familienvater von seiner eifersüchtigen Gattin ermordet wird.

Als erfolgreiche Fotografin lebt sie Jahre später im Pariser Exil, gefangen in einer unendlichen Traurigkeit. Mit der Heimat verbindet sie eine veritable Hassliebe: Zurückkehren möchte sie nicht, aber im Hier und Jetzt kann sie nicht glücklich sein, weil die Sehnsucht nach dem Ort der Geborgenheit unstillbar ist. Ihr Freundeskreis besteht aus in allen Teilen der westlichen Welt gestrandeten Exil-Kubanern, die «Jene Insel» kritisch und leidenschaftlich beäugen, weil sie in der Ferne als verlorenes Paradies erscheint.

Die mit einigen Preisen für ihre Romane ausgezeichnete kubanische Autorin schlägt schnell einen quengelnden Ton an. Richtig interessant ist eigentlich nur die Geschichte von Marcelas erster Liebe. Sie geht aber unter, denn Valdés erzählt unruhig und gibt dem Leser kaum eine Gelegenheit, sich in Personen und Episoden hinein zu vertiefen. Ständig springt sie zwischen Vergangenheit und Gegenwart, erzählt planlos aus ihrer Jugend und vom Schicksal ihrer unzähligen Freunde, deren Namen man sich kaum merken kann. Das triste Bild, das sie zeichnet, ist verschwommen, die Personen bleiben gesichtslos und es fällt schwer, ohne fundiertes Hintergrundwissen über Kuba die vielen Andeutungen zu verstehen.

Auch Valdés Stil macht Sprünge, mal schreibt sie rasant und farbenprächtig, dann wieder nüchtern und bedacht, um wenige Zeilen später ins Vulgäre zu verfallen. «Café Cuba» gehört zu den Romanen, zu denen man nur dann greifen sollte, wenn man die anderen Bücher der Autorin liebt oder eine ausgewachsene Affinität zu Kuba besitzt.(Anke Breitmaier)

(Ammann Verlag, ISBN 3-250-60066-1, 380 Seiten, 21,90 Euro)


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