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Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
Santiago, Mittwoch, der 4. April 2012.
Der erste Ausflug mit dem heute geliehenen Wagen auf den Gran Piedra (jardin unterhalb des Gipfels). Anschließend nach Siboney.
Auf der Rückfahrt nach Santiago passiere ich mit Familie (novia, mama und marido) zum ersten Mal den punto de control hinter Sevilla. Welch ein Glück ich doch habe. Einer der gusanos winkt mich raus zur Kontrolle. Meine Dokumente und alle carnets möchte er sehen.
Dann reklamiert er die Kopie meines Passes. Er möchte das Original sehen. Ich erkläre ihm,
dass mein Pass im casa ist und die Kopie ausreicht, ich seit 7Jahren in Santiago mit der Kopie noch nie Probleme hatte. Er verschwindet mit den Dokumenten in seinem Häuschen.
Nach 10 Minuten kommt er zurück, gibt die Papiere meiner novia und wir können passieren.
Santiago, Mittwoch, den 11. April 2012
Es ist schon nach 13.00 Uhr. Ich habe es eilig. Zuerst muss ich den Wagen zurückgeben, dann will ich im Hotel Santiago den Knaller BVB geben Bayern schauen.
Wieder komme ich von Siboney. Diesmal nur mit novia. Punto de control. Derselbe gusano wie vor einer Woche hält mich wieder an. Wieder erzählt er mir, dass ich das Original bei mir haben muss. Ich reagiere ungeduldig und werde laut. Dieselben Erklärungen. Als er mit den Papieren zurückkommt, hat er tatsächlich eine multa von 30 CUC in den Mietvertrag für den Wagen eingetragen. Dazu hält er mir einen Quittungsblock unter die Nase, den ich unterschreiben soll.
Nichts wird unterschrieben. Ich bin stocksauer. Erkläre ihm, dass ich nichts bezahlen werde.
Novia steigt in Santiago aus, will zur peloqueria. Ich will jetzt doch mal sehen, ob ich nicht diese multa aus der Welt schaffen kann.
Erste Polizeistation in der Nähe des Plaza de Dolores. Nicht zuständig. Ich solle zum Ende der Enramada fahren. Die policia dort hört sich meine Schilderung geduldig an. Dann ein Grinsen mit dem Blick auf den Paragraphen, der als Begründung für die multa angegeben wurde. Aber
keine Zuständigkeit. Das ist ein Fall für die Inmigracion. Mit dieser Auskunft fahre ich zum Hotel Santiago, um den Peugeot zurückzugeben.
Dort wieder Erklärungen. Der Angestellte vom Autoverleih meint, dass geht so nicht. Schließlich müsse er im Auftrag des Staates die multa kassieren. Ich solle noch mal in die calle San Francisco fahren und dort mit dem chefe sprechen. Wieder zurück in die Stadt. Der chefe meint, zuständig ist die policia in der Nähe des Ferreiro. Er gibt mir eine Adresse. Ich lasse einen motorista vorfahren. - Mittlerweile bin ich schon einigermaßen gestresst und der Verkehr in Santiago ist auch nicht gerade nervenberuhigend.
Wieder meine Erklärungen. Die hübsche funcionaria mit den zwei Streifen lächelt mich tatsächlich an. Holt ein dickes Gesetzbuch heraus. Versucht mir den Fall aus ihrer Sicht zu erklären. Jetzt verstehe ich nicht mehr viel. Aber ich sage ihr nochmals, dass ich 7 Jahre nur mit der Kopie des Passes unterwegs bin und auch vor einer Woche habe ich dafür keine multa bekommen. Der Fall ist doch klar. Aber klar ist auf Cuba anscheinend nichts. Sie redet sich damit raus, dass ich zu wenige Sprachkenntnisse habe und deswegen die Anwesenheit meiner novia wichtig wäre. Ich erkläre ihr, dass die bei ihrer peloquera ist und sie doch wüsste, wie lange so eine Sitzung dauert. Wieder lächelt sie und meint, ich solle morgen mit meiner novia wiederkommen und eine reclamacion de multa machen. Langsam komme ich mir vor, als kämpfe ich gegen Windmühlen.
Es geht auf 16.00 Uhr zu. Mein Fußballspiel im Hotel kann ich vergessen. Verflucht. Zurück zur Agencia. Natürlich gibt sich der hombre mit meiner Auskunft nicht zufrieden. Zusammen mit ihm wieder zur letzten Polizeistation. Über eine reclamacion würde erst in 10 Tagen entschieden. Dann bin ich nicht mehr auf Cuba. Wieder viel Blabla. Wieder werde ich aufgefordert zu zahlen.
Ich mache unmissverständlich klar, dass ich nichts bezahlen werde, weil ich mir keiner Schuld bewusst bin. Dann hockt sich die Beamtin mit dem hombre des Autoverleihs zusammen. – Das ist ein Fall für die Inmigracion. Diese ist angeblich schon verständigt worden und wird gleich erscheinen. Eine endlose Warterei beginnt. Nach einer Stunde, es ist ca. 17.30 Uhr, droht mir der Autoverleiher doch tatsächlich, dass ich nicht ausreise kann, wenn ich nicht bezahle. Das beeindruckt mich gar nicht. Kurze Zeit später murmelt er etwas und verschwindet mit dem Wagen. Ich warte weiter vor der Polizeistation. Nach ca. 20 Minuten kommt er zurück und gibt mir die Kopie des Vertrages mit einem Eintrag von ihm. Leider konnte mir bis heute niemand sagen, was der aussagt bzw. was der Paragraph bedeutet auf den sich die multa bezieht.
#2 RE: Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
Zitat
Nichts wird unterschrieben. Ich bin stocksauer. Erkläre ihm, dass ich nichts bezahlen werde.
[...]
Nach einer Stunde, es ist ca. 17.30 Uhr, droht mir der Autoverleiher doch tatsächlich, dass ich nicht ausreise kann, wenn ich nicht bezahle. Das beeindruckt mich gar nicht. Kurze Zeit später murmelt er etwas und verschwindet mit dem Wagen. Ich warte weiter vor der Polizeistation. Nach ca. 20 Minuten kommt er zurück und gibt mir die Kopie des Vertrages mit einem Eintrag von ihm.
Und das alles wegen 24 Euro?!
Zitat
wollte mal sehen, ob man auf
Cuba auch Recht bekommt, wenn man es offensichtich auch hat.
Wie kommst Du darauf, dass Du "offensichtlich" Recht hattest? Bei der ersten Kontrolle hat Dich der Polizist darauf hingewiesen, dass Du das Original des Reisepasses mitführen musst. Bei dem Hinweis hat er es freundlicherweise belassen. Nach einem solchen Hinweis hätten wohl die meisten den Reisepass mitgenommen. Bei der zweiten Kontrolle hattest Du den Reisepass wieder nicht dabei und hast dann eine Geldbuße bekommen. Was ist daran ungewöhnlich? Übrigens: Dass Du "seit 7 Jahren in Santiago mit der Kopie noch nie Probleme" hattest, sagt über die Rechtslage wohl nichts aus.
Zitat
Dass Du "seit 7 Jahren in Santiago mit der Kopie noch nie Probleme" hattest, sagt über die Rechtslage wohl nichts aus.
Nein, dann erklär mir mal, warum im September letzten Jahres bei verschiedenen
kontrollen am selben punto de control keiner nach dem Original gefragt hat?
Dasselbe im März in Guantanamo. Policia akzeptiert ohne Kommentar die Kopie meines Ausweises.
saludos
amigo3
#9 RE: Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
Zitat
dann erklär mir mal, warum im September letzten Jahres bei verschiedenen
kontrollen am selben punto de control keiner nach dem Original gefragt hat?
a) weil die Polizisten nett(er) waren
b) weil die Polizisten die Vorschrift auch nicht kannten
c) weil sich die Vorschrift seitdem geändert hat
a) und b) sind meiner Meinung nach wahrscheinlicher. Der Punkt ist doch, dass der Polizist Dich auf diese Dir bis dahin unbekannte Vorschrift hingewiesen hat und Du dennoch weiterhin mit der Kopie unterwegs warst. Und das obwohl Du wusstest, dass Du wieder an dem Punto de Control vorbeikommen würdest. Das kann ich nicht nachvollziehen.
Was ist denn eigentlich Deine Theorie? Dass der Polizist sich diese Vorschrift ausgedacht hat und Dir daraufhin eine 30 CUC-Strafe in den Vertrag geschrieben hat? Und dass alle anderen Polizisten bei denen Du warst und die Inmigración mit dem Verkehrspolizisten unter einer Decke stecken? Oder wie?
"Einer der gusanos"
"Ich erkläre ihm, dass [...] die Kopie ausreicht"
"Ich reagiere ungeduldig und werde laut."
"Nichts wird unterschrieben. Ich bin stocksauer. Erkläre ihm, dass ich nichts bezahlen werde."
"Versucht mir den Fall aus ihrer Sicht zu erklären. Jetzt verstehe ich nicht mehr viel."
Die Ordnungshüter haben es auch nicht leicht mit Dir, was? Jetzt hast Du wohl einen netten Eintrag in deren Computer. An Deiner Stelle würde ich jedenfalls den Original-Personalausweis mitnehmen, wenn ich das nächste Mal an diesem Punto de Control vorbeifahre...
Übrigens: der letzte handschriftliche Vermerk in Deinem Vertrags-Scan bedeutet "Es werden die Seitenblinker und der Strafzettel berechnet". Sagt Dir das was?
#10 RE: Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
ich mußte mal mit meiner Schrottkarre rückwärts eine Einbahnstraße (ca 8% Steigung) runterrollen, unten natürlich ne Streife und wollten mir auch ne Multa aufs Auge drücken... hatte aber meinen Neffen dabei, dessen Papa beim Innenministerium arbeitet... und schon war es erledigt. So funktioniert Sozialismus.
#11 RE: Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
Zitat
a) weil die Polizisten nett(er) waren
b) weil die Polizisten die Vorschrift auch nicht kannten
c) weil sich die Vorschrift seitdem geändert hat
a) aha, einleuchtende Erklärung
b) deswegen mein Verweis auf die nicht existierende Rechtssicherheit -
jeder Uniformierte kann dir nach Lust und Laune eine multa verpassen?
c) weißt du das oder ist das eine Vermutung von dir?
Zitat
Übrigens: der letzte handschriftliche Vermerk in Deinem Vertrags-Scan bedeutet "Es werden die Seitenblinker und der Strafzettel berechnet". Sagt Dir das was?
Von Blinkern hat er nichts erwähnt. Aber was wollen sie jetzt noch berechnen
saludos
amigo3
#13 RE: Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
Abgesehen von der Sachlage würde ich die eh schon knapp bemessene Zeit auf Kuba nicht wegen 30 cuc verplempern - und das, nur um Recht zu bekommen. Falls amigo3 hier überhaupt Recht hatte; nur weil er bisher immer mit einer Kopie durchgekommen ist und hier im Forum öfter geschrieben wird (ela, wenn ich mich nicht irre), daß man das Original in der casa lassen soll!?
Wie schon geschrieben, hinterher gibts wegen "fehlendem Respekt gegenüber der Staatsgewalt" einen Eintrag bei der Inmi, die novia wird "fichada" oder sonst was. Muß ja nicht sein.
Ich persönlich reise jedenfalls nie ohne meinen Pass oder meinen Perso in der Tasche. Da ist er vielleicht sicherer als in manch einer Casa.
Nebenbei, die multas, die ich in Havanna bekommen habe, wurden nie bezahlt, da der Vertrag eine Kopie war und somit nach Fahrzeugabgabe in den Papierkorb landete. Daher fliessen zumindest mal in Havanna so einige multas, die vom Vermieter kassiert werden, in die eigene Tasche. Natürlich bekommen die inspectores auch regelmäßig ihren Teil. Nicht umsonst haben diese Leute so richtig Kohle.
#14 RE: Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
Zitat von amigo3
ich hatte gehofft, dass mit jemand etwas über den aufgeführten Paragraphen sagen kann.
Hast Du den Text bzw. die Nummer des Artikels? Den haben die doch bestimmt während Deiner Anhörung zitiert.
Ich musste mal erfahren, daß es sogar einen Paragraphen gibt, der verbietet, daß man mit einer Hand Moped fährt. Der ist mir mal auf einer Polizeistation vorgelesen worden...
Schon verwunderlich
Novia die sich eigentlich darum kuemmern koennte klinkt sich aus Friseurbesuch ist natuerlich wichtiger
und amigo moechte den bloeden Cubanischen Polizisten mal zeigen wo der Hammer haengt, und verpasst wegen so einem
Pipibetrag sogar ein fuer ihn sicher sehr wichtiges Fussballspiel.
Typisch Deutsch wuerde ich mal sagen, und typisch cubanisch das Verhalten der Novia
#16 RE: Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
#18 RE: Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
Zitat
Wichtige Dokumente (Pass mit Visum beziehungsweise Touristenkarte, Führerschein, Adressenlisten und Telefonnummernlisten) sollten auch in Kopie und getrennt vom Original mitgeführt werden. Ausländer müssen immer in der Lage sein, sich auszuweisen (Passkopie genügt in der Regel).
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laende...Sicherheit.html
#19 RE: Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
1) Willkommen zurück Amigo 3
2) Du fährst schon so lange nach Kuba,
da müsstest du doch wissen. Recht haben
und Recht bekommen ist gerade auf Kuba
wie eine Lotterie.
3) Dios mio ,du hattest doch Urlaub und "dein" BVB
spielte,die 30CUC bezahlt und gedacht leckomio.
4) War bei mir im Okt. auch so ,ich hatte ihm erklärt das
ich auf keinen Fall meinen Pass mit an den Playa nehme.
Er noch rumgemeckert,da haben wir ihm gesagt er brauchte nur
mal in seinen PC zu gucken,da steht alles drin,danach war der
diskussion beendet.
#20 RE: Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
Der Bulle hat einfach seine Kompetenz überschritten. Ist in Kuba (und nicht nur dort) so üblich. Recht bekommst du als Ausländer sowieso nicht. Entweder du zahlst oder du verlierst Zeit und Geld wie in deinem Falle.
Dein Problem war daß du mit Auto kontrolliert wurdest und somit durch den Mietvertrag erpressbar warst (typisch kubanisches Problem). Als Fußgänger hättest du gesagt "Fahren Sie mich eben zur Casa wenn Sie unbedingt das Original sehen möchten - oder wollen Sie mich jetzt verhaften?"
Man kann sich allenfalls nur mit pfiffigen, unkonventionellen Mitteln dagegen zur Wehr setzen. Ich bin mal eine Zeitlang nur mit einer Kopie des Mietvertrages herumgefahren. Hatte extra gelbes und blaues Kopierpapier mitgebracht. Wenn da so ein Arsch was reingekritzelt hat hab ich die Kopie vernichtet und bin mit der nächsten weitergefahren. Allerdings ist zur Nachahmung nicht zu raten. Mittlerweile sind die darauf sensibilisiert.
Grundsätzlich plane ich die Kaution von Anfang an als Verlust mit ein. Falls alle Multas zusammen den Preis für Verlust des Mietvertrages überschreiten, was bei längerer Mietdauer durchaus vorkommt, dann fliegt der Zettel eben weg und es werden 150 CUC von der Kaution abgezogen. Na und? Dafür geht einem alles schön entspannt am Arsch vorbei was die Bullen in der gesamten Zeit so an Touristenfallen und Schikanen veranstalten. Das sollte einem schon 150 CUC wert sein.
#21 RE: Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
Zitat von Quimbombo
Der Punkt ist doch, dass der Polizist Dich auf diese Dir bis dahin unbekannte Vorschrift hingewiesen hat und Du dennoch weiterhin mit der Kopie unterwegs warst. Und das obwohl Du wusstest, dass Du wieder an dem Punto de Control vorbeikommen würdest. Das kann ich nicht nachvollziehen.
An Obrigkeitshörigkeit nur noch durch die Kubaner selbst zu überbieten.
Diese "Vorschrift" dürfte auch dem Polizisten unbekannt gewesen sein. Weil die gibt es nämlich nicht. Oder hast du irgendwo schwarz auf weiß, daß man in Kuba ständig seinen Original-Reisepass mit sich herumschleppen muß?
Yuma + Novia + mama + marido im Mietwagen mit einem Nagel im Vorderreifen und dann noch noch ne freche Lippe. Das hat bestimmt kein gutes Gesamtbild abgegeben. Wahrscheinlich war keiner von euch angeschnallt, dein Ersatzreifen fehlte, ein Verbandskasten ebenfalls und wahrscheinlich hatte einer von deinen Begleiern tatsächlich seinen Carnet zu Hause vergessen. Hätten die Polizisten ernsthaft gesucht wärst du sicherlich auf 100 CUC Multa gekommen.
In der Gaceta Ordinaria No 40 vom 17.September 2010 stehen übrigens die geltenden Verkehrsregeln Kubas.
#24 RE: Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
#25 RE: Ein Hauch von Don Quichotte im Oriente
Zitat von el loco alemán
Diese "Vorschrift" dürfte auch dem Polizisten unbekannt gewesen sein. Weil die gibt es nämlich nicht. Oder hast du irgendwo schwarz auf weiß, daß man in Kuba ständig seinen Original-Reisepass mit sich herumschleppen muß?
Den Reisepass nicht, aber den Führerschein (wenn man Auto fährt): multa im Vertrag des Autoverleihers
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