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Kontinent der Verlierer
In Antwort auf:
Kontinent der Verlierer
Lateinamerikas Linksregierungen könnten die letzte Chance sein, die soziale Frage unter demokratischen Vorzeichen zu lösen
Von Michael Schmidt
Lateinamerika – da werden Bilder wach von Armut und Urwald, Karneval und Korruption, Diktatur und Drogenkrieg. Lateinamerika – das ist unberührte Natur und Polizeistaat, schöne Frauen und Analphabeten, Sonne und Slums: exotisch, chaotisch, folkloristisch. So in etwa sieht es aus, unser Lateinamerikabild. Ein bunter Mix aus Fakten und Fiktionen. Der Philosoph Ernst Bloch erkannte einst ein üppig gefülltes „Traumarsenal geographischer Märchen“ in den Ländern südlich des Rio Grande. Eine riesige Projektionsfläche für Debatten über unerfüllte Utopien von einer besseren Welt; ein Referenzraum auch für die junge globalisierungskritische Linke. Mit dem Superwahljahr 2006 sind der Subkontinent aus dem Windschatten der großen Weltpolitik getreten und das Bild um noch ein paar Facetten reicher geworden.
Lateinamerika – das ist jetzt auch der erste Indio-Präsident Boliviens, Kokabauer und Gewerkschaftsführer Evo Morales, und sein bunt gestreifter Alpaka-Pullover; das ist die geschiedene Sozialistin und Atheistin Michelle Bachelet an der Spitze des kulturell so konservativen Chile; und das ist auch der kranke kubanische Insel-Revolutionär Fidel Castro und sein selbst ernannter venezolanischer Ziehsohn, der potente Petro-Populist Hugo Chavez. Der will bis 2030, unterm Banner eines „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“, den Traum des Freiheitshelden Simon Bolivar verwirklichen: ein geeintes Südamerika, frei von Bevormundung durch die USA. Wohin die Reise gehen soll, hat er sinnfällig klar gemacht. Im März des Jahres ließ er Venezuelas Flagge umnähen. Bisher lief das Wappenpferd nach rechts – jetzt trabt es nach links.
(......)
http://www.tagesspiegel.de/meinung/archi...006/2954098.asp
Moskito
Sehnsucht nach Alternativen
In den Wahlerfolgen der Linken zeigt sich: Die neoliberalen Konzepte für Lateinamerika sind gründlich gescheitert
VON BERND PICKERT
2006 war in Lateinamerika das, was man hierzulande ein "Superwahljahr" nennt - und es wurde das Jahr der Linken. In Chile, Ecuador und Nicaragua wurden mit Michelle Bachelet, Rafael Correa und Daniel Ortega linke PräsidentInnen gewählt. In Brasilien und Venezuela bestätigten die WählerInnen die Amtsinhaber Lula da Silva und Hugo Chávez, in Bolivien trat der erste indigene Präsident Evo Morales sein Amt an. In Peru scheiterte der linksnationalistische Kandidat Ollanta Humala nur knapp an seinem Konkurrenten Alan García, in Mexiko verfehlte der gemäßigt linke Andres Manuel López Obrador nur hauchdünn die Mehrheit. Lediglich im Bürgerkriegsland Kolumbien konnte der konservative Amtsinhaber Alvaro Uribe klar seine Position verteidigen, und bei den Wahlen in Costa Rica siegte mit Friedensnobelpreisträger Oscar Arias jemand, der mit einem klar auf Freihandel und Marktkräfte orientierten Programm gegen den derzeitigen politischen Mainstream Lateinamerikas schwimmt.
Denn bei allen Unterschiedlichkeiten der roten bis zartrosafarbenen Linksregierungen Lateinamerikas gilt doch eins: Ihre Wahlsiege sind inspiriert von der Suche nach Alternativen zu den wirtschaftspolitischen Konzepten, die Lateinamerika in den vergangenen 25 Jahren geprägt haben und die im Subkontinent mit dem Unwort "neoliberal" treffender charakterisiert sind als sonst wo auf der Welt - und mit noch katastrophaleren Folgen.(...........)
http://www.taz.de/pt/2006/12/28/a0168.1/text
Millionen für die Armen
Die Linksregierungen Lateinamerikas haben einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel vollzogen - mit positiven Ergebnissen
VON MARK WEISBROT
Neue Führungspersönlichkeiten verändern Lateinamerika - und das Verhältnis der Region zu den Vereinigten Staaten, zu multilateralen Institutionen, internationalen Finanzmärkten und ausländischen Investoren. In den USA wird diese Entwicklung oft unter politischen Gesichtspunkten gewertet, etwa als Aufstieg von "Populismus" oder "Antiamerikanismus". Tatsächlich jedoch liegt der Schlüssel zum Verständnis in der Wirtschaftspolitik der jeweiligen Regierungen.(...............)
http://www.taz.de/pt/2006/12/28/a0178.1/text
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