Buchtip

07.08.2003 11:22
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Rey/Reina del Foro

Literatur & Lesen - Vitrine Krimi El Conde aus Havanna

Frankfurt/Main (AP) Fast alle Länder West- und Osteuropas und viele Städte schmücken sich mit i h r e m Kommissar oder i h r e r Kommissarin, die alle kniffligen Kriminalfälle lösen und ihre Fangemeinden Buch für Buch auf Trab halten. Nun erreicht uns aus Kuba Mario Conde, «El Conde», aus Havanna. «Ein perfektes Leben» ist der erste Teil des «Havanna Quartetts» des kubanischen Erfolgsautors Leonardo Padura, auf Deutsch erschienen rechtzeitig zum 50. Jahrestag der Revolution.

Mario Conde ist ein sympathischer Mitdreißiger, immer auf der Suche nach dem rechten Weg: Er trinkt ein bisschen zu viel, raucht viel zu viel, isst gern gut, liebt die Frauen und ist manchmal schon leicht verbittert. Er kümmert sich rührend um seinen Freund, der im Angola-Krieg verletzt wurde und nun im Rollstuhl einem frühen Tod entgegen sieht. Er schwärmt noch immer für Baseball, und er ist noch immer verliebt in seine Schulkameradin Tamara, die Botschafter-Tochter aus reichem Haus, die den Vorsitzenden des Schülerrates geheiratet hat: Rafael Morin.

Eben um diesen Rafael geht es: Ein Mann mit einer «Biografie mit Rückenwind», Leiter der Abteilung Import- und Export im Industrieministerium, ein hoher Kader, Liebkind aller und scheinbar untadelig. Er verschwindet nach einer Neujahrsparty spurlos, und El Conte soll ihn finden. Er tut dies mit Unterstützung von Sargento Manolo Palacios, ebenso sympathisch wie El Condo, mit ähnlichen Lastern und Stärken ausgestattet.

Der Krimi ist in diesem Buch das eine, er ist unblutig, wenig aufregend. Das andere ist der kubanische Alltag: Was für uns im Westen fast als Kavaliersdelikt gilt, hat im kommunistischen Kuba einen ganz anderen Stellenwert. Da sind ein paar tausend Dollar, ein Auto, Auslandreisen und Essen in Viersternehotels noch Wunschträume für 99 Prozent der Bevölkerung. Die Diskrepanz zwischen denen, die Zugang haben oder ihn sich verschaffen zu den Annehmlichkeiten des Lebens und denen, die für das Nötigste Schlange stehen müssen, ist denn auch der interessantere Inhalt des Buches.

Padura zeigt am Werdegang der Schulkameraden von El Conde auf, was aus den Träumen der Jugend in Kuba werden kann oder auch nicht. Europa hat die kommunistische Ära hinter sich, es lässt sich deshalb hier zu Lande leicht vergessen, dass sie in Kuba noch immer real existierend ist.

Der Roman von Padura ist zwar nicht frei von Klischees über die Mächtigen und die Geknechteten. Weil das Buch aber ohne Neid auf die Errungenschaften der freien Welt, ohne Rührseligkeit, amüsant, witzig, und unterhaltend daher kommt ist, kann man darüber schmunzeln und sich auf die Fortsetzung freuen. (Sonja Kolb)

(Unionsverlag, ISBN 3-293-00315-X, 275 Seiten, 18,90 Euro/32,50 SFr.)

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