Das Loch im Dach, den Himmel vor Augen ("Freitag"-Artikel)

26.01.2007 16:57
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#1 Das Loch im Dach, den Himmel vor Augen ("Freitag"-Artikel)
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Rey/Reina del Foro

Das Loch im Dach, den Himmel vor Augen

NACHDENKEN üBER CUBA
Der Karibikstaat zeigt der Welt seit langem, der Mensch lebt nicht vom Brot allein - auch nicht von einer Idee allein

Viele Möglichkeiten zur Nach-Castro-Ära sind in den vergangenen Monaten durchgespielt worden. Alle Überlegungen drehen sich um den politischen Überbau. Um einen möglichen Nachfolger, eine kollektive Führung, eine Übergangsregierung, um die Stärke der Exilorganisationen und so weiter. Was ist mit dem Volk? Mit dem durchschnittlichen Cubaner? Was könnte man aus seinem Alltag für die Zukunft schlussfolgern?


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Es geht nur um die Bevölkerung und ihr mögliches Verhalten, wenn Fidel Castro nicht mehr lebt. Er hält die Gesellschaft bisher - auch vom Krankenbett noch - im Wesentlichen zusammen. Sein eigenes anspruchsloses materielles und finanzielles Leben und andererseits sein anspruchsvolles ideelles Konzept sind wie eine Vorgabe. Wer wollte ihm gegenüber schon laut bekennen, dass er die Gelder, die für Arzt- und Lehrer-Einsätze an vielen Orten der Welt draufgehen, doch lieber im Interesse des Lebensstandards in Cuba eingesetzt sehen möchte? Fidel würde das als einen nicht akzeptablen Egoismus zurückweisen. Er bestätigt im Interviewbuch mit Ignacio Ramonet, dem Direktor von Le Monde Diplomatique zwar, dass der Mensch auch materielle Güter brauche, dass man sie sogar an die erste Stelle setzen müsse, um studieren zu können und ein anderes Leben zu erreichen, aber "die Lebensqualität liegt im Bewusstsein, in der Kultur. Die Werte sind es, die eine wirkliche Lebensqualität ausmachen, die höhere Lebensqualität, die über der Nahrung, dem Dach über dem Kopf und der Kleidung steht."

Ich bin sicher, dass nicht alle Cubaner diese Auffassung teilen. Ich glaube sogar, dass viele nicht so denken. Doch sie sitzen in einer Falle. Das System der USA wollen sie nicht, die alte Abhängigkeit vom nördlichen Nachbarn erst recht nicht. Aber Wohlstand, ja.


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Aber so, wie es manchmal fast gesetzmäßig scheint, dass der Mensch Vorteile - auf Cuba sind das unter anderem ein anständiges und kostenloses Gesundheitswesen, Bildung gratis bis hin zur Universität, symbolische Mieten beziehungsweise fast geschenktes Wohneigentum oder, grundsätzlicher gesagt, eine weitgehende soziale Gerechtigkeit - schnell als selbstverständlich nimmt, während das Fehlende übermächtig wird; so scheint es auch weit verbreitet, dass er sich bestimmte Konsequenzen der gewünschten Veränderungen seines Lebens nur schwer vorstellen kann.

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Aber es gilt eben auch, dass der Mensch, der normale durchschnittliche Mensch, nicht allein von einer Idee lebt. So gut die auch immer sein mag. Jeder hat nur ein Leben. Und die meisten von uns messen ihre Alltagssorgen und -wünsche an den in der Welt vorhandenen Möglichkeiten.
Ein junger Cubaner, der seit langem in Berlin lebt, sagte mir auf die Frage, wofür seine Landsleute bei einem anderen Wahlsystem denn stimmen würden: "Für Essen und die Freiheit, jederzeit die Angehörigen in den USA treffen zu können". Und so schließe ich einen Wahltag in der Nach-Castro-Zeit nicht aus, an dem das Ergebnis uns fassungslos machen könnte.


http://www.freitag.de/2007/04/07040901.php


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26.01.2007 17:03
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#2 RE: Das Loch im Dach, den Himmel vor Augen ("Freitag"-Artikel)
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( Gast )

In Antwort auf:
Jeder hat nur ein Leben.


Sicher ?


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