Ein Umweg

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24.07.2019 03:45
#1 Ein Umweg
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Rey/Reina del Foro

Auf dem Weg nach Cuba habe ich einen kleinen Umweg gemacht, von dem ich kurz berichten möchte. Es hat mich nach Costa Rica verschlagen.

Der Weg mit der Lufthansa FFM - San José ist recht  bequem und unkompliziert. Im Gegensatz zur missratenen Tochter ist die Lufthansa (noch?) zuverlässig. Der Sitz lädt sich in ein ganz ebenes Bett verwandeln, das wäre gar nicht schlecht, wenn ich denn hinein passen würde. Hintern und Bauch bekomme ich zwar problemlos eingepasst, aber wenn ich den Sitz wirklich in die Liegeposition bringe, dann scheitere ich daran, meine Schultern hineinzwängen zu müssen. Mit was für unsportlichen Spackis haben die denn geplant? Also schlafe ich im Sitzen, da fällt mir ja nicht schwer.

Nun folgt also eine Woche Costa Rica. Vorläufiges abschließendes Resümee dazu - NAJA! 

Also Costa Rica ist schon ein schönes Land mit einer tollen Landschaft. Ich war auf einem Vulkan in knapp 3000 m Höhe, am Strand des Pazifik und im Regenwald. Das war wirklich sehr sehr schön, hier kann man sicher gut Reisen und die Natur genießen.

Aber die Städte gefallen mir wenig. La capital San José ist eine mittelgroße Stadt mit ganz wenig Flair, nicht zu vergleichen mit La Habana, Cienfuegos oder Trinidad. Da ist sogar Guantanamo reizvoller als die Hauptstadt von Costa Rica. Es gibt wenig wirklich gute Restaurants. Angenehme Bars zum Reinsetzen und es sich gut gehen lassen habe ich kaum gesehen. Architektonisch bietet die Stadt nichts reizvolles. Dafür gibt es viele Casinos und eine erstaunliche Menge an Glücksspielern.

Die Stadt liegt in knapp 1200 m Höhe, das macht sie für hitzeuntaugliche Europäer angenehm.
Das Klima ist wie in unseren früheren Sommern. 20 - 30 Grad, immer etwas Wind und viele Wolken. Ab und zu regnet es leicht aber nicht unangenehm. Damit kann man es gut aushalten.
Am Strand im Osten oder Westen ist es deutlich wärmer. Die Höhe wirkt sich halt aus. 

Architektonisch bietet die Stadt nicht viel, kulturell ebenso nur wenig. Es gibt drei schöne Museen, das des Goldes, das der Jade und das der Stadt- und Landgeschichte. Wenn man Museen mag, lohnt sich der Besuch. Aber sonst.... 

In dem berühmt berüchtigten Hotel Del Rey war ich natürlich auch. Das ist tatsächlich ein ganztags geöffneter Puff mit Schlafgelegenheit. Um 15 Uhr war ich einmal drin. Zu dieser Zeit lauerten so 10 bis 15 ticas auf Beute. nach dem Einbruch der Dunkelheit dürften sich um die 100 bis 150 chicas herumtreiben. Dabei ist wahrlich jedes Alter vertreten und auch jede Gewichtsklasse. Die Zimmer habe ich nicht gesehen, aber da deren Qualität in Netz nicht gerade gewürdigt wird und die gelobten Häuser gruselig sind, finde ich das verzichtbar.

Es gibt wohl noch 1-2 Nachtbars mit ein paar chicas, aber den Ruf als Sexmetropole verdient die Stadt nicht. Auf den Straßen haben mich des nachts nur ein paar alte Transvestiten angemacht. Ansonsten sind die Frauen durchweg zurückhaltend.

Insgesamt aber gefallen mir die ticas auch nicht so gut wie die cubanas. Sie haben bei weitem nicht deren Reiz und eurotische Ausstrahlungskraft. Sie sagen zwar von sich, sie wären Latinas. Aber Latinas, wie ich sie kenne, sind es nicht. Viele blancas, einige mit indianischen Genen und wenige mulatas. Doch sind fast alle sehr gut genährt und die Freude am flirten wie in Kuba oder Brasilien lassen die ticas weitgehend vermissen.

Im Del Rey sind die Mädels alle sehr professionell. Der Preis scheint fix zu sein. Alle, die ich fragte, riefen 100 $ für eine Stunde auf. Das habe ich vermieden. Aber sich auf ein oder zwei Bier in die Bar, die auch ein Casino ist, zu setzen und das Treiben zu beobachten, das ist schon lustig.

Vorsicht bei den Hotels. Davon gibt es ganz grob zwei Kategorien. Die relativ guten Hotels, die keinen Besuch zu lassen, und die Bruchbuden, die Gästinnen zulassen aber dafür unwahrscheinlich schäbig sind. Im Internet wird das Hotel La Amistad noch relativ gut bewertet und hat schöne Fotos. Deswegen habe ich dort auch gebucht. Das war ein Fehler! Ich kann nur sagen - oh Gott, was für eine schäbige Bruchbude. Ich habe noch nie ein so schlechtes Hotel bewohnt. Zimmer wie aus den 70er Jahren mit einem gruseligen gelben Wandanstrich, braun abgesetzten Türrahmen und Türen und ebenso braun gestrichenen uralten Möbeln. Ich glaube wirklich, seit den 70ern ist nicht viel gemacht worden in diesem Haus. OK, die Matratze war gut und der Fernseher neu. Aber dafür wurde im Gegenzug das Zimmer eine ganze Woche lang trotz ständiger Bitten nicht gereinigt. Ich bin dann in ein anderes Hotel geflüchtet, das zwar komfortabel und sauber ist aber auch wenig entgegenkommend hinsichtlich Frauen auf dem Zimmer. Die hätte ich bei der Buchung anmelden müssen. Spätere Zusatzbuchung eines weiteren Gastes wurde strikt abgelehnt. Gut, dass ich nur aus Neugier fragte. 

Die Preise für die Hotels liegen fast durchgehend um 100 $ die Nacht bei den preislich günstigen oder deutlich teurer bei den guten. Also im billig ist anders.

Eine Ausnahme ist das Hotel Taormina. Da kann man Chicas mit aufs Zimmer nehmen und das bietet für 100 $ die Nacht in der obersten Etage, nicht in denen darunter, wirklich angenehme Zimmer mit brauchbarem Komfort.

Costa Rica ist schön und ich habe mich immer sicher gefühlt. OK, die taxistas warnten mich immer eingehend vor den dunklen Ecken der Stadt, aber bedrohlich war nichts wirklich. 

Insgesamt bin ich dennoch froh, morgen wieder nach Kuba zu fliegen. Da gefällt es mir doch wesentlich besser. Landschaftlich ist Ecuador mindestens ebenbürtig, wenn die Schönheit auch auf mehr Fläche verteilt ist. Von den Menschen, der Architektur und dem gesamten Flair ist Cuba um Klassen reizvoller. Ich kann die Begeisterung für Costa Rica nicht richtig nachvollziehen und werde den nächsten Umweg woandershin machen, nach Panama vielleicht? 

Morgen früh geht es jedenfalls nach Cuba. Darauf freue ich mich schon.

----
Aus aktuellem Anlass: "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Jeder ist überzeugt, er habe genug davon."

La mulata es la mejor creación de los españoles!

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24.07.2019 07:17 (zuletzt bearbeitet: 24.07.2019 07:17)
avatar  Pauli
#2 RE: Ein Umweg
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Rey/Reina del Foro

Danke Doktor,mir wäre allerdings dort die Luft zu Bleihaltig.

schönen Urlaub in Kuba


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24.07.2019 08:48
avatar  nico_030 ( gelöscht )
#3 RE: Ein Umweg
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nico_030 ( gelöscht )

Hi@all!
Schöner kleiner Bericht.Danke!

joerg


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24.07.2019 08:51
#4 RE: Ein Umweg
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Rey/Reina del Foro

Auch ein Dank. Weiß man zumindestens wo man nicht hin muss, dank deines unverblümten ehrlichen Berichtes.


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24.07.2019 09:20
avatar  nosanto
#5 RE: Ein Umweg
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Top - Forenliebhaber/in

sehr lesenswerter Bericht, besten Dank Sisyphos; saludos, nosanto


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24.07.2019 14:20
avatar  MarionS
#6 RE: Ein Umweg
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Forenliebhaber/in

Schönen Urlaub und danke für den Bericht


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24.07.2019 20:01
#7 RE: Ein Umweg
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Rey/Reina del Foro

Vielen Dank, und einen tollen Urlaub auf Cuba .


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24.07.2019 21:30
#8 RE: Ein Umweg
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Rey/Reina del Foro

Interessant zu lesen. Kurz und knapp 👍


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24.07.2019 21:57
#9 RE: Ein Umweg
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Rey/Reina del Foro

....... Fortsetzung folgt (hoffentlich) aus Cuba .


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24.07.2019 22:12
#10 RE: Ein Umweg
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Rey/Reina del Foro



Schreib gleich aus Kuba!

...viel Spaß!

_______________________________________________________

Der Gesunde hat viele Wünsche - der Kranke nur einen.

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25.07.2019 13:08 (zuletzt bearbeitet: 25.07.2019 13:18)
avatar  Ralfw ( gelöscht )
#11 RE: Ein Umweg
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Ralfw ( gelöscht )

Zitat von Sisyphos im Beitrag #1

Aber die Städte gefallen mir wenig. La capital San José ist eine mittelgroße Stadt mit ganz wenig Flair, nicht zu vergleichen mit La Habana, Cienfuegos oder Trinidad.


San José selber lohnt wirklich nicht, ist schon eher auf der hässlichen Seite

Zitat von Sisyphos im Beitrag #1

In dem berühmt berüchtigten Hotel Del Rey war ich natürlich auch. Das ist tatsächlich ein ganztags geöffneter Puff mit Schlafgelegenheit.


Das El Rey hat sich also nicht verändert
interessanterweise wird es auch ganz normal als Hotel auf den verschiedenen Buchungsplatformen angeboten; da wurde sicher schon Der eine oder die Andere überrascht

Zitat von Sisyphos im Beitrag #1

Es gibt wohl noch 1-2 Nachtbars mit ein paar chicas, aber den Ruf als Sexmetropole verdient die Stadt nicht. Auf den Straßen haben mich des nachts nur ein paar alte Transvestiten angemacht. Ansonsten sind die Frauen durchweg zurückhaltend.


In der Peripherie hat es einige Diskotheken (oder hatte es mindestens noch als ich das letzte Mal dort war); dorthin verlagert sich die Szene zu späterer Stunde. Auch viele der Semi-Professionellen tauchen dann dort auf. Ist eine spannende und kurzweilige Mischung an Leuten dort.

Zitat von Sisyphos im Beitrag #1

Insgesamt aber gefallen mir die ticas auch nicht so gut wie die cubanas.

Die hübschesten Mädels die ich in San José kennengelernt hatte waren meist aus Nicaragua, da hatte es aber schon Schönheiten dabei.


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27.07.2019 23:36
#12 RE: Ein Umweg
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Rey/Reina del Foro

Echt? Die Nicas? Ich fand eindeutig die Kolumbianerinnen am schönsten 👌😎

Toleranz als gesellschaftliche Tugend wird meist von denen gefährdet, die unter ihren Schutz fallen...

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01.08.2019 21:41
#13 RE: Ein Umweg
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Rey/Reina del Foro

Der weitere Weg

Von Costa Rica nach Cuba kommt man mit COPA, einer qualitativ wirklich guten Linie. Die Business Class Sitze sind breit und bequem, altertümlicher aber besser als die von Lufthansa oder Canada Air, in denen ich mich eher eingeengt fühle.
Der Weg führt über Panamá, dem Knotenpunkt der Linie für Mittelamerika und die Karibik. Mich beunruhigte die Umsteigezeit von 50 Minuten in Panamá aber das war vollkommen ausreichend. So kam ich gut in den Flug Panamá City nach Havanna, ohne viel vom Flughafen zu sehen und teilte mir die BC mit einer Gruppe von Cubanern, alle sehr wohlbeleibt, sehr schwarz und sehr laut. Da fragte ich mich schon, warum die BC buchen und wie sie das finanzieren. Wahrscheinlich als Einkäufer in Panamá, denn in Havanna bauten sie 10-15 Gepäckkarren direkt am Band auf, so dass keiner mehr an das Band konnte. Ich hatte deswegen eine kurze aber lautstarke Diskussion mit einem von ihnen, als mein Koffer als erster kam und ich wagte, einen der Karren wegziehen, um an mein Gepäck zu kommen.

In Havanna ist alles weitgehend unverändert. Nur die Touristenabzocke nimmt zu. Der mittlerweile einzige Verkäufer von Kokosnüssen in der Altstadt ruft nun 2 CUC für eine auf und in einer Bar forderten sie 8.10 CUC für einen Mojito.
Da sind die 2 CUC, die jedes Bier kosten sollte, sogar das Mayabe, geradezu bescheiden.
In den Restaurants gibt es fast überall Cristal oder Bucanero, beides parallel selten.
Unter 2 CUC habe ich keines in den Läden gesehen und das kubanische Bier war meist auch versteckt und wurde nur auf Nachfrage aus dem Kühlschrank geholt.
Aber das war vor dem 01.08. Danach wurden in einem privaten Handel in Boyeros 40 CUP gefordert für Bucanero und Cristal aber wenigstens gab es beides. Die 35 CUP Maximalpreis wurden jedenfalls ignoriert.

Die Straßen nördlich der Obispo sind aktuell ohne Wasser, werden nur gelegentlich durch Tankwagen mit diesem versorgt. Meine gute alte Freundin wollte mich daher nicht beherbergen und besorgte mir ein Apartment südlich der Obispo, wo Wasser anliegt. Weiß die doch, dass das Waschen aus dem Eimer nicht mein Hobby ist und ich die Dusche liebe.
Es war ja auch nur für 2 Nächte, bis meine Passage zur Isla de la juventud möglich war.

Um auf die Insel zu kommen gibt es prinzipiell 2 Möglichkeiten. Mit einem Schiff, mit dem man insgesamt ca. 10 Stunden unterwegs ist.

Am Busterminal in Havanna muss man sich gegen 7 einchecken, wartet 2 Stunden auf den Bus, fährt eine Stunde nach Batabanó, wartet im Hafen 2 Stunden und fährt dann je nach Boot 3-5 Stunden. Da ein großer Teil der Schiffe defekt ist, fahren aktuell überwiegend die kleinen langsamen Boote mit knapp 80 Passagieren, so dass gerade im Sommer kein Platz zu bekommen ist. Auch mit Beziehungen muss man tagelang warten, um eine Passage zu bekommen.

Der Flug dauert 25 Minuten, ist also viel empfehlenswerter. Allerdings sollte man zeitig auf dem Flughafen sein, denn overbooking ist durchaus üblich und wenn man zu spät kommt, kann der Flug sich schon mal um einen oder zwei Tage verschieben.
Ich hatte mehr als 3 Monate im voraus gebucht und es waren schon nur noch wenige Flüge frei.
Beide Flüge, hin und zurück, waren dann auch bis auf den letzten Platz besetzt.

Auf dem Flughafen wurde ich kaum überprüft. 20 kg Gepäck sind zulässig, mein Koffer wog 25 aber die chica fragte mich verwundert, ob ich nicht noch mehr hätte.

Bei der Sicherheitskontrolle blickte mir die tía von der aduana tief in die Augen. Ich hätte Bier getrunken. Stimmt, eines zum bocadillo beim Warten. Dann könnte die mich nicht mitfliegen lassen, denn ich sei betrunken. Außerdem hätte ich ohne sie getrunken und sie hätte Geburtstag.
Also musste ich wohl oder übel ein Bier mit ihr auf ihren Geburtstag trinken vor dem Abflug.

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01.08.2019 21:53
#14 Auf der Insel der Jugend, isla de la juventud
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Rey/Reina del Foro

Das ist die zweitgrößte Insel Kubas und man sagt, sie wäre das Vorbild der Schatzinsel Stevensons gewesen. Bis zum frühen 19. Jahrhundert beherrschten jedenfalls Piraten die Insel und erst ab 1830 gab es eine spanische Besiedlung. Ab 1925 ging die Insel in den Besitz Cubas über, vorher war sie wohl selbständig.

Landschaftlich ist die Insel schön, viele kleine Berge, eher Hügel, die wohl vorwiegend aus Marmor bestehen. Einen kleinen Steinbruch gibt es auch. Die Gegend ist sehr grün und ganz ansprechend mischen sich Pinien und Palmen an vielen Stellen. Noch vor 15-20 Jahren gab es sehr viele Zitrusfrüchte hier, daher hieß die Insel auch mal isla de toronjas. Mittlerweile sind alle Zitrus- und Cocosplantagen auf die Kultivierung von Marabú umgestellt, von dem große Flächen bewachsen sind. Zitrusfrüchte gibt es fast keine mehr hier. Auch Kokospalmen sind nur noch selten vorhanden. Kuba halt, es bleibt für mich unverständlich und sehr bedauerlich. Den bloqueo kann man jedenfalls für die Einstellung der Landwirtschaft nicht verantwortlich machen. Da hat sich ja in den letzten 20 Jahren nichts geändert. Warum also sollte er seit den 90ern die weitere Ernte und Pflege der Plantagen verhindert haben? Wäre nicht eher eine gesteigerte Produktion während des periodo especial sinnvoll gewesen?

Es gibt schöne Strände. Der schönste, die Playa larga im Süden der Insel, ist leider nicht zugänglich. Man braucht eine Erlaubnis des Militärs dafür, die nicht so leicht zu bekommen ist. Warum? Weil sie sich in einem Naturschutzgebiet befindet? Aber als noch die amerikanischen Kreuzfahrtschiffe kommen durften, wurden die Touristen mit Booten an diesen Strand gebracht und erlebten einen der schönsten Strände der Karibik. Viele Kilometer lang, breit, sauber, menschenleer.

Da überzeugt die Erklärung der Einwohner mehr, dass dieser Strand wegen seiner Abgelegenheit als Umschlagplatz für Drogen genutzt wurde und deshalb unter Aufsicht durch das Militär gestellt wurde.

Sehenswert ist die Ruine des Presidio modelo, das Gefängnis, in das Fidel von Batista gesteckt wurde. Eindrucksvoll ist, wie von dem ehenmals mit einem Maschinengewehr bestückten Wachturm in der Mitte alle Zellen eingesehen und beschossen werden konnten.

Fidel aber hatte schon damals seine Extrawurst und bewohnte ein Appartement mit Wohnraum, Arbeitszimmer und Schlafzimmer sowie kleinem Hof, das zum Gefängnishospital gehörte. Dem ging es eigentlich immer gut.

Wir hatten Quartier bezogen im Hotel Colony. Das ist sogar gut, sauber, ordentlich, schöne große Zimmer.
Es ist sehr ruhig, zwischen 2 und 20 Gästen sind hier, überwiegend Kubaner in Familie. Also auch eher ruhige Zeitgenossen.

Eigentlich wäre das Hotel empfehlenswert, aber... Das Problem ist die Lage.

Es gibt auf der Insel keine Wagen zu mieten, die vorhandenen sind überwiegend defekt und auch die guten Beziehungen der Familie meiner Novia halfen nicht. Die Entfernungen sind so, dass ein Taxi bei Bewegungsdrang teuer wird. Vom Hotel in die Hauptstadt sind es ca. 45 km, 25 cuc kostet das Taxi eine Strecke. Ein Bus fährt 4 mal am Tag und benötigt fast 2 Stunden für die Fahrt. 🙄 Möglich wären wohl auch 90 Minuten, aber wegen der privaten Umwege der Busfahrer ist das nur selten zu schaffen. Weil so wenige Fahrzeuge unterwegs sind, noch weniger als ansonsten in Cuba, sind die Straßen besser als im sonstigen Land und nahezu mit deutschen zu vergleichen.

Die Insel bietet wahrlich viel Ruhe und sonst viel Nichts. Man kann sich sicher gut entspannen, wenn man mit dem campo glücklich ist. Aber muss man nicht unbedingt hin, wenn man nicht extreme Ruhe sucht oder die Familie besuchen will. Es sei denn, man will Tauchen, was hier wohl gut geht, und ansonsten am Strand liegen und schlafen. Aber da bieten die Malediven weit mehr Service wenn auch vielleicht nicht zu besseren Preisen. Die Unterkunft zu zweit kostete mich US$173,04 für 4 Nächte zu zweit mit (miserablem) Frühstück.

Ein ebenfalls schlechtes Abendessen im Hotel kostet 13 CUC. Wenn nicht die teure Fahrt wäre, würde ich das Essen in Nueva Gerona vorziehen.

Die Preise in einem der drei Restaurants hier seht Ihr hoffentlich gleich auf einem Bild mit der Speisekarte. Alles in CUP!

Es gibt eben kaum Touristen in der Stadt. Das prägt die Preise.

Entsprechend verblüfft wird man als Yuma auch auf der Straße angesehen und beobachtet.
Disko oder Konzerte gibt es ein bis zweimal im Monat.
Aber wenn man hier ein Mädel abschleppen würde wüsste es am nächsten Tag sicher die halbe Insel
Also ist der Aufenthalt hier eher kein Tipp für allein Reisende.

Ansonsten sind die Menschen so freundlich und aufgeschlossen, wie man es in den von Touristen überlaufenen Orten vermisst. Aber sie sind auch ängstlich und für Kuba typisch gut dressiert. Alles was nicht ausdrücklich erlaubt ist, wird als verboten betrachtet.

Ich hatte so über mehrere Tage verteilt wiederhole Diskussion mit der Rezeption gehabt. Der Router hatte sich verschluckt und erlaubte keine WLAN Verbindung mehr.
Ich sagte denen verschiedenen Chicas, sie sollten doch mal kurz den Stecker des Routers ziehen und wieder einstecken. Danach würde dieser wieder laufen und das Problem sei geregelt. Das traute sich aber keiner. So etwas müsse jemand von ETECSA machen, die würde man gleich informieren. Später rief man mich sogar an, um mir zu sagen, dass das WiFi wieder funktioniere. Ich hätte auch Recht gehabt. Der extra aus Nueva Gerona angereiste Mitarbeiter von ETECSA hätte nur kurz den Strom gekappt und dann lief wieder alles. Er hätte aber auch gesagt, dass sie das nicht ebenfalls machen dürften, weil sonst der Router durch ihre Schuld kaputt ginge.
In Kuba braucht man sogar eine staatliche Lizenz, um einen Stecker in die Steckdose zu stecken!

Der Rückflug war wieder problemlos. Das Flugzeug zur Insel, das eine welches immer hin und her fliegt, wirkt recht gut in Schuss, soweit das ein Laie sehen kann.

Am Gepäckband in Havanna gab es dann lustige Szenen. So als 2 durchaus kräftige Männer ein halbes Schwein herunter wuchteten und sehr zufrieden mit der Schweinehälfte von dannen zogen. So viel zum Gewichtslimit von 20 kg. Ansonsten bestand das Gepäck überwiegend aus Kartons und vollgestopften Plastebeuteln.

5 Euro kostet der Weg zum anderen Terminal, offiziell sind es aber 10 Euro, für einen Weg von ca. 2 km. Verstehe einer die kubanische Preisgestaltung.

Nun kamen wir vollkommen ohne Schwierigkeiten in den Besitz eines Autos, was ja wahrlich nicht die Regel ist. Also dann los, es geht die Familie im oriente besuchen. 

Aber diese Nacht verbringen wir noch mal im eigenen Haus und haben zu tun, die rasch noch geernteten Massen an Mangos und Aguacate irgendwie in den Kühlschrank zu quetschen.

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01.08.2019 21:53
#15 RE: Ein Umweg
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Rey/Reina del Foro

Danke!
(...... über das Geburtstagsbier habe ich richtig gelacht )


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01.08.2019 21:59
#16 RE: Ein Umweg
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Rey/Reina del Foro

# 14

....ebenfalls spannend


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01.08.2019 22:17
avatar  Pauli
#17 RE: Auf der Insel der Jugend, isla de la juventud
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Rey/Reina del Foro

danke Sisyphos , schön geschrieben


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01.08.2019 22:20
#18 RE: Auf der Insel der Jugend, isla de la juventud
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Rey/Reina del Foro

Ich bedauere nur, hier aus Kuba klappt das mit den hochladen von Bildern nicht. Das muss ich später von zu Hause aus nachholen.

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Aus aktuellem Anlass: "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Jeder ist überzeugt, er habe genug davon."

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01.08.2019 22:25
avatar  nosanto
#19 RE: Auf der Insel der Jugend, isla de la juventud
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Top - Forenliebhaber/in

endlich wieder mal ein Reisebericht, noch dazu eine Qualitätsarbeit von Sisyphos, immer wieder eine Freude zu lesen


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01.08.2019 22:38
#20 RE: Auf der Insel der Jugend, isla de la juventud
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Sisyphos im Beitrag #18
Ich bedauere nur, hier aus Kuba klappt das mit den hochladen von Bildern nicht. Das muss ich später von zu Hause aus nachholen.

_______________________________________________________

Der Gesunde hat viele Wünsche - der Kranke nur einen.

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01.08.2019 23:05 (zuletzt bearbeitet: 01.08.2019 23:06)
avatar  Ralfw ( gelöscht )
#21 RE: Auf der Insel der Jugend, isla de la juventud
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Ralfw ( gelöscht )

toll zu lesen, wie immer

Zitat von Sisyphos im Beitrag #14
Aber diese Nacht verbringen wir noch mal im eigenen Haus und haben zu tun, die rasch noch geernteten Massen an Mangos und Aguacate irgendwie in den Kühlschrank zu quetschen.

da könnte man gerade neidisch werden, "meine" Mangos werden in meiner Abwesenheit hoffentlich von unserer Familie verzehrt, Aguacate haben wir leider keine.


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02.08.2019 08:33
#22 RE: Auf der Insel der Jugend, isla de la juventud
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Rey/Reina del Foro

Danke Akademiker. Vergiss aber später die Fotos nicht...

Von der Entlarvung des Scheinwissens ausgehend gelangt Platon in den mittleren Dialogen zu einer Dialektik, die sich als diskursive Methode mit der Erkenntnis an sich befasst.

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02.08.2019 09:08
avatar  nico_030 ( gelöscht )
#23 RE: Auf der Insel der Jugend, isla de la juventud
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nico_030 ( gelöscht )

Hi@Sisyphos!

Ganz großes Kino. Danke!

joerg


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02.08.2019 13:54
#24 RE: Auf der Insel der Jugend, isla de la juventud
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Forums-Senator/in

Gibt es nicht auf der Isla ebenfalls einen deutschen Aussteiger, der als Taxifahrer arbeitet?


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02.08.2019 13:57
#25 RE: Auf der Insel der Jugend, isla de la juventud
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Rey/Reina del Foro

Ich glaube er ist verstorben.

Carnicero


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