(Nicht nur) Als Mulo in Kuba

16.11.2017 22:42
#1 (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

Endlich habe ich wieder 8 Wochen Arbeit über die Runden gebracht und kann auf Reisen gehen. Diesmal als mulo, warum auch nicht. Das führt meist zu angenehmen Begegnungen. Weil Condor so freundlich war, kostenlos einen Koffer für Spenden zu gewähren, reise ich wieder einmal mit viel Gepäck nach Kuba. Die 20 kg zusätzlich sind zusammen gekommen, ich habe ganz schön zu tragen. Gibt es doch viele Spender, auch wenn die nicht nur durch Irma motiviert sind. Viele Medikamente habe ich dabei, eine Menge Geld und so manches andere, was in Kuba sicherlich gern verwendet wird. Wie immer aber hat Condor den Zusatzkoffer nur ab Frankfurt gebucht und nicht schon von Dresden aus. Daran bin ich ja mittlerweile gewöhnt, die freundliche Mitarbeiterin im CheckIn aber nicht. Sie runzelt die Stirn, versucht das zu verstehen, scheitert zwangsläufig, beginnt sich zu bemühen, sucht, flucht, sucht weiter, schimpft erneut, ….

Letztlich aber gelingt es ihr, meinen Zusatzkoffer auch für den Flug nach Frankfurt einzuchecken. Einmal musste ich dafür bezahlen, erhielt das Geld aber von der Lufthansa nach einer Reklamation zurück. Seitdem erlebe ich immer wieder die gleiche Prozedur von Condor und beim CheckIn. Diesmal dauert es mehr als 10 Minuten, bis wir miteinander fertig sind, die nette Dame und ich. Beide sind wir genervt, sie weitaus mehr als ich, der ich nur warten musste. Die längere Schlange hinter mir ist mittlerweile ziemlich giftig geworden, obwohl die Leute ja auch nur warten mussten. Ich verstehe das durchaus. Beim business CheckIn länger warten zu müssen als in der Economy ist schon ärgerlich, ich würde den Unmut gern an die Verantwortlichen bei Condor senden, wenn ich nur wüsste wie.

Bei der inmigración bin ich nach einem ruhigen Flug der Erste, darf gleich zu der hübschen chica am Schalter und dann darf ich wieder wegtreten. Es ist noch nicht gelungen, die Passagierliste in das System einzuspeisen. Also geht es erst einmal nicht weiter. Wir warten alle ca. 20 Minuten, zum Unmut einiger hinter mir. Da ich diese Zeit gedanklich aber von der Wartezeit auf die Koffer abziehe, stört mich die Situation nicht wesentlich. Ich schnappe mir die Zeitung aus dem Flugzeug und gedulde mich halt. Schließlich bin ich in Kuba.

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Aus aktuellem Anlass: "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Jeder ist überzeugt, er habe genug davon."

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16.11.2017 22:43
#2 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

Viel unangenehmer finde ich, dass ich am Terminal 2 ankomme und den Wagen am Terminal 3 entgegen nehmen soll. Zwar gibt es an Terminal 2 noch Cubacar Station, aber die Truppe von Habanero hat wohl nicht aufgepasst. Ich bin erst einmal sehr wenig begeistert von den taxistas und ihren Regeln. Durchgehend alle, und ich habe 6 verschiedene Fahrer gefragt, verlangen 10 CUC für die 1,5 km zwischen den beiden Terminals. Alle erklären mir, dass eigentlich jeder Weg vom Flughafen aus bis zur vorgeschriebenen Maximalentfernung mit 25 CUC berechnet werden müsse, sie aber aus Kulanz nur 10 CUC verlangen würden. Höchst freundlich von ihnen! Doch bevor ich mit den Koffern und dem Handgepäck in der Nacht zu Fuß zwischen den Terminals unterwegs bin, zahle ich lieber, wenn auch zähneknirschend. Am Terminal 3 ist das neue Gebäude außerhalb des Terminals nun fertig gestellt und beherbergt die verschiedenen Mietwagenfirmen, Geldautomat und auch einige Geschäfte, die mich gerade wenig interessieren.

Bei Cubacar erwartet mich die nächste Überraschung, diesmal eine angenehme. Ob ich Automatikgetriebe oder Handschaltung wolle, ob ich einen größeren Wagen möchte und welche Marke, werde ich gefragt. Kurz vergewissere ich mich, dass ich nicht in der Dom Rep oder sonst irgendwo in Lateinamerika gelandet bin und lasse mir die zusätzlichen Preise nennen. Ein Luxuswagen interessiert mich nicht, Hand oder Automatik ist mir auch gleichgültig. Aber da sich die Automatikschaltung in einem „Renault“ Sandero befindet, der gerade mal 15 000 km hinter sich gebracht hat, bevorzuge ich diese dann doch. Nach den zahlreichen Erfahrungen mit uralten und defekten Fahrzeugen erscheint mir ein Neuwagen geradezu traumhaft. Wenn ich mich nicht verzählt habe, ist das jetzt Fahrzeug Nr. 29, wobei ich in manchem Urlaub bis zu dreimal das Auto tauschen musste. Das würde ich in diesen Tagen gern vermeiden. 5 CUC Aufschlag täglich verlangt der Mitarbeiter angesichts der 3 Wochen Mietdauer und meines indignierten Gesichtes, als er 10 CUC aufrief. Für die relative Sicherheit, keine Probleme mit dem Auto zu haben, zahle ich die 105 CUC gern zusätzlich.

Zu meiner großen Freude bietet der Sandero sogar Bluetooth im Auto, was das Hören von meinen Hörbüchern und tatsächlich auch das Telefonieren bei der Fahrt sehr viel entspannter macht.

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16.11.2017 22:45
#3 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

So komme ich recht zufrieden in der casa meiner guten Freundin an und werde schon sehnsüchtig erwartet Ist doch tatsächlich der Erste Spendenempfänger schon anwesend. Außerdem soll ich den Bescheid der österreichischen Botschaft übersetzen, den der Sohn meiner Freundin erhielt. Die austriacos sind ja noch seltsamer als die alemanes. Der chico ist als Koch in dem Restaurant La Guarida tätig. Er muss also ein guter Koch sein und verdient offensichtlich gut. Außerdem ist er sehr sparsam und hält sei Geld zusammen. Das ist wohl eine nicht sehr typische Familie, seine Mutter ist überaus zuverlässig, vertrauenswürdig und sparsam und der Sohn von 25 Jahren ist es auch schon! Das verblüfft mich. Er hatte sich schon das Geld zusammen gespart, um mit seiner Novia eine Reise nach Spanien zu machen. Nun hat er erneut das Geld zusammen, um seine Hochzeitsreise mit der Novia nach Österreich zu machen, das europäische Land, das ihn am meisten fasziniert. OK, das ist zwar ein sehr seltsamer Geschmack aber nicht wirklich etwas Schlimmes. Dennoch befand die österreichische Botschaft per Kreuz auf dem Ablehnungsformular, dass weder der Reisegrund glaubhaft erschiene noch die Rückkehrbereitschaft. Auch seine Bitte um Überprüfung dieser Entscheidung wurde abschlägig beschieden. Nun ist der chico ziemlich verärgert, was ich gut verstehen kann. Nicht einmal seine Arbeit und seine Sparsamkeit, sein guter Job und die vorherige Reise nach Europa zählen ausreichend, um ihm den Zutritt nach Österreich zu gewähren. Als Kubaner sei er Mensch dritter Klasse meint er und dann diskutieren wir ein wenig die Situation der Asylsuchenden in Europa und die Entscheidungen der Botschaften bei Reisewünschen von Kubanern. Die Meinung des Kubaners zu den „Flüchtlingen“ und zum Vorgehen gerade der deutschen Regierung gebe ich hier lieber nicht wieder. Ansonsten würde mein Bericht fraglos in der Schrottpresse landen.

Aber gut, irgendwann fordert die Reise ihren Tribut und ich muss ins Bett. Am nächsten Morgen stehen dann innerhalb von 2-3 Stunden 10 zumeist freudig erregte Spendenempfänger vor der Tür und mein Zusatzkoffer leert sich etwas. Einer von ihnen verblüfft mich denn doch. Taucht doch ein coronel der PNR auf, in Uniform und mit einer einstelligen Identifikationsnummer. OK, um den Klugscheißern vorzubeugen. Natürlich ist die Nummer nicht wirklich einstellig, sie lautet 00000X. Coronel ist bei der Polizei anders als beim Militär ein ziemlich hoher Rang und offensichtlich ist der Genosse in der Hierarchie ziemlich weit oben. Ungeachtet dessen ist er ein freundlicher und bescheidener Mensch, der meiner Wirtin gleich versichert, nur der Medikamente wegen zu kommen. Er wolle nichts kontrollieren und keine eventuellen Vergehen aufdecken.

Als dann die Schlange abgearbeitet ist, ich freue mich, dass nicht alle kamen, kann endlich ins Auto springen und mich auf den Weg machen. Dieser führt mich nach Cienfuegos heute. Unterwegs erreichen mich mehrere im Wesentlichen gleichlautende Anrufe. Wieso ich denn schon abgefahren sein und nicht gewartet hätte, bis der Anrufer gekommen wäre, seine Dinge zu holen. Äh, ja, ich bin 14 Uhr gefahren, 10 Uhr war das Abholen ausgemacht. Doch ich komme ja wieder nach Havanna, da muss so ein Trödler eben knapp 3 Wochen warten. In einem Fall wurde bei dieser Mitteilung das Gespräch mit einem „Coñooo, qué maldito alemán!“ abgebrochen. Nun gut, ich bin ja nicht nachtragend.

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16.11.2017 22:46
#4 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

In Cienfuegos bin ich eingeladen zum Geburtstag meiner Freundin dort. OK, erwartungsgemäß sieht die Einladung so aus, dass ich zu einem guten Essen ins Restaurant ausführe und wir gemeinsam meine Geschenke ansehen und ausprobieren. Am nächsten Morgen hat ihr Sohn seinen 3. Geburtstag, den wir im Delfinarium begehen. Das erscheinen mir angemessene Geburtstagspräsente.

Danach geht es weiter nach Trinidad. Ach ja, Trinidad! Diese Stadt ist immer noch mein Favorit in Kuba! Sie ist wirklich schön, übersichtlich, gemütlich, reizvoll und bietet für die geringe Größe erstaunlich viel. Letzteres hängt natürlich mit dem Weltkulturerbe und dem Tourismus zusammen. In Havanna und in Cienfuegos war ich der erste Kunde in der jeweiligen Casa, waren Touristen rar. Ja, sogar in Havanna sind nicht viele Touristen zu sehen und die Restaurants ziemlich leer. Aber Trinidad … Trinidad ist voll mit Touristen. Als wären alle zur gleichen Zeit in der gleichen Stadt. Es sind Massen auf den Straßen und in den Restaurants. Vor so manchem Restaurant stehen Schlangen, dabei sind gleich daneben mindestens ebenso gute Angebote. In den letzten 4-5 Monaten sind wieder neue Gaststätten entstanden. Im historischen Zentrum ist mittlerweile ziemlich jedes zweite Haus ein Restaurant, eine casa particular oder eine Galerie. Das kann einem nun wirklich nicht mehr gefallen. Zum Glück gibt es immer Orte, wo man wenig Touristen trifft. Die casa de la cerveza ist so ein Ort, in der nachmittags eine Rumba stattfindet, der rincón de la salsa zur Nacht und auch die Disco der casa de la música nach 1 Uhr. Ich kann Trinidad durchaus zeitweilig genießen ohne über Touristen zu stolpern.


Natürlich schaue ich mir des Nachts die verschiedenen Aufführungen an aber muss feststellen, dass sich nichts geändert hat. OK, die Kostüme sind nicht mehr die gleichen wie vor 7 Jahren, als ich das erste Mal hier war. Aber die Musik und die Tänze sind es sehr wohl. Von den Tänzer sind einige zu alt geworden für regelmäßige Auftritte, aber ich kenne immer noch eine ganze Menge. Auch nach nun mehr als 2 Jahren, in denen ich nur selten hier im Ort war, kennen mich noch eine ganze Menge Leute und so werde ich immer wieder begrüßt und es gibt viel zu schwatzen.
Durch die Unmasse der Touristen und die permanente Präsenz der Polizei, die noch aktiver ist als in anderen Städten Kubas, folgen mir keine Augen auf der Straße und werde ich auch des Nachts nur sehr selten von bedürftigen chicas angesprochen.

Die Exnovia besuche ich auf einen Plausch. Sie verblüfft mich, hat jetzt ein Studium begonnen. Agronomie studierte sie. Sie kann nach einem Jahr zur licentura de turismo wechseln, weiß aber nicht, ob sie das machen will. Die ganze Agrogeschichte macht ihr Spaß. Ihre Kunst führt sie weiter, hat immer noch 2 Gruppen, mit denen sie in verschiedenen Hotels auftritt. Auch ihre Tochter begrüßt mich und strahlt. Am meisten aber freut sich die ChauChau Hündin, die vor Begeisterung gar nicht wieder zur Ruhe kommt und mich kaum mit den Menschen reden lässt vor hemmungsloser Liebesbekundung. Es ist wirklich immer wieder rührend, zu welch unverklemmter Zuneigung Hunde in der Lage sind, auch noch nach Jahren.

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16.11.2017 22:59
#5 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

immer wieder ein Vergnügen deine Berichte zu lesen.

Carnicero


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16.11.2017 23:09
avatar  Ralfw ( gelöscht )
#6 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Ralfw ( gelöscht )

liesst sich wieder toll, als wenn man gerade dabei wäre.


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16.11.2017 23:23 (zuletzt bearbeitet: 16.11.2017 23:28)
#7 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

Doch lange kann und will ich nicht hier bleiben. Es zieht mich nach Camagüey! Unterwegs halte ich in Santa Clara, Sancti Spiritus und Florida an, ich will ja die ganzen Spenden loswerden, irgendwann weniger tragen müssen. In Camagüey bin ich zum ersten Mal mehr als eine oder zwei Nächte und sehe mir die Stadt genauer an. Sie ist fast leer von Touristen. In der casa, in der ich unterkam, sind zwar 2 Deutsche, aber insgesamt ist in der Stadt kaum etwas von Touristen zu sehen. Zum meinem großen Erstaunen gibt es viele gute Restaurants, das hätte ich nicht erwartet. Ich zähle 5 uneingeschränkt empfehlenswerte Gaststätten und eine hervorragende, eine ganze Menge mehr, wo man durchaus essen kann. So allmählich verliert Kuba auch für einen Gourmet den Status der Nichtexistzenz.

In dem hervorragenden Restaurant behaupten sie, dass sie von dem ersten Kubaner beraten würden, der einen Michelin Stern errungen habe. Ob das stimmt, kann ich nicht sagen. Aber es schmeckt wirklich gut dort und der Service ist hervorragend.

Es ist immer wieder lustig, mit einer cubana essen zu gehen und ihr beim Essen solcher exotischen Dinge wie Carpachio, Gazpacho, Ceviche oder gar Sushi zuzusehen. Wie das Gesicht von "Was soll das denn sein?" über Überraschung bis hin zu Wohlbehagen wechselt, ist eine wahre Freude. Da kann man sich gleich mal als welterfahrener Globetrottel fühlen und als etwas ganz Besonderes.

An einem Abend gehen wir alle zusammen essen und ich vergnüge mich vor allem an den fragenden Gesichtern der anderen Gäste und des Personals, die offensichtlich nicht verstehen, was wir da so treiben und wie diese seltsamen Leute wohl zusammen gehören mögen.

Mit meiner Begleitung gehe ich des Nachts gern aus, schaue mir das Nachtleben der Stadt an, ohne wirklich begeistert zu sein. Das Copacabana ist eine verräucherte, kalte und unangenehme Disko, in der sich nicht die freundlichsten Zeitgenossen treffen. Meine Freundinnen mögen den Laden auch nicht. Etwas besser ist der Patio dahinter. Er stinkt nicht so ekelhaft nach kaltem Rauch, die Musik erlaubt noch eine Unterhaltung und das Publikum erscheint weniger finster, die chicas angenehmer. Doch mit chicas bin ich ja versorgt, somit kann ich alle auffordernden Blicke getrost ignorieren. Das Bambú im Stadtzentrum kann man aufsuchen, um Musik zu hören, einen Drink zu nehmen, sich die anwesenden Chicas anzusehen oder mit anderen chicos dem Sport im Fernseher zu verfolgen.

Beim Kino Casablanca ist eine gleichnamige Bar, um sich an einen Tisch zu setzen, die Aufführung anzusehen oder der Musik zu lauschen, sich anzubrüllen (um den als Musik getarnten ohrzerstörenden Lärm zu übertönen), vielleicht sogar zu tanzen. Wenn man in einer Gruppe unterwegs ist, ist das in Ordnung, allein würde es mir dort keinen Spaß machen. Die Disko El Caribe ist ein wenig weniger bedrückend als das Copacabana und es gibt dort mehr jineteras. Aber mein Favorit wäre auch sie nicht, da ziehe ich Trinidad doch bei weitem vor. Wen es interessiert, die Preise in Camagüey sind niedrig, standardmäßig rufen die jineteras 20 CUC auf. Doch bin ich ja in der erfreulichen Situation, mein Geld nicht so anlegen zu wollen. Es gibt noch mehr Diskos und Bars in Camagüey, aber ich komme nicht dazu, alle aufzusuchen. Auch ist mein Interesse daran gering, habe ich doch nur wenige Abende, die ich allein verbringen muss/soll/darf.

Erstmals passiert mir des Nachts etwas Unangenehmes. An allen anderen Nächten lasse ich mein Auto einschließen, an diesem Abend ist aber der Guardia zu müde oder zu betrunken, um mein Klingeln und Hupen zu bemerken. Nun gut, meist lasse ich den Wagen ja doch auf der Straße stehen, also gehe ich nicht davon aus, dass das bedenklich wäre. Doch am Morgen klopft mich meine Wirtin gegen 7 Uhr wach. Was will die blöde Person denn nur, frage ich mich. Was kann denn nicht noch ein oder zwei Stunden warten? Ich hätte tatsächlich weiter schlafen können, denn zu ändern ist jetzt sowieso nichts mehr. Einer oder ein paar der weniger liebenswürdigen Zeitgenossen haben das Schloss der Kofferraumklappe aufgebrochen. Das habe ich bei meinem Wartburg dazumal ähnlich gemacht, als ich in einer anderen Stadt aus Versehen meinen Schlüssen im verschlossenen Kofferraum deponiert hatte. Ein kräftiger Schlag gegen den Öffnungsknopf überfordert die Verriegelung und man kann ohne weitere Beschädigungen die Klappe problemlos öffnen. Zum Glück hatte ich nur meine Badesachen im Kofferraum, die sind nun weg. Auch die beiden Handyladekabel haben sich verabschiedet, aber ansonsten ist nichts von Wert verloren gegangen. Es war ja auch nichts im Wagen und das Autoradio oder andere Dinge wollten die Diebe wohl nicht. Danke dafür! Den Wagen kann ich am gleichen Tag noch tauschen, erhalte wieder einen Sandero und komme so glimpflich davon bei meinen ersten Raub in Kuba.

An den Wochenenden fahren wir an die Playa Santa Lucía. Am ersten kommen wir im Hotel Roc Santa Lucía unter, dann im Hotel Brisas. Letzteres ist weitaus angenehmer und eher zu empfehlen. Ich hätte nicht erwartet, dass wir dort Wochenenden verbringen können. Doch Anfang November ist nichts zu sehen von den Folgen des Hurrikans, die Natur und die Hotels wirken unbeeinträchtigt. Wie schnell sich Kuba erholt, ist schon beeindruckend.

Weil aber die Zeit in Camagüey allmählich anstrengend wird, bin ich nach knapp 2 Wochen froh, mich wieder in Richtung Havanna auf den Weg machen zu können. Mit 20 hätte ich das sicher anders gesehen. Heute aber kann ich mir nicht mehr vorstellen, dieses Leben auf Dauer zu führen, so reizvoll manche Offerten auch klingen.

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16.11.2017 23:41
#8 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

Zitat von carnicero im Beitrag #5
immer wieder ein Vergnügen deine Berichte zu lesen.

Freue mich auch, dass Du wieder Berichte schreibst. [kubaflaggeS]

Sicher kommt noch mehr - man kann sich also zurücklehnen und warten...

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Der Gesunde hat viele Wünsche - der Kranke nur einen.

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16.11.2017 23:49
#9 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

Außerdem fühle ich mich schlapp und energielos, als hätte ich Fieber. Am Tag der Abreise schlucke ich lieber 2 Analgin, denn Fieber habe ich anscheinend wirklich, wenn auch kein hohes. Außer so einer misslichen Schwäche habe ich keine Beschwerden.

In Havanna habe ich dann Zeit, mich mit Nauta Hogar zu beschäftigen. Meine Freundin/Wirtin hat das jetzt bekommen und ich kann somit von der casa aus, in meinem Bett liegend surfen. Na gut, ich könnte, wenn denn alles so funktionieren würde, wie es sollte. Aber der von ETECSA gelieferte TP-Link-Router ist von einer Qualität ….. Die Firma war bestimmt froh, für diesen Schrott einen Abnehmer gefunden zu haben und das auch noch in einer (vermutlich) erheblichen Stückzahl. Ob sie wohl drauf gezahlt haben, damit diese Technik nicht mehr die Lager füllt?

Der Router funktioniert nur dann korrekt, wenn der angeschlossene Rechner läuft. Wenn er ausgeschaltet wurde, braucht er bis zu 10 Minuten, bis er hochgefahren ist, und dann muss man das WLAN mit der Hand aktivieren, damit man sich mit einem Handy verbinden kann. Manchmal kann man die Verbindung zum Nautakonto mit dem Handy aktivieren, manchmal nicht. Dann muss man das vom PC aus machen. Manchmal komme ich nicht weiter und der Nachbar, ein Elektronikingenieur, bemüht sich, probiert bis zu einer Viertelstunde, um einen Onlinezugang zu öffnen. Immer wieder sehne ich eine Fritzbox herbei.

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17.11.2017 10:05
#10 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Forums-Senator/in

Mal wieder ein toller Bericht.
Langsam solltest du einen Restaurantführer einfügen.
Einige Sprünge ergeben sich wohl nur demjenigen, der dabei war.


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17.11.2017 12:50
avatar  nosanto
#11 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Top - Forenliebhaber/in

ausgezeichneter Reisebericht, Sisyphos , wie immer eine Freude zu lesen; salu2 v Flughafen Amsterdam Schiphol auf d Rückreise v Havanna nach Wien, nosanto


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17.11.2017 14:03
#12 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

Zitat von flicflac im Beitrag #10
... Einige Sprünge ergeben sich wohl nur demjenigen, der dabei war.

Ach, einige Sprünge und Ungenauigkeiten waren einfach notwendig. Manches bleibt besser ungesagt.

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17.11.2017 14:04
#13 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

Zitat von nosanto im Beitrag #11
... salu2 v Flughafen Amsterdam Schiphol auf d Rückreise v Havanna nach Wien, nosanto

Schade, dass unsere Planung so inkompatibel war!

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17.11.2017 14:11
avatar  Sacke
#14 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Top - Forenliebhaber/in

Zitat von flicflac im Beitrag #10
Mal wieder ein toller Bericht.
Langsam solltest du einen Restaurantführer einfügen.

Dem schließe ich mich an. Welches waren denn die guten, bzw. das
hervorragende Restaurant in CMG für dich???

Und von mir auch ein , hervorragend zu lesen.

Saludos

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17.11.2017 14:41
#15 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

Das sehr gute heißt Melangé, Grill und Bar
Cisneros No. 126, esq. San Clemente

Die Guten sind
El Solar
Casa Austria
Restaurante Italiano Santa Teresa
Ein Restaurant gleich um die Ecke von diesem, in der calle Freyre, der Name fällt mir jetzt nicht ein
Bar und Restaurant in der calle República e J. Rámon Silva und Quiñones (oder San Martin), auch hier finde ich die Karte gerade nicht

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17.11.2017 16:17
avatar  condor
#16 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Sisyphos im Beitrag #15

Casa Austria


Zitat

Ein persönlicher Plausch mit dem Betreiber aus Österreich zeigt unmissverständlich die mangelnde örtliche zahnärztliche Versorgung und lässt den Schluss eines erhöhten Geldbedarfs zur Beseitigung des Steinbruchs hinter seinen Lippen zu.
https://www.tripadvisor.de/Restaurant_Re...vince_Cuba.html

Hier könnte Ihr Zitat stehen.

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17.11.2017 17:18
#17 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

Nur gut, dass ich mir so selten von den Besitzern der Restaurants das Essen vorkauen lasse.

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18.11.2017 15:27
#18 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Sisyphos im Beitrag #15
... Bar und Restaurant in der calle República e J. Rámon Silva und Quiñones (oder San Martin), auch hier finde ich die Karte gerade nicht

Visitenkarte gefunden - Casa Madiba
Bar, Restaurant und Zimmervermietung

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23.12.2017 20:48
#19 RE: (Nicht nur) Als Mulo in Kuba
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Rey/Reina del Foro

1 1/2 Monate später gelesen - aber das ändert ja nichts am Vergnügen Nächstes Mal ist Camagüey eh wieder dran Danke für den Bericht

Toleranz als gesellschaftliche Tugend wird meist von denen gefährdet, die unter ihren Schutz fallen...

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