Eliécer Ávila gründet eine politische Bewegung

27.03.2013 23:01
#1 Eliécer Ávila gründet eine politische Bewegung
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Rey/Reina del Foro

Vor inzwischen fünf Jahren wurde Eliécer Ávila unfreiwillig und über Nacht zur internationalen Berühmtheit, als er als vorbildlicher Student und engagierter Kommunist mit bäuerlichem Hintergrund dem damaligen kubanischen Parlamentspräsidenten Ricardo Alarcón auf einer nichtöffentlichen Podiumsveranstaltung an der Informatik-Hochschule aus Anlass der Parlaments-"Wahl" vor versammelter Studentenschaft ein paar entwaffnend simple Fragen zur Regierungspolitik stellte, die die allermeisten Kubaner seiner Generation auch auf der Zunge hatte, aber sich nie zu fragen gewagt hätte. Alarcóns peinliche Antwortausflüchte ließen den Politiker als hohen Vertreter der Staatsmacht in jeder Weise alt aussehen, machten ihn zum weltweit ausgelachten Trottel und demonstrierten gleichzeitig die Absurdität des politischen Systems auf Kuba. Der heimlich kopierte Mitschnitt ging um die Welt und heimlich in jeden Winkel Kubas, Ávila und seine Kommilitonen wurden für ein paar Tage als Helden angesehen, die endlich mal den Mund aufgemacht hatten. Sie mussten natürlich wenige Tage später vor laufenden Fernsehkameras erklären, dass das Ganze bloß wieder eine Manipulation der imperialistischen Auslandsmedien sei, aber kurz darauf wurde Ávila an der Hochschule von seinen Parteifunktionen befreit und ausgegrenzt. Er ließ sich seine freie Meinung und seinen naiv wirkenden Glauben an die Möglichkeit einer besseren Zukunft nicht verbieten, wurde schrittweise zum Dissidenten, tauschte sich in den letzten Jahren mit allen möglichen anderen kritischen Geistern innerhalb und außerhalb Kubas aus und hat diese Woche von seiner ersten Auslandsreise aus eine neue Bewegung ausgerufen. Er möchte (insbesondere junge) Kubaner sammeln, die aktiv am Fortschritt ihres Landes zu einem besseren Regierungssystem mitwirken wollen. Er schlägt den Namen "Somos +" vor, "Wir sind mehr" -- um auszudrücken, dass die Mehrheit der Kubaner einen Wandel will.

Alle haben mal klein angefangen. Aber mal sehen, ob was draus wird. Eigentlich hat er alles, was es ihm unmöglich macht, viele Verbündete zu finden: Die Leute aus Havanna werden ihn nicht als gleichwertigen Kubaner akzeptieren weil er aus einem kleinen Dorf bei Puerto Padre (Las Tunas) kommt. Den anderen ist er viel zu jung und unerfahren, schließlich war er noch nie inhaftiert. Wieder andere sind skeptisch, weil er vor ein paar Jahren selber kommunistischer Jugendfunktionär war. Außerdem verfügt er über keinen großen internationalen Rückhalt, weil er in den internationalen Medien seit seinem allerersten Auftritt nie wieder erwähnt wurde. Kubaner im Ausland misstrauen bekannteren Kubaner mit politischer Meinung grundsätzlich, und den auf Kuba zu Berühmtheit gelangenden Landsleuten noch viel mehr. Die allermeisten jungen Leute auf Kuba sind sowieso nur an Popstars interessiert, und übermäßigen Sexappeal hat er als von Politik redendes Landei nicht zu bieten. Also alles hoffnungslos, aber deswegen noch lange nicht verkehrt:



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