Amerika-Gipfel sucht Antworten auf die Armut

11.01.2004 13:55
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#1 Amerika-Gipfel sucht Antworten auf die Armut
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Rey/Reina del Foro

Amerika-Gipfel sucht Antworten auf die Armut

Monterrey (AP) Auf einer Müllhalde am Rand der mexikanischen Großstadt Monterrey wühlt sich Maria Belen Torres durch Styropor-Platten und Plastiktüten. Wenn die 70-Jährige etwas Brauchbares findet, wirft sie es in einen alten Schubkarren - in der Hoffnung auf ein paar Pesos, damit sie Tortillas für ihren kranken Mann und die vier Enkel kaufen kann. Ein paar Kilometer entfernt werden die Staats- und Regierungschefs von Nord- und Südamerika auf ihrem Gipfeltreffen über den Kampf gegen die Armut sprechen.

Seit dem letzten Gipfel der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) vor drei Jahren in Kanada hat die Armut im Süden des Kontinents deutlich zugenommen. In Lateinamerika leben 220 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze, das ist die Hälfte der Bevölkerung in dieser Region. Die Präsidenten der 34 OAS-Staaten - Kuba ist wie im April 2001 in Quebec nicht mit dabei - wollen der Armut unter anderem mit der Förderung von Kleinbetrieben begegnen, durch so genannte Mikrokredite zu Vorzugszinsen.

Die Suche nach Rezepten gegen die Armut und nach einer neuen gemeinsamen Zukunftsvision wird aber überschattet von der zunehmend aggressiven Antiterrorpolitik der USA. Schließlich wurde der Gipfel in Monterrey auf Antrag Kanadas anberaumt und mit der Notwendigkeit begründet, die regionalen Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September zu untersuchen. Mit Sorge betrachten die Präsidenten der lateinamerikanischen Länder die jüngsten Sicherheitsmaßnahmen der Regierung in Washington. Von Mexiko bis Brasilien gab es Kritik an dem Beschluss, ausländische Flugpassagiere zu fotografieren und ihre Fingerabdrücke zu registrieren. Brasilien reagierte mit dem Beschluss, Touristen aus der USA der gleichen Behandlung zu unterziehen.

Aber die Regierungschefs werden sich mit offener Kritik an diesen Maßnahmen zurückhalten, zumal sie die von US-Präsident George W. Bush in Aussicht gestellte größere Freizügigkeit bei der Ausstellung von Arbeitsgenehmigungen lockt. Bush schlug vor, Millionen von Einwanderern für die Dauer von mindestens drei Jahren eine Arbeit in den USA zu ermöglichen, gleichzeitig aber verstärkt gegen illegal eingewanderte Ausländer vorzugehen. «Das ist eine Demonstration der Zusammenarbeit, die wir begrüßen», sagte der mexikanische Präsident Vicente Fox, fügte aber hinzu: «Wir wollen noch mehr.»

Konfliktträchtig könnten sich auch die Beratungen zur Handelspolitik gestalten. Auch wenn diese nach Angaben von Fox nicht auf der offiziellen Tagesordnung stehen, werden die Handelsfragen in den informellen Gesprächen am Rande breiten Raum einnehmen. Brasilien will aber das von den USA angestrebte Freihandelsabkommen aus der Gipfelerklärung heraus halten, und auch in anderen Ländern gibt es in der Öffentlichkeit zunehmend Vorbehalte gegen den Freihandel. Die USA verdächtigen Kuba und Venezuela, eine lateinamerikanische Front gegen Washington anzustreben. Entsprechend harsch äußerte sich der für die Region zuständige Staatssekretär im US-Außenministerium, Roger Noriega, über die jüngste Annäherung zwischen Argentinien und Kuba.

Als Standort der Bauindustrie und bekannt für seine Bierbrauereien ist Monterrey eine der wohlhabendsten Städte in Lateinamerika. Hier leben mehrere Millionäre, Dozenten exklusiver Hochschulen und Bewohner vornehmer Villenviertel. Aber im Schatten des Wohlstands kämpfen Bettler und zugezogene Landbewohner ums tägliche Überleben. Damit ist Monterrey ein typisches Spiegelbild für die sozialen Probleme des gesamten Subkontinents.


Spotlight auf sieben Präsidenten des Amerika-Gipfels

Monterrey (AP) Wenn am Montag und Dienstag die Präsidenten von 34 OAS-Staaten zu ihrem Gipfel in der mexikanischen Stadt Monterrey zusammenkommen, stehen sieben von ihnen besonders im Blickfeld:

Vicente Fox, Mexiko: Der Gastgeber erhofft sich von dem Gipfel im eigenen Land neue Impulse gegen die zunehmende Politikverdrossenheit in der Bevölkerung. Ihn interessiert vor allem der von Washington in Aussicht gestellte Kurswechsel in der Einwanderungspolitik mit der Perspektive verstärkter Arbeitsmöglichkeiten für Mexikaner in den USA.

Hugo Chavez, Venezuela: Der lautstarke Kritiker der US-Politik will den Gipfel für seinen Kampf gegen die geplante Amerikanische Freihandelszone (FTAA) nutzen. Er vertritt damit auch den kubanischen Staatschef Fidel Castro, der nicht in Monterrey dabei ist, weil die OAS-Mitgliedschaft Kubas ausgesetzt ist.

George W. Bush, USA: Mit seinem neuen Plan zur Einwanderungspolitik will der US-Präsident die schwierigen Beziehungen zu Lateinamerika verbessern. Dabei hat er auch die Stimmen der «Latinos» im eigenen Land bei der Präsidentenwahl im November im Blick. Auf dem Gipfel wird er mit Kritik an jüngsten Antiterrormaßnahmen konfrontiert sein.

Paul Martin, Kanada: Für den neuen Ministerpräsidenten ist der Gipfel in Monterrey eine Gelegenheit, sich vorzustellen. Unter seinem Vorgänger Jean Chretien waren die Beziehungen zu den USA zunehmend gespannt. Martin will auf dem Gipfel vor allem dafür eintreten, dass Medikamente gegen Aids für die Bevölkerung in armen Ländern des Kontinentes besser zugänglich werden als bisher.

Luiz Inacio Lula da Silva, Brasilien: Zusammen mit Chavez führt er den Widerstand gegen die Handelspolitik der USA an. Brasilien ist vor allem über die Weigerung Washingtons verärgert, die Agrarsubventionen zu kürzen.

Carlos Mesa, Bolivien: Nach dem Sturz seines Vorgängers Gonzalo Sanchez de Lozada im Oktober 2003 bemüht sich Mesa um Finanzhilfe für die dringenden sozialen und politischen Reformen in seinem Land.

Nestor Kirchner, Argentinien: Immer noch belastet von den Folgen der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise, befindet sich die argentinische Regierung jetzt auch in einer außenpolitischen Konfrontation mit den USA. Nach scharfer Kritik aus Washington wegen der Erneuerung der Beziehungen zu Kuba erklärte Kirchner, er werde sich in der direkten Begegnung mit Bush dem Druck der USA nicht beugen.


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15.01.2004 10:01
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#2 RE:Amerika-Gipfel sucht Antworten auf die Armut
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Rey/Reina del Foro

Amerika-Gipfel in Mexiko beendet

Cottbus (ots) - Es ist ungeschriebenes Gesetz, dass die Politik
für die Länder Lateinamerikas eigentlich in Washington gemacht wird.
Die USA betrachten die Staaten südlich des Rio Grande als ihren
"Hinterhof", ihr natürliches und ureigenes Interessens- und
Einflussgebiet. Sie haben Regierungen mitgestürzt wie in Chile oder
Präsidenten eingesetzt wie in Haiti. Noch immer pilgert jeder
Staatschef Lateinamerikas nach seiner Amtsübernahme als erstes nach
Washington, um sich Instruktionen abzuholen. Langsam, aber deutlich
versucht Iberoamerika jedoch, sich aus der engen Umklammerung zu
lösen. Vor allem die drei großen Staaten Argentinien, Brasilien und
Mexiko setzen politische Schwerpunkte, die den USA nicht passen.
Brasilien widerspricht den Freihandelsplänen Washingtons. Argentinien
beugt sich nicht dem Diktat des US-nahen Internationalen
Währungsfonds. Und Mexiko geht im Zusammenhang mit der drohenden
Hinrichtung von Landsleuten in den USA vor dem Internationalen
Gerichtshof in Den Haag gegen den Nachbarn vor. Auf dem
Amerika-Gipfel in Mexiko wurde die wachsende Unabhängigkeit
Lateinamerikas sichtbar. Die USA wollten in Monterrey klare
Verpflichtungen bei der gesamtamerikanischen Freihandelszone FTAA und
dem Kampf gegen die Korruption erreichen. Den 32 teilnehmenden
Staats- und Regierungschefs aus Zentral- und Südamerika waren aber
die Themen Armutsbekämpfung und sozialer Ausgleich wichtiger und sie
ließen Washington auflaufen. Zudem vertiefen sich die ideologischen
Differenzen zwischen der streng konservativen US-Regierung und den
neuen Linksadministrationen in Venezuela, Argentinien und Brasilien.
Das zeigt sich am deutlichsten im Umgang mit Kuba. Dass Lateinamerika
aber auch künftig nicht auf die Unterstützung aus Washington
verzichten kann, wissen die Staats- und Regierungschefs des
Subkontinents gut genug. Zu eng sind die wirtschaftlichen
Verbindungen. "Amerika braucht die USA", sagte Argentiniens Präsident
Néstor Kirchner zum Abschluss der Konferenz.

ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau


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15.01.2004 11:54
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#3 RE:Amerika-Gipfel sucht Antworten auf die Armut
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Rey/Reina del Foro

Donnerstag 15. Januar 2004, 10:55 Uhr
Chávez trifft nach Amerika-Gipfel Castro in Kuba

(AFP) Havanna/Caracas (AFP) - Auf dem Rückweg vom Amerika-Gipfel im mexikanischen Monterrey hat der venezolanische Präsident Hugo Chávez seinem Freund Fidel Castro in Kuba einen Kurzbesuch abgestattet. Wie das kubanische Fernsehen am Mittwochabend (Ortszeit) berichtete, unterhielten sich die beiden Präsidenten mehrere Stunden lang unter anderem über die beiderseitigen Beziehungen. Kuba war als einziges Land nicht auf dem Amerika-Gipfel vertreten gewesen.


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