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Zurück aus Holguin
Ich komme gerade aus Holguin zurück und hier ein kleiner Reisebericht:
Die Situation hat sich gegenüber meinem letzten Besuch im Juni nochmal deutlich verschlechtert. Auf dem Land wurden weitere Schulen und Krankenhäuser geschlossen, die Mitarbeiter auf größere in Holguin verteilt. Fidel tritt - runderneuert und fidel wie lange nicht mehr im TV auf. Zum Januar greift das "Reformpaket" das Raul und Fidel - gemeinsam - erarbeitet haben.
Davor haben alle Angst, denn man kann es mit einem Wort: reducir - beschreiben. Die Librette wird nochmal deutlich gekürzt. Ab Jan. gibt es z.B. nur noch 4 Eier pro Mann und Monat. Die Begründungen hierfür sind obstrus. Man wolle nur noch wirklich hilfebedürftige unterstützen und nicht mehr Leute die staatliche Hilfe gar nicht brauchen...Stichwort Sozialschmarotzer
Ich war auch in Havanna - dort ist die Situation genauso. Sehr wenige Touristen. In St Maria gibt es nur noch 2 Casa Particulares, weil sich die anderen die monatliche Zahlung an die Immigration für die Lizenz nicht mehr leisten können. Die paar Touristen lümmeln so am Tropicoco rum umzingelt von 5-6 Jiniteras. Guanabo ist ausgestorben.
Ich habe hier das komplette Booklet "Proyecto de Lineamientos de la Politica Economia y Social" vom 1.11, das (angeblich) unter Federführung von Fidel und Raul erarbeitet und ab Januar umgesetzt werden soll. Falls jemand mit gutem Spanisch Lust hat es, oder einen Teil, zu übersetzen. Kann ich es gern mal überlassen.
Die Cubaner lesen es, entweder gar nicht, oder lachen sich kaputt. Und in der Tat: Es ist sehr amüsant - nicht für die Cubaner - aber für uns. Es passieren komische Sachen in den Köpfen alter Männer.
Bis dahin. TOM
#4 RE: Zurück aus Holguin
Zitat von EvaniuskaZitat
Kann ich es gern mal überlassen
stell es doch hier ein
Is schon:
Cuba divulga plan de reformas de Raúl Castro en documento congresual del PCC (Beitrag von HC)
Mit dem einstellen ist so eine Sache: es ist ein Heft - Dina A4 mit 32 Seiten. Vieles darin ist ab einem gewissen Punkt nur noch BlaBla - allerdings die wesentlichen Punkte sind schon der Hammer. Es sind im Prinzip nur noch Fantasien eines von der Realität und den Menschen völlig entrückten Systems.
Reduzierung der Libretta um nur noch wirklich Bedürftige zu unterstützen; Anstrebung eines einheitlichen Währungssystems um die Ökonomie zu stärken - wie und wann wird da nicht erwähnt: Mehr Freiheit in kleinen privaten Negozios um den Cubanern ein auskommen ausserhalb der Cooperativas zu ermöglichen. Allerdings musst du für eine solche Lizenz erstmal an den Staat zahlen, monatlich, was sich ohnehin kein Cubaner leisten kann.
Das beste wäre wenn jemand mit gutem Spanisch eine Art Summary schreiben würde. Und die dann hier einstellt.
#8 RE: Zurück aus Holguin
Zitat von Evaniuska
Da EHB ja dankenswerterweise schon verlinkt hat - ich nehm mir das pdf mal mit in den Urlaub. Vielleicht hab ich ja Lust & Laune mal drüberzufliegen. Im Dorf haben wir einen, der die 32 Seiten wahrscheinlich eh schon wieder auswendig aufsagen kann...
Ist das Papier nicht wert, auf dem es steht. Was sie wollen wissen sie schon, aber wie es gehen soll habe ich nicht gelesen.
Das Wetter
http://www.wetter.net/1304/Holguin
.
Zitat von tom2134
Es sind im Prinzip nur noch Fantasien eines von der Realität und den Menschen völlig entrückten Systems.
........................
Reduzierung der Libretta um nur noch wirklich Bedürftige zu unterstützen;
Anstrebung eines einheitlichen Währungssystems um die Ökonomie zu stärken -
Mehr Freiheit in kleinen privaten Negozios um den Cubanern ein auskommen ausserhalb der Cooperativas zu ermöglichen.
Also für mich hören sich diese Punkte ganz vernünftig an.
Sind das nicht die Reformen, nach denen die 'Kritiker' seit Jahren schreien?
vielen dank tom für deinen reisebericht. im raum holgui/ las tunas habe ich ende oktober anfang november nichts besonderes i.d.S. bemerkt. es wird nur überall kommentiert, es ist aber normale situation wenn auf einaml eine vernünftige rationalisierung der arbeitsplätze laut gedacht wird. heute bestimmt nicht,la fiesta de changó,de santa bárbara y de los santeros.
Auf dem Land wurden weitere Schulen und Krankenhäuser geschlossen, die Mitarbeiter auf größere in Holguin verteilt. Viele wurden auch ganz nach Hause geschickt. Genaue Zahlen kenne ich nicht - kennt keiner. Aber jeder kennt einen oder eine.
Zum Januar greift das "Reformpaket" das Raul und Fidel - gemeinsam - erarbeitet haben.
Reduzierung der Libretta in allen Bereichen, aber auf z.B. 4 Eier pro Monat - Fleisch gibt es gar nicht mehr. Muss man im Shop mit CUC kaufen oder selbst organisieren.
Die Social Ajuda für die ganz Armen wird mit Januar beendet - d:h der Staat zahlt gar nichts mehr - die Oma meiner Freundin bekam bisher 7 CUC pro Monat - ab Januar 0 CUC und hat keine Rente.
Wer ein Privat Geschäft eröffnen will - was nun geht, aber keiner will - zahlt zunächst einmal für die Lizenz an den Staat monatlich Umsatz unabhängig. Was sich, die Leute die ich kenne gar nicht leisten können.
Zitat von tom2134
Mit dem einstellen ist so eine Sache: es ist ein Heft - Dina A4 mit 32 Seiten. Vieles darin ist ab einem gewissen Punkt nur noch BlaBla - allerdings die wesentlichen Punkte sind schon der Hammer. Es sind im Prinzip nur noch Fantasien eines von der Realität und den Menschen völlig entrückten Systems.
Reduzierung der Libretta um nur noch wirklich Bedürftige zu unterstützen; Anstrebung eines einheitlichen Währungssystems um die Ökonomie zu stärken - wie und wann wird da nicht erwähnt: Mehr Freiheit in kleinen privaten Negozios um den Cubanern ein auskommen ausserhalb der Cooperativas zu ermöglichen. Allerdings musst du für eine solche Lizenz erstmal an den Staat zahlen, monatlich, was sich ohnehin kein Cubaner leisten kann.
Das beste wäre wenn jemand mit gutem Spanisch eine Art Summary schreiben würde. Und die dann hier einstellt.
Viel mehr Konkretes als du schreibst, steht in dem Papier nicht drin. Viel Das Wichtige wurde hier genannt.
Na da bin ich ja beruhigt das da nicht mehr drin steht - ich dachte immer, mein Spanisch wäre zu schlecht. Auf der anderen Seite: auch erschreckend und zeigt deutlich wie weit die in Havanna schon von der Realität entfernt sind. Wie kann man denn die Libretta allen Ernstes reduzieren um Missbrauch vorzubeugen , wo sie doch für viele Cubaner gerade noch verhindert wie ein Hund in den Kanalgräben wühlen zu müssen.
Mir kommt das ganze vor wie die Schildbürger, die verzweifelt versuchten Licht einzufangen und in die Kirche zu tragen, weil sie die Fenster vergessen hatten.
Ein guter Freund von mir, der sich das Papel gründlich durchgelesen hatte ist der festen Überzeugung, dass "die" tatsächlich denken, das wird funktionieren. Auch das erinnert doch starkt an die letzten Tage unserer DDR. Ein entrücktes System das sich selbst verwaltet.
Aber mit meiner These, das das nicht mehr lange gut geht und schon sehr bald eine Veränderung kommen wird - damit stieß ich bei den Cubanern auf Kopfschütteln. Sie glauben es nicht mehr. Dazu hat wohl das plötzliche Comeback von Fidel Castro beigetragen, dadurch haben die letzten die letzten Hoffnungen verloren. So stellte sich jedenfalls mir die ganze Situation dar.
Ansonsten denkt jeder nur noch an sich.
Manga hoy, pensa manana.
Desinteresse. Frustration.
Manga hoy, pensa manana.
Könntest du das mal auf Spanisch übersetzten?
.
#21 RE: Zurück aus Holguin
Habe das Pampflet auch versucht zu lesen. Interessant fand ich die Idee schon, die dahintersteckt.
Wurde ja in D-Land auch mal ausprobiert.
Zuerst schmeißt man im nächsten Jahr ca. 1,2 Mio Staatsbedienstete, von angeblich 5,2 Mio die überhaupt arbeiten, raus, und gibt ihnen dann die Möglichkeit eine "Ich AG" zu gründen.
Dafür zahlt dann der "Ich AG" Gründer dem kubanischen Staat eine Schweine Kohle (natürlich in CUC) egal ob er was verkauft/verdient oder nicht.
-> Kubanischer Staat spart sich das Geld für die Angestellten und kassiert von selbigen dann auch noch dick Kohle, damit die versuchen sich irgendwie durchzuschlagen. (z.B. Lizenz um Touris zu kutschieren 300 CUC p.m.)
Der Rest schaut halt, was er sonst so klauen, betrügen und rauben kann. (La banda de 300 in SCU z.B.)
Es sind auch bei bestehenden Lizenzen kräftige Preiserhöhungen geplant. So zahlt eine Casawirtin heute (SCU) z.B. 150 CUC p.m , ab 1. Januar 200 CUC, Kleine Steigerung um 33%.
Wenn das kein geniales kommunistisches Konzept von den beiden Tio's ist ?
Saludos
Zitat von seiziZitat von osito blanco
Wenn das kein geniales kommunistisches Konzept von den beiden Tio's ist ?
Das ist eben gerade kein kommunistisches Konzept, sondern das Spiel von Angebot und Nachfrage.
Wo bitte siehst Du den hier "Angebot und Nachfrage" ??????????????
Zitat von tom2134
Na da bin ich ja beruhigt das da nicht mehr drin steht - ich dachte immer, mein Spanisch wäre zu schlecht. Auf der anderen Seite: auch erschreckend und zeigt deutlich wie weit die in Havanna schon von der Realität entfernt sind. Wie kann man denn die Libretta allen Ernstes reduzieren um Missbrauch vorzubeugen , wo sie doch für viele Cubaner gerade noch verhindert wie ein Hund in den Kanalgräben wühlen zu müssen.
Mir kommt das ganze vor wie die Schildbürger, die verzweifelt versuchten Licht einzufangen und in die Kirche zu tragen, weil sie die Fenster vergessen hatten.
Ein guter Freund von mir, der sich das Papel gründlich durchgelesen hatte ist der festen Überzeugung, dass "die" tatsächlich denken, das wird funktionieren. Auch das erinnert doch starkt an die letzten Tage unserer DDR. Ein entrücktes System das sich selbst verwaltet.
Aber mit meiner These, das das nicht mehr lange gut geht und schon sehr bald eine Veränderung kommen wird - damit stieß ich bei den Cubanern auf Kopfschütteln. Sie glauben es nicht mehr. Dazu hat wohl das plötzliche Comeback von Fidel Castro beigetragen, dadurch haben die letzten die letzten Hoffnungen verloren. So stellte sich jedenfalls mir die ganze Situation dar.
Ansonsten denkt jeder nur noch an sich.
Manga hoy, pensa manana.
Desinteresse. Frustration.
wie ein Hund im Strassengraben wühlen die Menschen in Haiti und die 40 bis 50 % der Bevölkerung in den übrigen an Kuba angrenzenden Ländern; in Kuba selbst habe ich noch keine Menschen gesehen, die auf den Mülldeponien nach Essen suchen.
Zur Libretta Würdest du dich mal dazu herablassen die Granma zu lesen (du scheinst ja spanisch ganz gut zu verstehen), dann wüsstest du, dass das Thema Libretta dort umfassend diskutiert wurde und zwar jeden Freitag auf der Leserbriefseite. Realitätsfern ist die Entscheidung - wie auch immer sie mal umgesetzt wird - also keinesfalls.
Zitat von Luz
in Kuba selbst habe ich noch keine Menschen gesehen, die auf den Mülldeponien nach Essen suchen.
Vielleicht solltest Du beim Spazierengehen in Cuba eine hellere Sonnenbrille aufsetzten!!!
In Ciego de Avila habe ich öfters Renter in den Müllkörben wühlen sehen.
Könnte aber auch sein, daß sie nur nach ihrem Handy gesucht haben
falko
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