Oldtimer auf Kuba

06.04.2007 17:20
avatar  dirk_71
#1 Oldtimer auf Kuba
avatar
Rey/Reina del Foro

Oldtimer auf Kuba
Rauchzeichen aus Havanna
Sie waren Statussymbole des Kapitalismus, heute sind die Oldtimer aus vorrevolutionärer Zeit längst kubanisches Kulturgut. Eine Probefahrt.
Von Margit Kohl

Havannas Oldtimer stammen noch aus vorrevolutionärer, amerikanisch geprägter Zeit - wie dieser Ford aus den 50er Jahren.

Wo Kommunisten leben, sterben die Probleme, heißt einer dieser platten Propagandasprüche auf Kuba, die man bisweilen auf Werbetafeln am Straßenrand findet. Vermutlich fallen sie einem nur deshalb auf, weil das Land in kommerziellen Dingen sonst eine gänzlich werbefreie Zone ist. Aus der Kühlerhaube unseres Ford Victoria Baujahr 1953 steigt indes grauer Rauch auf, der mittlerweile direkt in den Fahrgastraum hineindrückt und einem nur deshalb nicht das Hirn vernebelt, weil es sich bei diesem Wagen um ein Cabriolet handelt. Als Beifahrer würde man dennoch am liebsten aus dem Auto springen, aus Angst, das Gefährt könnte gleich in Flammen aufgehen. Schließlich liegt die letzte Panne erst eine Viertelstunde zurück, als der Taxifahrer nach einem kurzen Zwischenstopp seinen Ford nicht mehr zum Laufen brachte, ohne für eine kurze Montageaktion hinter der Kühlerhaube zu versinken.

Das wird's wohl jetzt gewesen sein mit der nostalgischen Oldtimerfahrt durch Alt-Havanna, denkt man als Fahrgast, doch der Taxi-Chauffeur verzieht noch immer keine Miene. Nein, er lächelt sogar. Immerhin fährt er langsam rechts ran und bedeutet einem, dass das bisschen Rauch kein Grund zur Panik sei. Na dann möchte man im real existierenden Sozialismus doch gern auch dieses Problemchen sterben sehen. Als hätte er einen laut denken hören, sagt der Fahrer: "Kubaner finden immer eine Lösung."

"Kubaner finden immer eine Lösung." Vor allem, wenn'ss um die Oldtimer geht

Fürwahr, auf Kuba muss man schon allein wegen des Handelsembargos, das die USA seit 1961 verhängt haben, erfinderisch sein. Da werden abgeschnittene Strumpfhosenoberteile zu Mützen umfunktioniert, kleine Knöpfe als Paillettenersatz auf Abendkleider genäht und Omas Silbergabel aus vorrevolutionärer Zeit wird zum Armreif umfunktioniert. Auch unser Fahrer ist inzwischen unter der Kühlerhaube fündig geworden und hält grinsend die verkokelten Plastikgriffreste einer Beißzange in den Händen. Das Werkzeug hatte er bei der vorangegangenen Reparaturaktion doch glatt auf dem Motorblock liegen lassen, weshalb sich das Plastik nun gänzlich in Rauch aufgelöst hat. Problem gelöst, einsteigen, weiter geht die Fahrt durch Havannas Altstadt.

Sie galt einst als Perle unter den Städten der Karibik und lebt heute, zumindest in den Augen der Touristen, von ihrem morbiden Charme und einer einzigartigen Mischung aus Tropen und Sozialismus, Prachtbauten und Ruinen, russischen Ladas und amerikanischen Oldtimerlimousinen aus vorrevolutionärer Zeit. "Wenn es etwas in dieser Stadt im Überfluss gibt, dann sind es die Einstürze", schreibt der kubanische Schriftsteller Abilio Estévez in "Los palacios distantes" (Die fernen Paläste), einem Schlüsselroman über den Zerfall Havannas und seines politisch maroden Regimes.
...................
http://www.sueddeutsche.de/,tt5m2/automo...ikel/44/108935/

Nos vemos
Dirk

 Antworten

 Beitrag melden
Seite 1 von 1 « Seite Seite »
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!